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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.10.2019

Thriller mit spannenden Mystery-Anteilen

Kalte Wasser
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Lauren ist frischgebackene Mutter von Zwillingen. Kurz nach der Geburt, in ihrem Zimmer im Krankenhaus, schlägt ihr eine seltsame Frau, selbst Mutter von Zwillingen, einen Deal vor: eines von ihren Kindern ...

Lauren ist frischgebackene Mutter von Zwillingen. Kurz nach der Geburt, in ihrem Zimmer im Krankenhaus, schlägt ihr eine seltsame Frau, selbst Mutter von Zwillingen, einen Deal vor: eines von ihren Kindern gegen eines von Laurens, sonst würde sie sich beide von Laurens Kindern holen. Doch es gibt anschließend keine Spur von ihr. Eine Wochenbett-Psychose bei Lauren, wie die Ärzte diagnostizieren? Lauren weiß, dass mehr dahinter steckt, und sie will alles tun, um ihre Babys zu retten.

Wochenbett-Psychose oder die grausame Geschichte, in denen Kinder durch Wechselbälger vertauscht wurden? Mit dieser Frage muss sich auch der Leser herumschlagen. Mal deutet alles auf die eine Annahme, mal eher in die andere Richtung. Geschickt versteht es die Autorin Melanie Golding, den Leser mit all dem zu verwirren, was Lauren zustößt. Tief greift die Autorin dabei in die Sagenkiste über das Feenvolk, das Neugeborene rauben möchte und dabei ein Wechselbalg in die Wiege legt. Nicht ganz überzeugt hat mich allerdings der Schluss der Geschichte, der mir etwas zu offen erscheint. Lauren selber- mit ihrer Überforderung als frischgebackene Zwillingsmutter ohne Unterstützung und mit fehlendem Schlaf, anfangs mit einigen Zweifeln an ihrer Geschichte, jedoch zunehmendem Vertrauen in sich selbst - fand ich gelungen dargestellt, bis zum Schluss konnte ich ihre Gefühle und Ängste nachvollziehen. Auch der Schuss Mystery an der Geschichte hat mir sehr gut gefallen, ich liebe es, wenn alte Mythen in einen Plot eingebaut werden.

Genau dieser Mystery-Anteil ist es jedoch, der dem Leser auch zusagen muss, dann wird die Begeisterung über dieses Buch sehr groß sein. Wer sich darauf jedoch nicht einlassen kann, wird wiederum einfach nur enttäuscht sein. Sinnvoll wäre es gewesen, schon auf dem Cover auf diesen Mystery-Anteil hinzuweisen. Ich selbst vergebe jedoch sehr gerne 4 von 5 Sternen und empfehle das Buch weiter.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Ein fast perfekter Mord

Am Ende der Schmerz
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Andrea wird von ihrem Mann Greg um Hilfe gebeten: Einer seiner Cousins in Bielefeld wird beschuldigt, seine schwangere Frau und seine beiden Kinder ermordet zu haben. Sie wurden in ihren Betten getötet, ...

Andrea wird von ihrem Mann Greg um Hilfe gebeten: Einer seiner Cousins in Bielefeld wird beschuldigt, seine schwangere Frau und seine beiden Kinder ermordet zu haben. Sie wurden in ihren Betten getötet, und Matthias wachte auf mit einem Messer in der Hand, kann sich aber an nichts erinnern. Gerne hilft Andrea als Profilerin aus und arbeitet Hand in Hand mit dem ermittelnden Beamten.

Obwohl Andrea nicht mehr als Profilerin arbeitet, ist sie diesmal gerne und schnell bereit auszuhelfen. Und mit ihr gelingt auch ein ganz anderer, differenzierter Blick auf den Fall, und es wird schnell klar, dass Matthias gar kein Motiv zu dieser Tat hatte. Doch wer hat denn tatsächlich ein Motiv für diese brutale Tat? Mit Andreas Hilfe gelingt es auch hier, den Täter dingfest zu machen – nicht ohne Gefahr für Andreas Leben allerdings. Wieder einmal, bereits zum siebten Mal, darf Andrea als Profilerin Ideen finden, die entscheidend sind, um den Täter zu finden. Und dabei merkt sie (und auch Greg), wie sehr sie sich nach dieser Arbeit sehnt. Der Fall ist realistisch geschrieben (bis auf ein paar klitzekleine Ausnahmen, die ich als künstlerische Freiheit einordne) und vor allem spannend, mit einigen überraschenden Wendungen. Auch wenn diesmal der Täter relativ bald klar ist, bleibt das Buch spannend bis zum Schluss. Denn dieser Mord scheint perfekt zu sein – wenn nur Andrea nicht wäre, die sich in die Psyche des Täters einfinden und somit den Fall entscheidend weiterbringen kann.

Wieder einmal empfehle ich sowohl das Buch wie auch die gesamte Reihe gerne weiter. Sinnvoll ist es, die einzelnen Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen, weil man dabei auch die Entwicklung der Protagonistin und ihrer Familie mitbekommt. Ich vergebe für diesen Band 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.09.2019

Berührende Geschichte über eine schwierige Zeit

Wo die Freiheit wächst
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Lene Meister ist 16 Jahre alt, wohnt in Köln und hat eine Lehre als Frisörin begonnen. Doch es ist 1942, ihr großer Bruder ist Soldat an der Front, ihr Vater tot. Noch scheint der Krieg weit weg zu sein, ...

Lene Meister ist 16 Jahre alt, wohnt in Köln und hat eine Lehre als Frisörin begonnen. Doch es ist 1942, ihr großer Bruder ist Soldat an der Front, ihr Vater tot. Noch scheint der Krieg weit weg zu sein, doch bald wird auch Köln von Bombenangriffen schwer getroffen. Ihr Leben verändert sich plötzlich auf unvorhergesehene Weise. Dabei beginnt sie immer mehr an Hitlers Propaganda zu zweifeln. Währenddessen lernt sie Erich kennen, einen jungen Mann, der sich den Edelweiß-Piraten angeschlossen hat. Diese beschmieren die Wände mit Anti-Nazi-Parolen, teilen regimekritische Flugblätter aus und fallen damit immer häufiger der Gestapo auf. Zunächst aus Liebe zu Erich, später aus eigener Überzeugung schließt Lene sich den Edelweiß-Piraten an.

In einem reinen Briefroman lässt der Autor Frank Maria Reifenberg die (fiktive) Geschichte von Lene Meister erzählen. Dabei hat er die Hintergründe der Edelweiß-Piraten sorgfältig recherchiert und Lenes Geschichte in diesen Kontext eingebettet. Aus den Briefen, die Lene schreibt und erhält, lässt sich erkennen, wie sie immer mehr nach der Wahrheit sucht und dabei selbst in die Fänge der Gestapo gerät. Dieses Jugendbuch erzählt realistisch über das Leben im Dritten Reich, über die Gefahren im Alltag und vor allem im Widerstand gegen die Staatsmacht. Aus der Sicht von Jugendlichen selbst erzählt, gibt es jungen Lesern einen guten und sehr persönlichen Einblick in die Kriegsjahre in Deutschland.

Lenes Geschichte, wenn auch fiktiv, erzählt lebendig aus einer schwierigen Zeit. Der Autor hängt an die Briefe selbst noch eine Zeittafel sowie einen Artikel über „Unangepasste Jugendliche im Dritten Reich“ an, die Lenes Geschichte selbst ergänzen. So entsteht ein berührendes Buch, das ich sehr gerne weiter empfehle und mit 4 von 5 Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 17.09.2019

Zwischen Rache und Gerechtigkeit

The Black Coats - ... denn wir vergeben keine Schuld
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Die Black Coats, das ist ein Geheimbund, dem nur Frauen angehören. Sie haben sich geschworen, für all jene Frauen einzustehen, denen Böses angetan wurde, das aber nie gesühnt wurde. So erteilen sie gewalttätigen ...

Die Black Coats, das ist ein Geheimbund, dem nur Frauen angehören. Sie haben sich geschworen, für all jene Frauen einzustehen, denen Böses angetan wurde, das aber nie gesühnt wurde. So erteilen sie gewalttätigen Männern eine Lektion. Thea wird in diesen Club aufgenommen, knapp ein Jahr nach dem Mord ihrer geliebten Cousine Natalie. Es gab einen Verdächtigen, und Thea ist sich sicher, dass er schuldig war, doch man konnte ihm nie etwas nachweisen. Nun sieht Thea ihre Chance, sich an ihm zu rächen. Doch bald beschleicht Thea ein weiterer Gedanke: Kann es sein, dass die Black Coats auch vor Mord nicht zurückschrecken?

Schuld, Rache, Gerechtigkeit – um diese Begriffe herum hat die Autorin Colleen Oakes einen Thriller geschrieben, der den Leser mit Thea immer weiter in die Machenschaften der Black Coats hineinzieht. Ist Selbstjustiz zu rechtfertigen, wenn das Gesetz versagt? Thea schließt sich dieser Ansage zunächst an, doch bald kann sie sich damit nicht mehr zurechtfinden. – Es ist ein gewaltiges Netz um die Black Coats, die die Autorin hier zusammenspinnt. Dadurch gewinnt das Buch an Spannung, denn es scheint keinen Ausweg für Thea zu geben, zusammen mit ihrem Team, das sie auch in der düstersten Minute nicht allein lässt. Manches allerdings bleibt eher im fantastischen Bereich, denn Theas Einsätze bei den Black Coats arten zu sehr aus: zu gefährlich sind sie, und ihre Eltern scheinen zudem überhaupt keinen Verdacht zu schöpfen, dass sie ihnen bezüglich ihrer Freizeitaktivitäten etwas vorflunkert. Hier entspricht das Buch zu sehr einem Jugendbuch, das die Erwachsenen nicht immer für voll nimmt. Sehr gut dargestellt sind jedoch Theas Überlegungen, als sie merkt, dass Rache nicht mit Gerechtigkeit gleichgesetzt werden kann, als ihre Bedenken immer hartnäckiger werden und sie sich nicht mehr auf alles einlassen will.

Das Buch regt zum Nachdenken an, und hoffentlich hat jede Jugendliche einen Erwachsenen zur Hand, der sie bei diesem Thema begleiten kann. Ich vergebe 4 von 5 Sternen und empfehle das Buch gerne weiter.

Veröffentlicht am 15.09.2019

Eine Familie im Wechselbad der Geschichte

Die Leben der Elena Silber
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Anfang des 20. Jahrhunderts in Russland: Die kleine Jelena erfährt, dass ihr Vater, der Revolutionär Viktor, hingerichtet wird. Jelena wird vom Sog der Geschichte erfasst. Sie heiratet den deutschen Textilingenieur ...

Anfang des 20. Jahrhunderts in Russland: Die kleine Jelena erfährt, dass ihr Vater, der Revolutionär Viktor, hingerichtet wird. Jelena wird vom Sog der Geschichte erfasst. Sie heiratet den deutschen Textilingenieur Robert Silber, folgt ihm nach Berlin und Schlesien. In den Wirren der Nachkriegszeit verschwindet ihr Mann, Lena bleibt mit den vier Töchtern allein. Immer wieder muss sie sich auf neue Umstände einstellen. 2017 will ihr Enkel Konstantin Stein die Geschichte seiner Familie herausfinden, um sich selbst zu verstehen.

Es sind viele Geschichten, die Jelena erzählt, um die verschiedenen Erlebnisse ihrer Familie zu erklären. Es ist ein Gang durch ein gesamtes Jahrhundert und durch verschiedene Länder, mit Momenten des Glücks und Momenten tiefster Verzweiflung. Konstantin merkt, dass manche von Jelenas / Elenas Erzählungen die Geschehnisse verschleiern. Denn manches Erlebnis ist schwer zu verkraften. Dennoch lässt er nicht locker, es wird seine Aufgabe, die Familiengeschichte zu erkunden.

Durch die vielen Personen des Romans sowie die Reise durch ein gesamtes Jahrhundert ist das Buch nicht einfach zu lesen. Die Erzählungen aus der Vergangenheit ergänzen Konstantins Bemühungen aus der Gegenwart, bis sich am Schluss Jelenas Geschichte und das ihrer Nachkommen ergibt. Manches davon ist etwas langatmig geschrieben, was das Lesen etwas erschwert. Der Einblick in das Leben einer Familie über mehrere Generationen hinweg, mit den Einbindungen in die geschichtlichen Ereignisse ist letztendlich dennoch interessant.