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Veröffentlicht am 11.01.2019

Leider wenig originelle Ideen

Tote Helden
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Lasst uns eintauchen in die Welt von Astray!

Eine unglaubliche Geschichte muss sich dort zugetragen haben.
Ein Ereignis, dass die ganze Welt erschütterte und ihrer Oberfläche eine gewaltig klaffende Wunde ...

Lasst uns eintauchen in die Welt von Astray!

Eine unglaubliche Geschichte muss sich dort zugetragen haben.
Ein Ereignis, dass die ganze Welt erschütterte und ihrer Oberfläche eine gewaltig klaffende Wunde beibrachte, die sie fortan in die Reiche Westray und Ostray spaltet. Was genau hat sich damals bloß ereignet? Wie kam es zu dieser Spaltung des einst großen Astray? Es geriet in Vergessenheit. Ebenso wie die Helden von einst. Doch es scheint, als würden sich neue Schrecken ankündigen. Wer soll sich ihnen entgegenstellen? Einer, der versucht, Erinnerungen im Wein zu ertränken? Oder einer, in dessen Lieder sich Visionen verirren? Lässt sich die Zukunft überhaupt beeinflussen?

Michael Peinkofers Fantasy-Roman „Tote Helden – Die Legenden von Astray I“ nimmt uns mit in eine zerrüttete Welt, in der lose Bündnisse unsicher Frieden versprechen und fanatische Gemeinschaften auf dem Vormarsch sind.

Dies ist der Auftakt zu einer Buchreihe und darauf ist die Geschichte in diesem Band auch ausgelegt: Viele Fragen werden mit in den nächsten Band transportiert. In Bezug auf die verschiedenen Völker, die Astray beherbergt, ist der Roman eher klassisch angelegt. Besonders zu Anfang mag der Eindruck entstehen, als würden Astray und Westeros (Kontinent aus „Game of Thrones“) nicht wenige Gemeinsamkeiten teilen, doch wird im weiteren Verlauf der Beweis erbracht, dass die Welten doch weit auseinanderliegen und jede autark für sich besteht. Den Persönlichkeiten der einzelnen Charaktere wird viel Aufmerksamkeit gewidmet und so erstrahlen sie mal in dem einen, mal in einem ganz anderen Licht. Leider finden sich ungewöhnlich viele Rechtschreib-Patzer, die aber nur geringfügig den Lesefluss stören.

Mir persönlich fiel es schwer, einen Sympathieträger für mich auszumachen. Ich wusste nie genau, ob ich mich auf die Seite eines Charakters schlagen konnte, da ich mir seines Standpunkts und seiner Intentionen nicht sicher sein konnte. Der Mangel an Kenntnis, die für eine genauere Einordnung der Handlungen und Charaktere vonnöten wäre, schraubt sich bis zum Ende des Buches auf ein immer unerträglicheres Maß hoch, das leider gehalten statt gesenkt wird. Ich bleibe mit der letzten Seite weitestgehend in Ahnungslosigkeit zurück.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Gut gekocht!

Die seltsame Reise mit meinem Bruder
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Nelly liebt gutes Essen und dessen Zubereitung. Vor allem für ihren eigenen Food-Truck. Ihr Leben könnte so schön sein, wäre da nicht die ewige Sorge darum, dass sie sich später um ihren autistischen Bruder ...

Nelly liebt gutes Essen und dessen Zubereitung. Vor allem für ihren eigenen Food-Truck. Ihr Leben könnte so schön sein, wäre da nicht die ewige Sorge darum, dass sie sich später um ihren autistischen Bruder Nils kümmern muss, wenn es ihre Mutter nicht mehr kann. Durch einen Unfall dieser wird Nelly plötzlich dem Ernstfall auf Probe ausgesetzt.

Renée Karthee nähert sich in „Die seltsame Reise mit meinem Bruder“ einem schweren Thema auf eine lockere Art an. Die Betreuung und Pflege von Verwandten ist oft nicht leicht zu schultern. Nelly ist von Kindesbeinen an daran gewöhnt, dass ihr Bruder spezielle Aufmerksamkeit benötigt. Sie ahnt sehr genau, was für eine Belastung ihr Bruder für sie sein wird. Sie will diese Verantwortung nicht, um die sie nie gebeten hat. Das sollte man im Hinterkopf behalten, denn unsere Protagonistin legt vorerst alles andere als sympathische Eigenschaften an den Tag, die es schwer machen, sie gern zu haben.

Das Buch ist nicht als Hilfe zur Selbsthilfe oder Mutmacher zu verstehen. Auch ist man hier falsch, wenn man wissen möchte, was Autismus denn genau ist. Es wird einfach nur eine schöne kleine Geschichte erzählt, mit leichten Schmetterlingen im Bauch wie das Cover sie schon ankündigt. Darin enthalten sind bezaubernde englische Häuser und Landschaften, Nils mit seiner eigentümlichen, aber liebenswerten Art und eine unerwartete Bekanntschaft, die Nellys Leben wohl noch mehr auf den Kopf stellt als ihr Bruder.

In der Geschichte heißt es, dass nicht genau bekannt sei, was Nellys Bruder letztendlich hätte. Er wäre nie getestet worden. Wahrscheinlich Asperger Syndrom, vielleicht noch etwas zusätzlich. Unnötig vage, aber auf diese Weise hinterfragt niemand sein Verhalten, was mir die einzige Erklärung ist.

Die sehr detaillierten Beschreibungen der Essenskreationen und auch das jeweilige Rezept am Ende jedes Kapitels machen das Buch einmalig und passen gut zu unserer Hauptfigur Nelly. Weniger freute es mich, dass sich bei Nelly Gedanken dazu einschlichen, dass das Essen bei ihr auf die Hüfte gehen könnte. Drei Sätze dazu aus dem Roman gestrichen und es hätte mir besser gefallen. Essstörungen sind ein ewig aktuelles Thema und ein Frauenroman darf gerne ohne gedankliche Abwanderungen auskommen, die als Tendenzen in diese Richtung interpretiert werden können.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Wie sieht der optimale Weg, zu leben, aus?

Die Optimierer
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„Jeder an seinem Platz!“

2052: Europa hat sich abgeschottet und lebt in einer Optimalwohlökonomie, dank smarter Roboter, die einen Großteil der Arbeit übernehmen. Allen geht es gut und jeder kennt seinen ...

„Jeder an seinem Platz!“

2052: Europa hat sich abgeschottet und lebt in einer Optimalwohlökonomie, dank smarter Roboter, die einen Großteil der Arbeit übernehmen. Allen geht es gut und jeder kennt seinen Platz in der Gesellschaft. Dafür sorgt die Agentur für Lebensberatung, die ihn anhand genauer personenbezogener Daten für einen festlegt. Protagonist Samson Freitag steht in ihrem Dienst und ist überzeugter Systemvertreter. Schneller als ihm lieb ist, muss er aber erkennen, dass das System weder verzeiht noch anders kann, als zu optimieren.

Theresa Hannigs Debütroman „Die Optimierer“ wurde mit dem Stefan-Lübbe-Preis ausgezeichnet. Da die verwendete Zukunft ausnahmsweise nicht in allzu weiter Ferne liegt, konnten viele aktuelle Denkanstöße mit eingeflochten werden. Thematisiert wird zum Beispiel: Abschottung gegen Flüchtlinge, Handy-Sucht, Überwachung, Datenschutz, öffentliche Verkehrsmittel vs. Privatwagen und noch einige mehr.

Der Hauptcharakter mit seiner Systemtreue ist nicht nur anstrengend, er bleibt auch nach seinem Wandel eher unsympathisch. Es ist die allgemeine Frage, wie man aus einer Situation wie seiner wieder raus finden kann, nicht die Besorgnis oder das Mitgefühl um den Protagonisten, die neugierig weiterlesen lässt.

Obwohl das Buch sehr gut anfängt und viele visionäre Ansätze enthält, wie das Leben zukünftig gestrickt sein könnte, driftet es gegen Ende zu sehr in eine ganz andere Richtung ab. Der Ausgang ist trotz versuchter Täuschung vorzeitig absehbar und leider erst nach einigen gedehnten Szenen ohne großartige Bedeutung erreicht.

Veröffentlicht am 06.07.2018

Netter Zeitvertreib

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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„Jedenfalls, du wirst vom Leben immer wieder irgendwohin katapultiert, wo du gar nich sein willst. Bleibt dir nich viel anderes übrig, als das Beste draus zu machen.“

Kaum zu glauben: Für Musiklehrerin ...

„Jedenfalls, du wirst vom Leben immer wieder irgendwohin katapultiert, wo du gar nich sein willst. Bleibt dir nich viel anderes übrig, als das Beste draus zu machen.“

Kaum zu glauben: Für Musiklehrerin Annika geht es ganz plötzlich vom Wohlstand-Schulleben an eine Brennpunkt-Schule. Und holterdiepolter fordert die von ihr dort gegründete Musical-AG ihr alles ab. Auch, dass sie sich ihrer eigenen Vergangenheit stellt. Inklusive ihrer große Liebe Tristan.

„Dangerous Minds“, „School of Rock“ und „Sister Act“ lassen grüßen. Leicht fühlt man sich an ähnliche Geschichten erinnert. Dennoch erzählt der Roman eine ganz eigene Geschichte. Das Liebesleben spielt eine größere Rolle als die Erlebnisse an der Schule mit den Schülern und einen ganz eigenen Charme hat das Buch selbstverständlich durch seinen Handlungsort Hamburg mit seinen Vierteln und eigenem Slang.

Bis sich am Ende alle Knoten lösen, geht es durch einige Verwicklungen und Verwirrungen. Viele kleine zarte Momente machen den Roman groß. Sehr sympathisch, aber für meinen Geschmack wieder etwas zu viele Klischees und richtige Lacher suchte ich auch vergebens.

Die Alkohol- und Back-affine Protagonistin mit ihren Vorbehalten und ihrem Widerstand gegen den Lauf, den die Geschichte nehmen soll, kommt zwar anfangs nicht ungemein liebenswert rüber, aber die Charakterentwicklung hängt schon spürbar in der Luft. Die Charaktere sind insgesamt alle gut ausgearbeitet in ihren Eigenheiten und kommen sehr glaubhaft rüber. Der Jugend-Jargon der Brennpunkt-Schule liest sich sehr amüsant und ließ mich auch über die deutsche Sprache sinnieren.

Als Pädagogin muss ich nochmal korrigierend festhalten: Lehrer sind keine Pädagogen! Ich kann mich mit Psychologie im Nebenfach schließlich auch nicht Psychologin nennen. Damit, die Begriffe Lehrer und Pädagoge synonym zu gebrauchen, hat der Roman für mich persönlich ein starkes Minus eingefahren, aber den Rest der Welt tangiert es sicher nur peripher, wenn überhaupt, also was soll´s.

Süß im wahrsten Sinne des Wortes ist ein Muffin-Back-Rezept, ganz am Ende des Buches. Dort finden wir auch sämtliche Musiktitel aufgelistet, die im Roman erwähnt werden. Wobei es auch Spaß macht, direkt bei Erwähnung im Roman selbst, das jeweilige Lied anzuhören (zum Beispiel über „Alexa“).

Veröffentlicht am 07.12.2021

Langes Warten auf ein unbefriedigendes Ende

Zeit zu sterben
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Säde hat es satt, ständig die Misshandlungen ihrer Besucher im Frauenhaus sehen zu müssen und deren Angst zu erleben, die nur zu oft verhindert, dass die Fälle zur Anzeige gebracht werden. Kurzentschlossen ...

Säde hat es satt, ständig die Misshandlungen ihrer Besucher im Frauenhaus sehen zu müssen und deren Angst zu erleben, die nur zu oft verhindert, dass die Fälle zur Anzeige gebracht werden. Kurzentschlossen beginnt sie, die Sache selber in die Hand zu nehmen.

Dieses Buch hat schon für einige Lacher gesorgt, jedoch weniger des Inhalts wegen, immerhin handelt es sich um einen Thriller. Sondern aufgrund der Tatsache, dass ich es – man beachte den Titel – von meiner Schwiegermutter geschenkt bekam. Hier soll aber nicht Gegenstand sein, ob meine Schwiegermutter mich nun mag oder nicht, sondern betrachtet werden, ob das Buch inhaltlich überzeugen konnte.

Immerhin ist Leena Lehtolainen eine der international erfolgreichsten, finnischen Autorinnen. Es handelt sich obendrein auch schon um den offiziell 11ten Band zur Buchreihe um Maria Kallio, eine Anwältin und Kommissarin. So wird diese auch auf dem Buchrücken explizit erwähnt. Es wird dabei aber eine falsche Erwartungshaltung geweckt. Es soll direkt gesagt sein, dass Maria Kallio, mag sie auch in vielen anderen Büchern die Hauptrolle spielen, hier eine Randfigur ist und die Geschichte stattdessen aus Sicht einer anderen Person erzählt wird, nämlich Säde, Sozialpädagogin im Frauenhaus.

Eine starke Idee, die Geschichte aus der Warte der Täterin aufzuziehen. Es wechselt zwischen ruhigen Passagen bei ihr Zuhause und in ihrem Alltag, in der ihr Verarbeitungsprozess zu Tage tritt und den sich zuspitzenden Situationen, in denen die mörderischen Pläne von ihr in die Tat umgesetzt werden wollen. Hauptspannung zieht das Buch dabei vor allem bei der Frage, wie lange das noch gutgehen kann. Früher oder später wird sie auffliegen. Mit ebenjener Überzeugung wartet man nur noch auf den Moment, in dem es soweit ist. Dabei schweben viele Fragen im Kopf herum: Wie wird es passieren? Wie wird ihr normales Umfeld darauf reagieren? Besteht noch die Möglichkeit, dass sie sich da irgendwie rausmanövriert?

Die ganze Zeit bleibt man nah an der Figur Säde, bekommt Einblicke in ihr Denken und Handeln, dass sich dennoch nicht immer nachvollziehen lässt. Säde will sich vieles nicht mehr gefallen lassen und wer hat sich das – so wie ich – nicht auch häufig genug geschworen. Sie schafft es damit, ordentlich Sympathiepunkte aufzubauen. Alle positiven Erlebnisse in ihrem grauen und nicht allzu lebhaften Dasein gönnt man ihr gerne, obwohl sie eine Mörderin ist. Das hat Frau Lehtolainen gut hinbekommen.

Ja, das Buch hätte richtig gut werden können, doch dann ist da eben noch das Ende und die schreckliche Enttäuschung, die man nicht mehr aus dem Kopf kriegt. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass Thriller auf den letzten Seiten noch mit einer Überraschung aufwarten. Leider gab es schon vorher etliche, bis dahin nervig-unaufgelöste Andeutungen, sodass sie schon zu erahnen war und auch der große Knall, vor dem wir uns halb-neugierig, halb-gruselnd in Acht nahmen, tauchte eher in Gestalt einer zarten Flamme auf, die jemand auspustet, noch bevor sie an Kraft gewinnt. Bis auf den Schluss lesenswert, aber da man selten vor den letzten 50 Seiten stoppt, kann ich dieses Mal keine Empfehlung aussprechen.

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