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Veröffentlicht am 12.05.2019

Was für ein Gemetzel

DOORS ? - Kolonie
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Allgemein:

Markus Heitz schuf mit „Doors“ ein neues Leseerlebnis. 3 Bücher, die einer Serie gleichen, eine sogenannte Staffel bilden und unabhängig voneinander gelesen werden können. Der Knaur-Verlag ...

Allgemein:

Markus Heitz schuf mit „Doors“ ein neues Leseerlebnis. 3 Bücher, die einer Serie gleichen, eine sogenannte Staffel bilden und unabhängig voneinander gelesen werden können. Der Knaur-Verlag nahm sich dem außergewöhnlichen Projekt 2018 an und das mit Erfolg.

Der Beginn ist bei allen Büchern gleich: Die junge Millionärstochter Anna-Lena ist spurlos in den Katakomben der alten Familienvilla verschwunden. Ihr Vater schickt daher ein Spezial-Team aus, bestehend aus zwei Wissenschaftlern, zwei Freeclimbern, einem Personenschützer und einem Medium, um seine Tochter zu retten. Doch statt Anna-Lena findet das Team 5 Türen und hinter jeder könnte Anna-Lena sein. Welche Tür werden sie wählen?

„Doors – Kolonie (?)“ schickt das Team in den Winter 1944/1945, aber ein anderes 1944/1945 als man kennt. Denn Stauffenbergs Attentat auf Hitler ist geglückt, der Krieg längst vorbei und Leipzig steht unter der Besetzung der Amerikaner statt der Russen.

Mein Bild:

Trotz, dass ich die Einführung durch „Blutfeld“ schon kannte, habe ich das Buch von Anfang an gelesen und das war gut so. Denn mir fiel auf, wie viele kleine Details ich bereits vergessen hatte. Es fühlte sich irgendwie an, als entdeckte ich neue Dinge. Es war erneut furchtbar spannend und erneut hatte jedes Kapitel kleine Cliffhanger, die mich dazu zwangen weiter zu lesen. Das zieht sich übrigens durch das ganze Buch, nur zur Info für diejenigen, die abends gern „nur noch dieses eine Kapitel lesen“ wollen... Außerdem konnte ich nochmal über das erste Zusammentreffen des zusammengewürfelten, klischeebehafteten Teams lachen.

Ich mag Markus Heitz Schreibstil wirklich gern. Der Autor hat den Schalk im Nacken, macht sich über Klischees und Verschwörungstheorien lustig bzw. Gedanken ohne dass es lächerlich wirkt. Sein bildlicher Stil, ebenso wie die wohl bedachte Wortwahl ließen die Geschichte in verschiedenen Farben aufleuchten. Erst in der Gegenwart, wie der Leser sie kennt, dann düster und nasskalt mit Gänsehautfeeling in den Katakomben bis das Team durch die Tür geht und sich vor meinem inneren Auge ein Sepia-Ton auf die Situation vom parallelen 1944 legt. Es liest sich wie ein Film, auch wenn es merkwürdig klingt.

In „Kolonie“ zeigt Heitz dem Leser eine Antwort auf die Frage, was wäre, wenn Stauffenbergs Attentat geglückt wäre. Ich weiß nicht, wie viel der Autor recherchiert hat, aber so unlogisch kam mir das Szenario nicht vor. Der Krieg ist zu ende, klar, die Alliierten sind da, auch klar, politische Ziele ändern sich, macht ebenso Sinn. Diese ausgeklügelte Idee vor dem Hintergrund bekannter Orte, wie meiner Heimatstadt Leipzig, machten einen realitätsnahen Eindruck. Doch das wäre ja zu langweilig ohne Rebellion, Verschwörung, Intrigen und ganz viel Blut. Zuviel Blut für meinen Geschmack.

Ich kann mir nur vorstellen, dass der Autor zeigen wollte, wie kaltblütig es trotzdem zugegangen wäre und dass zu dieser Zeit so oder so keiner von Barmherzigkeit lebte. Dennoch war es mir zu trashy und vor allem, wie die Menschen gestorben sind! Entweder total banal oder absolut überraschend und grausam. Ich dachte „Blutfeld“ wäre schon recht heftig gewesen, aber „Kolonie“ schlägt das um Meilen.

Das war nicht die einzige Überraschung. Mir war bekannt, dass in jedem Buch ein oder mehrere Teammitglieder näher betrachtet werden. Ich denke nicht, dass ich den Personenschützer Spanger je leiden kann, aber dieser Band schaffte es zumindest, dass ich mir für den nervtötenden Proll etwas Verständnis abringen konnte. Dafür hat mich das Medium arg enttäuscht, denn sie machte mir hier einen garstigeren Eindruck als in „Blutfeld“. Sicherlich lag es daran, dass sie sich in einer anderen Situation befand, aber ich erkannte sie kaum wieder und das passte für mich nicht.

Generell fand ich es schade, dass der Plot so aufgebaut ist, dass das Team als solches nicht zur Geltung kommen kann. Eine Zusammenarbeit ist dementsprechend nicht möglich. Ich hatte den Eindruck, mehr mit Einzelkämpfern bzw. vielleicht noch Paaren zu tun zu haben. Ohne jegliche Zweifel kann ich sagen, dass mir „Blutfeld“ besser gefällt als „Kolonie“. Mal sehen, wie ich das 3. Buch im Bunde, „Dämmerung“, finden werde.

Fazit:

Ein fiktiver 1944/1945 im Winter fasziniert durch historisch bekannte Orte und Hochspannung. Allerdings wirken die Protagonisten teilweise wie sture Einzelkämpfer, denen der blutige Plot nicht bekommt.

Veröffentlicht am 22.12.2018

Drama, Baby, grausames Drama

Sturmhöhe
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Allgemein:

Im Englischen kennt man den literarischen Klassiker unter „Wuthering Heights“, der Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals veröffentlicht wurde. Emily Brontës einziger Roman stieß zu damaliger ...

Allgemein:

Im Englischen kennt man den literarischen Klassiker unter „Wuthering Heights“, der Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals veröffentlicht wurde. Emily Brontës einziger Roman stieß zu damaliger Zeit auf Ablehnung, doch heute gehört er zu den allgemein bekannten Werken dieser Zeit. Es existieren zig Auflagen dieses Buches, wie beispielsweise die 2014 erschienen Sonderauflage aus dem dtv-Verlag. Inhaltlich begleitet der Leser zwei auf dem Land lebende, wohlhabende Familien über mehrere Generationen hinweg. Besonderes Augenmerk bekommen dabei der, von den Earnshows adoptierte, Heathcliff und die Tochter des Hauses Catherine. Von Kindesbeinen an, sind die Beiden die besten Freunde. Bis sie älter werden und beginnen Gefühle füreinander zu hegen. Jedoch entscheidet sich Catherine nicht für den mittellosen Exoten Heathcliff, sondern heiratet den Erben von Thrushcross Grange Edgar Linton. Wird sich Heathcliff damit zufrieden geben oder um Catherine kämpfen?

Mein Bild:

Da lagen sie also vor mir: 450 Seiten Seiten mit klein gedruckter Schrift. Kompakt verpackt in einem von bläulich-goldenen Stoff ummantelten Hardcover. Wirklich hübsch anzusehen dieser Retroschick. Allerdings ist es ein echt dickes Buch. Vielleicht hätte man ein größeres Format wählen sollen, damit es schmaler ausfällt.

Schon mal vorab, ich bin kein großer Klassiker-Fan. Mir war zu Schulzeiten schon „Romeo und Julia“ ein Graus. Ich kann bis heute nicht wirklich verstehen, warum so viele Menschen darauf schwören. Man kann sich also denken, dass ich jetzt nicht freudestrahlend aus dem Buchladen gekommen bin, weil ich „Sturmhöhe“ in meinen Händen hielt. Doch darauf fiel nun mal die Wahl in einem privaten Buchclub. Also, was soll´s. Ich wusste so gut wie nichts über die Story. Ich stellte mir eine schnulzige, langatmige Lovestory im Großbritannien des 19. Jahrhunderts vor, mehr nicht. Kurz gesagt, ich habe mich geirrt.

Dafür, dass das Buch vor knapp 200 Jahren erschien, empfand ich den Schreibstil als recht modern und flüssig zu lesen. Ich verstand alles, Fremdwörter waren kaum dabei und die biblischen Anekdoten wurden sogar über Erläuterungen am unteren Seitenrand erklärt. Ich bin dennoch von der Rechtschreibung irritiert gewesen. Wer die Rechtschreibung noch mit „daß“ kennt, wird hier auf seine Kosten kommen, denn „dass“ gibt es nicht. Es wurde tatsächlich eine Übersetzung mit, ich nenne es mal, einer älteren Varianten der deutschen Rechtschreibung genutzt. Woran das liegt? Wenn ich es richtig deute, hat dtv diese Übersetzung schon einmal 1997 veröffentlicht, noch vor „dass“...

Die Geschichte wird aus zwei Ich-Perspektiven erzählt. Zum einen von dem Pächter Lockwood, einem charmanten, ruhigen Typen, der 1801 die Ruhe auf dem Lande sucht. Und zum Anderen von der Hauswirtschafterin Nelly Dean, die ihr ganzes Leben auf dem Grund und Boden von Wuthering Heights und Thrushcross Grange verbracht hat. Nelly ist übrigens die einzige Protagonistin, die mir sympathisch ist! Sie hat das Herz am rechten Fleck und handelt mit Vernunft.

Im Gegensatz zu den restlichen Protagonisten. Ich sage es frei heraus, die sind alle durchgeknallt. Aggression, Gewalt, Naivität, Überschlagshandlungen und Kaltblütigkeit stehen an der Tagesordnung. Selbst als Kinder sind Heathcliff und Catherine mit allen Wassern gewaschen, haben nur Unfug im Kopf und harmlos ist davon das Wenigste. Ich war schockiert! Im Ernst, zu dieser Zeit ging es doch streng zu, der liebe Gott stand über allem, aber diese Kids machten sich überhaupt nichts daraus.

Catherine ist eine absolut naive und hysterische Person. Sie nervte mich mit ihren Allüren, ich konnte sie nicht ernst nehmen. Es gab nur einen Punkt, an dem ich sie für verantwortungsbewusst hielt und das war, als sie sich klischeemäßig für eine Vernunftheirat entschied. Ansonsten kam bei ihr nicht wirklich Spannung auf, sie ist einfach ein recht oberflächlich gestrickter Charakter.

Das kann man von Heathcliff nicht sagen. Wenn er am Zug war, wusste ich nicht, was passieren würde. Er musste sein ganzes Leben um Akzeptanz kämpfen. Er war ein Außenseiter, schon wegen seines dunkleren Hauttons und der schwarzen Haare. Aber überraschenderweise hat er es geschafft mehr zu sein als alle erwarteten. Klug, in der Öffentlichkeit stets vornehm, jedoch hinter der Fassade voller Wut, Gewalt und Aggression. Seine Kaltblütigkeit verschaffte mir beim Lesen Gänsehaut. Er zieht im Geheimen die Fäden und lenkt das Geschehen. Seinetwegen gab es Plott-Twists, an die ich nie gedacht hätte. Irre, wenn ich bedenke, dass ich den Weg der Beiden über Jahrzehnte begleite.

Die Zeitangaben waren auch so eine Schwierigkeit. Manchmal gab es Jahreszahlen, dann sprach man wieder von diesen und jenen Jahren später oder bezog sich auf Jahreszeiten. Teilweise waren die Zeitsprünge riesig und als die Kinder auch noch wie die Eltern bzw. Verwandten hießen, hatte ich verloren! Ich musste oft nachrechnen, weil ich mir nie ganz sicher war, wie viel Zeit genau vergangen war. Meine Erleichterung war groß, wenn das aktuelle Alter der Protas bekannt wurde oder der am Anfang des Buches abgebildete Stammbaum mir zu Hilfe eilte. Zum Nachdenken gab es dahingehend genug.

Das Ende hat mich teilweise überrascht und war angemessen für dieses Drama! Mal abgesehen von Heathcliff waren die anderen Haupt- und Nebendarsteller einfach zu durchschaubar. Ich bin froh, zu diesem Klassiker jetzt etwas sagen zu können, auch wenn er doch wirklich etwas Verstörendes an sich hat.

Fazit: Spannend, dramatisch und irre kaltblütig. Für Leser, die vom 19. Jahrhundert mehr erwarten als romantische Liebesszenen auf englischen grünen Wiesen.

Veröffentlicht am 25.11.2018

Die traumhafte Kulisse Londons, kantige Nebendarsteller, aber eine nicht überzeugende Protagonistin

Nebenan funkeln die Sterne
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Allgemein:

Unter dem Pseudonym Lilly Adams schrieb die Autorin Bettina Brömme den Liebesroman „Nebenan funkeln die Sterne“, der 2018 bei LYX erschien. Inhaltlich dreht es sich um die, von all ihren Followern ...

Allgemein:

Unter dem Pseudonym Lilly Adams schrieb die Autorin Bettina Brömme den Liebesroman „Nebenan funkeln die Sterne“, der 2018 bei LYX erschien. Inhaltlich dreht es sich um die, von all ihren Followern geschätzte, Instagrammerin Emma. Ihre hochgeladenen Bildern versprühen pures Glück und Lebensfreude. Was jedoch niemand weiß: Emma lebt wie eine Einsiedlerin in einer londoner Dachgeschosswohnung und schottet sich in ihrem Elfenbeinturm von der Außenwelt ab ohne das es jemand merkt. Offline existiert sie so gut wie gar nicht mehr, zumindest bis nebenan der äußerst sympathische Fahrradkurier Nathan einzieht und Emma aus ihrem Versteck lockt.

Mein Bild:

Das Cover liebe ich wahnsinnig! Diese paillettenartigen Lichter, der Titel zwischen einer Lichterkarte und die dezente Farbgebung erinnern mich an laue Sommerabende und romantische Begegnungen. Schön und schnulzig. Allerdings ist die Geschichte keine übertriebene Romanze. Der Mittelpunkt liegt einfach auf dem ungewöhnlichen Leben der Protagonistin Emma, sowie die Aufarbeitung des dazugehörigen Hintergrundes.

Die Story wird reinweg aus ihrer personalen Sichtweise erzählt. Das fand ich schade, denn ihr zu Folgen bedeutetet auch einige Längen in Kauf zu nehmen. Hauptsächlich lag es daran, dass ich ihr nicht alles abkaufte und das ständige Wiederholen ihrer Zweifel nicht ausreichte, um ihre Gefühle glaubhaft zu machen. Doch warum ist das so? Nun, Emma ist Mitte, maximal Ende 20, sie ist selbstständige Webdesignerin und arbeitet von zu Hause aus, sie telefoniert mit ihren Kunden per Skype, und das ziemlich selbstbewusst. Sie ist kreativ, klug und ist sehr organisiert. Es wirkte auf mich fast schon schizophren, als ich las, dass sie verdammt nochmal nie das Haus verlässt, Angst vor Menschen hat, ihre Umwelt belügt und das seit 18 Monaten durchzieht. Natürlich wird der Hintergrund Stück für Stück offenbart, aber das war mir einfach nicht tiefgründig genug. Es geht um soziale Isolation, eine förmliche Selbstgeiselung, die mir inhaltlich zu oberflächlich gestaltet ist. Noch dazu habe ich schnell den Eindruck gewonnen, dass die Protagonistin ihre Ängste schnell fallen lassen kann.

Nichtsdestotrotz stellte die Autorin die Social Media – Welt infrage und lädt zum Nachdenken ein. Gerade Instagram lebt von dem Motto „Ich mach die Welt wie sie mir gefällt“. Nur wie viel davon ist Wahrheit? Wer sind die Menschen hinter den Accounts? Es geht um Verschleierung oder auch Selbstbetrug. Ich fand diesen Aspekt wahnsinnig spannend, gerade weil ich auch auf Instagram unterwegs bin. Der Protagonistin Emma muss man trotz ihrer Instagramscheinwelt zu Gute halten, dass sie sich wirklich um ihre Follower bemüht, die durch die unterschiedlichsten Menschen verkörpert werden.

Um sich der Instagramthematik noch näher zu fühlen sind putzige Details wie Hashtags, Followerkommentare oder Chatverläufe im Buch zu finden, immer passend zum jeweiligen Kapitel. Und definitiv ein Schmunzler wert. Ebenso wie der gegenwärtige, leichte Schreibstil, der in manchen kreativen Gefühlsausbruch der Protagonistin sogar ins Philosophische geht. Das einzig Nervige war an mancher Stelle die Wortwahl. Blicke, die sich „verschränken“ oder man erhöht die Tretkraft „signifikant“... What? Das störte meinen Lesefluss. Es passte einfach nicht zum Rest.

Ein Händchen bewies die Autorin dafür beim Setting. London in seinen schönsten Facetten. Orte, von denen jeder was gehört hat, unterlegt mit passenden Erinnerungen an Filme oder Songs. Dank des fast zu perfekten Schwamrs Nathan mit den honigfarbenen Augen und den stark wiedererkennbaren Nebendarstellern wie die Friseurin Brittany, die Vermieterin Mrs. Frampton oder Emmas Schwester Julia zeigte sich die Stadt von ihrer einnehmenden Seite. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob die Briten wirklich so viel Alkohol trinken wie es in dieser Geschichte heißt, aber das nur nebenbei gesagt.

Zum Schluss freundete ich mich übrigens doch noch mit Emma an. Ehrlichkeit, den Blick nach vorn richten und auch mal Hilfe annehmen ist eben nicht verkehrt. Weiterhin war ich froh, dass keinerlei Fragen des Plots offen geblieben sind. Denn glaubt mir, so ziemlich jeder in diesem Buch schleppte ein kleines Geheimnis oder Problem mit sich herum, das schier gelöst werden musste!

Fazit:

Eine Liebesgeschichte bei der Selbsterkenntnis und Ehrlichkeit die Hauptrolle spielen. Für Londonliebhaber, Instagramhelden und Leser, die glückversprechende Geschichten mögen.

Veröffentlicht am 14.08.2018

Der Leser benötigt einem langen Atem für diesen gegenwärtigen und doch zauberhaften Frauenroman

Wir sehen uns beim Happy End
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Allgemein:

„Wir sehen uns beim Happy End“ ist der 2. Roman von Wiebke Lorenz, die unter dem Pseudonym Charlotte Lucas mit „Dein perfektes Jahr“ bereits einen Bestseller schrieb. Nun legte sie 2017 bei ...

Allgemein:

„Wir sehen uns beim Happy End“ ist der 2. Roman von Wiebke Lorenz, die unter dem Pseudonym Charlotte Lucas mit „Dein perfektes Jahr“ bereits einen Bestseller schrieb. Nun legte sie 2017 bei Bastei Lübbe mit der Geschichte um die, immer an ein gutes Ende glaubende, Freizeitbloggerin Ella nach. Denn die Anfang 30-Jährige lebt getreu dem Motto „Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.“ und lässt sich das nicht vermiesen. Schließlich wird sie bald ihren Traumprinzen Philip heiraten, bekommt tausende Aufrufe auf ihrem Blog „Better Endings“ und hat doch immer alles im Griff. Bis die Beziehung urplötzlich aus dem Ruder gerät und Ella schuld an der Amnesie eines ihr bisher unbekannten Mannes ist. Sie beschließt Oscar de Witt zu helfen, ihm sein persönliches Happy End zu verschaffen, in der Hoffnung, dass das Schicksal ihr wohlwollend das eigene Happy End mit Philip gönnt.

Mein Bild:

Juhu, etwas mit Humor, Charme und einer Bloggerin, deren Geschichte sicherlich etwas märchenhaftes inne hat. So meine Erwartungen. Das Cover und die Farbgebung des Buches spricht doch schon für etwas Fröhliches, auch wenn ich mich bei über 500 Seiten fragte, ob sich wirklich so viel dahinter verbirgt.

Der Beginn war schon wirklich cool, denn ich befand mich auf der Homepage von „Better Endings“, dem Blog der Protagonistin Ella. Sie schreibt dort über ihr ach so tolles Leben und lädt zudem noch eigens geschriebene Happy Ends zu Büchern oder Filmen hoch, deren Ende ihr nicht gefallen. Beispielsweise bekommen „Romeo und Julia“, „Titanic“, selbst Jojo Moyes „Ein ganzes halbes Leben“ ihr Fett weg. Die Idee fetzt und die meisten Kommentare auf ihrem Blog sprechen dafür. Ich fand es witzig, wie typische Klischees des Bloglebens angesprochen wurden, man erkennt sich doch an manchen Stellen wieder. Charlotte Lucas´ Schreibstil ist zudem leicht und einfach gehalten, zweimal lesen musste ich hier nichts.
Was mich allerdings zum Kopf schütteln brachte, war Ella als Person selbst. Ihre naive Art der Lebensführung, die mich in personaler Erzählweise das ganze Buch hinweg begleitete, konnte ich fast bis zum Ende nicht nachvollziehen. Das geht schon damit los, dass sie ihre berufliche Karriere für Philip sausen ließ, sich von ihm abhängig machte und eigentlich seine Haushälterin ist. Heutzutage mehr als ungewöhnlich, aber sie findet das alles super. Meine Güte, sie ist doch nicht dumm und hässlich! Ich bin ungefähr so alt wie sie und ihr Verhalten geht gar nicht in meinem Kopf.

Natürlich ist klar, dass ihre Beziehung mit Philip urplötzlich Schlagseite bekommt und sie versucht in feenhafter Art und Weise mit dem Schicksal wieder ins Reine zu kommen, indem sie Wetten mit sich selbst abschließt, 3x zwinkert oder auf Gehwegplatten nie in die Ritzen tritt. Zunächst fand ich das noch witzig, aber sie zieht ihr Ding mit dem Sätzchen „Der Zweck heiligt die Mittel“ durch und das nervte mich. Ich brauche nun nicht mehr zusagen, dass der Plot vorhersehbar ist. Trotzdem gab es liebevolle Stellen, die ich gern verfolgte. Besonders als Ella sich um den attraktiven Oscar de Witt kümmerte, obwohl sie definitiv ihren eigenen Nutzen daraus zog. Denn Oscar weiß nach einem Unfall mit Ella nicht mehr, wer er ist. Somit beginnt quasi eine Schnitzeljagd nach seiner Vergangenheit. Auch hier wurde mir schnell klar, auf was die Indizien, die Ella bei Oscar findet, hinweisen. So richtig Spannung kam nicht auf, teilweise war es sogar sehr langatmig oder überflüssig, weil Ella ihre Aufgaben irgendwie auf die lange Bank schob und die Geschichte dadurch nicht vorwärts ging..

Doch alles in allem geben Ella und Oscar ein sympathisches Duo ab. Zum einen gab es viele Situationen, die zum Schmunzeln waren. Beispielsweise wegen eines sehr interessanten Musik-, Film- und Buchgeschmack. Hier kann tatsächlich jeder mitreden, wenn es um Helene Fischer, La La Land oder Sebastian Fitzek geht. Zum Anderen, weil die Beiden sich wirklich gut ergänzten und die Dialoge so an Frische gewannen.

Weiterhin hat mir das Setting sehr gut gefallen: Hamburg! Das Tor zur Welt! So wie man es kennt, setzt die Autorin die Stadt toll in Szene.
Der Schluss hat dann sämtliche langatmigen und überflüssigen Stellen wieder gut gemacht. Ich war damit wirklich zufrieden. Es gab sogar eine rührende Offenbarung bezüglich Ellas Vergangenheit.

Fazit:
Ein Kompromiss zwischen den alltäglichen Dingen und dem Wunsch, Märchen wahr werden zu lassen. Ein Think-Positiv-Schmöker mit Schwächen.

Veröffentlicht am 26.07.2018

Die Stadt Mythia kann sich sehen lassen, die Geschichte platzt allerdings jetzt schon aus allen Nähten

Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherstadt
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Allgemein:

Durch „Flammenwüste“ mauserte sich Akram El-Bahay zum preisgekrönten Fantasy – Autor. Nun steht seit 2017 der 1. Band seiner neuen abenteuerlichen Trilogie in den Startlöchern. „Bücherstadt ...

Allgemein:

Durch „Flammenwüste“ mauserte sich Akram El-Bahay zum preisgekrönten Fantasy – Autor. Nun steht seit 2017 der 1. Band seiner neuen abenteuerlichen Trilogie in den Startlöchern. „Bücherstadt – Die Bibliothek der flüsternden Schatten“ erschien bei Bastei Lübbe und erzählt die Geschichte des jungen Diebes Sam. Er lässt sein illegales Leben hinter sich und steht nun als scharlachroter Wächter der Stadt Mythia in Diensten des Königs. Doch statt sich als königliche Leibgarde mit Ruhm zu bekleckern, schickt man ihn in die Tiefen der unterirdischen Bücherstadt Paramythia um die Pforte zu dessen Herzen zu bewachen. Der langweilige Job mausert sich nach einem Kampf mit einem lebendig gewordenen „Schatten“ zu einem unvorhergesehenen Abenteuer quer durch die Stadt.

Mein Bild:

Wer liebt nicht Bücher über Bücher. Seit ich Genivieve Cogmans „Geheimnisvolle Bibliothek“ gelesen habe, wollte ich mehr davon. So lag es nicht fern, dass Bücherstadt nach einer kurzen Buchmesse-Lesung des äußerst sympathischen Autors in meinem Shelf landete. Meine Vorstellung war ganz klar, dass sich hinter den knapp 400 seitigen Paperback eine Mischung aus Aladin und Walter Moers „Stadt der träumenden Bücher“ verbirgt. Dieser Illusion wurde ich beraubt, denn die Geschichte behandelt doch mehr als nur einen geheimnisvollen Ort voller Bücher.

Doch bevor ich auf den Inhalt eingehe, muss ich ein paar Worte zum Schreibstil und Weltenbau los werden: Ganz großes Kino. Akram El-Bahay ist für mich ein Wortverzierer und Wortneuschöpfer der besonderen Art. Beim Lesen spürt man förmlich die kreativen Ideen des Autors, die sich so leicht lesen lassen, dass es sich anfühlt als hätte er es sich einfach mal aus dem Ärmel geschüttelt. Sein ägyptische Hintergrund beeinflusst die Idee des Stadtstaats Mythia: Orientalisch, sogar einen Hauch Spanien, so würde ich es beschreiben. Es werden die Grenzen der Stadt, die einzelnen Stadtviertel, Gebäude und natürlich die unterirdische Bücherstadt in ihrer Vielseitigkeit angeschnitten, ebenso wie kulturelle Unterschiede der Bevölkerung und sogar das Thema Ausgrenzung und Armut. Aber wie gesagt, angeschnitten. Ich hatte das Gefühl, nicht lange genug an einem Ort verweilen zu dürfen, obwohl ich es gern getan hätte, denn die Storyline ist so voll gestopft, dass man kaum dazu kommt einen Ort wirklich genießen zu können.

Die anfangs noch recht ruhige Geschichte wird mir in personaler Erzählweise von dem 25-jährihen Sam erzählt. Er flüchtet förmlich aus seinem alten Leben, indem er „die Kleider wechselt“ und so vom begabten Dieb mit Skrupel zu einem königlichen Wächter der Stadt wird. Es ist eine Lüge, die sich nicht richtig anfühlt. Die Aussage „Einmal ein Dieb, immer ein Dieb“ begleitet ihn in seinen Taten und Gedanken im ganzen Buch. Manchmal war es nervtötend, weil mir ja nun längst klar war, was für ein Problem der Junge damit hat, nicht aus seiner Haut zu können.
In seiner neuen Rolle als Wächter gelangt er nach Paramythia, ein wirklich toller Name, der unterirdischen, gigantischen, nicht vollständig erforschten Bücherstadt. Für mich als Buchmenschen wäre das ein Paradies, für Sam natürlich nicht.

Trotzdem beschreibt er die Begegnung mit den dortigen Besuchern in charmant-witziger Weise. Das mochte ich sehr. Ich habe anhand der Personenbeschreibungen schnell gemerkt, wer noch eine tragende Rolle spielen könnte und wieso. Was sicherlich dem Spannungsaufbau fördern müsste, hatte für mich eher den Glaskugeleffekt. Ich konnte Dinge vorhersehen, mich hat kaum etwas überrascht. Dazu noch Kapitelüberschriften, die einen Wink mit dem Zaunspfahl geben und zack zählte ich eins und eins zusammen. Das war wirklich schade. Vor allem, weil Sam noch länger im Dunkeln tappte als ich.
Selbst actiongeladene Szenen mit neu erschaffenen Wesen haben darüber nicht hinweg geholfen, sie dehnten sich für mich zu lange aus.

Überraschend ist jedoch, dass die Dienerin Kani den Antrieb des Plots darstellte, obwohl sie selbst keine einzige Entwicklung durchmacht. Das ist völlig daneben, da sie wirklich großes Potenzial dazu hätte. Doch die Begegnung mit ihr zeigt Sam: Es steckt viel mehr hinter den alten Buchrücken.
Wer verbirgt sich hinter der schönen Beraterin des weißen Königs? Können Märchengestalten wirklich lebendig werden oder sind es die Schatten im Dunkeln, die ihre Spielchen mit ihm spielen? Zu den vielen Fragen verstricken sich noch die unterschiedlichen Lebensgeschichten und natürlich darf eine Liebesgeschichte nicht fehlen, die in diesem Band ihren zarten Anfang nimmt.

Ab diesem Zeitpunkt werde ich von einer Szene in die Nächste geworfen. Auf jede Handlung folgt ein zusätzliches Problem oder ein neues Setting mit gut vorstellbaren Charakteren. Es war alles logisch konzipiert, die Struktur stimmte, sogar Magie spielt eine Rolle, aber auch hier konnte man eins und eins zusammenzählen. Mir als Leser wurde glatt zu viel in die Hand gegeben, dafür fehlte der Fokus. Ich hatte das Gefühl, dass im 1. Band wirklich ALLES im Ansatz angesprochen wurde, damit man in den Folgebänden darauf aufbauen kann. Doch ich frage mich, was soll da noch kommen? Wahrscheinlich die Auflösung der einzelnen Thematiken, denn niemals hätte man gegenwärtig so viel auflösen können. Dementsprechend gibt es einen Cliffhanger, obwohl das Ende einen passenden Ausklang nahm.

Fazit:

Für Leser, die auf orientalische Reihen mit abwechslungsreichen Settings stehen. Dafür muss aber ein vorhersehbarer Plot in Kauf genommen werden.