Würger von Graz
Grüne Mark und Weißer TodIn der schönen Steiermark ereignen sich jüngst bizarre Mordfälle, ohne erkennbaren Zusammenhang werden Männer in Graz erwürgt neben blauen Glasscherben aufgefunden. Untersuchungsrichter Franz Stahlbaum ...
In der schönen Steiermark ereignen sich jüngst bizarre Mordfälle, ohne erkennbaren Zusammenhang werden Männer in Graz erwürgt neben blauen Glasscherben aufgefunden. Untersuchungsrichter Franz Stahlbaum und sein Schulfreund Dr. Titus Pyrner stehen etliche Wochen lang vor einem schier unlösbaren Rätsel, können den „Würger von Graz“ nicht dingfest machen. Da haben Resi Eder und Salome Grün, die beiden Verlobten der Ermittler, eine grandiose Idee: weil mehrere Zeichen Richtung Lungensanatorium Eichenheim im Wienerwald deuten, schleusen sich die unternehmungslustigen Damen dort einfach als Pflegerinnen ein.
Mit einem wunderbaren Einstieg rund um die Kraft von Kräutern an Mariä Himmelfahrt im Jahre 1897 zeigt der junge Untersuchungsrichter Stahlbaum, wie schnell er ein Verbrechen aufklären kann. Umso schwerwiegender erscheinen daher die alsbald beginnenden Mordfälle in Graz, deren Lösung er trotz sorgfältigster Recherche nicht voranzutreiben vermag. Darüber hinaus steht er in direkter Konkurrenz zu Polizeiagenten Anton Meisl, mit dem er noch aus einem früheren Fall eine Rechnung offen hat. Mit ihrem sorgfältig gewählten Sprachgebrauch erweckt Gudrun Wieser die damalige Zeit zu neuem Leben, versetzt den Leser alsbald in eine Epoche, in der die Frau kaum etwas anderes zu tun hatte, als sich Kochen, Kindern und Kirche zu widmen. Umso mehr bestechen die beiden scharfsinnigen und hartnäckigen Fräulein Resi Eder und Salome Grün, wie sie ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen und im aktuellen Fall sogar auf gewitzte Art und Weise die Polizeiarbeit unterstützen. Auch die anderen Charaktere sind liebevoll und detailreich gezeichnet.
Mit interessanten Einblicken in die damalige Ermittlungskunst und Heilkunde beginnt jedes Kapitel, die flüssige Erzählweise, durchaus mit Humor versetzt, lässt einen gerne ohne größere Unterbrechungen im Buch verweilen. So erfährt man in wenigen Stunden viele spannende und bestens recherchierte Einzelheiten zur medizinischen Forschung rund um die Tuberkulose, zu akademischen Geheimbünden und schlussendlich natürlich zum Motiv des Grazer Würgers, der nur durch gemeinsamen Krafteinsatz entlarvt werden kann.
Mit Franz, Titus, Resi und Salome ist die Lesezeit wie im Fluge vergangen, die wochenlangen Irrwege bei den Ermittlungen sind kurzweilig und unterhaltsam geblieben, die realen Orte der Handlung kenne ich selbst und kann mir daher auch die damaligen Gegebenheiten und dazu erdichtete Lungenheilanstalt nahe St. Andrä bestens vorstellen. Ich empfehle diesen historischen Krimi also sehr gerne weiter!