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Veröffentlicht am 22.09.2019

Wie ein schrecklich schönes Märchen (Leserunden Ex.)

The Kingdom
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Inhalt:
„Du siehst aus wie ein Mensch. Du sprichst wie ein Mensch. Aber kannst du auch fühlen wie ein Mensch?
Verborgen hinter einem großen Tor liegt The Kingdom, ein atemberaubender Fantasy-Erlebnispark ...

Inhalt:
„Du siehst aus wie ein Mensch. Du sprichst wie ein Mensch. Aber kannst du auch fühlen wie ein Mensch?
Verborgen hinter einem großen Tor liegt The Kingdom, ein atemberaubender Fantasy-Erlebnispark mit biotechnischen Lebewesen voller Schönheit und Einzigartigkeit. Unter ihnen sieben makellose Prinzessinnen, die dir jeden Wunsch erfüllen. Szenenwechsel – Gerichtssaal: Prinzessin Ana soll den Parkangestellten Owen ermordet haben, für den sie Gefühle hatte. Doch sind künstliche Intelligenzen wirklich in der Lage, Emotionen und eine eigene Moral zu entwickeln? Ein Jahrhundertprozess beginnt, in dessen Verlauf nicht weniger als die Frage nach Schuld und Gerechtigkeit im 21. Jahrhundert verhandelt wird.“

Meine Meinung:
Die Geschichte wird aus der Sicht von Ana, der Protagonistin, und mit Hilfe von Gerichtsprotokollen, Zeugenaussagen, Befragungen von Ana während des Prozesses und auch Texten und Material über den Freizeitpark erzählt. Das ist schon die erste Besonderheit dieses Buches. Statt einer klassisch erzählten Handlung aus Sicht eines oder mehrerer Charaktere, bekommt man bei The Kingdom ähnlich einer Serie oder eines Films Seiten mit Gerichtsprotokollen, Werbeanzeigen des Freizeitparks, Schwarz-Weiß Bildern, die Teil des Prozesses sind, Gesprächsprotokolle und man hat somit von Anfang an das Gefühl richtig mittendrin zu sein. Es wird nicht einfach nur erzählt was die Staatsanwältin sagt oder will, nein man kann es nachlesen als würde man mit im Gerichtssaal sitzen und wäre ein Zuschauer bei diesem Prozess. Ich finde diese Art, den Aufbau des Buches sehr faszinierend, einzigartig und es erzeugt eine starke Spannung und lässt einen noch besser in die Welt von The Kingdom eintauchen.
Der Handlung zeigt aber nicht nur die Geschichte nachdem Ana schon der Prozess gemacht wird, nein sie beginnt am Anfang vor dem Kennenlernen von Ana und Owen und so erfährt man als Leser schon einiges über Ana, die anderen Prinzessinnen, den Park, das Leben der Fantastinnen und zum Beispiel ihres Tagesablaufs.

Ana ist eine wirklich interessante, liebenswürdige, mutige Protagonistin, die ich auf den ersten Blick mochte. Durch ihre Augen lernt man The Kingdom, die anderen Prinzessinnen, das Leben dort, den Park, die Welt kennen. Zwar ist Ana eine Fantastin und damit eine von Menschen gemachte Maschine, die eine Art Hybrid KI Wesen ist, aber sobald man Anas Gedanken folgt, liest wie sie ihren Tag beschreibt, ihre Sicht auf die Dinge, wie sie die anderen Prinzessinnen, die sie als Schwestern bezeichnet, findet, vergisst man diesen Punkt sofort. Sie ist in ihren Gedanken, Handlungen und auch Emotionen schon sehr menschlich und scheint nur auf den ersten Blick eine Maschine zu sein. Allein die Tatsache, dass sie am Ende eine Arbeitstages, wenn der Park schließt, erschöpft ist, keine Lust mehr auf die Besucher hat oder es nicht so toll findet das eine ihrer Schwestern immer zuerst ihr Kleid auswählen darf zeigt schon, dass Ana mehr ist als eine von Menschen gemachte Maschine. Sie ist in diesem Momenten, leicht zynisch, fertig vom Tag, etwas neidisch, teilweise verärgert und ja einfach menschlich.

Die anderen Prinzessinnen, die Mitarbeiter im Park und weitere Charakter lernt man allein durch Anas Sicht kennen. Was aber sehr gut funktioniert. Man bekommt einen sehr guten Überblick über die Art wie die einzelnen Schwestern sind, was ihre Eigenarten sind, wie sie im Umgang miteinander sind und was sie ausmacht. Auch da wird deutlich, dass die Fantastinnen nur auf dem Papier Maschinen sind. Jede Schwester, Fantastin, hat doch ihre ganz eigene Art.

Die meisten Mitarbeiter in The Kingdom kommen nicht so gut weg. Sie sind in der Regel keine netten Menschen und behandeln Ana und ihre Schwestern und auch die Hybrid-Tiere wie Dinge, Maschinen, ein bißchen wie Monster.

Owen bildet da von Anfang an eine Ausnahme. Er ist auf den ersten Blick sympathisch, lieb, interessiert und behandelt Ana mit Respekt. Damit hebt er sich deutlich von den anderen ab.
Zwischen ihm und Ana entsteht eine Verbindung, eine Beziehung die über Angestellter im Park und Fantastin hinausgeht. Die Art wie die zwei sich annähern, sich kennenlernen war wirklich gut gemacht. Es zeigt sich in jeder Szene der beiden, dass Ana mehr ist als eine Maschine und für mich war es das Kennenlernen von zwei Personen und nicht von einem Menschen und einer Maschine.

Die Welt von The Kingdom ist faszinierend und erschreckend zugleich. Man taucht ein in diesen fantastischen Freizeitpark wo es Fantastinnen gibt, die perfekt sind, Hybrid-Tiere von längst ausgestorbenen Arten und Fabelwesen wie einem Pegasus und Stellen die an Disneyland erinnern. Und gleichzeitig ist es ein Ort, an dem Menschen mit Technologie neue Tierarten erschaffen haben, ausgestorbene Arten wiederbelebt haben, diese wie im Zoo eingesperrt ihr Dasein fristen, Hybrid Prinzessinnen jedem Besucher seine Wünsche erfüllen sollen und damit ein Leben in Ausbeutung fristen. Denn das ist was The Kingdom ist: Ein Ort voller Unterdrückung, Ausbeutung, Technologie, keinem freien Willen, Konformität, Anpassung, Gehorsam, Perfektion, verpackt in eine schöne, glänzende Hülle, die ein „Happily Ever After“ verspricht in dem Träume und Wünsche für die Dauer eines Parkbesuches wahr werden.

Fazit:
The Kingdom ist eine Dystopie, die neben einer zarten Liebesgeschichte, einer spannungsgeladenen SciFi Geschichte vor allem eine Geschichte ist, die die Frage nach Moral, nach wieviel Mensch steckt in einem, wann ist ein Mensch ein Mensch, wie menschlich kann eine Maschine sein und wie haben wir mit diesen Maschinen umzugehen und sie zu behandeln aufwirft. Sie regt zum Nachdenken an, zeigt wie grausam Menschen sein können und das Ausbeutung, Unterdrückung, schlimme Dinge jedem, auch Hybrid Prinzessinnen passiert und das es keine Rolle spielt, ob Mensch oder Fantastin, wenn es um diese Dinge geht.

Veröffentlicht am 20.08.2019

Ein typisches Regina Mars Buch: Tolle Charaktere, Witz, Romantik, Ernst und dem genialen Lummerdingen

Heiße Keramik
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Klappentext:
"»Ich bin hier, um Ihnen ein Angebot zu machen.«

Was macht dieser blonde Schnösel in seiner Werkstatt? Als hätte Gordan nicht schon genug Probleme, steht dieser Robin plötzlich vor dem schlecht ...

Klappentext:
"»Ich bin hier, um Ihnen ein Angebot zu machen.«

Was macht dieser blonde Schnösel in seiner Werkstatt? Als hätte Gordan nicht schon genug Probleme, steht dieser Robin plötzlich vor dem schlecht gelaunten Keramiker und will eine Plastik, die Gordan nicht töpfern kann. Gordan tut das einzig Richtige und wirft ihn raus.

Aber Robin ist hartnäckig. Um seiner Familie zu beweisen, dass er mehr als ein leichtlebiger Trottel ist, geht er Gordan weiter auf die Nerven. Und Tag für Tag schleicht er sich mehr in dessen Herz ...

Enthält: Kleinstadtromantik, Gürteltiergießkannen, betrunkene Eskapaden und die ganz große Liebe."

Meinung:
Ich als totales Regina Mars Bücher Fangirl bin natürlich beim Anblick des Covers ganz aus dem Häuschen gewesen. Es ist einfach ein so typisches Regina Mars Cover und damit genau das, was ich an ihren Büchern vom Cover her so liebe. Und so passt dieses Buch perfekt zu den anderen Büchern und komplementiert sie einfach wunderbar. Also ich liebe das Cover. Es ist lustig, vereint den Titel und Inhalt perfekt miteinander und ruft einfach: Les mich ich bin das neue von Regina Mars, du wirst es nicht bereuen.

Wie immer ist der Schreibstil von Regina Mars flüssig, amüsant, witzig, leicht, aber doch mit ernsten Nuancen, wenn es nötig und wichtig ist und voller Bilder und Sätze, die zum Schmunzeln, Lächeln und sich Wohlfühlen einladen. Man folgt den beiden Protagonisten Robin und Gordon gleichermaßen und erhält so Einblick in beide, ihre Gedanken, Gefühle und was sie bewegt. Ich finde das immer toll bei Büchern und habe mich sehr gefreut, dass es hier auch so ist.

Robin wirkt auf den ersten Blick und einige Zeit zu Beginn des Buches wie der typische reiche Adelsspross, der in den Tag hineinlebt, sich keine richtigen Gedanken um die Zukunft macht, nicht richtig arbeitet und nur Sex und die damit verbunden Eskapaden im Kopf hat. Aber man merkt doch ziemlich, dass Robin einfach nur nicht weiß wie er seinen Weg gehen soll im Leben, dass ihm die richtige Unterstützung und vor allem Wertschätzung durch seine Familie fehlt. Er ist nämlich wirklich sehr schlau und gewitzt, hat einiges auf dem Kasten, ist sehr humorvoll, liebevoll, verständnisvoll und tief in sich auch irgendwie traurig, einsam und braucht jemanden, der ihn einfach so nimmt und liebt wie er ist.

Gordon, der andere Protagonist, ist so gar nicht wie unser junger, „verwöhnter“ Robin. Erstens ist er doch ein paar Jährchen älter als Robin. Dann lebt er in einem Dörfchen namens Lummerdingen, wo die Leute wirklich alles, also so richtig alles über jeden wissen und damit nicht gerade hinter dem Berg halten und der größte Tratschverein sind, der mir je unterkommen ist, was Gordon aber kein bißchen stört. Und zu guter letzt versucht er sich mit der Herstellung von Töpferware in Form von Tiermotivgeschirr über Wasser zu halten. Ja ich rede hier von Spitzmaustassen und Regenwurmtellern. Also nein Gorgon ist eher der ruhige, brummige, „Ach macht doch was ihr wollt und redet was ihr meint“ Typ, der sich immer noch von seiner Trennung erholt und arbeitstechnisch ein bißchen in der Krise steckt. Aber er ist auch großherzig, einfühlsam, ein toller Zuhörer, unglaublich aufmerksam und merkt genau die Dinge, die die anderen Menschen nie merken. Ja das alles ist Gordon, wenn man dann etwas Zeit mit ihm verbringt und er einen nicht direkt wieder vor die Tür setzten will.

Robin und Gordon zusammen sind ein wirklich wahnsinnig amüsantes, witziges, streitbares Gespann voller Energie, dass sich gegenseitig perfekt ergänzt. Sie sorgen dafür, dass man immer weiter lesen möchte und bei vielen Szenen einen Lachkrampf bekommt oder sich ans Herz fasst und denkt: Wow Gordon, du triffst es auf den Punkt oder einfach nur ein Knistern ohne Ende in der Luft liegt und die zwei die perfekte Chemie miteinander haben (Ton kann sehr knisternd sein!). Robin und Gordon sind füreinander genau das, was dem jeweils anderen gefehlt hat und was er braucht in seinem Leben.

Und die ganzen Nebencharaktere, ja eigentlich alle in Lummerdingen und Lummerdingen selbst haben die Geschichte zu noch tolleren Geschichte gemacht. Es gab so viele Szenen im Buch wo ich dachte: Das ist wie aus einem Film oder einer Serie, oh wenn das jetzt animiert wäre. Lummerdingen als Dorf und die Einwohner haben diesen wundervollen Dorfcharme gepaart mit Peinlichkeiten und Fremdschämen so perfekt verkörpert, dass man sich alle so lebendig vorstellen konnte und ich mir Lummerdingen in echt gewünscht habe. Und auch wenn ich jetzt von Tratschen, Peinlichkeiten und Fremdschämen geschrieben habe, muss ich sagen, die Lummerdinger sind nie böse, gemein, hetzten oder gehässig. Nein sie sind einfach wie diese Tante oder der Onkel, die man immer nur einmal im Jahr sieht und die auf den Familienfeiern immer auffallen, weil sie zu laut, zu impertinent zu nervig sind. Es aber immer lieb, nett und gut meinen und nur dein Bestes im Sinn haben und man sie einfach nur gern haben muss.
Ja ich finde „Heiße Keramik“ ist so ein Buch, das sich wie der Besuch bei Übergriffen Verwandtschaft anfühlt, wo man am Ende vollgestopft mit Kuchen, Ratschlägen fürs Leben und selbst gestrickten Topflappen wieder nach Hause kommt anfühlt.

Für mich ist „Heiße Keramik“ ein lustiges, witziges, heuerwärmendes, aber auch nachdenkliches, manchmal ernstes Buch, dass zwei wirklich wundervolle Protagonisten hat, die nur auf den ersten Blick einfach wirken, mit genialen Nebencharakteren aufwarten kann und zudem noch Spitzmaustassen populär macht. Also was will man mehr? Ich sage daher: Lest es und folgt Robin nach Lummerdingen.

Anmerkung:
Ich durfte dieses Buch im Rahmen einer Leserunden lesen und möchte mich nochmal ganz Herzlich bedanken. Meine Meinung hat das in keiner Weise beeinflusst.

Veröffentlicht am 05.07.2019

Von Motten und dem Licht, der 1. Liebe und dem Erwachsen werden

Die Sache mit der Motte und dem Licht
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„*Wenn das Herz sich die Flügel verbrennt…*
Liebe auf Knopfdruck ist gar nicht so einfach. Das lernt Lenny spätestens, nachdem er sich bei der Dating-App G-Stagram angemeldet hat. Je länger er sucht, ...

„*Wenn das Herz sich die Flügel verbrennt…*
Liebe auf Knopfdruck ist gar nicht so einfach. Das lernt Lenny spätestens, nachdem er sich bei der Dating-App G-Stagram angemeldet hat. Je länger er sucht, desto mehr zweifelt er daran, jemals den passenden Freund für sich zu finden. Bis eines Morgens Nick in den Schulbus steigt, der neue Fußballstar der Nachbarschule. Von ihm wird Lenny ab der ersten Begegnung angezogen wie die Motte vom Licht. Dumm nur, dass Nick im Gegensatz zu Lenny nicht nur unglaublich cool, sondern auch definitiv hetero ist. Oder etwa nicht?“

Meinung:
Beim Cover habe ich sofort gedacht: Das möchte ich haben und ins Regal stellen! Es ist ein Cover, dass einem direkt ins Auge springt, bei dem man sofort den Klappentext lesen möchte und das einem Lust auf die Geschichte macht. Für mich ist dieses Cover das absolut perfekte Cover für „Die Sache mit der Motte und dem Licht“ und ich wünsche mir sehnlichst ein Taschenbuch.

Ich hatte ja schon „Mein Herz, dein Kopf und ein Universum dazwischen“ von Katharina Wolf gelesen und war da schon total begeistert gewesen von ihrer Art zu schreiben. Und auch „Die Sache mit der Motte und dem Licht“ war vom Stil her wieder ein Fest beim Lesen. Katharina Wolf schreibt modern, lässt ihre Protagonisten Jugendsprache verwenden ohne das es komisch oder albern klingt, schafft einen Witz und Humor auf den Seiten, dass man die ganze Zeit mitlachen und schmunzeln möchte und schafft es mit jedem Wort, dass man immer mehr liest, bis das ganze Buch ausgelesen ist und man von vorne anfangen möchte.

Lenny (Lenard) ist der perfekte Protagonist. Er ist witzig, lustig, offen, ein toller bester Freund, ehrlich und unglaublich authentisch. Alles an Lenny hat mich sofort begeistert.
Dazu kommen Lennys beste Freunde Karla und Freddy, die einfach nur genial sind. Ich habe selten so ein tolles und perfekt harmonierendes Freundestrio wie Lenny, Karla und Freddy gelesen. Lenny allein ist unglaublich, aber als Trio sind sie einfach unschlagbar.
Nick (Nikolas) hat diesen Slowmotion-Wow Effekt. Ich habe mich wie Lenny sofort in ihn verliebt, weil er einfach so bezaubernd und charmant ist. Aber ich habe auch direkt gemerkt, wie kompliziert, schwierig und bis zu einem gewissen Grad undurchschaubar Nick ist.

Die Sache zwischen Lenny und Nick ist so gar nicht einfach. Lenny ist zwar geoutet und bereit für den ersten Freund, aber für Nick ist das alles nicht so leicht. Dass zwischen den beiden die Funken sprühen ist schnell klar und auch wenn Lenny nicht weiß, ob Nick schwul ist, ist da eindeutig was zwischen den beiden. Und dieses „Da ist was“ wird dann auch immer mehr und so langsam mit sehr viel Humor, Witz und Schlagfertigkeit näheren die beiden sich an und kommen sich näher. Dabei ist es immer ein bißchen so, dass Nick sich mal mehr auf Lenny einlässt und sich dann wieder zurückzieht. In diesen Momenten wollte ich beim Lesen Nick jedesmal gegen die Wand klatschen oder ihn schütteln. Aber man merkt ziemlich schnell, dass Nick einfach zerrissen ist, nicht weiß wie er Lenny, seine Gefühle für ihn und die Erwartungshaltung seiner Eltern miteinander vereinbaren soll. Er ist so gar nicht mit sich im Reinen und hat den Sprung zu sich selbst zu stehen noch nicht gewagt und hat auch einfach Probleme dabei es zu tun. Für Lenny ist das zum Teil sehr schwierig und zerrt an seinen Nerven. Er will Nick verstehen, für ihn da sein, aber er will auch einen festen Freund, jemand, der zu ihm steht und sich nicht versteckt. Katharina Wolf hat es geschafft genau diese schwierigen Stellen, die Probleme zwischen den beiden und ihre Ängste, Gedanken und Gefühle sehr glaubhaft und authentisch darzustellen. An keiner Stelle wirkte es übertrieben, überzogen oder zu viel.
Und trotz der Schwierigkeiten oder genau deswegen sind Lenny und Nick ein wundervolles Paar. Sie haben witzige, lustige, romantische, zuckersüße Szenen und zaubern einem ein Lächeln aufs Gesicht. Lenny und Nick sind so ein „Die zwei gehören zusammen“ Paar mit einer Menge Zuckerwatte. Da stimmt einfach alles bei den beiden.

„Die Sache mit der Motte und dem Licht“ ist eine perfekte Mischung aus Ernst, Drama, Witz, Humor und Romantik. Es ist eine Geschichte über das Erwachsen werden, die 1. Liebe und die Schwierigkeiten, Akzeptanz und Toleranz, über „zu sich selbst stehen“ und dem lernen über sich hinaus zu wachsen. Kurzum ein perfektes Jugendbuch! Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und bin Hin und Weg von Lenny und Nick.

Also holt euch das Buch, lest es und werdet Fan der beiden und von Katharina Wolf.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Eine ehrliche, greifbare und zutiefst mitreißende Liebesgeschichte

Zwei in Solo
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„Sie stammen aus zwei Welten, und doch verbindet sie die gleiche Sehnsucht: ganz sie selbst zu sein.

Als Sophie und ihr ehemaliger Schüler Milo nach Jahren wieder aufeinandertreffen, fühlen sie sich sogleich ...

„Sie stammen aus zwei Welten, und doch verbindet sie die gleiche Sehnsucht: ganz sie selbst zu sein.

Als Sophie und ihr ehemaliger Schüler Milo nach Jahren wieder aufeinandertreffen, fühlen sie sich sogleich zueinander hingezogen. Dabei sind sie so verschieden - sie, die gelernt hat, jedes Gefühl zu unterdrücken, und er, der in ein Leben voller Gewalt und Machtkämpfe geboren wurde. Als sie bereit sind, sich wirklich aufeinander einzulassen, wird aus Sophie und Milo endlich Solo. Doch ihre kleine Welt ist dem Untergang geweiht, wenn die beiden ihre Vergangenheit nicht hinter sich lassen können...“

Beim Cover hab ich sofort gedacht: Wunderschön! Es ist so ein Cover, dass die ganze Geschichte perfekt einfängt und wenn man das Buch gelesen hat, sieht wie perfekt gewählt dieses Cover ist.

Der Schreibstil von Elja Janus ist flüssig, sehr gut zu lesen und packend. Ich wollte einfach immer weiterlesen und herausfinden was mit Sophie und Milo passiert. Daneben ist er auch sehr bildlich und blumig. Das Buch ist aus der Perspektive von Sophie und Milo geschrieben, was ich ganz toll finde.

Sophie und Milo sind zwei ausgesprochen authentische, ehrliche und einnehmende Charaktere. Sophie scheint ein gutes, erfülltes Leben zu haben. Aber schon auf den ersten Seiten sieht man, dass Sophie etwas fehlt. Sie existiert, sie kommt mit allem klar, aber das Mehr fehlt, das lebendig fühlen fehlt. Milo hingegen hat ein ganz anderes Leben als Sophie, eines, dass auf den ersten Blick schlechter, weniger gut wirkt. Doch Milo ist und hat genau das, was Sophie nicht ist und ihr fehlt: Er ist lebendig, er hat sein Mehr, er ist da.

Der Beginn von Sophie und Milo war wie eine Selbstverständlichkeit. Dass Sophie 31 ist, Lehrerin und Milo 10 Jahre jünger, ihr ehemaliger Schüler und in einer Bar arbeitet spielt dabei gar keine Rolle. Für mich waren die zwei in erster Linie eine Frau und ein Mann, die es wie zwei Magnete zueinander zieht. Ihr Zusammensein wirkt wie das einzig passende in den Leben der Beiden.
Elja Janus hat von Anfang an ein Paar geschaffen, dass füreinander gemacht ist. Und auch wenn Milo und Sophie sich ein Wir erst erarbeiten müssen, ihre so unterschiedlichen Leben Spuren hinterlassen haben, kam ich ich beim Lesen nie auf den Gedanken, dass die zwei nicht unwiederbringlich zusammengehören. Klar die Beziehung der beiden, ihr Zusammensein ist schwierig, manchmal steinig, voller Unterschiede, aber auch lustig, wunderschön und auf ihre Art perfekt. Sophie ist eine fantastische Frau, die nicht verurteilt, sich Zeit nimmt für ihr Gegenüber, an das Gute im Menschen glaubt, manchmal etwas naiv ist, aber unglaublich viel Geduld und auch Vergebung in sich hat. Milo wiederum ist lebendig, echt, ungekünstelt, er selbst, aber auch voller schlimmer Erinnerungen und Ängsten. Gemeinsam lernen die beiden die beste Version von sich selbst zu sein. Sophie wird freier, offener, lernt die falsch angebrachte Selbstkritik zu lassen, sich manchmal etwas gehen zu lassen, zu glauben, dass sie um ihrer Selbst willen geliebt wird. Und Milo holt immer mehr die unterdrückten, versteckten Seiten in sich zum Vorschein, er traut sich ein Teil von Sophies Welt zu sein, mehr im Leben zu wollen, als er bis jetzt hatte und sich langsam durch Sophies Augen zu sehen. Aber trotz der Veränderung, Entwicklung der Charaktere war es nie so, dass ich das Gefühl hatte sie würden eine 180 Grad Drehung machen und sich verbiegen. Nein die Autorin hat mit Sophie und Milo zwei Protagonisten erschaffen, die sich fordern, sich unterstützen und das was in dem jeweils anderen steckt hervorholen und sichtbar machen.

Neben der Beziehung hat Elja Janus auch die zwei Welten von Sophie und Milo perfekt ins Bild gesetzt. Sophies Welt ist durchzogen mit Schein, Arroganz, Überheblichkeit, einer
ganz bestimmten Attitüde wie sie nur bestimmten Menschen innewohnt und der Art nie wirklich das zu sagen oder tun, was man eigentlich denkt und will. Aber durch Milos Welt kommt ein starkes, gefährliches Drama in die Geschichte. Milos Welt, seine Vergangenheit, sein Leben ist nämlich nicht einfach nur anders, als das von Sophie. Es ist gefährlich, tut weh, kann einen zerstören und ist eigentlich nicht für die Liebe der beiden gemacht. So unterschiedlich, so gefährlich und ernst die eine Welt ist, so wunderbar authentisch, ehrlich und klar hat die Autorin sie geschildert und eingebaut. Ich fühlte mich an keiner Stelle, als wäre ich grade in einem Klischee oder zu übertriebenen Vorurteil. Vielmehr wirkte alles unglaublich realistisch und greifbar auf mich.

Der Titel „Zwei in Solo“ hat wie schon im Klappentext angedeutet was mit der Beziehung von Sophie und Milo zu tun. Was sich aber genau hinter dem Buchtitel verbirgt und wie fantastisch die Autorin das eingeflochten und zur Geschichte verwoben hat, verrate ich an dieser Stelle nicht. Das wäre nämlich ein starker Spoiler und ich möchte euch diesen wundervollen Aha Moment beim Lesen nicht vorwegnehmen.

Sophie und Milos Geschichte ist eine Achterbahnfahrt. Sie ist stürmisch, langsam, schnell, gefährlich, voller Funken, Lebendigkeit, Witz, aber auch Ernst, Dramatik und Romantik ohne klischeehaft oder kitschig zu sein. Die Geschichte glänzt mit zwei starken Charakteren, die selbst den nicht schönen Dingen etwas Schönes geben. Milo und Sophie sind zwei nicht perfekte Menschen, die miteinander perfekt sind und genauso sind wie sie sein sollten, ohne wenn und aber. Ich habe beim Lesen gelacht, geweint, gelitten, mich geärgert, gebangt, mich gefreut, die Funken sprühen sehen und eine Welt entstehen, zerspringen und wieder neu zusammengesetzt gesehen. Kurzum am Ende habe ich es mit einem lachenden und weinenden Auge geschlossen und war einfach nur glücklich.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Eine tolle, emotionale und intensive Liebesgeschichte

Zane & Lennon – A San Francisco College Romance
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Vorweg: Ich durfte das Buch als Rezensionsexemplar lesen, was meine Meinung aber in keiner Weise beeinflusst hat.

 „Zane & Lennon  – A San Francisco College Romance“ ist der dritte Band der „College ...

Vorweg: Ich durfte das Buch als Rezensionsexemplar lesen, was meine Meinung aber in keiner Weise beeinflusst hat.

 „Zane & Lennon  – A San Francisco College Romance“ ist der dritte Band der „College WG-Reihe“ von Christiane Bößel. Jeder Band behandelt ein anderes Paar und ist in sich abgeschlossen. Auch wenn es ein Wiedersehen mit den vorherigen Paaren gibt, können die Bände unabhängig voneinander gelesen werden. 

Cover: 
Das Cover zeigt zwei Männer in schwarz-weiß, die sich fast küssen. Der Titelschriftzug prangt als Raute direkt in der Mitte und ist umgeben von weiß und Grüntönen. Insgesamt ist das Cover sehr harmonisch und zeigt einem sofort worum es geht. Die grün-weiße Farbgebung passt sehr gut zu dem in schwarz-weiß gehaltenen Paar. Mit diesem Cover passt auch Band 3 perfekt zu den anderen Bänden und lässt es auch als Teil der Reihe erkennen. 

Schreibstil: 
Der Schreibstil von Christiane Bößel ist flüssig, locker, witzig und sorgt dafür, dass man das Buch in einem Rutsch lesen kann. Die Geschichte wird sowohl aus Zane als auch aus Lennons Sicht erzählt. Dadurch kann man sich als Leser sofort in die Charaktere hinversetzten und bekommt immer mit was der jeweils andere gerade denkt oder fühlt. 

Story: 
Zane wohnt mit seinen beiden besten Freunden in einer Studenten WG in San Francisco und ist kein Kind von Traurigkeit. Bevor für ihn der Ernst des Lebens beginnt und er das Familienunternehmen übernehmen muss, versucht Zane noch so viel Freiheit und Spass zu haben wie nur möglich. Dabei schleppt Zane eine Frau nach der anderen ab und denkt auch gar nicht an eine feste Beziehung oder daran sich zu binden. Als er dann auf den schwulen Tierarzt Lennon trifft ändert sich auf einmal alles für Zane. Er fühlt sich augenblicklich zu Lennon hingezogen. Aber Zane darf nicht schwul sein, seine Zukunft, sein Vater, alles spricht dagegen. 

Meinung: 
Zane ist ein charmanter, einnehmender Charakter, bei dem man am Anfang denkt, dass er nur Spass und Frauen aufreißen im Sinn hat. Aber ganz so einfach ist das nicht. Zane versucht seine Studienzeit ohne große Verpflichtungen zu genießen, weil nach dem Studium die Verantwortung und die Übernahme des Familienunternehmens auf ihn warten. Man merkt ziemlich schnell, dass Zane so gar nicht glücklich mit der für ihn vorgesehen Zukunft ist und er auch nicht gut mit seinem Vater auskommt. Sobald er über seine Zukunft nachdenkt oder darauf zu sprechen kommt zeigt er oft eine starke Unzufriedenheit und Unsicherheit.
Zane ist ein sehr vielschichtiger und authentischer Charakter, der mir sehr nah gegangen ist und den ich sehr gut nachvollziehen konnte. 

Dem gegenüber steht Lennon, der so ganz anders ist als Zane. Lennon ist Ende 30, Tierarzt und offen schwul. Neben dem tollen Verhältnis zu seiner Familie und einem Beruf, den er liebt, ist Lennon mit sich im Reinen und zufrieden mit seinem Leben. Er ist ein sehr ehrlicher, liebevoller, offener netter und aufmerksamer Charakter. 
Obwohl die zwei Charaktere so unterschiedlich sind, haben sie mich beide sofort auf ihre Art begeistert und in den Bann gezogen. 

Bei Zane und Lennon sprühen von Anfang die Funken und die Anziehung der beiden zueinander ist fast schon greifbar. Aber Zane macht es sich und Lennon unglaublich schwer. Er wehrt sich mit jeder Faser seines Körpers gegen Lennon und dagegen sich zu einem Mann hingezogen zu fühlen. Was dazu führt, dass er unglaublich mit sich ringt und immer wieder zwischen der Anziehung nachgeben oder sich nicht darauf einlassen schwankt. 
Für mich als Leser war Zane in diesen Momenten immer unglaublich authentisch. Die Angst und Abwehrhaltung in Bezug auf seine vorgeplante Zukunft, das Nichtverstehen mit seinem Vater und die starke Negativhaltung seines Vaters Homosexualität gegenüber machten jede Reaktion, Handlung und Emotion von Zane nachvollziehbar und realistisch. 
Die Autorin hat es geschafft, Zanes Ringen, sein zu sich selbst finden und die Thematik und Problematik von Homophobie sehr ehrlich, stark und realistisch darzustellen. An keiner Stelle wirkt es überzogen oder zu dramatisch. 

Besonders gefallen hat mir wie Lennon mit seiner wundervollen Art und dem Glauben an Zane nach und nach Zanes Mauern einreißt und versucht zu ihm durchzudringen. Lennon kommt dahingehend aus einer völlig anderen Welt als Zane und kennt weder Zukunftsdruck, eine bestimmte Erwartungshaltung oder nicht von seinen Eltern wertgeschätzt zu werden. Er ist meiner Meinung nach der passende Gegenentwurf zu Zane, der ihm den Halt und die nötige Kraft gibt, die Zane braucht. 

Die Nebencharaktere, jeder auf seine Art passen perfekt und ergänzen die Geschichte von Zane und Lennon um tolle Freunde, eine tolle Familie und auch ernste und schwierige Facetten. 

Da ich nicht Spoilern möchte, werde ich jetzt keine weiteren Details zu den Nebencharakteren und zur Handlung schreiben.

Fazit: 
Die Geschichte von Zane und Lennon ist eine intensive, emotionale, nervenaufreibende und einfach schöne Achterbahnfahrt der Gefühle und Emotionen. Die Autorin schafft es die perfekte Balance zwischen ernsten und schwierigen Themen, Dramatik, Witz und einer starken Liebesgeschichte darzustellen. Zane und Lennon sind für mich ein tolles Paar, dass trotz der Unterschiede und Schwierigkeiten perfekt zusammenpasst und sich ergänzt. Mich hat das Buch von der ersten bis zur letzten Seite begeistert und ich habe es in einem Rutsch gelesen. Ich habe mitgefiebert, mitgelacht, mich geärgert, mich aufgeregt, gebangt und am Ende das Buch mit einem Lächeln geschlossen.