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Veröffentlicht am 20.07.2019

Schöne Geschichte vor toller Kulisse

Show me the Stars
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„Show me the stars“ von Kira Mohn überzeugt zunächst einmal durch atmosphärische Dichte. Obwohl ich mindestens die Hälfte des Buches im Liegestuhl in der Sonne gelesen habe, machte mir der Roman große ...

„Show me the stars“ von Kira Mohn überzeugt zunächst einmal durch atmosphärische Dichte. Obwohl ich mindestens die Hälfte des Buches im Liegestuhl in der Sonne gelesen habe, machte mir der Roman große Lust auf Wanderungen in Regen und Sturm.

Protagonistin Liv zieht für ein paar Monate auf eine kleine Insel in Irland um in einem Leuchtturm zu leben. Dies wäre etwas, was mir selber Spass bereiten würde und so konnte ich mich in dieser Hinsicht gut mit Liv identifizieren.
Obwohl Liv so weit von zu Hause entfernt ist, bleibt sie nicht lange alleine, sonder hat schon bald mehr Freunde als in ihrer Heimatstadt Hamburg. Ihre Tage sind ausgefüllt mit Spaziergängen und der Recherche für neue Artikel, um ihre Karriere als Journalistin in Schwung zu bringen.
All das ist sehr kurzweilig geschrieben.

Liv verliebt sich in den Einzelgänger Kjer und ich fand es sehr positiv, dass der Roman dadurch nicht übertrieben kitschig wurde. Die Romanze mit Kjer ist ein Teilbereich des Buchs, aber nicht das zentrale Thema, denn Liv verliert ihre eigenen Ziele (Bewältigung ihrer Angst im Dunkeln und ihre Karriere ) nicht aus den Augen.

An manchen Stellen erschien mir Liv allerdings fast schon lächerlich naiv. Es dauert bis zum Ende des Buches, bis sie endlich dahinter kommt, warum sie ihren Job verloren hat, auch wenn es quasi ab Seite 1 klar war. Sie möchte keine Lebensmittel verschwenden, aber lässt die einfachsten Dinge anbrennen. An diesen Stellen musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass sie erst 20 Jahre alt ist, denn in anderen Aspekten, vorallem was den Umzug anbelangt, kommt sie wiederum sehr erwachsen rüber.
Negativ aufgestoßen ist mir auch die zweifelhafte Einstellung der Autorin zum Thema Vegetarismus. Kjer lässt den Satz fallen: „Ich wußte nicht, dass es leckeres vegetarisches Essen gibt“ und Sachen wie Kokosmilch werden als exotische Punkte auf der Einkaufsliste betrachtet.
Diese Buch ist doch über junge Leute und ich würde schon annehmen, dass gerade für diese Generation bewusst Essen ein Thema bzw. Normalität ist.
Soll es wirklich Leute Anfang 20 geben, die nicht wissen, dass es außer Fleisch auch andere Lebensmittel gibt, die schmecken?

Kjer wird zunächst einmal ein wenig als Bad boy eingeführt. Schnell kristallisiert sich heraus, dass er in Wahrheit ein sehr sensibler junger Mann ist, für den ich mir gewünscht hätte, dass er ein wenig mehr Mitgefühl von seinen Mitmenschen bekommt.
Auch Liv hat lange gebraucht, bis sie wirklich hinter die Fassade geschaut hat, und dass, obwohl sie von der ersten Sekunde an verliebt in ihn war.

Die Liebesgeschichte konnte mich deswegen auch nicht wirklich berühren. Viel fesselnder fand ich Livs Alltag auf der einsamen Insel, ihre Fototouren sowie der Blog, den sie ins Leben gerufen hat.
Müsste ich „Show me the stars“ in nur einem Wort beschreiben, so würde ich „schön“ wählen. Es ist ein Buch, welches man gerne liest. Man kommt leicht hinein und kann sich gut für eine längere Zeit darin vertiefen.
Der Leuchtturm und die einsame Insel geben der Geschichte etwas originelles und die Landschaft tut ihr übriges.
„Show me the stars“ weckt auf jeden Fall die Vorfreude auf neue Geschichten aus Castledunns und im September geht es bereits mit Seanna aus dem Pub weiter. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diese Serie weiterlesen werde.

Veröffentlicht am 31.05.2019

Familiendrama

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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Da mir das erste Buch von Inge Löhnigs Dühnfort Spin-Off sehr gut gefallen hat, war ich sehr gespannt, mit welchem Cold Case Gina Angelucci dieses Mal konfrontiert wird. Nachdem Gina zuvor 3 Bücher lang ...

Da mir das erste Buch von Inge Löhnigs Dühnfort Spin-Off sehr gut gefallen hat, war ich sehr gespannt, mit welchem Cold Case Gina Angelucci dieses Mal konfrontiert wird. Nachdem Gina zuvor 3 Bücher lang schwanger war, hat mich der große Zeitsprung von mehr als zwei Jahren zunächst einmal irritiert und ich war enttäuscht, so viel im Privatleben des Polizistenpaars verpasst zu haben.
Nach zwei Jahren Elternzeit kehrt Gina an ihren Arbeitsplatz zurück, genau rechtzeitig,um einen neuen Fall an Land zu ziehen. In der Gemeinde Altbruck wurden zwei Skelette mit Einschusslöchern gefunden, die vermutlich schon seit dem zweiten Weltkrieg dort lagen. Auch wenn ihr Vorgesetzter dagegen ist, möchte Gina den beiden Opfern ihre Namen zurückgeben und eventuelle Hinterbliebene kontaktieren.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart begleiten wir Gina bei ihren Ermittlungen und bei dem Versuch, Zeitzeugen zu finden. Parallel dazu schildern Rückblicke ins Jahr 1944 die Geschichte der Zwangsarbeiterin Kairi..
Zwangsarbeit ist ein Thema, über das ich noch keine Bücher gelesen habe und so hatte „Unbarmherzig“ definitiv einige interessante Aspekte zu bieten. Insgesamt konnte mich Inge Löhnigs Schreibstil wieder überzeugen. Man ist schnell in der Geschichte drin und es kommt beim Lesen keine Langeweile auf. Übermäßige Spannung allerdings leider auch nicht. Für einen Krimi war mir diese Handlung nicht packend genug. Mir fehlte auch die konkrete Mördersuche und die Gefahr, die damit einhergeht.
Mit den ausführlichen Rückblicken in die Kriegszeit sowie den familiären Verwicklungen und Geheimnissen würde ich „Unbarmherzig“ eher in die Kategorie der Familiendramen, die ich grundsätzlich auch gerne lese, einordnen.

Ich hatte von dieser Serie etwas den Anschluss verloren und konnte deswegen in den letzten Wochen zwei Dühnfort Krimis und die beiden Gina Bücher lesen.
In der geballten Masse fiel mir auf, dass Gina und Tino in ihrem Privatleben irgendwie immer dasselbe machen. Ständig müssen sie schnell noch einkaufen, da sie nie etwas zu essen zu Hause haben und scheinbar nicht für mehrere Tage planen. Fast täglich geht es entweder zu Marco in die Espressobar, in den Biergarten oder auf den Küchenbalkon. Tino sieht toll aus und Gina ist zu dick. Ich finde es schade, dass die Kapitel, die das Privatleben umreißen, so wenig Abwechslung bieten.
Die Stalkerin, die sich an Gina rächen wollte, konnte es das Ganze auch nicht wirklich aufpeppen. Dieser Handlungsstrang erschien mir so konstruiert, dass es nicht mehr war, als ein Seitenfüller. Kaum näherte sich die Haupthandlung dem Ende, hatte die Stalkerin ihr großes Finale.

Auch wenn die letzten Zeilen etwas negativ klangen, habe ich das Buch dennoch sehr gerne gelesen. Hauptsächlich, da ich das Ehepaar Dühnfort / Angelucci so gut leiden kann und ich mich immer freue, etwas Neues von ihnen zu hören.
Tino scheint mit dem Gedanken zu spielen, die Abteilung zu wechseln. Dühnfort als Profiler – hier ist Potenzial für einen ganz neuen Ansatz in der Krimiserie. Ich bin gespannt, wie er sich entscheiden wird.

Veröffentlicht am 25.05.2019

Düsterer Jugendroman

The Hurting
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Von Anfang an ist mir Lucy van Smits atmosphärische Wortwahl sehr positiv aufgefallen. Sie beschreibt die wilde Landschaft Norwegens und das raue Klima so perfekt, dass man sich die Schauplätze sehr real ...

Von Anfang an ist mir Lucy van Smits atmosphärische Wortwahl sehr positiv aufgefallen. Sie beschreibt die wilde Landschaft Norwegens und das raue Klima so perfekt, dass man sich die Schauplätze sehr real vorstellen kann.

Ihr Schreibstil hat etwas sogartiges, so dass man unbedingt wissen möchte, wohin all das führt, obwohl die Geschichte selbst mit jeder Seite abstoßender wird.
Die 15-jährige Nell ist mit ihrem Vater und ihrer Schwester Harper von England nach Norwegen gezogen. Die Familie hofft, dass die Ärzte dort Harpers seltene Krebserkrankung heilen können. Auch wenn die 18-jährige schwerkrank ist, ist sie ein Charakter, gegen den ich schnell eine sehr starke Abneigung entwickelt habe. Sie misshandelt ihre kleine Schwester physisch und psychisch und ist einfach nur boshaft. Der Vater ist Alkoholiker und selbsternannter Prediger. Auch er schreckt vor Gewalt nicht zurück. Seine Auslegung der Bibel erinnert an sektenartiges Gedankengut und er tyrannisiert seine Familie , insbesondere Nell, mit seinem Konzept für ein gottesfürchtiges Leben.

Nell ist für ihr Alter sehr stark, aber sie ist es gewöhnt, enttäuscht und im Stich gelassen zu werden.
Eines Tages lernt sie den Wolfsjungen Lukas kennen. Sie glaubt, die große Liebe gefunden zu haben und ist von seiner Perfektion überzeugt, wie es wohl nur ein Teenager sein kann. Dabei übersieht sie völlig, wie dieser sie manipuliert, ihr sogar bewusst schadet. Es passt in das Raster ihres Lebens. Sie glaubt, ihrer gewalttätigen Familie zu entfliehen und schlittert in ein noch größeres Disaster.

Die Geschichte ist überwiegend aus Nells Perspektive geschrieben und ich habe mich manches Mal über ihre Sprunghaftigkeit in Bezug auf ihre Gefühle und ihre Handlungen gewundert, dann fiel mir wieder ein, dass sie gerade erst 15 Jahre alt ist. Nell beginnt als naives, unterdrücktes Mäuschen und entwickelt sich zur Kämpferin, die alles riskiert, um den Fehler, den sie ahnungslos begangen hat, wieder auszubügeln. Diese Entwicklung war sehr interessant zu sehen. Auch Lukas ist ein faszinierender Bösewicht. Obwohl er selbst noch nicht volljährig ist, ist er dennoch bereits ein Psychopath, der durch seine Verbundenheit zu den Wölfen zu einem interessanten Charakter wird.

„The hurting“ macht Lust auf Winter, auf Norwegen und auf Wölfe. Gleichzeitig ist der Roman so spannend geschrieben, dass man ihn kaum aus der Hand legen kann.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Ein etwas schwächerer Dühnfort Krimi

Sieh nichts Böses (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 8)
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Jeder kennt sie, die berühmten drei Affen: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Dass es noch einen vierten Affen gibt – nichts böses tun – wissen die wenigsten Leute. Auch Kommissar Dühnfort war dieses ...

Jeder kennt sie, die berühmten drei Affen: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Dass es noch einen vierten Affen gibt – nichts böses tun – wissen die wenigsten Leute. Auch Kommissar Dühnfort war dieses Detail unbekannt, bis er bei einer Leiche die vierte Figur findet.
Eigentlich hat Konstantin Dühnfort seinen Kopf gerade alles andere als frei. Die Schwangerschaft seiner Frau Gina verläuft problematischer als gedacht. Doch plötzlich wird er mit einem völlig verzwickten Kriminalfall konfrontiert. Der Fund einer mehrere Jahre alten Leiche, das Verschwinden einer Frau – wie soll das zusammenhängen? Der einzige Verdächtige scheint zwar zunächst ein Allibi zu haben, wurde aber vor einigen Jahren bereits als vermutlicher Täter in einem Mordfall betrachtet.

Ich habe bereits alle Bände aus der Dühnfort Reihe gelesen und auch dieses Mal startete die Geschichte sehr spannend, so dass ich in Nullkommanichts von der Handlung gefesselt war. So ab der Hälfe stagnierte der Spannungsbogen allerdings und es wollte nicht so richtig vorwärts gehen.
Ziemlich schnell wurde klar, dass der Auslöser für die Tat in der Kindheit zu finden sind.
Die Fälle von Kindesvernachlässigung und Misshandlung, die in diesem Buch vorkommen, fand ich in ihrer Häufig zu viel des Guten. Quasi jeder Charakter hat mit Problemen mit dem Elternhaus zu kämpfen.
Obwohl sich ziemlich schnell ein Verdächtiger herauskristallisiert, bleiben die wahren Beweggründe ziemlich lange unklar. Erst ganz am Ende löst sich alles auf.

„Sieh nichts Böses“ startet stark, nimmt dann aber leider immer mehr ab. Sowohl Täter als auch die Opfer sind so unsympathisch und naiv, dass man nicht wirklich mitfiebern möchte.
Mehr bewegt hat mich die Entwicklung in Dühnforts privatem Leben. Hier bin ich auf jeden Fall gespannt, wie es weitergeht.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Wenn Liebe mit Gefängnis endet

Ich bringe dir die Nacht
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Zunächst einmal finde ich das Cover von „Ich bringe dir die Nacht“ ansprechend gestaltet. Der dunkle Untergrund verspricht eine unheimliche Geschichte, während für die Schrift fast schon mädchenhafte Farben ...

Zunächst einmal finde ich das Cover von „Ich bringe dir die Nacht“ ansprechend gestaltet. Der dunkle Untergrund verspricht eine unheimliche Geschichte, während für die Schrift fast schon mädchenhafte Farben verwendet wurden. Die Buchstaben sind erhaben, so dass man sie gerne mit dem Finger nachzeichnet.

Die Geschichte läuft auf zwei verschiedenen Ebenen ab. Nachdem Alison 10 Jahre lang in Holland, abgeschieden von ihrem alten Leben gewohnt hat, stehen eines Tages irische Polizisten vor ihrer Tür. Ihr Exfreund, der wegen 5-fachen Mordes verurteilt wurde, hat angeblich wichtige Informationen, die er allerdings einzig und allein Alison mitteilen möchte.
Parallel dazu verfolgen wir in Rückblicken wie Alison vor 10 Jahren von zu Hause auszog um in Dublin zu studieren. Zum ersten Mal weg von den Eltern leben ist aufregend für die 19-jährige. Sie führt das typische Leben einer Studentin – Parties, neue Freunde, erste Liebe... Doch was so schön begann, endet in einem Scherbenhaufen. Wie konnte sie nicht mitbekommen, dass ihr geliebter Will ein Mörder ist?
Eine Frage, auf die Alison auch mit 29 Jahren noch keine Antwort hat und je tiefer sie gräbt, desto mehr zweifelt sie, ob in Wahrheit nicht alles doch ganz anders gewesen sein könnte.

Es ist mir sehr leicht gefallen, in diese Geschichte hineinzukommen. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen.
Die 19-jährige Alison war mir zwar nicht zu 100 % sympathisch, aber das hat mein Interesse an der Handlung nicht negativ beeinflusst. Auch wenn ich Mitleid mit ihr hatte, dass sie nicht durchschaut, dass sie von ihrer besten Freundin Liz manipuliert und ausgenutzt wird, so ist sie dennoch eine dieser Personen, die alles und jeden um sich herum vergisst, so bald sie einen Freund gefunden hat.
Als das Unglück passiert, rennt Alison davon und ich stimme mit ihrer Mutter überein, dass sie auch 10 Jahre später in ihrem Teenager Alter stecken geblieben ist, da sie niemals aufgearbeitet hat, was ihr widerfahren ist.
Dafür entwickelt sie nun eine immense Energie und ist fest entschlossen, herauszufinden, ob Will tatsächlich ein Mörder ist und wer hinter den neuen / alten Taten steckt.
Das ist der Teil, an dem die Geschichte stark ins Unrealistische abrutscht.
Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Polizist eine Zivilperson mit nach Hause nimmt, Insider aus einer Mordermittlung teilt und gemeinsam mit ihr an Haustüren klingelt um Leute zu befragen. Das kam mir doch recht an den Haaren herbeigezogen vor.

„Ich bringe dir die Nacht“ nennt sich Thriller. Ist es spannend? Ja, im Sinne von „Ich möchte wissen, wie es weitergeht“. Schlaflose Nächte vor lauter Neugierde bekommt man allerdings weniger.
Mir haben hier die Schockmomente gefehlt, wenn eine Geschichte eine unerwartete Wendung nimmt. Bis ganz zum Schluss passiert im Grunde nichts, was völlig überraschend ist.
Persönlich würde ich das Buch eher in die Kategorie Roman einordnen.
Alles in allem hat es mir gut gefallen und ich würde weitere Veröffentlichungen der Autorin lesen.