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Veröffentlicht am 03.11.2019

Achtung, Magie!

Alabasterball
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Vor einem Jahr hätte Amy auf eine geheimnisvolle Insel reisen sollen, um am Alabasterball teilzunehmen. Doch nach einem Streit mit ihrer Schwester klaut ihr diese die Einladung und fährt selbst hin. Seitdem ...

Vor einem Jahr hätte Amy auf eine geheimnisvolle Insel reisen sollen, um am Alabasterball teilzunehmen. Doch nach einem Streit mit ihrer Schwester klaut ihr diese die Einladung und fährt selbst hin. Seitdem ist sie verschwunden und Amy hat alles daran gesetzt, eine erneute Einladung zu bekommen. Jetzt hat sie es geschafft. Zusammen mit zwei weiteren Mädchen und drei Jungen kämpft sie um den Titel der Ballkönigin, denn diese darf sich wünschen, was immer sie will. Doch auf der Insel geht nicht alles mit rechten Dingen zu, und immer gefährlicher werden die Tänze und Aufgaben. Dann verliebt sich Amy auch noch und muss sich zwischen dem Leben eines Jungen und dem ihrer Schwester entscheiden.

Leider hat für mich der Klappentext etwas völlig anderes suggeriert, als ich letztendlich erhalten habe. Von Arena und auch Beatrix Gurian habe ich eher eine Art Jugendthriller erwartet, stattdessen bekam ich eine Geschichte mit Magie und Göttern, eine Art moderne Version von Heldin in der Unterwelt, um geliebten Menschen zu retten. Sehr griechisch, auch in den Entscheidungen und Konsequenzen, aber eben nicht das, was ich eigentlich erwartet hatte. Davon abgesehen erschien mir Amy tatsächlich nicht wie der Typ Mädchen, die ein mächtiges Wesen dazu bringen könnte, sich zu verlieben. Sie ist zwar nett und versucht, das Richtige zu tun, aber eigentlich ist sie ganz schön langweilig. Alles in allem eine nette Geschichte, bei dem zum Schluss mal noch eben die Motivationen aller Beteiligten aufgeführt wurden, aber man muss sich vor Augen halten, es hier mit märchenhafter Fantasy, nicht realem Geschehen zu tun bekommen.

Veröffentlicht am 18.09.2019

The sixth sense

Die Schule der Alyxa. Der Dunkle Meister
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Der dreizehnjährige Finn und sein zwei Jahre älterer Bruder John fallen aus allen Wolken, als ihnen ihre Mutter eröffnet, dass sie von heute auf morgen auf eine seltsam abgeschiedene Schule auf einer ebenso ...

Der dreizehnjährige Finn und sein zwei Jahre älterer Bruder John fallen aus allen Wolken, als ihnen ihre Mutter eröffnet, dass sie von heute auf morgen auf eine seltsam abgeschiedene Schule auf einer ebenso seltsamen, abgeschiedenen Insel gehen müssten. Sie haben besondere Fähigkeiten im Bereich der Sinne. Bei John ist es der Tastsinn, doch Finn glaubt nicht daran, denn er fühlt sich wie immer. Auf der Insel angekommen freundet er sich schnell mit Leuten an, die wie er sind - ihre Sinne sind nichts Besonderes, sie sind sozusagen die Blindgänger der Schule. Doch schnell kommt er dahinter, dass es an der neuen Schule nicht mit rechten Dingen zugeht und zusammen mit zwei Mädchen macht er sich daran, die Rätsel zu lösen. Dass er dabei über einen Tabu-Sinn stolpert, macht die Sache nicht einfacher.

Erst einmal: Eigentlich eine coole Idee und auch kurzweilig umgesetzt. Der/die Sprecher machte(n) ihre Sache sehr gut. Aber Kinder-/Jugendbuch hin oder her: Ein bisschen mehr Logik darf dabei sein, ja? Alles hier wird mit Isso begründet. Ein Mädchen verschwindet von einer Klippe und ward nie wieder gefunden? Ach, Selbstmord. Isso. Polizei? Taucher? Suche? Fehlanzeige. Älteren Schülern wird erlaubt, jüngeren Schülern mit einer Art Stromschlagstock heftige Schmerzen zu verpassen. Der Dekan ist dafür, eine Schülerin zu töten. Einige Professoren halten es für eine gute Idee, einem Schüler, der gerade frisch eingetroffen ist und keine Ahnung von den Sinnen hat, mit einem Langstock Prügel zu verpassen. Erklärungen werden übrigens nie gegeben, dafür gern mal Drohungen ausgestoßen. Der Unterricht erscheint völlig willkürlich. Hallo? Haben sie die Lehrerausbildung im Lotto gewonnen? Also ganz ehrlich. Ich würde versuchen, so schnell wie möglich von dieser Insel und den ganzen Irren da wegzukommen. Den zweiten Teil werde ich mir zwar noch anhören, weil ich schon neugierig bin, aber enttäuscht bin ich trotzdem. Normalerweise 2,5/5 Punkten, aber aufgrund der guten Sprecherleistung auf 3 Punkte aufgerundet.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Stürmische Zeiten

Der Wächter der Winde
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Irgendwo an der kalifornischen Küste treffen sie alle zusammen: millionenschwere Geschäftskonkurrenten der heutigen Zeit, ein Bonnie-und-Clyde-Verschnitt aus dem Chicago des Al Capone und ein junger Cowboy ...

Irgendwo an der kalifornischen Küste treffen sie alle zusammen: millionenschwere Geschäftskonkurrenten der heutigen Zeit, ein Bonnie-und-Clyde-Verschnitt aus dem Chicago des Al Capone und ein junger Cowboy aus den 50iger Jahren des 19. Jahrhunderts. Entgegen Raum- und Zeitgesetzen schleudert es diese Leute in die Welt unter dem Winde, erschaffen von dem so kranken wie genialen Wissenschaftler Ross. Vor zwölf Jahren hat er sich mit seiner damals fünfjährigen Tochter hierhin zurückgezogen, zerfressen von Hass und (zum Teil) eingebildeten Kränkungen. Sie alle spielen ihre eigene Rolle in ihrem eigenen Stück, doch was wird am Ende von ihnen übrigbleiben? Und wer?

Dieses Buch ist eine Adaption von Shakespeares "The Tempest" und ich gebe zu, wäre mir das vorher bewusst gewesen, hätte ich es nicht gelesen. Der Sturm ist wohl das langweiligste und für mich auch uninspirierteste Stück des klassischen Meisters, und es wurde für mich auch nicht in der Version von Atwood besser. Hier, in dieser Form, passte es sowohl von Sprache als auch Stil, aber es wird für mich von der Handlung her nicht besser. Caliban ist noch immer der arme Wilde, der von allen ausgenutzt wird, und zum Schluss trotzdem zu Kreuze kriecht und als Einziger bereut. Die anderen Personen waren mir fast durchweg zu distanziert oder unsympathisch, sodass es auch die Slapstickeinlagen des Gaunerpärchens nicht herausreißen konnten. Für Fans von Shakespeare könnte diese Fantastik-Lektüre ein großer Spaß sein, mir war sie zu langatmig und fast schon zu nah am Original.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Game over

Erebos 2
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Nick fällt aus allen Wolken, als auf seinem Handy das unheilverkündende E wieder auftaucht. Hat er doch vor fast zehn Jahren die beste und die schlimmste Zeit mit diesem Onlinegame erlebt. Doch so sehr ...

Nick fällt aus allen Wolken, als auf seinem Handy das unheilverkündende E wieder auftaucht. Hat er doch vor fast zehn Jahren die beste und die schlimmste Zeit mit diesem Onlinegame erlebt. Doch so sehr er sich bemüht, das Spiel zu löschen oder sich zu verweigern, Erebos findet immer einen Weg, ihn zu zwingen.
Zur selben Zeit findet auch der sechszehnjährige Derek eine neue App auf Rechner und Handy und lässt sich ziemlich schnell darauf ein. Anfangs ist er begeistert über das Spiel, doch je mehr es von ihm fordert, desto unheimlicher wird es ihm. Und als er begreift, dass es viel mehr ist als nur ein bloßes Spiel, ist es längst zu spät. Wenn er nicht tut, was Erebos will, was passiert mit dem Mädchen, in das er verliebt ist?

Erebos 1 war ein spannender Jugendthriller, innovativ und am Puls der Zeit. Erebos 2 hingegen ... Wie soll ich es sagen? Es war nicht unspannend, jedenfalls meistens nicht. Schlechten Schreibstil kann man Poznanski auch nicht nachsagen. Man muss auch nicht jedes Mal das Rad neu erfinden, nicht mal jenes, welches man selbst entworfen hat. Aber trotzdem hatte ich mehr erwartet. Mehr als nur einen zweiten Aufguss in einer vielleicht guten Sauna, aber der Duft hat sich in den letzten neun Jahren leider nicht verändert. Mir waren es auch zu viele Isso-Momente. Wurde früher noch ein bisschen erklärt, wie sich Erebos die Infos verschafft, bekam man jetzt einfach mal alles vor die Nase gesetzt: isso, Alter! Und ganz ehrlich: Was soll ich denn von dem Ende halten? Dafür der ganze Aufwand? Auch das große Geheimnis im Hintergrund war mir zu dürftig. Alles in allem fühle ich mich ernüchtert. Der große Traum von Erebos ist für mich ausgeträumt und würde in neun oder zehn Jahren Teil 3 angekündigt werden, verzichte ich wohl dankend.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Und ewig grüßt der Stasi-Klüngel

Zimmer 19
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Der zweite Fall von Sita Johanns und Tom Babylon. Während der Berlinale, bei der Eröffnungsvorstellung, bekommen die Zuschauer Grauenvolles präsentiert: einen Snuff-Film, dessen Hauptakteurin die Tochter ...

Der zweite Fall von Sita Johanns und Tom Babylon. Während der Berlinale, bei der Eröffnungsvorstellung, bekommen die Zuschauer Grauenvolles präsentiert: einen Snuff-Film, dessen Hauptakteurin die Tochter des regierenden Bürgermeisters ist. Es sieht aus, als würde sie ermordet werden, doch eine Leiche wird nicht gefunden. Die Ermittlungen treten auf der Stelle, bis weitere Töchter hoher Politiker und Geschäftsleute verschwinden. Was verbindet diese mächtigen Männer? Dazu kommt, dass Sita das vage Gefühl hat, dieser Fall könnte mit ihrer Vergangenheit zu tun haben, doch wer sollte sich nach all diesen Jahren jetzt an ihre Fersen heften?

Ach, Marc Raabe und ich. Das wird wohl keine tiefe Freundschaft mehr werden. So rasant und meist fesselnd, wie er zu schreiben versteht, all seine furchtbaren Isso-Momente verderben immer wieder das Lesevergnügen. Da sind Leute, die sich einen Haufen Stress machen, um andere Leute zu jagen - nur um ein paar Seiten später plötzlich einfach so in deren Wohnung aufzutauchen. Woher kannten sie die geheime Adresse? Egal, isso. Wäre ja langweilig, sich darüber groß Gedanken zu machen.

Alle Leute in Berlin - das selbst um die Jahrtausendwende über drei Millionen Einwohner hatte - kennen sich und/oder haben eine gemeinsame Vergangenheit. Zufällig arbeiten die später auch alle mehr oder weniger im selben Job und da auch noch in derselben Abteilung. Hat so ein Karl-May-Feeling, nur ohne Großherzöge oder ähnlichem.
Raabes heißgeliebter DDR-Klüngel darf auch nicht fehlen. Das war schon in Teil 1 recht abenteuerlich und wird hier nicht besser.

Und dann etwas, das meinen Lesefluss immer wieder massiv unterbrach: der oftmalige Wechsel zwischen erzählendem Präteritum und Präsens, selbst innerhalb von Szenen. Ist es ein Fehler im netgalley-ebook oder ein beabsichtigtes Stilmittel des Autors? Eine Schlamperei des Lektorats? Ich weiß es nicht, nur dass es mich enorm unruhig machte, aber in einer unguten, unspannenden Art. Muss nicht sein. Sollte zum guten Schreibhandwerk gehören, so was zu vermeiden.