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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.07.2018

Gesellschaftskritik unter dem Deckmantel des Irrsinns, zeitlos und megalustig

Per Anhalter durch die Galaxis
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Geballte Ironie, komprimierter Unsinn, und dabei im Kern so entlarvend, so zeitlos wahr! Ein Buch, das gewisse intellektuelle Ansprüche an seine Leserschaft stellt, wenn man die vielfältigen Anspielungen ...

Geballte Ironie, komprimierter Unsinn, und dabei im Kern so entlarvend, so zeitlos wahr! Ein Buch, das gewisse intellektuelle Ansprüche an seine Leserschaft stellt, wenn man die vielfältigen Anspielungen durchdringen möchte. Immer passiert etwas Aufregendes, aber selten das, was einem vernunftbegabten Menschen so vorschwebt. Damit kann dieses Werk als beflügelnd für die eigene Vorstellungskraft gewertet werden. Es ist dermaßen lustig! Und bietet gleichzeitig Stoff zum Nachdenken.
Schade bloß, dass die aktuelle Kindle-Edition mit 11,99 € je Band der fünfbändigen »Intergalaktischen Trilogie« ziemlich teuer ist. Ich finde es regelmäßig reizvoll, Kult-Werke immer dabei zu haben und auf beliebte Markierungen der “Community” zurückzugreifen, doch der Preis senkt den Nutzerkreis deutlich. Es würde mich freuen, wenn der Heyne-Verlag das überdenkt. “Per Anhalter durch die Galaxis: 5 Romane in einem Band (Heyne Allgemeine Reihe (01))” für 37,50 € für’s Bücherregal bietet immerhin eine schöne Alternative.
Ich fühle mich aufgeheitert, allerbestens unterhalten, um viele bunte Bildchen in meinem Kopf und einige Denkanstöße reicher. Ein grandioses Buch, dessen Anekdoten ich wohl nie vergessen werde.

Veröffentlicht am 29.06.2018

Selbstfindungsprozess, einfühlsam, zu Herzen gehend, ein Hoch auf die Unangepasstheit

Der Mitreiser und die Überfliegerin: Gewinner des Kindle Storyteller Awards 2017
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Es dominiert eine magische Atmosphäre, dennoch handelt sich nicht um ein Fantasy-Werk, sondern um einen New-Adult-Roman, der in der unbarmherzigen Realität spielt, in der - wenn man sich dafür öffnet - ...

Es dominiert eine magische Atmosphäre, dennoch handelt sich nicht um ein Fantasy-Werk, sondern um einen New-Adult-Roman, der in der unbarmherzigen Realität spielt, in der - wenn man sich dafür öffnet - Freundschaft und Liebe dabei helfen können, in sich hineinzuhorchen, für etwas oder jemanden einzustehen, Wunden behutsam heilen zu lassen und über sich hinauszuwachsen.

Das Gedichtszitat gleich zu Beginn versetzt in die richtige Stimmung, es gefällt mir richtig gut, mir kam ein weiteres passendes Zitat in den Sinn: „Hörst du auch die Sterne lachen? Oder gehörst du zu den seltsamen großen Leuten, die gar nichts mehr verstehen?” aus dem ebenfalls wundervoll magischen Buch „Der kleine Prinz: wird erwachsen“.

Hauptfigur Milan, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, ist seit einem schweren Schicksalsschlag völlig neben der Spur, auch psychologische Hilfe bringt keinen Erfolg. Um sich aus dem katatonischen und zu Selbstverletzungen neigenden Zustand zu befreien, geht er völlig neue Wege. Dass er zunächst selbst als Skeptiker auftritt, verleiht ihm Authentizität und der Handlung einen hohen Realitätsfaktor.
Eine Story mit eindrucksvoll echt wirkenden düsteren Momenten der Einsamkeit, in denen sich Milan seelisch verletzt, unverstanden und ungewürdigt fühlt. Vor allem aber geht es um Selbstfindung, um die Identifizierung eigener Stärken und Prioritäten, um Vertrauen, Mut und Zuversicht, sodass für mich persönlich die aufbauenden Momente hängengeblieben sind.
Die nicht nur sinnbildlichen Seelentiere sind eine tolle Idee und in der Umsetzung absolut herzig.
Ich mochte auch die humorvollen und entlarvenden Textstellen, z. B. „Die Burg war ein Touristenmagnet, immerhin hatte sie eine Folterkammer und einen Biergarten, also genau die richtige Mischung aus Grauen und Geselligkeit, die normale Menschen sich wünschten.“

Ich habe mich selbst dabei erwischt, in den letzten Tagen z. B. bei der Klamottenwahl etwas unangepasster zu agieren. Fühlt sich doch irgendwie befreiend an. Auch wenn ich einige „Vertreter“-Kriterien erfülle, hoffe ich, dass bei mir noch Hoffnung besteht und die Seelentiere mich mögen würden.

Eine dem Storyteller Award absolut würdige Geschichte, anrührend und mit wertvollen Botschaften: Du bist etwas Besonderes. Geh mit offenen Augen durch die Welt. Sei mutig genug, Chancen zu ergreifen, dich auszuprobieren. Lerne aus Fehlern, versuch es weiter. Mach dich stark für die Anliegen und die Menschen, die dir wichtig sind. Tu nicht das, was die Konventionen vorgeben, sondern was dich glücklich macht.

Veröffentlicht am 27.06.2018

Unterhält und erweitert den eigenen Horizont

Ready Player One
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Ich bin zu jung, um die 80er bewusst wahrgenommen zu haben. Und Games zocke ich nicht. Insofern habe ich wohl nicht jede Anspielung verstanden. Umso mehr haben mich die von Leidenschaft zeugenden Bezugnahmen ...

Ich bin zu jung, um die 80er bewusst wahrgenommen zu haben. Und Games zocke ich nicht. Insofern habe ich wohl nicht jede Anspielung verstanden. Umso mehr haben mich die von Leidenschaft zeugenden Bezugnahmen zu Filmen, Serien, Spielen und Musik fasziniert und meinen Horizont erweitert.
Die Grundidee, in einer möglichen nahen dystopischen Zukunft im Zuge einer abenteuerlichen Schatzsuche in der Virtual Reality ein Revival der 80er zu feiern, ist echt cool. Wade, ein junger Nerd, aus dessen Sicht die ganze Geschichte wiedergegeben wird, sammelt durch seine bescheidene, gutherzige und ungekünstelte Art schnell Sympathiepunkte. Rätsel beziehen sich nicht nur auf Quests, sondern auch auf Identitäten und Motive, wobei die Auflösungen einige Überraschungen bereithalten.
Die Botschaften verblassen. Was bleibt, sind die lebhaften spektakulären Bilder vor meinem inneren Auge.
Zwar nicht besonders tiefsinnig, aber ich habe mich über die gesamte Länge bestens unterhalten gefühlt.
Demnächst werde ich mir die Verfilmung ansehen.

Veröffentlicht am 17.06.2018

Unpathetisch, atmosphärisch, ehrlich, zutiefst berührend

Unter blutrotem Himmel
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Was mir ganz wichtig ist: Es handelt sich nicht um einen dieser effektheischenden, actiongeladenen und vor Pathos triefenden amerikanischen Blockbuster. Pino, aus dessen Sicht die Ereignisse in Norditalien ...

Was mir ganz wichtig ist: Es handelt sich nicht um einen dieser effektheischenden, actiongeladenen und vor Pathos triefenden amerikanischen Blockbuster. Pino, aus dessen Sicht die Ereignisse in Norditalien von Juni 1943 bis Mai 1945 wiedergegeben werden, verfügt über einen breiten Fundus zunächst ungeahnter Fähigkeiten, ist aber dennoch kein Superheld, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut, mit Schwächen, Ängsten und Selbstzweifeln, dessen Welt und Weltbild sich für immer verändert.

Bildhafte Beschreibungen machen die Umgebung greifbar: die Schönheit und Rauheit der Natur, die Folgen der Bombardements. Da ist es auch überhaupt nicht schlimm, dass anfangs Wander- und Kletterpartien beschrieben werden, da man sich intensiv hineinfühlen kann. Selbst wenn man vom Skilaufen, Klettern, Geigespielen, von der Oper usw. keine Ahnung hat, verstehe ich solche Textpassagen nicht als entbehrliche Länge, weil eben die Leidenschaft spürbar ist und zum Einfangen der Atmosphäre und Lebensart beiträgt.

Es ist ein ernstes Buch, teils Mut machend (Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe im Krieg; darüber, was ein Einzelner leisten kann ...), doch über weite Strecken sehr erschütternd, da neben geschichtlich bekannten Gräueltaten auch im Kleinen viele menschliche Abgründe (z. B. Rache) gezeichnet werden.
Hoffnung, Freude, Verzweiflung wechseln sich ab. Ich komme mir fast zynisch vor, es als spannend zu bezeichnen, und doch trifft es zu.

Gefühlslagen wie Furcht, Einsamkeit, Abscheu, Selbsthass, Vertrauen, Zuneigung, schwindende und sich aufbauende Hoffnung sind nachvollziehbar geschildert. Ich tue mich oft schwer damit; hier habe ich extrem mitgefiebert, mich mitgefreut, mitgelacht, mitgelitten, das Buch ungern aus der Hand gelegt. Die Geschichte besticht durch zu Herzen gehende Botschaften, die hängenbleiben. Lange ist es her, dass mich ein Buch so berührt hat!

Cover und Titel weckten bei mir zunächst andere Erwartungen an den Inhalt (z. B. Indianergeschichte), dafür ist es ein echter Hingucker. Mir gefällt, dass sich Himmel, Gebirge und Schrift beim Taschenbuch in der Haptik unterscheiden.
Die Abschnittsbildung ist ganz nach meinem Geschmack.
Mit Lektorat, Korrektorat und Übersetzung bin ich sehr zufrieden.
Optimal wäre es, wenn in einer späteren Auflage ein oder mehrere Landkartenausschnitte beigefügt werden könnten, um Standorte und Routen besser nachverfolgen zu können.

Erwähnenswert ist noch, dass der Autor Mark Sullivan im Anhang darlegt, was aus den vorkommenden historischen Persönlichkeiten, aus Pino und seinen Wegbegleitern geworden ist.
Erst Jahrzehnte später geboren, habe ich viel über das damalige Leben und die Kriegszeit dazugelernt, von dem ich erwarte, dass es sich aufgrund der emotionalen Stärke auch verfestigt.

Sofern man Schilderungen von Grausamkeit und Ungerechtigkeit ertragen kann, absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Durchdachte und extrem packende Fortsetzung

in abyssum
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Auch Band 3 hat mich begeistert. Ralph Edenhofer geht mit seinen Figuren nicht zimperlich um. Dass dies Schmerz und Bedauern auslöst, zeigt eindrucksvoll, dass er es geschafft hat, eine emotionale Bindung ...

Auch Band 3 hat mich begeistert. Ralph Edenhofer geht mit seinen Figuren nicht zimperlich um. Dass dies Schmerz und Bedauern auslöst, zeigt eindrucksvoll, dass er es geschafft hat, eine emotionale Bindung entstehen zu lassen. Nicht nur Materialschlacht, sondern Charaktere, denen man Intelligenz und Gefühlslagen abnimmt, was mitfiebern lässt. Das temporeiche Szenario gestaltet sich erneut sehr spannend, weckte bei mir positive Assoziationen zu Matrix und Independence Day, gleichzeitig macht das Gesamtgebilde nachdenklich und bleibt realistisch.
Hervorheben möchte ich nochmal, dass ich - technikaffin, aber ohne technische Ausbildung - das Beschriebene gut verstanden habe und es mir auch bildhaft vorstellen konnte.
Zudem schön, dass - ohne deplatziert zu wirken oder unnötig aufzublähen - ein Bogen zurück zu den Anfängen geschlagen wird und dass dabei auch Nebenfiguren nicht vergessen werden.
Man könnte mit Band 3 abschließen. Doch dieses Universum bietet noch so viel Potenzial, dass ich mich sehr auf die Kurzgeschichten sowie Band 4 freue.