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Veröffentlicht am 20.03.2018

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Das Leben ist ein Seidenkleid
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"Stil hat für mich nichts mit Mode zu tun. Stil – das bedeutet den Mut zum eigenen Charakter zu haben und sich zur eigenen Persönlichkeit zu bekennen." (Tom Ford)

Dieses berühmte Zitat möchte ich meiner ...

"Stil hat für mich nichts mit Mode zu tun. Stil – das bedeutet den Mut zum eigenen Charakter zu haben und sich zur eigenen Persönlichkeit zu bekennen." (Tom Ford)

Dieses berühmte Zitat möchte ich meiner Rezension voranstellen. Denn es spiegelt die Haltung der Protagonistin Maja, die wir in dem Roman "Das Leben ist ein Seidenkleid" von Tanja Wekwerth kennenlernen. Ein Kleid kann ein Leben verändern, sagt Maja. Jede Nacht sitzt sie allein an ihrer Nähmaschine und zaubert bestickte Mäntel oder raffinierte Röcke – die kaum jemand zu Gesicht bekommt. Dazu fehlt ihr der Mut. Bis sie sich mit Leonhard anfreundet, einem sanftmütigen älteren Herrn. Seit dem Tod seiner Frau Luise hat niemand mehr ihr Ankleidezimmer betreten dürfen, niemand außer Maja. Dort, zwischen Petticoats und Maßband, stellt sie mit Leos Hilfe bald fest, dass Lebensträume keinem Schnittmuster folgen.

Als ich das zurückhaltend gestaltete Cover dieses Romans betrachtet habe, fühlte ich mich sofort angesprochen. Es ist in zarten Pastelltönen gehalten und wirkt sehr romantisch und verträumt. Der Betrachter blickt auf das hell erleuchtete Schaufenster eines Mode-Ateliers, das in einem altehrwürdigen Gebäude in einer ruhigen Straße angesiedelt ist. Sein Blick bleibt an einem feinen Kleid in einem hell schimmernden Stoff hängen, das auf einer Schneiderpuppe ausgestellt ist. Ihm wird gleich klar, dass es sich nicht um billige Massenware, sondern um ein sorgfältig gearbeitetes Unikat handelt. Auch der eingängige Titel ist ganz nach meinem Geschmack. Er besteht aus einem einzigen Satz, der aber im Gedächtnis haften bleibt. Hierbei verrät er nicht zu viel vom Inhalt des Romans, sondern macht nur eine ganz zarte Andeutung, um welches Thema dieses Buch kreist.

Der Plot ist bekannt, aber gut umgesetzt. Das Setting ist gut gewählt. Berlin ist eine lebhafte Metropole, in der man seine Träume leben und verwirklichen kann - und es ist der Schauplatz der berühmten Fashion Show, auf der viele Highlights der kommenden Saison präsentiert werden.

Im Mittelpunkt des Romans steht Maja, die eigentlich den Beruf einer Schneiderin erlernt hat, sich aber mehr schlecht als recht als Verkäuferin in einem Kaufhaus durchschlägt. Außerdem hat sie einen NebenJob bei einem guten Bekannten angenommen und liefert Fertigmenüs an alte Menschen aus, die sich nicht mehr selbst versorgen können. Maja ist eine Protagonistin, die man sofort in sein Herz schließt. Sie ist ein herzensguter, liebenswerter und warmherziger Mensch, der sich aber viel zu viel von anderen Menschen gefallen läßt. Hin und wieder möchte man sie schütteln, wenn sie sich von ihrer Vorgesetzten, der hartherzigen, unsympathischen Ketten-Raucherin Hannelies wie ein dummes Schulmädchen vorführen und von oben herab abkanzeln läßt.

Eine positive Veränderung in ihrem Leben birgt die folgenschwere Begegnung mit Leo, einem freundlichen alten Herrn, der in seiner Wohnung die Erinnerung an seine vor vielen Jahren verstorbene Frau hochhält, die ebenfalls eine begabte Schneiderin war und für viele berühmte Menschen gearbeitet hatte, Durch ihn findet Maja den Mut, an sich selbst zu glauben, ihren Traum zu leben und - unterstützt von ihren Schützlingen in ihrem Nebenjob, die ihr ihre aufmerksame und liebevolle Zuwendung mit einer enormen Finanzspritze honorieren - den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Und nicht zuletzt entdeckt sie sich selbst und findet auf ihrem Weg die große Liebe, die man ihr von ganzem Herzen gönnt.

Tanja Wekwerth hat ein sicheres Gespür für Mode und schreibt in einem wunderschönen Stil, der ihrer Protagonistin angemessen ist. Sie verleiht ihr eine leise, zarte Stimme, die sich wohltuend von der gesichtslosen, lauten Masse abhebt. Man spürt die große Liebe der Autorin zu der Mode und zu den Menschen in jeder Zeile des Romans. Mich hat dieses liebenswerte Buch sofort gefangen genommen und von der ersten Zeile an in die faszinierende Welt der Mode entführt. Aus diesem Grunde vergebe ich gern die Höchstpunktzahl von 5 Sternen für eine charmante, feinfühlig erzählte Geschichte, die jedem Leser mutmacht, seinen Träumen zu folgen.

Veröffentlicht am 14.03.2018

Ich seh den Sternenhimmel...

Planetenpolka
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Jeder Mensch ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt. (Mark Twain)

Die neue Ruhrpott-Krimödie von Lotte Minck trägt den schönen Titel "Planetenpolka", und tatsächlich spielen die ...

Jeder Mensch ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt. (Mark Twain)

Die neue Ruhrpott-Krimödie von Lotte Minck trägt den schönen Titel "Planetenpolka", und tatsächlich spielen die Sterne in diesem Buch eine ganz besondere Rolle. Mord infolge einer Mars-Pluto-Konjunktion? "So ein Mumpitz!", denkt Kommissar Arno Tillikowski. Irgenwie kann die hübsche Astrologin Stella Albrecht ihn aber doch davon überzeugen, das plötzliche Ableben der schwerreichen Matriarchin Cäcilie von Breidenbach zu untersuchen. Ihre Ermittlungsmethoden sind mitunter unorthodox, aber äußerst effektiv: Schnell kommen sie dahinter, dass Cäcilies Erben mehr als einen guten Grund hatten, ihre Tante aus dem Weg zu schaffen ...

Was soll ich über das Cover von Ommo Wille schreiben? Seine Werke haben einen hohen Wiedererkennungswert. Sie sind etwas schräg angehaucht und passen perfekt zu den Büchern von Lotte Minck. Auch dieses Cover fällt sofort ins Auge. Auf den ersten Blick glaubt man eine friedliche Szene vor sich zu sehen, eine verstorbene alte Dame liegt in ihrem Bett, und überall spenden Kerzen in silbernen Leuchtern warmes, tröstliches Licht. Dann aber fällt der Blick des Betrachters auf einen riesigen Totenschädel am tiefschwarzen Himmel, der durch das geöffnete Fenster ins Sterbezimmer scheint - und die Stimmung kippt ins andere Extrem. Auch die Rückseite des Buches ist sorgfältig gestaltet worden. Man blickt auf mehrere Sideboards und wundert sich über die auf dem Boden verstreuten Gegenstände.

Als ich den Titel des Buches gelesen habe, konnte ich mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Lotte Minck ist sehr schlagfertig, verfügt über einen tollen Wortwitz und spielt geschickt mit den Erwartungen der Leser.

Astrologie ist eine umstrittene Wissenschaft. Der Plot ist originell, und das Setting mitten im Ruhrgebiet gefällt mir gut. Die Bücher von Lotte Minck atmen so viel unverfälschtes Lokalkolorit; sie wachsen jedem Menschen, der aus dem Pott kommt, ans Herz.

Wer Loretta Luchs in sein Herz geschlossen hat, wird auch einen festen Platz für Stella Albrecht reservieren. Sie ist etwas intellektueller und zurückhaltender als die draufgängerische, impulsive Call-Center-Mitarbeiterin, aber ebenso wie ihre berühmte Vorgängerin hat sie ihr Herz am rechten Fleck und zeichnet sich durch eine scharfe Kombinationsgabe aus.

Auch die anderen Protagonisten sind starke Charaktere. Der Journalist Ben und der Kommissar Arno sind sympathische Figuren, und zusammen mit Stella bilden sie ein starkes Trio. Last, not least möchte ich auch die exzentrische Oma Maria, die einst als Wahrsagerin Madame Pythia auf Jahrmärkten unterwegs war, und die konservative Lehrerin Felicitas erwähnen, welche mit Astrologie nichts anfangen kann und den beruflichen Aktivitäten von Oma und Tochter kritisch gegenübersteht.

Wie immer hat mich Lotte Minck durch ihren locker-flockigen Schreibstil begeistert. Man möchte dieses Buch, das durch ein unorthodoxes Ermittler-Team und einen außergewöhnlichen Fall punktet, nicht mehr aus der Hand legen und es lieber in einem Rutsch durchlesen. Mich hat diese originelle, schwungvolle Ruhrpott-Krimödie in jeder Hinsicht überzeugt, und ich vergebe gern die Höchstpunktzahl von 5 Sternen für ein tolles Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 05.03.2018

3 Engel für Oma

Drei Schwestern am Meer
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Mit ihrem Roman "Drei Schwestern am Meer" entführt Anne Barns ihre Leserinnen nach Rügen. Rügen! Viel zu selten fährt Rina ihre Oma auf der Insel besuchen. Jetzt endlich liegen wieder einmal zwei ruhige ...

Mit ihrem Roman "Drei Schwestern am Meer" entführt Anne Barns ihre Leserinnen nach Rügen. Rügen! Viel zu selten fährt Rina ihre Oma auf der Insel besuchen. Jetzt endlich liegen wieder einmal zwei ruhige Wochen voller Sonne, Strand und Karamellbonbons vor ihr. Doch dann bricht Oma bewusstlos zusammen, und Rina muss sie ins Krankenhaus begleiten. Plötzlich scheint nichts mehr, wie es war, und Rinas ganzes Leben steht auf dem Kopf.

Das Cover ist in warmen Tönen gestaltet worden und sieht hinreißend aus. Der Leser blickt auf eine hübsch dekorierte, selbstgemachte Torte, die das Wasser im Munde zusammenlaufen läßt. Des weiteren fallen zwei Karamell-Bonbons ins Auge, und auch die Muschel als Symbol für das Meer fehlt nicht. Der eingängige Titel des Romans ist in einer kursiven, leicht verschnörkelten lilafarbenen Schrift gestaltet worden. Er ist ganz klar Programm - hier weiß man sofort, was man von diesem Buch erwarten kann.

Der Plot ist nicht neu, aber gut umgesetzt. Auch das Setting auf einer Insel an der malerischen Ostsee ist perfekt gewählt. Insel-Romane erfreuen sich rund um das Jahr großer Beliebtheit, und in Kombination mit einer emotional erzählen Familien- und Liebesgeschichte kann (im positiven Sinne) kaum etwas schiefgehen. Abgerundet wird der Roman durch einige Rezepte, die zum Nachmachen einladen - fertig ist die perfekte Mischung!

Tatsächlich wird die hohe Erwartungshaltung des Lesers nicht enttäuscht. Anne Barns versteht ihr literarisches Handwerk. Sie schreibt in einem atmosphärisch dichten Stil und füllt ihre Schauplätze mit Leben. Man glaubt die weißen Kreidefelsen auf Rügen und das behagliche Heim der Großmutter direkt vor sich zu sehen.

Das Geschehen wird aus der Ich-Sicht von Rina, der ältesten Schwester, vermittelt, die nach einer gescheiterten Beziehung in Berlin wieder ihre Zuflucht im Hause ihrer Großmutter auf Rügen sucht. Auch die zwei anderen Schwestern haben ausnahmslos ein glückliches Händchen für den falschen Mann und sind (glücklicherweise) alles andere als perfekt. Aus diesem Grunde wirken alle Protagonisten authentisch und lebendig; man kann sich sehr leicht in ihre Situation hineinversetzen und ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen.

Das Buch vermittelt wichtige Wertvorstellungen, die in der heutigen Zeit in Vergessenheit geraten sind. Natürlich haben alle drei Schwestern längst ihre Heimat verlassen, um ihre Berufswünsche zu verwirklichen und auf eigenen Füßen zu stehen. Trotzdem ist ihre enge Bindung an ihre Großmutter, die sie nach dem Tod ihrer Eltern aufgezogen hat, niemals abgerissen. Als sie ins Krankenhaus kommt und ihre Hilfe benötigt, zeigen sie ihre Liebe und Dankbarkeit und lassen sie alles stehen und liegen, um ihrer kranken Großmutter zur Seite zu stehen. Nach und nach wird ein kleines Geheimnis gelüftet, das weit in die deutsch-deutsche Vergangenheit weist. Auch für die patente Großmutter, die einen schweren Verlust ertragen und mit einer Lüge leben musste, gibt es ein Happy-End - und jeder Leser gönnt es ihr von ganzem Herzen.

Für mich ist dieses Buch mein persönliches Highlight in diesem Monat. Anne Barns hat einen wunderschönen Wohlfühl-Roman vorgelegt. Er ist wie eine liebevolle Umarmung an einem eisigen Tag, die mein Herz wärmt und mich zu Hause ankommen läßt. Gern vergebe ich heute die Höchstpunktzahl von 5 Sternen und freue mich auf weitere Feel-Good-Romane von Anne Barns.

Veröffentlicht am 18.02.2018

Courage all the time

Die amerikanische Prinzessin
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Die Vereinigten Staaten sind das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ein Musterbeispiel für den amerikanischen Traum ist Allene Tew, die Heldin der Biographie "Die amerikanische Prinzessin" von Annjet ...

Die Vereinigten Staaten sind das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ein Musterbeispiel für den amerikanischen Traum ist Allene Tew, die Heldin der Biographie "Die amerikanische Prinzessin" von Annjet van der Zijl. Am 13. April 1927 geht Allene Tew im Hafen von New York an Bord der Mauretania. Sie lässt ein Leben hinter sich, das ihr alles geschenkt hatte, wovon sie als junges Mädchen vom Land einst träumte: Wohlstand, Ansehen, Mutterglück und die Liebe ihres Lebens. Fast alles hat sie wieder verloren. ›Die reichste und traurigste Witwe der Stadt‹ nennen die Klatschspalten Allene. Doch an diesem Tag bricht sie auf in eine neue Welt. In Europa wartet auf sie eine zweite Heimat, eine Zukunft als wahrhaftige Prinzessin, russische Gräfin und Patentante von Königin Beatrix.

Das Cover ist in Sepia-Tönen gehalten und erinnert an eine Fotografie aus einem alten, verstaubten Album. Es zeigt eine in kühles Weiß gekleidete Frau, die sich in einem Boot an Land bringen läßt, das die amerikanische Flagge trägt. Sie zeigt eine stolze, aufrechte Haltung und hält einen Sonnenschirm in der Hand, um ihren blassen Teint vor der Sonne zu schützen. Der Titel der Biographie ist gut gewählt. Er birgt einen tiefen Widerspruch in sich und macht auf die Biographie neugierig.

Die niederländische Autorin und Historikerin Annjet van der Zijl hat gründlich recherchiert und stützt sich auf viele historische Dokumente. Sie schreibt in einem gut lesbaren Stil und rekonstruiert ein bewegtes Leben, das sich vor einem interessanten historischen Panorama vollzieht. Allene Tew stammt aus einer einfachen, in Jamestown lebenden Familie und schafft über gut gewählte eheliche Verbindungen den sozialen Aufstieg in einer Epoche, die sie durch Wirtschaftsboom, Revolution, die Goldenen Zwanziger Jahre, Weltwirtschaftskrise und - nicht zu vergessen - zwei Weltkriege führt.

Sie ist eine starke Persönlichkeit, deren erklärter Wahlspruch lautet: Courage all the time. In ihrem bewegten Leben muss sie viele schwere Schicksalsschläge (Scheidungen, Tod von Kindern und Ehemännern) ertragen, aber sie lässt sich niemals gehen, sondern bewahrt stets die Contenance und geht gestärkt aus ihnen hervor. Wenn man so will, ist diese distanzierte, kühle Haltung ihrer Erziehung in der Viktorianischen Epoche geschuldet.

Charakterlich gesehen scheint sie ein großzügiger, toleranter Mensch gewesen zu sein, dem wahre Loyalität mehr bedeutete als familiäre Bindungen. Wer einmal ihr Herz gewonnen hatte, konnte ihrer (finanziellen) Unterstützung - auch über den Tod hinaus - sicher sein. Dies gilt nicht nur für ihren geliebten Stiefsohn und ihren letzten Ehemann, sondern auch für andere Menschen, die sie durch "zufällige" Begegnungen kennen- und schätzen gelernt hatte. Vor allem ihre enge Bindung an das niederländische Königshaus hat mich persönlich überrascht.

Allene Tew hat den amerikanischen Traum verwirklicht. Aber ist sie glücklich geworden? Die Antwort auf diese schwierige Frage muss der Leser selbst finden. In jedem Falle hat diese faszinierende Biographie einer ungewöhnlichen Frau, die den Mut hat, ihren Weg bis zum bitteren Ende zu gehen, die Höchstpunktzahl von 5 Sternen verdient.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Skandal in Hollywood

Der Mann, der nicht mitspielt
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n den letzten Monaten ist die Traumfabrik wieder in den Mittelpunkt der breiten Öffentlichkeit gerückt. Tagtäglich werden wir mit brisanten Informationen überschüttet, die im Rahmen der #metoo-Bewegung ...

n den letzten Monaten ist die Traumfabrik wieder in den Mittelpunkt der breiten Öffentlichkeit gerückt. Tagtäglich werden wir mit brisanten Informationen überschüttet, die im Rahmen der #metoo-Bewegung aufgedeckt werden. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund ist es sehr spannend, in die Anfänge von Hollywood einzutauchen.

Der Detektivroman "Der Mann, der nicht mitspielt" von Christof Weigold ist der Start einer Reihe, die auf den größten Skandalen und ungeklärten Mordfällen des frühen Hollywood basiert. In den Roaring Twenties war Hollywood ein wahres Sündenbabel zur Zeit der Stummfilme und der Prohibition. Rätselhafte Todesfälle erschüttern die Stadt. Mittendrin steht ein deutscher Privatdetektiv.
Privatdetektiv Hardy Engel, ein gescheiterter deutscher Schauspieler, wird von der schönen Pepper Murphy beauftragt, das verschwundene Starlet Virginia Rappe zu finden. Kurz darauf stirbt Virginia unter mysteriösen Umständen, nachdem sie eine Party des beliebten Komikers Roscoe 'Fatty' Arbuckle besucht hat. Dieser wird beschuldigt, sie brutal vergewaltigt und tödlich verletzt zu haben. Angefacht von den Boulevardzeitungen des Hearst-Konzerns entwickelt sich der Fall zum größten Skandal der Stummfilmzeit, der ganz Hollywood in den Abgrund zu ziehen droht.
Hardy Engel ermittelt in zwei rivalisierenden Filmstudios und in der Kolonie der Deutschen rund um Universal-Gründer Carl Laemmle. Unterstützt wird er von seinem Lieblings-Bootlegger Buck Carpenter, der ihn mit Insiderinfos und Whisky versorgt, und Pepper, in die er sich Hals über Kopf verliebt, obwohl sie etwas zu verbergen scheint. Als Hardy Engel schließlich die Wahrheit herausfindet, die allzu viele Leute vertuschen wollen, ist nicht nur sein Leben in Gefahr.

Ich gebe es offen zu: das außergewöhnliche Cover dieses Buches hat mich magisch angezogen. Die Aufmachung der Hardcover-Ausgabe ist sehr edel; wann findet man in der heutigen Zeit noch ein Buch mit einem Lesebändchen? Der Schutzumschlag ist in Schwarz-Weiß gehalten, was perfekt zu den Roaring Twenties passt. Der Betrachter hat das Gefühl in einem zeitgenössischen Auto zu sitzen und eine dunkle, von Palmen gesäumte Straße entlangzubrausen, die ins Nirgendwo zu führen scheint. Der Titel ist in goldene Lettern gesetz und nimmt gekonnt das Motiv "Film" auf, tanzt gleichzeitig wegen seiner Länge etwas aus der Reihe. Der Leser freut sich auf die Begegnung mit einem Unbekannten, der nicht im Abspann eines berühmten Films erscheinen wird - und der sich nicht an die Gepflogenheiten in der Traumfabrik hält.

Wie bereits erwähnt, greift Christof Weigold einen historisch belegten Fall auf, der Virginia Rappe das Leben und Fatty Arbuckle seine Karriere kosten sollte. Die Umsetzung der Geschichte ist schlichtweg genial; ich konnte meine Hände nicht mehr von diesem Buch lassen. Vor meinen Augen lief großartiges Kopf-Kino ab. Christof Weigold ist es gelungen, die Roaring Twenties zum Leben zu erwecken. Er schreibt aus der Ich-Perspektive von Hardy Engel, einem typischen "Loosers", der nach dem Ersten Weltkrieg aus Deutschland in die Vereinigten Staaten ausgewandert ist und wie viele Zeitgenossen vergeblich von einer Karriere in der Traumfabrik träumt. Hardy Engel schlittert naiv und unbedarft in die Ermittlungen in diesem Fall; er setzt mitunter auf das falsche Pferd und muss für seine Fehler teuer bezahlen. Fiktion und Realität verschwimmen in diesem Roman auf eine faszinierende Weise; der Leser begegnet vielen bekannten Persönlichkeiten aus den Roaring Twenties, die - wie zeitgenössische Stars - mehrere Gesichter zu haben scheinen und mit wenigen Worten anschaulich und treffend charakterisiert werden .

Gern vergebe ich die Höchstnote von 5 Sternen. Eigentlich wäre ein "Oscar" angemessen. Auf jeden Fall freue ich mich auf weitere atemberaubende, spannende Bände. Hollywood ist reich an Skandalen - Christof Weigold wird aus dem Vollen schöpfen können. Film ab!