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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2019

Kein einfacher Stoff

Stella
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1942 trifft Friedrich, ein junger Mann aus der Schweiz, in Berlin eine junge Frau und verliebt sich in sie. Kristin bleibt zunächst geheimnisvoll, doch sie scheint ihm zugetan. Dann allerdings erscheint ...

1942 trifft Friedrich, ein junger Mann aus der Schweiz, in Berlin eine junge Frau und verliebt sich in sie. Kristin bleibt zunächst geheimnisvoll, doch sie scheint ihm zugetan. Dann allerdings erscheint sie eines Morgens bei ihm und gesteht ihm, dass sie Jüdin sei. Die Gestapo verlange von ihr, sie solle ihre Landsleute ausspionieren, um ihre Eltern aus dem Lager befreien zu können. Wozu wird sie sich entscheiden?

Es ist kein einfacher Stoff, den der Autor Takis Würger hier zu einer Geschichte verarbeitet. Er lehnt sich an die historische Gestalt der Stella Goldschlag an, wobei er die Realität etwas verändert, immerhin ist es ein Roman. Die Ereignisse werden in die Gegebenheiten der Zeit eingebunden, so dass eine sehr authentische Atmosphäre der Stadt Berlin im Jahr 1942 hergestellt wird. Allerdings habe ich mich mit dem nüchternen Schreibstil des Autors eher schwer getan. Wenig nachvollziehen konnte ich den Handlungsstrang um den jungen Friedrich, der mir sehr naiv und eher antriebslos erscheint. Er bleibt für mich bis zum Schluss sehr farblos. So bleiben mir am Ende zu viele offene Fragen übrig, die m.E. eher in einem dokumentarischen Sachbuch passen.

Letztendlich hinterlässt mich das Buch eher zwiegespalten. Das Thema selbst ist ohne Zweifel wichtig, doch Würgers Verarbeitung sagt mir sagt mir nicht besonders zu. Immerhin erreicht das Buch, dass über das Thema gesprochen wird.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Liebesgeschichte unter Vierbeinern

Die Ballade von Max und Amelie
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Die einäugige Hündin Narbe lebt mit ihren Geschwistern auf einer Müllkippe. Als sich ein fremder Hund, Max, dorthin verirrt und den Weg nach Hause nicht kennt, brechen die beiden gemeinsam auf, um Max ...

Die einäugige Hündin Narbe lebt mit ihren Geschwistern auf einer Müllkippe. Als sich ein fremder Hund, Max, dorthin verirrt und den Weg nach Hause nicht kennt, brechen die beiden gemeinsam auf, um Max zu seiner Familie zu bringen. Max wird von Alpträumen geplagt, und bald erkennen die beiden, dass sie sich schon in früheren Leben geliebt haben müssen. Doch aus ihren früheren Leben taucht auch eine Gefahr auf, ein Mensch, der auf Rache aus ist. Was wird aus den beiden Hunden?

Dem Autor David Safier ist mit diesem Buch eine bewegende Geschichte über ein Hundepärchen aus der Feder geflossen. Die Liebesgeschichte der beiden vermischt er mit der Idee der Wiedergeburt, der Liebe über alle Zeiten hinaus. Nach und nach ergibt sich eine mehrschichtige Erzählung in vielen Facetten mit zwei Protagonisten, die im Verlauf der Geschichte ihr wahres Selbst finden. Es ist eine berührende Erzählung über Freundschaft und Liebe sowie über das Vertrauen zueinander. Dabei bleibt es ein bisschen abseits der Bücher, die ich bisher von Safier kenne, es behält seine Ernsthaftigkeit bis zum Schluss. Die leisen Töne der Geschichte gehen unter die Haut und bringen den Leser zum Nachdenken.

Dieses Buch war für mich eine solch unerwartete Überraschung, dass ich es gerne weiter empfehle und mit vier von fünf Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Spannend und glaubwürdig geschrieben

Ich bringe dir die Nacht
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Alison hat sich mühsam ein neues Leben aufgebaut, nachdem ihre große Liebe als Kanal-Killer verurteilt worden war. Nun, nach zehn Jahren, kommt die irische Polizei auf sie zu und bittet sie um Hilfe, denn ...

Alison hat sich mühsam ein neues Leben aufgebaut, nachdem ihre große Liebe als Kanal-Killer verurteilt worden war. Nun, nach zehn Jahren, kommt die irische Polizei auf sie zu und bittet sie um Hilfe, denn Wills Taten scheinen einen Nachfolger auf den Plan gerufen zu haben: Es gibt erneut tote Studentinnen, die aus dem Kanal geborgen wurden. Kann das Unglaubliche wahr sein, dass Will zwar die Taten gestanden, sie aber gar nicht begangen hat? Alison lässt sich auf Gespräche mit Will ein, und bald ist nichts mehr, wie es war…

Dieser Thriller spielt in mehreren Zeitebenen und entführt den Leser sehr schnell in Alisons Welt. Wie sehr war die junge Frau bemüht gewesen, die Vergangenheit wegzuschieben, aus gutem Grund, denn noch immer brennt in ihrer Brust der Schmerz über die Geschehnisse von damals. In mühsamer Kleinarbeit macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit, zusammen mit einem der Polizisten, der selbst Zweifel an den Ermittlungen der Polizei hat. Sehr glaubhaft sind die Protagonisten dargestellt, was durch die wechselnden Perspektiven gut herbeigeführt wird. Schleichend muss Alison – und mit ihr der Leser - erkennen, welche Missverständnisse und Ungereimtheiten zu einer unglaublichen Wendung führten, bis Alisons Welt erneut ins Wanken gerät. Der Spannungsbogen der Geschichte wird konstant aufrecht gehalten, bis hin zu einem überraschenden Showdown.

Ein erschütternder, äußerst spannender Thriller, der gekonnt auf der Klaviatur der Emotionen spielt und dabei sehr glaubwürdig eine Verkettung unglücklicher Umstände herausarbeitet, die mehrere Leben zerstört hat – dies ist wahrhaft eine spannende Geschichte, die ich sehr gerne weiter empfehle.

Veröffentlicht am 18.02.2019

Mord zum Muttertag

Muttertag (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 9)
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Als Theodor Hofrath tot aufgefunden wird, sieht zunächst alles nach einem natürlichen Tod aus. Doch dann werden auf dem Gelände seines Wohnhauses Menschenknochen gefunden, und bald laufen die Ermittlungen ...

Als Theodor Hofrath tot aufgefunden wird, sieht zunächst alles nach einem natürlichen Tod aus. Doch dann werden auf dem Gelände seines Wohnhauses Menschenknochen gefunden, und bald laufen die Ermittlungen auf der Suche nach einem Serienmörder. Theodor Hofrath wird es wohl nicht gewesen sein, doch vielleicht eines der vielen Pflegekinder, die er zusammen mit seiner Frau Rita aufgenommen hatte? Als noch mehr weibliche Leichen des Serienmörders aufgefunden werden, wird Profiler Dr. Harding zugezogen. Die Zeit drängt, denn bald steht wieder der Muttertag vor der Tür – das Sterbedatum der Opfer dieses Täters.

Mit diesem Band der Reihe um Pia Sander und ihren Chef Oliver von Bodenstein hat die Autorin Nele Neuhaus einen äußerst komplexen Krimi um diesen Serienmörder geschrieben, der mit allen Wassern gewaschen und scheinbar unauffindbar ist. Mit dem Ermittlerteam stürzt sich der Leser in die Vergangenheit der Familie Hofrath mit all den Schattenseiten dieser ungewöhnlichen Pflegefamilie, die sich erst auf den zweiten Blick offenbaren. Sehr komplex sind die Zusammenhänge, die sich dabei ergeben, und es ist immer wieder verblüffend, wie die Autorin es schafft, Handlungsstränge miteinander zu verbinden. Überraschende Wendungen bis hin zu nicht alltäglichen Handlungsorten geben dem Fall einen Touch von Drama und lassen eine fesselnde Lektüre entstehen, die den Leser sehr schnell in ihren Bann zieht. Manches hätte sich vielleicht auch ein bisschen kürzen lassen, doch insgesamt lehnt man sich nach dem Lesen zurück und freut sich über einen besonders ausgeklügelten Fall mit einer überraschenden Auflösung. Etwas überzogen fand ich den Showdown, hier greift die Autorin m.E. etwas zu sehr in die Vollen, doch man mag ihr einen solchen (hoffentlich einmaligen) Ausflug in unglaubwürdige Ereignisse nachsehen.

Nele Neuhaus hat sich mit ihren Büchern ihren Platz in der Rangliste der Krimiautoren erschrieben, und das völlig zu Recht. Dem möchte auch ich mich anschließen und das Buch sehr gerne weiter empfehlen.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Abgefahrener Genre-Mix

Bad Boy by Banana
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Tom Sandmanns Leben verläuft nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte: Mit 48 Jahren erfährt er, dass sein angeblicher Sohn ein Kuckuckskind ist und die Mutter ihm den Kontakt mit dem Jungen vorenthält. ...

Tom Sandmanns Leben verläuft nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte: Mit 48 Jahren erfährt er, dass sein angeblicher Sohn ein Kuckuckskind ist und die Mutter ihm den Kontakt mit dem Jungen vorenthält. Da beschließt er, seine böse Seite zu zeigen – mit dem Ergebnis, dass er mit dem Auto im Schaufenster des örtlichen Nachtclubs landet. Daraufhin schickt ihn sein Kanzleipartner auf einen Selbstfindungstrip in einer finnischen Blockhütte. Durch eine Doppelbelegung der Hütte lernt er die junge Nancy kennen, und sie bringt seine Gefühlswelt völlig ins Chaos. Doch auch wenn er Nancy widersteht, bleibt sie in seinen Gedanken und Träumen erhalten. Ist sein Schicksal mit dem ihren verknüpft, oder jagt er einem Traum nach?

Dieses Buch ist der Auftakt der 3Bee-Reihe rund um den Steuerberater Tom Sandmann. Viele Facetten werden darin aufgegriffen, mal ist er eher verletzlich, mal kehrt er eher den Macho heraus, mal dominiert die Liebe, ein andermal eher das Drama. Und immer wieder wird es märchenhaft und die Realität driftet ab ins Übersinnliche und Fantastische. Immer neue Wendungen lassen die Geschichte in eine andere, völlig unerwartete Richtung driften. So wirkt das Buch sowohl in den Personen wie auch in den Handlungen ab und zu völlig überzogen, darauf muss man sich erstmal einlassen. Dann aber kann man sich in einen Klamauk mit ein bisschen Tiefsinn versinken lassen. Mühsam zu lesen ist die Schreibmaschinenschrift, aber das soll wohl authentischer wirken. Etwas ratlos hinterlassen hat mich allerdings der Genremix, denn manche der ernsten Themen werden dadurch nur allzu oberflächlich gestreift, so dass letztendlich die Frage bleibt, wohin die Autorin den Leser führen will.

Ein Buch also, das sich nicht ernst nimmt, aber ernste Themen mit einbaut; Klamauk, der Nachdenkliches einbaut, aber nicht dominieren lassen will. Das polarisiert sicherlich: Es wird Leser geben, die damit nichts anfangen können, und andere, die sich auf dieses Buch mit Freude und einem Dauergrinsen im Gesicht einlassen können. Ich habe mich für den letzteren Weg entschieden und kann es allen empfehlen, die sich darauf einlassen wollen.