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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2019

Guter Thriller mit ein paar Schwächen

Alles, was du fürchtest
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Dies ist mein erster Thriller von Peter Swanson, obwohl ich den gehypten letzten Thriller "Die Gerechte" des Autors auf meinem SuB habe. Da die Meinungen eindeutig dazu tendieren, dass "Alles, was du fürchtest" ...

Dies ist mein erster Thriller von Peter Swanson, obwohl ich den gehypten letzten Thriller "Die Gerechte" des Autors auf meinem SuB habe. Da die Meinungen eindeutig dazu tendieren, dass "Alles, was du fürchtest" nicht an seinem Vorgänger herankommt, habe ich das Buch aus der Bücherei mitgenommen und hebe mir "Die Gerechte" für später auf.

Das Thema Wohnungstausch kommt bei Thriller in letzter Zeit häufiger vor. In diesem Buch hat es aber nur anfangs eine Bedeutung, der Thriller geht danach in eine andere Richtung.
Kate, unser Hauptcharakter, möchte endlich ihre Vergangenheit hinter sich lassen. Deshalb stimmt sie einem sechsmonatigen Wohnungstausch mit ihrem Kusin Corbin zu, der in Boston wohnt. Während sie sich auf dem Weg über den Antlantik macht, fliegt Corbin nach London und wird ihre kleine Wohnung beziehen. Kaum angekommen, erfährt Kate, dass ihre Wohnungsnachbarin tot aufgefunden wurde und verständigt Corbin. Dieser erzählt ihr, dass er die junge Frau kaum kannte. Doch warum findet Kate den Wohnungsschlüssel des Mordopfers bei ihm in der Wohnung? Alan, ebenfalls ein Bewohner des Hauses, freundet sich mit Kate an. Doch bald findet sie heraus, dass er das Mordopfer gestalkt hat. Zusätzlich passieren mysteriöse Dinge, die sie bald an ihre Grenzen bringen. Eigentlich hat aich Kate eine Auszeit genommen, damit sie ein normales Leben führen kann. Sie leidet noch immer unter Panikattacken und möchte endlich mit ihrer Vergangenheit abschließen....

Den Einstieg aus der Sicht von Kate fand ich gelungen. Danach braucht man allerdings einen etwas längeren Atem bis die Geschichte endlich in Fahrt kommt. Oftmals konnte ich Kates Verhalten, besonders mit dem Bezug zu ihrer Vergangenheit, nicht verstehen. Sie ist eine unsichere junge Frau und man fragt sich als Leser, ob die mysteriösen Dinge wirklich passieren oder sich Kate alles nur einbildet. Richtig warm wurde ich mit ihr nicht. Der Autor spielt hier gekonnt mit der Angst der Protagonistin und verunsichert dabei auch den Leser. Mit der Zeit entwickelt sich Kate jedoch wahnsinnig weiter. Generell legt Swanson großen Wert auf seine Charaktere und deren Hintergründe. Die Konstellationen sind gelungen, ebenso spielt er mit moralischen Verwerflichkeiten. Sympathisch waren sie mir allerdings nicht wirklich. Der Autor widmet sich auch vielen Nebensächlickeiten und nimmt dadurch wesentlich Tempo aus seiner Geschichte. Gefallen hat mir, dass man aus verschiedenen Perspektiven und Sichtweisen liest, während sich das Grauen langsam verdichtet.
Swanson erzählt sehr detailliert und hat einige tolle Plottwists eingebaut. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven gab es aber auch einige Wiederholungen. Das Ende ist rasant und spannend, aber nicht unbedingt eine Überraschung, denn den Täter hatte ich bereits identifiziert...schade!

Schreibstil:
Peter Swanson schreibt flüssig und man liest sich schnell durch die 400 Seiten, obwohl es doch einige Längen gibt. Die Kapitel sind eher kurz gehalten. Erzählt wird aus verschiedenen Sichtweisen. Die Charaktere sind sehr vielschichtig dargestellt und sind eher undurchsichtig.

Fazit:
Ein interessanter Thriller, der etwas langsam in Fahrt kommt und leider auch den Täter zu früh preis gibt. Der Rest ist facettenreich, das Setting gelungen. Der Autor spielt gekonnt mit der Angst der Protagonistin und der Leser. Guter Thriller mit einigen Schwächen.

Veröffentlicht am 05.06.2019

Der ruhigste Sarah Pauli Krimi

Mord im Hotel Sacher
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"Mord im Hotel Sacher" ist bereits der neunte Fall der sympathischen Sarah Pauli, die als Journalistin beim Wiener Boten arbeitet. Ihre Kolumnen über Bräuche und Aberglauben sind bei den Lesern sehr beliebt ...

"Mord im Hotel Sacher" ist bereits der neunte Fall der sympathischen Sarah Pauli, die als Journalistin beim Wiener Boten arbeitet. Ihre Kolumnen über Bräuche und Aberglauben sind bei den Lesern sehr beliebt und ihre Spürnase bringt sie immer wieder in unglaubliche Situationen.
Diesmal feiert Sarah mit ihrer Familie das Frühlingsfest im Hotel Sacher, als ihr eine Frau auffällt, die sich komisch benimmt. Kurze Zeit später findet man genau diese Person erschlagen auf der Damentoilette. Sofort ist Sarah Neugierde geweckt und sie beginnt nachzuforschen. Die Tote ist eine Konditorin, die unweit vom Hotel in einer Patisserie gearbeitet hat. Sie hat kunstvolle Torten kreiert, die sich in Wien großer Beliebtheit erfreuen. Mit ihrem Chef und Freund Max Brücker führte sie eine On/Off Beziehung, die ihn sehr schnell ins Visier der Polizei rücken. Doch Sarah ist nicht überzeugt von dieser angeblichen Beziehungsstat....

Was passt besser zum Hotel Sacher als ein Krimi rund um eine Konditorin und Tortenkreationen?
Wer kennt sie nicht die berühmte Sacher Torte, die eigentlich von Eduard Sacher in der k.u.k. Hofzucker Bäckerei Demel kreiert worden ist und dies zu einem Rechtsstreit zwischen dem Hause Sacher und dem Hause Demel führte?
Besagte ermordete Konditorin hat mit ihren Tortenkreationen aber auch verborgene Botschaften versteckt. Mit der Sprache der (Zucker- oder Marzipan-) Blumen hat sie ihren fantasievollen Torten noch den speziellen Touch gegeben. Deswegen zweifelt Sarah immer mehr an der angeblichen Beziehungstat. Gekonnt lässt Beate Maxian die Sprache der Blumen miteinfließen. Ein angeblich neuer Freund gibt ebenfalls Rätsel auf. Anja, die beste Freundin der ermordeten Iris und kontrollsüchtige Lehrerin, kann nicht verstehen, dass diese Geheimnisse vor ihr hatte. Während Sarah sich im Freundeskreis von Iris umsieht, bringt der Tod von Iris Anja völlig aus der Fassung.

Die Kombination aus Journalismus und Ermittlung beherrscht Sarah Pauli vollkommen. Mittlerweile ist Kommissar Stein fast ein Freund für Sarah geworden, der ihre Nachforschungen akzeptiert. Beruflich steht Sarah vor einer Beförderung und privat wird sie bald umziehen. Trotz all diesen Veränderungen bleibt der Krimi eher ruhig und fast zu harmonisch. Die Spannungskurve ist diesmal eher im Mittelfeld zu finden.

Man kann diesen neunten Teil auch alleinstehend lesen, aber die Reihe einzuhalten wäre sinnvoller, da sich die Charaktere weiterentwickeln.

Schreibstil:
Beate Maxian schreibt mit viel Lokalkolorit und vermittelt dem Lesergekonnt den Flair und Charme der Stadt Wien. Die Geschichte ist kurzweilig und lässt sich flüssig lesen. Mit ihrer sympathischen Journalistin Sarah Pauli hat die Autorin eine richtige Kultfigur erschaffen. Die Charaktere sind authentisch und haben Ecken und Kanten.

Fazit:
Ein sehr ruhiger Krimi, der etwas mehr an Spannung vertragen hätte! Die detaillierte Beschreibung Wiens und der Torten macht Lust auf mehr und die einzigartige Ermittlerin trägt die Geschichte. Einer der schwächeren Krimis der Reihe. Trotzdem werde ich auch Sarah Paulis zehnten Fall wieder lesen.

Veröffentlicht am 22.05.2019

Hatte mir mehr erwartet

Der weiße Ahorn
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Im Reihenauftakt der Breitenbach-Saga von Mina Baites befinden wir uns im Jahre 1881 in Berlin. Schuhfabrikant Hermann Breitenbach wird von seiner Vergangenheit eingeholt und vom Konkurrenten Meißner ...

Im Reihenauftakt der Breitenbach-Saga von Mina Baites befinden wir uns im Jahre 1881 in Berlin. Schuhfabrikant Hermann Breitenbach wird von seiner Vergangenheit eingeholt und vom Konkurrenten Meißner erpresst. Dieser schreckt vor nichts zurück, denn sein Ziel ist es, die gesamte Schuhfabrikation der Breitenbachs zu übernehmen. Während der älteste Sohn, Theodor, seinem Vater zur Seite steht und früher oder später die Produktion übernehmen muss, soll sein Bruder Georg ein zweites Standbein - eine Tochterfirma - in Amerika aufbauen. Gemeinsam mit seiner Schwester Rosa und dem langjährigen Mitwarbeiter Wendelin brechen die drei nach Amerika auf, wo ihre Tante Fanny in Colorado ein Häuschen besitzt. Während Georg die Tochterfirma aufbauen möchte, träumt Rosa von einer Schule für Kinder aller Rassen und Religionen. Die anstrengende und abenteuerliche Überfahrt ist erst der Anfang, denn nachdem die Drei im "gelobten Land Amerika" angekommen sind, warten nicht nur viele Strapazen und Probleme, sondern vorallem für Georg, eine große Überraschung. In Berlin versuchen hingegen Hermann und Theodor Breitenbach alles, die Schuhfabrik und die Familientradition unter ihrem Wappen mit dem weißen Ahorn zu erhalten....

Schnell ist man mitten in der Geschichte der Familie Breitenbach. Der angenehme und flüssige Schreibstil lässt dem Leser durch die Seiten fliegen. Man verfolgt nicht nur gespannt die Vorkommnisse in Berlin, sondern begibt sich mit Georg, Rosa und Wendelin auf große Überfahrt. Abwechselnd erzählen die vier Protagonisten in der dritten Person aus ihrem Leben. Die Handlungsstränge wechseln ebenso zwischen Deutschland und den USA.
Familientradition, Zusammenhalt, die Gleichstellung von Mann und Frau im Wilden Westen, sowie unterschiedlicher Religionen und Rassen sind die Themen, die Mina Baites in ihrem Roman immer wieder anspricht. Jedoch hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin einige Problematiken nicht nur oberflächlich behandelt hätte. Für mich lösten sich die meisten Probleme viel zu schnell (im positiven Sinne) auf. Oft fehlte es mir an Spannung und überraschenden Wendungen. Hier hätten 100 Seiten mehr einige zu übereilte Passagen aufwerten und ihnen mehr Tiefgang verleihen können. Aber oftmals hätte ich mir einfach nur gewünscht mehr über ein bestimmtes Thema zu lesen und zu erfahren. Die Hoffnung, dass diese in einem der weiteren Bände aufgegriffen werden, habe ich noch....

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich dargestellt. Einige sind sehr lebendig beschrieben, andere hingegen blieben mir großteils fremd.
Rosa ist für ihre Zeit eine junge Frau, die sich durchzusetzen versteht und gegen Konventionen ankämpft. In Amerika sieht sie für sich die Möglichkeit ohne Mann und Trauschein an Landbesitz zu kommen. Sie versucht ihre Träume, die sie in Berlin nicht umsetzen kann, in Colorado real werden zu lassen. Nicht nur die geplante Schule, sondern auch eine eigene kleine Farm zum Bewirtschaften, sind ihr Wunsch. Den Herausforderungen im Wilden Westen steht sie kompromisslos gegenüber.

Theodor versucht zunächst erfolglos seinen Vater zu überreden zu investieren und ihm die Firma zu überschreiben. Seine Ehe ist eine einzige Farce. Seine Frau Elena und er bleiben für den gemeinsamen Sohn Felix zusammen, bis er die junge Vanda kennenlernt.

Georg nimmt die Herausforderung in den Staaten an und baut die Tochterfirma auf, nachdem er in Berlin stets im Schatten seines Bruders stand. Georg erscheint sympathisch, jedoch hatte ich große Probleme ihn einzuordnen bzw. seine Gefühle zu nachzuempfinden.

Im letzten Drittel ist mir aufgefallen, dass die Namen von Georg und Theodor öfters vertauscht wurden. Hier hat das Lektorat eindeutig geschlafen.

Schreibstil:
Mina Baites schreibt sehr bildhaft und lebendig. Die geschilderten Landschaften während der Überquerung einiger US-Staaten wurde bildgewaltig beschrieben. Hier hätte ich allerdings gerne noch mehr davon gelesen.

Im Nachwort geht die Autorin noch darauf ein, welche historischen Persönlichkeiten sie als Vorbilder für ihre Figuren verwendet hat.

Fazit:
Ein netter Beginn der Familiensaga rund um die Breitenbachs, die sich sowohl in Berlin, als auch im fernen Colorado behaupten müssen. Mir fehlt hier allerdings noch "das gewisse Etwas" bzw. fand ich einige Themen nur angerissen. Viele Probleme erledigten sich wie von alleine, was ich etwas unglaubwürdig fand. Trotzdem denke ich, dass ich auch den zweiten Teil lesen werde und hoffe auf etwas mehr Seiten und Tiefgang.

Veröffentlicht am 18.05.2019

Eine neue Weltwirtschaftskrise?

GIER - Wie weit würdest du gehen?
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"GIER" von Marc Elsberg - ein Buch, das in den letzten beiden Monaten sehr viel Aufmerksamkeit und Publicity bekommen hat. Zurecht frage ich mich? Jein, möchte ich sagen.

Marc Elsberg bleibt seinen Stil ...

"GIER" von Marc Elsberg - ein Buch, das in den letzten beiden Monaten sehr viel Aufmerksamkeit und Publicity bekommen hat. Zurecht frage ich mich? Jein, möchte ich sagen.

Marc Elsberg bleibt seinen Stil treu und widmet sich der nahen Zukunft, wobei viele seiner angesprochenen Themen bereits von der Wirklichkeit überholt werden. Diesmal geht es um das Aufkommen einer neuen Weltwirtschaftskrise und der immer weiter auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich.
Gewarnt durch einige Rezensionen wusste ich bereits, dass wir es zu Beginn mit vielen Figuren zu tun haben. So wappnete ich mich und versuchte zu lokalisieren, wer wichtig war. Das gelang mir ganz gut.
Im ersten Kapitel stellt sich der Autor bereits die Frage, wie es möglich wäre die Missverhältnisse zwischen den Reichen und den Armen zu ändern. Mit mathematischen Beispielen, die teilweise sogar gezeichnet sind, versucht Elsberg (auch mir Mathematik-Null) seine Formel für die Lösung dieses Problems zu erklären. Darauf folgt noch die mathematische Grundlage zur Spieltheorie, die er im Buch durch illegales Wettspiel so erklärt, dass auch ich es verstehe - hurra!
Bevor wir als Leser aber in einer Bar diesem Wettstreit verfolgen können, lernen wir den jungen Pfleger Jan kennen, der Zeuge eines Unfalls und eines darauffolgenden Mordes wird. Im Fond des Wagens, der verunglückte, saß der Nobelpreisträger Herbert Thompson und ein weiterer unbekannter Mann. Sie waren auf dem Weg zum Weltwirtschaftsgipel in Berlin. Einer der Männer überlebt den Unfall schwer verletzt. Zwei gehauchte Namen, der eines Mannes und einer Bar, konnte Jan noch von einem der Insassen vernehmen, da fliegt das Auto in die Luft und die Killer sind ihm auch schon auf den Fersen. Jan sieht sich in einer auswegslosen Situation, aus der ihm nur Fitzroy Peel helfen kann...der Name, den der unbekannte Tote geflüstert hat. Diesen trifft er in genau der Bar beim illegalen Kartenspiel, das ich vorhin erwähnt habe. Jan erfährt, dass Fitzroy, ehemaliger Investmentbanker, und der unbekannte Tote Freunde waren, als die Söldner wieder auftauchen....

Immer wieder sind Jan und Fitzroy vor den muskelbepackten Killern und der Polizei auf der Flucht. Genau diese seitenlangen Verfolgungsjagden, die mich an amerikanische Actionfilme erinnern, habe ich schon in "Helix" bemängelt. Für Jan steht die Polizei, Kommissarin Maya Paritta mit dem sehr voreingenommenen Kollegen Jörn, auf der falschen Seite, denn er wird als Verdächtiger gehandelt. Nun folgen weitere Verfolgungsjagden - sogar über den Dächern von Berlin, Schießereien mit Profikillern, Entführungen.....für mich einfach TOO MUCH!

In einem anderen Handlungsstrang befinden wir uns auf dem Weltwirtschaftsgipfel inmitten hochrangiger Diplomaten und Minister aus dem In- und Ausland. Hier sind Milliardär Ted Holden und seine Assistentin Jeanne Dalli unsere wichtigsten Protagonisten. Ted erhofft sich aus dem erwarteten Zusammenbruch der Banken einen Gewinn für sich und weiteren spekulierenden Multimilliardären. Was planen diese Herrschaften?


Ein weiterer Handlungsstrang behandelt die Aktivisten und Demonstranten, die die Straßen von Berlin bevölkern. Sie fordern ihren Anteil am Wohlstand, den sich die Reichsten der Reichen einverleiben. Die drohende große Finanzkrise scheint den Mittelstand zu zerstören und die Kluft noch größer zu machen. Hier lernen wir einige Hausbesetzer kennen, bei denen Jan und Fitzroy Unterschlupf finden.

Die Wichtigkeit des Themas ist unumstritten, jedoch mangelt es etwas bei der Umsetzung. Es wird sehr wissenschaftlich erzählt, aber man muss dem Autor zugute halten, dass er die Thesen des sozialen Kapitalismus so anschaulich erklärt, dass es auch Laien wie ich verstehen, die mit Marktanalyse und dem Finanzmarkt nichts zu tun haben.

"Aus Egoismus sollte man zusammenarbeiten. Aus Gier sollte man teilen." (…) "Das sind keine Ideologien, keine vagen Ideen, keine gefühligen Wolkenkuckucksheim-Tanzereien, die keine ihrer Behauptungen belegen können", erklärte Fitz. "Das ist simple Mathematik, wie Sie sehen. Berechenbar. Vorhersagbar." - ZITAT

Schreibstil:
Die Geschichthe ist rasant und wendungsreich, wobei der Schreibstil doch manchmal etwas holprig und abgehackt ist. Durch die vielen mathematischen Formeln und physikalischen Erklärungen entstehen manchmal einige Längen.
Die Charakter sind etwas stereotyp ausgefallen und bleiben ziemlich an der Oberfläche.

Fazit:
Marc Elsberg bietet mit seinen Themen immer wieder Diskussionsstoff und Denkanstöße. Das alleine ist schon ein Grund sich seinen Büchern zu widmen. Einordnen lässt sich "Gier" allerdings sehr schwer. Es ist weder ein reiner Thriller, keine dystopische Geschichte, aber auch kein Lehrbuch über Mathematik und Wirtschaft. Auch wenn mir seine anderen Thriller besser gefallen haben, hat "Gier" neben dem sehr actionlastigen Verfolgungsjagden und den wissenschaftlichen Themen auch zahlreiche Überraschungen und Wendungen zu bieten. Aber vorallem regt es zum Nachdenken an, während Elsberg der breiten Masse zu erklären versucht wie man die Welt besser machen könnte...

Veröffentlicht am 13.05.2019

Ich bleibe lieber bei der anderen Reihe und Erik Donner

Der Todesschöpfer
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Von Elias Haller kenne ich bereits einige Fälle rund um Kriminalhauptkommissar Erik Donner. Dies ist jedoch mein erster Fall mit Klara Frost, ebenfalls ihres Zeichens Kriminaloberhauptkommisarin. Wie Donner ...

Von Elias Haller kenne ich bereits einige Fälle rund um Kriminalhauptkommissar Erik Donner. Dies ist jedoch mein erster Fall mit Klara Frost, ebenfalls ihres Zeichens Kriminaloberhauptkommisarin. Wie Donner ist auch sie keine gewöhnliche Ermittlerin. Man spricht von ihr als "Die Exorzistin". Klara ist Millionenerbin und lebt im Hotel. Auch Ihr Aussehen ist auffällig: Ihr Körper ist überfüllt mit Tattos. Sie ist Einzelgängerin und eine brilliante Ermittlerin, sie ist kompromisslos und geht bis zum Äußersten.Klara Frost ist auf jeden Fall eine sehr interessante Figur. Doch worum geht es in "Der Todesschöpfer"?

Nach einem Autounfall wird im Kofferraum eines gestohlenen Autos eine Buddha-Statue aus Glas gefunden. Das Besondere daran ist, dass sich darin ein menschlicher Schädel befindet. Durch die spezielle Glaskunst und einer eingeritzten Seriennummer kommt Klara Frost auf die Spur eines Serienmörders. Kurze Zeit später wird die Ehefrau des Geschäftsführers von LoLa Glas entführt. Und was hat das Verschwinden von David Schlotter, dem Sohn eines ehemaligen Konkurrenzunternehmens von LoLa Glas zu tun? Sein Vater versucht seit Jahren David zu finden und hat eine Detektivin darauf angesetzt, als plötzlich eine Geldforderung im Darknet auftaucht. Als weitere Glasfiguren mit menschlichen Knochen auftauchen sind sowohl BKA und LKA alarmiert....

Ich muss sagen, dass sich für mich in diesem Thriller zu viele Figuren tummelten, die mir zu extravagant waren. Dass Ermittler meistens eigene Menschen mit diversen Schwächen und Eigenheiten sind, ist man ja bereits gewohnt und einige davon gehören auch bei mir zu Lieblingscharakteren. Dass sich aber im ganzen Krimi kein einziger "Normalsterblicher" bewegt, fand ich nicht wirklich glaubhaft. Da ist einerseits der BKA Beamte Gerhard Rammler, der auch bei Klara seinen Namen Ehre macht; ihre Kollegin Fanny Kowalczyk, die aus dem Comic-Heft entsprungen zu sein scheint und besser bei einer Cosplay-Veranstaltung aufgehoben wäre; der extentrische Ex-Rocker, der so viel Testosteron versprüht, dass mit durch die Seiten im Buch kotzübel wird. Außerdem hat er im Keller noch eine Folterkammer für sexuelle Spielchen versteckt und dann gibt es noch die alkoholkranke Alt-Detektivin Roswitha Mengel, die ihren einzigen noch ungelösten Fall klären möchte. Und das sind nur die Hauptakteure in diesem Thriller. Sorry, als Österreicherin bin ich wohl etwas zu bodenständig und normal (wird uns ja auch nachgesagt), aber vielleicht leben in Leipzig, wo dieser Thriller spielt, genau diese Menschen?

Der Fall an sich wird sehr temporeich und spannend erzählt. Haller spart auch nicht mit blutigen Details oder Grausamkeiten. Tatverdächtige gibt es einige, doch immer wieder führen die Spuren zurück zu LoLa Glas. Überraschende Wendungen und falsche Fährten erhöhen die Spannung. Ein Handlungsstrang führte für mich ins Leere und wurde nicht mehr weiter ausgeführt, was ich schade fand. Der letzte Abschnitt beinhaltet nochmals eine weitere Portion an Dramatik und Spannung. So konnte ich trotz meiner Kritik diesen temporeichen Thriller nur schwer aus der Hand legen.

Schreibstil:
Die Sprache ist derb und eher einfach. Die Sätze sind kurz, aber verfügen über eine sehr prägnante und plastische Beschreibung. Oft kommt auch eine leichte Ironie durch, die die düstere Stimmung auflockert. Die kurzen Kapitel lassen den Spannungsbogen stetig ansteigen und das rasante Tempo lässt einem durch die Seiten fliegen.

Fazit:
Leider konnte mich dieser Thriller mit Klara Frost nicht so überzeugen, wie Hallers Reihe rund um Erik Donner. Mir waren zu viele Charaktere überspitzt dargestellt. Ich finde es genügt, wenn wir es schon mit einer außergewöhnlichen Ermittlerin zu tun haben. Das rasante Tempo und der steigende Spannungsbogen lassen einem trotzdem durch die Seiten fliegen und das Buch am Ende zwar mit Augenrollen, aber nach einer guten Portion Nervenkitzel zufrieden zuklappen.