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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2019

Düsteres aus dem (eigenen) Alltag

Verloren im Alltag
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Das Buch:
Ich habe dieses e-book im Rahmen einer Leserunde gelesen, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei der Autorengruppe AgAti bedanke. Diese Gruppe besteht aus den Münchner Autoren Kerstin ...

Das Buch:
Ich habe dieses e-book im Rahmen einer Leserunde gelesen, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei der Autorengruppe AgAti bedanke. Diese Gruppe besteht aus den Münchner Autoren Kerstin Herzog, Robert Dimrich, Sebastian Flecker, Stefan Egeler und Tamara Schopka und schreibt düstere, bisweilen sogar wirklich schaurige Geschichten, die aus Erlebnissen des ganz normalen Alltags resultieren.

Meine Meinung:
Die Geschichten beginnen zumeist relativ harmlos in einer Alltagssituation… Der Mann, der mit den Einkäufen nach Hause kommt… Ein Mann, der Flyer verteilt… Ein Schüler, der Hilfe braucht. Und doch entwickeln sie sich schnell und meistens mit einem steilen Spannungsbogen zu etwas schaurigem, einer Fiktion der möglichen näheren Zukunft und enden oftmals mit einem unvorhergesehenen Ende. Bei der einen oder anderen Geschichte habe ich daran gedacht, dass sie der Auftakt zu einem Psychothriller sein könnte, denn trotz der Kürze wurde eine Spannung aufgebaut, die bei mir unweigerlich die Frage aufwarf: Und wie geht es jetzt weiter?

Die meisten der Geschichten haben ein recht offenes Ende, sie lassen Raum für die Fantasie des Lesers. Manchmal hat mich dieses offene Ende jedoch auch unzufrieden zurück gelassen. Es gab mindestens eine Geschichte, bei der ich das Gefühl hatte, wenn sie weiter ginge, würde sie mich, ihren Leser, in den Wahnsinn treiben – genau wie ihren Protagonisten. Und manchmal waren es so kleine und sehr kreative Ideen, die mir eine Gänsehaut über den Rücken jagen ließ – oder auch hämisch lächeln.

Was diese Geschichten jedoch wirklich schaurig macht, ist die Tatsache, dass man sie nicht einfach in die fiktionale Ecke stellen kann. Ganz im Gegenteil! Der technische Fortschritt unserer Gesellschaft lässt vielmehr die Vermutung zu, dass es so oder so ähnlich wie in der Geschichte einmal sein könnte. Es ist vorstellbar und dadurch irgendwie dichter dran. Dadurch machen dieses Geschichten nachdenklich und man muss sich vielleicht auch eines Tages der Frage stellen: Wie komme ich damit denn nun klar?

Die letzten 3 Geschichten beschäftigen sich mit unserem Lebensende und dies auf unterschiedliche Art und Weise. Mir gefiel hier „Das Fest der Dankbarkeit“ am besten, weil sie eine Art beschreibt, wie ich sie mir für mein eigenes Ableben wünschen würde.

Fazit:
13 Geschichten (ob die Zahl in der Düsternis der Geschichten wohl gewollt ist?) - 13x Spannung auf wenigen Seiten – 13x Nachdenken über die Frage, ob es dazu wohl bald kommen kann – 13x lesenswert. 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Spannung in einem Filmpark

Die drei ???: und das blaue Biest
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Das Buch:
Es handelt sich hierbei um Folge 167 aus der Reihe der drei ??? Das Buch kann unabhängig von allen anderen Folgen gelesen werden. Wir haben ein Paperback aus dem Carlson Verlag, welches schon ...

Das Buch:
Es handelt sich hierbei um Folge 167 aus der Reihe der drei ??? Das Buch kann unabhängig von allen anderen Folgen gelesen werden. Wir haben ein Paperback aus dem Carlson Verlag, welches schon etwas weniger robust ist. Das Lesealter wird ab 10 Jahre angegeben. Das Cover ziert das blaue Biest aus dem Titel und sieht reichlich gefährlich aus. Aber ist es das auch wirklich?

Worum geht’s?
Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews werden von ihrem Freund Andy in den Freizeitpark „Movie Empire“ gerufen um dort eine Serie von Sabotage Akten aufzuklären. An jedem Tatort einer Sabotage finden sich seltsame Nachrichten des Täters, die die Detektive zunächst nicht deuten können und sie entsprechend irritieren. Gemeinsam mit Andy und der Managerin Judy lösen sie den Fall jedoch am Ende auf und können den Übeltäter der Polizei übergeben.

Unsere Meinung:
Ich habe meinem 10jährigen Sohn das Buch vorgelesen und wir hatten viel Spaß dabei.
Die drei Detektive gehören aus unserer Sicht heute in beinahe jedes Kinderzimmer und können Groß und Klein faszinieren.

In dieser Folge trennen sich die Detektive für eine Weile und ermitteln in unterschiedliche Richtungen. Daraus entstehen interessante Perspektivwechsel und die Blöcke werden natürlich stets an einer spannenden Stelle unterbrochen. Beim Vorlesen ist der Wechsel der Perspektive jedoch für den Zuhörer u.U. recht schwierig zu erkennen, da nicht immer sofort klar ist, wo die andere Perspektive beginnt. Rein optisch sind sie klassisch durch Absätze getrennt.

Am Ende führen ihre Ermittlungen die Detektive wieder zusammen und Bob, der Computerspezialist, bringt dann auch noch interessante Neuigkeiten mit, die ihnen dabei helfen eine Straftat zu verhindern. Wir mögen die ??? mit all ihren Eigenarten. Sie sind abenteuerlustig, klug und absolut sympathisch.
Mit Andy und Judy haben sie Freunde an ihrer Seite, die einerseits ihre Hilfe brauchen, aber andererseits auch aktiv mit ermitteln. Diese Kombination wirkt authentisch.

Die drei Detektive müssen hier mindestens 18 Jahre alt sein, da sie bereits Auto fahren dürfen. Insofern ist der Altersunterschied zwischen der Zielgruppe ab 10 Jahre und den Helden recht groß. Darüber hinaus sind die Filme, auf die sich hier häufiger bezogen wird – klar, wir sind in einem Filmpark – eher selten ab 10 Jahre freigegeben, was dazu führt, dass ein so junger Leser mit den Filmtiteln nur recht wenig anfangen kann.
Illustrationen finden sich in diesem Paperback keine mehr. Für Leser im Teenageralter ist dies sicherlich gerechtfertigt, in der Lesergruppe ab 10 kann das eventuell die Leselust etwas trüben. Zudem ist die Schrift sehr klein, sodass ich es streckenweise recht anstrengend fand den Text zu lesen.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen. Es kamen auch nur vereinzelt Fragen meines Sohnes, wenn er inhaltlich etwas nicht verstanden hatte. Die Spannung hält der Autor durchgängig hoch und bis zum Schluss bleibt offen, wer der Saboteur ist. Eigentlich lösen die Detektive in dieser Folge 3 Fälle auf einmal. Der Fall um das blaue Biest nimmt hierbei jedoch nicht die meiste Aufmerksamkeit der drei ein. Dies fand ich schon etwas verwunderlich, denn eigentlich ist der titelgebende Fall eher eine Nebengeschichte, die letztlich recht schnell abgehandelt wird. Der zentrale Fall ist aber sehr spannend beschrieben und lies meinen 10jährigen Sohn mitfiebern – mich übrigens auch!

Eignung für Kinder:
Das Buch wird im Buchladen in der Rubrik „Lesen ab 10 Jahre“ geführt. Für dieses Alter ist das Buch zum Selbstlesen meiner Ansicht nach noch nicht geeignet. Wird es vorgelesen, kann ein 10jähriger dem Fall durchaus folgen und kräftig miträtseln. In der Altersgruppe ab 12 oder vielleicht 14 sähe ich das Buch eher passend.
Da jedoch keine furchtbaren Handlungen auftreten, ist es durchaus in Ordnung, es auch jüngeren Kindern vorzulesen. Ich hatte als Vorleser viel Spaß gemeinsam mit meinem Sohn zu rätseln.

Fazit:
Ein spannender Fall der drei Detektive, der jedoch nicht zum Titel des Buches passt. Die Geschichte des Buches zum Selbstlesen sehe ich eher ab 12 oder 14 Jahre, zum Vorlesen aber auch schon ab 10 Jahren. Für die fehlenden Illustrationen in dieser Altersgruppe, die sehr kleine Schrift und die sehr kurz behandelte Titelstory ziehen wir 1 Stern ab und geben 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 22.10.2019

Zunächst eher Lüftchen – später aber doch Sturm

Dunmor Castle - Der Halt im Sturm
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Das Buch:
Es handelt sich bei diesem Buch um den zweiten Teil der Dunmor Castle Dilogie. Man sollte den ersten Teil gelesen haben, damit der zweite Teil Spaß macht. Zwar finden sich im ersten Viertel ...

Das Buch:
Es handelt sich bei diesem Buch um den zweiten Teil der Dunmor Castle Dilogie. Man sollte den ersten Teil gelesen haben, damit der zweite Teil Spaß macht. Zwar finden sich im ersten Viertel des Buches kleine Rückblenden, die jedoch nicht ausreichend sind um den Inhalt des ersten Buches mit all seinen Charakteren und Geheimnissen zu erfassen. Der zweite Teil setzt an genau der Stelle an, an der der erste Teil mit einem spannenden Cliffhanger endete.
Das Cover des Buches passt zum ersten Teil, sodass die Zusammengehörigkeit optisch erkennbar ist. Dunmor Castle im Hintergrund, Lexie im Vordergrund. Es wirkt ein bisschen verträumt und mystisch, aber der Leser des ersten Teils weiß inzwischen, dass sich hier auch ein Geheimnis verbirgt.

Worum geht’s?
Lexie Cavendish ist in Cerigh immer noch mit den Renovierungsplänen für Dunmor Castle und mit der Suche nach ihrer Mutter beschäftigt. Indem sie Fragen stellt, beobachtet und kombiniert, kommt sie langsam aber sicher hinter die Geheimnisse der Burg, des Verschwindens ihrer Mutter und lernt am Ende sogar ihren Vater kennen. Wie nebenbei deckt sie noch das eine oder andere Geheimnis um die lieb gewordene Familie O’Donnell auf und sorgt so dafür, dass lange Feindschaften beiseite gelegt werden. Da sie bei vielen Gelegenheiten in Gefahr gerät, ist es ihr unmöglich Grayson Fitzgerald aus dem Weg zu gehen. Ihrer beider Beziehung entwickelt sich für beide zu einer Achterbahn der Gefühle.

Charaktere:
Grayson und Lexie sind eindeutig die Sympathieträger dieses Romans. Das waren sie bereits im ersten Teil und sind es hier immer noch. Ihre Beziehung zueinander dominiert den Roman auch in diesem zweiten Teil nicht, entwickelt sich aber stetig weiter. Die Ambivalenz der Gefühle scheint dauernd zwischen ihnen zu stehen und bewirkt eine authentische Unsicherheit und ist vielleicht als amüsant zu betrachten ist. Ich persönlich mag es ja, hin und wieder mal in die heile Welt des Liebesromans einzutauchen. Und so bedienen Lexie und Grayson dann auch das zu erwartende Klischee – sie sehen beide gut aus, sind sexy und wirken anziehend und haben zudem Geist und Charme. Natürlich gibt es auch immer jemanden der eifersüchtig ist – in diesem Fall ein paar Leute mehr.

Die Familie O’Donnell hütet nicht nur ein Geheimnis und so schwankt man als Leser zwischen Kopfschütteln und absoluter Sympathie hin und her. Die beiden alten Damen Fanny und Agatha sind herrlich schrullig und auch ein bisschen schräg, aber immer nett und freundlich. Ducan erscheint dagegen zunächst als der Griesgram, ist ständig unterwegs und man möchte ihm immer nur Schlechtes unterstellen, weil man so gar nicht weiß, was er treibt – bis auch sein Geheimnis gelüftet wird und er Grayson ein unglaubliches Geständnis macht.

Auch die Nebencharaktere sind toll geschrieben, sodass man nicht lange braucht um den einen sympathischer als den anderen zu finden. Das gefällt mir sehr gut.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist auch in diesem zweiten Teil ebenso flüssig und herrlich leicht zu lesen. Man fällt quasi in die Geschichte hinein und kann sich ganz auf die Handlung konzentrieren. Einzig die Tatsache, dass im letzten Drittel der eine oder andere Rechtschreibfehler auftauchte hat meinen Lesefluss gestört. Amüsiert hat mich die immer wiederkehrende Formulierung, dass Grayson trotz aller möglichen Dinge (Augenränder, dreckige Hosen usw.) immer noch sexy war. Diese Wortwahl scheint es der Autorin angetan zu haben.

Die Geschichte wird durch ihre Dialoge sehr lebendig und auch die Perspektivwechsel zwischen Lexie und Grayson tragen dazu bei. Mir haben die Dialoge am besten gefallen, wenn Grayson und Lexie sich mal wieder gestritten haben. Da musste ich oft schmunzeln, weil die Autorin auch hier vor kaum einem Klischee halt macht.
Die Gegend, die unterschiedlichen Locations wie das Haus des Pastors oder das Castle Inn und die Burg von Cerigh kann man sich sehr gut vorstellen ohne das die Beschreibungen zu detailverliebt wären.

Am Ende der Geschichte werden alle Fragen aufgeklärt, es bleibt kein Geheimnis unentdeckt und während der Aufklärung schafft die Autorin nicht vorhersehbare Wendungen. Natürlich hat man so seinen Verdacht, aber gerade was den Verbleib von Lexies Mutter angeht, konnte ich meine Vermutungen nur eingrenzen. So bleibt der Roman wieder einmal bis zur letzten Seite spannend, sodass man wirklich mitfiebert und hofft und bangt.

Die Schwachstelle des Buches ist aus meiner Sicht das erste Viertel. Hier will weder wirkliche Stimmung, noch Spannung oder Tempo aufkommen. Dies würde ich jedoch der Tatsache zuschieben, dass die Autorin Rückblenden mit einem langsamen Fortkommen der Handlung verbindet. Wer den ersten Teil und damit das Tempo in dessen Endphase kennt, erwartet, dass es im zweiten Teil gleich genauso weiter geht. Tut es jedoch nicht. Spätestens aber als Lexie beginnt tiefer in ihrer Vergangenheit und der der Mutter zu graben, wird es spannend und das Tempo zieht deutlich an.
Kurz hatte ich überlegt, ob es vielleicht zu Gunsten der Spannung und des Tempos besser gewesen wäre, nur ein Buch zu schreiben und den zweiten Teil somit etwas zu straffen.

Fazit:
Wer den ersten Teil mochte, wird dieses Buch ebenso mögen. Am Anfang ist es etwas langatmig, aber das löst sich auf, sobald Lexie wirklich tief in die Vergangenheit abtaucht. Ein Buch voll liebenswerter Charaktere mit vielen Geheimnissen und einer unvorhersehbaren Auflösung. Ich kann das Buch empfehlen, wenn man den ersten Teil gelesen hat und vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 16.09.2019

Auf der Suche nach der Vergangenheit

Gestern ist ein ferner Ort
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Das Buch

Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen und bedanke mich hierfür beim Verlag Bastei Lübbe. Genau genommen wäre dieses Buch nicht unbedingt eines gewesen, nach dem ich im Buchladen ...

Das Buch

Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen und bedanke mich hierfür beim Verlag Bastei Lübbe. Genau genommen wäre dieses Buch nicht unbedingt eines gewesen, nach dem ich im Buchladen genauer geschaut hätte. Umso mehr hat mich die Leseprobe überrascht und ich wurde nicht enttäuscht.
Das Cover will zunächst erst einmal so gar nicht zum Buch passen, da es für mich nicht unbedingt ein Verhältnis von Mutter und Tochter ausstrahlt sondern eher zweier Freundinnen, die eine gute Zeit am Strand verbringen. Am Ende des Buches macht es dann allerdings doch irgendwie Sinn.

Worum geht‘s?

Die 64jährige Journalistin Celia kommt nach einem Schlaganfall aus dem Krankenhaus nach Hause und hat viele ihrer Erinnerungen verloren. Ihre Tochter Paula ist zwar sehr besorgt um sie und ihr körperliches Wohl, weigert sich aber, ihr entscheidende Teile ihrer Erinnerung zu offenbaren. Auch schafft Paula es, dass die Menschen in Celias Umgebung – genau wie sie selbst – nichts sagen. Da Celia ihren Lebensmut und vor allem ihre Neugier keineswegs verloren hat, beginnt sie sich auf die Suche nach ihrer eigenen Vergangenheit zu machen.

Meine Meinung

Grundsätzlich finde ich Geschichten, in denen der Protagonist auf der Suche nach seiner eigenen Vergangenheit ist, sehr spannend. Das liegt daran, dass die Reaktionen auf die eigene – unbekannte – Vergangenheit oftmals völlig anders sind, als der Protagonist selbst (und wohl auch der Leser) erwarten würde. In dem vorliegenden Fall kommt hinzu, dass der Konflikt zwischen Mutter und Tochter bereits sehr früh zu erkennen ist. Celia fühlt sich von Paula bevormundet und eingeengt und reagiert teilweise trotzig. Man kann sich gut in die Rolle der Celia hinein versetzen und stellt sich unweigerlich die Frage „Wie würde ich reagieren?“. Außerdem ist ein Schlaganfall und ein Verlust von Erinnerungen nicht so unmöglich, dass man nicht darüber nachdenken würde, was wohl wäre, wenn… Damit wird die Geschichte greifbar.

Celia und Paula sind die beiden Hauptcharaktere, wobei Celia deutlich tiefgründiger und vielschichtiger geschrieben ist als Paula. Celia bemerkt sehr schnell, dass das, was Paula ihr verschweigt, etwas wichtiges in ihrem Leben gewesen sein muss, es maßgeblich beeinflusst hat. Sehr langsam erfährt Celia durch das Befragen der unterschiedlichsten Personen mehr über sich selbst. Sie ist eine intelligente Frau, die sehr genau zuhört, auch kleinste Regungen in der Mimik ihres Gegenüber wahrnimmt und vor allem gut kombinieren kann. Darüber hinaus stellt sie geschickte Fragen. So schafft sie es viele Zusammenhänge wieder herzustellen und die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.

Auf diese Art und Weise findet sie den Weg zu ihrer Familie zurück, die durchaus bereit ist, ihr zu vergeben und darüber hinaus geht es für sie für eine kurze Zeit in eine glückliche Vergangenheit zurück. Sie darf noch einmal das Gefühl erleben, als sie jung war und sich die Geschichte dazu erzählen lassen.

Das Buch insgesamt hat mir sehr gut gefallen. Es ist emotional, aber nicht langatmig erzählt. Mutter und Tochter finden letztlich zueinander und Celia verzeiht Paula die Lüge, die sie gestrickt hat um sie zu schützen. Am Ende bleiben zwar viele Fragen offen oder es werden einige Enden nicht zu Ende erzählt, aber das halte ich nicht für dramatisch. Viel mehr bleibt es der Spekulation des Lesers überlassen, wie er sich Celia vorstellt und wie sie vielleicht entscheiden wird. Darüber hinaus hat das Buch in mir den Eindruck hinterlassen, dass ich ein kleines Stück mit Celia und Paula gehen durfte – zeitweise sogar das Gefühl hatte, ich höre einer Freundin zu – dass sie mir ein kleines Stück ihrer Vergangenheit gezeigt haben, aber in der Zukunft bin ich eben kein erwünschter Zaungast mehr. Das Leben der beiden geht weiter, aber „Gestern“ ist hier eben vorbei.

Schreibstil

Der Schreibstil des Autors ist leicht und flüssig zu lesen. Ich mochte die vielen Dialoge – insbesondere dann, wenn Celia sich wieder ein Stück Erinnerung zurück geholt hat. Sie redete mit so vielen Menschen, da wäre es seltsam gewesen, ein Buch mit weniger Dialogen vorzufinden. Obwohl die Umgebung selten detailreich beschrieben wird, schafft der Autor es, dass man sich ein Bild machen kann. Ich habe ein recht konkretes Bild von Paula und Celia im Kopf. Sie wurden lebendig und durch ihre persönlichen Konflikte miteinander absolut authentisch.
Einzig die vielen Personen, deren Namen man sich kaum merken konnte, hat mich teilweise verwirrt, aber ich schätze, das ist in spanischen Großfamilien eben so.

Fazit

Es geht in diesem Buch nicht um Action oder die reißerische Vergangenheit, die enthüllt werden soll. Vielmehr geht es in dieser leisen Erzählung um eine Frau, die einfach ihr Leben zurück haben möchte und alles tut um genau dies zu bekommen. Sie findet in ihrer Vergangenheit nicht nur schöne Dinge und helle Seiten ihres Selbst, aber sie bestimmt das Tempo und weiß, wohin sie sehen möchte.
Für den Liebhaber stiller, berührender Geschichten ist diese genau richtig!
4 von 5 Sternen.

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  • Erzählstil
  • Emotionen
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Veröffentlicht am 10.08.2019

Alles im Leben hat seinen Preis

Die Grimm-Chroniken (Band 3)
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Das Buch

Autor: Maya Shepherd
Titel: Der schlafende Tod
erschienen: 06.04.2018
Verlag: Sternensand Verlag
Genre: Fantasy
Zeit: Parallelwelt
ISBN: 978-3-906829-72-2

Diesmal ziert das ...

Das Buch

Autor: Maya Shepherd
Titel: Der schlafende Tod
erschienen: 06.04.2018
Verlag: Sternensand Verlag
Genre: Fantasy
Zeit: Parallelwelt
ISBN: 978-3-906829-72-2

Diesmal ziert das Cover eine schlafende Schönheit. Im Hintergrund ist wieder ein Spiegelrahmen angedeutet, durch den seltsames Licht hereinfällt. Das Bild passt perfekt zu diesem Teil der Geschichte und hat vor allem einen gewissen Wiedererkennungswert in Bezug auf die Teile 1 und 2. Die Buchstaben auf dem Cover sind erhaben und haben eine angenehme Haptik beim Lesen.
Die Kapitelanfänge sind mit Illustrationen verziert, die einen romantischen Touch haben und die Kapitelüberschriften sind treffend gewählt. Man muss die Vorgängerteile gelesen haben, damit man Spaß an diesem hat.

Warum ausgerechnet dieses Buch?

Wenn man sich auf diese Geschichte einlassen kann und will, dann ergibt es sich von selbst, den 3. Teil zu lesen, weil die Autorin es schafft am Ende jedes Teils genügend Fragen aufzuwerfen und so Neugierde auf den nächsten Teil zu entfachen.

Handlung

Ein goldener Apfel belegt Will mit dem Fluch des schlafenden Todes. So kann er Schneewittchen in ihrem Traum begegnen. Diesmal trifft er die 7jährige Margery an ihrem Geburtstag und erfährt vieles über ihre Vergangenheit. Parallel dazu erzählt Königin Mary ihre Geschichte weiter, wie sie mit Dorian vor dessen Vater Vlad Dracul nach Hamburg flüchtet. Hier begegnen sie Kapitän Blaubart, der sie mit auf die sieben Weltmeere nehmen soll.

Perspektiven

Die Autorin bleibt bei ihren unterschiedlichen Erzählweisen (Mary in der ich-Form, Wills Teil in der 3. Person). Das gefällt mir gut, da man sich nach 3 Teilen an diese Erzählweise gewöhnt hat. Darüber hinaus ist Will in Schneewittchens Traum ja auch eher nur Beobachter, während Mary den Leser eher mit auf ihre Reise nimmt. Von daher passen die gewählten Perspektiven gut zur Geschichte.

Figuren

Anfänglich hasste Will Märchen. Sein Vater ist ihm gehörig auf den Geist gegangen, wann immer dieser mit diesen blöden Märchen anfing. Langsam scheint sich dies aber zu ändern. Zwar lässt sich Will am Anfang dieses Teils auch noch gern von Joe beeinflussen, der alles mit Logik zu erklären versucht, obwohl in dieser Geschichte gar nichts logisch ist. Zu Schneewittchen baut er langsam eine persönliche Beziehung auf und findet dies gar nicht mehr seltsam. Ich kann ihm da nur all zu gut folgen und der Charakter büßt nichts von seiner Sympathie ein. Auch ist es für mich nachvollziehbar, dass er die junge Margery mag. Einzig der Angriff auf Joe könnte Will und den Leser daran hindern sie zu mögen. Je länger man aber in Margerys Geschichte bleibt, desto sympathischer wird das kleine Mädchen mit dem Schicksal, dass sie keineswegs selbst gewählt hat.
Dennoch bleibt man irgendwie immer in Habacht Stellung und ich warte ein bisschen darauf, dass sie auch Will angreifen wird – irgendwann. Obwohl sie sich von ihm ja Hilfe erhofft. Außerdem müsste Will in einem tiefen Zwiespalt sein. Rumpelstein will, dass er Schneewittchen tötet und sie will seine Hilfe. Dieser Zwiespalt kommt ein bisschen zu kurz, denke ich.
Mary ist mir zu zögerlich, zu naiv und nach wie vor erscheint es mir etwas übertrieben mit ihrer Liebe – oder der immer wiederkehrenden Erwähnung des Gefühls – zu Dorian. Natürlich hat sie noch nichts von der Welt gesehen und kann nicht vieles wissen, aber so langsam könnte sie anfangen Dorian tatsächlich zu vertrauen – so wie sie es ja immer wieder behauptet. Eigentlich mag ich Mary... aber hin und wieder ist sie einfach nervig.

Schreibstil

Nach wie vor mag ich den Schreibstil der Autorin. Er ist gleichbleibend flüssig und leicht zu lesen. Hin und wieder findet sich mal ein Kommafehler oder ein fehlendes Wort. Dennoch kann man der Geschichte sehr gut folgen. Die Sätze sind kurz und Shepherd schreibt nicht detailverliebt. Eher lässt sie Raum für eigene Interpretation, was ich sehr mag.

Setting

Die beiden Hauptstränge dieses Teils liegen einerseits im Schloss, in dem die kleine Margery ihren 7. Geburtstag feiert, und andererseits auf der Flucht von Mary und Dorian. Man kann sich gut in die Situationen hineinfinden. Die Autorin schafft es, dass man sich die Örtlichkeiten bildlich vorstellen kann und dazu benötigt sie nicht übermäßig viele Worte.

Vor der Geschichte / Nach der Geschichte

Auch diesmal liefert die Autorin am Beginn des Buches eine kurze Zusammenfassung des voran gegangenen Teils und am Ende des Buches einen kurzen Einblick in ihre Recherchen. Ersteres sorgt dafür, dass man sich erinnert, auch wenn man etwas Zeit zwischen den Teilen verstreichen lassen hat und letzteres ist einfach nur interessant, weil sie Informationen liefert, die vermutlich keiner so ohne weiteres parat hätte.
Schmunzeln musste ich über die Danksagung in diesem Teil. Während diese im ersten Teil etwa 2,5 Seiten einnahm, im 2. Teil dann schon deutlich kürzer ausfiel, liefert sie hier nur noch eine Liste von Namen. Aber sie hatte ja auch versprochen, dass sie nicht mehr so ausschweifend sein wolle. Gefällt!

Fazit

Dieses Buch schließt nahtlos an den 2. Teil an, zeigt dem Leser die nette Seite von Schneewittchen und erzählt weiter in der Geschichte von Dorian und Mary. Es endet mit vielen Fragen, die im 4. Teil hoffentlich beantwortet werden können. Wer Märchen mag, ist mit diesem Buch bestens beraten. 4 von 5 Sternen.