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Veröffentlicht am 24.10.2016

Geniale Idee, aber nur durschnittliche Umsetzung

Letztendlich sind wir dem Universum egal
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INHALT:
Jeden Morgen wacht A in einem anderen Körper auf, in einem anderen Leben. Nie weiß er vorher, wer er heute ist. A hat sich an dieses Leben gewöhnt und er hat Regeln aufgestellt: Lass dich niemals ...

INHALT:
Jeden Morgen wacht A in einem anderen Körper auf, in einem anderen Leben. Nie weiß er vorher, wer er heute ist. A hat sich an dieses Leben gewöhnt und er hat Regeln aufgestellt: Lass dich niemals zu sehr darauf ein. Falle nicht auf. Hinterlasse keine Spuren.
Doch dann verliebt A sich unsterblich in Rhiannon. Mit ihr will er sein Leben verbringen, für sie ist er bereit, alles zu riskieren – aber kann sie jemanden lieben, dessen Schicksal es ist, jeden Tag ein anderer zu sein?
Wie wäre das, nur man selbst zu sein, ohne einem bestimmten Geschlecht oder einer bestimmten Familie anzugehören, ohne sich an irgendetwas orientieren zu können? Und wäre es möglich, sich in einen Menschen zu verlieben, der jeden Tag ein anderer ist? Könnte man tatsächlich jemanden lieben, der körperlich so gestaltlos, in seinem Innersten aber zugleich so beständig ist?
MEINUNG (Achtung! Spoiler):
Das Buch ist 2014 erschienen und wurde wie nichts gehypt. Auch ich habe es mir 2014 gekauft, aber dann ist es irgendwie auf dem SuB verschwunden… ihr kennt das. ;) Dieses Jahr ist nun der zweite Teil bzw. die Geschichte noch einmal aus Rhiannons Sicht Letzendlich geht es nur um dich erschienen. Das war für mich nun endlich der Anlass den ersten Teil zu lesen. In meiner Leseliste für den Urlaub schon geplant und dann auch endlich in die Tat umgesetzt.
Um es mal vorne weg zu nehmen: Ja, es ist eine gute Geschichte mit einer großartigen Idee, aber man muss schon etwas genauer hinschauen. Bei dieser detaillierten Betrachtung ist mir leider klar geworden, dass der Hype für mich nicht ganz nachvollziehbar ist. Der Autor hat die Idee nur mäßig umgesetzt. Ich habe mir besonders viel davon versprochen über die Personen und deren Leben, bei denen A jeden Tag von neuem zu „Gast“ ist zu erfahren. Während des Verlaufs der Geschichte schlüpft A in ganze 40 Personen. Das ist schlichtweg überdimensioniert. Außerdem bleibt das Kennenlernen der Charaktere spätestens nach den ersten 100 Seiten mehr oder weniger auf Strecke.
Schuld daran ist A Liebe zu Rhiannon, die fast schon an Besessenheit grenzt, Natürlich kann hier die Liebe auf den ersten Blick anführen, aber ich gehöre nicht wirklich zu den Menschen, die daran glauben. Für mich war jedenfalls nicht unbedingt ersichtlich und erklärbar, was A so wahnsinnig nach Rhiannon gemacht hat. Mit der Entdeckung der Liebe zu Rhiannon fällt das Buch auch stark ab, denn A versucht jeden Tag Rhiannon irgendwie sehen zu können und bringt damit die Person, in dessen Körper er den Tag verbringt, häufig in große Schwierigkeiten. Man erfährt immer weniger über dje Person und ihr Leben, sondern wir begleiten A jeden Tag aufs Neue dabei, wie er versucht Rhiannon nahe zu sein und später auch sie davon zu überzeugen versucht, dass A der Richtige für sie ist und nicht ihr Freund Justin. A wird auch nicht müde deutlich zu machen, was er von Justin hält. Ich fand das ziemlich respektlos und arrogant, dass er sich hier für etwas so viel Besseres hält und Rhiannons Entscheidung nicht wirklich respektiert. Trotzdem war A mir nicht völlig unsympathisch. Ich habe auch mit ihm gelitten und mitgefühlt, was seine Lage betrifft, die übrigens nicht so richtig aufgeklärt wird.
Rhiannon konnte ich schwer einschätzen, da die Geschichte nur aus As Sicht erzählt wird. Sie deutet einige Dinge an, die mich schon tiefer interessiert hätten. Rhiannons Sicht erfährt man allerdings in Letzendlich geht es nur um dich und das würde mich wirklich noch interessieren, wie sie denkt und wie sie die Begegnung mit A empfunden hat. Ansonsten finde ich, dass sie sich sehr nachvollziehbar und realistisch verhalten hat. Natürlich ist sie skeptisch und kann As Geschichte erst einmal nicht so ganz glauben als er sie damit konfrontiert. Das gilt auch für die überbordenden Gefühle, die A ihr entgegen bringt. Dennoch lässt sie sich darauf ein. Hier wird eine wichtige Botschaft geliefert. Es ist eben doch nicht so leicht nur jemanden auf Grund seiner inneren Werte zu lieben und das Äußere dabei völlig außen vor zu lassen. Auch das konnte ich gut nachvollziehen. Man spürt den Wunsch des Autors sich davon zu lösen. Nur ist das leider noch langer Weg.

FAZIT:
Der Ansatz der Geschichte ist wirklich einzigartig, aber die Umsetzung fand ich nur mittelmäßig. Sie tritt zu Gunsten der Liebesgeschichte zwischen A und Rhiannon zu großen Teilen in den Hintergrund, was ich wirklich schade fand. Das Ende ist dann aber doch gut gelungen, weil es realistisch gewesen ist, mich aber trotzdem traurig zurück gelassen hat.

Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 11.10.2016

Sommerlektüre für zwischendurch

Für einen Sommer und immer
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Als Annikas Mutter ihr erzählt, dass sie schwer krank ist und bald sterben wird, will Annika nur noch eins: weg, und zwar schnell. Sie nimmt ihren lange überfälligen Urlaub und flüchtet sich in ein abgeschiedenes ...

Als Annikas Mutter ihr erzählt, dass sie schwer krank ist und bald sterben wird, will Annika nur noch eins: weg, und zwar schnell. Sie nimmt ihren lange überfälligen Urlaub und flüchtet sich in ein abgeschiedenes Dorf in den Südtiroler Dolomiten. Doch im Entspannen war die dreißigjährige Karrierefrau noch nie sonderlich gut, und schon nach einem Tag fällt ihr in ihrem schicken Hotel die Decke auf den Kopf. Um der erdrückenden Leere in ihrem Inneren zu entkommen, beschließt sie, sich beim Gipfelstürmen auszupowern, und nimmt sich kurzentschlossen einen Bergführer. Samuel ist vollkommen anders als alle Männer, die Annika je kennengelernt hat. Seine Liebe zu den Bergen ist mitreißend, ansteckend, und bald bemerkt Annika, dass sie mit jedem Meter, dem sie sich der Bergspitze nähert, auch ihrem eigenen Herzen näher kommt …

Der Roman wird aus der Sicht von Annika erzählt. Grundsätzlich etwas, was ich sehr schätze, da man so einen sehr guten Einblick auf Persönlichkeit bekommt. Doch wie so oft bei weiblichen Protagonistinnen dieser Genres, sind diese Gedankengänge oft auch anstrengend auf die Dauer. Gerade eine Person wie Annika macht sich ständig Gedanken über alle und vor allem über sich selbst und malt sich die wildesten Szenarien aus. Annika ist grundsätzliche eine schwierige Person, die für mich über den gesamten Roman sehr widersprüchlich blieb. Zunächst wird deutlich, dass sie sehr leistungsorientiert ist und einen Hang zum Perfektionismus hat. Sie erscheint sehr kühl bis total zickig. Warum Annika so ist, wird auch klar, aber dennoch habe ich oft zwischen Mitleid und völligem Unverständnis geschwankt für ihr Handeln und Denken. Doch Annika beginnt während der Reise über sich selbst zu reflexieren und kommt zu dem Schluss, dass sie etwas ändern muss in ihrem Leben und an sich selbst. Das hängt vor allem mit der Bekanntschaft von Samuel zusammen, natürlich. Er rüttelt etwas in ihr wach. Die „neue Annika“ kommt ziemlich schnell, aber sie fällt auch wieder in alte Gedanken- und Verhaltensmuster zurück, was dem Ganzen eine Prise Authentizität verleiht. Eine Veränderung von heute auf morgen wäre unglaubwürdig gewesen. Dennoch konnte ich mich auch mit der „neuen Annika“ nicht wirklich anfreunden. Vieles war mir einfach zu stereotypisch und vorhersehbar.

Bei Samuel dagegen hat mir ein wenig die Vielschichtigkeit der Persönlichkeit gefehlt. Außer, dass er die Berge und rasante Expeditionen über alles liebt und dafür sogar auf eine Beziehung verzichtet, erfährt man nicht so viel von ihm.

Annikas Mutter und Maria gefielen mir am besten, denn beide bewiesen Einfühlungsvermögen und nachvollziehbares Handeln. Gut gefallen hat mir die Annäherung zwischen Annika und ihrer Mutter, die im Sterben liegt. Annika, die das Gefühl hatte von ihren Eltern nicht richtig geliebt worden zu sein, bekommt erstmals das Gefühl, dass dem nicht so ist. Das Thema Abschied wurden im Roman sehr einfühlsame aufgenommen und verarbeitet. Unerklärlich blieb mir aber, dass Annika die Tatsache, dass ihre Mutter im Sterben liegt solange vor Samuel geheim gehalten hat.

Mir gefiel hier ganz besonders gut das Setting in den Bergen und die Wanderungen, aber das war es leider auch schon an wirklichen Highlights. Vollends emotional fesseln konnte mich das Buch leider nicht. Auch das Ende wurde für mich ein paar wenigen Seiten zu schnell abgehandelt und ein Stück weit zu kitschig ist im Vergleich zum Rest des Romans.

Es ist eine nette Sommerlektüre für zwischendurch, die zum Teil vorhersehbar ist und sich durch eine Protagonistin auszeichnet, die nicht ganz einfach ist. Dennoch werden auch schwierige Themen werden einfühlsam betrachtet.

Veröffentlicht am 11.10.2016

Spannend, aber unsympathische Charaktere

Das gute Kind
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Vor 18 Jahren erschütterte der Mord an einer Mutter und ihrer wenige Monate alten Tochter die Öffentlichkeit. In einem Indizienprozess wurde der mutmaßliche Mörder zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. ...




Vor 18 Jahren erschütterte der Mord an einer Mutter und ihrer wenige Monate alten Tochter die Öffentlichkeit. In einem Indizienprozess wurde der mutmaßliche Mörder zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Fast zwei Jahrzehnte später steht eine junge Frau vor der Tür der suspendierten Kriminalkommissarin Femke Sundermann und behauptet, das Baby von damals zu sein. Woher kommt die mysteriöse Frau? Sagt sie die Wahrheit? Entgegen aller Ratschläge rollt Femke den abgeschlossen geglaubten Kriminalfall wieder auf. Die Entdeckungen sind so unglaublich, dass dafür mehrere Menschen mit dem Leben bezahlen müssen ...

Auf dem Cover sieht man einen toten Vogel. Dieses Motiv wiederholt sich auch auf der Rückseite und den Innenseiten des Buches. Als ich mit dem Buch fertig war, habe ich noch einmal darüber nachgedacht, wie der Vogel mit der Handlung im Zusammenhang stehen könnte. Ehrlich gesagt, erschließt sich das mit leider nicht. So ist zwar ein interessantes Cover, aber der Zusammenhang fehlt eben.

Die Kapitel des Buches sind relativ kurz. Das hat mir recht gut gefallen, da es enorm den Spannungsbogen erhöht hat, aber manchmal auch etwas störend war. So waren viele Seiten auch mit ein paar Zeilen bedruckt, was das Buch natürlich unnötig dick macht, wenn man bei 300 Seiten von dick überhaupt sprechen kann.

Die Erzählform ist fast im ganzen Roman die Ich-Perspektive von Femke Sundermann. Dies wird nur stellenweise unterbrochen von personalen Erzählern von anderen Romanfiguren. Auch das hat mir gefallen, aber es wurde im Verlauf des Romans immer weniger und wirkte relativ willkürlich gewählt.

Das Buch baut einen sehr guten Spannungsbogen auf, was besonders gut durch die kurzen Kapitel gelingt. Auch das Ende habe ich als geschulter Thriller- und Krimileser so nicht erwartet und es kam sehr überraschend. So überraschend allerdings, dass die Handlung nicht darauf hingearbeitet hat, sondern es kam wie ein Knall und wurde in ein paar Seiten abgehandelt und dann war das Buch zu Ende. Bei mir hat es so einige Fragen offen gelassen und manches ist für mich völlig unverständlich gewesen. An sich bin ich ein großer Fan von technischen und wissenschaftlichen Erklärungen. So schreibt Helge Thielking relativ ausführlich über u.a. Obduktionen, Tatortrecherchen und Gesichtserkennungen. Was mich daran störte, ist die Tatsache, dass Helge Thielking kein Mann vom Fach ist, so wie Kathy Reichs. Aus diesem Grund klang es für alles relativ abgeschrieben und hätte an dieser Stelle nicht sein müssen. Romane kommen auch ohne fachliche Erklärung aus.

Was mich am meisten an diesem Roman gestört hat, war die Hauptperson Femke Sundermann. Der Leser erfährt zu Anfang, dass Femke gerade einen schweren Verlust erleiden musste. Solch einen Frauenrolle kommt ja in so einigen Roman vor. Dennoch spielt dieser Verlust überhaupt keine Rolle für die eigentliche Handlung. Da Femke bereits ihre Freundin und dessen Baby vor 18 Jahren verloren hat, fand ich das an der Stelle einfach auch zu viel des Guten. Ich gehe eher davon aus, dass Femke hier eine gebrochene Frau darstellen sollte. Thielking gelingt es aber nicht diese stringent durch den ganzen Roman durchzuziehen. Ich fand die Darstellung ab Mitte des Romans nicht mehr authentisch und man spürte auch nichts mehr von ihrem Leiden und ihrer Trauer im weiteren Verlauf des Romans. Das ging mir auch vielen anderen Charakteren so. Femke selber ist Hauptkommissarin bei der Polizei, wenn auch suspendiert. Dennoch greifen sowohl sie als auch ihr Kollege zu sehr unkonventionellen Ermittlungstechniken, welche sehr ich fragwürdig fand und natürlich kommen beide damit durch. Für meinen Geschmack alles ziemlich rosarot und unrealistisch. Auch der Ton ist sehr derb und aggressiv in einigen Dialogen. Anfangs fand ich das noch erfrischend, gegen Ende hat es mich nur noch genervt. Zusammenfassend fand ich alle Charaktere recht oberflächlich und wenig authentisch dargestellt. Ich mochte keinen wirklich gerne.

Zusammenfassend hat das Buch für die Handlung, auch wenn es einige Ungereimtheit gab, eigentlich 4 Sterne verdient. Die Handlung war unvorhersehbar und sehr komplex. Ein Stern Abzug für die deplatzierten wissenschaftlichen Erläuterungen und für das abrupte Ende, welchem die nötigen Tiefe gefehlt hat. Ich gebe aber auf Grund der unsympathischen und wenig authentischen Figuren, vor allem der Hauptperson, nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 12.05.2023

Von Wölfen und Schafen

Mindset
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MEINUNG:

Ich folge schon sehr lange Sebastian Hotz aka elhotzo auf Instagram. Jeden Tag gibt 10 Tweets, in den er mehr oder weniger ironisch und sarkastisch gesellschaftliche Themen auf die Schippe nimmt. ...

MEINUNG:

Ich folge schon sehr lange Sebastian Hotz aka elhotzo auf Instagram. Jeden Tag gibt 10 Tweets, in den er mehr oder weniger ironisch und sarkastisch gesellschaftliche Themen auf die Schippe nimmt. Ich liebe diese täglichen Pointen und teile oft seine Meinung. Vieles ist scharf beobachtet und auf den Punkt gebracht. Ich hatte zunächst angenommen, dass sein Buch Mindset eine Zusammenstellung seiner Tweets ist, aber es handelt sich um einen Roman. Das ist ist wunderschön gestaltet. Ich bin sehr verliebt in die Aufmachung.

Die Geschichte spielt in NRW. Es geht um Mirko, der in Gütersloh einem recht langweiligen IT-Job nach geht, den er seit seiner Ausbildung hat. Dies ändert sich als auf Maximilian Kracht trifft, der Kurse bzw. Coaching anbietet hinsichtlich Ego, Mindset und wie man es auch zu Wohlstand bringen kann. Er zieht da die wohlverdienten Vergleich von Wölfen und Schafen heran und das Ziel ist es ein Wolf zu werden. Dieses Coaching versetzt Mirko in eine ganz neue Lage und löst ihn aus seiner Lethargie und gibt ihm einen Push für sein Selbstbewusstsein. Maximilian weiß, wie man mittel bester Kommunikationsmittel und Enthusiasmus die Leute motiviert und mitreißt.

Sebastian Hotz ist ansonsten ein sehr guter Beobachter und bringt gesellschaftliche, politische und soziale Dinge sehr gut auf den Punkt. Das hat mir hier ein bisschen gefehlt. So richtig habe ich mich nicht angesprochen gefühlt. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass es nur um Männern geht oder, dass ich mit 35 Jahren nicht der Zielgruppe entspreche. Ich konnte weder zur Mirko noch zu Maximilian eine wirkliche Beziehung aufbauen. Ich glaube, bei Maximilian war das auch nicht wirklich gewollt. Er zeigt sich ziemlich aalglatt, aber hinter der Fassade sieht es ganz anders aus. Mirko fand ich recht amüsant, aber insgesamt recht langweilig, was allerdings recht gut ins Bild passt. Auf jeden Fall ist Mirko beeinfluss- und formbar und somit natürlich der ideale Kandidat für Maximilian. Beide sind im gleiche Maß realistisch wie bemitleidenswert.

Ich kann mir vorstellen, dass Sebastian Hotz eben auch auf die viel zitierte toxische Männlichkeit anspricht, aber besonders natürlich auch zur Diskrepanz, wie sich in den sozialen Medien darstellt und wie man als reale Person ist. Es wird deutlich, dass wir in den sozialen Medien alles sein können, was wir wollen, wenn wir uns gut anstellen. Der Autor greift auch noch ein paar andere gesellschaftskritische Themen auf. Einige Sätze waren auch sehr gut formuliert. 

FAZIT:

Mindset fand ich mäßig unterhaltsam. Ich hatte mir auf Grund der Tweets ein bisschen mehr versprochen. An einigen Stellen wirkten die Formulierungen für mich zu bemüht.  Ich hätte mir gewünscht, dass Sebastian Hotz noch etwas tiefer und kritischer in einige Themen rein gegangen wäre. So bleibt es zwar durchaus kritisch, aber auch zum Teil nur oberflächlich und der Unterhaltung dienend.

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Veröffentlicht am 03.12.2021

Unangehme Geschichte

Zwischen Du und Ich
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MEINUNG:

Ich habe mich in diesem Jahr verstärkt für Romane interessiert, die in Israel spielen und sich auch mit dem Judentum beschäftigten. Für meinen Geschmack fehlt mir da einfach Wissen und kulturelle ...

MEINUNG:

Ich habe mich in diesem Jahr verstärkt für Romane interessiert, die in Israel spielen und sich auch mit dem Judentum beschäftigten. Für meinen Geschmack fehlt mir da einfach Wissen und kulturelle und persönliche Einblicke. Zwischen du und ich von der Berlinerin Mirna Funk erschien mir als ideale Lektüre.

Nike ist Journalistin und arbeitet beim DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst). Durch Zufall wird eine Stelle in Israel frei, wo sie direkt ein Projekt vor Ort betreuen kann. Nike ist selbst Jüdin, die in Ostberlin aufgewachsen ist. Ihre Herkunft gibt ihr die Möglichkeit Alija zu machen, was so viel bedeutet, wie jüdische Einwanderung. In Israel trifft sie Noam, der ebenfalls Journalist ist. Der Beziehung der beiden gestaltet sich auf vielen verschiedenen Gründen schwierig.

Der Roman beginnt in Berlin, wo wir Nike kennenlernen, die aus zunächst nicht klaren Gründen mit sich hadert. Sie ist Mitte 30, Single und es gab scheinbar in der Vergangenheit eine schwierige Beziehung, die sie sehr geprägt zu haben scheint. Nach und nach lässt uns gibt die Autorin Einblick, was passiert ist und warum Nike davon traumatisiert ist. Die Möglichkeit über die DAAD nach Israel zu gehen, kommt daher gerade recht. Nike ist selbst Jüdin und kann so relativ problemlos die jüdische Einwanderung beantragen. Mir gefiel sehr, wie sie dafür die Unterlagen zusammen trägt und sie ein bisschen auch mit ihrer eigenen Familie wieder in Kontakt kommt. 

Spannend fand ich hier eigentlich, den Aspekt der Juden, die in der ehemaligen DDR gelebt haben sowie die Oma und die Mutter von Nike, wobei die Mutter sich scheinbar eher vom Judentum entfernt hat bzw. diesen nicht wirklich auslebt, wenn man das so sagen kann. Nikes Oma bedeutet dies viel mehr. Sie war ein Charakter, der sehr schroff, aber gleichzeitig auch sehr liebenswert war. Insgesamt kommt aber diese interessante Teil der Juden in der DDR leider etwas kurz. Erst gegen Ende möchte Nike dann doch ein Blick auf die "Akte" ihrer Großmutter in Yad Vashem, der internationalen Gedenkstätte werfen. Diese Einblick gefiel mir wieder, weil ich zwar von der Gedenkstätte gelesen hatten, aber nicht wusste, wie es dort genau abläuft.

In dem Teil, der Israel spielt kommt dann auch noch Noam als erzählender Part hinzu und diesen mochte ich von Anfang an nicht. Ich glaube, ich haben selten aus jemanden Sicht gelesen, der mir so zu wider war. Natürlich enthüllt sich auch hier wieder Stück für Stück warum Noam so ist wie er ist. Den stärksten Einfluss auf ihn hat nach wie vor sein Onkel Asher, der tyrannisch, vulgär, zu körperlicher Gewalt neigt und auch von Körper- und Hauspflege nichts hält und als diese Eigenschaften haben auch auf Noam abgefärbt. Besonders unangenehm fand ich, dass auch ab Kapitel 1 aus Noams Sicht immer wieder das starke Bedürfnis nach Sex bzw. sexueller Befriedigung von Noam und Asher ein große Rolle spielt. Die Autorin bedient sich hier sehr expliziter Sprache. Ich fand unangenehm, weil es so fehl am Platz wirkte und ich nicht wusste, warum dem so viel Raum gegeben werden muss. Noam hat von seinem Onkel auch gelernt, dass man Frauen schlecht behandelt, so sprechen die beiden über die Mutter von Noams Sohn absolut abfällig. Ich fand es wirklich schrecklich zu lesen.

Nike, die aus einer sehr schwierigen Beziehung kommt, geht also eine Beziehung mit Noam ein und man fragt sich als Leser natürlich, warum zur Hölle sie das macht. Sie lässt Noam sogar bei sich einziehen und füttert ihn sprichwörtlich durch. Es kommen ein paar Themen aus Noams Vergangenheit raus und einige wird klarer, aber ich wusste sofort, dass diese Beziehung für beide übel enden wird. Es gibt einen großen Konflikt am Ende und dennoch habe ich aus diesem Botschaft keine Botschaft entnehmen können. Auch die beiden haben sich in meinen Augen wenig bis gar nicht entwickelt.

FAZIT:

Zwischen du und ich konnte mich am Anfang nach abholen, aber als der Teil in Israel und die Beziehung zwischen Nike und Noam begann, habe ich mich dieser Lektüre zusehends unwohler gefühlt. Mirna Funk zeigt, dass Literatur wirklich auch ans sprichwörtlich Eingemachte gehen kann, was bestimmte Trigger-Themen angeht, wovon es diesem Roman so einige gibt. Ich bin dahin gehend nicht zart besaitet, aber mir war es ein bisschen zu viel des Guten, zu mal hier bei den Charaktere keine wirkliche Entwicklung statt gefunden hat und das Buch dann ohne für mich erkennbare Botschaft einfach zu Ende war.

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