Profilbild von Beate_NerdLounge

Beate_NerdLounge

Lesejury Profi
offline

Beate_NerdLounge ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Beate_NerdLounge über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.08.2018

eine wunderbare Geschichte über das Leben, und was wir draus machen sollen

Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden
0

Der Protagonist, unauffällig, schon fast langweilig, bekommt eine Diagnose, die sein geregeltes Leben als Briefträger völlig aus der Bahn wirft: seine Kopfschmerzen sind ein Hirntumor, er hat vermutlich ...

Der Protagonist, unauffällig, schon fast langweilig, bekommt eine Diagnose, die sein geregeltes Leben als Briefträger völlig aus der Bahn wirft: seine Kopfschmerzen sind ein Hirntumor, er hat vermutlich nicht mehr lange zu leben.
Als er zuhause versucht, die Nachricht zu verarbeiten, erscheint ihm plötzlich sein Doppelgänger – die bunte, überdrehte Version von sich selbst. Und dieser Doppelgänger behauptet, er sei der Teufel.
Er teilt dem Todgeweihten mit, seine Zeit sei bereits abgelaufen, bietet ihm aber einen Pakt an: wenn er sich für etwas entscheidet, dass für immer von der Welt verschwinden muss, bekommt er einen weiteren Tag zu leben.
Ein verlockendes Angebot, dass der Protagonist natürlich annimmt. Wie gravierend können die Folgen schon sein? Sein Leben ist ihm schließlich wichtiger…

Eine wunderbar schräge, tragisch komische Geschichte über das Leben, wie wir es Leben und darüber wie wir Menschen mit dem Tod umgehen.
Dass dieses dünne Büchlein so viel enthalten kann, so viele Botschaften, so viel Tiefgang. Ich bin wirklich begeistert!
Zum ersten Mal seit langem habe ich mir wieder mehrere Stellen im Buch mit Post-its markiert. Sie haben so schön zum Nachdenken angeregt.

Auch wenn sich das Buch mit einem tragischen Thema beschäftigt – dem Tod – lässt es den Leser doch mit sehr positiven Gefühlen zurück. Und es regt vor allem an, sich selbst und das eigene Leben zu hinterfragen, und nicht erst damit zu beginnen, wenn man dem Tod ins Auge sieht.

„Freiheit erzeugt Angst. Wir Menschen hatten unsere Freiheit gegen die Sicherheit der Regeln eingetauscht:“ (S. 110)

„Denn ihr Menschen seid nie zufrieden mit eurer Wahl. Ständig bereut ihr, euch nicht für etwas anderes entschieden zu haben.“ (S.172)

Der Protagonist hat keinen Namen, der Ich-Erzähler berichtet über sein sehr farbloses Leben in der Vergangenheit. Er braucht keinen Namen, er könnte jeder sein. Kawamura beschreibt mit ihm eine austauschbare Person, die teilweise in jedem steckt.
Der Autor beleuchtet außerdem kritisch, die Abläufe, die Selbstverständlichkeiten unserer Gesellschaft: Menschen leben sich auseinander ohne etwas dagegen zu tun, Menschen sind der Technik verfallen, Menschen haben die wirklich wichtigen Dingen oft völlig aus dem Blick verloren.

Ich lese momentan gern derart tiefgehende, nachdenkliche Bücher und es hat bei mir genau den richtigen Nerv getroffen. Für mich hat es viele schöne Denkansätze geliefert, die Welt ein bisschen optimistischer zu sehen – und mich einmal mehr darin bestärkt, dass ich mir unbedingt eine Katze zulegen sollte

Unterm Strich eine wunderbare Geschichte über das Leben (auch wenn sie sich mit dem Tod beschäftigt) und darüber, dass wir früh genug etwas dafür tun sollten, wenn wir glücklich und mit der Bilanz (nicht wirtschaftlich gesehen!) zum Schluss zufrieden sein wollen.

Veröffentlicht am 09.08.2018

Wunderbar anders und hat mich auf einer persönlichen Ebene angesprochen wie kaum ein Buch zuvor!

Noch ein Tag und eine Nacht
0

Giacomo ist Mitte 30, lebt in einer norditalienischen Stadt und hat seinen festen Tagesablauf: Arbeit, Fitness, Pizza, Kino, schlafen gehen und das am besten nicht allein (ja das hab ich vom Klappentext ...

Giacomo ist Mitte 30, lebt in einer norditalienischen Stadt und hat seinen festen Tagesablauf: Arbeit, Fitness, Pizza, Kino, schlafen gehen und das am besten nicht allein (ja das hab ich vom Klappentext abgekupfert, es trifft es einfach so schön…) Frauen sind für ihn austauschbar, er lässt keine Frau nahe an sich heran, wenn es ihm zu viel wird, sucht er das Weite. Natürlich kommt dieses Verhalten aus früheren Erfahrungen, Giacomo hat – wie alle – sein Päckchen zu tragen.
Auf der Straßenbahnfahrt in die Arbeit ist da plötzlich eine junge Frau, bildhübsch, aber nicht nur deswegen unglaublich interessant. Giacomo ist fasziniert von ihr. Sie tauschen Blicke, Lächeln, aber keiner traut sich den anderen anzusprechen. Er rätselt wer sie sein könnte, wie ihr Leben aussehen könnte, wie sie wohl ist. Bis sie eines Tages ihn anspricht und ihm sagt, dass sie ans andere Ende der Welt ziehen wird.

Es war mein erster Roman von Fabio Volo, aber nach diesem Buch hab ich das Gefühl der Autor MUSS mich kennen!
Die Protagonisten in diesem Buch sind der absolute Wahnsinn. Ich habe mich noch nie zuvor so sehr in Charakteren wiederfinden können, wie in diesem Buch. Giacomo ist charakterlich eine Mischung aus den beiden (bisher) wichtigsten Männern meines Lebens und mir selbst… ich glaube das trifft es am ehesten. Gerade die erste Hälfte des Buches, in der der Leser den Protagonisten und seine Eigenheiten kennenlernt, war diesbezüglich schon fast etwas gruselig.
Auch in Michela habe ich viele Gedankengänge von mir selbst wiederfinden können. Deswegen nochmal: noch nie habe ich mich derart mit den Protagonisten identifizieren können, wie in diesem Buch.

Vordergründig ist es ein Liebesroman, dementsprechend geht die Handlung auch nicht Schlag auf Schlag, die Geschichte entwickelt sich langsam. Aber für mich hat sie sich absolut nicht gezogen, im Gegenteil: ich finde es wichtig sich Zeit zu nehmen, um den Protagonisten kennen zu lernen.
Auf den zweiten Blick ist es aber so viel mehr. Die Geschichte beschäftigt sich mit der Frage: wie sieht die Generation Y ihre Welt, ihre Beziehungen, ihre Zukunft? Es zeigt ganz klar, dass jede Form von Beziehungen, aber vor allem Liebesbeziehungen, nicht in die Schemata passen müssen, die wir von früheren Generationen vorgelebt bekommen haben. Dass nicht jede Entscheidung vernünftig oder rational getroffen werden muss, sondern dass man sich auch einfach ausprobieren sollte. Dass das Konzept ‚bis dass der Tod uns scheidet‘ einfach veraltet ist. Dass jeder mehr Offenheit gegenüber den wichtigsten Menschen in seinem Leben haben sollte und auch, dass Spielchen spielen in der Liebe nichts verloren hat.
Hach ich verlier mich in meiner Philosophiererei…

Das letzte Drittel hatte dann Entwicklungen, die mir nicht mehr ganz so gut gefallen haben. Manche Sichtweisen und Aussagen waren mir dann doch etwas zu schräg. Ich hab mir überlegt, deswegen auch etwas von meiner Bewertung abzuziehen, aber gerade, dass es anders und schräg ist, macht dieses Buch so perfekt.

Unterm Strich: absolut eines meiner neuen Lieblingsbücher, es wird einen Ehrenplatz im Regal bekommen, es hat sich in mein Herz geschlichen. Auch wenn ich es derart feiere, würde ich es nicht jedem sofort weiterempfehlen. Leser dieses Buches sollten auf alle Fälle offen sein für schräge Geschichten, Liebesromane mögen und sich gern aufs Philosophieren einlassen.

Veröffentlicht am 14.07.2018

sehr berührend: absolute Hörbuchempfehlung!

Der Zopf
0

Der Zopf erzählt die Geschichten von drei Frauen auf drei verschiedenen Kontinenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.
Smita lebt in einem ...

Der Zopf erzählt die Geschichten von drei Frauen auf drei verschiedenen Kontinenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.
Smita lebt in einem kleinen indischen Dorf ein sehr ärmliches Leben und will ihrer kleinen Tochter eine bessere Zukunft bieten und sie um jeden Preis zur Schule schicken.
Giulia ist eine junge Sizilianerin, die in Palermo im Familienunternehmen arbeitet. Die Familie Lanfredi stellt bereits seit Generationen Perücken aus den Haarresten von Friseursalons her.
Sarah ist Anfang 40 und erfolgreiche Anwältin in Montreal. Sie ist die Mutter von drei Kindern, zweimal geschieden und lebt für ihre Arbeit. Sie hat sich in ihrer Kanzlei hochgearbeitet, Pausen kennt sie nicht.
Drei grundverschiedene Frauen in allen Ecken der Welt also, deren Leben sich im Laufe des Romans wie die drei Stränge eines Zopfs ineinander verflechten.

Eine unglaublich berührende Geschichte, mit absoluter Sicherheit mein Monatshighlight und wahrscheinlich auch eine der schönsten des Jahres!

Die Autorin beschreibt ihre Protagonistinnen als absolute Kämpferinnen – jede auf ihre eigene Art, in ihrem eigenen Umfeld. Jede versucht auf ihre Weise aus ihrem Leben das Beste zu machen und setzt sich dafür ein.
Besonders berührend war für mich die Geschichte von Smita in Indien, die ein Leben führt, das sich eine Mitteleuropäerin gar nicht vorstellen kann und will. Es ist wirklich schockierend, wie es in Indien heutzutage immer noch zugeht und kaum zu glauben, wie Frauen dort behandelt werden. Sie sind absolut wertlos. Smitas Geschichte hat mich eine ganze Bandbreite von Emotionen durchmachen lassen.
Die Leben der beiden anderen Frauen, Giulia und Sarah, waren für mich deutlich näher, es war deutlich einfacher mich mit ihnen zu identifizieren, auch wenn mein Leben ganz anders aussieht (Gott sei Dank!). Die Entfernung (räumlich, emotional, einfach auf allen Ebenen) zwischen mir und Smita hat ihre Geschichte wahrscheinlich etwas herausstechen lassen.

Laetita Colombani schafft es ihrem Roman den Leser/Hörer in jedem Satz mit den Protagonistinnen mitfühlen zu lassen – auch wenn ich nicht immer die Einstellungen der drei Frauen geteilt habe, auch wenn ich die Motivation für ihre Handlungen nicht immer nachvollziehen konnte, aber das hat dem Ganzen absolut keinen Abbruch getan, im Gegenteil: ich habe immer mit ihnen mitgefühlt und –gefiebert.

Das (Hör)Buch ist kurz, die Autorin überlässt viel der Vorstellungskraft des Lesers/Hörers. Viele Hintergründe bleiben ungeklärt, was mir persönlich aber sehr gut gefällt. Zu viele Informationen würden mehr kaputt machen als helfen, wie ich finde. So lässt die Autorin den Leser/Hörer die Geschichte weiterspinnen. Das Ende ist gut gemacht, die Verknüpfung der drei Leben schlüssig und sie lässt den Leser/Hörer mit einem guten Gefühl zurück, auch wenn die Autorin vieles offen und ungeklärt lässt.

Ich bin froh, die Geschichte als Hörbuch gehört zu haben, es war wirklich sehr gut vertont, die Sprecherinnen haben sich sehr gut der betreffenden Protagonistin angepasst und viel Emotion rübergebracht. Ein paar ganz minimale Abstriche gibt’s bei den italienischen Betonungen, die aber vermutlich kaum jemandem auffallen.
Unterm Strich ein absolutes Highlight, ein Buch das zum Nachdenken bringt, das mich lange nicht loslassen wird und das ich absolut und zu 100 Prozent weiterempfehle!

Veröffentlicht am 31.05.2018

Der bisher beste Teil der Reihe!

Schatten
0

Beatrice Kaspary und Florin Wenninger ermitteln wieder. In Salzburg taucht in einer Wohnung eine Leiche auf, dem Mann wurde bei sich zuhause die Kehle durchgeschnitten. In der Wohnung fällt Beatrice ein ...

Beatrice Kaspary und Florin Wenninger ermitteln wieder. In Salzburg taucht in einer Wohnung eine Leiche auf, dem Mann wurde bei sich zuhause die Kehle durchgeschnitten. In der Wohnung fällt Beatrice ein Zeitungsartikel auf und auch eine CD deutet auf ihre eigene Vergangenheit. Und das Opfer hat sie persönlich gekannt.
Als dann noch ein zweiter Mord passiert, ist sich Beatrice sicher: sie muss den Mörder kennen und sie spielt selbst eine zentrale Rolle in dem Fall.

Wem die ersten drei Teile der Reihe gefallen haben, der ist hier sehr gut aufgehoben! Das erste Drittel zieht sich bei der Ermittlungsarbeit kurz etwas, aber dann wird’s richtig spannend! Die zweite Hälfte des Buches habe ich in wenigen Stunden weg gelesen, ich habe das Buch nicht weglegen können!
Auch wenn bei den Thrillern von Ursula Poznanski gewisse Vorgänge vorhersehbar sind, wars unglaublich gut und unglaublich fesselnd. Ich hatte wieder – wechselnd – drei oder vier Verdächtige und bin sowas von falsch gelegen! Dementsprechend überrascht war ich auch am Ende, echt gut gemacht von der Autorin!

Die Charaktere im Buch können teilweise etwas anstrengend erscheinen, Beatrice und ihre Eigenheiten, vor allem ihr Ex-Mann Achim, dazu noch gewisse Kollegen am LKA… aber genau das ist wichtig: die Charaktere wirken dadurch viel echter, Als Leser habe ich mich wirklich gut mit Beatrice identifizieren können, auch wenn ihr Leben und meines gar keine Parallelen haben. Der Einzige der quasi unfehlbar wirkt, ist Florin, aber auch er wird in diesem Teil viel menschlicher als in den vorherigen Bänden. Kein Thriller, der völlig neu ist oder aus der breiten Masse extrem heraus sticht, aber spannend erzählt, gut ausgearbeitet und für Thriller Fans auf alle Fälle empfehlenswert!

Veröffentlicht am 18.05.2018

Must-Read für alle Outlander-Fans!

Die Liebenden von Siena
0

Beatrice Trovato hat italienische Wurzeln und ist Neurochirurgin in einem Krankenhaus in New York. Sie lebt für ihre Arbeit, abgesehen davon hat sie nicht wirklich viel Lebensinhalt, kaum Freunde und ihre ...

Beatrice Trovato hat italienische Wurzeln und ist Neurochirurgin in einem Krankenhaus in New York. Sie lebt für ihre Arbeit, abgesehen davon hat sie nicht wirklich viel Lebensinhalt, kaum Freunde und ihre einzige Familie ist ihr um 18 Jahre älterer Bruder Ben. Der wohnt mittlerweile in der toskanischen Stadt Siena, ist da als Historiker tätig.
Kurz bevor sie ihn nach drei Jahren endlich besuchen will, stirbt Ben aber. Beatrice reist dennoch nach Siena, um sich um seinen Nachlass zu kümmern. Dort arbeitet sie weiter an seinen historischen Unterlagen, findet ein mittelalterliches Tagebuch und blickt in einem Gemälde sich selbst entgegen! Und plötzlich – Filmriss – findet sie sich im Siena des Jahres 1347 wieder!

Ein Zeitreise Roman, ganz im Stil von Outlander, historisch sehr interessant und wunderbar kitschig mit einer schönen Liebensgeschichte.
Die Liebenden von Siena hat keinen Plot den man nicht schon kennt. Es ist sehr an Outlander angelehnt, sowohl die Protagonistin Beatrice, als auch Abläufe im Buch. Das hat aber überhaupt nicht gestört, einerseits weil Outlander toll ist, andererseits weil es doch eine völlig andere Geschichte in einem anderen Land in einer anderen Zeit ist. Wir lernen das mittelalterliche Siena kennen, den Umgang den die Menschen früher miteinander hatten, die Kleidung, das Essen, das Justizsystem und und und. Es wirkt wie ein sehr gut recherchierter historischer Roman, natürlich mit einem hohen fiktiven Anteil, aber als Leser hat man durchaus das Gefühl das damalige Leben kennen zu lernen.

Genau genommen hat das Buch gleich mehrere Mängel – es ist völlig unlogisch, dass Beatrice fließend mittelalterliches Italienisch spricht, auch wenn sie italienische Wurzeln hat, historische Quellen untersucht hat, sie hat immer in New York gelebt. Das stört aber nicht. Die Geschichte hat mich nach etwa einem Drittel derart in ihren Bann gezogen, dass ich fast durchgehend daran gedacht habe, wenn ich nicht darin lesen konnte. Ich hab der Geschichte jegliche kleinen Mangel, jegliche Unlogik verziehen, die fallen nicht auf, sobald man sich drauf einlässt, packt den Leser die Geschichte.

DIE Empfehlung für alle Outlander Fans – ich hoffe bald auf Ähnliches von der Autorin!