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Veröffentlicht am 16.04.2018

Cosy Crime in Cornwalls prächtigen Gärten

Je tiefer man gräbt
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„Sehen Sie sich um, horchen Sie, riechen Sie, fühlen Sie. Gärten sind wie Menschen, sie haben ein Gesicht, einen Charakter, sie verändern sich im Laufe der Jahre, bekommen vielleicht die ein oder andere ...

„Sehen Sie sich um, horchen Sie, riechen Sie, fühlen Sie. Gärten sind wie Menschen, sie haben ein Gesicht, einen Charakter, sie verändern sich im Laufe der Jahre, bekommen vielleicht die ein oder andere Falte mehr, oder auch das ein oder andere Fettpolster, aber ihr Wesen bleibt gleich.“ (S. 72)

Meine Meinung:
Es ist ein regelrechter Wohlfühlen-Start in die Geschichte, wie die junge Gärtnerin Megs in ihrem alten Bulli namens „PuckPuck“ durch die frühlingshafte Landschaft Cornwalls fährt. Mary Ann Fox beschreibt dies so bildlich, dass ich die Szenerie fast vor mir sehen und die frische Frühlingsluft fast riechen konnte beim Lesen. Zu Beginn nehmen die Beschreibungen der Personen, Orte, Landschaften und Gärten breiten Raum ein. Der blumige Schreibstil vermittelt dabei das wohlige Gefühl, stets mitten drin zu sein („Der Duft der blühenden Weißdornhecke, die salzige Meerluft und der Blick auf die weißen Segel der Yachten, die auf dem Helford River trieben, verdrängten endgültig alle schlechten Gedanken.“ - S. 12).

Wie von einem klassischen whodunit Krimi gewohnt, führt Mary Ann Fox nach und nach einige Charaktere ein, und in diesem bunten Reigen ist alles dabei, was das Krimileser-Herz erfreut - von der fürsorglichen Vermieterin, einem wettergegerbten Fischer, einem arrogant auftretenden Oxford-Schnösel bis hin zu den feinen Herrschaften mit einem alten Landsitz und einem unglaublichen Garten. Erst nach rund einem Drittel nimmt die eigentliche Krimihandlung dann an Fahrt auf. Normalerweise hätte mich das gestört, hier habe ich bis dahin aber das authentisch anmutende Südengland-Flair genossen. Sehr moderat entwickelt sich der Krimi-Plot im weiteren Verlauf der Geschichte, hält aber doch die ein oder andere Überraschung und kleine Spitze bereit und schaukelt sich langsam aber sicher zu seinem wirklich spannenden Finale auf. Bis zuletzt hatte ich dabei keine wirkliche Theorie, wer der Täter sein könnte und warum. Die Auflösung am Ende kam für meinen Geschmack ein bisschen zu „hopplahopp“. Hier hätten es ruhig ein paar Seiten mehr sein dürfen. Letztendlich war die Lösung aber insgesamt in sich rund, auch wenn ich nicht alle Details zur Motivation so nachvollziehen konnte. Aber so ist das reale Leben ja auch... nicht alle Handlungsweisen sind immer rational und bis ins letzte Detail nachvollziehbar.

Dieser Krimi besticht durch sein authentisches Südengland-Feeling und insbesondere durch seine gelungenen Charaktere, allen voran natürlich die sehr sympathische Protagonistin. Margaret „Mags“ Blake liebt Gärten und Pflanzen und so nehmen diese hier auch breiten Raum ein. Aber auch einige der anderen Charaktere wussten durchaus zu überzeugen und sind mir im Verlauf der Geschichte wirklich sympathisch geworden, beispielsweise die Polizistin Mary Shifter oder auch die liebenswerte Miss Clara.

FAZIT:
Wie ein kleiner Leseurlaub - Ein Krimi mit viel Wohlfühlatmosphäre und einem bunten Strauß verschiedenster Charaktere.

Veröffentlicht am 11.04.2018

Ein überzeugender Abenteuer-Auftakt mit viel Fantastik und maritimem Flair

Die drei Opale 1: Über das tiefe Meer
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„Erinnerst du dich,
Als das Meer lag da
Ganz still und wartend auf mich.
Ja, erinnerst du dich?“ (S. 79)

Meine Meinung:
„Die drei Opale 1: Über das tiefe Meer“ ist der Auftakt einer Trilogie – und das ...

„Erinnerst du dich,
Als das Meer lag da
Ganz still und wartend auf mich.
Ja, erinnerst du dich?“ (S. 79)

Meine Meinung:
„Die drei Opale 1: Über das tiefe Meer“ ist der Auftakt einer Trilogie – und das beachtliche Debüt der britischen Schriftstellerin Sarah Driver. Ohne großes Vorgeplänkel wirft sie ihre Leser mitten hinein in das turbulente Seefahrerleben auf der „Jägerin“ – und in einen Angriff der gefährlichen Terrodyle („tötestirbertrinkeversinkestirb!“ – S. 17). Regelrecht atemlos ist das erste Kapitel „weggelesen“ und man steckt als Leser schon mitten drin in dieser abenteuerlichen und im wahrsten Sinne des Wortes fantastischen Geschichte, auf einem Schiff voller unerschrockener Seefahrer. Ab hier begleitet man die zwölfjährigen Protagonistin Maus (ja, hier haben fast alle Charaktere „tierische“ Namen!) auf ihrer Odyssee durch die Fantasywelt von Trianukka, die mich immer wieder zum Staunen gebracht hat. Es ist eine wilde Welt, voller unbekannter Kreaturen, phantastischer Orte und Geheimnisse. Auf der Suche nach einem sagenumwobenen und mächtigen Artefakt begegnet man den Schrecken der Meere und vielen geheimnisvollen Wesen, seien es nun die anscheinend allgegenwärtigen, Angst einflößenden Terrodyle, verschwiegene Mystiker, die gefährlichen „Fangzähne“ mit ihren geifernden Polarhunden oder aber auch der hilfsbereite Käpt’n Klapperknochen. Es ist eine wahrlich fantastische Reise zu Eiswüsten und Knocheninseln, die uns Leser hier erwartet. Lediglich das Ende dieses Buches war mir persönlich ein bisschen ZU offen, aber das ist mit Sicherheit dem Wesen der Trilogie geschuldet.

Aber nicht nur im „Großen“ sondern auch im „Kleinen“ weiß diese Geschichte zu überzeugen, wie etwa durch Maus´ Talent des „Tierschnack“, wodurch sie die Sprache der Tiere verstehen kann, oder auch durch ihren getreuen Adler Tauschmelzerin. Besonders gut gefallen haben mir dabei auch die leisen Untertöne zum Thema Umweltschutz, insbesondere Walschutz – haben diese majestätischen Tiere und ihre Gesänge doch eine ganz besondere Rolle in dieser Geschichte.

Komplettiert wird dieses sehr überzeugende Debüt von einer sehr schön gestalteten Karte der Welt Trianukka sowie einer Zeichnung der „Jägerin“.

FAZIT:
Ein fesselndes Abenteuer für Klein und Groß – voller fantastischer Schauplätze, geheimnisvoller Kreaturen und mit einer ordentlichen Portion maritimem Flair.

Veröffentlicht am 11.04.2018

Ein spannender Genre-Mix mit viel Potenzial für den Folgeband

Das dunkle Herz
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„Es brodelte und kochte in allen Zwischentönen von Schwärze. Mal schimmernd und schuppig, mal glatt. Kalt glänzend oder in düsteren Schwaden.“ (S. 231)

Meine Meinung:
Autor Lukas Hainer gilt als einer ...

„Es brodelte und kochte in allen Zwischentönen von Schwärze. Mal schimmernd und schuppig, mal glatt. Kalt glänzend oder in düsteren Schwaden.“ (S. 231)

Meine Meinung:
Autor Lukas Hainer gilt als einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Liedtexter (u.A. für Santiano) und konnte mit den Kinderbüchern der „König der Piraten“-Reihe bereits sein Talent als Buchautor unter Beweis stellen. „Das dunkle Herz“ ist nun sein erster Roman für Jugendliche und Erwachsene (offizielle Altersempfehlung ab 14 Jahre – der würde ich mich anschließen) und dieses beachtliche Debut lässt sich keinem Genre zuordnen. Es finden sich Elemente von Mystery, Dystopie, Abenteuer, Thriller, Coming of Age und für meinen Geschmack auch ein kleines bisschen Horror (keine Angst, nicht zu viel!).

Mitten in der Gedenkfeier für ihren vor 10 Jahren spurlos verschwundenen Bruder Ben verliert die Jugendliche Anna das Bewusstsein – und erwacht in einer lebensfeindlichen Wüste unter einer sengenden Sonne. In einer nahen, dem Verfall anheim gegebenen kleinen Stadt trifft sie auf ein paar Dutzend Menschen jeglichen Alters, die anscheinend das gleiche Schicksal teilen. Es entbrennt ein Kampf um Macht, Lebensmittel, Wasser und gegen ein namenloses Schrecken, dessen sich Anna und die Anderen noch lange nicht bewusst sind.

Diese Geschichte hat mich durch ihren rasanten und zugleich extrem rätselhaften Start sowie ihre über alle Genre-Grenzen hinweg mäandernde Storyline vom Start weg in ihren Bann gezogen, gefesselt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Von der Atmosphäre und der phantastischen Grundidee, auf der sie fußt, erinnert mich Lukas Hainers Roman sehr positiv an die früheren Werke Stephen Kings. Geschickt positioniert er seine Charaktere in einem kleinen, überschaubaren und sehr lebensfeindlichen Mikrokosmos. Etwas gestört hat mich dabei nur, dass er seine Geschichte sehr gradlinig in nur einem Handlungsstrang erzählt. Ein oder zwei weitere Stränge aus Sicht unterschiedlicher Charaktere hätte ich als Bereicherung empfunden. So begleiten wir als Leser die Protagonistin Anna auf der Suche nach einer Lösung für die geheimnisvollen Geschehnisse. Anna war mir dabei von Beginn an sehr sympathisch und im Verlauf der Story gesellen sich weitere angenehme Charaktere hinzu. Selbstverständlich wartet Hainer aber auch mit klassischen Antagonisten auf, die in Teilen schon fast ein bisschen „überzeichnet“ scheinen (wie insbesondere die Figur des Álvaro).

Wenn man sich auf diese spannende und extrem atmosphärische literarische Reise ins Ungewisse einlassen möchte, sollte man eine gehörige Portion Mystery / Fantasy mögen und sich nicht davon abschrecken lassen, dass weitere Bände geplant sind. Denn das bedeutet, dass dieses Buch am Ende zwar schon mit einer passenden Auflösung daher kommt, aber bei Weitem nicht alle offenen Fragen geklärt werden. Ich jedenfalls freue mich schon jetzt auf Band zwei, für den sich Lukas Hainer die Latte selbst sehr hoch gelegt hat!

FAZIT:
Ein überzeugender Reihen-Start mit einem gelungenen Mix aus Mystery, Fantasy, Thriller, Abenteuer und Coming of Age. Ich bin gespannt auf Band 2!

Veröffentlicht am 22.03.2018

Romy Beccares 7. Fall – ein atmosphärischer „whodunit“-Krimi

Strandmord
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Meine Meinung:
In „Strandmord“ schickt Bestseller-Autorin Katharina Peters ihre beliebte Ermittlerin Romy Beccare in ihren mittlerweile siebten Fall, der in sich abgeschlossen ist, so dass man die Vorgänger ...

Meine Meinung:
In „Strandmord“ schickt Bestseller-Autorin Katharina Peters ihre beliebte Ermittlerin Romy Beccare in ihren mittlerweile siebten Fall, der in sich abgeschlossen ist, so dass man die Vorgänger nicht unbedingt gelesen haben muss. Für Reihen-Neulinge gibt es am Ende des Buches ein kleines, nützliches Personenverzeichnis zu den Ermittlern!

Diesmal wird am winterlichen Strand die übel zugerichtete Leiche einer erfrorenen Frau gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass Karola Thiel eine beruflich sehr erfolgreiche Frau war, die anscheinend aber auch mehrere dunkle Geheimnisse zu verbergen wusste. Hieraus ergibt sich gleich eine ganze Handvoll potenziell Verdächtiger, angefangen von einem Insel-Kinderarzt, über den gewalttätigen Ex-Mann bis hin zu einem alten Täter, dessen Fall vor Jahren hauptsächlich dafür verantwortlich war, dass Romy Beccare München den Rücken gekehrt hat. Ein Fall also, der böse und tiefsitzende Erinnerungen in Romy Beccare auslöst.

Der Fall an sich ist recht übersichtlich und Katharina Peters präsentiert ihren bunten Strauß potenziell verdächtiger Charaktere in homöopathischen Dosen. Das habe ich als sehr angenehm empfunden, zumal mir der letzte Fall („Deichmord“) in Summe schon ein wenig zu komplex und verwoben war (da man sich beim Lesen sehr stark konzentrieren musste). Hier fiel es mir sehr leicht, der Entwicklung des Falls und der Geschichte zu folgen und mich im Reigen der Charaktere zurechtzufinden. Spannend war die Lektüre für meinen Geschmack dennoch, denn es ergaben sich stetig neue Verquickungen, Spuren und auch Charaktere, die einen entscheidenden Einfluss auf diesen Fall haben. Darüber hinaus sorgt die Autorin mit einem eingewebten zweiten Handlungsstrang für zusätzliche Spannung. Zum Finale, in dem wie gewohnt alle drängenden Fragen beantwortet werden, hat sich Katharina Peters aber noch mal ein ganz besonderes Spannungs-Sahnehäubchen für ihre Leser ausgedacht – mehr wird hier nicht verraten!

Für Freunde von Eva Almstädts „Pia Korittki“-Reihe („Ostsee…“), Nina Ohlandts „John Benthien“-Reihe und Klaus-Peter Wolfs „Ann Kathrin Klaasen“-Reihe („Ostfriesen…“) genau die richtige Lektüre!

FAZIT:
Romy Beccares persönlichster Fall - Ein spannender „whodunit“-Krimi in der winterlichen Atmosphäre Rügens.

Veröffentlicht am 22.03.2018

Ein packender Thriller mit paranoider Grundatmosphäre und außergewöhnlichem Setting

Insel 77
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MEINE MEINUNG:
„Insel 77“ ist der zweite Norwegen-Thriller, den ein erfolgreicher österreichischer Krimiautor unter dem Pseudonym Halvar Beck veröffentlicht hat. Man merkt beim Lesen sehr schnell, dass ...

MEINE MEINUNG:
„Insel 77“ ist der zweite Norwegen-Thriller, den ein erfolgreicher österreichischer Krimiautor unter dem Pseudonym Halvar Beck veröffentlicht hat. Man merkt beim Lesen sehr schnell, dass Beck ein Faible für die raue und urwüchsige Natur Norwegens hat, ebenso wie den skandinavischen „way of life“. Zu diesem durch und durch authentischen „Skandinavien-Feeling“ hat sich der Autor diesmal aber noch ein ganz besonderes Setting für seinen Thriller erdacht: Eine weit vor der Küste liegende Bohrinsel – ein kleiner, künstlicher Mikrokosmos für sich, mitten in der lebensfeindlichen, sturmumtosten Umgebung der der rauen Nordsee.

Auf dieser Bohrinsel, „Insel 77“, eines norwegischen Ölkonzerns ist vor wenigen Wochen der Arbeiter Marius Jørgensen spurlos verschwunden. Seine Schwester Kristin, die als Ärztin ebenfalls auf dieser Insel arbeitet, schenkt der naheliegenden Erklärung der offiziellen Stellen, die einen Selbstmord auf See vermuten, keinen Glauben und nimmt auf eigene Faust Ermittlungen an Land und auf der Insel 77 auf. Während sie mühevoll Puzzlestück für Puzzlestück zusammenträgt, mehren sich die merkwürdigen Vorkommnisse zu Land und zu Wasser. So soll beispielsweise ihr Bruder Marius trotz seines hohen Gehaltes eine Tankstelle überfallen haben und auch auf der Insel 77 wird die Situation immer bedrohlicher, insbesondere auch für Kristin selbst.

Diese Story hat mich wahnsinnig schnell in ihren Bann gezogen, insbesondere auch durch das geniale Setting auf der Bohrinsel, das für eine bedrohliche und klaustrophobische Grundstimmung sorgt. Dazu gesellt sich im Fortgang auch eine zunehmend paranoide Atmosphäre, denn auf der Insel scheint Kristin vollkommen auf sich allein gestellt zu sein. Wer spielt hier welches Spiel und wem kann sie überhaupt noch vertrauen? Und über allem schwebt beständig die Frage, was ihrem Bruder passiert ist und ob er nicht vielleicht doch noch am Leben ist. Einem Crescendo gleich treibt Beck seinen Thriller unaufhörlich einem großen, actionreichen und sehr spannenden Finale entgegen, das diesem Thriller einen sehr passenden und für mich runden Schlusspunkt gesetzt hat.

Zu dieser überzeugenden Story mit dem tollen Setting gesellen sich noch sehr kantige und eigenwillige Charaktere, die mir in ihren Rollen größtenteils sehr gut gefallen und für die eine oder andere Überraschung gesorgt haben. Zur Protagonistin Kristin konnte ich sehr schnell einen „Draht“ aufbauen, auch wenn mir manche ihrer Entscheidungen und Handlungsweisen nicht immer eingeleuchtet haben – aber genau so ist doch die Realität, dass man in absoluten Ausnahmesituationen eben nicht immer die rational beste Entscheidung trifft.

FAZIT:
Ein extrem spannender, atmosphärischer und regelrecht fesselnder Thriller mit einem atemberaubenden Setting. Eine eindeutige Leseempfehlung für Thrillerfans!