Gedanken und Konflikte auf Reisen mit MS
Und morgen die WeltSamira Mousa bekommt mit Anfang 20 die Diagnose Mulitple Sklerose, was ihre Welt auf den Kopf stellt.
Einige Jahre später kündigt sie ihren Job in einer Berliner Musikagentur und macht sich als Bloggerin ...
Samira Mousa bekommt mit Anfang 20 die Diagnose Mulitple Sklerose, was ihre Welt auf den Kopf stellt.
Einige Jahre später kündigt sie ihren Job in einer Berliner Musikagentur und macht sich als Bloggerin und Autorin auf die Reise - raus in die Welt.
Das Buch beginnt am Abreisetag. Samira Mousa erzält nicht, wie es zu der Diagnose gekommen ist, was MS eigentlich für eine Krankheit ist und wie sie bei ihr ausgeprägt ist. Alle eher spärlichen Informationen, die die Leserinnen bekommen, befinden sich gestreut in den Kapiteln. Wer Wissen über MS und den Krankheitsverlauf hat, kann sich dann einige Dinge zusammenreimen.
Wer sich bei "Und morgen die Welt" auf einen spannenden Reisebericht, vielleicht mit Fotos und malerischen Beschreibungen gefreut hat, wird eventuell enttäuscht. Das Buch beinhaltet kein einziges Foto und auch die einzelnen Beschreibungen (unter anderem war Samira in Cartagena, Oaxaca, Medellin und Nusa Pendia) bleiben eher schlicht und außen vor.
Vielmehr handelt es sich um die Reise des Inneren, auf die Samira sich macht. Sie teilt, welche Aufgaben und Arbeiten sie als Bloggerin in welcher Stadt hat, mit wem sie sich dort trifft oder wen sie dort kennt.
Sie teilt mit den Leserinnen ihre Gedanken und Gefühle über das Erlebte - sowohl in positiver als auch in negativer Form. Dazu gehören die eigenen körperlichen und mentalen Grenzen, die hier vor allem durch die MS verursacht werden, die zwischenmenschlichen, kulturellen Konflikte und auch, wie sich die Beziehung zu Freund Mats verändert.
Auch wenn Samira Mousa sehr viele Gedanken in Bezug auf sich selbst, ihre Krankheit und ihre Zukunft in den einzelnen Reiseetappen teilt, hatte ich leider zu keinem Zeitpunkt ein intensives Gefühl des (Mit-)Erlebens. Das mag an Mousas Schreibstil liegen, der eher beschreibend und schildernd ist, Dialoge genauso schildernd äußert wie Aktivitäten und kein besonders literarischer oder erzählerischer, ästhetischer Stil ist. Wenn man bedenkt, dass Samira ihre Reiseerfahrungen und Gedanken mit MS teilt, ist der Inhalt sicher wichtiger als der Stil. Dennoch war mir das Bucht oftmals zu nüchtern und abgeklärt geschrieben, irgendwie wirkte vieles abgehakt und wenig emotional.
Obwohl der Stil und die Verknüpfung der Reiseorte mit Erlebtem nicht ganz so waren, wie ich es erwartet und gehofft habe, habe ich Samira Mousas Geschichte über diesen Reiseabschnitt, die sich eher als Lebensbericht entpuppt hat, gern lesen.