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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.02.2018

Den Platz in der Welt finden

Eine Insel zwischen Himmel und Meer
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Crow hat ihr junges Leben auf einer Insel verbracht, an die sie als neugeborener Säugling angespült wurde. Osh, der einzige Bewohner der Insel, hat sie bei sich aufgenommen, immer wieder unterstützt von ...

Crow hat ihr junges Leben auf einer Insel verbracht, an die sie als neugeborener Säugling angespült wurde. Osh, der einzige Bewohner der Insel, hat sie bei sich aufgenommen, immer wieder unterstützt von Miss Maggie von der Nachbarinsel. Crow möchte ihre Herkunft kennen, möchte wissen, wer sie als hilflosen Säugling liebevoll in ein anderes Leben geschickt hat. Osh und Miss Maggie unterstützen sie dabei, doch ihre Suche führt sie zu einem gefährlichen Abenteuer.

Crow begibt sich auf die Suche nach ihren Wurzeln, ein Thema, das uns Menschen beschäftigt, vor allem, wenn diese Wurzeln unbekannt sind. Sehr schön dargestellt ist Crows eher ungestüme Ungeduld, mehr über sich zu erfahren, während andererseits Osh alle Brücken zu seiner Vergangenheit abgebrochen hat. Und beide finden dabei ihren Platz in der Welt. Während das Geheimnis um Crows Eltern doch recht schnell gelöst wurde, bildet die Suche nach (und der anschließende Umgang mit) dem Schatz, dem Erbe der Mutter, einen weiteren Schwerpunkt, der Gelegenheiten gibt für viele Abenteuer. Erst dann ist Crow fester Bestandteil der Inselgesellschaft.

Wunderschön gestaltet ist das Coverbild: Mit den beiden Inseln und dem Boot sowie der stilisierten Feder stimmt es auf den Inhalt des Buches ein. Genauso stimmungsvoll ist die Geschichte erzählt, eine Mischung aus märchenhaften Anteilen und sehr authentisch wirkenden realistischen Charakteren. Sehr gut zeigt sich Crows Geborgenheit in ihrer völlig unüblichen Pflegefamilie von Anfang an, verbunden mit ihrer Entwicklung hin zu dem Erwachsenen, der sie mal werden wird.
Berührend erzählt, vielschichtig angelegt, kommt mir die Geschichte selbst vor wie ein kleiner Schatz. Die Sprache ist der jugendlichen Crow angemessen, doch kommt sie gleichzeitig so poetisch daher, dass es eine Freude ist, sich auf diese Erzählung einzulassen. Gerne empfehle ich diese Geschichte weiter, nicht nur an Jugendliche, sondern auch an Erwachsene.

Veröffentlicht am 16.01.2018

Spannende Mischung aus Fiktion und Fakten

Zona Rossa
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Nach dem Erdbeben in den Abruzzen 2009 ist die Stadt L’Aquila zerstört, die Menschen sind in Notunterkünften untergebracht. Die Versprechungen der Politik sind groß, doch bei den Bewohnern der Stadt herrscht ...

Nach dem Erdbeben in den Abruzzen 2009 ist die Stadt L’Aquila zerstört, die Menschen sind in Notunterkünften untergebracht. Die Versprechungen der Politik sind groß, doch bei den Bewohnern der Stadt herrscht Ungewissheit über die Zukunft vor. Der Wiederaufbau liegt noch in weitester Ferne, an eine Rückkehr ist nicht zu denken. Provisorische Wohnungen sollen erbaut werden, in die die Menschen einziehen können.

Unter diesen Umständen kämpft Viola um das Leben ihres elfjährigen Sohnes, der nach dem Erdbeben im Koma liegt, und trauert gleichzeitig um den Rest ihrer Familie, ihren Ehemann und ihre Tochter. Da erfährt sie, dass ihr Mann einem gefährlichen Geheimnis auf der Spur war. Viola beginnt nachzuforschen, was das sein könnte, und kommt zusammen mit einigen ihrer Bekannten zu der Erkenntnis, dass einige Firmen beim Bau der Häuser minderwertige Baumaterialien verwendet haben und sich dabei eine goldene Nase verdient haben, unterstützt von der Mafia. Bei ihren Recherchen geraten Viola und einige ihrer Freunde in Lebensgefahr…

Die Autorin Sara More beschreibt mit „Zona Rossa – Gefahr für L’Aquila“ eine Geschichte, die sowohl mit erfundenen Protagonisten arbeitet, aber auch viele der zusammengetragenen Fakten einarbeitet. Die Fakten sind kursiv in die Erzählung eingebettet – und ehrlich, wenn diese nicht dabei wären, hätte ich die Geschichte für völlig überzogen gehalten. Doch diese Geschichte baut auf den tatsächlichen Vorkommnissen auf – es ist kaum zu fassen, was alles schief gelaufen ist. Diese Mischung aus Fakten und Fiktion ist jedoch äußerst spannend und macht für mich den besonderen Reiz des Buches auf. Das Ende des Buches ist recht offen gehalten, so dass man auf eine Fortsetzung der Geschichte hoffen darf.

Mit diesem Buch ist es der Autorin gelungen, mein Interesse für die Geschehnisse in L’Aquila erneut zu wecken und zu verfolgen, wie es dort weitergeht. Die Unterlegung der fiktiven Geschichte mit Fakten geht unter die Haut, manchmal musste ich einfach nur noch den Kopf schütteln. Möge das Buch auch weitere Leser betroffen und neugierig machen! Deshalb spreche ich eine unbedingte Leseempfehlung aus und vergebe alle nur möglichen Sterne.

Veröffentlicht am 12.01.2018

Bilder mit einer gewaltigen Symbolkraft

Lied der Weite
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Als die siebzehnjährige Victoria schwanger wird, setzt ihre Mutter sie auf die Straße. Die Lehrerin des Mädchens findet ihr eine Unterkunft bei zwei alten Viehzüchtern, zwei Brüder, die seit langer Zeit ...

Als die siebzehnjährige Victoria schwanger wird, setzt ihre Mutter sie auf die Straße. Die Lehrerin des Mädchens findet ihr eine Unterkunft bei zwei alten Viehzüchtern, zwei Brüder, die seit langer Zeit allein in ihrem Haus leben. – Der Lehrer Guthrie weigert sich, einen Schüler versetzen zu lassen, der zu faul zum Lernen ist und auch sonst negativ an der Schule auffällt.

Kent Haruf lässt erneut eine leise, unaufgeregte Geschichte in seiner fiktiven Kleinstadt Holt spielen, wie schon in der Erzählung „Unsere Seelen bei Nacht“. Die Bilder, die er mit seinen Worten entstehen lässt, geraten scheinbar zu einem Stillleben, mit wenigen kargen Mitteln auf das Wesentliche reduziert, jedoch mit einer gewaltigen Symbolkraft. Seine Protagonisten leben notgedrungen Ideen, die erst einen zweiten Blick brauchen, um die Kraft dahinter zu entdecken. Eindringlich ist seine Neuerfindung von Familie, wenn es denn die Kälte der Zeit nicht zulässt, in einer traditionellen Familie aufzuwachsen.

Wie schon beim Bestseller „Unsere Seelen bei Nacht“ lässt die vorliegende Geschichte eine ganz besondere Wärme entstehen, die man dem Buch zunächst gar nicht ansieht. Mich hat auch diese Erzählung sehr berührt, sie klingt nach und weitet den Blick für neue, kreative Ideen, wenn das Traditionelle versagt. Deshalb gibt es von mir eine eindeutige Leseempfehlung und volle fünf Sterne.

Veröffentlicht am 10.01.2018

Eindrucksvoll erzählt

Der gefährlichste Ort der Welt
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Mill Valley scheint ein kleines Paradies in der Bucht von San Francisco zu sein, von Wohlstand und Sorglosigkeit begleitet. Wie überall versuchen auch hier Jugendliche ihren Platz in der Welt zu finden: ...

Mill Valley scheint ein kleines Paradies in der Bucht von San Francisco zu sein, von Wohlstand und Sorglosigkeit begleitet. Wie überall versuchen auch hier Jugendliche ihren Platz in der Welt zu finden: Tristan, Calista, Abigail, Emma, Ryan, Nick, Damon. Wohin wird ihr Lebensweg sie führen?

In drei Zeitschienen schildert die Autorin Lindsey Lee Johnson das Leben der privilegierten Jugendlichen in dem scheinbar idyllischen Mill Valley. Doch als Tristan, der Außenseiter, in einem Brief seiner Mitschülerin Calista seine Liebe gesteht, erhält das Idyll den ersten Riss für die Jugendlichen: Tristan wird gemobbt, so dass er keinen anderen Ausweg mehr sieht, als in den Tod zu springen. Weitere „Steine der Trauer“ begleiten die Jugendlichen in ihrer Lebensplanung, unerwartete Wendungen kollidieren mit ihrer bisherigen Vorstellungen. In eindrucksvollen Bildern und wechselnden Perspektiven erzählt die Autorin die Geschichte der Jugendlichen, lässt dabei den Leser hautnah alles miterleben: Jeder Jugendliche erhält genau den richtigen Raum für sich selbst. Mill Valley wird dabei zum „gefährlichsten Ort der Welt“, die Geschichte gerät zur Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Traum in der heutigen Zeit der Cybermedien und einer Gesellschaft des Wohlstands, die per se die Erfüllung aller Wünsche verspricht.

Ein sehr emotionales Buch über das Erwachsenwerden, über die Verantwortung für sich und andere ist dabei entstanden, das unter die Haut geht und berührt. Der Nachhall der Erzählung wird den Leser noch eine Weile begleiten.

Veröffentlicht am 03.01.2018

Eine ganz besondere Hexengeschichte

Der Teufel im Bunde
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Inspector Kenna Maxwell wird in das Haus von Mrs MacDonald gerufen, dort liegt eine Tote, die genauso wie die Besitzerin aussieht, nur mit den Zügen einer jungen Frau. Im Gegenzug ist Mrs MacDonald spurlos ...

Inspector Kenna Maxwell wird in das Haus von Mrs MacDonald gerufen, dort liegt eine Tote, die genauso wie die Besitzerin aussieht, nur mit den Zügen einer jungen Frau. Im Gegenzug ist Mrs MacDonald spurlos verschwunden. Was steckt hinter diesen verblüffenden Umständen? Kenna erfährt von ihrem Großvater, dass es in den 1930er Jahren in Tarbet eine Mordserie gab, in die Mary MacDonald verwickelt war, doch Kenna findet überhaupt keine Unterlagen dazu. Wie kann das sein, was ist hier passiert?

Dieses Buch ist Teil der Highland-Hexen-Krimis der Autorin Felicity Green. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, denn jeder Band dieser Reihe beschäftigt sich mit einer anderen Hexe. Geschickt spielt die Autorin hier mit gewissen Gegebenheiten, führt den Leser aufs Glatteis, bis man sich fragt, was denn nun wie zusammenhängen kann – um dann nach und nach eine äußerst erstaunliche Auflösung anzubieten. Dann erst fallen alle Puzzle-Teile an die richtige Stelle, alles ergibt nun einen Sinn, was vorher unvereinbar erschien. Mit viel Liebe zum Detail ersteht in mehreren Zeitebenen eine Hexengeschichte, die von Anfang bis Ende fesselt, so dass man das Buch am liebsten gar nicht aus der Hand legen mag.

Die Geschichte hat mir einige spannende Lesestunden beschert, weshalb ich hier gerne fünf von fünf Sternen verteile mit einer Leseempfehlung für alle, die an Zeitreisen und an Hexengeschichten interessiert sind.