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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2019

Ein wunderschöne kurze Geschichte

Bell und Harry
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Inhalt: Die Familie Bateman mietet für den Sommer ein altes Bauernhaus auf dem Land in Yorkshire, umgeben von Weiden, Schafen und Moor, um dem hektischen Leben in London zu entfliehen. Als Bell, der 8-jährige ...

Inhalt: Die Familie Bateman mietet für den Sommer ein altes Bauernhaus auf dem Land in Yorkshire, umgeben von Weiden, Schafen und Moor, um dem hektischen Leben in London zu entfliehen. Als Bell, der 8-jährige Sohn der Vermieter eines Abends zufällig dem jüngsten Sohn der Batemans begegnet, entsteht eine bedingungslose Jungenfreundschaft, die viele viele Jahre andauert.

Meine Meinung: Das Buch erzählt in einzelnen Episoden nicht nur die Geschichte von Bell und Harry, die mit ihren manchmal riskanten Abenteuern immer wieder für Aufregung sorgen, sondern auch von den anderen Bewohnern des kleinen Tals in Yorkshire und von der Familie Bateman. Sehr ruhig, warmherzig und humorvoll erzählt Jane Gardam vom Leben der Landbewohner, von ihrer harten Arbeit, von ihren Schrullen und Eigenheiten. Die Unterschiede zwischen den Stadt- und den Landbewohnern werden dabei sehr deutlich. Dass sie sich zuerst mit gegenseitigem Unverständnis begegnen ist verständlich, aber schließlich freunden sich nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen miteinander an.
Die warmherzige Atmosphäre des Buches, die Beschreibungen der Landschaft und die überaus liebenswerten Charaktere haben mir sehr gut gefallen . Eine wirklich schöne Geschichte. Jane Gardam hat „Bell und Harry“ übrigens schon 1981 geschrieben. Schade, dass das Buch nur knapp 200 Seiten hat.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Tragisch, aber schön

Pfauensommer
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Inhalt: Gegenwart. Maggie wächst bei ihrer Großmutter Lillian in dem alten Herrenhaus der Familie Cloudesley Manor auf. Wegen des schlechten Gesundheitszustandes der 86-Jährigen kehrt sie von einem Auslandsaufenthalt ...

Inhalt: Gegenwart. Maggie wächst bei ihrer Großmutter Lillian in dem alten Herrenhaus der Familie Cloudesley Manor auf. Wegen des schlechten Gesundheitszustandes der 86-Jährigen kehrt sie von einem Auslandsaufenthalt zurück. Inzwischen ist Cloudesley Manor in einem schlechten Zustand, denn Lillians finanzielle Situation ist kritisch. Maggie sucht verzweifelt eine Lösung.
Sommer 1955. Die junge Kriegswaise Lillian hat eher aus Vernunftgründen den älteren und wohlhabenden Witwer Charles Oberon, der schon aus seiner ersten Ehe einen kleinen Sohn hat, Albie, geheiratet. Doch die Ehe ist nicht glücklich. Dann engagiert Charles den Maler Jack Fincher um das ungenutzte Kinderzimmer im Haus mit Wandgemälden zu verschönern. Bald kommen sich Jack und Lillian näher…

Meine Meinung: Die Geschichte wird im Wechsel auf zwei verschiedenen Handlungssträngen und Zeitebenen erzählt. Obwohl die Kapitel nicht in der Überschrift gekennzeichnet sind, ist es kein Problem die Zeiten schnell zuzuordnen.
In der Gegenwart kehrt Maggie, die vor einem Jahr überstürzt nach Australien gereist war, um vor ihren Problemen zu fliehen, nach Cloudesley zurück, um ihrer Großmutter Lillian beizustehen.
Ihr Vater Albie lässt sich nur selten sehen, seit er sie vor vielen Jahren einfach bei ihren Großeltern abgegeben hat. Jahrelang hat Maggie miterlebt, wie Lillian ihren kranken Mann gepflegt hat und hat deshalb ein völlig falsches Bild von der Ehe der Großeltern. Maggie wird zunächst als sehr leichtlebig dargestellt, doch trotzdem mochte ich sie schon bald, denn ihre Liebe zu Lillian und dem alten Haus wirkt echt und sie scheint sich positiv zu verändern.
Vor Beginn des Buches habe ich im Klappentext gelesen, dass Hannah Richells Ehemann während ihres Schreibens an diesem Buch ganz plötzlich verstorben ist. Erst nach einer Zeit der Trauer konnte sie sich wieder auf die Geschichte einlassen und das Schreiben war eine Art Therapie für sie. Beim Lesen von Lillians Geschichte musste ich oft daran denken und ich glaube, gerade deswegen hat mich diese Geschichte so sehr berührt. Sie ist tragisch und voller Sehnsucht. Aber auch der tolle Schreibstil hat mich an das Buch gefesselt, er ist bildhaft, emotional und mitreißend. Der Schauplatz, Cloudesley Manor, ist so realistisch und schön beschrieben, dass ich mir beim Lesen alles genau vorstellen konnte. Auch Lillian mochte ich sehr gern, ihre Entscheidung ist sehr selbstlos, aber auch nachzuvollziehen.
Das Buch hatte mich schnell gepackt und ungeduldig habe ich darauf gewartet, dass endlich alle Geschehnisse des Sommers und auch das Geheimnis des immer verschlossenen Westflügels ans Licht kommen.

Fazit: Für mich war „Pfauensommer“ ein absoluter Pageturner!

Veröffentlicht am 19.04.2019

Zwei Frauen

Das Leuchten jenes Sommers
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Inhalt: August 1939. Die 16-jährige Maddy lebt zurückgezogen auf dem alten, malerisch gelegenen Anwesen Summerhill in Cornwall. Seitdem sie und ihre sechs Jahre ältere Schwester Georgiana schon früh zu ...


Inhalt: August 1939. Die 16-jährige Maddy lebt zurückgezogen auf dem alten, malerisch gelegenen Anwesen Summerhill in Cornwall. Seitdem sie und ihre sechs Jahre ältere Schwester Georgiana schon früh zu Waisen geworden sind, führt eine Tante den Haushalt. Doch für Maddy ist Georgiana seit vielen Jahren schon Mutterersatz und beide Schwestern lieben sich sehr. Aber als Georgiana von einer längeren Reise zurückkehrt und ihren neuen Freund Victor mitbringt, scheint sich das Verhältnis der Schwestern zu ändern.
Siebzig Jahre später erhält die junge Fotografin Chloe den Auftrag, Maddy, die inzwischen eine bekannte Kinderbuchautorin ist, zu fotografieren. Gegen den Willen ihres Mannes fährt Chloe nach Summerhill und ist fasziniert von der alten Dame. Nach und nach erfährt sie von ihr Einzelheiten von den Erlebnissen jenes ereignisreichen Sommers vor so langer Zeit.

Meine Meinung: Nikola Scott erzählt die Geschichte auf zwei verschiedenen Zeitebenen, die mir beide von Anfang an richtig gut gefallen haben. Auch Maddy und Chloe mochte ich sofort sehr gerne. Sie haben einige Gemeinsamkeiten: Beide Frauen sind sehr früh zu Waisen geworden und haben eine Schwester / bzw. einen Bruder, an der / dem sie sehr hängen und beide haben Probleme mit einem dominanten Mann. Die vorsichtige Annäherung dieser beiden Frauen fand ich sehr schön zu lesen. Vor allem Chloe gewinnt durch ihre Zeit mit Maddy immer mehr Selbstsicherheit und Stärke. Sie stammt aus einfachen Verhältnissen und hat einen schwerbehinderten Bruder, dessen Lebensdauer leider stark begrenzt ist. Seit zwei Jahren ist sie mit dem gut verdienenden Arzt Aidan verheiratet und hat gerade erfahren, dass sie schwanger ist. Doch glücklich ist sie darüber nicht, denn Aidan schränkt sie mit seiner besitzergreifenden und erdrückenden Liebe stark ein.
Maddy, deren Geschichte in der Ich-Form erzählt wird, ist immer noch von dem schrecklichen Unfalltod ihres Vaters, den sie mitangesehen hat, traumatisiert. Sie freut sich sehr auf Georgianas Rückkehr und ist nicht gerade begeistert über den überraschenden Besuch. Bald geschehen Dinge, die das Verhältnis der Schwestern stark beeinflussen.
Ich finde den Schreibstil von Nikola Scott absolut fesselnd und mitreißend. Beide Geschichten sind spannend und dramatisch und in Maddys Geschichte gibt es auch noch eine interessante Nebenhandlung.

Fazit: Für mich war „Das Leuchten jenes Sommers“ ein echter Pageturner und hat mir sogar noch besser gefallen als der erste Roman der Autorin "Zeit der Schwalben" (und den fand ich schon toll!)

Veröffentlicht am 25.03.2019

Düster und unheimlich

Die schwarze Frau
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Inhalt: Vermont 1950. Idlewild Hall ist eine Schule für junge Mädchen, deren Eltern sich von ihnen überfordert fühlen. Alle Schülerinnen sind sich einig: In Idlewild Hall spukt es! Viele von ihnen haben ...

Inhalt: Vermont 1950. Idlewild Hall ist eine Schule für junge Mädchen, deren Eltern sich von ihnen überfordert fühlen. Alle Schülerinnen sind sich einig: In Idlewild Hall spukt es! Viele von ihnen haben die schwarze Mary schon gesehen. Eines Nachts verschwindet eines der Mädchen spurlos…
Vermont 2014. Das alte Schulhaus ist eine Ruine, doch die neue Besitzerin lässt das Gebäude renovieren. Dann wird in einem alten Brunnen eine stark verweste Mädchenleiche gefunden.
Die Journalistin Fiona Sheridan, deren Schwester Deb vor zwanzig Jahren auf dem Gelände von Idlewild Hall ermordet wurde, beginnt zu recherchieren…

Meine Meinung: Cover, Titel und schließlich der Klappentext haben mich auf das Buch aufmerksam gemacht. Ich liebe unheimliche und gruselige Geschichten, die in alten Gebäuden spielen.
Setting und Atmosphäre sind von Anfang an düster und unheimlich und das Buch hat mir sofort gefallen. Erzählt wird der Roman im Wechsel auf zwei Zeitebenen und aus verschiedenen Perspektiven. 2014 versucht Fiona mehr über die genauen Umstände von Debs Ermordung herauszufinden. Ist der richtige Täter im Gefängnis? Außerdem lässt ihr auch der ungeklärte Todesfall des erst jetzt gefundenen toten Mädchens keine Ruhe. Und wer ist die schwarze Frau? Fiona ist mutig und lässt sich nicht so schnell einschüchtern. Je mehr Einzelheiten sie in Erfahrung bringt, desto weiter steigt der Spannungsbogen an und ich konnte das Buch nur schwer unterbrechen, da es mich irgendwann so sehr gepackt hatte.
Auch die anderen Charaktere haben mir gut gefallen. Die 15-jährigen Schülerinnen Roberta, Sonia, CeCe und Katie teilen sich im Jahr 1950 ein Zimmer. Sie sind sehr unterschiedlich und haben alle vier erschreckende Erfahrungen gemacht, bevor ihre Eltern sie als einfachste Lösung auf diese Schule schickten, aber sie sind richtig gute Freundinnen geworden und halten zusammen.
Fazit: Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und kann es jedem, der sich gerne etwas gruselt, nur empfehlen.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Das Ende des Krieges

Gut Greifenau - Morgenröte
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Inhalt: Pommern / Berlin gegen Ende des 1. Weltkriegs.
Nach einem hinterhältigen Mordanschlag pflegt die Dorflehrerin Rebecca den Grafensohn Konstantin heimlich in ihrer Wohnung. Niemand außer seinem Vater ...

Inhalt: Pommern / Berlin gegen Ende des 1. Weltkriegs.
Nach einem hinterhältigen Mordanschlag pflegt die Dorflehrerin Rebecca den Grafensohn Konstantin heimlich in ihrer Wohnung. Niemand außer seinem Vater Adolphis darf davon wissen, damit Konstantin nicht wieder in Gefahr gerät. Die Familie hält ihn inzwischen für tot.
Graf Adolphis ist völlig überfordert. Er ist krank und durch den Kauf von Kriegsanleihen ist das Gut hoch verschuldet. Seine einzige Hoffnung ist die geplante Hochzeit seiner jüngsten Tochter Katharina mit dem brutalen Prinz Ludwig, einem Neffen des Kaisers. Doch Katharina wehrt sich heftig und mit allen Mitteln gegen eine Hochzeit und flieht schließlich nach Berlin, um den Industriellensohn Julius zu suchen, den sie immer noch liebt. Dabei gerät sie mitten in Wirren der Novemberrevolution.

Meine Meinung: „Morgenröte“ ist bereits der 3. Teil der Greifenau - Trilogie und da dieses Buch nahtlos an den Vorgänger anknüpft, empfehle ich, die Teile in der chronologischen Reihenfolge zu lesen.
Das Buch umfasst den Zeitraum von Dezember 1917 bis August 1919. Wieder stehen die Bewohner von Gut Greifenau im Vordergrund. Die Dienstboten genauso, wie die Grafenfamilie. Deshalb wechseln die Erzählperspektiven häuftig und die Geschichte bleibt lebhaft und spannend. In diesem Teil der Trilogie passiert so einiges in Deutschland und Hanna Caspian lässt wieder (vielleicht etwas mehr als in den Vorgängern) die historischen Ereignisse geschickt und interessant in die Handlung einfließen. Geschichtlich geht es um das Kriegsende und die damit verbundenen Ereignisse, den Sturz der Monarchie, die Abschaffung des Adels, die Unruhen und Aufstände, sowie die Änderungen; wie zum Beispiel das Frauenwahlrecht und der 8-Stunden Tag. Aber auch um die spanische Grippe, die viele Todesopfer fordert und die auch vor Greifenau nicht halt macht.
Die bekannten Protagonisten, vor allem Konstantin und Katharina, haben sich weiterentwickelt und sind mir noch mehr ans Herz gewachsen. Vor allem über Katharina musste ich manchmal schmunzeln.
Anastasia, Nikolaus und vor allem Feodora sind so unsympathisch wie immer, aber was wäre ein Roman ohne Aufreger?!
Das Ende des Krieges bringt für alle Gutsbewohner Veränderungen. Für einige positive, für andere negative. Doch am Ende wird für jeden eine gute und zufriedenstellende Lösung gefunden.
Fazit: Dieses Buch ist genau so fesselnd und dramatisch wie die anderen zwei Teile und ist ein toller Abschluss der Trilogie.