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Veröffentlicht am 07.06.2019

Lebensfülle

Ich, Maximilian, Kaiser der Welt
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In jungen Jahren ist Maximilian ein einfacher Mann, der eine einfache Frau liebt. Dass sein Vater Friedrich III Kaiser des Heiligen Römischen Reiches ist, stört zunächst nicht. Allerdings ist Friedrich ...

In jungen Jahren ist Maximilian ein einfacher Mann, der eine einfache Frau liebt. Dass sein Vater Friedrich III Kaiser des Heiligen Römischen Reiches ist, stört zunächst nicht. Allerdings ist Friedrich ein großer Ränkeschmied, der Reiche lieber mittels Ehegelübden erobert als durch Kriege. Und sein Hof ist zwar verschwenderisch aber nicht reich, auch deshalb kann eine Eheschließung manchmal sinnvoll sein. Im jugendlichen Ungestüm möchte Maximilian alle Konventionen über Bord werfen und seine Rosina heiraten. Die Ehe mit Marie von Burgund möchte er nicht eingehen und nur zögernd macht er sich auf den Weg.

Auch ein künftiger König und Kaiser ist erstmal nur ein Mensch. Und so kämpft er bei Ritterspielen und verliebt sich in die junge Rosina mit den großen Augen und den wilden schwarzen Locken. Bald allerdings wird er vom Vater an die Staatsräson erinnert. Da gibt es Kämpfe auszufechten, sich Vorteile zu verschaffen im europäischen Machtgefüge. Versprechen gelten da nicht immer viel, so manches Wort wird gebrochen. Immer ist das Haus Habsburg in Geldnot und es muss nach Verbündeten und Geldgebern gesucht werden. Die Königskinder sind da häufig nur Spielbälle der Macht. Irgendwie schafft es Maximilian, sich treu zu bleiben.

Lebendig und spannend wird Maximilians Aufstieg zur Macht dargestellt. So viel passiert in dieser nicht allzu langen Zeit, dass man staunt, was alles in so ein Leben passt. Und dabei sind die Könige und Königskinder doch auch Menschen mit Eigenschaften, die sie mehr oder weniger liebenswert erscheinen lassen. Da wird geliebt, gelitten, intrigiert und gekämpft. Das Streben nach Geld und Macht ist allgegenwärtig. Am Ende des Buches gibt der Autor einen Überblick darüber, was historisch belegt ist. Und das ist eine ganze Menge, was bestätigt, dass in Maximilians Leben eine ganze Menge los war. Das ganze ist in so packende Worte gekleidet, dass die Lektüre wahrhaft kurzweilig und doch lehrreich ist.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Insekten der Sehnsucht

Makarionissi oder Die Insel der Seligen
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In einem kleinen griechischen Bergdorf sind die Zeiten vorbei, in denen die Salzstraße Reichtum und Wohlstand brachte. Die alte Maria hat noch Teile der guten Zeichen kennengelernt und für ihre Familie ...

In einem kleinen griechischen Bergdorf sind die Zeiten vorbei, in denen die Salzstraße Reichtum und Wohlstand brachte. Die alte Maria hat noch Teile der guten Zeichen kennengelernt und für ihre Familie möchte sie diese erhalten. Dabei spinnt sie die Fäden, was sich nicht immer zum Besten der Versponnenen auswirkt. Ein besonderes Anliegen ist es für sie, dass die Kinder ihrer Töchter heiraten. Eleni und Lefti sind in ihrer Kindheit ein Herz und eine Seele. Doch Eleni möchte lieber eine Heldin sein als heiraten. Sie engagiert sich politisch, was sie kurzzeitig ins Gefängnis bringt. Es bleibt ihr nur die Heirat mit Lefti, mit dem sie gemeinsam nach Deutschland geht.

Letztlich über fünf Generationen spannt sich diese herzerwärmende Familiengeschichte, begonnen mit Maria, deren Töchter, Elenie und Lefti, Elenis Tochter Aspasía, deren Söhne Iannis und Manolis. Sie sind mit bei den ersten Griechen, die es nach Deutschland verschlägt. Ein Arbeitsvertrag ist in den 1960ern die heiß ersehnte Eintrittskarte. Während es Lefti, der sich schon immer durch Pünktlichkeit ausgezeichnet hat, nach einiger Zeit und nachdem er seine Deutschlehrerin Trudi näher kennengelernt hat, zöge es Eleni eher in die Welt der Politik, wäre da nicht der charmante Musiker Otto. Unter diesen Umständen ist die junge Ehe zum Scheitern verurteilt.

Mit viel Wärme und Herzlichkeit beschreibt die Autorin die Geschichte einer griechisch-internationalen Familie beginnend ungefähr 1956 bis in die heutigen Tage. Temperamentvoll sind die Familienmitglieder, manchmal etwas überschäumend im Ausdruck, aber zurückhaltend mit Gefühlen. Man sieht förmlich wie Eleni mit wilder Lockenpracht durchs Leben stürmt und Lefti eher ruhig nach seinem Glück sucht. Manchmal sind es Sekunden, die dem Leben eine andere Wendung geben. Schweren Zeiten folgen glückliche Tage geradeso wie im echten Leben. Neue Erdenbürger werden willkommen geheißen und von anderen heißt es Abschied nehmen. An manchem zerbricht die Familie fast, doch immer ist ein gewisser Zusammenhalt zu spüren. Und wenn man irgendwann das Buch zuschlägt im Bedauern, dass man gerne noch weitergelesen hätte, ist man doch bestens unterhalten von dieser Reise durch verschiedene Generationen und etliche Länder der Welt.

Veröffentlicht am 02.06.2019

Wasserstop

Dry
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Sie sind eine fröhliche Familie Alyssa, ihr Bruder Garrett, die Eltern und Kingston, der Hund. In Südkalifornien herrscht Wasserknappheit, es soll gespart werden, beim Duschen und Rasen sprengen. Als jedoch ...

Sie sind eine fröhliche Familie Alyssa, ihr Bruder Garrett, die Eltern und Kingston, der Hund. In Südkalifornien herrscht Wasserknappheit, es soll gespart werden, beim Duschen und Rasen sprengen. Als jedoch die Nachbarstaaten Kaliforniens dafür sorgen, dass der Colorado sein Ziel im Golf von Kalifornien nicht mehr erreicht, sieht sich die Regierung gezwungen, das Wasser abzustellen bis sich die Lage geklärt hat. Und nun stehen sie vor einer Situation, in der kein Wasser aus dem Hahn kommt. Schnell machen sich die Jugendlichen mit ihrem Onkel zusammen auf den Weg zum Supermarkt, um die Wasservorräte aufzufüllen. Schnell waren sie, aber nicht schnell genug. Gerade noch ein paar Säcke voller Eis können sie mit nach hause nehmen.

Es ist ja schon seltsam, wenn das Wasser angekündigt für ein paar Stunden abgestellt wird, weil etwas repariert werden muss. Wie mag es da erst sein, wenn unangekündigt nichts mehr passiert, wenn man den Wasserhahn bewegt. Nicht lange dauert es, bis die Menschen sich auf sich selbst zurückziehen. Das Hauen und Stechen um die restlichen Wasservorräte beginnt. Geteilt wird nicht. Wer nicht teilt ist böse und wer doch teilt ist ein Idiot. Schnell verrohen die Menschen und das System droht zu zerbrechen. Mit solch einer Situation sollte kein junger Mensch konfrontiert werden. Umso ernster ist das Thema zu nehmen, da ein kleiner Blick ins www genügt, um festzustellen, dass dieses Horrorszenario nicht so fern von jeder Wirklichkeit ist.

Hat man das Buch beendet, atmet man erstmal auf und geht zum Wasserhahn, um für einen kurzen Moment dem Rauschen zu lauschen. Man überlegt sich, die Vorräte für einen hoffentlich nie eintretenden Notfall aufzufüllen und ist schockiert, wie schnell etliche der Menschen, ihre Menschlichkeit verlieren. Sehr realitätsnah beschreiben die Autoren die Auswirkungen einer Katastrophe, die zunächst nicht einmal als solche erkannt wird. Was ist so eine kleine Wasserknappheit schon gegen einen Hurricane. Doch wer es nicht in die Nachrichten schafft, bekommt auch keine Hilfe. Zwar glaubt man, so schlimm wird es schon nicht werden, doch schnell wird man eines Schlimmeren belehrt. Aus Sicht der verschiedenen Jugendlichen bekommt man geschildert, wie ihre Situation immer dramatischer wird. Und mit jeder weiteren Wendung zum weniger Guten, hält man mehr die Luft an und hofft, es möge sich noch zum Besseren wenden.

Dieser Jugendroman ist zwar recht drastisch, aber ausgesprochen spannend, realistisch und wartet mit einem rasanten Finale auf.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Meeresrauschen

Nachts schweigt das Meer
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Seine langjährige Partnerin im Polizeidienst ist verstorben und Detective Inspektor Ben Kitto fühlt sich schuldig. Eigentlich wollte er kündigen, doch seine Chefin hat ihn überredet, erstmal eine Auszeit ...

Seine langjährige Partnerin im Polizeidienst ist verstorben und Detective Inspektor Ben Kitto fühlt sich schuldig. Eigentlich wollte er kündigen, doch seine Chefin hat ihn überredet, erstmal eine Auszeit zu nehmen und seine Entscheidung zu überdenken. Ben kehrt zurück auf seine Heimatinsel Bryher, mit dabei hat er Shadow, den Hund seiner Partnerin, der ihn jederzeit an sein Verhalten erinnert. Bereits bei seiner Ankunft erfährt Kitto, dass ein junges Mädchen vermisst wird. Sofort beteiligt er sich an der Suche. Schon bald darauf wird die 16jährige Laura tot an den Klippen gefunden. Eine Fremdeinwirkung ist nicht auszuschließen.

Auf den kleinen Scilly Inseln, von denen überhaupt nur wenige besiedelt sind, sollte es ruhig zugehen. Eine Gegend, in der niemand die Türen abschließt. Und nun, ein Verbrechen? Das passt nicht in die kleine Gemeinschaft. Ben Kitto bietet sofort an, die Ermittlungen zu übernehmen. Zeit genug hat er und seine Ortskenntnis dürfte durchaus hilfreich sein. Da seit dem Verschwinden Lauras niemand die Insel verlassen hat, riegelt Ben das Eiland ab, der Mörder muss also da sein, es gilt ihn zu finden. Es beginnen die Befragungen der Inselbewohner und lange Märsche über die Insel, Kittos Unruhe, seine Schuldgefühle wollen nicht weichen. Shadow ist und bleibt ein Mahnmal.

Die Autorin ist vielleicht einigen als Kate Rhodes mit ihrer Alice Quentin Reihe bekannt. Nach ihrer web site sind ist auch der vorliegende Reihenbeginn auf Englisch unter Kate Rhodes erschienen. Vielleicht passt Penrose besser zu dem Insel-Setting, doch so ganz erschließt sich dieser zusätzliche Name nicht. Davon abgesehen hat man einen in weiten Teilen sehr spannenden Krimi, in dem die Besonderheit, der abgeschlossenen Umgebung gut zur etwas düsteren Stimmung beiträgt. Stürmische Winde, karge Landschaft und aufgewühltes Meer tun ein übriges. Was macht es mit der kleinen Gemeinde, wenn plötzlich eine fehlt, eine von den jungen Hoffnungsträgern, die sich wünschen aufs Festland zu gehen, die ihre Träume verwirklichen wollen. Nach und nach findet Ben Kitto heraus, dass Laura durchaus eine vielschichtige Persönlichkeit hatte und etliches eingesetzt hat, um ihr Ziel zu erreichen. Dadurch geraten mehrere Dorfbewohner in Verdacht, doch es gibt keine einfache Lösung. Hinzu kommt, dass Kitto den Verlust seiner Partnerin noch längst nicht überwunden hat. Stimmungsvolle Bilder wechseln sich mit der fieberhaften Suche nach dem Täter ab. Man versinkt teilweise förmlich in der Handlung und am Schluss hat man schon etwas zu knacken.

Ein sehr gelungener Reihenbeginn, über Ben Kitto gibt es sicher noch so einiges zu erzählen.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Ritter in Not

Mörderisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 5)
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Nach dem Sommer kehrt Ruhe ein in Le Lavandou. Der Gerichtsmediziner Dr. Leon Ritter frönt seinem Hobby dem Boule-Spiel. Doch die Ruhe währt nicht lange. Ein aufgeregter Vater meldet seine Tochter als ...

Nach dem Sommer kehrt Ruhe ein in Le Lavandou. Der Gerichtsmediziner Dr. Leon Ritter frönt seinem Hobby dem Boule-Spiel. Doch die Ruhe währt nicht lange. Ein aufgeregter Vater meldet seine Tochter als vermisst. Etwas, das die Polizei zunächst nicht ganz so ernst nimmt, schließlich ist die junge Dame schon 22 Jahre und sie hat einen Freund - welcher dem Vater nicht gefällt. Nur wenige Tage später wird die junge Frau tot aufgefunden und Dr. Leon Ritter wird mit der rechtsmedizinischen Untersuchung beauftragt. Für die ermittelnden Beamten liegt schnell auf der Hand, wer der Täter sein muss. Eine Meinung, die Leon Ritter nicht teilt.

Bereits zum fünften Mal stört Dr. Leon Ritter die örtliche Polizei mit seinen Querdenker-Ansichten. Wenn er das Kribbeln im Nacken spürt, kann er einfach nicht anders als selbst Nachforschungen anzustellen. Seine Freundin Isabelle, die selbst bei der Polizei ist, hat seine Herangehensweise zu schätzen gelernt. Damit steht sie allerdings relativ alleine auf dem Revier. Meist wird doch der einfachste Ansatz bevorzugt. Und im Moment herrscht sowieso Unruhe auf der Wache, denn eine junge Psychologin soll für besseres Teamwork sorgen, etwas, bei dem die Beamten gerne ihre Mitarbeit verweigern würden.

Auch im Nachsommer kommt das französische Flair auf. Man sieht Leon Ritter förmlich durch die Straßen von Le Lavandou flanieren, hier und da einen kleinen Stop einlegen und einen Kaffee trinken oder bei einer Partie Boule sein Geschick zu beweisen. Doch natürlich handelt es sich bei diesem Buch nicht um ein Urlaubsbuch, sondern um einen Krimi. Und so löst das zunächst ungewisse Schicksal einer jungen Frau einige Besorgnis aus. Wie es sich für einen Kriminalroman gehört, ist die bedauernswerte junge Dame bereits tot. In dem Spannungsfeld zwischen den etwas drögen Beamten und dem gewitzten Rechtsmediziner kann man verfolgen wie sich der anfangs simple Vermisstenfall zu einer fesselnden Mordermittlung entwickelt. Verdächtig unverdächtig sind dabei etliche Personen. Ein schöner nachsommerlicher Kriminalroman, der auch im Frühsommer gerne gelesen wird.