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Veröffentlicht am 24.06.2019

Ehrlich währt am längsten

Perfekt für dich
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Endlich Ferien! Findet Kim (fast 14). Zu dumm nur, daß sie mit ihrer besten Freundin Lolo dieses Jahr nicht mit zu deren Oma nach Florida fliegen darf, weil ihre Mathenoten zu schlecht waren und sie nun ...

Endlich Ferien! Findet Kim (fast 14). Zu dumm nur, daß sie mit ihrer besten Freundin Lolo dieses Jahr nicht mit zu deren Oma nach Florida fliegen darf, weil ihre Mathenoten zu schlecht waren und sie nun Mathenachhilfe nehmen muss. Aber auch das könnte wunderbar werden, denn sie hat schon den coolen Danny, das Sport- und Mathegenie aus der Oberstufe gefragt, ob er ihr helfen würde und er hat ja gesagt! Doch ihre Mutter hat ganz andere Pläne. Sie ist zwar mit ihrem Mann auf Kreuzfahrt, um dort Paare zu coachen, aber sie hat wie immer alles bestens organisiert. Sie hat die perfekte Nachhilfelehrerin für Kim. Diese Mila wird ihr alles beibringen. Sollte Kim, Mila boykottiert, wird das heißersehnte Fußballcamp gestrichen und Mila durch eine ihrer Freundinnen ersetzt und ganz sicher nicht durch Danny! Dabei haben Kim und Lolo sich doch fest vorgenommen sich diesen Sommer in einen älteren (wirklich älter, nicht nur ein paar Monate oder gar gleichaltrig) Jungen zu verlieben und den ersten Kuss zu bekommen. Kim findet Mila noch schlimmer als befürchtet, aber das Fußballcamp ist klasse, denn nicht nur wäre Trainerin Nana die perfekte Freundin für ihren großen Bruder, ihr Mitspieler Lego schafft es auch immer wieder, sie zum Lachen zu bringen....

Pubertät ist die Zeit, in der man die eigenen Kinder nicht mehr erkennt. Zugegebenermaßen erkennt sich Kim bisweilen auch selbst nicht wieder. Was sie aber nicht daran hindert sich immer wieder durch irgendwelche Bockmistaktionen in echte Schwierigkeiten zu bringen. Denn das einst so liebe, freundliche kleine Mädchen hat sich dank der Hormone nicht ganz so im Griff. Naja, manchmal ist einfach das Gehirn ausgeschaltet (kommt schon mal vor in dem Alter), was ihrem Fußballtalent aber keinen Abbruch tut. Zumindest an der Front scheint alles zu laufen! Mit Lego, der eigentlich Leo heißt, aber ein großer Lego-Fan ist, hat sie einen neuen Freund gefunden, der sie mit absoluter Treffsicherheit zum Lachen bringt. Mein Herz hat er sofort erobert, so auch wie das von Oma Bine und Mutter Katharina! Ja, die Mutter, ist natürlich eine schwierige Person, nicht weil Mütter immer ein Problem sind... aber diese Eltern sind Bestsellerautoren und coachen ihre Mitmenschen zum perfekten Leben! Wer kann dazu schon nein sagen?! Und natürlich wissen solche Eltern immer alles und noch dazu besser! Selbst aus der Ferne. Man könnte also glatt Mitleid mit der talentierten hübschen Kim, mit dem netten Bruder, der coolen Oma und dem perfekten Haus haben.... würde sie sich nicht selbst im Weg stehen.
Ehrlich Kims Selbstboykott hat mir körperlich weh getan. Beim Lesen hätte ich sie am liebsten geschüttelt! Leider zeigte das Buch keinerlei Verhaltensänderung, trotz Schütteln. Aber ehrlich, Kim ist sympathisch, ihr Verhalten aber bisweilen mies.Trotzdem macht sie Fehler die allzu menschlich sind, und von denen sich jede Mutter hofft, daß es reicht, daß die Tochter aus den Fehlern im Buch lernt und diese Fehler nicht selbst machen muss. Klappt manchmal. Daher bin ich sehr froh darüber, trotz meiner Schmerzen beim Lesen. Schuld daran ist der unmittelbare Schreibstil von Chantal Schreiber, die mir das Gefühl vermittelte mittendrin zu sein. Leicht, locker, flockig, sommerlich mit einem tiefen Einblick in Kims junges Hirn. Nein, Kim ist nicht total blöd, sie macht nicht jeden Fehler von Teens. Eigentlich ist sie noch nicht mal tussig, aber auf dem Weg zu Selbstfindung probiert sie halt auch so einiges aus, was nicht so richtig zu ihr passt. Bis sie merkt: den Mist den sie sich eingebrockt hat, kann nur sie selbst wieder gerade biegen und zwar mit Ehrlichkeit! So findet auch sie ein für sie perfektes Ende. Die junge Leserin wird viele Themen entdecken, die sie interessieren, eben auch Tierschutz und vegane Ernährung. Da steht die Autorin voll und ganz hinter, verschweigt den Lesern aber leider konsequent ihr Geheimrezept für vegane Pancakes.

Sehr süß, bisweilen unendlich peinlich, sehr jung sehr frisch, so ist das Leben! Denn allgemeingültige Perfektion gibt es nicht, nur perfekt für sich!

Veröffentlicht am 21.06.2019

Die berührende Geschichte einer Liebe mit verkürzter Lebenserwartung

Drei Schritte zu dir
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Stella Grant ist sehr hübsch mit ihren langen braunen unbezähmbaren Locken und ihrer zerbrechlichen Gestalt. Wäre da nicht dieser Sauerstoffschlauch in ihre Nase, der ihr das Atmen erleichtern soll, denn ...

Stella Grant ist sehr hübsch mit ihren langen braunen unbezähmbaren Locken und ihrer zerbrechlichen Gestalt. Wäre da nicht dieser Sauerstoffschlauch in ihre Nase, der ihr das Atmen erleichtern soll, denn ihre Lunge bremst sie aus. Sie hat von Geburt an Mukoviszidose, ihre Lunge verschleimt, unaufhaltsam. Sie hat keine Chance alt zu werden. Das ist ihrer Familie absolut klar und daher tut Stella alles, um mehr Zeit zu bekommen. Sie hält sich penibel an alle Therapiepläne, ist eine Musterpatientin, so wie sie auch in der Schule versucht bei allem dabei zu sein, aber bitte mit Plan! Das Krankenhaus ist ihre zweite Heimat und wenn sie dort wieder einziehen muss, hofft sie ihren besten Freund Pau zu treffen, der dort wie sie Stammgast ist. Sie teilen dort fast alles zusammen, aber nur über ihre Computerbildschirme, denn Mukopatienten müssen immer auf Abstand bleiben, um Querinfektionen zu verhindern. Doch dann taucht Will (fast 18) auf der Station auf, er pfeift auf die Regeln, wozu auch, er ist dem Tode geweiht. Er ist seit einer Infektion mit einem resistenten Keim von jeder Transplantationsliste gestrichen worden. Seine Rebellion bringt Stella auf die Palme, doch sein Charme und seine Augen ziehen sie an. Dennoch könnte jede Berührung tödlich sein. Sie müssen 2 Meter Abstand halten und dann noch Infektionsschutzkleidung tragen! Zwei wie Feuer und Wasser, die nun da sie einander kennen ,ein ganz anderes Verständnis für die Zeit, die ihnen bleibt entwickeln.

Stella liebt und bewundert ihre kreative große Schwester Abby über alles! Sie selbst ist zwanghaft strukturiert und hat sogar eine App entwickelt, um ihre Behandlung zu optimieren! Wills Einstellung passt da so gar nicht! Als ich in der 12 war, traf ich einen Mukoviszidose-Kranken im Abitur. Er trank, er rauchte, er kiffte, ich war erstaunt. Seine Schwestern hatten die gleiche Krankheit, hielten sich an alle ärztlichen Ratschläge und die Älteste ist trotzdem keine 30 Jahre alt geworden. Ich habe Stellas Empörung verstanden, aber in Kenntnis eines realen Betroffenen, hielt ich auch Will für sehr real und nachvollziehbar. Die Wut sein Leben nicht in Krankenhäusern zu verschwenden, während Stella sie als zweite Heimat akzeptierte und sich dort ein Leben neben dem Leben einrichtete, ist fesselnd. Eine Krankheit, zwei Herangehensweisen – doch gibt es da richtig oder falsch? Keiner von beiden hat jedoch mit dem Leben gerechnet und mit der Liebe. Aber es ist kein Kammerspiel mit nur zwei Personen. Man lernt auch Stellas Familie und Freunde, Wills Mutter und Freunde, Pau und das Krankenhauspersonal kennen. So werden beide real, zu Menschen statt Patienten. Das Bedürfnis gehalten zu werden, wird gerade in Krisen und in der Liebe übermächtig, doch es würde für sie den sicheren Tod bedeuten. Es schmerzt schon diese Sehnsucht zu hören! Irgendwann überstürzen sich die Ereignisse und Stella gelangt an einen Wendepunkt. Was will sie und wofür? Macht all ihre akribische Planung Sinn? Sehr emotional beginnt man sich mit Stella zu fragen, was es eigentlich ist, was wir am Leben lieben. Was treibt uns an? Man beginnt mit den beiden zu bangen und zu hoffen, doch worauf eigentlich, denn die Diagnose ist früher oder später immer ein Todesurteil. Doch es ist ein Jugendbuch. Auch wenn ich während des Hörens zwischenzeitlich pausieren musste, weil es mich zu sehr packte. Eine emotionale Geschichte mit höchsten Höhen und tiefsten Tiefen, die wirklich unglaublich traurig sind, doch endet diese wunderschöne Liebesgeschichte nicht mit Tränen der Trauer.

Sehr gut hat mir übrigens die angesprochene Problematik gefallen, wie junge Patienten sich gegenüber ihren zukünftigen Hinterbliebenen fühlen. Welche vorauseilenden Schuldgefühle sie plagen, weil sie wissen, daß ihr sicherer früher Tod, ihre Familien in Verzweiflung stürzen wird. Vielschichtig regt diese Liebesgeschichte auch zum Nachdenken an.

Die Geschichte von Stella und Will wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Mal aus ihrer, mal aus seiner Sicht. Von daher gibt es mit Maximiliane Häcke und Dirk Petrick auch zwei junge Sprecherstimmen. Maximiliane Häcke klingt jung, entschlossen und dann auch wieder ganz zerbrechlich. Ihre Stimmung schwingt in ihrer Stimme mit, mit allen Höhen und Tiefen. Sie gefällt mir ausgezeichnet in ihrer Darstellung der bisweilen hin- und hergerissenen Stella.
Dirk Petricks Stimme ist den Zuhörern vielleicht schon als Cole aus der Erfolgsserie Riverdale bekannt. Sie klingt unheimlich sympathisch und macht es daher verständlich, daß sich Stella, trotz seines anfänglich unmöglichen Verhaltens, in ihn verliebt. Man hört schon, daß mehr in Will steckt, als er zunächst zeigt.

Das Cover wird übrigens von einer der Zeichnungen von Stellas älteren Schwester Abby geziert, und stellt eine gesunde Lunge dar. Im Inneren der Klapphülle sind Filmszenen zu sehen, die Stella und Will ein Gesicht geben. Diese Zeichnung hängt Stella jedes Mal auf, wenn sie wieder „ihr“ Krankenhauszimmer bezieht.

Ich hoffe, daß nachdem Kinoerfolg die Bereitschaft zu Organspenden wieder steigt, denn auch wenn die Spenderorgane den Empfänger nicht heilen, so schenken sie ihm doch kurze aber kostbare weitere Jahre, für die er sehr dankbar sein wird.

Eine berührende Geschichte, die ich aus vollem Herzen empfehle.

Veröffentlicht am 19.06.2019

Welch ein glückliches Ende für Pferdinand!

Der Esel Pferdinand - Abrakadabra, einmal grauer Esel! - Band 6
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Endlich wieder Ferien und Emmi ist bei Oma und Opa Hoppe und ihrem geliebten Esel Pferdinand, der kleine Esel, der sich so sehr bemüht wie ein Pferd zu sein. Dabei ist er doch viel besser als ein Pferd! ...

Endlich wieder Ferien und Emmi ist bei Oma und Opa Hoppe und ihrem geliebten Esel Pferdinand, der kleine Esel, der sich so sehr bemüht wie ein Pferd zu sein. Dabei ist er doch viel besser als ein Pferd! Vor allem viel besser als der eingebildete Pitt, der seinem Reiter Lenni und Emmis guter Freund, das Leben schwer macht mit seinen Launen. Doch Lennis Geburtstag steht unmittelbar bevor und diesmal soll es eine Überraschung geben. Da kann nichts seine gute Laune verderben. Im Dorf gibt es seit neuestem einen Zauberer und der soll auf seiner Party auftreten! Emmi glaubt ja nicht, daß Herr Rabzack wirklich zaubern kann und meint, daß das alles nur Tricks seien. Doch als Pferdinand sieht, wie der Zauberer weiße Mäuse aus dem Hut zaubert, sieht er seine große Chance gekommen! So ein Magier kann ihn doch sicher auch in ein Pferd verwandeln!

Meine Töchter lieben den Esel Pferdinand so wie er ist! Voller lustiger Ideen, abenteuerfreudig und ein loyaler Freund. Seine Freunde wollen ihn auch genauso so haben und wissen nicht so richtig, wie sie ihn von seinem Plan abbringen sollen, nicht daß er genauso wird wie Pferd Pitt!

In diesem Abschlußband der Reihe geht es darum, was wirklich zählt im Leben. Ist es wirklich die Erfüllung von vermeintlichen Schönheitsidealen, oder doch etwas ganz anderes? Warum sind einige wie Pitt oder Eselsbruder Zottel so fies? Sind sie wirklich gemein, oder steckt doch was ganz anderes dahinter? Diese Fragen beleuchtet der 6. Band und kommt für den kleinen Esel zu ganz erstaunlichen Ergebnissen! Aber natürlich ist das hier keine langweilige Moralpredigt, sondern wie immer ein echtes Abenteuer voller Überraschungen und Hindernissen. Dabei treffen die Freunde vom Klausen- und Hoppehof auf alte Freunde und lernen neue kennen. Klar sie sind ja offen und haben ein großes Herz, was machen da schon Größenunterschiede aus.
Suza Kolb erzählt ganz liebevoll eine Geschichte über ungleiche Freunde, die nichts trennen kann, da sie sich einfach verstehen. Ja, auch Emmi und Lenni wissen einfach, was ihnen die Tiere sagen wollen, selbst Kater TomTom und Hahn Bernd. Die Kombination der Tiere, deren Freundschaft jeden erdenklichen Rahmen sprengt, ist einfach witzig und ermutigt Kinder, doch einfach mal ungewöhnlich zu denken. Der absolute Liebling meiner Jüngsten ist übrigens der kleine Ziegenbock Paule, der beste Freund des grauen Träumers. Den findet sie viel niedlicher auf den Bildern und meistens ist er auch der vorsichtigere von den beiden, dabei sind sie eigentlich nur gemeinsam so richtig mutig. Freundschaft macht halt stark und Einsamkeit mies gelaunt und muffelig.
Die Schriftgröße ist für sehr junge Leser ab Klasse 2 noch angenehm groß. Die Sprache ist gut verständlich und gut lesbar. Die Kapitel haben eine überschaubare Länge und mit rund 140 Seiten können die kleinen Leser stolz auf sich sein, ohne sich jedoch vom Umfang erschlagen zu fühlen. Ein echtes Buch um Spaß am Lesen zu bekommen.

Dabei wird diese Geschichte mit den wunderbaren, farbenfrohen Illustrationen von Carola Sieverding verschönert. Ganz zu Beginn der Geschichte gibt es im Einband sogar ein Bild von den tierischen Bewohnern von Opa und Oma Hoppes Garten, mit Namen. Das macht es Neueinsteigern leichter und weckt bei den Kennern der Reihe schöne Erinnerungen.

Mit diesem Band erhält die Reihe ein würdiges Ende, in sich schlüssig, rundet es alles richtig ab und vermittelt Kindern vor allem eins: Akzeptanz als Zauberwort!

Wem dieses Buch gefällt, kann neben den übrigen 5 Bänden der Reihe auch noch die erfolgreiche Ponyreihe „Die Haferhorde“ von Suza Kolb entdecken.

Eine sehr empfehlenswerte Reihe für junge Leser ab Klasse 2, die aber meine Töchter, obwohl schon deutlich älter, immer noch lieben.

Veröffentlicht am 17.06.2019

Originelles Mauerabenteuer - vor der Wende

Das Mauerschweinchen
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Deutschland in den 80er Jahren, Berlin ist eine geteilte Stadt. Eine Mauer zerschneidet sie in zwei Teile Ost (DDR) und West (BRD) und damit auch mitten durch Straßenzüge wie z.B. die Sonnenallee, die ...

Deutschland in den 80er Jahren, Berlin ist eine geteilte Stadt. Eine Mauer zerschneidet sie in zwei Teile Ost (DDR) und West (BRD) und damit auch mitten durch Straßenzüge wie z.B. die Sonnenallee, die Schwedter Straße oder die Wolliner Straße. Das macht auch heute noch das Navigieren durch Berlin schwierig, aber damals war die Mauer zwischen den 2 politischen Systemen schier unüberwindbar. In der Wolliner Str. 54 lebt Aron vorübergehend. Seine Eltern sind als linientreue Genossen zu einem Forschungsaufenthalt in Moskau, so daß Aron, ein leidenschaftlicher Drachen- und Flugzeugkonstrukteur zu seiner Oma zieht. Die ist nicht ganz so linientreu, aber Rentnerin und wohnt in einem der Mauerhäuser. Während sie mal wieder einem ihrer Ausflüge in den Westteil der Stadt macht, was Rentner durften, bleibt Aron zurück. Und nicht nur er, auch Meerschweinchen Bommel von den Müllers, die in einer Nacht- und Nebelaktion ausgereist, oder geflüchtet sind. Wer weiß das schon. Die Nachbarn wollen Bommel grillen und verspeisen, das kann Aron nicht zulassen, aber bei Oma kann er auch nicht leben, wegen der Katze, die frisst bestimmt Meerschweinchen. Also muß Aron Bommel aus den Klauen der gierigen Metzgersfamilie befreien und in Sicherheit bringen.
Auf der anderen Seite der Mauer lebt Nora, in der Wolliner Straße 45. Sie wünscht sich nichts so sehr wie ein Meerschweinchen, doch ihre Eltern wollen keine Haustiere, noch nicht mal ein kleines Meerschweinchen. Darum drückt sich Nora auch immer in der Zoohandlung um die Ecke herum, um bei den Tieren sein zu können, so oft, daß sie mit Antonio, dem geistig zurückgebliebenen Sohn der Eigentümerin sogar schon befreundet ist. Als ihre beste Freundin nun auch dem „Vier-Pfoten-Club“ der Oberklassenzicke beitritt und zu einer Geburtstagsparty einlädt, zu der man nur mit seinem Haustier darf, hat Nora ein echtes Problem. Ob sie sich ein Meerschweinchen aus dem Zooladen ausleihen darf, oder woher soll sie ein Tier nehmen?

Es empfiehlt sich mit der CD von Arons Geschichte zu beginnen, da diese zeitlich zuerst beginnt. Dies ist nicht vermerkt, aber sinnvoll finde ich, nicht jedoch zwingend. Es ist eine Wendegeschichte, obwohl die Wende in der Politik sich noch nicht bemerkbar machte, die Teilung aber allzeit gegenwärtig in den Köpfen der Bewohner Berlins. Doch die Kinder heute können sich das gar nicht mehr vorstellen und es ist auch nicht mehr so viel davon zu sehen, außer daß es an einigen Stellen schwierig ist, die vom Mauerpark geteilten Straßen mit dem Auto zu durchqueren. Wie soll man also Kinder das begreiflich machen, was es damals bedeutete in Berlin zu wohnen, während heute die Problematik bezahlbarer Mieten im Vordergrund steht? Am Besten mit einer Geschichte, einer Geschichte, die in Ost und West spiel, aus der Sicht von Kindern, Junge und Mädchen, damit sich alle angesprochen fühlen. Und wofür brennen alle Kinder, meist vergeblich? Klar für Haustiere! Doch diese Geschichte hier basiert tatsächlich auf wahren Begebenheiten, das fliegende Meerschweinchen hat es gegeben, ebenso wie Aron und Nora, die aber wohl anders hießen, und natürlich die Plastiktüte.
Ich hatte befürchtet, es könnte langweilig sein, weil Arons und Noras Geschichten zu viele Überschneidungen hätten, aber es reizte mich, da das Buch ein Wendebuch ist, das man von zwei Seiten, aus verschiedenen Perspektiven lesen kann, dann dreht man es um und fängt wieder an. Wie soll das denn bitte schön, bei einem Hörbuch funktionieren? Es funktioniert sogar sehr gut! Als ich das Hörbuch auspackte, mußte ich grinsen. Solch eine Hülle hatte ich ja noch nie gesehen, sie lässt sich von vorne und hinten öffnen! Es gibt kein CD 1 oder CD 2, weil es kein vorne und kein hinten, kein richtig und kein falsch gibt. Es sind zwei unabhängige Geschichten, die sich am Ende bzw. in der Mitte bei der Rettung des Mauerschweinchens Bommel treffen, als Happy End sozusagen hat Bommel fliegend die Teilung der Stadt überwunden.
Stefan Kaminski ist selbst Ostberliner und hat auch schon zuvor „Das Labyrinth der Lügen“ einen Jugendkrimi zur Teilung der Stadt gelesen. Er liest Arons Geschichte sehr nachlebbar. Seine Unsicherheit, als seine Oma plötzlich auch weg ist, nachdem sie mal wieder rüber in den Westen ist, seine Verzweiflung, als Bommel gegrillt werden soll und seine Entschlossenheit ihn zu retten, all das hört man seiner Stimme an. Dabei schließen Aron und sein neuer Zufallsfreund einen kühnen Plan. Der ist nicht ganz ohne, denn in der DDR mußte man stets auf der Hut sein, vor Spitzeln, vor allen möglichen Gefahren und zu vertrauen konnte gefährlich sein. Doch für Bommel, wagt Aron es. Das Zögern, das Zweifeln, der Mut der Verzweiflung, all das kann man Aron, alias Stefan Kaminski sehr gut anhören und somit mitfühlen. Besonders das Bespitzelungsgefühl ist sehr gut gelungen, denn eigentlich sollte man sich ja als Kind mit diesem Gefühl nie auseinander gesetzt haben. Fast schon agentenmäßig spannend!
Die Westberlinerin Nana Spier spricht hingegen Nora (das Buchstabenspiel der Vornamen Aron und Nora von der Autorin finde ich schon klasse). Ebenfalls verzweifelt, weil sie ein echtes Problem hat. Sie wünscht sich sehnlichst ein Meerschweinchen zu Weihnachten und bekommt einen Zauberkasten! Außerdem hat sie Streit mit ihrer besten Freundin und die Klassenzicke, hackt auf ihr rum! Diesen Mädchenkonflikt kann man Nana Spier genau anhören, auch diese Biestigkeit von der Nora sich bedroht und verunsichert fühlt. Dennoch ist auch dieser Handlungsstrang, auch jungstauglich, denn sie ist ziemlich gewitzt und keine Tussi. Dilemmamäßig spannend!

Ein Hoch auf die wahrscheinlich tierliebste Plastiktüte der Literaturgeschichte.

Eine sehr außergewöhnliche Geschichte über den Alltag und seine Tücken in der damals geteilten Stadt. Deutsch-deutsche Geschichte wird so auch für Kinder ab 9 Jahren hör- und fühlbar!

Veröffentlicht am 13.06.2019

Spannende Zeitreisen, mit tollen Einblicken

Die Zeitdetektive Sammelbox
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Diese Entdeckerbox enthält die 3 Einzelbände
Marco Polo und der Geheimbund
Francis Drake, Pirat der Königin
Der Fluch der Wikinger

Die Zeitdetektive sind die Freunde Kim, immer schlagfertig und mit ihren ...

Diese Entdeckerbox enthält die 3 Einzelbände
Marco Polo und der Geheimbund
Francis Drake, Pirat der Königin
Der Fluch der Wikinger

Die Zeitdetektive sind die Freunde Kim, immer schlagfertig und mit ihren langen blonden Haaren bisweilen sehr auffällig, der belesene Julian, der sportliche Leon und die ägyptische Katze Kija, die einen guten Riecher für Gefahren und Lösungen hat und die sie seit ihrem ersten Abenteuer in Ägypten begleitet. Durch Julian besitzen sie einen Schlüssel zur Bibliothek des Benediktinerklosters St. Bartholomäus. In dieser gibt es den geheimen Raum Tempus, von dem aus man in die Vergangenheit, an verschiedene Orte reisen kann. Von dieser Möglichkeit machen die Freunde gerne und häufig Gebrauch, wenn ihnen eine Frage zum Leben in der Vergangenheit auf den Nägeln brennt.

Im Schulunterricht lernen die Kinder von Marco Polo und seinen Reisen, die er lebendig aufschrieb und die noch heute als die Mutter aller Reiseberichte gilt. Eine Klassenkameradin behauptet jedoch, daß dies alles erfunden sei, Marco Polo sei nie auf der Seidenstraße gereist. Dem wollen die Freunde natürlich nachgehen und reisen ins Jahr 1275, als der siebzehnjährige Marco sich in Begleitung seines Vaters und seines Onkels in die Mongolei begab. Sie brachten Safran im Tausch gegen Edelsteine und wurden von zwei Mönchen begleitet, um die der Kublai Khan ausdrücklich gebeten hatte. Der Enkel des Dschingis Khan war fasziniert vom Christentum und wollte mehr darüber erfahren. Die Reise war damals gefährlich und abenteuerlich, da stets mit Überfällen zu rechnen war. In diesem Abenteuer werden die Freunde Zeugen von gefährlichen Vorfällen und einem Giftanschlag auf den jungen Marco.

Dieser Band widmet sich vor allem dem wenig bekannten Aspekt, daß Marco Polo die Bibel nach Osten brachte und die Angst der Buddhistischen Völker vor der fremden Religion und dem Verlust von Macht und Einfluss ihrer Anführer. Dieser Band gefiel meiner Tochter am besten. So war der Einblick in die Karawanserei für sie spannend und auch die Organisation der Jambs, ähnlich der Poststationen im wilden Westen, wo die Boten frische Pferde, Nahrung und eine Schlafstätte er hielten. Mir gefiel besonders gut, die für Kinder nicht ganz so einfache argumentative Diskussion, zu Beginn in der Schule. War Marco Polo ein Hochstapler oder nicht? Was spricht dafür und was dagegen? Sprachlich ist das ein tolles Vorbild.

Auf dem Baggersee werden die Freunde in eine Bootsschlacht mit miesen Typen aus der Schule verwickelt, doch mit List können sie dem Angriff entkommen. So ein Piratenleben war auch früher gefährlich und die meisten starben noch jung. Anders der legendäre Sir Francis Drake, der sogar für seine Verdienste von Königin Elisabeth I im Jahre 1581 zum Ritter geschlagen wurde. Die spanische Seemacht verfügte über die Macht über die Meere und untersagte den Engländern den Handel mit den Niederlanden und auch den Sklavenhandel. Das ließ Drake sich nicht bieten und fügte mit seinen Schiffe der spanischen Armada immer wieder großen Schaden zu. Dieses Abenteuer führt die Freunde ins Jahr 1579, als Francis Drake sein größer Sieg dank einer List gelang: er kaperte das mit Schätzen beladene und schwerbewaffnete Schiff Cacafuego. Die Schätze nahm er sich, ließ die Mannschaft aber am Leben.

Man mag sich zwar bisweilen wundern, daß die Kinder immer wieder Unterschlupf finden und ausgerechnet Kinder so eine tragende Rolle spielen, aber gerade bei diesem Abenteuer wird ihr großer Vorteil offensichtlich: Kinder sind stets nüchtern und können daher immer klar denken, auch wenn fast alle anderen um sie herum, vom Rum benebelt sind! Dabei wird aber auch klar gestellt, daß die Piraten nicht allzeit betrunken waren, sondern die Rumfässer den Feiern nach erfolgreichen Aktionen vorbehalten waren. Die spanische Armada ist zwar ein Begriff, aber die wirkliche Bedeutung der einstigen Weltmacht Spanien, wird heute gerne mal verkannt. Hier kann man wirklich hören, wie mächtig und gefürchtet die Spanier damals zu See waren.

Nachdem die Freunde das Kino nach dem neuesten Wicki-Film verlassen, grübeln sie über die bedeutendsten Wikinger nach. Sie haben ja nicht nur Amerika entdeckt, sondern auch Grönland besiedelt. Wie war das eigentlich? Wieder schleichen sich die Freunde vor Ort als angebliche Waisenkinder auf der Suche nach Arbeit und Unterkunft ein und werden Zeuge der Intrigen bei der Besiedlung einer fischreichen Bucht durch 700 hungrige Wikinger. Doch es wird schnell klar, daß auch die Feinde, diese große Aufgabe nur miteinander schaffen können.

Dieser Band ist sehr geprägt von Kämpfen, was meiner Tochter weniger gefiel. Mir war Kim wieder sehr sympathisch, die befürchtete, es gäbe bei den Wikingern wieder nur Fisch zu essen. Dabei bekommt sie diesmal auch Getreidebrei mit Hammelfleisch, denn zur Besiedlung von Grönland wurden nicht nur ganze Hausstände, sondern auch Tierherden mitgenommen. So lernt man nebenbei auch immer wieder Details aus dem Alltagsleben der Wikinger, auch dass sie ganz schön früh morgens aufgestanden sind! Sehr gut gefiel mir, daß sie abends um eine Transfunzel herumsaßen, ein Begriff, über den ich mir bis dato nie Gedanken gemacht habe, der aber durch die Wal fangenden Wikinger klar wird.

Jede CD dauert etwas über 70 Minuten und widmet sich einem kurzen Augenblick im Leben der großen Entdecker, der dafür dann aber um so intensiver und spannender erlebt wird. Für einen besseren Überblick über das große Ganze gibt es das Booklet, daß jeweils auf zwei Doppelseiten das Leben des jeweiligen Entdeckers zusammenfasst und um ein Glossar mit den unbekannten Begriffen ergänzt wird. Zu Beginn des Booklets wird dann für Neueinsteiger der Rahmen der Reihe zusammengefasst, damit auch jeder versteht, wer die Vier sind und was es mit ihren Zeitreisen auf sich hat. Manche Gebiete sind so spannend, daß es die Freunde dort mehrfach zu verschieden Zeiten hin verschlägt. Meiner Tochter gefällt, daß sich die Geschichten je auf ein Abenteuer beschränken und man dann ja weiteres nachlesen kann, im Glossar, oder auch ein anderes Abenteuer hört. Sie bekommt dadurch regelmäßig Lust, mehr über die jeweilige Zeit und die Länder zu erfahren. Durch das miterlebte Abenteuer bleiben bei ihr auch die vermittelten Fakten gut haften. Denn sie hört sie immer mal wieder und frischt so ihr Gedächtnis auf. Sie hört Stephan Schad gerne zu, der lebendig und z.T. geheimnisvoll spricht, ohne je zu übertreiben. Seine Stimme ist angenehm und gut verständlich und schafft es Geschichte zum Leben zu erwecken.

Fabian Lenk liebt es Kindern historische Erlebnisse in Krimiform zu präsentieren und sie über die Spannung an das Abenteuer der Historie heranzuführen. Was interessiert bleibt haften und seine Abenteuer sind spannend, gleichermaßen für Jungen und Mädchen ab 8 Jahren.