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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.09.2018

Sympathisches deutsch-italienisches Ermittlerduo

In Schönheit sterben
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Der deutsche Rechtsanwalt Robert Lichtenwald, den man schon im 1. Band ,,Die Morde von Morcone“ als Privatermittler erleben durfte, hat sich nun endgültig in der Maremma niedergelassen. Hier in der südlichen ...


Der deutsche Rechtsanwalt Robert Lichtenwald, den man schon im 1. Band ,,Die Morde von Morcone“ als Privatermittler erleben durfte, hat sich nun endgültig in der Maremma niedergelassen. Hier in der südlichen Toskana hat er sich ein Rustico ganz nach seinen Wünschen und Vorstellungen eingerichtet. Der einzige Wermutstropfen ist, dass er diesen Traum nun nicht gemeinsam mit seiner Frau Stefanie leben kann, da diese ihn verlassen hat. Noch immer leidet Robert Lichtenberg unter dieser Trennung und hofft nach wie vor, dass er seine Frau zurückgewinnen kann. Aus seiner schwermütigen Zurückgezogenheit holen ihn endlich seine italienischen Freunde. Allen voran die quirlige Reporterin Giada Bianchi, die nun für eine Zeitung in Rom arbeitet und über einen Raubmord in der Kunstszene schreiben soll. Der schwerreiche und ziemlich exzentrische Sammler Annibale Colasanti wurde in seiner Wohnung überfallen und ermordet. Aus seiner exquisiten Sammlung fehlt aber nur ein einziges Kunstwerk: offenbar eine Statue, um die Colasanti aber ein großes Geheimnis gemacht hat. Giada Bianchi bittet Robert Lichtenwald um Unterstützung. Er soll für sie in der Grabräuberszene ermitteln. Lichtenwald und Bianchi kommen sich dabei auch persönlich etwas näher, allerdings bringen sie sich auch beide in Lebensgefahr.
Italienisches Lebensgefühl und natürliche so einige bekannte und weniger bekannte Sehenswürdigkeiten Roms und der Toskana geben einen interessanten und authentischen Hintergrund für die Krimihandlung ab. Diese wirkt allerdings teilweise etwas zu konstruiert, vor allem das Ende scheint mir überspitzt. Dies gleichen die sympathischen Charaktere Giada Bianchi und Robert Lichtenwald allerdings wieder aus, so dass man gerne eine weitere spannende und unterhaltsame Fortsetzung mit dem Ermittlerduo lesen wird.

Veröffentlicht am 30.07.2018

Sehr eigenwillig

Opfer
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Eigenwillig ist in diesem Krimi nicht nur das Opfer, Anne Forestier, die sich leider zur falschen Zeit am falschen Ort befindet. Bei einem Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft sieht sie zufällig die Täter, ...

Eigenwillig ist in diesem Krimi nicht nur das Opfer, Anne Forestier, die sich leider zur falschen Zeit am falschen Ort befindet. Bei einem Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft sieht sie zufällig die Täter, kurz bevor diese ihre Masken überstreifen. Da sie die Täter also identifizieren könnte, wird sie brutal zusammengeschlagen, doch sie überlebt.
Nun ist Anne Forestier zufällig die Freundin des Kommissars Camille Verhoeven, Chef der Pariser Mordkommission, allerdings weiß fast niemand von dieser Liaison. Er muss ohnmächtig auf den Bildern der Überwachungskameras mitansehen, wie Anne auf extreme Weise misshandelt wird. Er setzt nun alles daran, den Fall zu übernehmen, obwohl dies ja nun gar nicht in seinen Aufgabenbereich fällt. Dazu verstrickt er sich mehr und mehr in Halbwahrheiten und Lügen, um die Täter zu finden. Als klar wird, dass Anne Forestier auch im Krankenhaus, trotz Bewachung, nicht sicher ist, zieht Verhoeven alle Register.
Anne Forestiers Verhalten kann man zunächst schlecht einordnen, ihre Reaktionen und ihre Art, mit Camille umzugehen, sind oft nicht ganz nachvollziehbar. Ebenso eigenwillig ist Camille Verhoeven, nur 1,45 m groß, aber von einer ganz besonderen Autorität. Nach dem Mord an seiner Frau Irène hat ihn die Welt, und besonders die Frauenwelt, nicht mehr interessiert, bis er auf Anne getroffen ist.
Sehr eigenwillig und gewöhnungsbedürftig ist auch der Stil des französischen Autors. Die Unverbundenheit vieler Sätze zwingt den Leser, selbst logische Schlüsse zu ziehen. Einzelne Szenen, die aus der Sicht des geheimnisvollen Täters in der Ich-Perspektive dargestellt sind, werden in einer teilweise vulgären und menschenverachtenden Sprache und sehr brutal bis ins letzte Detail beschrieben. Das charakterisiert zwar den Drahtzieher sehr gut, ist stellenweise aber schwer erträglich.
Eigenwillig und überraschend ist auch, wie sich die Handlung entwickelt, wie aus Täter Opfer werden und umgekehrt, und wie man als Leser immer stärker verunsichert wird.
,,Opfer“ ist keine unterhaltsame Lektüre für zwischendurch, sondern eher ein etwas sperriger, aber interessanter Krimi.

Veröffentlicht am 30.07.2018

Ausschweifende Erzählkunst

Ein unvergänglicher Sommer
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Isabel Allende ist ein Garant für humorvolle, kluge und mitreißende Unterhaltung.
In ,,Ein unvergänglicher Sommer“ stellt sie drei Personen in den Mittelpunkt, deren Leben sich zufällig kreuzt und dadurch ...

Isabel Allende ist ein Garant für humorvolle, kluge und mitreißende Unterhaltung.
In ,,Ein unvergänglicher Sommer“ stellt sie drei Personen in den Mittelpunkt, deren Leben sich zufällig kreuzt und dadurch eine unvorhergesehen Wendung nimmt.
Die Handlung beginnt, ganz anders als es der Titel vermuten lässt, mitten im Winter, in Brooklyn während eines Schneesturms, der eigentlich alle zuhause bleiben lässt. Doch Richard Bowmaster, eigenbrötlerischer Professor an der New York University, muss seinen vergifteten Kater zum Tierarzt fahren. Dabei rutscht er auf den eisglatten Straßen in ein anderes Fahrzeug. Dessen Fahrerin steht kurz darauf völlig aufgelöst vor seiner Tür, denn im Kofferraum des Fahrzeugs befindet sich eine Leiche. Die Fahrerin, Evelyn Ortega, ein guatemaltekisches Kindermädchen, traut sich aber nicht zur Polizei, da sie sich illegal in den USA aufhält. Außerdem hat sich panische Angst vor ihrem Arbeitgeber, der offenbar gewalttätig und sehr gefährlich ist. Richard, heillos überfordert mit der Situation, ruft seine chilenische Untermieterin Lucia zu Hilfe. Diese ist wie Richard Anfang 60, anders als er ist sie aber pragmatisch, zupackend und lebensfroh. Sie entscheidet, dass die Leiche und das Unfallauto verschwinden müssen. Mitten im Schneesturm machen sich die drei ungleichen Gefährten auf eine abenteuerliche Reise.
Die einzelnen Kapitel rücken zu Beginn je eine Figur in den Fokus. So erfährt man nach und nach nicht nur die Handlung aus unterschiedlichen Perspektiven, sondern auch das vergangene Leben der einzelnen Figuren. Isabel Allende verwebt dabei geschickt die Geschichte Guatemalas, Chiles, Brasiliens und der USA mit dem jeweiligen Schicksal ihrer Figuren. Auch wenn dabei viel Grausames und Trauriges zur Sprache kommt, schafft es die Autorin dennoch, Hoffnung, Lebensfreude und Herzenswärme zu vermitteln.
Ein berührender Roman für Leser, die ausschweifendes Erzählen lieben.

Veröffentlicht am 13.07.2018

Verzwickt

Eifersucht
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,,Eifersucht“ ist der zweite Fall für die Münchner Anwältin Rachel Eisenberg, den man aber auch sehr gut ohne Kenntnis des ersten Bandes lesen und verstehen kann.
Eher zufällig, bei einem Besuch im Biergarten, ...



,,Eifersucht“ ist der zweite Fall für die Münchner Anwältin Rachel Eisenberg, den man aber auch sehr gut ohne Kenntnis des ersten Bandes lesen und verstehen kann.
Eher zufällig, bei einem Besuch im Biergarten, kommt Rachel Eisenberg zu einer neuen Klientin: Judith Kellermann. Sie ist eine alte Bekannte, der Rachel aber wenn möglich aus dem Weg geht, da sie als Filmproduzentin das übliche Münchner Schickeria-Klischee bedient. Doch als Kellermann im Biergarten verhaftet werden soll, sieht sich Rachel Eisenberg in der Pflicht, ihr als Rechtsanwältin zur Seite zu stehen. Judith Kellermann soll ihren Lebensgefährten Eike Sandner in die Luft gesprengt haben. Als bei Kellermann zu Hause Reste von Sprengstoff gefunden werden, kommt sie in Untersuchungshaft und der Fall scheint für die Kripo klar zu sein. Kellermanns Erklärung um einen geheimnisvollen Ex-Soldaten, der als Söldner den Mord verübt haben soll, wirken wenig überzeugend und eher der Phantasie der Beschuldigten entsprungen. So muss Rachel Eisenberg selbst und zum Teil auf ungewöhnlichen Wegen ermitteln, um ihre Klientin zu verteidigen. Eisenberg wirkt dabei zwar durchsetzungsstark und kompetent, allerdings auch sehr kühl und distanziert. Kleinere Episoden aus ihrem Privatleben, z.B. mit einer sehr reifen Tochter, die teils vernünftiger wirkt als die Mutter selbst, lockern die Handlung um den Fall zwar auf, bringen Rachel Eisenberg dem Leser aber nicht unbedingt näher.
Viel Zeit wird im Krimi auf juristische Erklärungen verwendet, was mir nicht so sehr gefallen hat. Die Handlung ist dennoch spannend, verzwickt und weist einige überraschende Wendungen auf. Allerdings gibt es auch unrealistisch wirkende und weniger überzeugende Szenen. Insgesamt ist ,,Eifersucht“ aber ein spannender Krimi, der unterhaltsame Lesestunden verspricht.

Veröffentlicht am 09.07.2018

Lieber Fake-News als langweilige Nachrichten

Fake
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Welche Rolle Nachrichten in der heutigen Politik spielen und wie sie verändert oder verdreht werden, um die eigenen Ziele zu erreichen, wird in diesem Thriller ernüchternd und schonungslos gezeigt.
Die ...

Welche Rolle Nachrichten in der heutigen Politik spielen und wie sie verändert oder verdreht werden, um die eigenen Ziele zu erreichen, wird in diesem Thriller ernüchternd und schonungslos gezeigt.
Die Amerikanerin Catherine Finch ist vor einigen Jahren als freiwillige Ärztin nach Syrien gekommen. Als sie vom IS gefangen genommen wird, dreht sie Propagandavideos für den IS, gegen Amerika. Damit wird sie in ihrer Heimat berühmt und verhasst, aber sie überlebt und wird für ihre Kidnapper wertvoll. Bei einem Besuch des Chefpropagandisten des Kalifats, Ahmed Assir, werden beide durch einen Drohnenangriff getötet. Damit sind aber die Friedenverhandlungen des amerikanischen Präsidenten in Gefahr, sodass der amerikanische Geheimdienst ein fingiertes Lebenszeichen von Catherine Finch verbreiten lässt.
Die Welt der Geheimdienste und der involvierten Personen ist unübersichtlich und kompliziert. Da jeder nicht nur auf einer Seite spielt, sondern mehreren ,,Herren“ dient und zusätzlich noch sein eigenes Schäfchen ins Trockene bringen will, verliert man fast den Überblick. Keiner der Beteiligten ist ein besonderer Sympathieträger. Im Gegenteil, jeder handelt skrupellos und ist, wie z.B. Richard Finch, der Noch-Ehemann des Opfers, nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Der ehemalige CIA-Führungsoffizier Pete Town, jetzt eigentlich im ,,Ruhestand“, wird für diese Aktion reaktiviert. Mit ihm fühlt man etwas mit, muss er sich doch seiner Vergangenheit stellen und von seinem ruhigen, glücklichen und beschaulichen Eheleben verabschieden. Allerdings hat auch er jahrzehntelang seine Ehefrau belogen. Seine Aufgabe ist es, mit einer Doppelgängerin Catherine Finchs die Lüge ihres Überlebens aufrecht zu erhalten.
Der Thriller ist ziemlich brutal und schonungslos, wirkt dadurch aber auch sehr authentisch. Ein Menschenleben mehr oder weniger spielt für kaum einen der Beteiligten keine Rolle! Also nichts für schwache Nerven.