Profilbild von Buchpfote

Buchpfote

Lesejury Profi
offline

Buchpfote ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Buchpfote über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.06.2019

Bin ich während des Lesens zu einer Schlaftablette geworden?

Schlaf wirkt Wunder
0

Allgemein:
Dr. Hans-Günter Weeß ist die Koryphäe des Schlafs, einer der Top-Mediziner seines Fachs und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Um ein i-Tüpfelchen ...

Allgemein:
Dr. Hans-Günter Weeß ist die Koryphäe des Schlafs, einer der Top-Mediziner seines Fachs und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Um ein i-Tüpfelchen drauf zu setzen, veröffentlichte er bereits einige Bücher rund um die menschliche Nachtruhe. Beim Droemer Verlag erschien im November 2018 „Schlaf wirkt Wunder - Alles über das wichtigste Drittel unseres Lebens“. Auf über 300 Seiten räumt Weeß auf, spricht Vorurteile, evolutionsbedingte Tatsachen, gesellschaftliche Probleme und Mythen an, die sich wacker halten, aber den gesunden Schlaf verhindern bzw. beeinflussen. Zudem zeigt der Mediziner auf, wie es sich besser schlafen lässt und worauf der Schläfer achten sollte.

Mein Bild:
„Ich möchte Sie sozusagen zu Ihrer eigenen Schlaftablette machen.“, mit diesen Satz hatte mich Hans-Günter bereits im Vorwort zum Lachen gebracht und das, obwohl ein Sachbuch selten so eine Emotion in mir auslöst. Dr. Weeß punktet definitiv mit einer unterhaltsamen, lehrreichen und realitätsnahen Art. Außerdem bringt er es flott zustande, ein Bewusstsein für die eigene Gesundheit schaffen.
Schlaf ist wichtig, das weiß jeder. Ich selbst habe das Glück meist gut zu schlafen, denn wenn eins mies ist, ist es unausgeschlafen in den Tag zu starten. Jeder von euch kennt das. Doch welche Folgen hat Schlafmangel langfristig? Was beeinflusst den Schlaf? Ist die heutige Gesellschaft auf den Schlaf ausgerichtet? Welcher Schlaftyp bin ich? Wie kann ich meinen Schlaf verbessern? Dies und vieles mehr erläutert Dr. Weeß in diesem gut strukturierten Buch auf ganz einfache und verständliche Weise. Dabei vergisst er nicht auf Folgen von Schlafmangel und einige Krankheitsbilder einzugehen, die in einem extra Kapitel Platz gefunden haben.
Allgemein ist das Buch in 6 Abschnitte eingeteilt und jeder Abschnitt ist in eigene sehr kurzweilige Kapitel gegliedert. Es gibt KEINE unendlich langen Passagen, die an ein Medizinstudium erinnern und mich so zum Einschlafen gebracht haben (auch wenn damit das Ziel des Buches etwas anders erfüllt worden wäre). Der Autor besitzt ein Händchen dafür schwierige Vorgänge simpel und humorvoll zu erklären. Mir kam es vom Schreibstil so vor als würde er mir gegenübersitzen und die Theorien mit Händen und Füßen, mit Mimik und Gestik erklären. Wie soll ich sagen? Die Leidenschaft für sein Sachgebiet schwingt einfach mit.
Ich bin wirklich dran hängen geblieben. Allerdings habe ich das Buch nicht weg gesuchtet, dazu ist es nicht da, das ist klar. Ich verglich seine Erkenntnisse oft mit meinem Verhalten – bin ich beispielsweise eine Eule oder eine Lerche? Kann ich die Schlafphasen selbst reflektieren? Es wird unheimlich VIEL anwendbares Know-How und Hintergrundwissen vermittelt, so dass ich das Buch irgendwann bewusst weg gelegt habe, um mich schlafen zu legen. Klingt komisch, ist aber so, weil im Schlaf schließlich das Erlebte und angeeignete Wissen verarbeitet wird.
Anschaulich erzählt Weeß Geschichten aus seiner Praxis. Teilweise musste ich wirklich darüber schmunzeln oder war geschockt darüber, auf welche Ideen Menschen kommen, um ausreichend zu schlafen oder ihre Kinder zum Schlafen zu bringen. Dr. Weeß spricht auch Tacheles über die „24 h – Non Stopp - Gesellschaft“, dem Rühmen wenig Schlaf zu „brauchen“, Schichtsysteme und der klaren Aussage, dass natürliches Schlafverhalten nicht änderbar ist!
Im letzten Abschnitt bietet der Autor ein dreiwöchiges Programm an, in dem der Leser selbst versuchen kann sein Schlafverhalten zu verbessern. Ob es wirklich hilft, kann ich nicht sagen, generell aber, dass er über das ganze Buch hinweg, Schritt für Schritt eine Verbindung zur vermittelten Theorie und der realistischen Umsetzung schafft. Mein Bewusstsein ist geschärft. Ich weiß, was ich benötige um gut zu schlafen, danke Dr. Weeß.

Fazit:
Ich kann mir kein besseres Buch rund um das menschliche Schlummern vorstellen. Leicht erklärt und umsetzbar, mit einer Portion Humor und Realitätsnähe. Empfehlung für jeden, weil wir schließlich alle schlafen.

Veröffentlicht am 27.02.2019

Bunt, vielfältig, abseits der Norm und doch die gleichen Probleme

Fast schon bühnenreif
0

Allgemein:

Lisa Rosinskys erster Jugendroman „Fast schon bühnenreif“ erschien Anfang 2019 beim Magellan Verlag und erzählt die Geschichte der 15-jährigen Cadie und ihrer Familie, die Dank ihrer Hippievergangenheit ...

Allgemein:

Lisa Rosinskys erster Jugendroman „Fast schon bühnenreif“ erschien Anfang 2019 beim Magellan Verlag und erzählt die Geschichte der 15-jährigen Cadie und ihrer Familie, die Dank ihrer Hippievergangenheit nicht ganz ins Bild der heutigen Gesellschaft passt. Aber Cadie ist das egal, solange ihr Dad an ihrer Seite ist. Er ist ihr ein und alles. Von daher interessiert sie sich kaum für ihre überarbeitete Mutter oder ihrem Musikgenie von Bruder. Bis zum Abend als der Anruf kam und sich alles veränderte. Ihr Dad hat noch eine Tochter, von einer anderen Frau und keiner wusste davon, nicht mal er selbst. Als Elizabeth von jetzt auf gleich einzieht, bricht für Cadie eine Welt zusammen und das gerade jetzt, wo doch das Theaterstück an der Schule ihre volle Aufmerksamkeit benötigt.

Mein Bild:

„Fast schon bühnenreif“ ist mein 1. Buch aus dem Magellan Verlag. Ich muss sagen, die Cover sind generell mehr als überzeugend. Als hätte man eine neue knallbunte Süßigkeit in der Hand, bei der man noch nicht weiß, ob sie einem schmecken wird. So ging es mir zumindest als ich dieses farbenfrohe, zu einem Theater passende und mit unterschiedlich eingeprägten Lettern kreierte Buch aufschlug.

Ich hatte keine Ahnung, was für eine Geschichte wirklich auf mich zukam. Ich erwartete eine amerikanische, moderne Teenievariante von Cinderella. Schließlich bekommt die Protagonistin Cadie auf einmal eine Halbschwester vor die Nase gesetzt. Doch es war viel, viel mehr und ich weiß nicht, ob ich meinen Eindruck die passenden Worte abgewinnen kann. Ich fühlte mich nicht nur unterhalten, das Buch glänzte durch seine Diversität, mehreren Handlungssträngen, tiefgehenden Emotionen und Humor. Am besten ich geh dazu ins Detail.

Ich mochte die 15-jährige Protagonistin Cadie von Anfang an. Ihre wirbelwindartige, melodramatische und doch so neugierige Ich-Perspektive führte mich durch die ganze Geschichte. Sie neigt zu tiefen Gefühlen, versucht sie in vielen Situationen aber herunter zu schlucken und bleibt vernünftig. Cadie offenbart sich nur denjenigen Menschen, denen sie vertraut und die ihr viel bedeuten. Ich verstand sie soo gut. Trotzdem ist sie ein Teenager, das darf man nicht vergessen und wer einmal verletzt wird, spielt nicht immer fair.

So auch Cadie, als der Mensch, den sie am meisten liebt, sie am meisten enttäuscht. Ihr Dad hat noch eine Tochter. Ihr Dad, der seine „Cadigste“ vergöttert. Auf die Vater-Tochter-Beziehung wird eingangs sehr eingegangen und dieses Zusammenspiel zwischen den Beiden ist einfach ein Traum. Absolut einzigartig und witzig, noch nie von mir gelesen. Und dann kommt der Moment, der die vierköpfige Familie komplett erschüttert. Ich musste einfach mitfühlen.
Der Umgang mit dieser Situation spielt eine wesentliche Rolle innerhalb des Plots. Wut, Zweifel und das Gefühl, sich an etwas gewöhnen zu müssen, das man nicht wollte und es nie wieder so wird wie es mal war.

Natürlich gibt es einige Bücher, die solche Familiendramen ins Auge fassen. Wo ist denn da das Besondere? Die Familie selbst ist es. Eine amerikanische Hippiefamilie, deren 2 Kinder nach Nationalparks benannt wurden, die sich als atheistische Juden sehen und überhaupt jeder seinen Faible ausleben kann, wie er es gern möchte. Die Figuren sind besonders, unerwartet, passen eigentlich nicht zusammen, ergänzen sich aber perfekt.

Vielfältigkeit und Offenheit zeichnet diese Buch aus! Die beste Freundin, die mit einer lebensfrohen Oma und Mutter zusammenlebt. Der Schwarm, der einen orientalischen Touch hat. Die Mutter, die auf spanisch flucht. Die Klassenkameradin, die ihre Liebe zu Frauen offen auslebt. Künstlerische und philosophische Aspekte, die ernst genommen werden. Es gibt zig Situationen, die ein offenes Miteinander und Akzeptanz zeigen. Absolut klasse. Cadie zeigte mir das und selbst, wenn sie Skepsis an den Tag legte, vor allem gegenüber ihrer neuen Halbschwester Elizabeth, was hat sie getan? Sie versuchte es zu verstehen und egal, wie verschieden die Menschen sind, alle haben wir doch die gleichen alltäglichen Probleme.

Die Autorin baute diese Aspekte neben der Familiengeschichte noch in Cadies Schulleben ein. Besonders in die Vorbereitung des Theaterstücks „Viel Lärm um Nichts“. Es ist eben auch ein Selbstfindungstrip, den alle Beteiligten durchmachen, indem man sich der Herausforderung stellt und ehrlich zu sich selbst und gegenüber anderen ist. Irgendwie wurden Klischees hier einfach überraschend umgekehrt: Wenn Eltern sich beispielsweise wünschen, dass ihr Kind ein Künstler wird, das Kind aber etwas Solides mit seiner Zukunft machen möchte. Ich bin geflasht von dieser Geschichte und wünsche mir mehr davon. Ich glaube, jeder findet sich hier wieder, findet einen Lieblingscharakter oder einen Lebensabschnitt, der ihm vertraut vorkommt.

Fazit: Ein Jugendbuch, dass für Vielfältigkeit, einen Schuss Lebensfreude und dem Erfüllen der eigenen Träume steht. Nicht nur für Leser ab 13 Jahren, sondern auch für Erwachsene etwas.

Veröffentlicht am 04.02.2019

Der Name ist Programm! Willkommen in einer weiteren abwechslungsreichen Geschichte der Welt der Verbliebenen

Der Klang der Täuschung
2

Allgemein:

Das Imprint One aus dem Bastei Lübbe – Verlag bringt mit „Der Klang der Täuschung“ den 1. Band der Dilogie „Die Chroniken der Hoffnung“ in Deutschland heraus und bleibt der Autorin Mary E. ...

Allgemein:

Das Imprint One aus dem Bastei Lübbe – Verlag bringt mit „Der Klang der Täuschung“ den 1. Band der Dilogie „Die Chroniken der Hoffnung“ in Deutschland heraus und bleibt der Autorin Mary E. Pearson damit treu.
Sie entführt erneut in die fantastische und doch altertümliche Welt der Verbliebenen. 6 Jahre nach der großen Schlacht im Tal der Schildwacht begegnet der Leser Kazi. Sie ist Mitglied der Ehrengarde der Königin von Venda und wurde auf die Mission geschickt, den Mann zu finden, der für den damaligen Krieg mit verantwortlich war. Sie und ihre Begleiterinnen wollen diese Mission unter allen Umständen erfüllen. Allerdings begeben sie sich auf das Terrain der Familie Ballenger, die gegen die Verträge der Großreiche rebelliert und illegal die Stadt Höllenrachen regiert. Ihr Anführer Jase Ballenger könnte für Kazi zum Problem werden, aber anders als sie es erwartet hat.

Mein Bild:

Endlich ist es da! Das Hardcover, das sich mit der Rückenansicht der rotkäppchenwirkenden, jungen Frau nahtlos an die anderen Bücher anschließt. Einerseits finde ich den Wiedererkennungswert zu den anderen Büchern gut, andererseits ist es schade, dass man sich nicht am englischen Originalcover orientiert hat, weil es doch eine andere Geschichte dieser Welt repräsentiert.

Mary E. Pearson hat mich bereits mit der vorangegangenen Reihe „Die Chroniken der Verbliebenen“ in ihren Bann gezogen. Ihr Schreibstil, das World Building, die Protagonisten und ein sich langsam aufbauender komplexer Handlungsstrang regt zu Verschwörungstheorien an, die manchmal bestätigt und manchmal einfach über Bord geworfen werden. Und ja, auch dieses Buch ist ein Pageturner.

Ich muss gestehen, dass der Einstieg in die Welt der Verbliebenen für Neulinge nicht so einfach sein könnte. Ich wurde mit vielen Informationen bombardiert, die die Fans der bisherigen Reihe als auch „Neueinsteiger“ auf einen aktuellen Stand bringen sollte. Schon mal vorab, man kann „Die Chroniken der Hoffnung“ lesen ohne die vorherigen Bücher zu kennen. Und jetzt kommt das „aber“: Aber man wird bezüglich des Ausgangs der vorherigen Reihe gespoilert. Schon allein, weil das jetzige Buch 6 Jahre später spielt. Trotzdem denke ich, dass der Spaß an den vorherigen Büchern nicht verloren geht, wenn man sie im Nachgang liest.

Miss Pearson bleibt dabei dem Spiel der wechselnden Ich-Perspektiven, in Form der Protagonisten Kazi und Jase, treu. Generell gefallen mir alle Charaktere zum großen Teil besser als die der vorherigen Reihe. Doch warum? Wahrscheinlich, weil die von Anfang an mehr Ecken und Kanten, mehr Tiefe zeigen und nicht aus einem luxuriösen Königshaus stammen. Verwöhnt und naiv? Fehlanzeige.

An vorderster Front natürlich Kazi (17) und Jase (20). Beide haben gemein, dass sie absolut loyal sind und das verteidigen bzw. beschützen, was sie lieben. Sie versuchen Taktiken und Strategien zu entwickeln, Menschen zu durchschauen, um dann das Richtige zu tun. Klingt gut? Ja, allerdings stehen Kazi und Jase politisch auf der jeweiligen anderen Seite und beider Leben könnte nicht unterschiedlicher verlaufen sein. Er, der in einer Großfamilie behütet aufgewachsen ist, sie, die als Straßengöre ums Überleben kämpfen musste. Vorurteile, persönliche Erfahrungen und Gefühle bieten hier allerhand Zunder!

Natürlich kommt es trotzdem so wie man es erwartet: Man bringt zwei Menschen zusammen, die sich für die Liebe oder für die Pflicht entscheiden müssen. An sich eine Grundlage, die es wie Sand am Meer gibt. ABER es wirkte auf mich dennoch außergewöhnlich spannend, überraschend, teilweise sogar witzig. Gründe dafür sind die Settings, die Nebendarstellern, die Historie, verschiedene Völker bzw. Sprachen und komplexe Problemstellungen.

Das Setting wechselte von der blanken Wildnis über eine mit riesigen Bäumen belebte Stadt, bis hin zu einer mittelalterlichen, Game oft Thrones - anmaßenden Festung oder einem orientalisch angehauchten Markt. Miss Pearson widmete sich der Entstehung dieser Orte, indem sie Jase die Möglichkeit gab seine Familiengeschichte zu erzählen. Zusätzlich wurden die historischen Texte der Ballengers zwischen die Kapitel gedruckt, die ein weiteres Puzzlestück zur Entstehung dieser Welt beitrug. Im übrigen zeigt das tatsächlich dystopische Ansätze!

Bring das zusammen mit liebenswerten und charakterstarken Nebendarstellern, die mit ihrer persönlichen Geschichte weitere Handlungsstränge einbringen und tada, du legst das Buch nicht mehr aus der Hand. Ich mochte, dass die „Rathan“ Synove und Wren nicht nur als Kämpferinnen, sondern auch als Freundinnen von Kazi gezeigt wurden. Mir fiel Jase Liebe zu seiner Familie und deren Gastfreundlichkeit erst richtig auf, als ich seine Geschwister kennenlernen dürfte. Tja, und mein absolutes Fan-Highlight: Ein paar alte Bekannte kommen zum Zug. Meine innerlichen Freudensprünge hat man mir beim Lesen bestimmt angesehen. Es ist so schön zu wissen, was aus ihnen geworden ist.

Der Plot selbst ist geprägt von den Zielen des Einzelnen (bei vielen Darstellern, viele Ziele) und allerhand Lügen, um sich nicht angreifbar zu machen. Mich wundert, dass die Autorin nicht den Überblick verloren hat. Vieles ist plotrelevant, aber weniger hätte bei über 600 Seiten auch mehr sein können. Natürlich erhöht das den Spannungsbogen, bietet Plot Twist – Gelegenheiten und macht neugierig, wie es nun weiter geht. Hier geht es um weit mehr als nur die Liebe oder eine Mission. Es geht um Anerkennung, Abbau von Vorurteilen und gemeinsam Lösungen zu finden.

Gibt es einen Cliffhanger? Ich sag es mal so, der Ursprung des 1. Bandes wird abgehandelt...Wäre da nicht ein besorgniserregendes letztes Kapitel, die die Wartezeit bis 2020 noch länger werden lässt.

Fazit:

Der Titel ist Programm und bietet ein emotionales und kämpferisches Abenteuer in der gut durchdachten Welt der Verbliebenen. Wer Mary E. Pearson bisher mochte, wird sie weiterhin mögen und andere werden sie neu entdecken!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Spannung
Veröffentlicht am 17.10.2018

Sei offen für das Leben! – Die Autorin trifft emotional erneut ins Schwarze

Das Leuchten unserer Träume
0


Allgemein:

Der neue Liebesroman von Dani Atkins erschien erst vor wenigen Wochen und damit bleibt das Knaur der britischen Autorin weiterhin treu. Nach Bestsellern wie „Der Klang deines Lächelns“ oder ...


Allgemein:

Der neue Liebesroman von Dani Atkins erschien erst vor wenigen Wochen und damit bleibt das Knaur der britischen Autorin weiterhin treu. Nach Bestsellern wie „Der Klang deines Lächelns“ oder „Die Nacht schreibt uns neu“ zieht es den Leser nun in die Geschichte von Sophie. Mit Anfang 30 hält sie von festen Bindungen nichts. Es kann nur weh tun, denn irgendwann verliert man diesen Menschen doch sowieso. Genau wie sie ihren Bruder bei einem Verkehrsunfall verlor. Seitdem bleibt sie vernünftig, lässt nur ihren Kater, ihre beste Freundin und ihre Familie an sich heran. Bis zu dem Feuer, das sie fast ihr Leben gekostet hätte. Wäre da nicht Ben gewesen, ein Held, der aus dem Nichts auftauchte und den sie nicht mehr los wird. Doch will sie ihn überhaupt los werden? Und warum kommt er ihr so vertraut vor? Weiß er mehr als er zugibt?

Mein Bild:

Mir fiel sofort auf, dass das Cover anders als die Vorherigen ist. Normalerweise gibt es immer eine Art Leitlinie, wie ein Wegweiser auf dem Bild, doch dieses Mal nicht. Dieses Mal ist es ein Silhouettenansicht bei Nacht mit goldener Prägung. Die Lichtreflexe darauf geben einen wundervollen Effekt auf dem türkisfarbenen Untergrund ab. Wirklich schön.

Wer mich kennt, weiß, dass ich jedes in Deutschland erschienene Buch von Dani Atkins gelesen habe. Ihr Schreibstil ist einmalig: flott, emotional, tiefgehend und so menschlich, dass die Geschichten mich emotional, in guten wie in schlechten Tagen, mitreißen. Natürlich ist jede Story trotz immer wieder kehrender Romantik und Dramatik einmalig. Sowie auch diese.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir recht leicht. Die Kapitel sind teilweise noch in Monatsangaben unterteilt, um Zeitsprünge klar darzustellen. Damit arbeitet die Autorin oft und es bewährt sich bis jetzt. Ebenso wie die Ich-Perspektive, die mir in Form der Protagonistin Sophie Winter begegnet.

Sophies Leben ist geprägt durch die Schatten ihrer Vergangenheit, denn die Erinnerung an den Tod ihres Bruders quälen sie Tag für Tag. Seitdem lässt sie niemanden mehr in ihr Herz, ihre Routine und Unabhängigkeit sind alles, was sie ihrer Meinung nach braucht. Für mich ist das ein Unding, so lang (16 Jahre!) allein zu bleiben. Doch Sophie beschreibt ihren Schmerz intensiv genug, dass ich ihr diese Entscheidung nicht verübeln kann. Es ist ein Teufelskreis, eine psychische Belastung, die Sophies ganze Familie im Bann hält. Das ging mir wirklich Nahe.

Und dann ist da auf einmal Ben Stevens, der offen dem Leben und dessen Möglichkeiten gegenüberzustehen scheint, der so ganz anders ist als Sophie. Ihn lerne ich charakterlich, ohne Einblick in seine Vergangenheit, kennen. An sich eine logische Konsequenz, da er keine eigene Perspektive im Buch bekommt. Aus gutem Grund natürlich! Nichtsdestotrotz schloss ich Ben schnell in mein Herz, als Retter in einer so heftig beschrieben Situation des Feuers wie auch als normalen Mensch.

Es kommt wie es kommen muss, zwischen Sophie und Ben fängt es langsam an zu knistern. Ich bekam vorhersehbare romantische Augenblicke, die mich seufzen ließen und stutzte mit Sophie gemeinsam darüber, dass Ben irgendwie so viel „erahnte“. Vom Klappentext her zog ich schnell einen Zusammenhang zu Sophies Bruder, aber die Autorin legte zwischendurch immer neue Fährten und es gab noch so viel mehr.

Zum Beispiel Bens liebenswerter zusammengewürfelter Haufen Freunde, bei denen Dani Atkins die gleiche Raffinesse an den Tag legte wie bei Bens Charakterisierung. Denn ich lernte erst die Freundlichkeit und das Außergewöhnliche an diesen Menschen kennen, bevor deren Geschichte erzählt wird. Der Zweck ist ganz einfach: Ich hatte das richtige Bild von ihnen und mir wurde klar, dass diese Menschen sich nicht nach den Schatten ihrer Vergangenheit richten wie Sophie. Das war eine tolle Leseerfahrung!

Des Weiteren macht Sophie eine positive Entwicklung durch, trotz der teilweise ganze Felsbrocken, die die Autorin ihr überraschender und doch wichtiger Weise in den Weg legte. Ich war erstaunt, wie ich oft eines Besseren belehrt wurde und so manches „Nein“ oder „Gott sei Dank!“ kam aus mir heraus. Ich erwähne hier auch Sophies beste Freundin Julia. Beide verbindet eine gemeinsame Vergangenheit, obwohl Dani Atkins mit Julia zeigt, was Sophie in 16 Jahren verpasst hatte.

Und dann das große Gefühlskarussell am Ende. Ich werde nichts verraten. Nur kurz, es hat mich glücklich und traurig zugleich gemacht. Die Botschaft, das Leben nicht anhand seiner Tiefschläge zu leben, sondern die Freude am Leben auszukosten, ist angekommen.

Fazit:

Dani Atkins packt erneut große Gefühle in eine ereignisreiche Liebesgeschichte, in der es sich um mehr als das Paar selbst dreht. Repräsentativ, traurig und Mut machend zugleich!

Veröffentlicht am 17.10.2018

Eine Herz-Schmerz-Weltenbummlergeschichte

Liebe findet uns
0

Allgemein:

„Liebe findet uns“ ist ein Liebesroman des amerikanischen Autors J.P. Monninger, der inzwischen unter den Namen Joe Monninger schreibt. Das Buch erschien 2017 als 416 seitenstarkes Taschenbuch ...

Allgemein:

„Liebe findet uns“ ist ein Liebesroman des amerikanischen Autors J.P. Monninger, der inzwischen unter den Namen Joe Monninger schreibt. Das Buch erschien 2017 als 416 seitenstarkes Taschenbuch bei Ullstein..
Zwischen den Buchdeckeln erzählt die Studienabsolventin Heather von ihrer Reise durch Europa, die sie mit ihren besten Freundinnen erlebt, bevor sie ins Berufsleben starten möchte. Doch statt mit ihren Freundinnen Selfies zu schießen, Museen zu besuchen und Hemingway zu lesen, begegnet sie im Zug nach Amsterdam Jack und verliebt sich in ihn. Jacks Beweggründe für die Reise sind ganz andere. Er geht das Tagebuch seines Großvater ab, besucht die Orte, die sein Großvater nach Ende des 2. Weltkrieges gesehen hat. Doch was genau treibt ihn dazu an?

Mein Bild:

Meine Güte, ihr glaubt gar nicht, wie viel „Hach“- und „Seufz“- Gefühle ich für diese Geschichte übrig habe. An sich kann ich es nicht in Worte fassen, aber fangen wir von vorn an. „Liebe findet uns“ war ein Cover-Kauf. Soviel Romantik und Leuchten in 2 Farben zu bringen, das muss man erst mal schaffen, egal wie dick dieses Buch ist. Beim Durchblättern fielen mir sofort verschiedene Unterteilungen auf. Für meinem Geschmack zu viel des Guten. Am meisten sagte mir jedoch die Aufteilung nach Städten zu, da ich mich auf die jeweilige Stadt einstellen konnte.

Die Story wird aus der Ich-Perspektive von Heather erzählt. Ich mochte sofort ihre selbstverständliche, gefühlsbetonte Erzählweise, weil mir um so weniger verborgen blieb. Wie zum Beispiel der Einstieg in die Geschichte: Eine Erinnerung, die so einfach und doch so einprägsam für mich war. Denn Heather erzählt liebevoll von einem Schnappschuss, den ihr „Mamisaurus“ bei der Collegeabschlussfeier gemacht hat. Ein Moment, der festgehalten wurde, den man nicht wiederholen kann, der sich einbrennt und der daran erinnert, dass man im richtigen Moment nicht zögern sollte. Das ist der Kern von „Liebe findet uns“.

Heather selbst ist leider nicht der Antrieb für die unkonventionelle Erlebnisse auf ihrer Reise. Sie ist total durchorganisiert und wirkt durch ihre wenige Lebenserfahrung jünger als sie eigentlich ist.
Ihre Freundinnen weichen von diesem Schema ab: Amy, die Spontane, würde für ihre Freundinnen über Leichen gehen. Constance dagegen ist eher dem Spirituellen zugeneigt. Auch wenn der Autor die Beiden nicht in den Vordergrund drängt, verpasst er ihnen eine eigene Entwicklung, die im Plot verwoben wird.Und ich sage euch, die vertrauliche Freundschaft des Trios ist ein wahrer Schatz.

Tja, und dann kommt Jack, der Mann für einmalige Erlebnisse, der nie den passenden Moment verstreichen lässt und keine Fotos benötigt um sich an etwas zu erinnern. Die zufällige Begegnung mit ihm lässt Heather natürlich alle Pläne über Bord werfen. Ja, ja, an sich ist der Werdegang nichts Neues, aber Jacks Ideen reißen den Leser sofort mit. Ein filmreifer Kuss am Bahnhof ohne damit zu rechnen, eine Nacht im Stroh eines Gestüts, einen Baum pflanzen und vorher „The circle of Life“ singen... Ich konnte gar nicht glauben, dass die Beziehung zwischen den Beiden, trotz der Erlebnisse abseits der Touripfade, sich ganz zärtlich entfaltete, sich eine gewisse Sinnlichkeit bewahrte und ich nur so vor mich hin seufzte. Jack ist offener Mann, der selbst die Tagebucheinträge seines Großvaters mit Heather und damit dem Leser teilt. Ich habe furchtbar viele Stellen in diesem Buch markiert, die in die Tiefe gehen, dass ich hier gar nicht alles erwähnen kann.

An jedem Ort, den ich mit den Beiden besuchte, herrscht eine ganz eigene Atmosphäre und schürte den Wunsch in mir, selbst dorthin zu reisen. Es war eine Liebeserklärung an alle Weltenbummler. Der Autor recherchierte entweder sehr gut oder war selbst in Berlin, Amsterdam, Paris, Prag... Chapeau!

Doch das Leben ist nicht nur ein bezauberndes Abenteuer, denn die Realität holt einen immer ein. Ein Aspekt, der nach soviel Romantik und Freiheitsbekundungen, wirklich wichtig für mich war.
Mit dieser riesigen Hürde treten Wut, Schmerz und auch Trauer in Jacks und Heathers Beziehung ein. Denn leider ist jede Party irgendwann vorbei und dann kommt der Morgen danach.
Apopo. Im Buch wird übrigens reichlich gefeiert. Natürlich sind sie jung, frei und unbefangen. Nur muss man sich in jeder Stadt betrinken? Das nur am Rande.

Weiterhin wurden mir im Verlauf der wenigen Wochen, die Heather und Jack verband, bewusst, dass irgendwas mit Jack nicht stimmen kann. Interessanterweise schnallte Heather es nicht, obwohl sie es mir selbst näher brachte. Meine Vermutung wurde recht spät bestätigt und nicht nur Heather wühlte diese Erkenntnis auf. Ich wollte wirklich ein Happy End für diese Geschichte. Der Autor schloss, meiner Meinung nach, recht offen ab. Zumindest kann so jeder Leser selbst weiter träumen.

Fazit:

Ein emotionales Highlight mit einer Liebesgeschichte, die sich über weite Strecken Europas entwickelt und den Leser mit jeder Faser mitreißt. Ein Highlight!