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Veröffentlicht am 06.01.2019

Gut für Einsteiger

Layla und das Biest, das sterben möchte 1
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Vorab: Ich habe noch nie einen Manga gelesen. Insofern wusste ich vorher nicht, was mich erwartet und ich kann auch nicht sagen, inwiefern meine Rezi aus Sicht eines "Experten" Sinn ergibt. Diese Rezi ...

Vorab: Ich habe noch nie einen Manga gelesen. Insofern wusste ich vorher nicht, was mich erwartet und ich kann auch nicht sagen, inwiefern meine Rezi aus Sicht eines "Experten" Sinn ergibt. Diese Rezi richtet sich also mehr oder weniger an Einsteiger wie mich und dürfte für Manga-Kenner wenig hilfreich sein. Aber nun will ich langsam zur Sache kommen:

"Layla und das Biest, das sterben möchte" hat mich positiv überrascht. Manga waren mir vorab nur dem Namen nach bekannt, gelesen hatte ich bisher keins. Insofern war die erste Überraschung für mich, dass es von hinten nach vorn und von rechts nach links gelesen wird. Noch mehr überraschte mich, wie schnell ich mich an die für mich ungewohnte Leserichtung gewöhnen konnte - nach wenigen Seiten war ich voll drin.

Was mich anfangs auch erstaunte: dass nur der Umschlag und die einführenden Seiten vor dem ersten Kapitel detailreich und in Farbe präsentiert werden, der Rest dagegen sind sehr schlicht gehaltene schwarz-weiße Zeichnungen. Mir persönlich hat das gefallen, weil es wenig Ablenkung gibt und so ein hohes Lesetempo gewährleistet ist - was momentan genau das Richtige für mich ist.

In diesem Fall waren die Zeichnungen allerdings teilweise so grob, dass es mir schwer fiel zu erkennen, welcher Charakter da gerade gezeigt wird. Ich bin gespannt, ob der Zeichenstil im zweiten Teil etwas feiner ausfallen wird. Insgesamt aber gefällt mir die Präsentation.

Wichtiger ist mir, dass mir die Protagonisten im Verlauf der Erzählung ans Herz gewachsen sind. Die Geschichte selbst bietet relativ wenig Neues. Im Kern ist es die Geschichte "Die Schöne und das Biest" in modernem und japanischem Gewand. Es gibt allerlei Klischees, die bedient werden. Trotzdem war dieses Buch für mich ein Erlebnis, was aber sicher darauf zurückzuführen ist, dass es mein erster Manga war.

Teil 1 verstehe ich als Einleitung zur Serie. Die Charaktere wurden eingeführt, ihr Verhältnis festgelegt, die Schurken stehen fest. Nun bin ich gespannt, wie es in Teil 2 weitergehen wird, der im Februar 2019 erscheinen wird! Das Buch habe ich bereits vorbestellt.

Veröffentlicht am 17.12.2018

Ergreifende Novelle ohne jedes Pathos - lesenswert

Wir und Es
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Es gibt sie manchmal, die Kleinode, die sich hinterrücks in den Kopf schleichen. "Wir und es" ist so ein Kleinod. Gerade einmal 103 umfasst das schmale Bändchen und doch wird es mich noch lange beschäftigen.

Larissa ...

Es gibt sie manchmal, die Kleinode, die sich hinterrücks in den Kopf schleichen. "Wir und es" ist so ein Kleinod. Gerade einmal 103 umfasst das schmale Bändchen und doch wird es mich noch lange beschäftigen.

Larissa Schwarz hat ein tolles Buch abgeliefert und ich bin ihr ausgesprochen dankbar, dass sie sich gegen jeden Kitsch und jede Rührseligkeit, jedes Aufblasen entschieden hat. Das macht dieses Buch so gut und herzzerreißend.

Ich persönlich mag keine Schmonzetten und dieses Büchlein ist zum Glück keine. Ich mag, dass Larissa Schwarz ihre Leser*innen als intelligente Wesen wahrnimmt, denen man nicht alles servieren muss. Die Geschichte hat Lücken, es gibt Zeitsprünge, der jeweilige Ich-Erzähler wechselt permanent und all das hat mir Spaß gemacht, weil ich mich nicht für dumm verkauft gefühlt habe.

Auch dass Larissa Schwarz ihrer Geschichte vertraut hat und sie nicht unnötig aufgeblasen hat, sie nicht unnötig romantisiert oder gar ins Schnulzige hat abdriften lassen, trägt zum positiven Eindruck bei.

Und dann ist da die Geschichte: Eigentlich sind es fünf Geschichten, denn fünf Freunde erzählen von sich. Und das ist spannender, als man zunächst annehmen mag. Denn wie sich die Wege kreuzen, wie sich deren Leben auseinander entwickelt und wie es doch immer wieder zu Überschneidungen kommen, wie die Realität sie einholt, diese grausame Realität, wie sich alles zusammenfügt, das ist wunderbar zu lesen.

Im letzten Drittel werden nicht nur den Ich-Erzählern (und speziell der Anwaltstochter), sondern auch uns die Augen geöffnet - und das ist herzzerreißend.

Und dann ist da das Ende und natürlich ist auch das frei von Rührseligkeit und ich danke Larissa Schwarz, dass sie das Buch und speziell das Ende genau so geschrieben hat, wie sie es geschrieben hat.

Am Ende ist das Buch zwar ein Plädoyer für mehr Toleranz und Offenheit "anderen" gegenüber, es ist aber auch ein Buch über Identität an sich, über die Entwicklung, die Menschen durchmachen.

Veröffentlicht am 06.12.2018

Unterhaltsam und kurzweilig

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
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Martin Schörle hat in diesem Band gleich zwei Theatertexte veröffentlicht, die recht unterschiedlich ausfallen, aber beide auf ihre Weise unterhaltsam sind.


Den Auftakt macht "Nichtalltägliches aus dem ...

Martin Schörle hat in diesem Band gleich zwei Theatertexte veröffentlicht, die recht unterschiedlich ausfallen, aber beide auf ihre Weise unterhaltsam sind.


Den Auftakt macht "Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten". Dieser Text ist insofern leicht zu lesen, weil es sich um einen Monolog handelt, der nur selten unterbrochen wird. Auch die Regieanweisungen sind eher sparsam, so dass ich den Text fast normal lesen konnte. Während ich den Monolog stellte ich erstaunt fest, dass ich den Text einerseits altmodisch und andererseits total passend fand. Ich schätze, das hat mit meinen Vorurteilen Beamten gegenüber zu tun - die hier durchaus bedient werden, wenn auch nicht so, wie ich erwartet hatte. "Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten" ist witzig und tragisch zugleich, aber letztlich überwiegt der Witz und ich hatte beim Lesen oft den Wunsch, diesen Monolog tatsächlich auf der Bühne zu sehen. Mir hat es sehr gefallen, auch wenn nicht jeder Witz meinen Geschmack getroffen hat!

Der zweite Text ist die "Einladung zum Klassentreffen" - und so beginnt das Stück auch mit ebenjener Einladung. Hier wurde mit meinen Erwartungen gespielt. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das im Sinne Martin Schörles war. Im Grunde genommen hatte ich nämlich etwas ähnliches wie "Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten" erwartet, allerdings diesmal nicht als Monolog. Deshalb habe ich den Anfang des Stücks auch eher witzig in Erinnerung. Aber ob das einfach meine Wahrnehmung durch das vorangegangene Stück war oder ob es so von Martin Schörle geplant war, kann ich wirklich nicht sagen. Jedenfalls änderte sich das im Lauf des Stückes. Vielmehr gibt es zwar einzelne Szenen, die wirklich amüsant sind, aber letztlich ist "Einladung zum Klassentreffen" eine sehr schöne Fusion von Tragik und Witz, Romantik und Realismus - eben das, was so ein Leben ausmacht. Mich hat das Stück berührt, vor allem das Ende, das ich wundervoll fand.

So absurd in beiden Stücken einzelne Szenen sind, so sind die Stücke selbst sehr bodenständig. Sicher kann man viel hineininterpretieren. Man kann sich aber auch einfach von ihnen unterhalten lassen. Beide Stücke haben meiner Meinung nach ihre Berechtigung, mir persönlich hat aber das zweite Stück besser gefallen - sowohl inhaltlich als auch sprachlich.

Ich bin gespannt, ob Martin Schörle noch weitere Stücke veröffentlichen wird. Talent hat er jedenfalls.

Veröffentlicht am 23.05.2025

Guter Auftakt zu einer Cody-Krimi-Reihe

Mord in der Wiener Werkstätte
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Die junge Lili lebt mit ihrem alkohol- und spielsüchtigen Vater in ärmsten Verhältnissen im Wien des Jahres 1906. Durch einen Zufall erhält sie eine Arbeitsstelle als Putzfrau in der Wiener Werkstätte. ...

Die junge Lili lebt mit ihrem alkohol- und spielsüchtigen Vater in ärmsten Verhältnissen im Wien des Jahres 1906. Durch einen Zufall erhält sie eine Arbeitsstelle als Putzfrau in der Wiener Werkstätte. Doch schon bald wird eine der dort tätigen Künstlerinnen ermordet aufgefunden.

Mir hat der (Cozy-) Kriminalroman insgesamt gut gefallen. Der Schreibstil ist sehr angenehm, das Setting ist klasse und der Autorin Beate Maly ist es super gelungen, das Wien im Jahr 1906 einzufangen. Sowohl der extreme einiger weniger Personen sowie dazu im Gegensatz die Armut vieler anderer, die Unterdrückung der Frauen sowie die weitreichenden Befugnisse des Kaisertums Österreich werden geschickt in die Geschichte eingewebt.

Doch trotz dieser Melange handelt es sich nicht um einen gesellschaftskritischen Roman, sondern im Kern um einen Cozy-Krimi, so dass zwar einige realistische Szenerien Eingang in den Roman gefunden haben, im Vordergrund aber das "Wohlbehagen" der LeserInnen steht. Das ist aus meiner Sicht legitim und wer knallharten Realismus mag, sollte lieber die Finger von "Mord in der Wiener Werkstätte" lassen.

Wer jedoch Cozy-Krimis mag, wird hier nicht enttäuscht. Der Roman hält eine alles in allem angenehme Balance aus Rätseln, Spannung, Wiener Geschichte und leichteren Story-Elementen. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, auch wenn natürlich auch hier nicht zwingend der Realismus im Vordergrund steht. Aber es wird interessant sein zu sehen, wie sich die Verhältnisse der Hauptfiguren im Verlauf der weiteren Roman entwickeln werden. Eine gute Basis wurde jedenfalls gelegt.

Ich persönlich hätte mir einen etwas stärkeren Fokus auf die Ermittlungsarbeit sowohl des Ermittlers Max von Krause als auch Lilis gewünscht. Die ist meiner Meinung nach etwas zu viel von Zufällen bestimmt und tritt oftmals in den Hintergrund.

Aber alles in allem bietet Beate Maly mit "Mord in der Wiener Werkstätte" gute Unterhaltung. Sie hat sowohl die Charaktere als auch die Stadt Wien des Jahres 1906 zum Leben erweckt, so dass zumindest ich gerne auf weitere Romane dieser Reihe gespannt bin. Das Rätsel, wer sich hinter den Morden verbirgt und was das Motiv für sie ist, hat mich zudem gut bei der Stange gehalten, so dass ich das Buch an einem Tag gelesen habe.

3,5 Sterne und eine Leseempfehlung für alle Cozy-Krimi-LiebhaberInnen.

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Veröffentlicht am 16.05.2025

Kurz, prägnant, interessant

«Grenzen akzeptieren wir nicht!»
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Anhand ihrer beiden Lebenswege zeigt Umes Arunagirinathan in Abstimmung mit Peggy Parnass (die kurz vor der Veröffentlichung des Buches verstarb) auf, was es bedeutet, fliehen zu müssen bzw. vertrieben ...

Anhand ihrer beiden Lebenswege zeigt Umes Arunagirinathan in Abstimmung mit Peggy Parnass (die kurz vor der Veröffentlichung des Buches verstarb) auf, was es bedeutet, fliehen zu müssen bzw. vertrieben zu werden.

Peggy Parnass musste als Kind gemeinsam mit ihrem Bruder zunächst nach Schweden fliehen, um der NS-Herrschaft zu entfliehen und dem Holocaust zu entkommen. Umes Arunagirinathan wiederum musste Jahrzehnte später vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka fliehen.

In beiden Fällen waren es die Eltern, die ihre Kinder bzw. ihren Sohn die Flucht ermöglichten.

Aufgrund der Kürze bleibt naturgemäß Vieles auf der Strecke. Umes Arunagirinathan arbeitet kurz die Fluchtgründe heraus. Ebenso kurz, ohne Pathos, aber prägnant, schildert er anhand seines und Peggys Lebens, was Flucht selbst, die Ungewissheiten, Beschwernisse und Ängste während der Flucht, die bürokratischen Hürden im Ankunftsland und noch vieles mehr mit den Menschen machen.

Er zeichnet dann vor allem Peggy Parnass' Lebensweg nach, ihre Traumata, ihren Aktivismus. Anhand ihres Lebensweges und ihrer Erfahrungen erfahren wir auch - wie bei allen Themen im Buch knapp, aber dennoch fühlbar - viel über den Umgang deutscher Gerichte mit Nazi-Verbrechern abseits der Nürnberger Prozesse.

Natürlich erfahren wir auch einiges von und über Umes Arunagirinathan, aber ich hatte den Eindruck (der täuschen kann), dass der Fokus auf Peggy Parnass liegt.

Schön herausgearbeitet wurde in dem Buch, das beide nicht die Hoffnung auf eine bessere und gerechtere Welt aufgegeben haben. Wir erfahren viel von ihrem Einsatz für diese bessere Welt und die Beweggründe, warum dieser Einsatz so wichtig ist - und zwar nicht nur von diesen beiden Menschen, sondern auch von uns, den LeserInnen, und das jeden Tag.

Es ist interessant zu lesen, wie gegensätzlich und doch ähnlich sich diese beiden Menschen sind. Und es ist auch ein schönes Plädoyer, offen zu bleiben, nicht nur die eigene Blase wahrzunehmen, sondern auch anderen Meinungen ein offenes Ohr zu bieten und sich darüber Gedanken zu machen. Es gibt nicht nur schwarz und weiß, es gibt auch ganz viele Grautöne.

Ich hätte mir oftmals etwas mehr Tiefe gewünscht. Ich verstehe, dass "Grenzen akzeptieren wir nicht" eine gewisse Bandbreite bieten möchte. Am Ende blieb bei mir vor allem der Eindruck haften, dass "Grenzen akzeptieren wir nicht" eine Zusammenfassung bereits veröffentlichter Bücher und Schriften sowohl von Peggy Parnass als auch Umes Arunagirinathan ist. Wer also deren Veröffentlichungen bereits kennt, kann sich "Grenzen akzeptieren wir nicht" praktisch sparen, was durch den Anhang nochmals verdeutlicht wird.

Insofern ist das Büchlein vor allem denjenigen zu empfehlen, die bisher noch nichts oder nur sehr wenig von und über Peggy Parnass und Umes Arunagirinathan gelesen oder gehört haben.

Am Ende ist "Grenzen akzeptieren wir nicht" eine gelungene Hommage an Peggy Parnass und ihr Wirken. Und das ist doch was.

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