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Veröffentlicht am 19.08.2019

nerviges Gefühlschaos, wenig Spannung

Nyxa 2: Die Macht von Atlantis
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Achtung zweiter Band!

Nyxa vereint viele verschiedene Unterarten und Fähigkeiten in sich und ist schon allein dadurch gefährlich, aber auch selbst in Gefahr. Dabei ist ihr größter Wunsch die Freiheit. ...

Achtung zweiter Band!

Nyxa vereint viele verschiedene Unterarten und Fähigkeiten in sich und ist schon allein dadurch gefährlich, aber auch selbst in Gefahr. Dabei ist ihr größter Wunsch die Freiheit. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste sie ihre Bestimmung vollständig hinter sich lassen, doch ob das wirklich möglich sein wird?

Der Auftakt der Reihe hat mir gut gefallen, man erhält erste Einblicke in die Welt von Nyxa und erfährt mit ihr gemeinsam so einige Dinge, die ihr bisher verschwiegen wurden. Ich war neugierig auf die Fortsetzung und gespannt darauf, was Nyxa wohl bekommen wird: ihre Freiheit oder doch Atlantis? Allerdings hat das Buch meine Erwartungen irgendwie nicht erfüllt.
Der zweite Band war sehr gefühlslastig, was an sich ja nicht schlimm sein müsste. Aber die Intensität und vor allem, wie das Chaos an Gefühlen ausgelebt wurde, haben mich leider mehr genervt, als erreicht oder berührt. Das Wechselspiel aus Anziehung und sich wieder wegstoßen, sich die Gefühle nicht eingestehen, aber sich doch irgendwie verbunden zu fühlen, kann ja auch ganz nett sein, für Spannung und prickelnde Momente sorgen. Dieser Effekt ist bei mir beim Lesen jedoch nicht aufgetreten. Um ein bisschen besser beschrieben zu können, was genau mein Problem war, schiebe ich einen Abschnitt ein, der eventuell ein bisschen spoilert, ich bemühe mich aber nicht zu viel zu verraten.

Achtung Spoilergefahr!
Nyxa und Night durchlebten ja schon im ersten Band so das eine oder andere Gefühlschaos. Besonders bei Night konnte man sich nie ganz sicher sein, was er nun eigentlich will und was nicht, was er ernst meint und was nur gespielt ist. In diesem Buch wird das Ganze auf die Spitze getrieben. Obwohl beide Seelen mehrere hundert Jahre alt sind, verhalten sie sich die pubertierende Teenager.
Eigentlich haben beide irgendwie Gefühle füreinander, gestehen sich das aber nicht ein und blocken die aufkommende Nähe daher immer wieder ab. Dann lässt doch der eine etwas mehr Nähe zu, der andere vielleicht auch zu einem gewissen Teil, bis der dann wieder blockt und den anderen wegstößt.
So nach dem Motto: Ich will dich küssen, tu es aber nicht, vielleicht tu ich es dann doch, stoß dich danach ber wieder weg, um dich dann doch wieder in meine Arme zu ziehen…
Obwohl beide eigentlich wollen, lassen sie es doch nicht so richtig zu und wenn sie dann mal etwas mehr Intimität zulassen, geht das Chaos hinterher erst richtig los. Es geht sogar soweit, dass bei Nyxa die Erinnerungen manipuliert werden, damit sie endlich tut, was ihre Bestimmung ist und sie sich von Night abwendet. Als sie es dann tut, ist Night aber auch nicht zufrieden und motzt die gesamt Zeit rum, ärgert sich, ist unzufrieden usw., obwohl er ja genau diese Reaktion wollte und provoziert hat. Er sucht ständig die Nähe, obwohl sie ihn ja nun hassen sollte und er vorher ja hätte haben können, was er nun ganz offensichtlich will, nachdem er dafür gesorgt hat, dass er es nicht mehr haben kann. Irgendwann weiß Nyxa dann auch, dass ihre Erinnerungen manipuliert wurden, aber sie nimmt es einfach so hin. Und als dann der Punkt kommt, an dem sie sie wiederbekommen könnte, lehnt sie ab, obwohl sie sie vorher unbedingt wieder haben wollte. Dauerhaft erfolgreich war diese Manipulation obendrein nicht, denn das Gefühlschaos geht munter weiter.
Dieses schwankende, wechselhafte Verhalten hat mich echt fertig gemacht. Die wissen beide überhaupt nicht, was sie wollen bzw. doch eigentlich wissen sie genau, was sie wollen, können oder dürfen das aber nicht ausleben oder vielleicht dürften sie, aber sie versuchen es nicht, wer weiß das schon so genau.
Spoilerende!

Viele der Figuren kennt man bereits aus dem Auftaktbuch, zu einigen kann man hier eine etwas bessere Bindung aufbauen, andere bleiben weiterhin eher undurchschaubar. Die Mischung an sich ist aber gelungen und facettenreich, es gibt immer genug Potenzial und Spannung für Streitigkeiten und Intrigen. Die meisten Figuren rund um die Protagonistin scheinen mehr zu wissen, als sie selbst. Ab und an wird sie eingeweiht, häufiger wird sie aber auch mit den Worten abgespeist, dass jemand anderes dafür zuständig wäre, es ihr zu sagen. Irgendwie ist es etwas schade, da man als Leser damit natürlich auch keinen weiteren Input erhält. Das Buch ist größtenteils aus der Ich-Perspektive von Nyxa geschildert, damit erfährt man selbst ja auch hauptsächlich das, was ihr offenbart wird.
Einige Aspekte aus dem Epilog des ersten Bandes werden noch einmal aufgegriffen und nun auch Nyxa offenbart. Darüber hinaus gibt es weitere Zusammenhänge und Verknüpfungen, die einen noch etwas tiefer in die Welt eintauchen lassen. Einige Passagen waren aber doch auch etwas verworren und man musste ziemlich aufpassen, um noch durchzusehen, wer wer ist, wer wer gewesen sein könnte und was daraus für Folgen resultieren.

Insgesamt kommt mir die ganze suche nach Atlantis etwas zu kurz neben dem ganzen Gefühlschaos. Erst im letzten Abschnitt des Buches kommt man dem ganzen noch mal etwas näher. Vorher gibt es zwar einige Passagen, in denen es Thema ist und auch Bedrohungen aufkommen, aber diese spielen scheinbar keine große Rolle für den Verlauf, denn sie geraten ebenso schnell, wie sie gekommen sind, wieder in den Hintergrund.

Fazit
Eine Fortsetzung, die mich leider enttäuscht zurück lässt. Zwar erfährt man gegen Ende des Buches dann doch noch etwas mehr zu Atlantis, den Figuren, die zwischendurch auftauchen, möglichen Verbindungen und Verknüpfungen, allerdings nimmt das pubertäre Gefühlschaos der Protagonisten doch den Großteil der Handlung ein. Mich hat das Verhalten der beiden leider irgendwann nur noch genervt und nicht mehr angesprochen. Andere werden es vielleicht aber auch ganz spannend finden, das ewige Hin und Her zu verfolgen, der Schreibstil an sich ist schon flüssig zu lesen.
Ich bin im Moment unschlüssig, ob ich den dritten Band der Reihe noch lesen werde.


Veröffentlicht am 14.06.2019

leidenschaftlich, aber langatmig und unglaubwürdie Protagonistenentwicklungen

The Mister
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Zwei Welten prallen aufeinander:
Der reiche Maxim brauchte nicht viel für seinen Status vollbringen. Geboren in einer wohlhabenden Familie stehen ihm sämtliche Wege offen und selbst wenn er sich nicht ...

Zwei Welten prallen aufeinander:
Der reiche Maxim brauchte nicht viel für seinen Status vollbringen. Geboren in einer wohlhabenden Familie stehen ihm sämtliche Wege offen und selbst wenn er sich nicht groß zum Arbeiten motivieren kann, geht es ihm finanziell nicht schlechter. Als er dann plötzlich Verantwortung übernehmen soll, ist er überfordert und zum Teil auch verärgert, dass er sich nun mit seinem Erbe auseinander setzen muss.
Auf der anderen Seite ist da die mittellose Alessia, die hart darum kämpft, endlich frei und unabhängiger leben zu können. Ihre Vergangenheit steckt ihr tief in den Knochen und bestimmt ihr gesamtes Handeln und Denken.
Als diese beiden Menschen aufeinander treffen, passieren in beide einige Dinge, die sie selbst wohl nicht erwartet hätten. Doch wie könnten ihre Leben nur zusammen passen?

Diese Geschichte lässt mich zwiegespalten zurück. Es war eine ganz nette Story mit viel Leidenschaft und ein paar kleineren Wendungen, die für kurze Spannungsmomente gesorgt haben und die man mal so nebenbei hören kann, aber wirklich gefesselt oder überzeugt hat mich die Handlung am Ende eigentlich nicht.
Ich habe „The Mister“ als ungekürzte Hörbuchvariante gehört. Das machte dann 16,5 Stunden Lesung, die für meinen Geschmack auch auf die Hälfte gekürzt hätte werden können. Der Vorteil an der ungekürzten Variante ist natürlich, dass man besser beurteilen kann, wie das Buch insgesamt ist, da einem nichts fehlt. So kam man auch in den Genuss all der langatmigen, teilweise recht handlungslosen Passagen, die einen nicht wirklich voran bringen und auch nicht viel über die Figuren verraten. Leider gab es auch sprachlich und inhaltlich immer wieder Wiederholungen, die mich auf Dauer ziemlich gestört haben. Sie wurden zwar im Verlauf des Buches weniger, hörten aber nie ganz auf. Immer wieder habe ich auf die Titelnummer gesehen, da ich mich fragte, ob die CD gesprungen ist – aber nein, es wiederholte sich einfach mal wieder.
Allerdings gab es auch Szenen im Buch, die schon interessant, tiefgründiger und spannend waren. Es gab zwischendurch kleine Wendungen, die die Figuren dazu gezwungen haben zu handeln, sich zu öffnen und doch mal mehr von sich Preis zu geben. Diese Momente haben mir ganz gut gefallen, vor allem weil man dadurch etwas intensiver in die Leben der Protagonisten eintaucht und nicht mehr nur so an der Oberfläche kratzt. Vor allem die Vergangenheit von Alessia bietet viele düstere Themen, die sie sehr geprägt haben.

Die Figuren selbst bieten auf jeden Fall Potenzial und sie entwickeln sich auch im Verlauf des Buches, nur leider nicht unbedingt ausschließlich glaubwürdig.
Maxim ist ein schwanzgesteuerter, reicher Macho, der sich eben nimmt, was er will und braucht und nicht groß über die Konsequenzen nachdenkt. Als er auf Alessia trifft, ändern sich einige seiner Ansichten, er fängt an mehr nachzudenken und sich auch seinen eigenen Herausforderungen zu stellen. Seine triebgesteuerten Gedanken erhält er sich, was vielleicht sogar glaubwürdig, aber teilweise eben trotzdem nervig ist, da er jede Situation irgendwie mit sexuellen Gedanken geschmückt bekommt. Sein im Klappentext angekündigtes „düsteres“ Geheimnis empfand ich als nicht besonders düster und wurde auch ziemlich aufgebauscht.
Doch Alessias Entwicklung hat mich mehr gestört, als die von Maxim, die in größeren Teilen sogar relativ authentisch sein könnte. Alessia ist eine sehr naive, schüchterne, unerfahrene Frau, die geprägt ist von Angst, Zweifeln, Unterdrückung und dem Wunsch, endlich etwas ändern zu können. In vielen Momenten mit Maxim spürt man ihre Vergangenheit, ihre Ängste, die Schrecken, die sie erlebt hat… Doch dann gibt es zwischendurch immer wieder Passagen, in denen sie plötzlich losgelöst, lustvoll und nahezu ungehemmt entdeckt, was die Sexwelt so zu bieten hat. Empfand ich einfach nicht als passend für das, was man sonst von ihr erfährt und präsentiert bekommt bzw. geht es einfach zu schnell.

Die Sprecher habe ich als passend für die Charaktere empfunden. Der Sprecher von Maxim hat eine sehr kraftvolle, ausdrucksstarke Stimme, die zu dem Wesen von Maxim passt. Auch vom Klang an sich fand ich die männliche Stimme angenehmer, als die weibliche. Doch auch diese passte zu der schüchternen Alessia, die sich kaum traut, jemandem in die Augen zu sehen. Für die Figur, die sie besonders zu Beginn verkörpert, war es gut ausgewählt, trotzdem war es manchmal nicht ganz einfach am Ball zu bleiben. Vor allem in den sehr erotischen, leidenschaftlichen Szenen passte der „kleines Schulmädchen-Klang“ eben nicht mehr so recht zur gehörten Handlung. Die erotischen Passagen an sich waren aus meiner Sicht jedoch ansprechend formuliert.

Fazit
Insgesamt lässt mich das Hörbuch eher enttäuscht zurück. Es war von der Handlung eine nette Geschichte für Zwischendurch, dafür aber deutlich zu lang, mit zu vielen Wiederholungen, zu vielen Bettmomenten. Einige Entwicklungen und Wendungen waren interessant zu verfolgen und haben etwas Schwung in die Geschichte gebracht und auch die Figuren dazu gezwungen, sich nicht länger hinter ihren Mauern zu verstecken. Am Ende reichte mir das aber nicht aus, neben all den langatmigen Szenen, in denen das Buch kaum voran kommt.

Vielen Dank an den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!

Veröffentlicht am 14.05.2019

interessante Idee, Schwächen in der Umsetzung

Hunting the Beast 1: Nachtgefährten
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Dot ist in ihrer Kindheit unfreiwillig auf Werwölfe getroffen und dieses Erlebnis hat sich tief in ihr Gedächtnis eingegraben. Getrieben von dem Wunsch den Monstern keine Möglichkeit mehr zu geben, Unschuldige ...

Dot ist in ihrer Kindheit unfreiwillig auf Werwölfe getroffen und dieses Erlebnis hat sich tief in ihr Gedächtnis eingegraben. Getrieben von dem Wunsch den Monstern keine Möglichkeit mehr zu geben, Unschuldige anzugreifen, schließt sie sich den Reds an und findet damit ihre Bestimmung und die Chance auf Wiedergutmachung. Doch als sich plötzlich die Gesetze ändern und die Nachtwesen nicht mehr gejagt werden dürfen, steht Dot vor neuen, ungeahnten Herausforderungen, die ihr gesamtes Leben verändern könnten.

Die Grundidee der Geschichte hat mir ganz gut gefallen, leider gab es in der Umsetzung aus meiner Sicht einige Schwächen, die es mir schwer gemacht haben, richtig von der Handlung gefesselt zu werden.
Die Reds –Rotkäppchen- versuchen die Menschen vor den Nachtwesen zu schützen und greifen dazu zu meistens ziemlich tödlichen Mitteln. Ihnen ist vieles Recht, Hauptsache sie haben wieder ein paar unschuldige Leben gerettet. Die verschiedenen Nachtwesen lassen das natürlich nicht unbedingt auf sich sitzen und sind nicht besonders gut auf die Reds zu sprechen. Da gibt es viel Konfliktpotenzial, Hass, Rachegedanken und Vorurteile auf allen Seiten.
Als sich dann jedoch die gesamte Gesetzeslage verändert, bricht für die Rotkäppchen und die Nachtwesen eine neue Zeit an, an die sich alle erst mal gewöhnen müssen. Dass das nicht ganz reibungslos verläuft, erklärt sich dabei wohl fast von selbst. Diese Idee an sich und auch der Aufbau der magischen Welt fand ich nicht schlecht. Es bietet viele Möglichkeiten durch die unterschiedlichen Wesen, mit ihren Kräften und Fähigkeiten und der Tatsache, dass sie in der Gesellschaft oft unentdeckt integriert sind. Die Motivation auf der Seite der Rotkäppchen ist ganz unterschiedlich, so dass sich auch hier viel Potenzial für Reiberein, unüberlegte Handlungen und Überraschungen bietet. Leider wurden diese Möglichkeiten nicht so richtig ausgeschöpft. Man lernt zwar einige verschiedene Charaktere und auch einen Teil ihrer Absichten kennen, insgesamt hat man jedoch den Eindruck, dass man hauptsächlich mit den friedfertigen zu tun bekommt, alle bemüht sind, sich der neuen Ordnung zu fügen und es daher total unlogisch wäre, an alten Fehden festzuhalten.
Da die Handlung sehr stark auf die Protagonisten konzentriert ist, erfährt man auch nur, was sie erfahren oder erzählen bzw. sich erzählen lassen. Dabei taucht man zwar in einigen Punkten in die magische Welt ein und erfährt etwas über die Lebensweisen und Hierarchien, es bleibt aber auch vieles unentdeckt.
Dass der Fokus auf den Protagonisten und ihrem Fall liegt, ist an sich ja gar kein Problem. Nur leider ist es mir nicht wirklich gelungen, einen Zugang zu ihnen zu finden. Man lernt Ben und Dot zwar näher kennen, erfährt etwas aus ihrem Leben, wodurch sich auch ihre Einstellungen und Entwicklungen zum Teil erklären lassen, es kratzt aber alles nur an der Oberfläche. Trotz einiger Gefühlsausbrüche fehlte mir bei den Figuren, wie auch bei einigen anderen Bereichen der Handlung, einfach die Tiefe. Der Schreibstil konnte mich nicht so richtig mit in die Handlung ziehen. Die Dialoge waren größenteils eher platt und oberflächlich, die Antworten teilweise wenig geistreich oder haben sich wiederholt, ohne dabei die Handlung wirklich voran zu bringen.
Der spannendste Teil war die übertragene Aufgabe, die Dot und Ben bewältigen sollten. Die Suche nach Lösungen und Antworten war sehr interessant zu verfolgen und hat der Handlung noch mal eine Wendung gegeben. Trotz der Turbulenzen, die dort aufkommen und den Gefahren, in die die Protagonisten verstrickt werden, hat die Handlung insgesamt wenig Tempo. Leider bleibt hier am Ende dann doch einiges offen, wodurch man ein wenig im Regen stehen gelassen wird. Einige Aspekte der Handlung sind abgeschlossen, für die Protagonisten hat sich viel geändert und einige Türen haben sich geöffnet, irgendwie lies es mich aber doch eher unzufrieden zurück, dass man von dem spannendsten Handlungsstrang dann nicht mehr erfährt, wie es weitergeht.

Fazit
Eine interessante Grundidee, die viel Potenzial bietet, mich aber leider nicht so richtig erreicht hat. Die blass gebliebenen, schwer greifbaren Figuren und die wenig tiefgründigen Dialoge haben es mir schwer gemacht, mich von der Geschichte fesseln zu lassen. Es gab zwar spannende Aspekte in der Handlung, diese hatten für meinen persönlichen Geschmack jedoch einen zu geringen Stellenwert und wurden zum Schluss dann auch nicht weiter verfolgt und teilweise offen gelassen.

Veröffentlicht am 27.10.2022

guter Start, am Ende unzufrieden – zu viel Effekthascherei, zunehmend unlogische Handlung

Rachejagd - Gequält
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Vor drei Jahren wurde Anna Jones gemeinsam mit ihrer Freundin Natalie entführt, über mehrere Tage gefangengehalten und gequält. Nur mit viel Glück konnte Anna sich befreien, musste jedoch ihre Freundin ...

Vor drei Jahren wurde Anna Jones gemeinsam mit ihrer Freundin Natalie entführt, über mehrere Tage gefangengehalten und gequält. Nur mit viel Glück konnte Anna sich befreien, musste jedoch ihre Freundin zurücklassen, die das Martyrium nicht überlebt hat. Seither muss die Journalistin mit der Schuld leben und denkt immer wieder an den Mann zurück, der ihnen all das angetan hat und niemals gefasst wurde. Edward Harris.
Als Anna im Büro einen Brief erhält, schwappt eine Welle aus Erinnerungen und Panik über sie hinweg. Ihr Peiniger ist zurück. Schnell fühlt sich Anna nirgends mehr sicher, denn Harris scheint überall sein zu können, ohne dass ihn jemand bemerkt. Was er will, ist klar, wie man ihn aufhalten kann, ungewiss.

Der Einstieg in das Buch hat mir gut gefallen. Man erlebt Anna, die sich gerade aus den Fängen ihres Peinigers befreien konnte und hilflos durch die Gegend tappt, bis sie auf jemanden stößt, der ihr helfen kann. Damit ist man direkt in einer unheimlichen, angespannten Atmosphäre und erhält erste Einblicke in die Geschehnisse, die Anna auch in der Gegenwart noch beschäftigen.
Drei Jahre nach der Entführung scheint nun alles von Neuem loszugehen, Harris ist zurück, beobachtet sie, kontaktiert sie, will ihr Angst einjagen, bis er sein Spiel auf den Höhepunkt treibt.
Dieses Mal muss Anna sich ihm jedoch nicht allein entgegenstellen. Nick Coleman, den Anna aus ihrer Jugend kennt, ist inzwischen FBI Agent und reist nach Chicago, um ihr beizustehen und die Ermittlungen gemeinsam mit der ortsansässigen Polizei zu übernehmen.
Damit hat man auch die beiden Protagonisten der Geschichte, die man in den Kapiteln abwechselnd begleitet. Einige Zeit erlebt man sie natürlich auch gemeinsam, oft sind sie aber auch getrennt unterwegs, gehen Hinweisen nach, stellen Nachforschungen an oder können aus anderen Gründen nicht gemeinsam agieren. So hat man viele Perspektivwechsel im Buch und erhält immer wieder andere Blickwinkel auf die Handlung und die Figuren. Auch das Tempo wird damit an einigen Stellen noch mal angezogen und immer wieder gibt es kleine Cliffhanger zwischen den Kapiteln, die die Anspannung und Spannung hochtreiben sollen. Teilweise hat das bei mir auch funktioniert, zeitweise aber auch nicht, weil es mir dann im Verlauf einfach zu oft war.

An sich liest sich die Geschichte flüssig weg, die Schreibstile ergänzen sich gut, ich hatte auf jeden Fall nicht den Eindruck, dass einige Kapitel qualitativ schlechter waren als andere. Ich mochte auch die Perspektivwechsel, die es gab. Wodurch man mal bei Anna und mal bei Nick ist, erhält man immer mal wieder andere Informationen, bekommt ein Update von den Ermittlungen, aber auch von den Dingen, die bei Anna los sind, die sie erlebt und so weiter. Durch Andeutungen und das Wegblenden, wird das Tempo hoch gehalten und Spannung erzeugt. In manchen Passagen war auch eine schöne, unheimliche Atmosphäre spürbar.
Leider hat das Buch aber aus anderen Gründen an Punkten bei mir eingebüßt. Umso dramatischer, spannender und turbulenter es besonders zum Ende hin wurde, umso schlechter fand ich es. Was nicht an den blutigen, actionreichen Szenen lag, sondern daran, dass die Handlung zunehmend unlogisch wird, die Reaktionen der Charaktere nicht wirklich nachvollziehbar sind und einiges sehr überspitzt wird. In der Summe war es mir dann einfach zu viel. Es musste immer noch eins und noch eins oben drauf gesetzt werden. Hier ein kleiner Schockmoment, hier noch mal eine Verletzung, hier eine Panne, da etwas Drama und noch was hier und noch was da und noch mehr und noch mehr. Manches empfand ich einfach als unnötige Dramatisierung obendrauf, ein bisschen weniger hätte es vermutlich viel spannender und wirkungsvoller gemacht. Was ich aber noch schlimmer fand waren die unlogischen Entscheidungen und Handlungen, die die Geschichte zunehmend kaputt gemacht haben, zumindest für mich.
Es gab im Verlauf zwar Offenbarungen, die ich gelungen fand und die auch Wendungen mit sich brachten, die ich so nicht habe kommen sehen, anderes dagegen war entweder vorhersehbar oder so abgedreht, dass es einfach nicht passte.
Zusätzlich fand ich auch die Protagonisten teilweise etwas zu idealisiert und klischeehaft. Es ist ja okay, wenn sie starke Persönlichkeiten sind, fest im Leben stehen und sich nicht so schnell unterkriegen lassen. Aber selbst die stärkste Persönlichkeit dürfte dann auch mal ihre Grenzen haben, besonders wenn man bedenkt, was sie da alles erleben und durchmachen. Zwei, drei Tage später ist aber der Großteil davon schon wieder vergessen und man geht mindestens genauso energiegeladen wie zuvor in den Kampf und steckt auch alles weitere weg. Ein paar mehr „Zusammenbrüche“ hätte ich schon irgendwie authentischer gefunden, besonders bei Anna, auch wenn es sicher bemerkenswert ist, wie sie mit vielem umgeht. Insgesamt blieb mir hier aber auch zu viel einfach an der Oberfläche.
Noch detaillierter rein zu gehen, würde spoilern, aber in der Summe kamen einfach immer mehr Stellen, die für mich nicht mehr passten, die ich nicht greifbar und nicht mehr nachvollziehbar fand. Der große Showdown war zwar ereignisreich, hat mich aber gar nicht angesprochen, aus unterschiedlichen Gründen.

Fazit

Nach einem guten Einstieg in die Geschichte, der mich neugierig gemacht hat, hat die Handlung immer mehr an Boden verloren. Es wurde zunehmend unlogisch und in der Summe einfach zu viel an allem. Dass es teilweise recht brutal und blutig war, hat mich an sich nicht gestört, eher dass eben immer noch mal eins oben drauf gesetzt werden musste, was die Geschichte nicht gebraucht hätte. Die Charaktere waren ziemlich idealisiert, blieben mir insgesamt aber zu blass, obwohl man viel mit ihnen unterwegs ist.

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