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Veröffentlicht am 05.11.2018

Kann man der Vergangenheit den Rücken kehren und verzeihen?

Schwestern für einen Sommer
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Meine Erwartungen an diesen Roman waren nicht groß. Ich fand das Cover mittelmäßig und den Klappentext nur wenig aussagekräftig. Jedoch wurde ich vom knapp 600 Seiten zählenden Debüt der amerikanisch/kanadischen ...

Meine Erwartungen an diesen Roman waren nicht groß. Ich fand das Cover mittelmäßig und den Klappentext nur wenig aussagekräftig. Jedoch wurde ich vom knapp 600 Seiten zählenden Debüt der amerikanisch/kanadischen Autorin Cecilia Lyra positiv überrascht.


Im Mittelpunkt der Handlung stehen zwei Halbschwestern, die den gleichen, Vater haben. Diesen nahmen die Frauen in ihrer Kindheit sehr unterschiedlich wahr. Trotz dieser Verschiedenheit waren die Beiden in den Sommerferien glücklich vereint, wenn sie gemeinsam bei ihrer Großmutter in den Hamptons weilten. Doch ein schlimmes Ereignis trennte dann die jungen Frauen für Jahre, in denen sie nicht miteinander kommunizierten.

Die Autorin beschreibt in ihrem Roman verschiedene Lebenswege und Beziehungen. In einer sehr eindringlichen Art und unterlegt durch erzählerische Perspektivwechsel zwischen den Schwestern in den verschiedenen Kapiteln werden die Gefühle und Probleme der Figuren auf eine angenehm unkitschige Art und Weise vorgetragen.

Generell ist es Lyra gelungen die Spannung rund um das katastrophale Ereignis hoch zu halten, mit Ausnahme kleinerer Abschnitte, in denen man sich gewünscht hätte, dass die Schwestern schneller auf einander zugehen würden. Man merkt, dass Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit wichtige Charaktermerkmale für die Autorin sind, denn damit treten immer wieder Krisen auf, die ab und zu etwas holprig aufgelöst werden.

Sehr gut gefallen haben mir die Handlungsstruktur und die einzelne Ausarbeitung der Charaktere. Denn obwohl der Klappentext eine eher langweilige Familiengeschichte versprach, war ich jederzeit gut unterhalten. Außerdem ist der Roman sehr vielschichtig, dabei nicht kompliziert zu verstehen, sondern gerade gut dosiert in Hinblick auf Gefühl, Krisenbewältigung, Verständnis und Vergebung.

Als Fazit bleibt zu sagen, dass ich den Roman gern weiterempfehle, gerade Familienmenschen, die nicht vor Problemen zurückschrecken. Mir bleiben auf jeden Fall die vorausschauende, großherzige Grandma und die im Herzen verbundenen Schwestern in Gedanken.

Veröffentlicht am 26.11.2022

Pflichtlektüre für Eltern

Meine Grenze ist dein Halt
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Nora Imlau ist eine sehr erfahrene und anerkannte Familien-Expertin, die sich dem Thema bedürfnisorientierter Erziehung widmet. In ihrem neuen Buch "Meine Grenze ist dein Halt" beschreibt und diskutiert ...

Nora Imlau ist eine sehr erfahrene und anerkannte Familien-Expertin, die sich dem Thema bedürfnisorientierter Erziehung widmet. In ihrem neuen Buch "Meine Grenze ist dein Halt" beschreibt und diskutiert sie aus diesem Blickwinkel wie wir aus den schwierigen Situationen, in denen Kinder mit dem Kopf durch die Wand wollen, heraus kommen ohne uns selbst zu verausgaben.

Es geht um elterliche und kindliche Bedürfnisse, was brauchen wir alle: Liebe, Kommunikation, Anerkennung, usw. Das brauchen sowohl Kinder als auch Erwachsene. Wie schaffen es die Eltern auf Augenhöhe mit dem Kind zu sprechen? Der Text beschreibt viele Beispiele aus dem realen Leben und greift die Hauptthesen auf, gibt Leitlinien vor, wie das Familienleben harmonischer wird. In Übungen und mit Merksätzen kann man das Gelesene vertiefen und in den eigene Alltag übertragen. Trotzdem ist es sicher nicht einfach alles sofort erfolgreich umzusetzen.
Die Autorin geht jedoch auch nicht davon aus, dass jeder und jede mit einer idealen Ausgangsposition ausgestattet ist, also unendlich Zeit und Geduld für seine Kinder aufbringen kann, sondern es auch je nach Situation in Ordnung ist, einmal eine Grenzen aufzuweichen.
Optimalerweise wäre es ratsam, wenn beide Elternteile dieses Buch lesen, denn es wird auch darüber gesprochen, dass Grenzen verschiedener Personen unterschiedlich sein können. Und dies Kindern zu zeigen, nicht eine unüberwindbare Mauer darzustellen, ist vollkommen okay. Ebenso thematisiert Imlau das unterschiedliche Verhalten der Kinder zu den Eltern oder anderen Bezugspersonen. Oft wird die Mutter vorgezogen oder das Kind verhält sich der Mutter gegenüber weinerlicher oder "ungezogener" als gegenüber Erziehern in der Kita. Warum ist das so?
Insgesamt empfand ich das Buch als sehr hilfreich und möchte es so gerne vielen Bekannten und auch unbekannten Eltern empfehlen zu lesen. Das Familienleben wird mit diesem Wissen und den hilfreichen Tipps kinderfreundlicher und mit einer gewissen Anlaufphase auch entspannter für die Eltern, denn die Kinder werden darauf sensibilisiert, die elterlichen Gefühle und Bedürfnisse ebenfalls zu wahren. Nur bei manchen Themen hätte die Autorin noch konkretere Beispiele aufführen können. Besonders wenn es um die Kommunikation mit den Kindern geht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.03.2019

Eine interessante neue Welt

Das gefälschte Siegel
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Ein finsterer Dämon bedroht das Königreich Neraval und nur Prinz Tymur, sowie seine ungewöhnlichen Gefährten können das Unglück noch abwenden. Sie begeben sich auf eine lange Reise ins Nebelreich, ...

Ein finsterer Dämon bedroht das Königreich Neraval und nur Prinz Tymur, sowie seine ungewöhnlichen Gefährten können das Unglück noch abwenden. Sie begeben sich auf eine lange Reise ins Nebelreich, in der Hoffnung, dort magische Hilfe zu bekommen.

Die Handlung an sich kommt recht schleppend in Gang, was aber größtenteils daran liegt, dass die Charaktere und auch die neue Welt erst einmal vorgestellt werden. Dies liest sich aber keineswegs langweilig, sondern besticht durch liebevolle Details und auch Witz. Besonders das Aufeinandertreffen von Prinz Tymur mit dem Fälscher Kevron ist filmreif beschrieben. Was mir besonders gut gefallen hat ist, dass die Magie hier nicht unbedingt eine vordergründige Rolle spielt. Es zaubert und hext nicht jede Figur, sondern nur ausgewählte und ausgebildete Personen. Wobei diese auch nicht zwingend höher gestellt sind als andere, wie es in vielen anderen Fantasy-Büchern der Fall ist. Die Magie erstreckt sich eher subtil über verschiedene Bereiche der Handlung. Zwar gibt es auch Magier, eine geht auch mit auf die Reise, aber wir treffen auch auf verzauberte Wälder und unheimliche Gestalten, sowie ein ganzes Volk von Nebelwesen. Diese vielfältigen Ausprägungen der fantastischen Potentiale haben mir an diesem Buch gut gefallen.
Auch die Interaktionen der Figuren waren für mich interessant und modern, denn auch Diversität kommt hier zum Tragen.

Einziges Manko am Buch, wofür es auch einen Stern Abzug gibt, ist die Tatsache, dass die Geschehnisse doch etwas zäh aufeinander folgen. Ich hätte erwartet, dass sich die Reise nicht das ganze Buch über erstreckt, was aber leider der Fall war.

Auf der anderen Seite hat die Autorin das Ende so spannend und unerwartet gestaltet, dass das Lesen des zweiten Teils auf jeden Fall ein Muss sein wird.

Veröffentlicht am 31.01.2019

Ein modernes Märchen für (fast) emanzipierte Frauen

Iron Flowers – Die Rebellinnen
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Tracy Banghart legt mir dem ersten Teil von Iron Flowers ein modernes Märchen vor, das die Emanzipation der Frauen und Mädchen in einem fiktiven Land thematisiert. Dieses Land wird beherrscht von einem ...

Tracy Banghart legt mir dem ersten Teil von Iron Flowers ein modernes Märchen vor, das die Emanzipation der Frauen und Mädchen in einem fiktiven Land thematisiert. Dieses Land wird beherrscht von einem Regenten, der haremsgleich Frauen um sich schart, die Graces, die ihm zu Willen sein müssen und kaum einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen können.

Als Frau von heute, ist diese Situation nur schwer zu ertragen. Junge Mädchen werden schon früh dazu herangezogen, entweder schön und gefällig zu sein, oder aber hart in den Fabriken zu arbeiten. Ohne eigenen Willen, versteht sich.
Nomi und Serina geraten in den Strudel, der sie in den Palast zieht, wo beide glauben ihre einstudierten Rollen einnehmen zu können. Doch dann kommt es alles ganz anders.

Die Grundidee dieser Geschichte ist eine, die wohl nie außer Mode kommt, da Frauen auch heute noch nicht die Gleichberechtigung erfahren, die sie verdient haben. Doch leider gerät mir die Handlung im Palast manchmal etwas zu kitschig. Kleider, Make-up und Tanzunterricht, Prinzessinnen gleich, langweilen an manchen Stellen.

Zum Glück wird bei der Erzählweise, die abwechselnd, je nach Kapitel, aus der Sichtweise der einen oder anderen Schwester geschrieben ist, auch der Schauplatz gewechselt. Das erhält die Spannung und tröstet ein wenig über die kurzen öden Passagen hinweg.
Sehr schön ist, dass sich die Schwestern-Figuren auch entwickeln. (Selbst)Erkenntnisse, die auch von Handlungen begleitet sind, prägen dieses Buch.
Gegen Ende nehmen die Geschwindigkeit der Handlung und die Tiefe zum Glück weiter zu, sodass man gespannt dem Ende entgegen fiebert. Und damit wohl oder übel auch dem zweiten Teil, denn es sind noch so viele Fragen offen, wie es mit den Schwestern und dem Land weiter geht.

Insgesamt ein solider Jugend-Fantasy-Roman mit gutem Grundgedanken und auch einigen actiongeladenen Szenen, der nur leider hin und wieder etwas zu kindlich-kitschig dargestellt wurde.

Veröffentlicht am 04.12.2018

Das falsche Spiel mit den Beweisen

Ich vernichte dich
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Melanie Barricks Leben war schon früh gekennzeichnet durch mangelnde Fürsorge, sowohl durch ihre Eltern als auch durch die staatliche Obhut. Und nun muss sie erneut durch die Mühlen des Sozialamts und ...

Melanie Barricks Leben war schon früh gekennzeichnet durch mangelnde Fürsorge, sowohl durch ihre Eltern als auch durch die staatliche Obhut. Und nun muss sie erneut durch die Mühlen des Sozialamts und der Justiz, doch diesmal auf der anderen Seite. Die Vorwürfe gegen sie sind erdrückend, doch allesamt nicht wahr, aber es scheint ihr keiner zu glauben.

Die Staatsanwältin Amy verfolgt außer diesem Fall noch einen anderen, bei dem ein Serienvergewaltiger durch das Augusta County zieht und unter anderen auch Melanie als Opfer auswählte. Könnten diese Fälle zusammenhängen?

Brad Parks schafft es eindrücklich, beide Fälle Stück für Stück zu entblättern, den Leser so ans Buch zu fesseln. Manchmal ist es sehr schwer, bei den Anschuldigungen an Melanie nicht wütend zu werden, die Verzweiflung, die Melanie spüren muss, lässt sich jedenfalls sehr gut nachvollziehen.

Erst ganz am Ende werden alle hintergründigen Handlungen aufgedeckt und so zu einem großen einheitlichen Bild verwoben, sodass zwischendurch genug Platz für wilde Spekulationen ist. Für mich waren die Personen und ihre Taten gut nachvollziehbar (bis auf ein zwei kleine Ausnahmen), sodass ich mit der Auflösung an sich zufrieden war. Einzig die mangelnde Objektivität der Beamten hat mich etwas verwundert. Zwar waren die Beweise gegen Melanie recht schwerwiegend, aber sie hätten doch auch in andere Richtungen ermitteln sollen.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, wobei ich kleinere Abstriche mache bei der Ausarbeitung einiger Figuren. Außerdem ist die Handlung ein wenig trocken, fixiert sich sehr auf den Fall an sich. Also absolut nichts zum Wohlfühlen rundherum.