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Veröffentlicht am 18.07.2019

Wasser ist Leben

Dry
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Spannende kompakte Erzählung, die die Fragilität des Alltages aufzeigt und seine scheinbar grenzenlos zur Verfügung stehenden Güter (zumindest in den privilegierten Teilen der Welt...) bedenken lässt; ...

Spannende kompakte Erzählung, die die Fragilität des Alltages aufzeigt und seine scheinbar grenzenlos zur Verfügung stehenden Güter (zumindest in den privilegierten Teilen der Welt...) bedenken lässt; beginnt recht banal mit einem anscheinend nicht funktionierenden Wasserhahn, was jedoch der Auftakt zu einer handfesten Wasserkrise in Südkalifornien ist. Der Fokus liegt auf drei, später fünf Jugendlichen die sich in einer rasch zum unmenschlichen Katastrophengebiet mutierenden Gegend durchschlagen müssen. Was passiert wenn lebensnotwendiges Wasser plötzlich nicht mehr verfügbar ist. Was tun, wer verhält sich wie, wie reagieren Staat und Behörden und wie schlimm kann es werden? Dies schildert das Vater - Sohn Autorenduo im Roman, wenn auch etwas oberflächlich, realitätsnah und spannend. Habe ich am Anfang die Geschichte noch distanziert und mässig neugierig verfolgt, vor allem da die (erste) weibliche Hauptfigur am wenigsten überzeugend und fassbar gezeichnet ist, hat sie mich nach ca. einem Drittel, mit Auftauchen der Aussenseiterin Jacqui in ihren Bann gezogen. Die ständig wechselnde Erzählperspektive zwischen den jungen Protagonisten ist typisch modern, manchmal verwirrend, stützt aber auch die Komplexität der Erzählung. Vom gewohnten Alltag hinauskatapultiert in eine Welt des Misstrauens, in einen immer brutaler werdenden Überlebenskampf, kurz vorm Verdursten. Das ist ein harter Trip, der im Buch hautnah, etwas zu flott, in einem Rutsch lesbar und nicht zu brutal umgesetzt wird. Gerade in Amerika, wo fast jeder Einwohner eine Waffe kaufen kann und geschätzt mehr als 300 Millionen Pistolen und Gewehre im Umlauf sein sollen, stell ich mir eine solche Krise besonders mörderisch vor.

Veröffentlicht am 03.04.2019

L(i)eben

Liebende
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Liebende - Jeong Ho-seung
Welch schöner Titel für diese liebevolle Fabel.
Von Sehnsucht und Neugierde getrieben,verlässt Blauperlenauge ihren angestammten Platz als Tempelglöckchen-Karpfen unter dem ...

Liebende - Jeong Ho-seung
Welch schöner Titel für diese liebevolle Fabel.
Von Sehnsucht und Neugierde getrieben,verlässt Blauperlenauge ihren angestammten Platz als Tempelglöckchen-Karpfen unter dem Dach. Sie entfaltet Flügel und fliegt in die weite Welt. Zurück lässt sie ihre alte Liebe Schwarzperlenauge, auf der Suche nach dem wahren Leben und der wahren Liebe. Es folgt eine abenteuerliche Reise für den kleinen fliegenden Fisch, der sich bald als Vogel fühlt und erkundet ob das Leben als Vogel bedeutungsvoller ist und glücklicher macht. Eine Reise die nach der Essenz des Lebens fragt und warum es manchmal so furchtbar schmerzt. Erfrischend und anmutig gestaltetes herzerwärmendes Büchlein, sanft, poetisch und ein bisschen verrückt :)
´´Ich freute mich sehr, dass er mich für einen Vogel hielt.
´´Wer bist Du ?’´
´´Ich bin ein Fink’´
Er lächelte mich an und blinzelte mit seinen kleinen Augen. Ich wollte schon sagen, dass ich eigentlich ein fliegender Fisch war, verkniff es mir doch, weil ich nicht wusste, wie er das aufnehmen würde.´´

Veröffentlicht am 27.03.2019

Abenteuer-Fantasy eher für Jugendliche

Clans von Cavallon (1). Der Zorn des Pegasus
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Wunderschön aufgemachte Abenteuer-Fantasy Geschichte in klarer bildhafter Sprache und gutem Erzähltempo, die mit einem ´´fetten´´ Cliffhänger endet und natürlich neugierig auf Band 2 macht.
Dem tollen ...

Wunderschön aufgemachte Abenteuer-Fantasy Geschichte in klarer bildhafter Sprache und gutem Erzähltempo, die mit einem ´´fetten´´ Cliffhänger endet und natürlich neugierig auf Band 2 macht.
Dem tollen Cover der fliegenden Pegasus folgt beim Aufschlagen des Buches eine Landkarte von Cavallon. Für mich ist das immer ein liebevolles Feature, einer in einem fiktiven Land angesiedelten Fantasygeschichte. Eingangs werden kurz die Clans von Cavallon vorgestellt und mit Kapitel 1 beginnt die Geschichte unmittelbar. Mit einem Satz ist man in der Freien Stadt beim Jungen Sam Quicksilver und seinen Freunden, Einhörner Zentauren und Kelpies, beim Würfelspielen. So lernt man breits auf der ersten Seite Vertreter der verschiedenen Clans kennen, die diese Geschichte bevölkern. Dies schaffte einen flotten und guten Einstieg in die Geschichte. Folgend überrascht die Erzählung mit einer eigenwilligen Darstellung dieser einzelnen Clans und ihrer komplexen Lebensweise, Beziehung miteinander und gemeinsamen Vergangenheit. Im Verlauf ist bald ist nichts genau, wie es scheint. So finden sich die sehr jungen Helden der Story wieder in einem unerwarteten Strudel von Ereignissen, welche alte Geheimnisse von Cavallon berühren und ein Netz aus Lügen, Intrigen und Vorurteilen offenbaren. Diesen Aspekt der Geschichte sich, wenn notwendig, gegen eine unehrliche Autorität zu stellen und Vorurteile als solche zu erkennen und auf ihren wahren Gehalt zu überprüfen finde ich sehr positiv. Unangemessen, in einem Buch für Kinder ab 10 Jahren, sind die teilweise brutalen und vor allem sehr kriegerischen Elemente. Diese erzeugen, vor allem bei jungen Menschen denke ich, nicht wünschenwerte Bilder und Normen im Kopf.

Veröffentlicht am 20.09.2018

Es ist kalt

TEXT
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Ich war sehr neugierig ein Buch von Dmitry Glukhovsky zu lesen. Sein Werk `Metro 2033`, welches er mit 18 Jahren im Internet veröffentlichte, wird teilweise sehr gelobt und klingt interessant; ebenso der ...

Ich war sehr neugierig ein Buch von Dmitry Glukhovsky zu lesen. Sein Werk `Metro 2033`, welches er mit 18 Jahren im Internet veröffentlichte, wird teilweise sehr gelobt und klingt interessant; ebenso der Beginn von `Text`:
`Die Fensterscheibe zeigte verschwommene Tannen, das weiße Bildrauschen eines Novemberschneesturms; Telegrafenmasten flimmerten, schoben sich ins Bild wie Streifen auf einem verkratzten Stummfilm. Russland wurde auf der Scheibe gezeigt, und seit Solikamsk sah es immer so aus: Tannen, Schnee, Masten, dann eine Lichtung mit gedemütigten Bauernhütten, dann ein Bahnhof mit anämischen Zweistöckern aus Silikatziegeln und wieder Tannen, die millionenfach entlang der Schienen steckten, dicht und undurchdringlich – wie Stacheldraht, kein Durchkommen. Aber in dieser Endlosigkeit und Einförmigkeit der natürlichen Bebauung Russlands lag auch seine ganze Kraft, Größe und Schönheit. Ja, schön war das, verdammt! `

Vom Klappentext erfährt man bereits die Grundgeschichte. Ilja ist nach sieben Jahren Haft auf dem Weg nach Hause zu seiner Mutter, seinem einzig verbliebenen positiven Fixstern in einer kalten korrupten Welt. Doch statt ihrer warmen Kohlsuppe und willkommenen Tränen, erwartet Ilja bei seiner Ankunft Leere und Kälte, die Mutter ist zwei Tage zuvor verstorben. Ohne Halt richtet Ilja seine Fokus auf Chasin, der ihn als korrupter Drogenfahnder vor sieben Jahren unrechtmässig hinter Gitter brachte. Ilja macht ihn ausfindig und ersticht ihn und die trist-tragische Geschichte wird noch trister und schrecklich hoffnungslos.
Durch Chasins iPhone, das er an sich genommen hat, lernt Ilja sein Opfer, dessen Opfer er war, intim kennen. Im Speicher des Mobiltelefons ist fast dessen gesamtes Leben erfahrbar. Unzählige Nachrichten, Chats, Bilder, Videos, vermitteln intime Kenntnisse die Ilja erforscht und er beginnt mit Chasins Mutter, dessen Freundin Nina, später dem Vater, Kollegen & Vorgesetzten hauptsächlich per Nachrichten an Stelle von Chasin zu kommunizieren. Was als zaghafte, ausweichende und hinhaltende Kommunikation beginnt, wird immer gewagter und intensiver, bis Ilja am iPhone zu Chasin mutiert. Als Chasin agierend, verschmolzen mit seinen eigenen Gedanken und Intentionen nimmt er Einfluss auf Chasins Umfeld, mit dem er sich immer mehr auseinandersetzt. Es gibt zB. einen Nachrichtenaustausch mit Chasins Vater, da habe ich zwischendurch vergessen, dass Ilja nicht mit seinem eigenen Vater kommuniziert, so stark emotional involviert ist Ilja in die Kommunikation. Chasins Vater ist eine Schlüsselfigur der Geschichte, hartherzig, im korrupten System erfolgreich und unehrlich. Hatte man zu Beginn wenig Mitleid für das Mordopfer Chasin, beginnt man ihn durch das Kennenlernen seines Vaters, ähnlich wie Ilja als Opfer, kranker, kaltherziger, korrupter Umstände wahrzunehmen. So senkt sich die Schuld und das Verbrechen über Chasins Vater und Chasin auf Ilja herab, der Schuld und Verbrechen weiterführt und mit dem Mord an Chasin ebenfalls zum Täter wird.
Eine Geschichte beinahe ohne Trost, in die einzig die lebendige, schöne Nina ein wenig Schimmer bringt und deren einzig wirklich rechtschaffene Person Iljas Mutter gewesen war. Es gibt nur wenige reale Begegnungen in der Erzählung, ein Dreh und Angelpunkt ist das iPhone, was gemäss unserer modernen Zeiten, seiner mittlerweile erschreckend zentralen Stellung in vielen Leben entspricht.
Der eigenwillige teils modern-poetische Stil und diese urbane, kranke Handy-verknüpfte Story, im kalten Russland angesiedelt, haben ihren Reiz und die schonungslose Schilderung eines unglücklichen Lebens und liebloser Umstände ist markant und herausfordernd. Jedoch ist die Geschichte frustrierend und teilweise langatmig bzw. mühsam zu lesen, vor allem im Mittelteil.
Lesenswert oder nicht ? Jein, das muss wirklich jeder selbst entscheiden, ich weiss es nicht...

’Übel war die Nacht: kein Schlaf, kein Ort, um rauszugehen, ein Plage-Mond, zu wenig Wodka, das Kissen heiß, die Decke dick, wirre Träume oder Nicht-Träume, der Kühlschrank rumpelte, die Autos draußen, motorenwach, drangen mit Scheinwerfern in die Wohnung, Schatten kahler Birken krochen die Wände hoch, und immerzu brummte ihm der Kopf. Dem ausgeschalteten Telefon wurden angstvolle Mitteilungen gesandt: wie Vögel mit Wucht gegen geputzte Fensterscheiben schlagen und einem den Schlaf rauben.’

Veröffentlicht am 28.06.2023

Romanexperiment

I’m a Fan
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Eine Art modernes Romanexperiment, das heraus gerissenen Tagbebucheinträgen gleicht, die per eigenwillig betitelten Kurzkapitel chronologisch kreuz und quer zusammengefügt wurden. Der/dem/das Leser*in ...

Eine Art modernes Romanexperiment, das heraus gerissenen Tagbebucheinträgen gleicht, die per eigenwillig betitelten Kurzkapitel chronologisch kreuz und quer zusammengefügt wurden. Der/dem/das Leser*in wird ein vager Einblick gewährt in das bizarre Gefühlsleben einer jungen Frau, mit Freund (im Hintergrund) und einen älteren sehr erfolgreichen Mann als Wunschpartner jagend. Der Kurzkapitel / Roman-Steno-Stil liesst sich sehr flott und spiegelt ein wenig die moderne Informationsaufnahme beim Internetsurfen. Die Story entfaltet sich eingenwillig sprunghaft und und impulsiv wie ihre Protagonistin, eine sehr emotionale Anti-Heldin die getrieben und aufgerieben scheint zwischen ihrem Wunsch nach Anerkennung und Hass auf die Anerkannten. Fanatisch widmet sie dem unerreichbaren Wunschman und einer seiner Geliebten ihre aktive Obsession. Das Gefälle zwischen der Anti-Heldin, dunkelhäutige Immigrantin, 2. Generation und der gestalkten Geliebten, weisse privilegierte Amerkanerin, mit Vorzeige - Daddy und hippen Lifestyle, den sie ausführlich im Internet propagiert und präsentiert, ist der sowohl sprachlich als auch psycho-politisch am Besten ausgearbeitete Aspekt des Buches. Hier läuft die Darstellung zwischendurch zur Hochform auf und die Autorin versprüht kleine Feuerwerke der wohlformulierten Kritik gegen weissen Imperialismus, hirnlose Internetfollower und Elitenlifestyle. Jedoch `WEISSE - Rassismus` ist auch nur bedingt hilfreich und wirkt im Angesicht der weltweiten Globalisierung und Digitalisierung, die das eigenliche Gesicht der immer wieder hier Unterdrückte und dort Unterdrücker, gleich welcher Farbe, Herkunft etc aufzeigt unausgereift. Ähnlich wie die Geschichte emotional aufwühlt aber auch zu kurz kommt. Die Ausleuchtung der Figuren und tatsächlichen Vorgänge bleibt auf unangenehm unklarem Niveau. Vieles wird einfach offen gelassen und das letzte Drittel des Buches verliert sich sogar ein wenig in Wiederholungen um endlich abrupt zu enden und schnell vergessen zu werden...

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