Profilbild von tweed

tweed

Lesejury Star
offline

tweed ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tweed über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.10.2016

brisantes und aktuelles Thema

Als der Teufel erwachte
1

"Als der Teufel erwachte" ist der Nachfolgeband von "Als Gott schlief", den ich noch nicht gelesen habe. Ich konnte auch ohne Vorkenntnisse perfekt in die Story um die Ermittler Jutta Stern, Thomas Neumann ...

"Als der Teufel erwachte" ist der Nachfolgeband von "Als Gott schlief", den ich noch nicht gelesen habe. Ich konnte auch ohne Vorkenntnisse perfekt in die Story um die Ermittler Jutta Stern, Thomas Neumann und Georg Kunze einsteigen, da die Protagonisten sehr gut gezeichnet sind, so dass ich auch ohne den ersten Teil eine sehr gute Vorstellung von allen hatte. Zwischendurch werden Infos zum ersten Teil gestreut ohne zu viel zu verraten, so dass ich jetzt auf "Als Gott schlief" so richtig neugierig geworden bin. Nach wenigen Seiten war ich von der Geschichte, die aus der Sicht der jeweiligen Ermittler geschildert wird und aus drei mehr oder weniger parallelen Strängen besteht total gefesselt.

Zu Beginn der Geschichte ist Jutta in Indien auf der Suche nach ihrem Vater, während Tom gerade aus den USA zurück ist und sich auf Jutta freut, für die er tiefere Gefühle entwickelt hat. Parallel verfolgt man den Leidensweg Samirs, eines syrischen Flüchtlings auf dem Weg nach Europa.

Aber zum Fall: In einer Autowerkstatt werden im Kofferraum eines Wagens zwei Leichen gefunden. Georg Kunze beordert Tom sofort an den Fundort, obwohl dieser noch unter Jetlag leidet. Die Feststellung der Identität der Toten gestaltet sich schwierig und die Aufklärung des Falls gibt den Ermittlern eine harte Nuss zu knacken.

Ins Visier kommen einige Menschen mit bewegter Vergangenheit, Puzzleteil für Puzzleteil setzen die Ermittler die wenigen Infos zusammen, aber es fehlt noch der rote Faden, er alles verbindet. Erst zum Schluss wird in einem super spannenden Showdown geklärt, wie die einzelnen Fälle miteinander zusammenhängen. Und das macht sprachlos, vor allem wie skrupellose Geschäftemacher mit der Ware Mensch umgehen. Vermutlich sehr nah an der Realität. Die Geschichte hat mich berührt, definitiv eine Story zum nachdenken, die erschüttert aber am Ende auch einen Hoffnungsfunken bereit hält.

Fazit: Komplexer Thriller über ein brisantes sowie aktuelles Thema, gekonnt umgesetzt. Für Thrillerfans uneingeschränkt zu empfehlen.

Veröffentlicht am 12.10.2016

rasant, actionreich, witzig und spannend

Veilchens Blut
0

"Veilchens Blut", der inzwischen dritte Teil um die unkonventionelle Ermittlerin Valerie Mauser setzt nahtlos an den zweiten Teil an. Nach dem großen Bumm liegt Valerie immer noch in der Klinik als sie ...

"Veilchens Blut", der inzwischen dritte Teil um die unkonventionelle Ermittlerin Valerie Mauser setzt nahtlos an den zweiten Teil an. Nach dem großen Bumm liegt Valerie immer noch in der Klinik als sie erfährt, dass sich ihre lang gesuchte Tochter auf der Polizeiwache befindet. Seit Jahren versucht Valerie ihre Tochter, die sie damals zur Adoption freigegeben hat, wiederzufinden. Klar dass sie in der Situation nicht lange fackelt und sich schnurstracks auf den Weg zu ihrer Tochter macht. Auf Schmatz Feuerstuhl machen die beiden eine waghalsige und gefährliche Fahrt und haben irgendwann eine Polizeistreife hinter sich. Als die beiden an der Polizeiwache ankommen ist Luna schon wieder weg und die wahnwitzige Story nimmt ihren Lauf. So rasant wie der Anfang startet geht es auch weiter. Viel Action und Tempo, so dass man kaum mal zum Luft holen kommt.

Veilchen ist Kult, soviel ist klar. Sie ist eine Ausnahmeprotagonistin mit Herz und Verstand und hat in Stolwerk einen loyalen Freund, der sie immer unterstützt und ihr zur Seite steht. So auch in diesem Fall, als Veilchen endlich die Bekanntschaft von Luna mach. Luna ist eine engagierte Tierschützerin mit Rastalocken, Nasenpiercing und einer Vorliebe für Kraftausdrücke, die Probleme anzuziehen scheint. Zusammen mit den Kraftausdrücke zeichnet der Autor ein treffendes Bild von ihr und macht sie damit authentisch. Eine biedere, brave Luna wäre vollkommen unglaubwürdig gewesen. Lunas neuer Hund Jackpot bringt die Gruppe um Veilchen ins Visier eines Kriminellen und schneller als gedacht sind Valerie, Luna, Stolwerk, Sandro und Schmatz auf der Flucht. Vor dem Gangster und der Polizei, vor ihren Kollegen, die auf einmal zu Gegnern werden.

Ich hatte beim lesen so viel Spaß, den ersten Lachanfall schon auf der dritten Seite, als Valerie und Schmatz einen Höllenritt auf dem Mofa hinlegen. In diesem Stil geht es auch weiter, Action pur gepaart mit Witz und Spannung, eine unglaublich gute Mischung. Situationskomik und slapstickmäßige Einlagen, ich hatte auf ganzer Länge Kopfkino und war am mitfiebern. Dazu die Turbulenzen, als Luna und Schmatz sich zum ersten Mal begegnen und den Blick nicht mehr voneinander lösen können. Im Verlauf gibt es eine überraschende Begegnung mit einem Vogel Strauß, einen falschem Zebra, einem altertümlichen Traktor und und und.... Wer jetzt neugierig geworden ist sollte das Buch selbst lesen.

Auch der dritte Teil konnte mich wieder auf ganzer Länge begeistern, Valerie und Co sind einfach ein sympathisches Team. Ein wenig habe ich Valeries Markenzeichen, ihren blonden Afro vermisst, denn nach der Op sind ihre Haare raspelkurz. Ungewohnt, aber bis zum nächsten Fall sind die Haare bestimmt wieder gewachsen. Dafür hatte die böse Souffleuse auf Valeries Schulter wieder einige glanzvolle Auftritte

Fazit: Ein Krimi mit sympathischen Protagonisten viel Humor und österreichischem Charme. Viel Action und eine rasante Handlung sorgen für mordsmäßigen Krimispaß. Ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 11.10.2016

bildgewaltig und fesselnd

Unter dem Banner des Kreuzes
0

Astrid Fritz entführt ihre Leser in das Jahr 1212: Anna lebt mit ihren Eltern in Freiburg, sie ist das älteste Kind und wird von ihrem Vater immer wieder gezüchtigt, worunter sie sehr leidet.

Als eines ...

Astrid Fritz entführt ihre Leser in das Jahr 1212: Anna lebt mit ihren Eltern in Freiburg, sie ist das älteste Kind und wird von ihrem Vater immer wieder gezüchtigt, worunter sie sehr leidet.

Als eines Tages ein Knappe vor einer Menschenmenge spricht und von einem Kreuzzug der Kinder ins Heilige Land berichtet, schließt sie sich zusammen mit weiteren Kindern dem jungen Adeligen Gottschalk von Ortenburg an. Der jüngere Christian, die Mädchen Margret und Sanne sowie der freche Tagelöhner Jecki gehören zu der kleinen Gruppe, zu der auch bald Konrad stößt. Konrad ist angehender Pfarrer und versucht sein möglichstes auf die kleine Gruppe aufzupassen.

"Unter dem Banner des Kreuzes" ist ein fesselnder Historischer Roman, der wunderbar bildhaft geschrieben ist und die damalige Zeit lebendig aufleben lässt. Beim lesen konnte ich tief in die Geschichte eintauchen, zumal die Figuren wunderbar gezeichnet sind, allen voran Anna und Konrad.

Man begleitet die Kinder auf ihrer schweren Reise und erlebt, wie sie anfangs in jeder Ortschaft gefeiert werden. Die Menschen jubeln ihnen zu, geben ihnen zu Essen und Obdach und der Führer des Kreuzzuges, der Hirtnjunge Nikolaus, wird fast wie ein Heiliger verehrt. Doch langsam ändert sich die Stimmung. Der heiße, trockene Sommer bringt Missernten und den Menschen bleibt nur wenig zum leben, so dass irgendwann keiner mehr bereit ist, das Wenige mit der Schar der Pilger zu teilen. Die Stadttore bleiben verschlossen, in manchen Orten warten die Menschen mit allerlei Waffen um ihre Feldfrucht zu verteidigen.

Der Autorin gelingt es, diese langsame und schleichende Änderung der Stimmung sehr gut einzufangen, man erlebt wie aus der gläubigen, einst bejubelten Truppe ein abgerissener Haufen aus Plünderern und Dieben wird, die ums nackte überleben kämpfen müssen. Doch auch innerhalb der Pilger gibt es Gewalt, im Kampf ums Überleben wird auch vor Diebstahl und Schlimmeren nicht zurückgeschreckt. Und Anna, Konrad und die Kinder sind schutzlos inmitten dieser Menschenmenge.

Beim lesen ist man hautnah an Anna dran, die anfangs noch sehr naiv wirkt, sich im Verlauf aber entwickelt und erwachsener wird. Irgendwann wird auch ihr klar, wie strapaziös diese Reise werden wird, die ersten der Pilger sind der Belastung nicht gewachsen und sterben. Doch der Glaube der Menschen damals war stark, alle hofften auf ein Wunder. Ich war von der Geschichte regelrecht gebannt und beim lesen nicht mal ansprechbar, hatte hier fast durchweg Kopfkino.

Fazit: Ein sehr gut recherchierter Historischer Roman über die Kinderkreuzzüge, verknüpft mit der fiktiven Handlung. Packend, spannend und bildgewaltig. Für Fans des Genres unbedingt zu empfehlen.

Veröffentlicht am 06.10.2016

geniale Fortsetzung

Küstenbrut
0

"Küstenbrut" ist der zweite Fall für den sympathischen Kunsthistoriker Richard Gruben. "Stumme Wasser" hatte mich als Debüt schon überzeugt, aber "Küstenbrut" hat mich auf ganzer Linie begeistert.

Seit ...

"Küstenbrut" ist der zweite Fall für den sympathischen Kunsthistoriker Richard Gruben. "Stumme Wasser" hatte mich als Debüt schon überzeugt, aber "Küstenbrut" hat mich auf ganzer Linie begeistert.

Seit dem letzten Fall ist einige Zeit ins Land gezogen, Richard hat inzwischen einen kleinen Sohn, aber die Beziehung zu Charlotte ist in die Brüche gegangen. Der Spagat zwischen Job und Familienvater fordert seinen Tribut, Richard leidet nach einem Hörsturz unter Tinnitus und erwägt eine Auszeit. Urlaub hat er dringend nötig.

Genau hier erreicht ihn ein Anruf seines alten Freundes Mulsow. Er ermittelt im Fall eines Tötungsdelikts, in den Unterlagen des Mordopfers fand sich eine Visitenkarte mit einer privaten Notiz von Richard. Nur Richard kann sich beim besten Willen nicht an die Frau erinnern. Da es sich bei der Toten um eine Galeristin handelt bittet Mulsow Richard um fachliche Unterstützung, kurzerhand verbindet er das Nützliche mit einem Urlaub an der Ostseeküste. Nichtsahnend, in welchen Strudel aus Gewalt er gezogen wird.

Wow, wieder einmal hat es ein Krimi geschafft mich auf ganzer Linie zu begeistern, von der ersten Seite bis zum Schluss in seinen Bann zu ziehen. Angefangen bei Richard, der als Protagonist ein absoluter Sympathieträger ist, der Eindruck aus dem ersten Band hat sich hier nur verstärkt. Er hat das Herz auf dem rechten Fleck, ist menschlich und empfindsam, eine Figur mit der ich so richtig mitfiebern konnte.

Mit einem Prolog aus Sicht des aktuellen Mordopfers beginnt diese verzwickte, völlig undurchsichtige Geschichte, die dicht gewebt ist und menschliche Abgründe zeigt. Eine Geschichte über Gier, Freundschaft, Schuld und bittere Rache. Aus zumeist Richards Sicht verfolgt man das Geschehen, aus seinen Gesprächen mit Bert Mulsow erfährt man wie die Ermittlungsarbeit der Polizei läuft. Alles ich dicht verwoben und bis fast zum Ende undurchschaubar. Die Aufklärung hat mich sprachlos gemacht!

Dazu der anspruchsvolle sowie atmosphärische Schreibstil, der die Gegend und die Menschen vor meinem inneren Auge aufleben lässt. Ein für mich rundum perfekter Krimi und ein Jahreshighlight 2016

Fazit: Liebevoll ausgearbeitete Charaktere, eine komplexe Geschichte und viel Spannung. Perfekt!

Veröffentlicht am 27.09.2016

Eine Story über Verlust, Veränderung und die erste Liebe

Für dich soll's tausend Tode regnen
0

Was für ein geniales Jugendbuch, ich habe die Lektüre so genossen. Aber worum geht es? Emi zieht mit ihrem Vater und Bruder aus dem sonnigen Heidelberg ins kühle und regnerische Hamburg. Nicht freiwillig, ...

Was für ein geniales Jugendbuch, ich habe die Lektüre so genossen. Aber worum geht es? Emi zieht mit ihrem Vater und Bruder aus dem sonnigen Heidelberg ins kühle und regnerische Hamburg. Nicht freiwillig, das ist klar. Sie vermisst ihre beste Freundin und in der Schule findet sie erst mal keinen Anschluss. Ganz im Gegensatz zu ihrem Bruder, der ein richtiger Sonnyboy ist.

Emi ist eigentlich ein ganz natürliches Mädchen, wäre da nicht ihr schwarzes Buch, in dem sie Zeitungsausschnitte über ungewöhnliche Todesfälle sammelt. Seit ihre Nachbarin auf makabre Weise den Tod gefunden hat betreibt Emi dieses Hobby, schaut sich auch die Menschen in ihrer Umgebung an und spekuliert, wie deren Ende wohl aussehen könnte.

Doch Emi ist nicht die einzige Außenseiterin in ihrer Klasse. Erik, über den viele Gerüchte kursieren ist genauso außen vor wie sie. Ausgerechnet mit ihm gerät sie aneinander, explosiv im wahrsten Sinn des Wortes. Denn im Chemieunterricht, bei dem die beiden an einem Experiment arbeiten, kommt es zu einem Zwischenfall, der sie zum Rektor zitiert. Strafarbeit ist angesagt, gemeinsames Beseitigen von Graffiti.

"Für dich soll's Tausend Tode regnen" ist vom Design her schon ein echter Hingucker. Das Cover ziert ein Sugarskull und die einzelnen Seiten haben eine schwarze Umrandung, wie man sie von Trauerkarten kennt. Definitiv ein Buch das aus der Masse heraus sticht. Und die Geschichte steht dem Cover in nichts nach. Der Schreibstil ist jugendlich, locker lässig und liest sich fast von selbst. Emi ist eine Protagonistin, die mir sofort sympathisch war. Typisch Teenager, mit einem Bruder geschlagen, der bei allen gut ankommt und einem Therapeuten als Vater, der seine Kinder regelmäßig analysiert. Berufskrankheit sozusagen. Als wäre es nicht schlimm genug dass sie ihre Freundin nicht mehr sehen kann und sich in der neuen Schule und Stadt erst noch zurechtfinden muss, hat ihr Vater auch noch eine neue Freundin, die er den Kindern vorstellen will. Definitv etwas, das Emi nicht braucht.

Als ihr dann auch noch die Strafarbeit mit Erik aufgebrummt wird ist das Maß voll. Die beiden zoffen sich, beide sind störrisch und keiner gibt auch nur ein stückweit nach. Da Emi keine Lust hat jeden Samstag Graffiti abzuwaschen schlägt sie eine Challenge vor. Der Gewinner muss den Dienst des anderen mit übernehmen. Und ab hier wird's richtig witzig, denn die Challenges die sich die beiden für den jeweils anderen ausdenken, haben es in sich. Jede Aufgabe bringt sie an ihre Grenzen, Grenzen die sie überwinden müssen. Irgendwann stellen die beiden fest, dass sie sich gar nicht so unähnlich sind und es entwickelt sich eine zarte Lovestory.

Ich habe hier wirklich jede Seite genossen und musste viel lachen, einfach herrlich welche skurrilen Todesarten sich Emi für ihre Mitmenschen ausdenkt. Dabei hat auch diese Story einen tieferen Sinn, erzählt von Verlust, Veränderung und der ersten Liebe. Die Protas sind toll skizziert, angefangen bei Emi und ihrer Familie und den Schülern aus ihrer Klasse. Man merkt während des lesens, wie sich Emi langsam verändert und weiterentwickelt. Genauso wie Erik. Beiden fällt es schwer Vertrauen zu fassen und sich einem anderen zu öffnen, aber die Challenges sind der beste Weg dazu.

Fazit: Ein rundum perfekter Jugendroman, ich hoffe es wird eine Fortsetzung mit den beiden sympathischen Protagonisten geben.

Autor: Anna Pfeffer