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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.03.2019

Wer wird überleben und zu welchem Preis?

Die Reinsten
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Ich lese nicht so viel Science Fiction, aber „Die Reinsten“ von Thore D. Hansen hat mich überzeugt. Denn das Thema KI (künstliche Intelligenz) interessiert mich brennend, neue Autoren sowieso. Doch worum ...


Ich lese nicht so viel Science Fiction, aber „Die Reinsten“ von Thore D. Hansen hat mich überzeugt. Denn das Thema KI (künstliche Intelligenz) interessiert mich brennend, neue Autoren sowieso. Doch worum geht es?
Die Geschichte spielt 2191 in einer nicht wirklich fernen Zukunft. Seit der Klimakatastrophe vor 150 Jahren wird die Erde von der künstlichen Intelligenz „Askit“ beherrscht. Es handelt sich um einen Supercomputer, ein „lernendes System“, das sich selbständig modifiziert und weiterentwickelt. Fluch und Segen zugleich.
Eve Legrand hat seit ihrer Kindheit ein Hirnimplantat, über das sie sich mit Askit verbinden kann. Sie steht kurz davor, in die Akademie der Wissenschaft aufgenommen zu werden, als sich bei ihr erste Zweifel regen. Die Ereignisse überschlagen sich und Eve flieht in die Kolonien, bevor sie offiziell degradiert wird…
Thore D. Hansen zeichnet in seinem Roman „Die Reinsten“ ein düsteres, dennoch realistisches Szenario. Der Klimawandel, das Abdecken von Gletschern, plastikfressende Raupen. Die beschriebenen Entwicklungen in der Technik und die Veränderungen in der Natur befinden sich im Rahmen des Wahrscheinlichen.
Aber es geht auch um totale Überwachung und Kontrolle. Eine beängstigende Vision, die aber gar nicht so fern erscheint, wenn man bedenkt, wie transparent der Mensch durch das Internet und andere Überwachungsmechanismen bereits ist. Spannend geschrieben, keine Frage. Wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik.
Eve ist mir sofort ans Herz gewachsen, denn sie hat viel Empathie. Dem starken Anfang folgt ein etwas schwächerer Mittelteil. Philosophie und IT. Ethik und Moral. Das war mir ein bisschen „too much“. Das Ende ist überraschend, aber absolut stimmig. Alles in allem ein Roman, der nicht nur beste Unterhaltung bietet, sondern auch zum Nachdenken anregt.

Fazit: Visionärer SF-Roman. Faszinierend und beklemmend zugleich!

Veröffentlicht am 18.02.2019

Matilda unter Druck

Gieriger Zorn
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Michael Wood legt mit „Gieriger Zorn“ den zweiten Band seiner Krimi-Serie um DCI Mathilda Darke vor. „Stumme Wut“ hatte mich überzeugt und auch die Fortsetzung hat mich nicht enttäuscht. Worum geht es?
Ein ...


Michael Wood legt mit „Gieriger Zorn“ den zweiten Band seiner Krimi-Serie um DCI Mathilda Darke vor. „Stumme Wut“ hatte mich überzeugt und auch die Fortsetzung hat mich nicht enttäuscht. Worum geht es?
Ein mysteriöser Einstieg: Ein Mann wurde brutal ermordet, eine Frau schwer verletzt und vergewaltigt. Wie sich herausstellt, handelt es sich nicht um seine Ehefrau.
Außerdem jährt sich das Verschwinden des kleinen Carl zum ersten Mal - genau wie der Todestag von Matildas Ehemann James. Die Presse greift die Story wieder auf. Zudem bekommt Matilda anonyme Drohungen und wird auch noch gestalkt…
Michael Wood hat seinen Kriminalroman erneut packend in Szene gesetzt. Die Spannung wird langsam, aber nachhaltig aufgebaut. Schöne, solide Ermittlungsarbeit. Über das Wiedersehen mit Matilda und ihrem Team habe ich mich gefreut.
Immer mal wieder finden sich Bezüge zum Vorgänger, erscheinen alte Bekannte. Das macht Lust auf mehr für die, die den ersten Band (noch) nicht kennen.
Am Ende wird alles schlüssig aufgelöst. Ein bisschen konstruiert, aber was soll‘s. Bleibt abschließend festzustellen, dass man auf den nächsten Einsatz für Matilda gespannt sein darf.

Fazit: Fall Nr. 2 für DCI Matilda Darke aus Sheffield. Für mich sogar noch einen Tick besser als Band 1.

Veröffentlicht am 17.02.2019

Das Spiel mit der Angst

Einer wird sterben
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„Alles muss versteckt sein“ und „Bald ruhest du auch“ hatten mich begeistert und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Schon der Einstieg ist grausig, ist er doch überschrieben mit „Am Ende“.

Im Mittelpunkt ...

„Alles muss versteckt sein“ und „Bald ruhest du auch“ hatten mich begeistert und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Schon der Einstieg ist grausig, ist er doch überschrieben mit „Am Ende“.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht diesmal Stella. Sie ist mit Paul verheiratet, einem Piloten, der oft wochenlang unterwegs ist. Eines Tages parkt ein schwarzes Auto in ihrer Straße. Ein Mercedes Cabriolet. Genau so eins wie ihr Mann Paul damals hatte. Bis zu dem schweren Unfall, bei dem seine Ex-Frau Natalie ums Leben kam und Stellas Gesicht fürchterlich entstellt wurde.

Stella ist allein. Allein mit ihrer Angst. Denn am nächsten Tag steht das Auto immer noch da. Was wissen die beiden Insassen, ein Mann und eine Frau, über die schreckliche Nacht vor sechs Jahren? Merkwürdige Dinge geschehen. Ist Stellas Paranoia berechtigt? Warum ist Paul nicht zu erreichen?

Wiebke Lorenz ist mit „Einer wird sterben“ erneut ein fesselnder, psychologisch raffinierterer Thriller gelungen. Spannend, wendungsreich und unvorhersehbar erzählt. Nichts ist wie es scheint. Niemand ist, wer er zu sein scheint. Und wie das so ist, bleibt es nicht bei einer Lüge. Auf die erste folgt die zweite, und so weiter.

Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Stella ist mir sofort ans Herz gewachsen. Man fiebert und leidet mit ihr mit - bis zum überraschenden Ende. Es geht um Schuld und Sühne. Erpressung und Rache. Und um eine große Liebe. Zitat: Wie sehr musst du mich lieben, dass du so etwas für mich tust?

Fazit: Packender Psychothriller. Bedrückend!

Veröffentlicht am 16.02.2019

Ein kalter, harter und unbarmherziger Ort

Die Mauer
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„Kapital“ hatte mich überzeugt und auch „Die Mauer“ hat mich nicht enttäuscht. Ein Buch, das den Klimawandel und Migration thematisiert. Worum geht es?
Seit dem „Wandel“ ist England von einer hohen Mauer ...

„Kapital“ hatte mich überzeugt und auch „Die Mauer“ hat mich nicht enttäuscht. Ein Buch, das den Klimawandel und Migration thematisiert. Worum geht es?
Seit dem „Wandel“ ist England von einer hohen Mauer umgeben, die von den Einwohnern mit Waffengewalt gegen „Die Anderen“ verteidigt wird. Errichtet wurde die Mauer nach einer globalen Klimakatastrophe, bei der der Meeresspiegel drastisch anstieg.
Zitat: Du durchläufst eine kurze, nicht besonders umfangreiche Ausbildung. Sechs Wochen. Hauptsächlich geht es um das richtige Halten, Pflegen und Abfeuern deiner Waffe.
Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive aus Sicht von Joseph Kavanagh, einem jungen Verteidiger, der gerade seinen zweijährigen Dienst auf der Mauer antritt. Für jeden Anderen, der es über die Mauer schafft, wird ein Verteidiger aufs Meer verbannt.
Der Roman erinnert einen an die Mauer in Berlin, die geplante Mauer an der Grenze zwischen Mexiko und den USA, aber auch an die Mauer in unseren Köpfen.
John Lanchester beschreibt die Mauer als eine Grenze zwischen "uns" und den "anderen", zwischen Einwohnern und den Menschen, die aus ökonomischen und ökologischen Gründen in das Land hinter der Mauer eindringen wollen. Hier denkt der Leser natürlich sofort an die Flüchtlinge im Mittelmeer oder die Boatpeople in den 70er Jahren.
Der Autor ist ein guter Beobachter. Sein Schreibstil ist karg und klar, die Charaktere sind überzeugend gezeichnet. Der Roman gliedert sich in drei Teile: Die Mauer, Die Anderen und Das Meer. Eine bedrückende Vision, aus Ängsten, implantierten Chips und Sklaverei. Kein Spielraum, keine Freiheiten, nichts als Schwarz und Weiß.
Zitat: »Es ist kalt auf der Mauer.« Für Liebe, wie sie sich zwischen Joseph und Hifa anbahnt, ist in dieser Welt eigentlich kein Platz. Aber es gibt auch Hoffnung, wenn wir JETZT etwas tun.

Fazit: Mein absolutes Highlight in diesem Frühjahr. Düster und beklemmend!

Veröffentlicht am 09.02.2019

Die Angst geht um

Der Patriot
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…nach dem Mord an der Stockholmer Journalistin Hannah Löwenström und Drohungen gegen Vertreter der sogenannten Lügenpresse. Weitere Opfer folgen. Nur eine fürchtet sich nicht: Die junge Madeleine Winther. ...


…nach dem Mord an der Stockholmer Journalistin Hannah Löwenström und Drohungen gegen Vertreter der sogenannten Lügenpresse. Weitere Opfer folgen. Nur eine fürchtet sich nicht: Die junge Madeleine Winther. Sie nutzt die Morde als Sprungbrett für ihre Karriere.
Woher kommt dieser Hass? Der rechtsextreme Carl Cederhielm will Rache nehmen an allen, die dazu beitragen, dass seine Heimat Tag für Tag von Flüchtlingen überschwemmt wird. Gemeinsam mit zwei Gleichgesinnten eine Todesliste mit zehn Namen aufgestellt.
Und dann ist da auch noch Ibrahim Chamsai, der einst aus Syrien nach Schweden eingewandert war, Taxi fährt und sich scheinbar voll integriert hat. Last but not least, der Schwede August Novak, ein ehemaliger Fremdenlegionär, der in Chile als Leibwächter eines Russen arbeitet.
Bald wird ihr Schicksal miteinander verwoben und in Schweden wird nichts mehr so sein wie es war…
Pascal Engman war selbst Journalist und hat mit seinem Thrillerdebüt ein aktuelles und heißes Eisen angepackt. Gut geschrieben, keine Frage. Stets glaubwürdig und niemals, wirklich nie vorhersehbar. Gleich mehrere spannende Handlungsstränge gilt es zu verfolgen. Kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Erst ganz am Ende schließt sich der Kreis und mündet in einen actionreichen Showdown. Ich bin begeistert, auch wenn der Epilog etwas kitschig daher kommt.

Fazit: Gelungenes Thrillerdebüt. Spannend, erschreckend, real.