Kann leider nicht mit Band 1 mithalten
Tell Me No LiesAchtung: Dies ist die Fortsetzung des ersten Bandes „Follow Me Back“. Die Bücher stehen im direkten Zusammenhang und dieses Buch ist nicht verständlich, wenn man nicht zuvor Band 1 gelesen hat!
Der Klappentext:
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Achtung: Dies ist die Fortsetzung des ersten Bandes „Follow Me Back“. Die Bücher stehen im direkten Zusammenhang und dieses Buch ist nicht verständlich, wenn man nicht zuvor Band 1 gelesen hat!
Der Klappentext:
Was ist mit Superstar Eric Thorn geschehen? Tessa Hart ist die Einzige, die die Wahrheit kennt. Aber sie hat beschlossen, ihre Eric-Thorn-Fangirl-Zeiten ein für alle Mal hinter sich zu lassen – und nie wieder auch nur in die Nähe einer Twitter-App zu kommen. Und auch wenn sie sich inzwischen traut, ihr Zimmer zu verlassen, so fürchtet sie sich doch noch immer vor der Vergangenheit. Doch genau dieser muss Tessa sich früher stellen als gedacht …
Das Cover:
Ich finde es schön, dass es von der Gestaltung her an den ersten Band anschließt und keinerlei Zugang zur Geschichte zulässt. Stattdessen erscheint es verwischt, wie auch die Geschichte nicht einfach so zu beschreiben ist. Allerdings stört mich die Farbe ungemein. Warum musste es hellblau sein? Grau oder wieder schwarz hätte ich besser gefunden.
Der Schreibstil:
A. V. Geiger schreibt wirklich wirklich gut. Packend und mitreißend, dazu schön verschwommen, sodass man als Leser oft im Dunkeln tappt. Sie setzt an den richten Stellen Formulierungen, die den Leser zu einem untätigen Beobachter macht und damit in eine Rolle drängt, die bei dieser Geschichte unerträglich scheint. Dazu kommen die Polizeivernehmungen die herrlich echt klingen und wunderbar nervenzehrend sind. Man kann sich als Leser richtig vorstellen, wie der Befragte am liebsten Wegrennen will oder frustriert ist.
Leider war dieser Band nicht ganz so packend, aber das lag eher am Handlungsverlauf und nicht daran, wie die Autorin schreibt.
Die Charaktere:
Immer wieder habe ich mir während des Lesens Gedanken gemacht, wie ich jetzt eigentlich zu Tessa stehe. Ganz klar: sie ist für mich nicht die typische, sympathische Protagonistin. Eigentlich ist sie mir gar nicht sympathisch. Aber das war auch schon im ersten Teil so und hat mich nicht davon abgehalten ihn zu lieben, denn Tessa war gleichzeitig sein größtes Geheimnis. Auch hier ist Tessa nahezu undurchschaubar. Aufgrund ihrer Ängste und ihrer schwachen psychischen Konstitution, kann man sich als Leser nicht so recht auf sie einstellen. Man weiß nie, wie sie eine Situation angehen wird und wann sie einfach zusammenbricht. Das ist erstmal ordentlich befremdlich, denn sonst werden uns in Büchern stets starke Persönlichkeiten als Hauptprotagonisten vorgestellt oder zumindest welche, die welche werden können. Die Hoffnung auf letzteres schwand bei mir im Verlauf dieses Buches immer mehr. Der Leser muss sich hier schlicht mit der Realität begnügen und denkt dann vielleicht ein wenig um. Denn: Tessa ist zwar aus unserer von Konventionen geprägten Weltsicht schwach, dadurch aber erschafft die Autorin sich erst Möglichkeiten, die sie sonst nicht gehabt hätte. Beispielsweise indem sie Tessa ein großes Interesse an psychischer Selbstdiagnostik zukommen lässt, wodurch Situationen und Hinweise für den Leser erst offensichtlich oder eben verfälscht werden. Allerdings muss man sagen, dass sie sich trotz aller Paranoia in diesem Band dennoch sehr naiv verhält, geradezu alles einfach hinnimmt. Das passte nicht so recht zu ihr.
So werde ich niemals sagen können, dass ich Tessa als sympathisch empfinde, aber sie ist ein wichtiger Bestandteil dieser Geschichte, der sie erst so psychothrillermäßig macht und das ist es letztlich, was sie für mich großartig für diese Geschichte macht.
Im ersten Band dachte ich noch Eric wäre komplett anders als Tessa. Ein Superstar mit leichten Beklemmungsängsten. Aber in diesem Band wird der Leser eines besseren belehrt. Fangen wir jedoch am Anfang an, da hat mir Eric nämlich ehrlich gesagt gar nicht gefallen. Es kam mir so vor, als interessiere er sich langsam nur noch dafür, mit Tessa zu schlafen und sie aus diesem Grund auf ihr Wesentliches zu beschränken: Tessa: psychisch labil, paranoid, hübsch, liebenswert. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird es dann auch erst einmal nicht viel besser. Anstatt seiner Freundin beizustehen, schließlich weiß er alles über sie, hört er auf seinen Manager und ignoriert sie dafür. So richtig den Kontakt sucht er nicht und nach einer Lösung schon gar nicht. Wie ein erwachsener Mann verhält er sich jedenfalls nicht. Das hat mich dann doch sehr enttäuscht.
Glücklicherweise kommt dann irgendwann die Erkenntnis und er stellt Tessa wieder an erste Stelle, schließlich kennt keiner sie so gut wie er. Die beiden sind wirklich süß zusammen und ihr Vertrauen ineinander nahezu bedingungslos.
Letzten Endes kann ich sagen, dass Eric sich, umso mehr er sich Tessa zuwendet, immer weiter in sich zurückzieht und ebenso psychische Probleme entwickelt. Das Ganze zeugt nicht gerade davon, dass er ein starker Charakter ist, macht die Geschichte aber gleichzeitig einfach viel eindringlicher, weil man als Leser die direkten Auswirkungen auf den Protagonisten zu spüren bekommt.
Ich fand Eric somit okay. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass er etwas stärker und für Tessa da ist, andererseits konnte ich sein Verhalten zumindest immer gut nachvollziehen.
Zur Geschichte allgemein:
Ich weiß noch, wie ich das Buch angefangen habe: mit der Begrenzung, nur die ersten zehn Kapitel zu lesen. Ein bisschen gemogelt war das vielleicht, da ja auch wieder Polizeivernehmungen dazwischen sind, trotzdem sind es 100 Seiten gewesen. Innerhalb dieser hundert Seiten bin ich ganz schnell von meinem Höhenflug, den ich nach Band 1 empfunden habe, heruntergekommen. Der große Cliffhanger war wie so oft nach ein paar Seiten geklärt, noch dazu sehr unspektakulär. Bei diesem Buch hätte ich da einfach etwas mehr erwartet. Aber okay, Sinn ergab alles. So und dann befand man sich auf einmal in der Phase, in der Tessa für Eric arbeitet, die beiden aber so gut wie keinen Kontakt haben. Ich fühlte mich wirklich wie im falschen Film. Keine Thrilleffekte, keine Aufregung, ganz normales Superstar/Teenager-Getue. Daran konnten auch die Polizeivernehmungen nichts ändern, denn die waren noch wie gewohnt vage.
Erst als die beiden wieder zurück zu Sozialen Medien finden, ihre Handys benutzen, der Ursprung des ganzen Unglücks in Band 1, begann die Geschichte wieder Fahrt aufzunehmen. Das war nach ungefähr 150 Seiten. Durch die musste ich mich dann ein bisschen quälen. Aber gut, Handy da, Psychotricks an und sogleich meldet sich auch Blair wieder in einem Kapitel zu Wort. Überrascht wurde ich dann von den Poilzeivernehmungen, die tatsächlich ziemlich schnell in die Gegenwart fanden, sodass sie die Ereignisse irgendwann unheimlich schnell zuspitzten. Dadurch, dass die Polizei nun auf dem gleichen Stand war wie alle anderen und die Twitterkonversationen fehlten, hatte es etwas von einer wilden Jagd, die nur immer wieder falsche Fährten aufzeigt. Das Ganze war wirklich gut gemacht. Obwohl man sowohl aus Erics als auch aus Tessas Perspektive liest, erfährt der Leser geschickt nie zu viel, sodass er gebannt durch die Seiten rauscht.
Das Ende war dann ebenso überraschend, wie im ersten Band, wenn auch nicht so dramatisch. Es fügte sich auf einmal alles (toll waren auch Bezüge zu Geschehnissen aus Band 1) und die Geschichte fand ein beinahe normales Ende.
Allerdings ließ es mich dennoch auch etwas verwirrt zurück, denn wie ein endgültiges Ende klang es dennoch nicht. Tessa und Eric haben beide noch so einiges vor sich, bevor man sie guten Gewissens als fröhlich lebendes Paar abstempeln kann. Ich kann sie mir jedenfalls nicht im Alltag vorstellen. Da hat die Geschichte mit all ihren ziemlich heftigen Ereignissen noch nicht hingefunden.
Fazit:
Nach dem ersten Band hatte ich hohe Erwartungen an den zweiten Teil. Nicht ungewöhnlich, bei dem was A. V. Geiger in „Follow Me Back“ geliefert hat. Leider konnte mich dieser Band aber nicht so sehr überzeugen. Er war okay, hatte aber doch viele Schwächen, gerade in Charakterentwicklung und ja, auch in Dramatik und Story. „Tell Me No Lies“ schließt gut an den ersten Band an, kann aber absolut nicht mithalten. Wäre der Unterschied nicht so groß, klänge meine Bewertung vielleicht nicht so hart, aber so kann ich nur sagen, dass dieses Buch mich leider enttäuscht hat. Dennoch ist es nach Band 1 lesenswert.
3 von 5 Sterne von mir.