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Veröffentlicht am 02.06.2019

Wasserstop

Dry
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Sie sind eine fröhliche Familie Alyssa, ihr Bruder Garrett, die Eltern und Kingston, der Hund. In Südkalifornien herrscht Wasserknappheit, es soll gespart werden, beim Duschen und Rasen sprengen. Als jedoch ...

Sie sind eine fröhliche Familie Alyssa, ihr Bruder Garrett, die Eltern und Kingston, der Hund. In Südkalifornien herrscht Wasserknappheit, es soll gespart werden, beim Duschen und Rasen sprengen. Als jedoch die Nachbarstaaten Kaliforniens dafür sorgen, dass der Colorado sein Ziel im Golf von Kalifornien nicht mehr erreicht, sieht sich die Regierung gezwungen, das Wasser abzustellen bis sich die Lage geklärt hat. Und nun stehen sie vor einer Situation, in der kein Wasser aus dem Hahn kommt. Schnell machen sich die Jugendlichen mit ihrem Onkel zusammen auf den Weg zum Supermarkt, um die Wasservorräte aufzufüllen. Schnell waren sie, aber nicht schnell genug. Gerade noch ein paar Säcke voller Eis können sie mit nach hause nehmen.

Es ist ja schon seltsam, wenn das Wasser angekündigt für ein paar Stunden abgestellt wird, weil etwas repariert werden muss. Wie mag es da erst sein, wenn unangekündigt nichts mehr passiert, wenn man den Wasserhahn bewegt. Nicht lange dauert es, bis die Menschen sich auf sich selbst zurückziehen. Das Hauen und Stechen um die restlichen Wasservorräte beginnt. Geteilt wird nicht. Wer nicht teilt ist böse und wer doch teilt ist ein Idiot. Schnell verrohen die Menschen und das System droht zu zerbrechen. Mit solch einer Situation sollte kein junger Mensch konfrontiert werden. Umso ernster ist das Thema zu nehmen, da ein kleiner Blick ins www genügt, um festzustellen, dass dieses Horrorszenario nicht so fern von jeder Wirklichkeit ist.

Hat man das Buch beendet, atmet man erstmal auf und geht zum Wasserhahn, um für einen kurzen Moment dem Rauschen zu lauschen. Man überlegt sich, die Vorräte für einen hoffentlich nie eintretenden Notfall aufzufüllen und ist schockiert, wie schnell etliche der Menschen, ihre Menschlichkeit verlieren. Sehr realitätsnah beschreiben die Autoren die Auswirkungen einer Katastrophe, die zunächst nicht einmal als solche erkannt wird. Was ist so eine kleine Wasserknappheit schon gegen einen Hurricane. Doch wer es nicht in die Nachrichten schafft, bekommt auch keine Hilfe. Zwar glaubt man, so schlimm wird es schon nicht werden, doch schnell wird man eines Schlimmeren belehrt. Aus Sicht der verschiedenen Jugendlichen bekommt man geschildert, wie ihre Situation immer dramatischer wird. Und mit jeder weiteren Wendung zum weniger Guten, hält man mehr die Luft an und hofft, es möge sich noch zum Besseren wenden.

Dieser Jugendroman ist zwar recht drastisch, aber ausgesprochen spannend, realistisch und wartet mit einem rasanten Finale auf.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Meeresrauschen

Nachts schweigt das Meer
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Seine langjährige Partnerin im Polizeidienst ist verstorben und Detective Inspektor Ben Kitto fühlt sich schuldig. Eigentlich wollte er kündigen, doch seine Chefin hat ihn überredet, erstmal eine Auszeit ...

Seine langjährige Partnerin im Polizeidienst ist verstorben und Detective Inspektor Ben Kitto fühlt sich schuldig. Eigentlich wollte er kündigen, doch seine Chefin hat ihn überredet, erstmal eine Auszeit zu nehmen und seine Entscheidung zu überdenken. Ben kehrt zurück auf seine Heimatinsel Bryher, mit dabei hat er Shadow, den Hund seiner Partnerin, der ihn jederzeit an sein Verhalten erinnert. Bereits bei seiner Ankunft erfährt Kitto, dass ein junges Mädchen vermisst wird. Sofort beteiligt er sich an der Suche. Schon bald darauf wird die 16jährige Laura tot an den Klippen gefunden. Eine Fremdeinwirkung ist nicht auszuschließen.

Auf den kleinen Scilly Inseln, von denen überhaupt nur wenige besiedelt sind, sollte es ruhig zugehen. Eine Gegend, in der niemand die Türen abschließt. Und nun, ein Verbrechen? Das passt nicht in die kleine Gemeinschaft. Ben Kitto bietet sofort an, die Ermittlungen zu übernehmen. Zeit genug hat er und seine Ortskenntnis dürfte durchaus hilfreich sein. Da seit dem Verschwinden Lauras niemand die Insel verlassen hat, riegelt Ben das Eiland ab, der Mörder muss also da sein, es gilt ihn zu finden. Es beginnen die Befragungen der Inselbewohner und lange Märsche über die Insel, Kittos Unruhe, seine Schuldgefühle wollen nicht weichen. Shadow ist und bleibt ein Mahnmal.

Die Autorin ist vielleicht einigen als Kate Rhodes mit ihrer Alice Quentin Reihe bekannt. Nach ihrer web site sind ist auch der vorliegende Reihenbeginn auf Englisch unter Kate Rhodes erschienen. Vielleicht passt Penrose besser zu dem Insel-Setting, doch so ganz erschließt sich dieser zusätzliche Name nicht. Davon abgesehen hat man einen in weiten Teilen sehr spannenden Krimi, in dem die Besonderheit, der abgeschlossenen Umgebung gut zur etwas düsteren Stimmung beiträgt. Stürmische Winde, karge Landschaft und aufgewühltes Meer tun ein übriges. Was macht es mit der kleinen Gemeinde, wenn plötzlich eine fehlt, eine von den jungen Hoffnungsträgern, die sich wünschen aufs Festland zu gehen, die ihre Träume verwirklichen wollen. Nach und nach findet Ben Kitto heraus, dass Laura durchaus eine vielschichtige Persönlichkeit hatte und etliches eingesetzt hat, um ihr Ziel zu erreichen. Dadurch geraten mehrere Dorfbewohner in Verdacht, doch es gibt keine einfache Lösung. Hinzu kommt, dass Kitto den Verlust seiner Partnerin noch längst nicht überwunden hat. Stimmungsvolle Bilder wechseln sich mit der fieberhaften Suche nach dem Täter ab. Man versinkt teilweise förmlich in der Handlung und am Schluss hat man schon etwas zu knacken.

Ein sehr gelungener Reihenbeginn, über Ben Kitto gibt es sicher noch so einiges zu erzählen.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Ritter in Not

Mörderisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 5)
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Nach dem Sommer kehrt Ruhe ein in Le Lavandou. Der Gerichtsmediziner Dr. Leon Ritter frönt seinem Hobby dem Boule-Spiel. Doch die Ruhe währt nicht lange. Ein aufgeregter Vater meldet seine Tochter als ...

Nach dem Sommer kehrt Ruhe ein in Le Lavandou. Der Gerichtsmediziner Dr. Leon Ritter frönt seinem Hobby dem Boule-Spiel. Doch die Ruhe währt nicht lange. Ein aufgeregter Vater meldet seine Tochter als vermisst. Etwas, das die Polizei zunächst nicht ganz so ernst nimmt, schließlich ist die junge Dame schon 22 Jahre und sie hat einen Freund - welcher dem Vater nicht gefällt. Nur wenige Tage später wird die junge Frau tot aufgefunden und Dr. Leon Ritter wird mit der rechtsmedizinischen Untersuchung beauftragt. Für die ermittelnden Beamten liegt schnell auf der Hand, wer der Täter sein muss. Eine Meinung, die Leon Ritter nicht teilt.

Bereits zum fünften Mal stört Dr. Leon Ritter die örtliche Polizei mit seinen Querdenker-Ansichten. Wenn er das Kribbeln im Nacken spürt, kann er einfach nicht anders als selbst Nachforschungen anzustellen. Seine Freundin Isabelle, die selbst bei der Polizei ist, hat seine Herangehensweise zu schätzen gelernt. Damit steht sie allerdings relativ alleine auf dem Revier. Meist wird doch der einfachste Ansatz bevorzugt. Und im Moment herrscht sowieso Unruhe auf der Wache, denn eine junge Psychologin soll für besseres Teamwork sorgen, etwas, bei dem die Beamten gerne ihre Mitarbeit verweigern würden.

Auch im Nachsommer kommt das französische Flair auf. Man sieht Leon Ritter förmlich durch die Straßen von Le Lavandou flanieren, hier und da einen kleinen Stop einlegen und einen Kaffee trinken oder bei einer Partie Boule sein Geschick zu beweisen. Doch natürlich handelt es sich bei diesem Buch nicht um ein Urlaubsbuch, sondern um einen Krimi. Und so löst das zunächst ungewisse Schicksal einer jungen Frau einige Besorgnis aus. Wie es sich für einen Kriminalroman gehört, ist die bedauernswerte junge Dame bereits tot. In dem Spannungsfeld zwischen den etwas drögen Beamten und dem gewitzten Rechtsmediziner kann man verfolgen wie sich der anfangs simple Vermisstenfall zu einer fesselnden Mordermittlung entwickelt. Verdächtig unverdächtig sind dabei etliche Personen. Ein schöner nachsommerlicher Kriminalroman, der auch im Frühsommer gerne gelesen wird.

Veröffentlicht am 16.05.2019

Die Bergbarbaren

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam
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Als Chronist seines Dorfes versteht sich der junge Johannes A. Irrwein. Sein großes Vorbild ist sein Großvater, der als einer der ersten das Dorf verlassen hat, um Arzt und Wissenschaftler zu werden, der ...

Als Chronist seines Dorfes versteht sich der junge Johannes A. Irrwein. Sein großes Vorbild ist sein Großvater, der als einer der ersten das Dorf verlassen hat, um Arzt und Wissenschaftler zu werden, der als einer der Wenigen die Hochsprache spricht. Seinen Eltern dagegen ist Johannes nicht sehr gewogen. Sie kommen ihm wie echte Bergschrate vor, die ihm manchmal peinlich sind. Für Johannes ist es ein Glück, dass er ein Stipendium an einer weiterführenden Schule bekommt, wo er sich zum ersten Mal unter Gleichgesinnten glaubt.

Aus Johannes’ von seiner Meinung gefärbten Notizen erfährt man von der Geschichte des Bergdorfes St. Peter am Anger. Diese bilden jedoch nur den Hintergrund zur Familiengeschichte des Jungen. In der eigentlichen Handlung wird von Johannes Großeltern berichtet, seinem Großvater, der auszog die Welt und die Wissenschaft kennenzulernen, seiner Großmutter, die die Tochter hegte. Die Tochter, die Johannes’ Mutter wurde, die so garnichts von der Weltoffenheit des Großvaters abbekommen hat. Sein Vater, der ein rechtes Raubein ist. Johannes selbst dagegen, ist ein stilles in sich gekehrtes Kind, das sehr zu seinem Großvater aufschaut. Nach dessem frühen Tod, möchte der Junge nur eines, in die Fußstapfen seines geliebten Opa-Doktors treten.

Kauzig, aber lebensecht wirken die Dorfbewohner von St. Peter. Und manchmal so hinterwäldlerisch, dass man verstehen kann, dass Johannes einfach nur weg will. Es gibt Zeiten, da will man einem fast unverständlichen Dialekt und der dörflichen Enge nur entfliehen. Doch so wie das Dorf sich letztlich nicht gegen den Fortschritt stellen kann, auch wenn es sich noch so wehrt, so kann sich auch Johannes dem Charme des Dorfes nicht erwehren als er etwas älter wird. Was wird der junge Mann unternehmen, wenn er das Abitur in der Tasche hat, sein Reifezeugnis. Gekonnt schlägt die Autorin den Bogen vom Opa-Doktor zum Enkel-Doktor. Mit ihren skurrilen Charakterzeichnungen lässt sie ihre Leser teilhaben am Prozess des Erwachsen werdens, den Johannes durchläuft. Wenn einem der Junge zunächst noch etwas verschroben vorkommt, so wächst er mit den Aufgaben, in die er sich hineinlaviert, und findet eine jugendliche Balance zwischen seiner aneckenden Intelligenz und seiner herzerwärmenden Gutmütigkeit.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Die Viererbande

Die andere Tote: Vera Stanhope ermittelt
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Die Ferien sind vorbei und damit auch ein etwas langweiliger Sommer. Der neue Chef unterbreitet Vera Stanhope die Aufgabe, in einem Gefängnis einen Vortrag zu halten. Vielleicht sollte sie das auf einen ...

Die Ferien sind vorbei und damit auch ein etwas langweiliger Sommer. Der neue Chef unterbreitet Vera Stanhope die Aufgabe, in einem Gefängnis einen Vortrag zu halten. Vielleicht sollte sie das auf einen der Mitarbeiter abschieben, aber nein, das macht sie selbst. In der Anstalt trifft Vera einen alten Freund ihres verstorbenen Vaters. Der verurteilte korrupte Ex-Polizist John Brace will mit ihr sprechen. Unter der Bedingung, dass Vera sich um seine Tochter Pattie kümmert, ist er bereit zu erzählen, wo die Leiche des lange verschwundenen Robbie Marshall zu finden ist. Brace, Robbie, Veras Vater Hector und der Professor - das war die Viererbande. Veras Neugier ist geweckt.

Mit Mitte fünfzig hat Vera Stanhope bei der Polizei eine gesicherte Position. Allerdings kann sie auch jederzeit gehen, sie hat immer gearbeitet und ihr steht ein Pension zu. Doch soweit ist Vera noch nicht. Es gibt Fälle zu lösen und Menschen, die ihr Interesse wecken. Vermeintlich unlösbare Rätsel, Ereignisse, die schon lange her sind, bedeuten für Vera eher eine Aufforderung, den Dingen auf den Grund zu gehen. Und durch ihre mitfühlende Art findet sie schnell Zugang zu Menschen. Dass sie der jungen Pattie hilft, nimmt sie freundlich in Kauf, um zu erfahren, was Brace zu sagen hat.

Wenn man die TV Serie zumindest in Teilen kennt, wird einem beim Lesen des Buches Vera Stanhope in Form ihrer Darstellerin Brenda Blethyn vor Augen stehen. Zwar mag es manchem lieber sein, eigene Vorstellungen zu entwickeln, doch verkörpert die hervorragende Schauspielerin ihre Figur so gekonnt, dass es kaum etwas zu beanstanden gibt. Vera ist schon ein spezieller Charakter, vielleicht nervt sie manchmal, ist bossy oder sarkastisch, doch immer strahlt sie eine Wärme aus, die einen für sie einnimmt. Mit dem vorliegenden Band macht sie sich bereits an die Lösung ihres siebten auf Deutsch erschienenen Falls. Der beginnt erstmal mit einer Aufforderung, die nicht so viel mit Polizeiarbeit zu tun hat. Doch Vera ist trotz ihrer Art eine, die sich kümmert. Und so ist es kein Wunder, dass sie in eine Ermittlung gerät, mit der sich schließlich ihr ganzes Team beschäftigt. Was ist damals mit Robbie Marshall geschehen? Noch immer ein Dorn in Veras Seite ist ihre Beziehung zu ihrem Vater, dem seine Viererbande wichtiger war als sein einziges Kind. Kein Wunder also bei den zutage tretenden Verbindungen, dass sich Vera die Sache genauestens vor die Brust nimmt. Ein Fall, der sich aus fast nichts zu einem packenden Gespinst aus Vergangenheit und Gegenwart entwickelt.