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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2018

Einer für alle, alle für einen

Slow Horses
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Aus großartigem Thrill zum Einstieg, der einen atemlos zurücklässt, wird danach ein eigenwilliger britischer Geheimdienst-Krimi. Um das Buch weiterhin zu genießen, darf man da dem Anfang nicht zu sehr ...

Aus großartigem Thrill zum Einstieg, der einen atemlos zurücklässt, wird danach ein eigenwilliger britischer Geheimdienst-Krimi. Um das Buch weiterhin zu genießen, darf man da dem Anfang nicht zu sehr hinterhertrauern. Die Geschichte die dann beginnt ist gut, unterhaltsam und dreht sich um (ehemalige) Mitglieder des Geheimdienstes die alle auf ihre Art Fehler machten und dafür aufs Abstellgleis, ins Slough House, kommen.

Zwischen den aktuellen Entwicklungen um einen politischen Entführungsfall stehen die abgehalfterten Top-Agenten im Fokus. Mit viel Gefühl und Ausdauer zeichnet der Autor die so unterschiedlichen Charaktere, die wenig gemeinsam haben und dennoch alle im gleichen Boot sitzen. Er zeigt anschaulich, dass auch die von außen schroff und professionell wirkenden Persönlichkeiten so ihre Päckchen zu tragen haben, ohne um Mitleid zu buhlen.

Als der MI5 der Gruppe in Slough House ein misslungenes Manöver anhängen will, werden die mittlerweile demoralisierten und gelangweilten “Slow Horses” eine Einheit wider Willen. Sie graben ihre lange nicht benötigten Fähigkeiten und ihren Spürsinn aus und wehren sich dagegen, die Pläne des MI5 hinzunehmen, wie sie das bisher taten.

Eine kleine Gruppe von Musketieren rebelliert gegen den übermächtigen Agenten-Apparat. Somit nimmt der Krimi nach Vorstellung aller gegen Mitte des Buches mehr Fahrt auf und kann mit der einen oder anderen kleinen Wendung durchaus überraschen.

Veröffentlicht am 21.08.2018

Forscher Mallorca-Krimi zwischen Geschichte und Moderne

Die Blutfinca
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Die Hauptfigur in diesem atmosphärisch gelungenen Mallorca-Krimi ist Marc Renner, deutscher Ex-Kriminaler und nun Restaurantbesitzer auf der spanischen Insel. Renner ist sympathisch und extrem cholerisch ...

Die Hauptfigur in diesem atmosphärisch gelungenen Mallorca-Krimi ist Marc Renner, deutscher Ex-Kriminaler und nun Restaurantbesitzer auf der spanischen Insel. Renner ist sympathisch und extrem cholerisch zugleich. Innerhalb kurzer Zeit durchläuft er viele zum Teil gegensätzliche Emotionen.

Langweilig ist es mit Renner nie. Zwischen der modernen Zeit und alten Erzählungen gefangen stolpert er mitten in einen Kriminalfall. Im kleinen Ort Cala Pi geht ein Mörder um, Frauen verschwinden und ihre Leichen tauchen blutlos wieder auf.

Renner wird als Zeuge in die Sache hineingezogen und nach anfänglicher Skepsis ermittelt er zusammen mit den spanischen Kollegen. Luca Péron von der Policia Local und Renner verstehen sich auf Anhieb gut und auch der Comisario der Policia Nacional, Arturo Miller, taut im Lauf der Ermittlungen auf. Das ungleiche Gespann heftet sich an die Fersen des Mörders. Der aktuelle Fall entpuppt sich als komplexe, weit in die Vergangenheit reichende Verwicklung. Ein Krimi voll Blut, Aberglaube, Leidenschaft und tiefer Trauer.

Veröffentlicht am 12.08.2018

Stimmungsvoller Lokalkrimi mit Gesellschaftskritik

Brunnenleich
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Kulinarischer und sprachlicher Lokalkolorit machen diesen Franken-Krimi zu einem sehr vergnüglichen Leseabenteuer. Ermittler Richard Levin bekommt es nicht nur mit einer Leiche zu tun, sondern gleich auch ...

Kulinarischer und sprachlicher Lokalkolorit machen diesen Franken-Krimi zu einem sehr vergnüglichen Leseabenteuer. Ermittler Richard Levin bekommt es nicht nur mit einer Leiche zu tun, sondern gleich auch noch mit einer neuen Vorgesetzten. Maximilia Frohn, in vergleichsweise jungen Jahren schon Kriminalrätin, muss sich in ihrer neuen Dienststelle Coburg erst noch geografisch wie zwischenmenschlich zurechtfinden.

Viel Zeit bleibt dafür nicht, denn der Fall der Leiche im Brunnen hält beide auf Trab. Durch langwierige Befragungen und Recherchen ergibt sich ein verwirrendes Bild. Ist die Tote wirklich diejenige für die sie sie halten? Zudem war sie nicht alleine in Coburg. Und dann wird auch noch ein Stadtrat in die Sache mit hineingezogen, der sich alleine schon durch sein schmieriges Verhalten verdächtig macht.

Ilona Schmidt entfaltet behutsam eine Geschichte der menschlichen Schwächen, die Macht und Ohnmacht gegenüberstellt und kritische Fragen aufwirft. Wie “fair” ist unser Rechtssystem? Trifft es immer “die Richtigen”? Und hat unsere Gesellschaft manchmal doch Anteil daran, ob jemand schlussendlich zum Verbrecher wird?

Veröffentlicht am 02.08.2018

Wer Zack akzeptiert, den kann nicht mehr viel schockieren

In den Fängen des Löwen
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Wie schon aus “Die Fährte des Wolfes” bekannt, ist Zack auch hier noch ein junger Polizist, der öfter in verschiedenen Bereichen über die Stränge schlägt. Alkohol, Gewalt, generelle schlechte Laune und ...

Wie schon aus “Die Fährte des Wolfes” bekannt, ist Zack auch hier noch ein junger Polizist, der öfter in verschiedenen Bereichen über die Stränge schlägt. Alkohol, Gewalt, generelle schlechte Laune und sein größtes Problem: Drogen. Wer mit diesem “gesteigerten Harry Hole” als fiktive Figur aber einmal seinen Frieden geschlossen hat, kann sich an spannenden, klassischen Schweden-Thrillern erfreuen.

“In den Fängen des Löwen” ist Band 2 mit Zack und dem Team der Stockholmer Kriminalpolizei, in dem die so ungleiche wie perfekt harmonierende Truppe auf eine harte Probe gestellt wird. Kinder, die niemand vermisst, verschwinden, eines wird gefunden - tot.
Eine fieberhafte Jagd in verschiedenen Richtungen entbrennt, da es nicht lange dauern wird, bis sich die Tat wiederholt. Erschwert wird die Arbeit des Teams nicht nur durch den Täter, sondern auch durch die Verhältnisse auf den Straßen. Der Krimi spielt im Januar und der Winter hat Stockholm fest im Griff. Eine kleine Abkühlung, wenn man das Buch in unserem aktuell so heißen mitteleuropäischen Sommer liest.

Die kurzen Abschnitte und der Faktor, dass im Präsens erzählt wird, lassen die Geschichte nur so vorbeifliegen, ziehen den Leser ins Buch. Gut, ein wenig viel Superheld steckt am Ende in Zack, aber darauf kann man sich schon seit Band 1 verlassen. Und im nächsten Band wird es wohl auch so sein. “Das Blut der Hirsche” ist für den 27. Oktober 2018 geplant.

Veröffentlicht am 29.07.2018

Veilchen kollidiert mit der Fernsehwelt

Veilchens Show
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Glamour in der Alpenrepublik: Von Tirol ausgehend wird eine neue Reality-Show produziert, die bald den ganzen deutschsprachigen Raum in ihren Bann zieht. Die “Bauerlorette” muss sich zwischen fünf Kandidaten ...

Glamour in der Alpenrepublik: Von Tirol ausgehend wird eine neue Reality-Show produziert, die bald den ganzen deutschsprachigen Raum in ihren Bann zieht. Die “Bauerlorette” muss sich zwischen fünf Kandidaten entscheiden, den Gewinner bestenfalls heiraten und mit ihm glücklich werden.

Als am Set eine Leiche gefunden wird, müssen Valerie Mauser und Manfred Stolwerk eingreifen. Wie immer stürmt “Veilchen” mit ihrem Afro und ihrer unkonventionellen Art voran und lässt sich auch von Fehlschlägen nicht beirren.

Teil 5 der Reihe (nach “Veilchens Winter”, “Veilchens Feuer”, “Veilchens Blut” und “Veilchens Rausch”) bietet wie gewohnt klassische Ermittlungen gemischt mit Action, abgeschmeckt mit Humor und garniert mit österreichischen Sprachsplittern.

Nebenbei gibt es auf der Suche nach dem Mörder noch einen Rundumschlag an die (teilweise scheinheilige) Film- und Fernsehwelt, die Produktionsmethoden und den Umgang mit den Darstellern. Gemeinsam mit Valerie bekommt der Leser einen Blick hinter die Kulissen der “Bauerlorette”, wobei sämtliche Ähnlichkeiten mit realen Sendungen und Praktiken natürlich rein zufällig sind.

Trotz mancher Längen ein unterhaltsamer Alpenkrimi.