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Veröffentlicht am 23.01.2019

Dramatischer Beginn einer Familiensaga

Morgan`s Hall
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Dieser erste Band einer neuen Reihe, von der mir noch unbekannte Autorin Emilia Flynn, hat mich irgendwie zwiegespalten zurückgelassen, obwohl er mich wirklich fesseln konnte. Ein Roman, der mit kaum sympathischen ...

Dieser erste Band einer neuen Reihe, von der mir noch unbekannte Autorin Emilia Flynn, hat mich irgendwie zwiegespalten zurückgelassen, obwohl er mich wirklich fesseln konnte. Ein Roman, der mit kaum sympathischen Protagonisten und einer manchmal eher klischeehaften Handlung, bei der die zwischenmenschlichen Beziehungen im Vordergrund stehen.

John Morgan ist der Erbe einer großen Apfelplantage und Kelterei im Dorf Woodhall im Staat Washington. Die Morgans sind einer der größten Arbeitgeber der Gegend. Das kürzlich verstorbene Oberhaupt der Familie, Charles Morgan, seine Frau Josephine, sowie John und Violet, leben abgeschieden und sehr traditionell. Als Geschenk zum erfolgreichen Studienabschluss und vor der Übernahme des Familienbetriebes planen John und sein bester Freund Dickie eine kleine Europareise. Ihr letztes Ziel ist Wien. Es ist 1938 und als sie in der österreichischen Hauptstadt ankommen, marschiert gerade Hitler in die Alpenrepublik ein. Die beiden jungen Männer sind sich der gegenwärtigen Gefahr nicht wirklich bewusst. Ein Besuch in einer Bar verändert ihr beider Leben dennoch. Dort verdreht ihnen die Halbjüdin Isabelle den Kopf. Für den attraktiven Dickie ist sie nur eine seiner vielen Affären, doch John verliebt sich Hals über Kopf in die hübsche junge Frau. Die beiden Männer verhelfen Isabelle zur Flucht vor den Nazis, jedoch nimmt John Isabelle gegen ihren Willen auf Morgan Hall mit. Zuhause stellt er sie als seine Verlobte vor, doch ihr Herz schlägt für Johns Freund Dickie. Während Isabelle wartet, dass er sie abholt, wird die Hochzeit von John und ihr vorbereitet. Das Schicksal nimmt seinen Lauf....

Knapp zwanzig Jahre verfolgen wir das Leben auf Morgans Hall und ihren Familienmitgliedern. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven hat die Autorin einen perfekten Einblick in die Gefühlswelt der Figuren geschaffen. Diese bleiben ab der Ankunft auf Morgan Hall sehr übersichtlich. Die vorallem düstere Stimmung und die komplexen Charaktere, die fast alle unsympathisch und undurchschaubar sind, wecken viele verschiedene Gefühle....sie polarisieren sehr.
Isabelle ist eine schwierige Person, die boshaft und hinterhältig agiert. Sie fühlt sich als Gefangene und ist unzufrieden und depressiv. John verwechselt hingegen Liebe mit Besitzanspruch und glaubt Isabelles Liebe kaufen zu können. Beide waren mir nicht sympathisch und noch weniger konnte ich ihre Handlungen verstehen. Dickie ist anfangs seine Karriere wichtiger, als seine Freundschaft zu John oder auch Isabelle, die auf ihn wartet. Alle drei Charaktere werden im Laufe der zwanzig Jahre von Schicksalschlägen heimgesucht.
Die Emotionen, die beim Lesen des Romans aufkommen, sind stark und auch von der Autorin so gewollt. Man durchlebt wirklich sehr viele verschiedenen Gefühlszustände in diesem ersten Band der Familiensaga. Oftmals war mir die Handlung zu viel an Drama.

Gefehlt hat mir die Darstellung des Alltages auf dem Landgut. Johns Wirken im Famlienbetrieb bleibt vollkommen nebensächlich. Ebenso hätte ich mir mehr historisches Ambiente gewünscht, welches nur am Beginn durch den Einmarsch Hitlers in Österreich und dem Umschwung in Europa, aufkam. Danach wurde nicht einnmal der Eintritt Amerikas in den Zweiten Weltkrieg erwähnt.

Wien wird von der Autorin gut beschrieben, jedoch passt die Sprache, die Emilia Flynn für mehr Lokalkolorit verwendet hat, nicht immer. Der Wiener Dialekt wird nicht hundertprozentig getroffen - fällt aber nur uns Ostösterreicher auf. Was mich aber gestört hat war, dass eine alte Frau, die in den 1950igern lebt, ein hypermoderner Jugendausdruck in den Mund gelegt wurde. Das passt so überhaupt nicht! Hier hat sich die Autorin wohl den falschen "Übersetzer" zu Hilfe geholt.

Die im Klappentext angesprochene Mystik, durch die flüsternden Stimmen, kommt erst ganz zum Schluss auf. Durch Indianer Phil und dem mysteriösen Grundstück unweit von Morgans Hall wird die düstere Atmosphäre noch verstärkt.
Ganz am Ende gibt es einen wirklich fiesen Cliffhanger, der einem die Wartezeit auf den zweiten Band viel zu lange erscheinen lässt...

Schreibstil:
Emilia Flynn hat es mit ihrer Familiensaga geschafft, dass man bei dieser Geschichte keinesfalls emotionslos bleiben kann. Der Erzählstil ist angenehm und lässt einem an der Geschichte kleben, obwohl man fast alle Charaktere am liebsten in den Wind schießen würde. Trotzdem kann man das Buch kaum aus der Hand legen.
Jedes Kapitel hat eine Überschrift, sowie Orts- und Datumsangabe.

Fazit:
Einerseits fesselnd und dramatisch, auf der anderen Seite haben mich die allesamt unsymapthischen Charaktere an den Rand der Verzweiflung gebracht. Es stehen eindeutig die zwischenmenschlichen Beziehungen im Vordergrund, wobei mir der historische Teil zu wenig war. Trotzdem möchte ich gerne weiterlesen und erfahren, wie es auf Morgans Hall weiter geht.

Veröffentlicht am 12.01.2019

Zu viele Längen und Wiederholungen

Die Suche
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In Charlotte Links zweiten Band um Detective Sergeant Kate Linville von Scotland Yard und DCI Caleb Hale, gerät die Ermittlerin rein zufällig in eine Entführungsgeschichte.
Kate ist zurück in Scarborough ...

In Charlotte Links zweiten Band um Detective Sergeant Kate Linville von Scotland Yard und DCI Caleb Hale, gerät die Ermittlerin rein zufällig in eine Entführungsgeschichte.
Kate ist zurück in Scarborough in North Yorkshire, um ihr Elternhaus zu entrümpeln und zu verkaufen. Ihre Mieter haben das Haus völlig verwüstet und verdreckt hinterlassen. Kate nimmt sich Urlaub und lässt es renovieren, um es anschließend von einem Makler gewinnbringend abzustoßen. In dieser Zeit quartiert sie sich in einem kleinen Bed&Breakfast bei der Familie Goldsby ein. Kurze Zeit später verschindet ihre Tochter Amelie spurlos. Am Tag zuvor wurde die Leiche der gleichaltrigen Saskia Morris im Hochmoor gefunden, die bereits vor einem Jahr verschwunden ist. Die Indizien sprechen dafür, dass Saskia bis vor kurzem noch gelebt hat. Einige Jahre zuvor ist die 14-jährige Hanna auf dem Heimweg ebenfalls nicht nach Hause zurückgekehrt und blieb bis heute verschwunden. Die Klatschpresse sucht bereits nach dem sogenannten "Hochmoorkiller". Kate lässt das Verschwinden von Amelie nicht los. Ihre Eltern wenden sich verzweifelt an sie, doch ihr sind die Hände gebunden. Der Fall liegt bei DCI Caleb Hale, der schon im ersten Band ihren Alleingang nicht befürwortet hat. Trotzdem beginnt Kate Nachforschungen anzustellen und ist auch als Einzige davon überzeugt, dass das Verschwinden von Hanna mit den neuen Taten zusammen hängt.

Der Prolog, der einige Jahre zurückreicht und in dem der Leser die 14jährige Hanna kennenlernt, hat mich sofort überzeugt und in die Geschichte hinein katapultiert. Danach wird es allerdings etwas langatmig und die Geschichte wird insgesamt künstlich in die Länge gezogen. Es gibt zu viele Wiederholungen und ich habe bereits in "Die Betrogene" verstanden, dass Kate voller Selbstzweifel und Selbsthass steckt. Man braucht nicht noch einmal zwanzig Wiederholungen in diesem Buch, damit jeder checkt wie Kate tickt. Als unscheinbare Frau, die keinerlei Freunde hat und sich durchs Leben kämpft, erscheint sie mir als Detecive Sergeant völlig ungeeignet. Man erfährt auch in diesem Buch nicht, welche Position sie bei Scotland eigentlich einnimmt. So bleibt sie trotz der vielen Wiederholungen um ihr mangelndes Selbstwertgefühl nur eine Schattenfigur, denn sehr viel mehr erfährt man über sie nicht. Als sympathische Protagonistin würde ich Kate ebenfalls nicht bezeichnen. DCI Caleb Hale wiederum erfüllt das typische Ermittlerklischee: Alkoholkrank und alleinstehend. Die Hauptprotagonisten haben sich kein bisschen seit dem letzten Band weiterentwickelt, was ich schade finde. Kate mischt sich wieder in Hale's Fall ein und ermittelt auf eigene Faust.

Zur Geschichte rund um die entführten Mädchen hat die Autorin so einige Charakter und Handlungsstränge aufgefahren. Neben der Familie rund um die entführte Amelie gibt es Einblicke in die Arbeit einer Sozialarbeiterin und der ebenfalls 14jährigen Mandy, die von zuhause ausreißt und natürlich auf der Liste der gefährdeten Opfer ganz oben steht. Hanna, das erste verschwundene Mädchen, ihr Vater und ihr Bekanntenkreis wird ebenso genau betrachtet, wie diverse Zeugen und Verdächtige. Es wird zwar nicht verwirrend und man kann allen Personen und Handlungssträngen gut folgen, doch einige davon laufen komplett ins Leere.
Im Großen und Ganzen ist der Krimi trotzdem spannend geschrieben. Die düstere Novemberstimmung hat die Autorin wieder sehr gut eingefangen. Trotzdem waren es mir zu viele Wiederholungen und 200 Seiten weniger hätten der Geschichte gut getan. Es wurden viele falsche Fährten gelegt, die mich miträtseln ließen und trotzdem überraschte mich die Autorin im letzten Drittel mit einem Täter, den ich so gar nicht auf dem Bildschirm hatte. Gerade am Ende folgte ein Showdown, der viel Spannung aufbaute, der aber so manches Handeln einiger Figuren für mich nicht wirklich schlüssig wirken ließ.

Schreibstil:
Auch dieser Krimi lässt sich trotz der künstlich in die Länge gezogenen Handlung gut und flüssig lesen. Charlotte Link erzählt aus verschiedenen Perspektiven ihrer Figuren. So begleiten wir Kate, die Mädchen und auch den Entführer selbst bei ihren Handlungen.

Fazit:
Beginn und Ende sind gelungen, doch in der Mitte gab es einige Längen. Zweihundert Seiten weniger hätten dem Krimi gut getan. Auch die Charaktere sind nicht wirklich einnehmend und zu viele Wiederholungen schmälern den Lesegenuss. Erst zum Ende hin kommt Spannung auf, der in einem etwas zu gewollten Showdown gipfelt. Nicht schlecht, aber es gibt Besseres von der Autorin.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Entfaltet erst im letzten Drittel sein Potential

Jahre aus Seide
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Die neue Familiensaga von Ulrike Renk hat biografische Züge. Zugrunde liegt das Tagebuch von Ruth Meyer, welches die Autorin zum Anlass nahm und die bewegende Geschichte der jungen Frau niederschrieb.

Gleich ...

Die neue Familiensaga von Ulrike Renk hat biografische Züge. Zugrunde liegt das Tagebuch von Ruth Meyer, welches die Autorin zum Anlass nahm und die bewegende Geschichte der jungen Frau niederschrieb.

Gleich vorweg: Man sollte bedenken, dass dieser erste Band in den Jahren 1926 bis 1938 spielt und Ruth in weiten Teilen des Romans noch ein Kind ist. Es ist ein Trilogieauftakt, der anders ist, als die Bücher in denen es um jüdische Familien geht. In diesen Romanen steigt der Leser meistens um das Jahr 1936 ein, wo die Repressalien gegen die Juden bereits beginnen oder begonnen haben. Hier sind wir viel früher dabei und begleiten Ruth als Kind. Deswegen ist der Einstieg eher ruhig und dies bleibt auch ungefähr die Hälfte des Buches so. Man verfolgt größtenteils den Alltag der Familie Meyer. Als Einstieg in die Trilogie fand ich diese Darstellung der behüteten Kindheit, die erst spät endet, gut gewählt, jedoch war auch mir der Part um Ruths Kindheit etwas zu lang und ereignislos.

Vater Karl ist ein erfolgreicher Schuhverkäufer, der oft die ganze Woche unterwegs ist. Mutter Martha ist Hausfrau und erhält Unterstützung vom Kindermädchen Leni und der Köchin Regina Jansen. Sie möchte ihren Töchtern eine bessere Mutter als ihre eigene sein. Chauffeuer Hans Aretz wird sehr schnell unersetzlich und gehört bald zur Familie. Ruth und ihre kleine Schwester Ilse wachsen sehr behütet auf. Man erfährt wie Ruth nähen lernt, sich mit der Tochter aus dem Nachbarhaus anfreundet und sie durch Rosie auch christliche Bräuche kennenlernt. Es gibt viele Gesellschaften bei Familie Meyer und man sollte beim Lesen nicht hungrig sein, denn gegessen wird viel und gut. Die jüdische Familie ist allseits beliebt und weltoffen. Sie praktiziert den jüdischen Glauben nur am Sabbath und zu Channukah und sie haben Freunde aus unterschiedlichen Schichten und Religionen. Gefallen hat mir der Einblick in die jüdischen Traditonen und wie die Autorin gekonnt den Unterschied (besonders an Weihnachten) zwischen Christen- und Judentum aufzeigt. Hier habe ich viel Neues und Interessantes erfahren.

Der Zwiespalt der jüdischen Bevölkerung, die sich dem steigenden Judenhass gegenüber sieht und wie unterschiedlich die Menschen darauf reagieren, wird hier sehr deutlich dargestellt. Einige sehen die Gefahr sehr schnell, die von der NSDAP ausgeht und bemühen sich rechthzeitig Deutschland zu verlassen. Viele sind aber gutgläubig und wollen lange nicht wahrhaben, was in ihrer Heimat geschieht. Sie können sich die brutale Vorgehensweise, die Vertreibung und die Endlösung nicht vorstellen - was ich absolut nachvollziehen kann. Wir als allwissender Leser kennen die Geschichte, doch ich weiß nicht wie gefährlich ich die Situaion damals eingeschätzt hätte.
Ulrike Renk zeigt sehr genau auf, wie schwierig es für die Judenn war eine Ausreisegenehmigung zu bekommen und wie manche Menschen jahrelang darauf warten mussten.

Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet und wachsen einem schnell ans Herz. Ruth ist aufgeweckt und neugierig. Sie ist in der nicht-jüdischen Schule beliebt und geht offen auf jeden zu. Ihre Ausdrucksweise fand ich allerdings nicht immer ihrem Alter angemessen. Ihre kleine Schwester Ilse ist eher ängstlich und schüchtern. Sie bleibt lieber alleine und hat auch nur wenige Freunde.

Auch die Großeltern väterlicherseits, Wilhelmine und Valentin, sowie die sehr kühle Großmutter Emilia, die als strenge und herrische Geschäftsfrau das ganze Gegenteil ihrer warmherzigen Tochter Martha ist, werden sehr lebendig dargestellt. Bis zum kleinsten Nebencharakter hatte ich alle Figuren vor Augen und konnte sie mir gut vorstellen.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist eher einfach und dem Alter von Ruth angepasst. Er ist flüssig und obwohl der Roman einige Längen hat, lässt er sich gut lesen. Die eher große Schrift trägt ebenfalls dazu bei.
Ulrike Renk hat sich für ihren Roman viel Zeit genommen und hervorragend recherchiert. Der Umschwung der politischen Lage wird ausgezeichnet wiedergegeben. Die Atmosphäre ist hervorragend eingefangen.
Zu Beginn des Buches gibt es ein Personenregister. Am Ende findet man ein interessantes Nachwort der Autorin, in dem sie erzählt, wie sie auf die Lebensgeschichte von Ruth Meyer gestoßen ist.

Fazit:
Ein noch unspektakulärer Beginn der Reihe, der einigen Längen beinhaltet, jedoch im letzten Drittel sein Potential entfaltet. Für die folgenden Teile erhoffe ich mir mehr Handlung, interessante Wendungen und Spannung. Ich werde sicherlich auch Band 2 lesen, denn ich bin neugierig wie es mit den Meyers weitergeht....

Veröffentlicht am 30.12.2018

Vielleicht war meine Erwartung nach dem tollem Debüt zu hoch..

Blutacker
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Mit "Blutacker" liefert Lorenz Stassen seinen zweiten Thriller rund um Strafverteidiger Nichoals Meller ab. Leider konnte er mich nicht so überzeugen, wie einst sein Debüt.

Für den deutschrussischen Strafverteidiger ...

Mit "Blutacker" liefert Lorenz Stassen seinen zweiten Thriller rund um Strafverteidiger Nichoals Meller ab. Leider konnte er mich nicht so überzeugen, wie einst sein Debüt.

Für den deutschrussischen Strafverteidiger Nicholas Meller und seine Referendarin Nina Vonhoegen hat sich das Leben drastisch geändert. Seit sie den Angstmörder zur Strecke gebracht haben, genießt der einst erfolglose Meller seinen neuen Lebensstatus. Der Erfolg ist ihm dabei etwas zu Kopf gestiegen und er gibt das Geld mit vollen Händen aus. Als ihn auch noch Baron von Westendorff für einen Spezialauftrag anwerben möchte, wähnt sich Nic im "Strafverteidiger-Himmel". Er hat es geschafft bei den Reichen und Schönen den Fuß in die Tür zu bekommen, doch der Preis ist hoch. Das erkennt er fast zu spät....
Was hat es mit der Zwangsversteigung eines Ackers auf sich, der im Hochwassergbiet liegt, und der um ein Vielfaches seines Wertes ersteigert wurde? Und was war in dem geheimnisvollen Päckchen, das an Meller adressiert war und nie bei ihm ankam, weil der Paketbote sein Leben dafür lassen musste? Nicholas bemerkt erst viel zu spät, dass er bereits mitten in den Machenschaften der sogenannten High-Society drinnen steckt...

Der Autor wurde durch reale Ereignisse zu seinem neuen Roman inspiriert. Der Plot ist gut durchdacht. Durch die kurzen Kapitel und dem lockeren, sehr dialoglastigen Schreibstil fliegt man durch die Seiten, auch wenn der Spannungsbogen nicht immer anhält. Für mich war es kein eindeutiger Thriller, sondern eher ein Krimi. Diverse Machenschaften und Intrigen, Erpressung und Morde lassen Nicholas Meller seit seinem beruflichen Aufstieg nun nicht mehr los. Mehr Schein als Sein, denn Geld regiert die Welt.....das ist die Devise! Erst zu spät bemerkt Nicholas seinen Fehler...

Nicht immer gelang es dem Autor mich an die Seiten zu fesseln. In der Leserunde hatten viele, die den ersten Band nicht kannten, Schwierigkeiten mit den beiden Hauptprotagonisten. Waren mir Nicholas und Nina in "Angstmörder" sehr sympathisch, fiel meine Sympathiekurve für die beiden Hauptprotagonisten drastisch. Nicholas ist von Macht und Geld geblendet und verhält sich auch dementsprechend. Nina erscheint mir diesmal ziemlich zickig und der Humor aus dem ersten Band fehlt ihr gänzlich.
Es gibt auch ein Wiedersehen mit weiteren bekannten Charakteren aus dem Vorgängerband, was mir gut gefallen hat.

Die Auto-Affinität des Autors fiel mir bereits in Angstmörder auf, die diesmal noch stärker hervorgetreten ist.
Am Ende hat Lorenz Stassen wieder einen gelungenen Showdown vorgelegt, der mich die letzten Seiten in einem Sog zog. Trotzem reicht "Blutacker" nicht an "Angstmörder" heran. Dennoch bin ich schon auf den dritten Band der Reihe gespannt.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Lorenz Stassen ist sehr dialoglastig, temporeich und die Kapitel sind kurz gehalten. Eher übergangslos wird der Leser in die kommende Szene komplimentiert. Man merkt diesmal viel mehr, dass Stassen eigentlich Drehbuchautor ist.
Es wird großteils aus der Sicht von Nicholas in der Ich-Perspektive erzählt.

Fazit:
Mit "Blutacker" kommt der Autor leider nicht an sein Debüt "Angstmörder" heran. Der unblutiger Thriller, der mich eher an einen Krimi aus dem TV erinnert, hat Tempo, jedoch bleibt die Spannungskurve nicht immer oben. Vielleicht war meine Erwartung nach dem tollen Debüt auch einfach zu hoch....trotzdem freue ich mich auf den Folgeband.

Veröffentlicht am 19.12.2018

Hat noch Potential nach oben

Tödlicher Irrtum
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Patrick Burow ist Richter und Sachbuchautor, was man in seinem Werk auf allen 268 Seiten seines Buches bemerkt. Trotzdem ist die Handlung spannend aufgebaut und als Leser ist man entsetzt, wie viele juristische ...

Patrick Burow ist Richter und Sachbuchautor, was man in seinem Werk auf allen 268 Seiten seines Buches bemerkt. Trotzdem ist die Handlung spannend aufgebaut und als Leser ist man entsetzt, wie viele juristische Fehlurteile möglich sind.
"Tödlicher Irrtum" ist der zweite Band seiner Reihe um Florian und Saskia, zwei Jusstudenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ich kannte den ersten Band noch nicht, hatte allerdings keinerlei Probleme direkt in den zweiten Band einzusteigen. Im neu gegründeten Institut für Justizirrtümer unter Professor Heckscher nehmen sich die Beiden juristischen Fehlentscheidungen an. Als sie auf den Fall von Jan Virchow stoßen, der wegen der Entführung und Tötung der neunjährigen Nele in der Psychatrie weilt, fällt ihnen zuerst das komische Verhalten des Inhaftierten auf. Bald haben Florian und Saskia herausgefunden, dass Jan unmöglich der Täter sein kann. Doch um ihn zu entlasten und den Fall neu aufzurollen, brauchen sie einen neuen Tatverdächtigen...

Die erste Hälfte des Buches widmet sich der Aufarbeitung des Falles, sowie den Hintergrundrecherchen. Als Leser abseits der Juristerei kann man oftmals nur den Kopf schütteln, wie einfach es ist, als Justizirrtum einzusitzen. Erschreckend!
In der zweiten Hälfte geht es ans Handeln, denn Florian und Saskia müssen den wahren Täter der kleinen Nele finden. Dabei waren mir manche Aufklärungen zu schnell und zu zufällig gelöst. Die Erfolgsquote von Saskia und Florian war mir in einigen Belangen mit zu viel Glück verbunden. Ihnen ging das Meiste viel zu leicht von der Hand. Das wirkte teilweise unglaubwürdig. Trotzdem gelang es dem Autor die Spannung immer aufrecht zu erhalten und mich an die Seiten zu fesseln.

Beide Protagonisten werden charakterlich gut, aber zu oberflächlich dargestellt. Der Leser bekommt vorallem bei Saskia einiges an Hintergrundwissem. Ihr Vater ist Vizepräsident des Oberlandesgerichtes. Saskia fühlt sich seit ihrer Kindheit von ihm nicht angenommen und versucht angestrengt als Jahrgangsbeste seine Liebe zu gewinnen. Florian hingegen nimmt sein Jusstudium etwas zu gelassen und hat bedenkliche Wissenslücken. Trotzdem konnte man an ihrer Gefühlswelt nicht wirklich teilhaben, was ich schade fand.

Am Ende gibt es einen regelrechten Showdown. Hier kann Patrick Bürow mit seinen berühmten Thrillerkollegen auf jeden Fall mithalten...

Schreibstil:
Der Autor schreibt in eher kurzen und sachlichen Sätzen. Man bemerkt hier eher den Sachbuchautor bzw. den Juristen. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten und sorgen mit einigen Szenewechseln für mehr Tempo. Juristische Details hingegen fallen länger aus, werden aber perfekt erklärt. So versteht auch der Laie was Sache ist.
Genervt haben mich - obwohl ich selbst Filmliebhaber bin - die immer wiederkehrenden Filmzitate, die Florian von sich gibt. Kaum ein Kapitel kommt ohne diesem aus.

Fazit:
Hier gibt es noch Potential nach oben. Die Story erscheint etwas konstruiert. Die Spannung ist großteils da, während der eher sachliche Schreibstil des Autoren etwas kühl rüberkommt. Noch vermisst man die Tiefe der Charaktere und die ewigen Filmzitate nervten mich mit der Zeit. Trotzdem ein etwas anderer Thriller mit einem interessanten Thema, de rmir ein paar spannende Stunden gebracht hat.