Profilbild von Schnick

Schnick

Lesejury Star
offline

Schnick ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schnick über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2019

Kann man lesen, muss man nicht

Ein perfider Plan
0

Es gibt sie noch, die Bücher, die mich ein bisschen enttäuschen. Nicht falsch verstehen: "Ein perfider Plan" ist kein schlechtes Buch. Ich hatte mir nur mehr davon erwartet.

Es gab beim Lesen für mich ...

Es gibt sie noch, die Bücher, die mich ein bisschen enttäuschen. Nicht falsch verstehen: "Ein perfider Plan" ist kein schlechtes Buch. Ich hatte mir nur mehr davon erwartet.

Es gab beim Lesen für mich vor allem zwei Probleme: Den Ich-Erzähler Horowitz und die fehlende Spannung. Na gut, der fehlende Esprit hat auch dazu beigetragen, dass ich insgesamt ziemlich enttäuscht zurückgelassen wurde. Dabei hätte der Roman wirklich grandios sein können!

Zugegebenermaßen bin ich mir nicht ganz sicher, ob nicht ein Teil der Schuld bei der deutschen Übersetzung zu finden ist. Das englische Original kenne ich nicht und womöglich ist es witziger als die deutsche Übersetzung vermuten lässt. Keine Ahnung, ob ich mir jemals das Original antun werde. Vorerst bin ich froh, das Buch überhaupt bis zum Ende gelesen zu haben. So lange habe ich schon lange nicht mehr für ein Buch dieser Kategorie gebraucht. Dass ich mehr als eine Woche für ein mehr als seichtes Buch gebraucht habe, sagt mehr über dessen Qualitäten aus, als es meine Worte je könnten.

Und doch ist das Buch nicht gänzlich schlecht. Ich vermute, dass meine Erwartungshaltung relativ hoch war. Zum einen habe ich "Ein perfider Plan" tatsächlich für viel Geld als Hardcover-Ausgabe im Buchlanden gekauft, zum anderen ließen mich die Kritiken, die ich gelesen hatten, auf ein etwas abseitigeres und vor allem wesentlich witzigeres Leseerlebnis hoffen. Aber zumindest die deutsche Fassung ist wenig witzig.

Der Kriminalfall selbst steht ganz in der Tradition der klassischen Whodunits von Agatha Christie und Arthur Conan Doyle, Ähnlichkeiten mit Holmes und Watson sind durchaus erwünscht. Dabei ist Hawthorne - natürlich - der geniale Ermittler, während der Ich-Erzähler - Horowitz höchstpersönlich - die Funktion Watsons übernimmt. Das alles könnte Spaß machen, wäre Horowitz nicht so ein überaus unangenehmer Charakter. Das ist insofern eine interessante Meldung, weil Hawthorne der Unsympath sein soll, wenn es nach Horowitz geht.

Der Fall selbst ist ganz nett: Die Frage, wie es sein kann, dass eine Frau nur wenige Stunden, nachdem sie ihre eigene Beerdigung geplant hatte, ermordet wird, verspricht einen interessanten Fall. Aber leider bläht Horowitz seinen Roman dermaßen auf - vor allem mit seinen wenig interessanten und noch weniger amüsanten Hollywood-Geschichten -, dass der Fall viel zu oft in den Hintergrund gerät und der ganze Roman viel zu langatmig wird. Ganz bestimmt ist einiges davon mir einem Augenzwinkern geschrieben worden, aber es war für mich dennoch ermüdend und viel zu oft Füllmaterial, das mich vom Wesentlichen abgelenkt hat.

Und so kam es immer wieder vor, dass ich das Buch tagelang liegen ließ, um es dann mehr oder weniger gequält weiterzulesen.

Richtig schlimm wird es - und das ist definitiv ein Manko der deutschen Veröffentlichung - im letzten Kapitel, in dem es unter anderem um den Buchtitel geht. Das ganze Kapitel ergibt, da das Buch in der deutschen Fassung "Ein perfider Plan" statt richtig übersetzt "Das Wort ist Mord" heißt, überhaupt keinen Sinn. Das sind Momente, in denen ich den Kopf schüttele.

Wie gesagt: Das Buch ist nicht schlecht. Es hat seine Momente, aber die sind zu selten, als dass ich es ernsthaft weiterempfehlen kann. Das letzte Kapitel macht - wenn auch nicht zwingend in der unsinnigen deutschen Fassung - durchaus Hoffnung, dass der zweite Teil der angepeilten Serie besser wird. Ob ich mir einen zweiten Teil tatsächlich antun werde, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.

Veröffentlicht am 17.07.2019

Zu wenig Biss

Zornfried
0

Eine gute Satire zu schreiben, ist meiner Meinung nach sehr schwer und ich muss zugeben, dass mich die wenigsten als Satire angepriesenen Werke tatsächlich überzeugen. Dazu gehört nun auch "Zornfried", ...

Eine gute Satire zu schreiben, ist meiner Meinung nach sehr schwer und ich muss zugeben, dass mich die wenigsten als Satire angepriesenen Werke tatsächlich überzeugen. Dazu gehört nun auch "Zornfried", von dem ich mir wesentlich mehr erwartet hatte.


"Zornfried" ist nicht schlecht, aber das Satirische ist mir persönlich zu unterschwellig und tatsächlich hätte ich mir wesentlich mehr Biss gewünscht. Letztlich ist "Zornfried" aber leider eher harmlos geraten, obwohl es die Thematik hergegeben hätte, so richtig loszulegen. Schade.

Nun möchte ich den Roman nicht völlig abtun. Jörg-Uwe Albig hat ein durchweg gutes Tempo für seine Geschichte gewählt. Als sehr positiv habe ich auch empfunden, dass Albig die Geschichte nicht sinnlos aufgebläht hat. Tatsächlich ist "Zornfried" sprachlich sehr gut gelungen. Lediglich inhaltlich wurde mir letztlich zu wenig geboten. Am Ende habe ich mich doch gefragt, was das Ganze eigentlich soll.

Aus meiner Sicht ist "Zornfried" aber nicht nur als Satire zu harmlos geraten. Auch abseits der Satire war mir der Roman zu spannungslos, zu wenig unterhaltsam. Dank der Kürze habe ich das Buch bis zum Ende gelesen, wäre es länger gewesen, hätte ich aber meine Schwierigkeiten gehabt.

Veröffentlicht am 21.02.2019

Ich bin enttäuscht

Ich bin der Zorn
0

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich ein bisschen enttäuscht bin, denn "Ich bin der Zorn" fängt zwar gut an, hält sein Niveau ungefähr bis zur Hälfte des Buches, nur um dann dermaßen wirr und unrealistisch ...

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich ein bisschen enttäuscht bin, denn "Ich bin der Zorn" fängt zwar gut an, hält sein Niveau ungefähr bis zur Hälfte des Buches, nur um dann dermaßen wirr und unrealistisch zu werden, dass es den Spaß ziemlich versaut.

Nun ist es so, dass die ganze Shepherd-Reihe nicht gerade mit Realismus gesegnet ist. So lange der Unterhaltungswert einigermaßen stimmt, bin ich auch durchaus Willens, das zu verzeihen. Und so ist es anfänglich auch, zumal Ethan Cross' Thriller ein gutes Tempo an den Tag legt, Aber dann wird es so dämlich, dass der Unterhaltungswert immer mehr flöten geht.

Ich habe auch nichts gegen Wendungen - wenn sie halbwegs raffiniert sind, aber die Wendungen hier sind einerseits halbwegs vorhersehbar und andererseits so konstruiert, dass auch das keinen echten Spaß bereitet. Dabei fängt die Story wirklich gut an. Ich hätte mir mehr Geradlinigkeit gewünscht. Für interessante Wendungen reicht Cross' Niveau einfach nicht. Zudem werden die Charaktere schlicht und ergreifend verheizt und das ist besonders schade. Ackerman jr. hält die Fahne einigermaßen hoch, aber selbst sein Potential wird immer wieder verschenkt - und dafür, dass er die einzige interessante Figur unter allen ist (ach, was hätte man aus Demon und Judas machen können!), taucht er einfach zu selten auf.

Maggie und Marcus gehen mir mehr und mehr auf die Nerven. Eine Entwicklung der Figuren ist nicht erkennbar. Andrew ist eh eine Randfigur, die wohl nicht mehr über das "blasser Begleiter"-Stadium hinauswachsen wird.

Ich hoffe, der nächste Band der Reihe ist spannender. Mit dem Kauf werde ich allerdings warten, bis er wie die Vorgänger im Angebot zu haben ist. Denn derzeit veranschlagten Preis von 8,99 Euro bin ich nicht bereit zu zahlen. Was auch viel über die Serie aussagt.

Veröffentlicht am 11.11.2025

Enttäuschend

Der Duft. Er führt dich ins Paradies. Oder in die Hölle
2

Paul Richardot ist Parfumeur und versucht sich nun auch noch als Schriftsteller. Sein Debüt "Der Duft" wird beworben als Thriller. Ich weiß nicht, wer meint, dieses Werk sei ein Thriller. Dafür ist der ...

Paul Richardot ist Parfumeur und versucht sich nun auch noch als Schriftsteller. Sein Debüt "Der Duft" wird beworben als Thriller. Ich weiß nicht, wer meint, dieses Werk sei ein Thriller. Dafür ist der Roman schlicht zu spannungsarm. Auch als Krimi überzeugt dieser Roman nicht, weil zu wenig ermittelt wird.

Die Prämisse von "Der Duft" ist an sich klasse: Die Firma Fragancia (so auch der Originaltitel des Romans) stellt individuell auf seine KundInnen zugeschnittene Düfte her, die zu therapeutischen Zwecken Erinnerungen wach rufen sollen. Der junge Mann Hélias ist mit einem großen Talent gesegnet und wird deshalb von seinem Fragancia-Mentor Alain von Le Mans zum Hauptquartier von Fragancia geschickt, um dort eine Ausbildung zu beginnen. Gleichzeitig unterstützt Nora, die rechte Hand der Fragancia-Gründerin und -Leiterin, die Polizei bei Ermittlungen in einem Vergewaltigungfall.

Sowohl die Einordnung des Romans als Thriller als auch die Titelerweiterung "Er führt dich ins Paradies. Oder in die Hölle." suggerieren ein spannendes Leseerlebnis. Leider kann von Spannung nicht die Rede sein. "Er führt dich ins Paradies" wird durchaus ausführlich im Buch thematisiert. "Er führt dich in die Hölle." wird kurz im Roman als mögliche Nebenwirkung erwähnt.

Leider blieb "Der Duft" in so gut wie allen Bereichen hinter meinen Erwartungen zurück. Paul Richardot ergeht sich in langen Beschreibungen von Duft-Zusammensetzungen. Die dürften angesichts seiner Profession Hand und Fuß haben. Leider sind sie auf Dauer furchtbar öde und nehmen insgesamt zu viel Raum ein.

Die "Ermittlungen" im Vergewaltigungsfall laufen eher am Rande. Im Prinzip geht der leitende polizeiliche "Ermittler" von einem ganz spezifischen Täter aus und will durch Frangancia lediglich eine Bestätigung per Duft-Sitzung. Ermittlungen sehen anders aus. Und leider ist es unspannend erzählt.

Hinzu kommt, dass Paul Richardot es nicht einmal schafft, die Orte, an denen der Roman spielt, zum Leben zu erwecken. Le Mans taucht als Name auf, man erfährt einen Straßennamen und das wars. Das ist mir zu wenig. Hätte Richardot seine Ausführungen zu Düften nicht so exorbitant in die Länge gezogen, hätte er ein bisschen mehr Raum für anderweitige nützliche Beschreibungen gehabt.

Zu allem Überfluss sind viele Aspekte innerhalb des Romans und insbesondere in Bezug auf das Unternehmen Fragancia nicht schlüssig. Das Unternehmen investiert unglaublich viel Geld in Entwicklung, Sicherheit, Geheimhaltung und so weiter, man wird nur Kunde, wenn man wohlhabend ist und zwei Empfehlungen durch bereits vorhandene KundInnen vorweisen kann, muss dann aber pro Sitzung lediglich 200 Euro bezahlen, zumal es nur sehr wenige Olfakteure gibt, so dass man auch nicht auf unzählige Sitzungen kommen kann, die das Geld reinspülen. Gleichzeitig ist das Unternehmen angeblich so mächtig, dass es selbst von der Regierung bzw. Behörden "geschützt" wird. Für mich ist das nicht nachvollziehbar bzw. es wird im Roman nicht nachvollziehbar erläutert.

Mit Hélias hat der Autor einen sympathischen Protagonisten erschaffen. So sehr ich mich über dessen Entwicklung im Roman freue, so überhastet erscheint sie mir - gerade im Vergleich zum Rest - der Handlung allerdings.

Insgesamt empfinde ich den Roman als unausgegoren: Das Erzähltempo ist meistens langatmig, teilweise werden ohne erkennbaren Grund zeitliche Sprünge gemacht, die wenig Sinn ergeben und für mich teilweise nicht nachvollziehbar waren. Immer wieder war nicht klar, ob ein Tag, mehrere Tage oder gar mehrere Wochen vergangen sind.

Inhaltlich wird der Fokus sehr stark auf Duft-Zusammensetzungen gelegt, die übrige Handlung plätschert vor sich hin. Abgesehen von Hélias macht keine der Figuren eine nennenswerte Entwicklung durch. Die Leiterin von Fragancia wird immer wieder erwähnt, taucht aber nie direkt auf, was merkwürdig ist, wenn man bedenkt, dass angeblich immer wieder Menschen mit ihr gesprochen haben (insbesondere ihre rechte Hand Nora).

Paul Richardot hat einen mittelmäßigen Roman vorgelegt. Die Einordnung seitens des Verlages als Thriller sowie die Titelerweiterung halte ich für unklug gewählt, weil sie falsche Erwartungen weckt und am Ende bei vielen LeserInnen für Enttäuschung sorgen dürfte. Das ist schade, denn die Geschichte hätte Potential gehabt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.09.2025

Solider Krimi mit fiesem Cliffhanger

VIER
0

Andy Neumanns "Vier" liefert nach fünf Jahren die Fortsetzung zu "Zehn". Ich habe "Zehn" bisher nicht gelesen, konnte dem Geschehen in "Vier" aber problemlos folgen. "Vier" lässt sich locker nach einem ...

Andy Neumanns "Vier" liefert nach fünf Jahren die Fortsetzung zu "Zehn". Ich habe "Zehn" bisher nicht gelesen, konnte dem Geschehen in "Vier" aber problemlos folgen. "Vier" lässt sich locker nach einem Arbeitstag in der Bahn oder im Bus lesen, ohne dass es anstrengend wird.

Es gibt ein paar Aspekte, die mir an "Vier" gefallen haben:

Das Erzähltempo ist super gewählt, auch wenn ich den Roman weniger als Thriller, sondern mehr als Kriminalroman empfunden habe. Mir hat auch gefallen, dass Andy Neumann einen grundsätzlich bodenständigen Kriminalroman abgeliefert hat. Die Charaktere sind in sich schlüssig und es wird tatsächlich ermittelt und nicht nur auf Zufälle gehofft (auch wenn Zufälle trotzdem eine Rolle spielen).

Sprachlich ist der Roman nicht allzu anspruchsvoll, wodurch er sich schnell lesen lässt und auch feierabendtauglich ist. Ich persönlich hätte mir allerdings weniger Sätze, die mit "Und" beginnen gewünscht; das ist natürlich Geschmacksache, es war allerdings auffallend im Verlauf des Romans.

Da der Fall im Zusammenhang mit den Ereignissen aus "Zehn" steht, gibt es immer wieder Verweise auf den Vorgänger-Roman. Der Autor hat geschickt Erklärungen eingeflochten, so dass weder KennerInnen des ersten Teils genervt noch NeueinsteigerInnen wie ich überfordert sind.

Der Fall selbst ist spannend und ich habe im während des Lesens immer wieder Vermutungen angestellt, werden denn der/die TäterIn sein mag. Auch wenn ich so meine Ideen hatte, am Ende hatte ich den Eindruck, dass ich doch daneben gelegen habe.

Womit wir beim Ärgernis angekommen wären: das Ende bzw. das Nicht-Ende. Ich HASSE Cliffhanger sowieso, aber das, was der Autor hier abliefert, ist kein Cliffhanger, sondern ein Abbruch mitten im Roman, denn nichts ist abgeschlossen - kein einziger Handlungsstrang des Krimis ist auch nur ansatzweise aufgelöst oder kann als beendet bezeichnet werden. Es ist - freundlich ausgedrückt - eine Frechheit. Hinzu kommen auf den letzten Seiten satte drei (!) Epiloge, die offenbar dazu führen sollen, dass man sich den Folgeband kauft. Soviel zum Vertrauen des Autors in sein eigenes Werk.

Fazit: "Vier" ist über weite Strecken ein solider, durchaus unterhaltsamer Kriminalroman für Zwischendurch. Das Nicht-Ende ist allerdings sehr ärgerlich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere