Cover-Bild Versteckt vor aller Augen
(9)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Europa Verlage
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 440
  • Ersterscheinung: 03.02.2022
  • ISBN: 9783958904286
Pieter van Os

Versteckt vor aller Augen

Eine Überlebensgeschichte
Annette Wunschel (Übersetzer)

Polnische Katholiken hielten sie für eine von ihnen. Eine ergebene Nazifamilie nahm sie auf, als wäre sie ihre eigene Tochter. Sie verliebte sich in einen deutschen Ingenieur, der Flugzeuge für die Luftwaffe baute. Was jedoch niemand wusste, war, dass Mala Rivka Kizel 1926 in Warschau in eine große polnisch-orthodoxe jüdische Familie hineingeboren worden war. Ihrem Wagemut, ihrem Charme, ihrer Intelligenz, ihrem blonden Haar und ihren blauen Augen verdankt sie, dass sie als einziges Mitglied ihrer Familie den Zweiten Weltkrieg überlebte.

Als der niederländische Journalist Pieter van Os in einer Warschauer Pianobar über Malas Geschichte stolperte, machte er sich auf die Suche nach den Spuren dieses Lebens, das sie durch das vom Krieg zerstörte Mitteleuropa in den aufstrebenden Staat Israel geführt hatte, bevor sie sich schließlich in den Niederlanden niederließ. Mit ihren Erinnerungen als Leitfaden zeichnet van Os Malas Schritte physisch nach, macht Halt in lokalen Archiven und abgelegenen Dörfern und sucht nach Menschen, die sie vor 75 Jahren gekannt oder ihr geholfen haben. Damit webt er aus dem roten Faden einer individuellen Geschichte ein erschütterndes Wandgemälde dessen, was sich zwischen ca. 1905 und Kriegsende 1945 in den Gebieten des damaligen Polen abgespielt hat, in einer Zeit, als die Begriffe Nation, Rasse und Identität mit den Abgründen der menschlichen Natur im Gleichschritt liefen.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2022

Eine exzellent recherchierte Reportage über den 2. Weltkrieg

0

„Versteckt vor aller Augen“ von Pieter van Os habe ich schon vor längerer Zeit gelesen, häppchenweise und in kleinen Abschnitten, doch erst jetzt habe ich Worte für eine Rezension gefunden. Denn die Überlebensgeschichte ...

„Versteckt vor aller Augen“ von Pieter van Os habe ich schon vor längerer Zeit gelesen, häppchenweise und in kleinen Abschnitten, doch erst jetzt habe ich Worte für eine Rezension gefunden. Denn die Überlebensgeschichte von Mala ist nichts, was man einfach mal so weg liest, es ist kein Roman. Es ist eher eine exzellent recherchierte Reportage über den 2. Weltkrieg, die die volle Konzentration und Aufmerksamkeit des Lesers erfordert.
Anhand von Malas Erinnerungen, Reisen zu wichtigen Stationen aus ihrem Leben, Gesprächen mit betroffenen Personen und weiterführenden Informationen aus Archiven und Sachbüchern zeichnet Pieter van Os Malas beeindruckende Geschichte nach.
Dabei legt der Autor sein Augenmerk hauptsächlich auf seine Recherchearbeit, was Malas Schicksal etwas in den Hintergrund drängt, dafür aber viele andere Schicksale und Fakten zutage bringt. Dadurch habe ich unheimlich viel Neues und sehr Interessantes über den 2. Weltkrieg gelernt, es hat das Lesen aber auch mühsam gemacht. Teilweise fühlte ich mich von den Fakten etwas erschlagen und ich hätte mir mehr „Mala“ gewünscht.
Wenn man sich aber von Malas Überlebensgeschichte löst und das Buch als das sieht, was es ist, dann wird man es gern und mit großem Interesse lesen.
Denn in „Versteckt vor aller Augen“ erfährt man nicht nur, was im Zweiten Weltkrieg alles passiert ist, man lernt “Krieg“ zu verstehen. Soweit man so etwas Absurdes überhaupt verstehen kann. In keinem Buch vorher habe ich so viel über das Gedankengut, die Hintergründe und den geschichtlichen Zusammenhang eines Krieges erfahren.
Und mir wurde klar, dass es kein Gut und Böse in einem Krieg gibt, keinen Schuldigen und keinen Unschuldigen, es gibt nur jemanden, der der Auslöser war. Oft unter einer fadenscheinigen Rechtfertigung wie Religion oder Ortsanspruch. Ist ein Krieg erst einmal angefangen, bedroht, verfolgt und tötet jeder jeden auf die gleiche grausame Weise, unabhängig davon zu welcher Bevölkerungsgruppe er gehört oder in welchem Land er wohnt. Ein Krieg macht aus "unschuldigen" Menschen "Schuldige" und aus "guten" Menschen "Böse". Die Gründe dafür mögen verschieden sein, einige aus moralischer Sicht eher zu verstehen, einige eher zu verurteilen. Aber alle Gründe lassen Menschen zu Monstern werden. Das hat mir dieses Buch ganz klar gezeigt. Es klagt niemanden an, es gibt niemanden die alleinige Schuld, außer dem Krieg selber.
Zwei Zitate aus dem Buch möchte ich euch an dieser Stelle gerne zeigen, die (hoffentlich) zum Nachdenken anregen.
~ „Ich habe mich oft gefragt“, sagte Mala eines Tages, “wenn es umgekehrt gewesen wäre, wenn die Deutschen alle Katholiken hätten umbringen wollen und nicht die Juden, was hätten die Juden dann gemacht? Hätten sie den Deutschen gesagt, wo sich die Katholiken versteckt hielten? Hätten die Juden die Katholiken genauso verraten, wie unzählige Katholiken Juden verraten haben? (...)“ ~
~ In einem Satz gesagt, erst wenn der oder die Andere sich erfolgreich als eine der Unseren darstellen kann, darf sie mit einer gewissen Menschlichkeit, einem gewissen Mitgefühl rechnen. ~
Gerade in der jetzigen Situation würde ich mir wünschen, dass viele Menschen dieses Buch mit Verstand und Herz lesen, so wie auch viele andere gute Bücher zum 2. Weltkrieg. Vielleicht wird dann der allseits bekannte Spruch endlich einmal war.
Stellt euch vor irgendein Idiot sagt, es ist Krieg. Und KEINER geht hin...
Es könnte doch so einfach sein!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.04.2022

Ein authentischer Zeitzeugenbericht

0

Das Buch erzählt die fast unglaubliche, aber dennoch reale Geschichte der Jüdin Mala Riva Kizel, die als 1926-geborene den Krieg im jugendlichen Alter erleben musste. Viele Zufälle und sicherlich eine ...

Das Buch erzählt die fast unglaubliche, aber dennoch reale Geschichte der Jüdin Mala Riva Kizel, die als 1926-geborene den Krieg im jugendlichen Alter erleben musste. Viele Zufälle und sicherlich eine ordentliche Portion Glück gehörten dazu, dass hieraus eine Überlebensgeschichte werden konnte. Dass beispielsweise gerade eine Nazifamilie ihr Unterschlupf bot und sie so vor dem sicheren Tod rettete grenzt dabei schon fast an Sarkasmus.

Der niederländische Autor und Journalist Pieter van Os, ist durch Zufall auf das Leben von Mala Riva Kizel aufmerksam geworden und hat sich auf die Suche nach ihren Spuren in der Historie gemacht. Sehr mühevoll und engagiert hat er versucht weitere Zeitzeugen und Belege zu finden und musste dabei immer wieder Enttäuschungen und Rückschläge wegstecken. Nichts desto trotz konnte er dann mit dem Buch "Versteckt vor aller Augen" eine bemerkenswerte und detailreiche Aufarbeitung veröffentlichen, die den Leser in die dunklen Stunden der deutschen Geschichte entführt. Die Erlebnisse von Mala Riva Kizel muten schon fast abenteuerlich an und Pieter von Os versucht sie immer in den historischen Kontext zu bringen. Die Hintergrundinformationen wirken sehr gut recherchiert, schossen aber aus meiner Sicht manchmal über das Ziel hinaus. So ging in einigen Passagen der Lesefluss ein wenig verloren und die Hauptprotagonistin führte nur noch ein Schattendasein. Dennoch hat mich das Schicksal der damals jungen Frau sehr berührt und ihr Umgang mit dem Leben, welches geprägt war von der ständigen Angst der Enttarnung, die ihren sicheren Tod bedeutet hätte, fordert einen großen Respekt ein.

"Versteckt vor aller Augen" ist für mich ein äußerst lesenswertes Buch. Die Anzahl der lebenden Zeitzeugen dieser düsteren Zeit werden immer weniger, umso wichtiger ist es ihren Berichten zu lauschen und lesen, um nicht zu vergessen und natürlich daraus zu lernen. die Welt hat es leider nötig. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.03.2022

Biografisches Sachbuch, das unter die Haut geht

0

Bei diesem Buch von Pieter van Os handelt es sich nicht um einen Roman, sondern um ein Sachbuch bzw. eine Biografie, die der Autor mit vielen weiteren Informationen und Quellen verbunden hat. Der Einstieg ...

Bei diesem Buch von Pieter van Os handelt es sich nicht um einen Roman, sondern um ein Sachbuch bzw. eine Biografie, die der Autor mit vielen weiteren Informationen und Quellen verbunden hat. Der Einstieg fiel mir etwas schwer, da ich doch eher eine Romanbiografie erwartet hatte. Die Lektüre benötigt höchste Konzentration und Aufmerksamkeit.

Die im Klappentext beschriebene Lebensgeschichte von Mala Rivka Kizel, deren Erinnerungen Pieter van Os akribisch recherchiert hat, bildet die Kerngeschichte.
Mala wurde in einer streng jüdisch-orthodoxen Familie in Warschau geboren. Sie erinnert sich zurück an ihre Familie, das Warschauer Ghetto, ihre Flucht und weitere Lebenstationen. Diese versuchte der Autor aufzufinden, was nicht immer einfach war. Die Erinneurngen von Mala decken sich nicht immer mit den von ihr angegeben Orten und Beschreibungen. Einige schwer zu findende Dörfer befinden sich an der polnisch- ukrainischen Grenze, wie auch in der Ukraine. Ihr weiterer Lebensweg führte Mala nach Magdeburg und zur erwähnten Familie, die Hitler und seiner Ideologie nahe stand. Wie es Mala gelang dort zu landen, müsst ihr selbst lesen.
Was man aber auf jeden Fall sagen kann ist, dass Mala wirklich großes Glück hatte. Dabei half ihr sicher auch ihr äußeres Erscheinungsbild (blond und blauäugig), wie auch ihr Charme und ihre Sprachkenntnisse.

Das Buch ist vollgepackt mit Fakten und politischen Zusammenhängen rund um die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Entsetzt hat mich die Haltung der Polen gegenüber den Juden. Diese spielt eine ganz besonders große Rolle. Gleich zu Beginn wird auch Mala vermittelt, dass es Polen und Juden gibt, aber keine polnische Juden. Der Hass und die Verleumdungen der polnischen Bevölkerung gegenüber den Juden hat mich entsetzt, vorallem weil normaler Weise nur Deutsche und Österreicher als Judenhasser bekannt sind und dies noch immer in der dritten und vierten Generation zu spüren bekommen. Die Polen werden dabei nicht erwähnt.
Diesen Hass findet man aber in Polen auch noch in der Nachkriegszeit. Überlebende aus den KZs wurden von der polnischen Bevölkerung wieder vertrieben.

Der Schreibstil ist sachlich und detailliert. Der Autor schweift immer wieder ab, um genannte Figuren oder Orte zu analysieren und näher zu beschreiben. Oftmals schließt sich wieder der Kreis zu Mala oder ihrer Familie. Der Autor vermittelt neben der Geschichte um Mala viel Fachwissen rund um den jüdischen Glauben, den Widerstandskämpfern oder verschiedene Lebensweisen, wie auch ein Blick auf Israel und die Entstehung des Staates. Dies fand ich besonders interessant, weil es mir, den bis heute andauernden Kampf zwischen Israel und Plästina, näher gebracht hat.
Am Anfang des Buches befindet sich eine Karte und ein Stammbaum

Erschreckend fand ich so einige Parallelen zum momentanen Ukraine-Krieg. Hitlers Strategien und seine ungerechtfertigte Kriegserklärung an Polen ähnelt auf schrecklicher Weise der von Putin. Auch die Ziele und Aussagen haben ein vergleichbares Muster und bereiten mir Angst.


Fazit:
Dieses biografische Sachbuch ist ein Stück Zeitgeschichte, das hervorragend recherchiert wurde und mir viele neue Einblicke geboten hat, obwohl ich schon sehr viel Lektüre zum Zweuien Weltkrieg und #gegendasvergessen gelesen habe. Ich hätte mir allerdings "etwas mehr Mala" gewünscht. Trotzdem empfehle ich dieses Buch auf jeden Fall an alle Interessierten zum Thema weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.04.2022

Unglaublich wichtig...aber

0

"Haben wir davon gewusst? Oder hätten wir es wissen könnnen? Diese Frage hat in Europa viele Menschen beschäftigt. Nicht jedoch in Polen. In Polen wussten es alle. Hier war die Frage vielmehr: Wie schuldig ...

"Haben wir davon gewusst? Oder hätten wir es wissen könnnen? Diese Frage hat in Europa viele Menschen beschäftigt. Nicht jedoch in Polen. In Polen wussten es alle. Hier war die Frage vielmehr: Wie schuldig sind wir? Erzählen wir unseren Kindern davon, und wenn ja, in welchen Worten? Mit welchen Geschichten? Oder tun wir, als ob nichts geschehen wäre, und sagen nichts?" (Seite 133)

In seinem Buch beschreibt der Autor Peter van Os die Überlebensgeschichte der Jüdin Mala. Und diese Geschichte an sich hat es wirklich in sich, denn wenn man liest was Mala alles gesehen, erlebt und überlebt hat, dann reicht es allemal für mehr als 1 Leben.

Mala lebt mit ihrer jüdischen Familie in Polen, haben ein unbeschwertes Leben, bis auch hier die Nazis einfallen und die Familie in das Ghetto schaffen. Doch Mala ist pfiffig und mutig, ausserdem hat sie den Vorteil wie eine "Arierin" auszusehen, das macht es für sie etwas einfacher. Und somit gelingt ihr auch die Flucht, zusammen mit ein paar anderen Mädchen. Aber sie will weiterhin ihre Familie besuchen, aus dem Ghetto holen und diese Zeit irgendwie überleben.

Das schafft Mala. Mit vielen Umständen, Überwindungen, Neudenken und danach mit dieser grossen Schuld und Leere was die Nazis "hinterlassen" haben, auch bei ihr, auch in ihrer Familie.

Der Autor schreibt über die niedergeschriebenen Erinnerungen von Mala. Nicht alles kann er nachvollziehen, nicht alles steht irgendwo niedergeschrieben und lässt sich so auch nachkonstruieren, gibt den Aussagen von Mala auch den gewichtigen, geschichtlichen Grund. Aber dass muss es, in meinen Augen auch nicht, denn die Geschichte von Mala ist aufregend, erschreckend und grausam, in all ihren Facetten.

Leider, und da liegt auch mein grosses Aber in diesem Buch, verrennt der Autor sich in Fakten, alles zu hinterlegen, nachzuweisen und zu erklären. Ich habe sehr lange auf die wahre Geschichte von Mala gewartet, gerade zum Beginn geht sie so völlig unter. Mala bleibt lange ein Schatten in ihrem eigenen Buch was ich sehr traurig fand. Erst zur Mitte hin bekommt Mala endlich den Raum der ihr zusteht, aber das war mir einfach zu spät.

Lobenswert ist es dass der Autor viele Vergleiche und Zustände zur damaligen Zeit hinzuzog um die Aussagen zu untermauern, aber man hatte dann irgendwann das Gefühl, dies war ihm um Längen wichtiger als die wahre Geschichte um Mala selbst. Natürlich sind auch die anderen Schicksale grausam, erschreckend, dem Leser fällt auf wieviel Glück Mala immer wieder hatte. Aber es verwirrte mich auch irgendwann sehr oft von zig Leuten zu lesen und was sie durchgemacht hatten.

Ich verneige mich vor Mala und ihrer Geschichte, was sie erleben musste und dass sie den Mut fand ihre Geschichte aufzuschreiben. Sie blieb wohl eine sehr positiv gestimmte Frau die viel erzählen konnte und immer meinte dass sie eigentlich Glück gehabt hatte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere