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Veröffentlicht am 14.09.2019

Ein wundervoller Familienroman mit zeitgenauer Schilderung

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
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Berlin, 1952: Silvie Thalheim hat sich aus dem Geschäft des Kaufhauses am Ku'damm immer im Hintergrund gehalten, sie will lieber als Rundfunkredakteurin beim RIAS arbeiten und ihr Leben genießen. Während ...

Berlin, 1952: Silvie Thalheim hat sich aus dem Geschäft des Kaufhauses am Ku'damm immer im Hintergrund gehalten, sie will lieber als Rundfunkredakteurin beim RIAS arbeiten und ihr Leben genießen. Während für ihre Schwester Rike das Kaufhaus an erster Stelle steht. In den Wirtschaftswunderjahren läuft das Geschäft wieder rund, jeder will Petticoats und Nylonstrümpfe besitzen. Silvies Zwillingsbruder kehrt aus dem Krieg zurück und soll das Kaufhaus leiten, er ist aber eher an durchfeierten Nächte interessiert. Als ein Konkurrent versucht, die Geschäfte der Thalheims zu schädigen, übernimmt Silvie Verantwortung für das Kaufhaus und ihre Familie.

"Cremeweiße Pikeeware, mit rosa, gelben, blauen oder wahlweise pistaziengrünen Streifen, als schicke Neckholder mit betonter Taille und schmalen Lackgürtelchen, alles so frisch und sommerlich..." Zitat Seite 179

Nach dem ersten Band dieser Familiengeschichte musste ich unbedingt wissen, wie es mit der Familie weitergeht. Die Personen waren mir ans Herz gewachsen und Brigitte Riebe ist einfach eine begnadete Erzählerin, die Zeitgeschehen und gesellschaftliches Leben wunderbar bildhaft darstellen kann.


Die Familie Thalheim hat die schwierigen Jahre nach dem Krieg überstanden, die Wirtschaft läuft zu Hochtouren auf, es weht ein anderer Zeitgeist. Mit Elvis zieht der Rock´n Roll nach Deutschland, die Menschen haben wieder Lebensfreude und zeigen das auch mit ihrer Kleidung.
Die Thalheim-Kinder sind erwachsen und gehen ihre eigenen Wege. Während Rieke in eine reiche italienische Familie einheiratet und schwanger wird, macht Silvie beim Radio Karriere, sie verliebt sich und hat mit ihrem Geliebten so ihre Probleme. Gleichzeitig sorgt sie sich um ihren kriegsgebeutelten Zwillingsbruder Oskar, der die Geschäfte des Kaufhauses von seinem Vater übertragen bekommt und das Unternehmen aufs Schärfste gefährdet. Ihm sind Nachtleben und seine schnellen Wagen wichtiger als kaufmännisches Geschick. Die jüngste Tochter Flori entwickelt sich zu einer jungen Frau und probiert ihre Grenzen aus.
Wir treffen auch die Jüdin Miriam wieder, sie ist der Familie weiterhin freundschaftlich verbunden.

Hier hat Brigitte Riebe erneut ihr Talent zur Ausabeitung der Charaktere perfekt eingesetzt und ihren Figuren fühlbar Leben eingehaucht. Das macht ihre Romane so unvergleichlich und gut zu lesen.

Neben den sehr lebendigen Zeitschilderungen schwappt das Lebensgefühl dieser Wachstumsjahre auf den Leser über. Die Modeszene wird mit Farben und Formen bunt gezeichnet, die politischen Veränderungen werden nachvollziehbar eingebunden und das Leben der Thalheims ist wieder sehr unterhaltsam und interessant aufbereitet.

Ich konnte wieder die Sorgen und Nöte der Familie, ob wirtschaftlicher oder emotionaler Art, gemeinsam miterleben und wusste das Zeitgeschehen durch die politischen Ereignisse gut einzuordnen.

Brigitte Riebe hat mich auch mit diesem Buch wieder vollkommen überzeugt und mitgenommen auf eine Reise in die 50er Jahre. Selten habe ich in einem Roman so viel politisches Zeitgeschehen, Lieder, Gedichte und Modebeispiele miterleben können, die ich zwar nicht persönlich, aber doch stellvertretend für diese Zeit erkennen konnte. Sie setzt das Lebensgefühl der Nachkriegsgeneration sehr überzeugend um und geht auch auf die besonderen Umstände der Teilung Deutschlands ein.


Eine wunderbare Fortsetzung dieser authentisch erzählten Buchreihe, die ich mit voller Überzeugung empfehlen möchte. Ich freue mich schon auf Band 3.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Ein aufrüttelndes Buch über nachhaltiges Wirtschaften im Bäckerhandwerk

Der Bäcker und sein Brot
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In "Der Bäcker und sein Brot" setzt sich Bio-Bäcker Volker Schmidt-Sköries mit der Unternehmensphilosophie seiner Bäckerei-Kette auseinander. Das Sachbuch erscheint im Droemer Knaur Verlag.


Volker Schmidt-Sköries ...

In "Der Bäcker und sein Brot" setzt sich Bio-Bäcker Volker Schmidt-Sköries mit der Unternehmensphilosophie seiner Bäckerei-Kette auseinander. Das Sachbuch erscheint im Droemer Knaur Verlag.


Volker Schmidt-Sköries ist Mehrheitseigentümer von KAISER BIO und versteht sich als Pionier auf dem Gebiet einer ethischen, der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit verpflichteten Unternehmensführung. 1977 trat er in die junge Schrotbäckerei Kaiser in Wiesbaden ein, übernahm 1980 den Betrieb und baute ihn sukzessive zur Bio-Bäckerei-Kette aus. Er ist ein gefragter Unternehmensberater auch in anderen Branchen.

"Man muss nicht nur achtsam mit der Natur umgehen, sondern auch mit den Menschen", meint Volker Schmidt-Sköries, Bio-Bäcker der ersten Stunde. In seinem Sachbuch zum Thema Wirtschafts-Ethi

Seit den Siebzigerjahren hat der studierte Pädagoge den Anspruch, gesundes Brot und andere Backwaren auf den Markt zu bringen. Mit den Jahren wuchs dieser Anspruch: Heute geht es ihm auch um gerechte Beziehungen zu den Rohstofflieferanten, um erfüllende Arbeitsbedingungen und eine transparente Beziehung zu den Kunden. Erst wenn diese Bedingungen erfüllt sind, so der Autor, kann man von beseeltem Arbeiten und nachhaltigem Wirtschaften sprechen.


"So ein Sauerteig ist ein Biotop voller Eigenleben, mit dem der Bäcker, wenn er pfleglich mit ihm umgeht, die besten und bekömmlichsten Resultate erzielen kann." Zitat Seite 17


Unser deutsches Brot ist auch ein Kulturgut und hat einen weltweit guten Ruf. Natürlich ist mit diesem guten Brot das handwerklich hergestellte, langsam gehende Brot gemeint und nicht das industriell gefertigte.

Das Bäckersterben hat schon lange begonnen, die kleinen Betriebe verschwinden, die mittleren kämpfen ums Überleben und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die letzten kleinen Bäcker aufgeben.

Es ist nicht leicht, eine ganzheitliche Sicht von unternehmerischem Handeln zu entwickeln, denn meistens steht die Profitoptimierung an erster Stelle.



"Konkurrenzverhalten, das die Verdrängung anderer zum Ziel hat, ist ungesund. " Zitat Seite 250



"Denn Brot ist mehr als das, was wir essen. Brot ist Natur, Brot ist Kultur, Brot ist Leben." Zitat Seite 23

Volker Schmidt-Sköries verbindet die Produktion des Lebensmittels Brot mit ethischen Grundsätzen, die neben Wirtschaftlichkeit auch die Nachhaltigkeit und Fürsorge für seine Mitarbeiter beinhaltet. Er setzt auf biologische Grundzutaten, auf gerechte Bezahlung der Rohstofflieferanten und auf zufriedenstellende Arbeitsbedingungen. Auch mit diesen ethischen Grundprinzipien in einem nachhaltig geführten Unternehmen ist es möglich, einen ökologisch gut laufenden Betrieb zu unterhalten.
Volker Schmidt-Sköries sieht sich außerdem auch in der personellen Verantwortung für seine Mitarbeiter und Rohstofflieferanten und setzt weiterhin auf Transparenz im Kundengeschäft.



Dieses Sachbuch liest sich mit einigen persönlichen Schilderungen des Autors sehr interessant und abwechslungsreich. Es ist ein aufrüttelndes Buch mit nachdenklich machenden Ansätzen und Erklärungen des Autors, die in vielen Betrachtungen auch absolut überzeugen. Die ethischen Gedanken und Fragen kommen in aufschlussreichen und erhellenden Kapiteln zum Ausdruck. Ein paar Beispiele:

Wie Globalisierung sinnvoller wäre

Humanisierungsoffensive

Der sensible Teig

Wo geht´s hier zur Achtsamkeit?


Es zeigt die Bäckerei als Lebensschule, Weiterbildung und Anerkennung sind wichtige Kriterien für zufriedene Mitarbeiter. Auch mit unbürokratischen Darlehen für die Mitarbeiter gibt sich der Autor als Wohltäter. Solche finanziellen Leistungen sind lobens- und erstrebenswert, doch nicht jeder Betrieb ist dazu in der Lage.


Der Bio-Markt befindet sich auf dem Aufwärtstrend, er wächst nicht zuletzt durch Fukushima, Gorleben, Tschernobyl und Bienensterben. Doch zusätzlich zur Öko- und Gesundheitsmarke (Mitarbeiter erhalten Rückenschule etc.) können Betriebe auch eine soziale Marke werden. Das wünscht man sich für mehr Betriebe. Volker Schmidt-Sköries setzt sich als Unternehmensberater erfolgreich dafür ein.



Nachhaltiges Wirtschaften im Bäckerhandwerk ohne zerstörerisches Wachstum ist möglich. Dieses Sachbuch ist ein aufrüttelndes Buch mit interessanten Gedanken und biografischem Hintergrund. Es will zeigen, dass Ethik und beseeltes Arbeit die Zeichen der Zukunft sind.

Veröffentlicht am 27.08.2019

Gehört wie die Hausapotheke in jeden Haushalt dazu

Muss ich jetzt sterben?
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Das medizinische Nachschlagewerk "Muss ich jetzt sterben?" von Dr. C. Kelly und Dr. M. Eisenberg richtet sich nicht nur an Hypochoner. Das Sachbuch erscheint bei Knaur MensSana.

Als Ärzte beraten Dr. ...

Das medizinische Nachschlagewerk "Muss ich jetzt sterben?" von Dr. C. Kelly und Dr. M. Eisenberg richtet sich nicht nur an Hypochoner. Das Sachbuch erscheint bei Knaur MensSana.

Als Ärzte beraten Dr. Kelly und Dr. Eisenberg täglich Patienten bei ihren gesundheitlichen Beschwerden, sie behandeln sie und viele Menschen stellen ihnen die Frage: Muss ich jetzt sterben? Welche Symptome schaden der eigenen Gesundheit, welche kann man ignorieren und bei welchen schrillen sofort die Alarmglocken? Gemeinsam mit einem Expertenteam geben die Autoren dem Hypochonder und anderen Interessierten nützliche Ratschlägen zur Entscheidung an die Hand. Ruhig abwarten, den Hausarzt konsultieren oder sofort die Notaufnahme aufsuchen? Das Nachschlagewerk enthält alle gängigen Krankheitssymptome und zeigt die richtigen Wege auf.


Blase und Darm: "Ihr Stuhl ist so hart wie die Pyramiden..." Zitat Seite 247

Der Titel dieses medizinischen Nachschlagewerks lässt schon tief blicken: Krankheiten machen den Menschen Angst, da wird mancher schon vor lauter Angst zum Hypochonder.

Fieber, Schweißausbrüche, Schmerzen, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen sind Symptome, bei denen man als Patient nicht immer weiß, ob das schon Anzeichen ernster Krankheiten sein können. Dank vielfältiger Informationen rund um den Körper, seine Symptome und körperliche Schwachstellen gibt dieses Nachschlagewerk schnell Rat, Hilfe und Aufklärung. Zu einzelnen Problemen wie Husten, Kopf- und Halsschmerzen, Sehstörungen, Schwindel etc. wird umfassend eingegangen und erklärt, ob es eine vom Arzt zu behandelnde Krankheit ist oder mit Hausmitteln dagegen vorgegangen werden kann.

Die Beschwerden und Schmerzen können äußerlicher oder innerlicher Art sein und verschiedene Körperteile betreffen.

Folgende Bereiche des Körpers werden hier kapitelweise erläutert:

- Kopf und Nacken
- Brust und Rücken
- Bauch und Magen
- Weibliche Geschlechtsorgane
- Männliche Geschlechtsorgane
- Blase und Verdauungsorgane
- Arme und Beine
- Haut und Haar

Wenn man den eigenen Körper besser versteht, ist es leichter, gesundheitliche Probleme schneller einzuordnen. Die beiden Autoren, beide anerkannte Kardiologen und Dozenten, haben sich für einige Bereiche redaktionelle Hilfe von medizinischen Spezialisten der verschiedenen Fachgebiete hinzugeholt. Die Ärzte werden im Anhang näher vorgestellt.

Die Probleme werden offen und ehrlich beschrieben, dies geschieht jedoch sehr sachlich, gut verständlich und ohne ins lächerliche abzugleiten. Die fachlichen Ratschläge erscheinen mir als Laie sehr differenziert und dank der humorvollen Bemerkungen lässt sich dieses Buch auch sehr amüsant lesen.

Einige Info-Boxen geben genauere Informationen um spezielle Themen wie Faktencheck Grippe, Schlafmittel, Schmerzmittel, Darmspiegelung, Mammografie, Niedriger Puls, Probiotika, Haarwuchsmittel, Harnverhalt und einige mehr. So kann man sich bei diesen Bereichen noch weiter einlesen und mehr Einblick erhalten.

Dieses fachlich fundierte Nachschlagewerk ermöglicht eine schnelle Hilfe und Aufklärung über die betreffenden Symptome, zeigt weitere Handlungsmöglichkeiten auf und gibt sinnvolles Fachwissen weiter. Der humorvolle Ton sorgt gleichzeitig dafür, das man das Buch gut lesen kann. Hier werden "sie" gut beraten!

Veröffentlicht am 26.08.2019

Sehr umfangreiches und wunderschön aufgemachtes Kochbuch mit kreativen Rezepten

kochen.
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"kochen." heißt das neue Werk von Stevan Paul, welches ab September 2019 im Brandstätter Verlag erscheinen wird.


Stevan Paul ist Kochbuchautor und Foodjournalist und als gelernter Koch entdeckt er weltweit ...

"kochen." heißt das neue Werk von Stevan Paul, welches ab September 2019 im Brandstätter Verlag erscheinen wird.


Stevan Paul ist Kochbuchautor und Foodjournalist und als gelernter Koch entdeckt er weltweit die neuesten Trends, die er in seinen Büchern vorstellt. Mit raffinierten Aromen, neuen Würzungen und dem nötigen Handwerk stehen seine Rezepte für Kochfreude und Geschmack pur.


Mit über 500 Rezepten und Infos zu den Grundlagen des Kochens, zu Geschmack und Küchentechniken, bekommt man hier ein Standardwerk über das Kochen geliefert, bei dem der Schwerpunkt auf der französischen Küche liegt, zusätzlich werden asiatische und orientalische Einflüsse eingebaut.

Klassische Rezepte werden in Teilen neu kombiniert und kreativ zusammengefügt und die große Auswahl von Gerichten und die geschmacklichen Kompositionen wird jeden Kochfreund überraschen.



Gleich vorab, das umfangreiche Buch ist schon ein recht schweres Exemplar mit einem stabilen Einband und einer interessanten Aufmachung.

Nach einer kurzen Einleitung des Autors und einer Gebrauchsanweisung des Buchs, geht es mit einer großen Auswahl an Rezepten los, die sich an den jeweiligen Kapiteln orientieren und mit Tipps, Variationsmöglichkeiten und besonderen Kochtechniken, Geschmacksvariationen oder entsprechender Warenkunde aufbereitet werden.


Die Kapitel umfassen folgende Themen:

- Vorspeisen und Salate

- Fisch und Meeresfrüchte

- Gemüse

- Saucen und Fonds

- Fleisch

- Käse

- Desserts


Bei jedem Rezept gibt es eine kurze Anmerkung des Autors zum Gericht, ehe es standardmäßig mit der Aufzählung der benötigen Zutaten, der Zubereitung mit Zeitangabe und Anrichteempfehlungen weitergeht.

Hervorheben möchte ich besonders die hervorragenden großformatigen Foodfotos, die neben den nötigen Zutatenlisten, die Zubereitungszeit und die Anrichteempfehlungen enthalten.


Folgende Inhalte sind quer durch die Kapitel verteilt und vermitteln das nötige Wissen in der Küche:

- Kochtechnik (Schneiden, Temperatur, Garmethoden, Binden, Braten & Frittieren, Anrichten, Nachhaltigkeit in der Küche)



- Geschmack (Säure, Salz, Gewürze & Kräutern, Bitter & umami, Schärfe, Fett und Süß).


- Warenkunde (heimische Weinreise, Krabben und co, kleine Wildkräuterkunde, kleine Heimatkunde Fisch, alkoholfreie Speisenbegleitung, Linsen, kleine Bierübersicht und Sherry)


Stevan Paul ermutigt seine Leser, sich mit dem Kochen zu beschäftigen und dabei auch selbst kreativ zu werden. Gerade die relativ einfach zuzubereitenden Teil-Komponenten der Gerichte verführen zum neu zusammenstellen. Schlichte Zutaten werden hier miteinander zu einem besonderen Gericht kombiniert und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das sieht aus wie echte Sterne-Küche, aber ohne chichi. Auf die Kombi kommt es an und die handwerklichen Dinge werden gut erklärt.



Folgende Rezepte habe ich entdeckt, die ich gern nachkochen werde:

- Burrata, eingelegte Kirschtomaten, Gurkensalat mit Orangen-Vanille-Öl

- Miesmuscheln, Zucchini, Tomate und Queller

- Kartoffelsalat mit Rahmdressing

- Paprika-Tomaten-Bulgur mit Feta und Spiegelei

- Lamm mit Kräuterkruste

- Pflaumenkompott




Sehr umfangreiches und wunderschön aufgemachtes Kochbuch, welches neben vielen kreativen Rezepten reichlich Wissen vermittelt und Hobby-Köchinnen anspricht und auch anspruchsvollen Essern genügen wird. Ein perfektes Buch zum Verschenken oder selbst kreativ werden und Nachkochen!




Veröffentlicht am 21.08.2019

Viele bewegende Fragen und einige Schicksale, die zu Herzen gehen

Es wird Zeit
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Judith Rogge lebt in Wedel bei Hamburg, sie ist fast fünfzig Jahre alt, seit fast zwanzig Jahren mit einem Zahnarzt verheiratet und hat drei Kinder. Die Beerdigung ihrer Mutter führt sie zurück in ihre ...

Judith Rogge lebt in Wedel bei Hamburg, sie ist fast fünfzig Jahre alt, seit fast zwanzig Jahren mit einem Zahnarzt verheiratet und hat drei Kinder. Die Beerdigung ihrer Mutter führt sie zurück in ihre Heimat nach Jülich, dort trifft sie auf ihre ehemals beste Freundin Anne und ihre Jugendliebe Heiko. Voller Schrecken erfährt sie von Annes schwerer Krankheit und macht sich Gedanken über ihr eigenes Leben, aber auch über das ihrer Wegbegleiter. Für Anne, die nicht nur ihre berufliche Bestimmung gefunden hatte, sondern auch noch den perfekten Ehemann, steht jetzt das Leben auf der Kippe.


Ildikó von Kürthy schildert das Glück und Leid ihrer fast fünfzig Jahre alten Protagonistin Judith als Ich-Erzählerin. Dadurch kommt man ihr nicht nur sehr nahe und kann in ihre Gedanken und Hoffnungen eintauchen, man erkennt auch eigene Lebenserfahrungen und Wünsche im Leben wieder. Ich gehöre altersmäßig genau zur Zielgruppe und kann die Lebenswünsche und Abschiede gut nachvollziehen.

Die Kinder sind groß, die Ehe ist eingespielt oder eben wie bei Judith, nicht glücklich und als die Mutter stirbt, bricht der letzte familiäre Halt weg. Ist das schon das Leben gewesen oder sind da noch Ziele, Lebensabenteuer und Beziehungen, die auf sie warten. So oder so ähnlich wird es vielen Frauen gehen, die sich in dieser Lebensphase befinden.

Judith lebt in einer lieblosen Ehe, sie hat Selbstzweifel und fühlt sich alleingelassen. Soll sie ihr altes Leben hinter sich lassen und ihrem Leben eine neue Wendung geben? Der Besuch in ihrer alten Heimat wirbelt viele Emotionen und Hoffnungen auf, die neue wiederentdeckte alte Freundin Anne hat mit ihrer tödlichen Krankheit zu kämpfen und Judith steht ihr liebevoll zur Seite. Hier in ihrer Heimat nimmt sie eine Auszeit von ihrem bisherigen Leben und stellt die Weichen für die Zukunft.


Schwungvoll, heiter, bestürzend traurig und absolut lebensnah erzählt die Autorin ihre Geschichte und es gelingt ihr, diesen speziellen Erzählstil auch locker durch das ganze Buch zu tragen.

Dieser Roman schildert die Probleme in der Midlife Crisis von Frauen. Es geht um viele bewegende Fragen, einige Schicksale, die zu Herzen gehen und die für einen Roman interessante Herangehensweise wirft die Leserin mitten in die Geschichte und lässt sie hautnah miterleben.
"Schmerz öffet das Visier: Schmerz macht wehrlos. er reißt dir alle Masken vom Gesicht. Er macht den Schutzschild aus Ironie, Schlagfertigkeit und schlauen Bemerkungen durchlässig..." Zitat Seite 251

Wer im Alter der Protagonistin ist, wird viele nostalgische Produkte und Songtexte aus der Zeit wiederfinden, die bewirken, das man sich sofort an seine eigene Jugend erinnert. Die spezielle Würze bekommt die Sache aber durch die selbstironischen Bemerkungen und humorvoll eingesetzten Spitzen über das Älterwerden und das Aussehen und das nachlassende Bindegewebe.

"Es ist ja leider völlig unüblich geworden, so alt auszusehen, wie man ist." Zitat Seite 42

"Ich bin 49, und ich fühle mich keinen Tag jünger. Warum sollte ich? Ich habe doch nicht umsonst ein halbes Jahrhundert gelebt, bloß um mich jetzt immer noch jung zu fühlen." Zitat Seite 231


Die Autorin zeigt eine interessante Herangehensweise für einen Roman, indem sie viele bewegende Fragen und Schicksale aufwirft, die zu Herzen gehen und viele Frauen in diesem Lebensabschnitt betrifft.


Sehr lebendig wird diese Lebensphase in der Mitte des Lebens in allen Facetten von Emotionen aufgezeigt und damit ist der Autorin ein humorvoller, gefühlvoller und nachdenklich machender Roman über die Beziehungen im Leben, über Familie, Abschiede und Heimat gelungen. Das Leben bedeutet Veränderung, man sollte sich diesen Veränderungen mutig stellen und das Beste daraus machen. Es gibt nur dieses eine Leben.