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Veröffentlicht am 29.12.2018

Dunkle Atmosphäre

Graue Nächte
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Buchmeinung zu Arnaldur Indridason – Graue Nächte

„Graue Nächte“ ist ein Kriminalroman von Arnaldur Indridason, der 2018 bei Bastei Entertainment in der Übersetzung von Anika Wolff erschienen ist. Der ...

Buchmeinung zu Arnaldur Indridason – Graue Nächte

„Graue Nächte“ ist ein Kriminalroman von Arnaldur Indridason, der 2018 bei Bastei Entertainment in der Übersetzung von Anika Wolff erschienen ist. Der Titel der isländischen Originalausgabe lautet „Petsamo“ und ist 2016 erschienen. Dies ist ein weiterer Fall für die Ermittler Flovent und Thorson.

Zum Autor:
Arnaldur Indriðason, Jahrgang 1961, war Journalist und Filmkritiker bei Islands größter Tageszeitung. Heute ist er der erfolgreichste Krimiautor Islands. Seine Romane erobern stets Platz 1 der isländischen Bestsellerliste und stehen auch bei uns nach ihrem Erscheinen immer auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Sie werden in 40 Sprachen übersetzt und sind mit renommierten Krimipreisen ausgezeichnet worden.

Klappentext:
Frühling 1943. In Reykjavik ist die Lage angespannt, Island ist von den Amerikanern besetzt. In diesen unruhigen Zeiten wird eine Leiche an einem Strand, nahe des Stadtzentrums, entdeckt. Der Mann, ein Soldat, wurde offenbar ermordet. Ein weiterer Fall beschäftigt Kommissar Flóvent und seinen Kollegen Thorson von der Militärpolizei: Eine Frau, die oft mit Soldaten gesehen wurde, verschwindet spurlos. Stehen der Mord und das Verschwinden der Frau im Zusammenhang? Die Kommissare ermitteln in einem heiklen Umfeld ...

Meine Meinung:
Dieser Roman lebt fast allein von der dichten Atmosphäre, die der Autor gekonnt aufbaut. Er schildert die Verhältnisse im besetzten Island und das schwierige Miteinander von Einheimischen und Soldaten. Die Geschichte wird aus einer Reihe von unterschiedlichen Perspektiven erzählt und es ist lange unklar, ob und wie die einzelnen Passagen zusammen hängen. Die Ermittler werden nur grob skizziert, und doch wirken sie sympathisch. Fast alle anderen Figuren bleiben gewollt schwammig, um den düsteren Gesamteindruck zu verstärken. Bei ihren Ermittlungen geraten Flovent und Thorson in gefährliche Situationen und müssen einiges einstecken. Niemand scheint ein wirkliches Interesse an der Auflösung zu haben, denn Unterstützung erfahren die beiden Ermittler kaum. Die Thematik der sexuellen Beziehungen, auch gleichgeschlechtlicher Art, ist heikel, insbesondere für das Militär. Dabei ist es durchaus spannend, wenn auch auf eigene Art. Die Auflösung ist vollständig und ganz im Sinne der düsteren Grundstimmung. Es gibt Täter, die mehr wie Opfer wirken und mir fast leid getan haben. Und es gibt ein Vorgehen des Militärs, dass Fragen aufwirft, aber für mich war es passend.

Fazit:
Atmosphärisch dicht mit einer komplexen Handlung, die aber nicht auserzählt wirkt. Ein Kapitel isländischer Geschichte mit vielen Verlierern, das viele Fragen stellt. Von mir gibt es vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Atmosphäre
  • Geschichte
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.12.2018

Robin, der ewige Rebell, ist zurück auf der Insel

Das Blut des Löwen
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Buchmeinung zu Mac P. Lorne – Das Blut des Löwen

„Das Blut des Löwen“ ist ein historischer Roman von Mac P. Lorne, der 2018 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der dritte Band in der Serie um Robin ...

Buchmeinung zu Mac P. Lorne – Das Blut des Löwen

„Das Blut des Löwen“ ist ein historischer Roman von Mac P. Lorne, der 2018 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der dritte Band in der Serie um Robin Hood.

Zum Autor:
Mac P. Lorne ist Jahrgang 1957.
Aufgewachsen in der ehemaligen DDR studierte er aus politischen Gründen statt Geschichte und Literatur Veterinärmedizin.
Im Frühjahr 1988 gelang ihm die Flucht in die Bundesrepublik.
Gemeinsam mit seiner Familie baute er einen Reit-und Zuchtbetrieb in Bayern auf, aus dem sich auch Olympiareiter ihren Nachwuchs sicherten.
Heute lebt er zu Füßen einer mittelalterlichen Burg in einem der größten Waldgebiete Europas.
Er ist Co-Autor mehrerer Fach- und Sachbücher aus den Gebieten Veterinärmedizin und Pferdezucht.
Englische Geschichte ist die große Leidenschaft des Autors und seine Romanreihe rund um Robin Hood begeistert zahlreiche Leserinnen und Leser.

Klappentext:
England im Mittelalter:
Viele Jahre lebten Robin Hood und seine Frau Marian auf Geheiß Königin Eleonores unerkannt in der Gascogne, um König Richards illegitimen Sohn Fulke zu schützen. Als England in Gefahr ist, ruft William Marshal die Verbannten zurück. Doch bevor Robin wieder durch seinen geliebten Sherwood Forest streifen darf, muss er zuerst in Spanien gegen die Mauren in den Kampf ziehen. Zu Hause in England treibt derweil König John weiter ungehindert sein Unwesen. Noch.

Meine Meinung:
Dieses Buch beschreibt die ersten Jahre von Robin Hood nach dem Tod von Richard Löwenherz. Wie in den Vorgängerbänden ist es ein ständiger Wechsel von ruhigen und kampfgeprägten Szenen. Diese Mischung sorgt für die notwendige Beruhigung nach den oft recht rauen Kämpfen der damaligen Zeit. Auch humorvolle Szenen sind wieder zu finden, aber insgesamt fand ich diesen Band etwas dunkler als die Vorgänger. Vor allem das Verhalten König Johns ist erschreckend und doch in dieser Zeit verbreitet. Ganz unauffällig fließen historischen Informationen in das Buch ein und der Leser wird angeregt, dazu weitere Informationen zu suchen. So ging es mir bei dem Kampf der Spanier gegen die Mauren, dessen Bedeutung mir völlig unbekannt war. Auch entwickeln sich die Figuren weiter und zeitweilig nahm Robin eine beängstigende Richtung. Marian bleibt eine starke Frau, die aber mittlerweile ein ruhiges Leben ohne Kämpfe herbei sehnt und sogar ohne Robin nach Frankreich heimkehren will. Ein neuer Charakter ist Fulke, der Ziehsohn von Marian und Robin. Er bringt neues Leben in die Geschichte. Robin bleibt seiner Rolle als Rebell treu und kämpft für die Gleichheit aller Menschen, wenn auch vorerst nur die Männer gemeint sind. Es ist interessant zu verfolgen, welche Probleme selbst reformbereite Adlige mit dieser Forderung haben. Zu sehr ist das Standesdenken in ihren Köpfen verfestigt. Eine sehr interessante Figur ist weiterhin William Marshall, der trotz aller Widerstände und Zweifel fest zum Königshaus steht.
Wie auch in den vorigen Bänden mutiert Robin in den Kampfsituationen zu einem Superhelden, dessen Taten Leser nur staunend verfolgen können.
Die Zeittafel und die Anmerkungen des Autors sind eine gelungene Ergänzung, die zudem einen Einblick in den Schaffensprozess des Autors geben.

Fazit:
Wieder eine aufregend gestaltete Abenteuergeschichte mit sympathischen Helden und meist unglücklich agierenden Bösen. Die Mischung aus Historie und Fiktion ist gelungen. Der dritte Band in einem Jahr läßt bei mir ein Gefühl von Wiederholung anklingen. So vergebe ich diesmal nur vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 11.12.2018

spannend, aber auch brutal

Rachewinter
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Buchmeinung zu Andreas Gruber – Rachewinter



„Rachewinter“ ist ein Thriller von Andreas Gruber, der 2018 bei Goldmann erschienen ist. Dies ist der dritte Band in der Serie um den Leipziger Kommissar ...

Buchmeinung zu Andreas Gruber – Rachewinter



„Rachewinter“ ist ein Thriller von Andreas Gruber, der 2018 bei Goldmann erschienen ist. Dies ist der dritte Band in der Serie um den Leipziger Kommissar Walter Pulaski und die Wiener Anwältin Evelyn Meyers.



Zum Autor:
Andreas Gruber, 1968 in Wien geboren, lebt als freier Autor mit seiner Familie und fünf Katzen in Grillenberg in Niederösterreich. Seine Bücher wurden u.a. für den Friedrich-Glauser-Krimi Preis nominiert, mit der Herzogenrather-Handschelle, dem Skoutz-Award, dem Leo-Perutz-Krimi-Preis, dreimal mit dem Vincent Preis und dreimal mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet.



Klappentext:
Mehrere Männer im besten Alter, erfolgreich und vermögend, werden grausam ermordet – und obwohl sie in verschiedenen Städten lebten, haben sich alle kurz vor ihrem Tod mit einer geheimnisvollen dunkelhaarigen Frau getroffen. Doch diese bleibt ein Phantom. Das müssen auch Kommissar Walter Pulaski in Leipzig und Anwältin Evelyn Meyers in Wien feststellen, die beide in die Fälle verwickelt werden. Anders als die Polizei lassen sie sich jedoch nicht entmutigen, erst recht nicht, als sie erkennen, dass sie die Mordserie nur gemeinsam lösen können. Allerdings ist der Täter raffinierter, als sie denken – und spielt auch mit ihnen sein gefährliches Spiel ...



Meine Meinung:
Dieses Buch besticht durch die sympathischen Ermittler, die trotz aller Widerstände ihren Weg geradlinig gehen. Ihre Figuren sind glaubhaft gezeichnet mit Stärken und mit Schwächen. Auch ihre Gegenspieler sind komplex gestaltet, auch wenn sie noch die ein oder andere positive Komponente vertragen könnten. Wie in den Vorgängern üblich entwickeln sich die Dinge zuerst unabhängig voneinander in Wien bzw. in Leipzig. Beide Ermittler erhalten neue Unterstützung. In Wien ist es der neue Assistent der Anwältin, der sich einfallsreich und nicht immer gesetzeskonform einbringt. Seine Figur gefällt mir sehr. In Leipzig wird Pulaski von seiner Tochter und deren Freundin, der Tochter eines Opfers, begleitet. Die beiden jungen Damen sind sich des Risikos nicht bewusst und agieren etwas unbeholfen, aber mit Leidenschaft. Der Plot ist wieder ausgeklügelt und hält bis zum Ende die ein oder andere Überraschung bereit. Nicht gefallen hat mir die ein oder andere Gewaltdarstellung, die meiner Meinung nach nicht in dieser Deutlichkeit nötig gewesen wäre. Auch das Ende mit einem zum Supermann mutierenden Helden war mir zu übertrieben, auch wenn es um seine Tochter ging. Trotzdem war die Spannung während des gesamten Buches gegeben und der Stil des Autors regte zum Mitfiebern an.


Fazit:
Ein spannender Krimi mit überzeugenden Figuren, einem ausgeklügelten Plot und einer für mich zu ausführlichen Gewaltdarstellung, die die Höchstwertung verhindert. So vergebe ich gute vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus, sofern man mit der Gewaltdarstellung keine Probleme hat.

Veröffentlicht am 27.10.2018

Ein Mensch an der Grenze des Wissens

Der Spielmann (Faustus-Serie 1)
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Buchmeinung zu Oliver Pötzsch – Der Spielmann

„Der Spielmann“ ist ein Roman von Oliver Pötzsch, der 2018 bei List Hardcover erschienen ist. Dies ist der erste Band der Serie um Johann Georg Faustus.

Zum ...

Buchmeinung zu Oliver Pötzsch – Der Spielmann

„Der Spielmann“ ist ein Roman von Oliver Pötzsch, der 2018 bei List Hardcover erschienen ist. Dies ist der erste Band der Serie um Johann Georg Faustus.

Zum Autor:
Seine blutige Familiengeschichte beschäftigt Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, bereits seit der Kindheit. Bei seinen Recherchen stieß er auf die Folterwerkzeuge seiner Ahnen und einen Meisterbrief, der seinem Vorfahren eine 'besondere Kunstfertigkeit beim Köpfen' bescheinigt. Er fand außerdem heraus, dass das Richtschwert der Familie in den 70ern des letzten Jahrhunderts aus einem Heimatmuseum gestohlen wurde und seitdem verschollen ist. Sein 2008 erschienener Roman „Die Henkerstochter“ wurde für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Der Autor arbeitet für den Bayrischen Rundfunk und lebt in München.

Klappentext:
1486: Knittlingen ist ein ruhiger Ort im Kraichgau. Bis zu dem Tag, als die Gaukler in die Stadt kommen – und plötzlich Kinder verschwinden. Johann Georg, genannt „Faustus“, der Glückliche, kümmert das nicht. Ihn interessiert nur der Spielmann und Magier Tonio del Moravia: Von dem blassen Mann mit den stechend schwarzen Augen, der Johann eine große Zukunft als Gelehrter voraussagt, geht eine seltsame Faszination aus. Johann schließt sich ihm an, gemeinsam ziehen sie durch die deutschen Lande. Der junge Mann saugt alles auf, was Tonio ihm beibringt. Doch von Tonios Lehren geht eine ungeahnte Gefahr aus, und schon bald beschleicht Johann das Gefühl, dass sein Meister mit dunklen Mächten im Bunde steht. Mächte, die Johanns ganzes weiteres Leben bestimmen werden …

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich zwiegespalten zurück gelassen. Der Anfang und das Ende haben mir vorzüglich gefallen und mich regelrecht mitgerissen. Aber die Zeit als Gaukler und als Student in Heidelberg haben mich nicht gepackt. Sie waren mir zu ausführlich und ich hatte stellenweise das Gefühl, in eine Abart von „Und täglich grüßt das Murmeltier“ geraten zu sein. Die Besuche der Privatbibliothek in Venedig oder die wiederkehrenden Treffen mit Margarethe sorgten für wenig Spannung und brachten kaum etwas Neues. Kein Vergleich mit den wirklich gelungenen Erzählungen aus Knittlingen oder Nürnberg. Diese Passagen hatten Atmosphäre, Tempo und Spannung. Dort zeigte der Autor seine Extraklasse.
Die Figur des Johann Georg hat mir sehr gut gefallen. Anfänglich ein sympathischer Junge, der ob seines Verstandes und seiner Herkunft als Bastard sehr häufig gemoppt wurde, entwickelte er sich zu einem intelligenten, aber nur auf den eigenen Vorteil ausgerichteten Menschen, der so gut wie keine Freunde hatte und selbst diese betrog. Einzig Margarethe und sein Hund Satan bedeuteten ihm etwas. Faustus ist ein Mensch mit ungewöhnlichen Fähigkeiten, der unentwegt nach mehr Wissen verlangt. Sein Gegenpart Tonio del Moravia ist aus ähnlichem Holz gestrickt und wirft seine Erfahrung und seine Kontakte in die Waagschale. Dieser Zweikampf zieht sich durch das ganze Buch, auch wenn es längere Passagen gibt, in denen Tonio im Hintergrund bleibt. Man leidet mit Faustus, der alles versucht, um in diesem ungleichen Kampf zu bestehen. Unterstützt wird er von nur wenigen, die zudem von viel geringerem Kaliber sind. So ganz nebenbei erfährt man viel über den Stand der Wissenschaft, das an den Hochschulen gelehrte Wissen und die Gefahr, der sich forschende Geister ausgesetzt sahen. Diese Darstellungen sind faszinierend.

Fazit:
Dieser Roman ist in einigen Teilen faszinierend und fesselnd, verliert aber zwischenzeitlich an Spannung und Tempo. Deshalb vergebe ich (nur) vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten), spreche aber eine Leseempfehlung aus, weil besonders der Anfang und das Ende herausragend sind.

Veröffentlicht am 19.10.2018

Erfrischend anders

Der letzte Sterz
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Buchmeinung zu Günther Pfeifer – Der letzte Sterz

„Der letzte Sterz“ ist ein Kriminalroman von Günther Pfeifer, der 2018 im Emons Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Günther Pfeifer wurde in Hollabrunn ...

Buchmeinung zu Günther Pfeifer – Der letzte Sterz

„Der letzte Sterz“ ist ein Kriminalroman von Günther Pfeifer, der 2018 im Emons Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Günther Pfeifer wurde in Hollabrunn (Niederösterreich) geboren, lernte ein Handwerk und war jahrelang Berufssoldat. Seit seinem Wechsel in die Privatwirtschaft arbeitet er im Ein- und Verkauf. Er schreibt für Magazine, außerdem Theaterstücke und Kriminalromane. Günther Pfeifer lebt in Grund, einem kleinen Dorf im Weinviertel.

Klappentext:
'Nicht Johann sollst du ehren, sondern Leuthold!' – Eigentlich ein schöner Satz. Aber mit Blut auf einen Sockel geschmiert wirkt er gleich etwas weniger schön. Und wenn auf dem Sockel statt der Statue des Erzherzogs Johann eine künstlerisch fragwürdige Betonfigur steht, ist das überhaupt nicht mehr schön. Und wenn in dieser Figur die Leiche eines Mannes steckt, dann gefriert einem leicht das Blut in den Adern. Hawelka und Schierhuber ermitteln und müssen bald auf einer steirischen 'Huabm' um ihr eigenes Leben fürchten.

Meine Meinung:
Dieses Buch besticht durch die schillernden Figuren und die humorvolle Herangehensweise. Hawelka betrachtet die Welt oft aus einem philosophischen Blickwinkel, während Schierhuber eher einen praktischen Ansatz bevorzugt. Während Hawelka grübelt, wie er an Informationen kommen soll, geht Schierhuber in die einheimische Abteilung des Gasthauses und trinkt mit diesen. Ich mochte die beiden Ermittler von Anfang an, auch wenn ihre Beschreibung schon manchmal etwas überzeichnet, zuweilen sogar comicartig erfolgte. Wichtige Unterstützung erfahren die beiden aus dem Informationsbüro, wobei auch private Infos ausgetauscht werden. Für mich wurden die Ermittler aber noch durch den Kommunisten getoppt. Dieser Mann ist ein begehrter Handwerker mit kommunistisch geprägten Ansichten. Er hat ein wunderbares Talent zur andersseitigen Darstellung der Geschehnisse. Seine Sicht wirkt fundiert aus der Perspektive des Gemeinwohls. So gibt es viele Lacher, aber die können auch schon mal im Hals stecken bleiben. Mit den Figuren und dem Stil der Erzählung kann der Kriminalfall nicht mithalten. Es gibt wundervolle Sprachbilder zu bestaunen, wenn z. B. das Russlandtief durch die Landschaft tanzt. Es gibt auch einige Sätze im steirischen Dialekt, die aber im Zusammenhang verständlich waren. Auch der Unwillen der Steirer mit den Hauptstädtern zusammen zu arbeiten wird thematisiert. Dabei sind die beiden Protagonisten keineswegs unfehlbar, aber Kommissar Zufall und das Informationsbüro helfen im Fall der Fälle.

Fazit:
Diese Krimigroteske glänzt durch beißenden Humor und einen gelungenen Mix an Figuren. Der Kriminalfall bleibt dabei weitgehend auf der Strecke, aber trotz humorigen Grundtons werden auch ernste Themen angesprochen. Manchmal etwas überzogen aber erfrischend anders. Ich vergebe vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für alle aus, für die es nicht bierernst zugehen muss.