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Veröffentlicht am 08.11.2016

spannender Abenteuer-Thriller

Der Nostradamus-Coup
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"Der Nostradamus-Coup" ist der dritte Teil der Reihe um den Piloten John Finch. Ich kenne die ersten Teile leider noch nicht, hatte als Quereinsteigerin aber keinerlei Probleme in die Handlung einzutauchen.

John ...

"Der Nostradamus-Coup" ist der dritte Teil der Reihe um den Piloten John Finch. Ich kenne die ersten Teile leider noch nicht, hatte als Quereinsteigerin aber keinerlei Probleme in die Handlung einzutauchen.

John Finch befindet sich in Libyen, auf einem gottverlassenen Flugplatz inmitten der Wüste, wo er zusammen mit seiner guten Freundin Amber Rains eine restaurierte DC-3 abholen will. Doch schon kurz nach dem Start werden sie von zwei blinden Passagieren bedroht, in einem waghalsigen Manöver gelingt es John, wieder die Kontrolle über seinen Flieger zu erlangen, einer der beiden ungebetenen Gäste findet den Tod. Das Notizbuch, der der Tote bei sich hatte, ist verschlüsselt und birgt einen brisanten Inhalt. Trotz Warnung macht sich John Finch zusammen mit seinen Freunden an die Entschlüsselung des Rätsels, dabei droht ihnen von unterschiedlichen Seiten Gefahr. Denn über ein geheimes Netzwerk sind verschiedene Interessengruppen auf das Notizbuch aufmerksam geworden und wollen es in ihren Besitz bringen. Dabei gehen sie auch über Leichen. Dass sich John und seine Freunde in große Gefahr begeben bleibt nicht aus.

Das Buch ist mit einem Umfang von 800 Seiten wahrlich kein Leichtgewicht, doch einmal in der Geschichte drin gibt es kein Halten mehr und die Seiten lesen sich fast von selbst. Gerd Schilddorfer schreibt genial, sein Schreibstil ist anspruchsvoll und lässt sich wunderbar lesen.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und die Prologe der jeweiligen Kapitel reichen weit in die Vergangenheit zurück. Vom 14. Jahrhundert bis in die Zeit des zweiten Weltkrieges, Geschichte und Gegenwart sind perfekt verknüpft. Ich weiß nicht wann ich zuletzt einen Thriller gelesen habe, bei dem der Autor so viel Wissenswertes in die Handlung einfließen ließ, zu Themen wie Geschichte, Kunst, aktuelle Technik, Detailwissen zu Flugzeugen, Nato und so vieles mehr. Unglaublich wie detailliert der Autor hier recherchiert hat. Allerdings muss man beim Lesen auch am Ball bleiben und sich auf die Handlung konzentrieren, sonst verliert man schnell den Überblick bzw. gehen wichtige Details verloren.

Er beschreibt seine Figuren mit viel Fingerspitzengefühl, macht sie authentisch, verleiht ihnen Leben. Auch ohne das Vorwissen hatte ich eine gute Vorstellung von den Hauptprotagonisten, neben John hat mir vor allem die Figur des Rebus sehr gut gefallen. Gewünscht hätte mir ein Personenregister, da es eine Vielzahl an Akteuren gibt. Ich habe mir zu den einzelnen Personen Notizen gemacht, die mir in der Einstiegsphase geholfen haben.

Was die Story angeht kommt man kaum mal zum Luft holen, so viel passiert. Verschiedene Schauplätze in Europa machen die Handlung abwechslungsreich, die jeweiligen Kulissen werden bildhaft beschrieben, so dass ich hier Kopfkino hatte. Am Anfang steht man als Leser noch vollkommen im Dunkeln, nach und nach ergeben die einzelnen Puzzleteile dann das Bild des großen Ganzen und es wird klar, wieso so viele Gruppen versuchen, dem Geheimnis des Tagebuchs auf die Spur zu kommen. Der Thriller ist in sich rund und auch der Schluss hat mir gefallen.

Fazit: Informativer, spannender Abenteuer-Thriller mit authentischen Charakteren, der mich begeistert hat.

Veröffentlicht am 03.11.2016

atmosphärisch und spannend

Kalte Havel
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"Kalte Havel" ist der zweite Teil der Reihe um den sympathischen Ermittler Toni Sanftleben. Seit dem letzten Fall ist einige Zeit verstrichen, Toni ist noch beurlaubt und lebt inzwischen mit seiner wiedergefundenen ...

"Kalte Havel" ist der zweite Teil der Reihe um den sympathischen Ermittler Toni Sanftleben. Seit dem letzten Fall ist einige Zeit verstrichen, Toni ist noch beurlaubt und lebt inzwischen mit seiner wiedergefundenen Frau Sofie im Hausboot. Als Staatsanwältin Caren Winter plötzlich am Hausboot auftaucht, ist Tonis Urlaub schlagartig vorbei. Sie bittet ihn wieder in seinen alten Job zurückzukehren und die Ermittlungen um ihren verschwundenen Sohn Alexander aufzunehmen. Sein Freund Hendrik wurde ermordet, seitdem ist Alex verschwunden. Sie weiß dass Toni hier der richtige Mann ist.

Von "Dunkle Havel" war ich begeistert und auch der zweite Teil steht dem ersten in nichts nach. Die Story läuft in zwei Zeitebenen ab. Zum einen ist da er aktuelle Fall, der aufgeklärt werden muss. In einem Strang, der mehrere Wochen zurück liegt, erhält man Einblick in die Geschehnisse damals und die Gedankenwelt von Hendrik Spohr, einem linksradikalen Aktivisten und besten Freund von Alexander. Überwiegend wird die Geschichte aus Tonis Sicht geschildert, es gibt aber auch einige Kapitel aus der Sicht eines unbekannten Mannes.

So verfolgt man als Leser, wie Toni, inzwischen trocken, in seinen Beruf zurückkehrt. Es gibt ein Wiedersehen mit der alten Truppe und natürlich auch mit Tonis Chef Kriminalrat Schmitz, der sich gleich zu Anfang einen Fauxpas leistet. Oder waren die Flaschen mit Alkohol im Präsentkorb etwa beabsichtigt? Toni wird hier auf eine harte Probe gestellt. Die Ermittlungen laufen in alle Richtungen und stehen in diesem Krimi im Vordergrund, das Privatleben von Toni nimmt eine kleinere Rolle ein.

Die Protagonisten sind facettenreich und sehr gut gezeichnet, Toni gewinnt in diesem Teil an Tiefe. Ich konnte mit ihm mitfiebern und ihm bei den Ermittlungen über die Schulter schauen. Weitere Hauptdarsteller sind Caren Winter und Phong, der Mann für die Recherche. Dazu eine Vielzahl an intressanten Nebendarstellern.

Tim Pieper gelingt es durch seine bildhaften Beschreibungen die Schauplätze vor meinem inneren Auge aufleben zu lassen. Besonders gefallen hat mir die Beschreibung der ehemaligen Beelitzer Heilstätten. Ein Ort mit Vergangenheit und Anziehungspunkt für die unterschiedlichsten Menschen. Ein Schauplatz, der mir Gänsehaut bescherte, den ich nach der Lektüre aber auch zu gern einmal mit eigenen Augen sehen würde.

Ich habe bis zuletzt gerätselt, wer hinter dem Verschwinden von Alex steckt, der Autor legt einige falsche Fährten und Blindspuren. Am Ende steigert sich die Spannung, es gibt einen genialen Showdown und alles klärt sich schlüssig auf. Der Schluss ist eher melancholisch und hinterlässt viele Fragezeichen, was Tonis Privatleben betrifft. Ich bin gespannt, wie es im nächsten Teil weiter geht.

Fazit: Spannender und atmosphärischer Krimi vor der wunderbaren Kulisse des Havelgebiets, eine Steigerung zu Teil 1 und vorbehaltlos zu empfehlen. Auf den nächsten Teil darf man gespannt sein.

Veröffentlicht am 19.10.2016

Der Angstmann geht um

Der Angstmann
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Der Angstmann geht um in Dresden im Winter 1944/1945. Bestialisch getötete und inszenierte Frauenleichen werden gefunden, zu einer Zeit als die Menschen bittere Not litten und kaum das Nötigste hatten ...

Der Angstmann geht um in Dresden im Winter 1944/1945. Bestialisch getötete und inszenierte Frauenleichen werden gefunden, zu einer Zeit als die Menschen bittere Not litten und kaum das Nötigste hatten um im tobenden Krieg zu überleben. Dresden wird bombardiert, große Teile liegen in Schutt und Asche, die Sirene die vor einem Bomberangriff warnt ist allgegenwärtig. In dieser Zeit ermittelt Kriminalinspektor Max Heller mit einfachsten Mitteln und nur wenig Unterstützung. Denn es fehlt überall am Nötigsten. Sein Vorgesetzter würde ihn am liebsten abziehen, da die Ressourcen anderweitig gebraucht werden, aber die Mundpropaganda vom Angstmann verunsichert die Bevölkerung, es bilden sich Gerüchte und die Angst greift um sich.

"Der Angstmann" von Frank Goldammer ist für mich der perfekte Historische Krimi. Er schafft es zu fesseln und transportiert diese vergiftete Atmosphäre der Angst, die Beklemmung, das Gefühl keinem mehr trauen zu können sehr gut. Ich konnte beim lesen tief in die Geschichte eintauchen und hatte Kopfkino. Auch das zerstörte Dresden ist so bildhaft beschrieben, dass die Szenen sehr real erscheinen. Beim lesen hatte ich Bilder aus Dokumentationen oder Fotos der damaligen Zeit vor Augen.

Seine Figuren zeichnet der Autor gekonnt und vielschichtig, Max Heller ist ein grundehrlicher Typ, der das Herz auf dem rechten Fleck hat. So hält er noch an seinen Ermittlungen fest als längst die russischen Besatzer in Dresden sind. Klar dass er sich dabei selbst in große Gefahr begibt. Er ist sehr gut charakterisiert, hält zu seiner Frau Karin und beide sorgen sich um ihre Söhne, die an verschiedenen Fronten kämpfen. Genauso gut getroffen ist sein Vorgesetzter Klepp, allerdings als unsympathisches Negativbeispiel. Und doch sind selbst diese Figuren vielschichtig, keiner ist in s/w gezeichnet sondern in verschiedenen Grautönen.

Ich habe jede Seite des Buchs verschlungen und gerätselt, wer der Mörder sein könnte. Die Auflösung hat mich dann doch überrascht, sie war bis fast zum Schluss nicht vorhersehbar. Spannungstechnisch steigt die Kurve bis zum Ende stegig an, ganz wie es bei einem guten Krimi sein sollte.

Fazit: Spannender Auftakt der Reihe um Max Heller, ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 13.10.2016

brisantes und aktuelles Thema

Als der Teufel erwachte
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"Als der Teufel erwachte" ist der Nachfolgeband von "Als Gott schlief", den ich noch nicht gelesen habe. Ich konnte auch ohne Vorkenntnisse perfekt in die Story um die Ermittler Jutta Stern, Thomas Neumann ...

"Als der Teufel erwachte" ist der Nachfolgeband von "Als Gott schlief", den ich noch nicht gelesen habe. Ich konnte auch ohne Vorkenntnisse perfekt in die Story um die Ermittler Jutta Stern, Thomas Neumann und Georg Kunze einsteigen, da die Protagonisten sehr gut gezeichnet sind, so dass ich auch ohne den ersten Teil eine sehr gute Vorstellung von allen hatte. Zwischendurch werden Infos zum ersten Teil gestreut ohne zu viel zu verraten, so dass ich jetzt auf "Als Gott schlief" so richtig neugierig geworden bin. Nach wenigen Seiten war ich von der Geschichte, die aus der Sicht der jeweiligen Ermittler geschildert wird und aus drei mehr oder weniger parallelen Strängen besteht total gefesselt.

Zu Beginn der Geschichte ist Jutta in Indien auf der Suche nach ihrem Vater, während Tom gerade aus den USA zurück ist und sich auf Jutta freut, für die er tiefere Gefühle entwickelt hat. Parallel verfolgt man den Leidensweg Samirs, eines syrischen Flüchtlings auf dem Weg nach Europa.

Aber zum Fall: In einer Autowerkstatt werden im Kofferraum eines Wagens zwei Leichen gefunden. Georg Kunze beordert Tom sofort an den Fundort, obwohl dieser noch unter Jetlag leidet. Die Feststellung der Identität der Toten gestaltet sich schwierig und die Aufklärung des Falls gibt den Ermittlern eine harte Nuss zu knacken.

Ins Visier kommen einige Menschen mit bewegter Vergangenheit, Puzzleteil für Puzzleteil setzen die Ermittler die wenigen Infos zusammen, aber es fehlt noch der rote Faden, er alles verbindet. Erst zum Schluss wird in einem super spannenden Showdown geklärt, wie die einzelnen Fälle miteinander zusammenhängen. Und das macht sprachlos, vor allem wie skrupellose Geschäftemacher mit der Ware Mensch umgehen. Vermutlich sehr nah an der Realität. Die Geschichte hat mich berührt, definitiv eine Story zum nachdenken, die erschüttert aber am Ende auch einen Hoffnungsfunken bereit hält.

Fazit: Komplexer Thriller über ein brisantes sowie aktuelles Thema, gekonnt umgesetzt. Für Thrillerfans uneingeschränkt zu empfehlen.

Veröffentlicht am 12.10.2016

rasant, actionreich, witzig und spannend

Veilchens Blut
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"Veilchens Blut", der inzwischen dritte Teil um die unkonventionelle Ermittlerin Valerie Mauser setzt nahtlos an den zweiten Teil an. Nach dem großen Bumm liegt Valerie immer noch in der Klinik als sie ...

"Veilchens Blut", der inzwischen dritte Teil um die unkonventionelle Ermittlerin Valerie Mauser setzt nahtlos an den zweiten Teil an. Nach dem großen Bumm liegt Valerie immer noch in der Klinik als sie erfährt, dass sich ihre lang gesuchte Tochter auf der Polizeiwache befindet. Seit Jahren versucht Valerie ihre Tochter, die sie damals zur Adoption freigegeben hat, wiederzufinden. Klar dass sie in der Situation nicht lange fackelt und sich schnurstracks auf den Weg zu ihrer Tochter macht. Auf Schmatz Feuerstuhl machen die beiden eine waghalsige und gefährliche Fahrt und haben irgendwann eine Polizeistreife hinter sich. Als die beiden an der Polizeiwache ankommen ist Luna schon wieder weg und die wahnwitzige Story nimmt ihren Lauf. So rasant wie der Anfang startet geht es auch weiter. Viel Action und Tempo, so dass man kaum mal zum Luft holen kommt.

Veilchen ist Kult, soviel ist klar. Sie ist eine Ausnahmeprotagonistin mit Herz und Verstand und hat in Stolwerk einen loyalen Freund, der sie immer unterstützt und ihr zur Seite steht. So auch in diesem Fall, als Veilchen endlich die Bekanntschaft von Luna mach. Luna ist eine engagierte Tierschützerin mit Rastalocken, Nasenpiercing und einer Vorliebe für Kraftausdrücke, die Probleme anzuziehen scheint. Zusammen mit den Kraftausdrücke zeichnet der Autor ein treffendes Bild von ihr und macht sie damit authentisch. Eine biedere, brave Luna wäre vollkommen unglaubwürdig gewesen. Lunas neuer Hund Jackpot bringt die Gruppe um Veilchen ins Visier eines Kriminellen und schneller als gedacht sind Valerie, Luna, Stolwerk, Sandro und Schmatz auf der Flucht. Vor dem Gangster und der Polizei, vor ihren Kollegen, die auf einmal zu Gegnern werden.

Ich hatte beim lesen so viel Spaß, den ersten Lachanfall schon auf der dritten Seite, als Valerie und Schmatz einen Höllenritt auf dem Mofa hinlegen. In diesem Stil geht es auch weiter, Action pur gepaart mit Witz und Spannung, eine unglaublich gute Mischung. Situationskomik und slapstickmäßige Einlagen, ich hatte auf ganzer Länge Kopfkino und war am mitfiebern. Dazu die Turbulenzen, als Luna und Schmatz sich zum ersten Mal begegnen und den Blick nicht mehr voneinander lösen können. Im Verlauf gibt es eine überraschende Begegnung mit einem Vogel Strauß, einen falschem Zebra, einem altertümlichen Traktor und und und.... Wer jetzt neugierig geworden ist sollte das Buch selbst lesen.

Auch der dritte Teil konnte mich wieder auf ganzer Länge begeistern, Valerie und Co sind einfach ein sympathisches Team. Ein wenig habe ich Valeries Markenzeichen, ihren blonden Afro vermisst, denn nach der Op sind ihre Haare raspelkurz. Ungewohnt, aber bis zum nächsten Fall sind die Haare bestimmt wieder gewachsen. Dafür hatte die böse Souffleuse auf Valeries Schulter wieder einige glanzvolle Auftritte

Fazit: Ein Krimi mit sympathischen Protagonisten viel Humor und österreichischem Charme. Viel Action und eine rasante Handlung sorgen für mordsmäßigen Krimispaß. Ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung.