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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2019

Aufwühlend!

Nemesis
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Das Cover finde ich sehr gelungen: ein schwarzer Panther, der in der Mythologie als Sinnbild der Göttin steht, die Augen blicken gebannt ... auf sein Opfer? Der Titel NEMESIS bedeutet Erzfeind und symbolisiert ...

Das Cover finde ich sehr gelungen: ein schwarzer Panther, der in der Mythologie als Sinnbild der Göttin steht, die Augen blicken gebannt ... auf sein Opfer? Der Titel NEMESIS bedeutet Erzfeind und symbolisiert in der griechischen Mythologie die Göttin des gerechten Zorns.

Nemesis ist der 4. und abschließende Teil der Cupido-Reihe um die taffe Staatsanwältin C.J. Townsend. Ich hatte die ersten drei Teile regelrecht inhaliert und war daher entsprechend neugierig auf den letzten Teil. Obwohl es schon einige Jahre zurückliegt, dass ich die Vorgängerbücher gelesen hatte, war ich schnell drin in der Story, zumal Jilliane Hoffman dem Leser durch einige Rückblenden der Erinnerung auf die Sprünge hilft, was es auch dem Leser ohne Vorkenntnisse ermöglicht, die Zusammenhänge zu begreifen. Der flüssige, angenehme Schreibstil und die kurzen Kapitel verführen dazu, dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen zu wollen. Die Schauplätze sind bildhaft beschrieben, so dass ich das Geschehen direkt vor Augen hatte und meinte, dabei zu sein.

C.J. Townsend ist nach Jahren wieder zurück in Miami. Als auf einer Mülldeponie die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, ist sie alarmiert. Sie erkennt an der Toten ein Brandzeichen auf der Schulter, das die Handschrift eines Clubs trägt, der vor Jahren für eine Mordserie verantwortlich war und dem auch ihr Peiniger Bill Bantling alias Cupido angehörte. Sie kommt diesem geheimen Snuff-Club auf die Spur, der es seinen Mitgliedern ermöglicht, per Live-Stream dabei zu sein, wenn junge Frauen brutal vergewaltigt und ermordet werden. Und sie trifft eine folgenschwere Entscheidung.

"Wie ein Sky Marshall, der das Signal erhalten hatte, dass auf seinem Flug ein Terroranschlag geplant war, konnte sie die Hinweise nicht ignorieren - es standen zu viele Menschenleben auf dem Spiel. Darunter auch ihr eigenes." (Zitate Seite 54)

Von der ersten Seite an, als Lana für das "Spiel ohne Grenzen" des Snuff-Clubs "gecastet" wird, ist die Spannung da, die stetig steigt und den Leser teils fassungslos ob der geschilderten Grausamkeiten zurücklässt, bis hin zu der fieberhaften Suche nach Isa, dem neuen Opfer. Wird sie rechtzeitig gefunden? C.J. Townsend, privat ziemlich angespannt, weiß um die Grenzen, die ihr das Gesetzbuch vorschreibt. Trotzdem will sie die Täter nicht davonkommen lassen, was sie in ständige Konflikte stürzt. Diese Zerrissenheit ist sehr gut beschrieben, ich konnte sie wirklich nachempfinden.

"Manchmal musst du einen Pakt mit dem Teufel schließen, um seine Diener dranzukriegen." (Zitat Seite 92)

"Wenn man das Blutvergießen unschuldiger Menschen abwenden konnte, rechtfertigte das den Mord an den Tätern? Und wenn die historische Tragödie nicht eintrat, würde die Welt verstehen, warum?" (Zitat Seite 100)

Ich konnte mich sehr gut in die Staatsanwältin hineinversetzen, fühlte den Zorn, die ohnmächtige Wut, die Zweifel und die Gewissensbisse. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Charaktere der Protagonisten real und differenziert zu zeichnen.

Persönliches Fazit: Mit Nemesis ist Jilliane Hoffman ein schockierender und aufwühlender Thriller gelungen, der einen runden Abschluss der Cupido-Reihe darstellt. Ein must read für alle, welche die Vorgängerbücher kennen, aber auch eine Leseempfehlung für all jene, die diese nicht gelesen haben.

© Rezension, 2019, Elisabeth

Veröffentlicht am 24.06.2019

Endlich geht es weiter!

10 Stunden tot
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"10 Stunden tot" ist bereits der 4. Teil aus der Reihe um den Ermittler Fabian Risk.

Kommissar Fabian Risk ist familiär ziemlich eingebunden, daher ermitteln Irene und Klippan erst einmal allein im aktuellen ...

"10 Stunden tot" ist bereits der 4. Teil aus der Reihe um den Ermittler Fabian Risk.

Kommissar Fabian Risk ist familiär ziemlich eingebunden, daher ermitteln Irene und Klippan erst einmal allein im aktuellen Mordfall. Es geht um einen Mord an einem ausländischen Kind. Schnell haben sie es daher mit Rechtsextremismus und Rassismus zu tun.

Der Prolog startet schon spannend und man ist mitten im Geschehen. Der Autor vermittelt einen Vorgeschmack auf das, womit wir es im weiteren Verlauf u.a. zu tun bekommen: die abgrundtiefe Boshaftigkeit eines Täters. Dank des flüssigen Schreibstils treibt man von Seite zu Seite und kann sich prima in die Beobachterrolle manövrieren.

Die vorherigen Teile muss man nicht zwangsläufig gelesen haben, dennoch empfiehlt sich das - wie bei allen Ermittlerreihen -, um die Entwicklung der Protagonisten zu verfolgen.

Der Plot beinhaltet etliche Perspektivwechsel und Zeitsprünge sowie verschiedene Handlungsstränge, denen nicht leicht zu folgen war, dennoch schaffte es der Autor, die Spannung über 496 Seiten durchweg aufrechtzuerhalten.

Das Ende ist logisch und lässt keine Fragen offen. Ich mag zwar keine Cliffhanger, aber das heißt ja nur, dass wohl auch ein 5. Teil zu erwarten ist, und darauf freue ich mich.

Fazit: Ein gut durchdachter Thriller, bei dem man mitdenken muss. Somit eine Empfehlung an alle, die auch anspruchsvollere Bücher aus diesem Genre mögen.

Veröffentlicht am 20.06.2019

Unglaublich berührend

So sieht es also aus, wenn ein Glühwürmchen stirbt
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Leon ist schon lange in Viola verliebt, und die gemeinsame Nacht ist für Leon die Erfüllung seiner Sehnsüchte. Obwohl Viola genauso fühlt, kann sie es sich nicht so leicht machen und verschwindet aus Leons ...

Leon ist schon lange in Viola verliebt, und die gemeinsame Nacht ist für Leon die Erfüllung seiner Sehnsüchte. Obwohl Viola genauso fühlt, kann sie es sich nicht so leicht machen und verschwindet aus Leons Leben. Doch er wäre nicht Leon, würde er das einfach so hinnehmen. So begibt er sich auf die Suche nach seiner (ehemals) besten Freundin.

Soviel erstmal zur Handlung. Wer hier allerdings eine Liebesgeschichte erwartet, liegt vollkommen falsch, denn es geht vielmehr um die Gedanken und Gefühle der Protagonisten als letztendlich um die Liebe selbst.

Abwechselnd erzählen Viola und Leon in der Ich-Perspektive ihre Geschichte.
Der Schreibstil ist wirklich schön, so mitreißend. Man könnte sagen: poetisch. Die Autorin verwendet viele Bilder, was das Lesen sehr eindrucksvoll macht.

Während Viola mit allen Mitteln versucht, sich von Leon abzulenken, versinkt dieser in Alkohol und Drogen. Ich kann gar nicht sagen, welchen Charakter ich lieber mochte. Identifizieren konnte ich mich mit keinem. Viola erscheint mir egozentrisch, und ich war nach einiger Zeit ziemlich genervt von ihr. Das ist nicht negativ gemeint, denn es war tatsächlich interessant, mal eine kantige Protagonistin zu erleben, die mir nicht sympathisch ist. Viola leidet unter extremen Bindungsängsten, was auf ihrer Vergangenheit beruht und nachvollziehbar ist. Was allerdings sonst ihr Manko ist: sie macht sich die Probleme selber, quasi aus dem Nichts. Sie denkt zu viel nach und kann nicht richtig aus sich raus. Damit stößt sie Leon von sich weg, auch wenn das eigentlich gar nicht in ihrem Sinn ist.

Leon hingegen war mir sympathischer. Er möchte Viola nicht aufgeben, nicht jetzt, wo sie sich so nahe gekommen sind. Er ist nicht sehr selbstbewusst, eher zurückhaltend und nicht von sich eingenommen. Dadurch möchte man ihn als Leser direkt mit einer Schutzblase umgeben. Allerdings habe ich manches Mal seine Gefühle und Gedanken in Frage gestellt.

Auch wenn sich schon früh abgezeichnet hat, wie das Ende in etwa verlaufen wird, fand ich die Geschichte spannend und faszinierend. Einzig die vielen Zufälle werte ich als Kritikpunkt, da mir diese ob der Anzahl weniger authentisch erschienen.

Persönliches Fazit: Ein tiefgreifendes, erschütterndes Drama, das zeigt, dass jeder die Grenzen seiner Freundschaft selber steckt. Eine sehr emotionale Geschichte, die noch lange im Kopf bleibt.

©Recensio Online, 2019

Veröffentlicht am 18.06.2019

Ausgeklügelter Spannungsroman

Schneewittchensarg
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Der Plot ist gut und weckte bereits beim Lesen des Klappentextes meine Neugierde.

Wie üblich wird zu Anfang des Buches kurz aufgearbeitet, was im letzten Teil passiert ist, so dass auch Leser in die Geschichte ...

Der Plot ist gut und weckte bereits beim Lesen des Klappentextes meine Neugierde.

Wie üblich wird zu Anfang des Buches kurz aufgearbeitet, was im letzten Teil passiert ist, so dass auch Leser in die Geschichte finden, die die Reihe noch nicht kennen. Für die Tiefe der Charaktere ist es sicherlich empfehlenswert, die vorhergegangenen Teile gelesen zu haben, aber nicht zwangsläufig notwendig.

Wie in vielen ausländischen Büchern tat ich mich anfangs auch hier mit den schwedischen Namen schwer. Da sehr viele Personen eine Rolle spielen, bin ich das ein oder andere Mal durcheinander gekommen. Das legte sich dann aber mit dem Eintauchen in die Story.

Der Schreibstil ist sehr spannend, hakte für mich gelegentlich durch die eher ungewöhnliche Wortwahl, die mir aber im Ganzen trotzdem gefallen hat.

Aufgrund der Zeitensprünge und Perspektivwechsel halten die Autoren die Spannung konstant hoch. Verdächtige gibt es viele und die Verunsicherung und Intrigen sind gekonnt in Szene gesetzt.

Der Schluss war dann auch nochmal sehr überraschend und hat mir mit seiner logischen Erklärunggut gefallen.

Persönliches Fazit: Ein sehr ausgeklügelter Spannungsroman, der mich absolut überzeugt hat, die restlichen Titel des deutsch-schwedischen Autorenteams nachzuholen.


©Recensio Online (2019), Daniela

Veröffentlicht am 03.06.2019

Die dunkelste Zeit in der Geschichte Deutschlands

Hannah und ihre Brüder
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Der Wohltäter Elliot Rosenzweig soll gar kein Jude sein, sondern ein Kriegsverbrecher. Das behauptet zumindest Ben Solomon. Er möchte, dass dem Mann nachgewiesen wird, der ehemalige Hauptscharführer Otto ...

Der Wohltäter Elliot Rosenzweig soll gar kein Jude sein, sondern ein Kriegsverbrecher. Das behauptet zumindest Ben Solomon. Er möchte, dass dem Mann nachgewiesen wird, der ehemalige Hauptscharführer Otto Piontek zu sein, der sich eine andere Identität verschafft hat.

Die Zeit des zweiten Weltkriegs erlebt man hier durch die Augen des Juden Ben, der wegen der Nazis seine Familie verloren hat und sechzig Jahre später immer noch nicht mit diesem schrecklichen Kapitel abschliessen kann. Anders als sein Ziehbruder, den er in Elliot Rosenzweig erkannt haben will: der schloss sich während Hitlers Aufstieg der SS an. Während Ben wegen dieser schweren und haltlosen Anschuldigungen ins Gefängnis muss, beginnen die Anwältin Catherine Lockhardt und der Privatermittler Liam Taggart mit ihren Ermittlungen gegen Rosenzweig.

Vergangenheit und Gegenwart (hier Chicago 2004) sind gekonnt miteinander verwoben. In der Gegenwart sind Lockhardt und Taggart die wichtigsten Personen, die mit den Rückblenden von Bens Erzählungen ihre Ermittlungen vorantreiben. Die Verfolgung der polnischen Juden ist gut herausgearbeitet, wirkt aber nicht belehrend, sondern interessant. Durch die Verknüpfung mit Bens Schicksal möchte man den Lesefluss ungerne unterbrechen, man hat das Gefühl Ben von seinem psychischen Leiden nur erlösen zu können, wenn man die Geschichte weiterliest.

Die Charaktere sind authentisch, einfühlsam gezeichnet und gerade Ben und Hanna von dem geprägt, was sie durch die Nazis erleiden mussten. Je mehr ich von Ben erfahren habe, desto sympathischer wurde er mir. Auch mit Otto konnte ich anfangs mitfühlen. Als seine dunkle Seite überhand genommen hat, habe ich zuerst Trauer, dann Abneigung empfunden. Das schlimme ist, dass die Entwicklung von Otto in der momentanen Zeit absolut realistisch ist.

Eine eindrucksvolle Story, die die dunkelste Zeit in der Geschichte Deutschlands zum Thema hat und berührend aufarbeitet.