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Veröffentlicht am 14.11.2016

Mord in Südtirol

Die Stille der Lärchen
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Dies ist der zweite Fall von commissario Grauner und seinem ispettore Saltapeppe, die sich hier schon etwas näher kommen und sich auf mehr auf die Kultur des anderen einlassen.
Es ist mittlerweile Frühling ...

Dies ist der zweite Fall von commissario Grauner und seinem ispettore Saltapeppe, die sich hier schon etwas näher kommen und sich auf mehr auf die Kultur des anderen einlassen.
Es ist mittlerweile Frühling geworden in Südtirol. Die Leiche eines jungen Mädchens wird unter den Ur-Lärchen von St.-Getraud gefunden, unter deren Wurzeln sich der Eingang zur Hölle befinden soll. Ein Schuldiger ist schnell gefunden; der Architekt Haller stellt sich, sagt nach seiner Verhaftung aber nicht mehr viel. Ist ihm Glauben zu schenken? Es gibt eindeutig zu viele Ungereimtheiten. Oder war es doch sein Sohn Michael, dem fast die gesamte Dorfgemeinschaft als "Mörder" beschimpft? Und was haben die Ereignisse im ehemaligen Kurbad Mitterbad von vor fast 100 Jahren und eine Familienfeindschaft, die so lange besteht, damit zu tun? Oder ist das auch eine falsche Spur?

Auch dieses Buch ist sehr spannend, ein komplexer Fall, der dem Leser Südtirol und seine Einwohner nahe bringt und immer wieder Unterschieder aufzeigt zu den Neapolitanern. Gute Unterhaltung mit einem Ende, das mal wieder zeigt, dass nichts so ist, wie es zu sein scheint.

Veröffentlicht am 07.11.2016

Kommissär Reitmeyer ist wieder da

Wintergewitter
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Der Erste Weltkrieg ist vorbei und die politische Situation in München nun eine ganz andere als im ersten Teil der Reihe. Kommissär Reitmeyer wurde zwar im Krieg nicht schwer verletzt, aber er leidet seitdem ...

Der Erste Weltkrieg ist vorbei und die politische Situation in München nun eine ganz andere als im ersten Teil der Reihe. Kommissär Reitmeyer wurde zwar im Krieg nicht schwer verletzt, aber er leidet seitdem unter Panikattacken wegen seiner Erlebnisse. Jedoch versucht er diese vor seinen Mitmenschen verborgen zu halten.
In den Novembertagen des Jahres 1920 hat Reitmeyer viel mit einer Reihe von Einbrüchen zu tun. Kein Wunder bei der notleidenden Bevölkerung nach dem Krieg. Doch nicht nur das, es werden die Leichen von zwei ermordeten jungen Frauen gefunden, die ihr Glück wohl im boomenden Filmgeschäft versuchen wollten.
Bald trifft Reitmeyer auf Gerti, eine junge Studentin aus Berlin, die ihre Schwester in München sucht.
Auch ohne moderne Ermittlungsmethoden gelingt es Reitmeyer, seine Fälle aufzuklären. Sein kriminalistischer Instinkt ist ganz wichtig. Reitmeyer ist aber auch einer, der sehr mitfühlend ist und seine Menschlichkeit zeigt.
Schon 1920 zeigt sich, wie ein Rechtsruck durch Deutschland geht.
Der Autorin gelingt es sehr gut, die historischen Ereignisse und Verwicklungen in ihr Buch einzubinden ohne dass das Buch dadurch an Spannung verliert.
Ein Plus des Buches ist auch der Anhang mit Anmerkungen zur historischen Einordnung von im Buch erwähnten historischen Personen und Ereignissen.

Veröffentlicht am 07.11.2016

Schönes Winterbuch

Winterblüte
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Heiligendamm, Dezember 1902. Der junge Christian Baabe findet bei einem Ausritt am Strand ein bewusstloses junges Mädchen, das fest in seinen Händen einen sogenannten Barbara-Zweig hält. Eine katholische ...

Heiligendamm, Dezember 1902. Der junge Christian Baabe findet bei einem Ausritt am Strand ein bewusstloses junges Mädchen, das fest in seinen Händen einen sogenannten Barbara-Zweig hält. Eine katholische Tradition, bei der man am Tag der heiligen Barbara, am 4. Dezember, einen Zweig abschneidet und in eine Vase stellt. Wenn dieser zu Weihnachten blüht, gehen Wünsche in Erfüllung. Da sie sich an diesen Brauch erinnert, nennt Johanna, die Schwester von Christian, sie einstweilen Barbara. Die Eltern von Christian und Johanna führen ein Gästehaus und Johanna soll bald verlobt werden, doch sie interessiert sich für keinen der von ihren Eltern vorgeschlagenen Kandidaten, da sie sich in Peter Vandenboom verliebt hat. Leider sind die beiden Familien seit langer Zeit verfeindet; warum, das ergründen die Geschwister im Laufe der Geschichte.

Neben diesen Erzählsträngen erfährt man im Buch was über das Leben in der damaligen Zeit in einem Gästehaus, sowohl auf Seiten der Herrschaft als auch der Bediensteten oder über Heiligendamm zu der Zeit.
Durch die wechselnden Perspektiven erhält man Einblick in die unterschiedlichen Personen, die kurzen Kapitel empfand ich ebenso als angenehm.
Die drei oben beschriebenen Protagonisten werden gut dargestellt, ebenso weiter mehr oder weniger wichtige Personen. Die Geschichte ist in sich schlüssig und unterhält gut.
Eine locker-leichte Lektüre für den Herbst.

Veröffentlicht am 21.10.2016

Der dritte Fall für Gilles Sebag

Rabenschwarzer Winter
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Es ist kurz vor Weihnachten in Perpignan. Doch so rechte Weihnachtsstimmung will bei Inspecteur Gilles Sebag nicht aufkommen, denn seine Frau Claire hat oder hatte eine Affäre, wie er eher zufällig mitbekommt. ...

Es ist kurz vor Weihnachten in Perpignan. Doch so rechte Weihnachtsstimmung will bei Inspecteur Gilles Sebag nicht aufkommen, denn seine Frau Claire hat oder hatte eine Affäre, wie er eher zufällig mitbekommt. Und nicht genug damit, verfolgt ihn das Thema auch noch beruflich, denn eine Frau, die eine Affäre hatte, wird nach ihrem Stelldichein mit ihrem Liebhaber in einem Hotel in Perpignan von ihrem eifersüchtigen Ehemann geradezu hingerichtet. Und es bleibt nicht bei diesem einen Fall, bei dem ehebrecherische Ehefrauen zu Taten der Männer führen. Gilles Sebag ist unkonzentriert, lässt sich gehen, verfällt dem Alkohol, da ihm dieser Fall persönlich viel zu nahe geht. Außerdem scheint es außer des Ehebruchs keine Verbindungen zwischen den Tätern zu geben.

Mein erstes Buch von Philippe Georget, das mich ins winterliche Roussillon geführt hat. Die Beschreibungen des Roussillon lassen Bilder vor den Augen erstehen und der Fall lädt zum Spekulieren ein. Lange geschieht nicht viel, am Ende überstürzen sich dann die Ereignisse. Beziehungen zwischen den untersuchenden Polizisten und etwas Familiengeschichte von Sebag. Ein angenehmer Schreibstil, keine allzu blutigen Beschreibungen. Zwischendurch immer wieder Beschreibungen des typisch Katalanischen, ob es nun Sprache, Essen, Wein oder die Katalanen sind.

Veröffentlicht am 19.10.2016

Hooligans

Hool
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Heiko Kolbe zieht zu Beginn des Buches mit seinen Kumpels los zu einer Schlägerei gegen eine andere Gruppe, 15 gegen 15. Bei diesem Match geht es brutal zu, die Aggressionen werden schon deutlich. Heiko ...

Heiko Kolbe zieht zu Beginn des Buches mit seinen Kumpels los zu einer Schlägerei gegen eine andere Gruppe, 15 gegen 15. Bei diesem Match geht es brutal zu, die Aggressionen werden schon deutlich. Heiko ist ein Hool, ein Hooligan. Für ihn und seine Kumpels geht es nach den Spielen von Hannover 96 erst so richtig los, wenn es zur sogenannten dritten Halbzeit kommt. Dann treffen sie auf die gegnerischen Hools in der Stadt.

Für Heiko sind diese Kumpel seine Familie; sein Onkel Alex hat ihn schon früh in die Szene eingeführt. Doch so nach und nach steigen immer mehr aus und wechseln in ein bürgerliches Leben, nicht so Heiko. Wir erfahren vom Leben in dieser Parallelgesellschaft. Ton und Umgang sind rau, die Sprache eine ganz eigene, sehr aggressive. Der Blick in diese Welt zeigt eine voller Gewalt, aber auch Loyalität und Ehrgefühl. Zartbesaitete Leser werden diesem Roman sicherlich nicht viel abgewinnen können, doch ich fand die Einblicke faszinierend und erhellend.