Kann man der Vergangenheit den Rücken kehren und verzeihen?
Schwestern für einen SommerMeine Erwartungen an diesen Roman waren nicht groß. Ich fand das Cover mittelmäßig und den Klappentext nur wenig aussagekräftig. Jedoch wurde ich vom knapp 600 Seiten zählenden Debüt der amerikanisch/kanadischen ...
Meine Erwartungen an diesen Roman waren nicht groß. Ich fand das Cover mittelmäßig und den Klappentext nur wenig aussagekräftig. Jedoch wurde ich vom knapp 600 Seiten zählenden Debüt der amerikanisch/kanadischen Autorin Cecilia Lyra positiv überrascht.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen zwei Halbschwestern, die den gleichen, Vater haben. Diesen nahmen die Frauen in ihrer Kindheit sehr unterschiedlich wahr. Trotz dieser Verschiedenheit waren die Beiden in den Sommerferien glücklich vereint, wenn sie gemeinsam bei ihrer Großmutter in den Hamptons weilten. Doch ein schlimmes Ereignis trennte dann die jungen Frauen für Jahre, in denen sie nicht miteinander kommunizierten.
Die Autorin beschreibt in ihrem Roman verschiedene Lebenswege und Beziehungen. In einer sehr eindringlichen Art und unterlegt durch erzählerische Perspektivwechsel zwischen den Schwestern in den verschiedenen Kapiteln werden die Gefühle und Probleme der Figuren auf eine angenehm unkitschige Art und Weise vorgetragen.
Generell ist es Lyra gelungen die Spannung rund um das katastrophale Ereignis hoch zu halten, mit Ausnahme kleinerer Abschnitte, in denen man sich gewünscht hätte, dass die Schwestern schneller auf einander zugehen würden. Man merkt, dass Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit wichtige Charaktermerkmale für die Autorin sind, denn damit treten immer wieder Krisen auf, die ab und zu etwas holprig aufgelöst werden.
Sehr gut gefallen haben mir die Handlungsstruktur und die einzelne Ausarbeitung der Charaktere. Denn obwohl der Klappentext eine eher langweilige Familiengeschichte versprach, war ich jederzeit gut unterhalten. Außerdem ist der Roman sehr vielschichtig, dabei nicht kompliziert zu verstehen, sondern gerade gut dosiert in Hinblick auf Gefühl, Krisenbewältigung, Verständnis und Vergebung.
Als Fazit bleibt zu sagen, dass ich den Roman gern weiterempfehle, gerade Familienmenschen, die nicht vor Problemen zurückschrecken. Mir bleiben auf jeden Fall die vorausschauende, großherzige Grandma und die im Herzen verbundenen Schwestern in Gedanken.