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Gavroche

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2016

Schönes Winterbuch

Winterblüte
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Heiligendamm, Dezember 1902. Der junge Christian Baabe findet bei einem Ausritt am Strand ein bewusstloses junges Mädchen, das fest in seinen Händen einen sogenannten Barbara-Zweig hält. Eine katholische ...

Heiligendamm, Dezember 1902. Der junge Christian Baabe findet bei einem Ausritt am Strand ein bewusstloses junges Mädchen, das fest in seinen Händen einen sogenannten Barbara-Zweig hält. Eine katholische Tradition, bei der man am Tag der heiligen Barbara, am 4. Dezember, einen Zweig abschneidet und in eine Vase stellt. Wenn dieser zu Weihnachten blüht, gehen Wünsche in Erfüllung. Da sie sich an diesen Brauch erinnert, nennt Johanna, die Schwester von Christian, sie einstweilen Barbara. Die Eltern von Christian und Johanna führen ein Gästehaus und Johanna soll bald verlobt werden, doch sie interessiert sich für keinen der von ihren Eltern vorgeschlagenen Kandidaten, da sie sich in Peter Vandenboom verliebt hat. Leider sind die beiden Familien seit langer Zeit verfeindet; warum, das ergründen die Geschwister im Laufe der Geschichte.

Neben diesen Erzählsträngen erfährt man im Buch was über das Leben in der damaligen Zeit in einem Gästehaus, sowohl auf Seiten der Herrschaft als auch der Bediensteten oder über Heiligendamm zu der Zeit.
Durch die wechselnden Perspektiven erhält man Einblick in die unterschiedlichen Personen, die kurzen Kapitel empfand ich ebenso als angenehm.
Die drei oben beschriebenen Protagonisten werden gut dargestellt, ebenso weiter mehr oder weniger wichtige Personen. Die Geschichte ist in sich schlüssig und unterhält gut.
Eine locker-leichte Lektüre für den Herbst.

Veröffentlicht am 21.10.2016

Der dritte Fall für Gilles Sebag

Rabenschwarzer Winter
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Es ist kurz vor Weihnachten in Perpignan. Doch so rechte Weihnachtsstimmung will bei Inspecteur Gilles Sebag nicht aufkommen, denn seine Frau Claire hat oder hatte eine Affäre, wie er eher zufällig mitbekommt. ...

Es ist kurz vor Weihnachten in Perpignan. Doch so rechte Weihnachtsstimmung will bei Inspecteur Gilles Sebag nicht aufkommen, denn seine Frau Claire hat oder hatte eine Affäre, wie er eher zufällig mitbekommt. Und nicht genug damit, verfolgt ihn das Thema auch noch beruflich, denn eine Frau, die eine Affäre hatte, wird nach ihrem Stelldichein mit ihrem Liebhaber in einem Hotel in Perpignan von ihrem eifersüchtigen Ehemann geradezu hingerichtet. Und es bleibt nicht bei diesem einen Fall, bei dem ehebrecherische Ehefrauen zu Taten der Männer führen. Gilles Sebag ist unkonzentriert, lässt sich gehen, verfällt dem Alkohol, da ihm dieser Fall persönlich viel zu nahe geht. Außerdem scheint es außer des Ehebruchs keine Verbindungen zwischen den Tätern zu geben.

Mein erstes Buch von Philippe Georget, das mich ins winterliche Roussillon geführt hat. Die Beschreibungen des Roussillon lassen Bilder vor den Augen erstehen und der Fall lädt zum Spekulieren ein. Lange geschieht nicht viel, am Ende überstürzen sich dann die Ereignisse. Beziehungen zwischen den untersuchenden Polizisten und etwas Familiengeschichte von Sebag. Ein angenehmer Schreibstil, keine allzu blutigen Beschreibungen. Zwischendurch immer wieder Beschreibungen des typisch Katalanischen, ob es nun Sprache, Essen, Wein oder die Katalanen sind.

Veröffentlicht am 19.10.2016

Hooligans

Hool
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Heiko Kolbe zieht zu Beginn des Buches mit seinen Kumpels los zu einer Schlägerei gegen eine andere Gruppe, 15 gegen 15. Bei diesem Match geht es brutal zu, die Aggressionen werden schon deutlich. Heiko ...

Heiko Kolbe zieht zu Beginn des Buches mit seinen Kumpels los zu einer Schlägerei gegen eine andere Gruppe, 15 gegen 15. Bei diesem Match geht es brutal zu, die Aggressionen werden schon deutlich. Heiko ist ein Hool, ein Hooligan. Für ihn und seine Kumpels geht es nach den Spielen von Hannover 96 erst so richtig los, wenn es zur sogenannten dritten Halbzeit kommt. Dann treffen sie auf die gegnerischen Hools in der Stadt.

Für Heiko sind diese Kumpel seine Familie; sein Onkel Alex hat ihn schon früh in die Szene eingeführt. Doch so nach und nach steigen immer mehr aus und wechseln in ein bürgerliches Leben, nicht so Heiko. Wir erfahren vom Leben in dieser Parallelgesellschaft. Ton und Umgang sind rau, die Sprache eine ganz eigene, sehr aggressive. Der Blick in diese Welt zeigt eine voller Gewalt, aber auch Loyalität und Ehrgefühl. Zartbesaitete Leser werden diesem Roman sicherlich nicht viel abgewinnen können, doch ich fand die Einblicke faszinierend und erhellend.

Veröffentlicht am 19.10.2016

Toller Reihenauftakt

Sieben minus eins
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Ein 15jähriges Mädchen ist verschwunden und es ist nicht das erste junge Mädchen, das vermisst wird. Sam Berger ist sich sicher, dass die Fälle zusammen hängen. Außerdem scheint der Täter ihn persönlich ...

Ein 15jähriges Mädchen ist verschwunden und es ist nicht das erste junge Mädchen, das vermisst wird. Sam Berger ist sich sicher, dass die Fälle zusammen hängen. Außerdem scheint der Täter ihn persönlich zu kennen. Sam Berger macht gerne Alleingänge und nimmt es mit dem Gesetz nicht so genau und gerade das bringt ihn oft in Schwierigkeiten.
Die Geschichte ist sehr spannend mit vielen unerwarteten Wendungen, darum möchte ich nicht weiter auf den Inhalt eingehen. Den Schreibstil finde ich typisch skandinavisch und wer sich in Stockholm ein wenig auskennt, erkennt viel wieder. Nach und nach erfährt der Leser mehr aus der Vergangenheit der Protagonisten und die Vermutungen werden konkreter, aber die Lösung lässt sich dennoch nicht so einfach erraten. Das Buch endet mit einem "Knalleffekt" und lässt auf das baldige Erscheinen der Fortsetzung hoffen.
Aktuelle Ereignisse werden angesprochen, Thesen aufgestellt und wieder verworfen - Hochspannung ist garantiert.

Veröffentlicht am 19.09.2016

Historischer Krimi Dresden 1944/45

Der Angstmann
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Dresden, November 1944. Kommissar Heller ermittelt im Fall einer bestialisch in einem Bootshaus ermordeten Frau. Seinem Vorgesetzten Klepp ist er ein Dorn im Auge, weil er kein Parteimitglied ist und aufgrund ...

Dresden, November 1944. Kommissar Heller ermittelt im Fall einer bestialisch in einem Bootshaus ermordeten Frau. Seinem Vorgesetzten Klepp ist er ein Dorn im Auge, weil er kein Parteimitglied ist und aufgrund einer Verletzung im Ersten Weltkrieg auch nicht zum Frontdienst einberufen wurde. Die schnelle Lösung des Vorgesetzten, dass es der jüdische Ex-Mann der Frau war, mag Heller nicht glauben. Und richtig, kurze Zeit später gibt es eine zweite Frauenleiche. Doch die Ermittlungen sind nicht einfach, offiziell gibt es keine Pathologen mehr im Krankenhaus, das sichtlich überlastet ist mit den Flüchtlingen aus Schlesien. Doch Heller lässt sich nicht von seinen Ermittlungen abbringen und findet doch noch einen Arzt, der die Leichen für ihn untersucht. Der zweite Teil des Buches spielt direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges; Dresden ist nun unter russischer Besatzung. Diese Zweiteilung hat mir sehr gefallen, weil der Leser so nebenbei auch viel über den Alltag am Ende des Krieges, aber auch direkt nach dem Krieg erfährt. Diese Informationen sind gut in die Geschichte des Falles eingebunden. Allerdings leidet manchmal der Krimiaspekt ein wenig unter den Beschreibungen des Alltags mit seinen Entbehrungen. Heller setzt sich auch in Zeiten des Krieges für die Menschlichkeit ein; auch hier zählt jedes Menschenleben und die bestialischen Morde sind nicht mit den Kriegsopfern zu vergleichen. Das Ende kam für mich nicht ganz unerwartet, passt aber zum Aufbau der Geschichte. Ich bin gespannt, ob es weitere Fälle geben wird.