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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2019

Lecker und inspirierend!

Eis selbstgemacht ohne Zucker
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Selbst gemachtes Eis ohne Industriezucker? Leckere Eisvarianten, sogar in vegan ganz ohne zusätzliche Küchengeräte? Klingt sehr verlockend und macht neugierig!

Das schöne an diesem Buch ist, dass man ...

Selbst gemachtes Eis ohne Industriezucker? Leckere Eisvarianten, sogar in vegan ganz ohne zusätzliche Küchengeräte? Klingt sehr verlockend und macht neugierig!

Das schöne an diesem Buch ist, dass man z.T. Zutaten austauschen kann. Es werden zu Beginn sehr viele alternative Süßungsmöglichkeiten vorgestellt, was es ist, wie stark der Süßungsgrad ist und wie es wirkt. Davon hatte ich den Birkenzucker ohnehin mal gekauft, hatte ich mal irgendwie von gehört, aber nicht dran getraut, da mich der Kokosblütenzucker nicht ganz so überzeugt hatte (ist aber aufgrund des niedrigen Schmelzwertes sehr gut geeignet für die Eisherstellung, trotzdem klingt es für mich sehr unökologisch). Birkenzucker/Xylit war mir immer auf den Bonbons beim Zahnarzt mit dem Hinweis, zahnfreundlich aufgefallen, was mir etwas irre schien, da es laut Inhaltsangabe eine alkoholische Verbindung ist, und somit doch irgendwie wieder Zucker. Ja, aber Forschungsergebnissen zu Folge, ist dieses irre Zeug, tatsächlich gut gegen Karies und nicht nur kariesneutral. Das finde ich dann schon cool, vor allem weil ich sich genauso verwenden lässt wie Zucker und die gleiche Süßkraft bei 40% weniger Kalorien hat, nur nicht den gleichen Preis. Dafür ist es auch schon bisweilen im Discounter und der Drogerie erhältlich. Erythritol ist ein natürlicher, nicht alkoholisierter Zuckeralkohol ohne Kalorien, ohne Fruktose, ohne Laktose und ohne Gluten. Perfekt für Menschen mit Laktose- Fruktoseintoleranz, Zöliakie und Diabetes. Gibt es im Freundeskreis meiner Jüngsten alles, war aber nicht ganz so leicht zu finden. Ansonsten werden verschiedene pflanzische Sirups und Dicksäfte vorgestellt, und weitere abgefahrene Zuckerarten wie Trehalose, die besondere Eigenschaften ähnlich von Emulgatoren hat, die es für die Eisherstellung wertvoll macht. Im Chemieunterricht habe ich gelernt, frisches Eigelb als Emulgator zu nehmen, Trehalose klingt da irgendwie charmanter, muß aber wohl übers Internet bestellt werden. Die Auswahl an Industriezuckeralternativen ist wirklich sehr umfangreich, leider wurde hier in der Übersicht Inulin vergessen, daß mehrfach in den Rezepten vorkommt. Das musste ich dann erst mal nachschauen. Für alle, die es besonders natürlich mögen wird auch die Möglichkeit des Süßens mit Datteln beschrieben, die auch als Blitzeis in Kombination mit Bananen beschrieben wird. Das ist sehr praktisch, da für viele Menschen es sicherlich zu lästig ist, alle paar Stunden Luft unter die gefrierende Creme zu schlagen, da mit sie nicht zum Block erstarrt und auskristallisiert. Das erfordert aber Planung und die häufige Anwesenheit zu Hause. Es ist nichts für Spontaneis-Esser.

Irgendwo im Buch fand ich in Hinweis, man könne auch einfach das Obst einfrieren und dann weiter verarbeiten. Das war die einfachst Variante, da wir einen Gemüsehäcksler mit 500 oder 650 Watt haben, der Eis crushen kann. Ich habe daher immer das Obst/dieBeeren gefroren, dann in den Eiscrusher und die übrigen Zutaten hinzu und gecrushed. Sehr lecker, sehr cremig. Funktioniert hervorragend mit Himbeeren, Ananas, Mango, Papaya, Banane, Nektarine... kombiniert mit Sahne, Joghurt oder Mandelmilch oder diese drei mit einander kombiniert, was der Kühlschrank gerade hergibt.

Die Kinder waren begeistert und wollten immer mehr. Meine Jüngste und ihre Freundinnen stehen total auf Himbeer-Joghurt und die Große auf Himbeer-Sahne. Der Rest war auch nicht schlecht, Banane wurde als Milchshake favorisiert.

Die Mandelmilch hat erstaunlich gut funktioniert, es war mein erster Versuch mit diesem Produkt und vermag den Kaloriengehalt gegenüber Sahneeis ganz deutlich zu senken, insbesondere mit einigen der kalorienfreien Süßungsvarianten kann man unbeschwert fruchtig, cremig und vegan den Sommer genießen. Wenn's noch ein bißchen leichter sein darf, sind noch Sorbet-Rezepte mit und ohne Schwips und geeiste Zitrusfrüchte mit im Angebot. Eine Verführung frischer als die andere. Dabei gefallen mir besonders die Tipps wie z.B. daß man Sorbet und Granitas vor dem Verzehr 15-30 Minuten im Kühlschrank antauen lassen soll, weil es dann gleichmäßiger taut, als bei Zimmertemperatur, wenn nur der äußere Rand schmilzt und der Kern hart bleibt.

Zudem gibt es leckere Rezepte für Stileis oder Schiebeeis. Wir haben sie in Silikonquetschformen gefüllt, lecker, aber nicht sehr fotogen.

Um den Genuss abzurunden, sind zum Schluss des Buches noch Rezepte für Eiswaffeln und Saucen und Toppings. Sehr beliebt, sehr verführerisch, sehr kreativ.

Richtig witzig finde ich den Eis-Typen-Test am Ende als kleines lustiges Bonbon zur Unterhaltung, wenn es zu heiß ist, irgendwas anderes zu machen, als Eis zu schlecken und zu lachen.

Ein sehr vielseitiges Rezeptbuch für jeden Geschmack und jede Lebensmittelunverträglichkeit oder Ernährungsbesonderheit. Finde ich richtig klasse, da es bei der Jüngsten wegen der Zöliakie der Freundinnen immer etwas schwieriger mit den Eisdielen ist. Anders als bei Industrieeis weiß man, was man isst und kann sich sein Eis ganz persönlich konfektionieren. Einige Zutaten sind nicht überall erhältlich, andere nur in der Drogerie, aber wir leben ja in Zeiten des Internets. Mit etwas Experimentierfreude und wenn man sich die Angaben im Buch genau durch liest, kann man Zutaten die man nur schwer bekommt, ohne weiteres durch andere ersetzen.

Veröffentlicht am 10.07.2019

Lecker, einfach und schnell

Brot backen mit Christina
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Christina Bauer bewirtschaftet mit ihrem Mann den Bauernhof, den sie von den Schwiegereltern übernommen haben. Um den Gästen etwas Besonderes anzubieten, begann sie zu backen. Allerdings bleibt neben der ...

Christina Bauer bewirtschaftet mit ihrem Mann den Bauernhof, den sie von den Schwiegereltern übernommen haben. Um den Gästen etwas Besonderes anzubieten, begann sie zu backen. Allerdings bleibt neben der Hofarbeit und den Kindern nicht so viel Zeit, also muss es schnell und einfach gehen, es sollte aber auch gesund und lecker sein. Das Ergebnis kann sich sehen und schmecken lassen und so sind ihre Backkurse stets ausgebucht. Aber ehrlich, wer braucht schon einen Kurs, wenn es mit dem Buch ganz einfach zu Hause geht?

Als erstes gibt es einen Überblick über die Zutaten, die wichtigsten Hilfsmittel (ja, auch bisweilen eine Küchenmaschine, aber nicht immer) und Rezepte für die Grundteige mit ihren Eigenheiten. Hier finde ich es schade, daß keine „Übersetzung“ der Mehltypen erfolgt, wie in anderen Büchern des Verlages, weil Deutschland, Österreich und die Schweiz unterschiedliche Typenbezeichnungen haben. So habe ich mich immer auf die Mehlsorte beschränkt und genommen, die ich gerade zu Hause habe, ob das österreichische Weizenmehl 700 unserem 550 entspricht, weiß gerade nicht. Im Übrigen habe ich die Vollkornvariante zum Nachbacken genommen. Bisweilen steht dort aber einfach „Dinkelvollkornmehl“ oder „Roggenvollkornmehl“, das versteht man in allen deutschsprachigen Längern. Für den Sauerteig soll man zwar einen anderen Typ zum Ansetzen nehmen, aber ich habe nur Roggenvollkornmehl und nicht genug Platz und Bedarf für noch mehr Roggenmehlsorten. Hier zeigte sich das Problem: Sauerteig soll bei Zimmertemperatur vor sich hin säuern. Wenn es heiß ist, wie im Moment bisweilen, kann der Teig kippen. So musste ich in einer „Kälteperiode“ noch mal von vorne anfangen, der Teig hatte schon geschimmelt. Also bei Hitze besser ein schattiges Plätzchen suchen… Zimmertemperatur heißt halt nicht mehr als 25 Grad, die dürften überschritten worden sein.

Aufgeteilt ist das Buch anschließend in folgende Kapitel: Brote ganz klassisch, Alles Vollkorn, Brote mit Sauerteig, Brote mit wenig Hefe und viel Zeit, Brote ohne Kneten, Brote einmal anders (Partyrezepte), Süße Brote und zu guter Letzt folgt ein alphabetisches Rezeptregister.

Aus Faulheit habe ich erst mal ganz besonders schnelle Rezepte nachgebacken. Begonnen habe ich mit schnellen Mini-Broten, kurz bevor die Freundin meiner Jüngsten (die Einzige, die alles essen darf) zu Hause losging. Noch während die Mutter ihre Übernachtungssachen ablud, wanderten die Mini-Brote in der Muffin-Form im Backofen. Sie war beeindruckt und wollte gleich das Rezept. Wenig später bekamen auch die Nachbarn noch 4 Brötchen ab (reicht also auch, für Familien mit besseren Essern).

Dann kam das Bananenbrot an die Reihe, nach einem Blick in den Obstkorb. Das habe ich in anderen Varianten (auch glutenfrei) schön öfter gebacken, aber mit mehr Schweinerei und Aufwand, weil die Bananen hier z.T. nur mit der Gabel klein gedrückt werden. Bis auf den Minihäcksler für geriebenen Apfel habe ich alles mit der Hand gemacht (die Arbeitsanweisung hieß: Apfel reiben). Der Familienrat entschied, die 3. Banane bitte das nächste Mal in den Teig mit einzuarbeiten und nicht als Deko obenauf zu legen. Auch hier kann mit einer gut gefetteten Form gearbeitet werden, einer Kastenform, die man eh im Haus hat. Es wurde alles aufgegessen und auch der Freundin der Großen hat es geschmeckt.

Etwas anspruchsvoller erwies sich das Möhrenbrot. Das muss zwischendurch noch etwas Ruhen, und braucht länger im Backofen, da muss man dann doch schon 2 Stunden einplanen von Beginn der Arbeiten bis zu dem des Verzehrs. Es war außen sehr knusprig und innen schön saftig.

Wegen der Hitzewelle kann ich von meinem Vollkornbrot mit Sauerteig noch nicht berichten, aber der neu angesetzte Sauerteig wirft schon wieder kleine Bläschen. Sauerteig strahlt für die meisten etwas Ehrfurchteinflößendes aus, ist aber eigentlich ganz einfach, man kann nur nicht sofort los backen. Bei den Grundteigen ist das Ansetzen des Sauerteigs Schritt für Schritt erklärt, mit Bildern. Die Anleitung der Rezepte ist ausgesprochen simpel und einfach. Alles was schwieriger als „alles zusammen verrühren“ ist, wird mit einem Foto dokumentiert. Das hilft sehr, besonders wenn erklärt wird, wie ein Teig zu kneten oder falten ist.

Die Auswahl an Rezepten ist sehr groß. Mit Nüssen, Früchten, Joghurt, Bier, Buttermilch, Schokocreme, Rosinen.... Auch für Menschen mit Hefeunverträglichkeit gibt es eben Rezepte mit Sauerteig oder mit Backpulver, bei denen Essig zum Säuern des Teiges verwendet wird. Es gibt Rezepte für jeden und solche, bei denen es ganz gut ist, wenn man vorbereitet ist und schon ein Gärkörbchen für die weichen Übernachtteige hat.

Die Fotos sehen übrigens schon so lecker aus, daß man sofort losstarten möchte und es gibt tatsächlich einige Rezepte, bei denen man auch keine großen Einkäufe starten muss. Mehl sollte man schon im Haus haben, aber es sind wirklich normale Mehlsorten, nach denen man nicht lange suchen muss und die es Großteils selbst im Discounter in Bio-Qualität gibt. Frisch kaufen sollte man aber die frische Hefe, mit denen die Rezepte zubereitet werden. Keine Sorge, auch wenn man sonst Trockenhefe verwendet, wegen der besseren Bevorratung, frische Hefe zu verarbeiten ist keine große Kunst und gibt es in jedem Kühlregal.

Dies ist ein prima Brotbackbuch für Normalos, damit meine ich, Menschen die alles vertragen, denn glutenfreie Rezepte kommen nicht vor und es fehlt die Angabe von Broteinheiten, für Diabetiker also schwierig beim Abwiegen. Dafür ist es frei von Zusatz- und Konservierungsmittel und andere unverträgliche Nahrungsmittel kann man austauschen z.B. bei Nüssen, oder es reicht die Auswahl unter den 50 Brotsorten, sich ein anderes Brot zu wählen. Vegetarische Rezepte gibt es dafür aber jede Menge.

Ein wunderbares Backbuch, das ich auf jeden Fall noch ganz oft benutzen werde und nun einen Stammplatz im Küchenregal hat!

Veröffentlicht am 08.07.2019

Abenteuer auf dem Meer

Juli und August – Krokodil über Bord!
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Gemütlich treibt der 8-jährige August auf seinem aufblasbaren Gummi-Krokodil auf dem Meer und träumt von einem Eis, als er der etwa gleichaltrigen Juli auf ihrem wundersamen Floß begegnet. Mutterseelenallein, ...

Gemütlich treibt der 8-jährige August auf seinem aufblasbaren Gummi-Krokodil auf dem Meer und träumt von einem Eis, als er der etwa gleichaltrigen Juli auf ihrem wundersamen Floß begegnet. Mutterseelenallein, dafür bestens ausgestattet mit Hängematte, Huhn, Dusche, Plumpsklo, Wasserspeicher, Pflanzen... Das beeindruckt August schwer und er heuert gleich als Schiffsjunge an, aber Juli nimmt nicht jeden, schon gar nicht einen Angsthasen. Drum gibt es erst ausgeklügelte Mutproben, die August mit Sinn, Verstand und Herz besteht! Nun darf er an Bord und sein Gummitier wird fest vertäut. Gemeinsam erleben sie Abenteuer, die selbst Pippi Langstrumpf staunen ließen! Da gibt es verirrte Urlauber, U-Boote, Juwelendiebstähle, wilde Stürme, alternativ genutzte ausrangierte Bohrinseln und geheimnisvolle im Meer schwimmende Frachtcontainer! Die zwei haben für jedes Problem eine Lösung, mal geplant, mal weniger! Sehr spaßig und fantasievoll, realistisch eher nicht. Alltag hat man aber ja auch schon zu Hause ;)

Es sind ganz erstaunliche Details die meine Tochter schwer beeindruckt haben, wie z.B. das Gesicht, das auf den Bug eines Kreuzfahrtschiffs gemalt ist. Mich hat dann eher der Name des Schiffes amüsiert, ein kleines Bonbon für mithörende Eltern ;) Dass diese Geschichte den Realitätsgrad von Pippi Langstrumpf hat, hat sie dabei nicht gestört. Da es offensichtlich nicht realistisch ist, konnten ihr die Stürme und sonstigen brenzligen Situationen beim Einschlafen auch keine Angst machen. Aber wenn Boris Aljinovic liest, ist sie sowieso immer beruhigt. Seine Stimme hat immer eine sehr beruhigende Wirkung auf sie. Abgesehen davon, dass sie sehr angenehm ist, ist sie auch sehr variabel. Egal ob Juli oder August, ein Juwelendieb oder verkannter Kunstmaler, er schafft es stets stimmlich einen eigenen Charakter für sie heraus zu arbeiten, egal welchen Geschlechts oder Alters, die Person gerade ist. Man hört ihm auch sehr genau die Absurdität der jeweiligen Situation an, so dass auch schon Kinder ab 6 Jahren den Spaß heraushören.
Charakter haben die zwei Kids. Juli ist eine taffe Kapitänin, die sich nicht das Ruder aus der Hand nehmen lässt und leider alles kann, außer Schwimmen. Das ist bisweilen etwas frustrierend für August, aber in Zeiten der Unpässlichkeiten von Juli, kann August so richtig zeigen was er kann und bekommt dafür sogar einen Orden verliehen!

Zwei zufällige Freunde wachsen durch ihre Erlebnisse zusammen und können sich stets auf einander und ihren Einfallsreichtum verlassen. Dabei gefällt mir sehr gut, daß trotz aller Abenteuer auch eingeräumt wird, daß es manchmal den größten Mut erfordert, nein zu sagen, weil man etwas nicht möchte, oder sich nicht traut, oder eine Mutprobe unsinnig ist. Das erfordert Größe und die ist meistens besser als Mut! Zwischenzeitlich wächst die Schar ihrer tierischen Freunde immer wieder an und sie behandeln die Tiere stets mit Respekt. So ganz nebenbei klingt dann auch die Klimaveränderung und deren Bedeutung für die Tiere der Arktis mit durch. Allerdings nicht bedrohlich, sondern spaßig, wobei auch klar wird, daß es auf Dauer keine Lösung ist, Eisbären in gastronomischen Kühlhäusern zu halten....

Was meiner Tochter außerdem sehr gut gefiel war die Länge der einzelnen CDs mit jeweils einer Stunde. Bei den CDs mit Überlänge verschläft sie oft 1/3 und muss dann wieder den Anschluß suchen. Hier hatte sie das Problem nicht. Aufgrund der Normallänge ist die Qualität auch besser und es gibt keine „Hüpfer“ in der Aufnahme.

Ein tolles und wildes Ferienabenteuer, mit hohem Spaßfaktor, dessen Fortsetzung folgt! Ab 6 Jahren.

Veröffentlicht am 04.07.2019

Spannende Abenteuer in Legenden in und um Frankfurt am Main

Die Spürhasen-Bande - Folge 2: Das Rätsel um die verschollene Liebe
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Die Spürhasen Bande hat nun den magischen Spiegel repariert, mit dem sie durch Zeit und Raum reisen können. Jetzt sprühen sie vor Tatendrang und suchen nach neuen Abenteuern und Geheimnissen, denen sie ...

Die Spürhasen Bande hat nun den magischen Spiegel repariert, mit dem sie durch Zeit und Raum reisen können. Jetzt sprühen sie vor Tatendrang und suchen nach neuen Abenteuern und Geheimnissen, denen sie auf den Grund gehen können. Als sie hören, daß der Eulerich Bartholomäus seiner seit 1983 verschollenen Liebe Gwendolin nachtrauert, beschließen sie herauszufinden, was damals mit der Eulendame passiert ist. Dafür reisen sie mit dem Spiel nach Frankfurt am Main, wo Bartholomäus früher wohnte. Dabei beobachten die tierischen Freunde auch, wie sich Frankfurt im Laufe der Jahrhunderte verändert hat und lassen sich alte Sagen über heute noch markante Gebäude im Stadtbild, tripp der Bach und hipp der Bach (links und rechts des Mains) erzählen.

Neugier macht schlau, vor allem wenn man fragt und zuhört. So stolpern die Freunde in Frankfurt am Main immer wieder auf Hinweise auf alte Frankfurter Legenden und Ausdrucksweisen und historische Begebenheiten wie die Kaiserkrönungen.

Die Spürhasen besuchen erst einmal den Cousin ihres alten Fledermausfreundes, der sie direkt mal mit der Nase auf die erste spannende Legende stößt. So startet ihre Reise durch die Zeit, um dem Ursprung der Sage und noch einiger anderer auf den Grund zu gehen, bis sie genug von Frankfurt gehört und gesehen haben, um sich wieder ihrer eigentlichen Aufgabe zu widmen: Gwendolin zu finden! Die traurige Liebesgeschichte nimmt also keinen allzu großen Raum ein uns ist daher auch für Kinder nicht langweilig, oder gar eklig. Dafür lernen sie was Legenden sind und dürfen auch einigen spannenden Stadtlegenden lauschen. Bei manchem Kind wird es sicher auch Interesse an der eigenen Stadtgeschichte wecken. Der berühmteste Sohn der Stadt, Johann Wolfgang von Goethe wird auch kurz mit Faust zitiert, aber das Hauptaugenmerk liegt wirklich auf der Stadt, was ich wirklich mal ein interessantes neues Konzept finde, da es ja schon einige Zeitreiseabenteuer für Kinder gibt.

Gerade durch die Vertonung mit vielen Stimmen und Geräuschen als Hörspiel ist es auch für Kinder ab 5 Jahren spannend. Sollte etwas noch ein bißchen schwieriger sein, wird es spätestens in der Wiederholung verständlich. Das bestätigen mir meine Nachbarskinder von 8-3 Jahren, die das Hörspiel alle 3 gerne auf der Autofahrt und anschließend hoch – und runter gehört haben. Hierbei gefiel ihnen, daß das Kind Anna auch wirklich von einem Kind und nicht von einem verstellten Erwachsenen übernommen wird. Dabei wirken aber alle Stimmen wirklich authentisch und überzeugend, auch wenn die Sprecher schon jedes tierische Alter überschritten haben.


Ich fand es sehr spannend mit den Spürhasen Frankfurt zu erkunden. Meine letzte Führung durch Frankfurt war in meiner Grundschulzeit und ich kann mich nur noch an den Römer erinnern, nicht genug um bei meinen Kindern Eindruck zu schinden. Ganz sicher werden wir diese CD auf der Fahrt zur nächsten Buchmesse hören und nach Schließung der Tore noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit bewundern.

Sehr ansprechend ist auch wieder die Aufmachung des Hörspiels. Im beiliegenden Booklet findet man nicht nur die verschiedenen Hörspielsprecher, inklusive Nachwuchstalent Selma, die die kleine Anna spricht, sondern auch die Spürhasen und ihre Freunde mit Bild und kurzer Vorstellung. Eine Doppelseite später findet man dann Bilder mit kurzen Erläuterungen um die Bauwerke und Sagen, die sich die Spürhasen ansehen. Das ist sehr praktisch, da ich mir z.B. den Neuner in der Wetterfahne des Eschenheimer Turms nicht so recht vorstellen konnte. Die Detailvergrößerung macht es aber völlig klar und zeigt auch, was der Wilderer für ein hervorragender Schütze gewesen sein muss.
Die letzte Seite des Booklets ziert die Tracklist und die 7 Wild- und Gartenkräuter die die typische Frankfurter Sauce ausmachen. Wie diese ansonsten zubereitet wird und wozu man sie isst, wird dort nicht verraten! Es ist eine kalte Sahnesauce, die zu kaltem Rindfleisch und Salzkartoffeln gereicht wird. Denn auch das kulinarische Erbe Frankfurts mit seinem Äpplewoin bleibt nicht unerwähnt und es gibt kleine Höreindrücke eines Frankfurterisch babblenden Einwohners. Aber verständlich.

Ein wirklich empfehlenswertes Hörabenteuer, nicht nur für neugierige kleine Hessen. Als nächstes zieht es die Spürhasen übrigens nach Hamburg.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Karsten Schäfer für das Rezensionsexemplar, mit dem ich die Heimatstadt meiner Großmutter mal ganz anders kennenlernen durfte.

Veröffentlicht am 28.06.2019

Ganz stark!

Die Unausstehlichen & ich (Band 1) - Das Leben ist ein Rechenfehler
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Enni (11) ist ein Heimkind, das schon in verschiedenen Heimen, WGs und auch Pflegefamilien war. Doch mit ihren Wutausbrüchen, bei denen es in ihren Ohren rauscht und sie nur noch rot sieht, bleibt sie ...

Enni (11) ist ein Heimkind, das schon in verschiedenen Heimen, WGs und auch Pflegefamilien war. Doch mit ihren Wutausbrüchen, bei denen es in ihren Ohren rauscht und sie nur noch rot sieht, bleibt sie nirgends lange. Bis sie in eine wirklich nette Pflegefamilie kommt, die sie wie eine Tochter behandelt. Ihr Pflegebruder Noah (12) ist einsame Spitze! Hier will sie nie wieder weg. Doch dann muß der Pflegevater beruflich in die Schweiz, da soll Enni dann doch nicht mit. Noah flippt aus und zieht Enni mit in seinen unüberlegten Plan mit hinein. Da ist Ärger vorprogrammiert und Enni landet in einem piekfeinen Privatinternat für Schüler mit besonderen Bedürfnissen. Eigentlich ist es dort gar nicht schlecht, selbst die Lehrer erkennen ihre mathematische Begabung. Doch Enni will abhauen und Noah finden. Leider gleicht Internat Saaks fast einer Festung und diese zu verlassen wird ihre kniffeligste Knobelaufgabe, bei der sie zwangsläufig Hilfe braucht....

Nach ihrer Ausbruchsaktion muß Enni zum Schulpsychologen, da erzählt sie dann die ganze, wahre ungeschönte Geschichte. Natürlich mit den in Saaks verpönten und strafbewehrten Flüchen und Schimpfwörtern. Aber was soll man schon sagen, wenn das Leben …. Eben! Aber in einem Kinder- und Jugendbuch? Da hilft nur die Zensur und an Stelle jedes unziemlichen Begriffes liest man dann schwärzendes Krickelkrakel, da kann der Leser sich selbst denken, was sie wohl so gesagt haben könnte und seiner Schimpfkreativität freien Lauf lassen. Die Gedanken sind frei... beim Lesen auch! Meine Töchter (12 und fast 10 Jahre alt) fanden das sehr lustig, denn Enni nimmt kein Blatt vor den
Mund. Durch die Ich-Perspektive weiß der Leser immer nur so viel, wie Enni bzw. so viel, wie sie von sich Preis gibt, denn über ihre Eltern spricht sie nicht und wehe wer sie bei dem Namen nennt, den ihr ihre Eltern gaben!

Enni hat viel mitgemacht bisher in ihrem Leben und sich diverse Überlebensstrategien angeeignet, über die die meisten Leser aus behüteten Elternhaus nur staunen können (und die sie hoffentlich nicht anwenden wollen).

Richtig toll finde ich den Inklusionsgedanken in dieser Geschichte. Alle haben ihren Ballast mit sich herum zu tragen, aber niemand möchte deswegen bemitleidet werden, sondern als Mensch für voll genommen werden. So lernt man durch Enni, die fast schon alles gesehen hat, ihre Mitschüler mit ihrem Blick kennen, immer erst die Person mit ihren Besonderheiten, bis auf das Handicap, das erwähnt sie immer so nebenbei. Das finde ich sehr charmant, mal den Focus weg von der Behinderung zu nehmen und sei es „Diätis“ (dieser Begriff, ist doch ein Knaller, oder?).

In einzelnen Kapiteln schildert Enni ihre prägenden Erlebnisse und daher sind sie oft nach der gerade prägenden Person benannt. Das führt zu einer ungewöhnlichen Erzählweise, die sich angenehm abhebt, auch durch die Zensuren. Enni ist so ungewöhnlich, daß die Geschichte zu überraschen mag. Es ist nicht von Anfang an klar, was mit Enni passiert, man weiß nur sie hat Ärger und echt was auf dem Kerbholz und muß nun mit einem Psychodoc sprechen, wer das aber ist, zeigt sich erst nach ein paar Kapiteln, weil diese Erkenntnis bereits etwas über das Ende verrät, aber es ist ja auch eine Fortsetzung mit den Unausstehlichen geplant, da wird Enni wohl kaum von diesen getrennt werden. Dennoch eine wirklich erfrischende Erzählweise.

Da ich beruflich den ganzen Tag mit Dingen zu tun habe die schief gehen und mein Mann Sonderpädagoge ist, war es mir wichtig, mit den Kindern ein Buch zu lesen, in dem Kinder mit besonderen Bedürfnissen zu Wort kommen und die Geschichte aus ihrer Sicht schildern dürfen, denn dann klingt es oft ganz anders. Es geht mir auch um das Vermitteln von Respekt! Auch diesen Kindern gegenüber, aus welchen Gründen auch immer, sie nicht bei ihren Familien leben. Das ist Vanessa Walder, der Autorin von „Das wilde Mäh“ und noch über 80 weiteren Kinder- und Jugendbüchern, ausgezeichnet gelungen. Dabei geht es nicht um pädagogische Phrasen, sondern es wird eine spannende Internatsgeschichte auf Ausbrecherniveau mit besonderen Schülern. Dabei wird es am Ende noch mal besonders spannend und mit einem ganz erhebenden Solidarisierungsende – da bleibt kein Herz unbewegt und das Auge nicht unbedingt trocken.

Die schwarz-weiß Illustrationen von Barbara Korthues treffen die Situationen auf den Punkt. Wir finden es super, daß ein Buch für Kinder ab 10 Jahren illustriert ist und mit mehr als nur Vignetten! Aber meine Kinder finden sie so toll, daß sie sie ganz genau anschauen und jedes Detail finden, das unstimmig ist. Von den Haarfarben auf dem Promo-Lesezeichen, den Größenunterschieden, Hilfsmitteln, die zurückgelassen wurden. Wir hatten da heiße Diskussionen.

Es hat uns ausgezeichnet gefallen und beide Töchter (und die Mutter) warten schon ganz gespannt auf die Fortsetzung dieses außergewöhnlichen Buches für ältere Kinder.