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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.10.2019

Ein süßer Duft weht durch Stuttgarts Straßen ...

Die Schokoladenvilla
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Es ist nun schon ein paar Tage her, seit ich dieses schöne Hörbuch genießen durfte und immer noch ist es mir in guter Erinnerung. Maria Nikolai hat mit dem Auftakt zu ihrer großen Schokoladentrilogie den ...

Es ist nun schon ein paar Tage her, seit ich dieses schöne Hörbuch genießen durfte und immer noch ist es mir in guter Erinnerung. Maria Nikolai hat mit dem Auftakt zu ihrer großen Schokoladentrilogie den Geist der damaligen Zeit zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts ganz wunderbar eingefangen. Es ist noch die Zeit der unterdrückten Frauen. Gehörten sie zur armen Schicht, mussten sie schuften bis zum Umfallen und bekamen dennoch ihre Kinder oft nicht satt. Gehörten sie zu den Privilegierten, hatten Frauen hübsch zu sein, zu parlieren und den Haushalt zu organisieren. Ansonsten schätze man sie als apartes Anhängsel auf Bällen und Gesellschaften, in jeglichen geschäftlichen Entscheidungen hatten sie sich jedoch nicht einzumischen. Judith aber auch ihre Mutter wollen sich diesen Zwängen nicht unterwerfen und rebellieren jede auf ihre eigene Art. Dem Ehemann und Vater haben sie dadurch mehr als einmal Kopfschmerzen bereitet. Doch in Marias Roman geht es nicht nur um die Frauen oder die Liebe. Hier wird Schokolade produziert und ich bin immer noch begeistert von den Kreationen und vor allen Dingen von den innovativen Vertriebswegen. Auch habe ich es ausgiebig genossen mit Judiths Brüdern durch Stuttgarts Straßen zu wandern. Ich selbst wohne ja nicht weit weg davon und so kam mir doch das ein oder andere bekannt vor. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, wie es weitergehen wird mit Judith und der Schokoladenfabrik.

Das Hörbuch wurde von Beate Himmelstoß äußerst gefühlvoll vorgetragen aber ich würde mir wünschen, dass sie sich beim nächsten Mal an der Imitation der verschiedenen Dialekte, allen voran dem Schwäbischen, lieber nicht versuchen sollte. Das hat mein Hörvergnügen leider ein wenig getrübt. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf Band zwei!

Veröffentlicht am 30.09.2019

Ich bin froh, dass ich mich damals nicht entscheiden musste ...

Eine Familie in Deutschland
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Wenn man sich auf ein Buch von Peter Prange einlässt, weiß man, dass man einen etwas längeren Atem braucht. So auch bei diesem zweiten Teil zur Familie Ising und Fallersleben. Aber beim Lesen wird einem ...

Wenn man sich auf ein Buch von Peter Prange einlässt, weiß man, dass man einen etwas längeren Atem braucht. So auch bei diesem zweiten Teil zur Familie Ising und Fallersleben. Aber beim Lesen wird einem schnell klar, dass es sich mal wieder gelohnt hat.

Geschickt entführt uns der Autor in die Zeit als in Deutschland und bald auch im Rest der Welt der Zweite Weltkrieg tobt. Jedes Familienmitglied bekommt von ihm Aufgaben zugeteilt, die manche von ihnen ein wenig zu euphorisch zu erfüllen scheinen. Schon im ersten Band zeichnete sich ab, dass der Sohn Horst ein glühender Vertreter des Führers ist und gerne in dessen Dienste tritt, während Bruder Georg alles daransetzt, nicht eingezogenen zu werden und sich ganz seiner Liebe zu Autos und Frauen widmet. Doch das Leben ist nicht immer fair und so wächst die Sorge der Eltern um die drei männlichen Vertreter unter ihren Nachkommen, denn auch der kleine Sonnenschein Willy entpuppt sich als Sorgenkind. Auch die beiden Mädels, Charlotte – genannt Charly – und Edda spielen tapfer ihre Rollen. Während Charly sich vor Glück aber auch vor Sorge um ihren Mann verzehrt, geht Edda ihren ganz eigenen, wenn auch nicht einfachen Weg … welches der fünf Kinder wird am Ende übrig bleiben, wem wird die Hoffnung neue Kraft geben?

Neben der Familie kommen natürlich auch viele andere Charaktere mehr oder weniger dominant zum Zug. Fasziniert hat mich auch dieses Mal wieder die akribische Recherche des talentierten Autors, die mich beim Lesen immer wieder zur Maus greifen ließ, um mir im Internet noch detailliertere Informationen und Bestätigungen zu holen. Das Buch liest sich flüssig und an vielen Stellen außerordentlich spannend. Die Stimmung der Zeit ist wunderbar eingefangen, der Schluss sehr stimmig. Einen halben Punkt Abzug muss ich dennoch geben, weil ich mich über die vielen Flüchtigkeitsfehler geärgert habe, die das Lektorat wohl übersehen hat. Hier gebe ich dem Autor natürlich keine Schuld. Da ich mich aber durch manche Längen im Text etwas quälen musste, ziehe ich auch hier ein halbes Sternchen ab. Summa summarum aber ziehe ich meinen Hut vor Herrn Prange. Er ist definitiv ein Stern am Historienhimmel und ich kann jedem geschichtsinteressierten Leser seine Bücher nur wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 19.09.2019

Erschreckend, wozu manche Menschen fähig sind ..

Morgen ist der Tag nach gestern
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Stets sucht sich Mechtild Borrmann für ihre spannenden Bücher brisante Themen aus. Auch diesmal ist sie ihrer Linie treu geblieben und befasst sich mit dem erschütternden Thema der Kinderpornografie. Wieder ...

Stets sucht sich Mechtild Borrmann für ihre spannenden Bücher brisante Themen aus. Auch diesmal ist sie ihrer Linie treu geblieben und befasst sich mit dem erschütternden Thema der Kinderpornografie. Wieder spinnt sie einzelne Handlungsstränge, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, um diese dann auf den letzten Seiten zusammenfließen zu lassen und den berühmten „Aha-Effekt“ zu kreieren. Eigentlich fährt sie immer gut mit diesem Schema, aber diesmal bekommt sie von mir das erste Mal nicht die Bestnote. Der ganze Fall lief mir irgendwie zu distanziert habe. Selten konnte ich mit einem der Protagonisten mitfiebern oder mitleiden. Mir fehlten hier einfach tiefer gehende Emotionen. Da ich aber aus Versehen aber schon den dritten Teil der „Kripo Kleve Reihe“ gelesen habe, weiß ich, dass die darin wieder ihre gewohnte Bestleistung erreicht und ich bin somit versöhnt. Sie ist und bleibt eine meiner Lieblingsautorinnen!

Veröffentlicht am 27.08.2019

Cogito ergo sum: Ich denke, also bin ich ...

Worte in meiner Hand
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Mit ihrer schönen Stimme nimmt die Sprecherin Julia Nachtmann mich mit auf die Reise in die Vergangenheit. Schnell finde ich mich in Holland im frühen 17. Jahrhundert wieder und muss überrascht feststellen, ...

Mit ihrer schönen Stimme nimmt die Sprecherin Julia Nachtmann mich mit auf die Reise in die Vergangenheit. Schnell finde ich mich in Holland im frühen 17. Jahrhundert wieder und muss überrascht feststellen, wie aufgeschlossen und mutig sich die junge Magd Helena dem Leben stellt. Die Mutter schickt sie in jungen Jahren fort, um Geld zu verdienen und ihr eigenes Leben zu meistern. Den Bruder hatte sie schon Jahre zuvor an die Seefahrt verloren. Sie findet Anstellung bei Mr. Thomas Sergeant und geht ihm dort als einzige Dienstbotin zur Hand. Er lässt ihr viele Freiheiten, so dass sie ihren schon jetzt für damalige Zeiten großen Wissensschatz weiter ausbauen kann. Sie ist fast ein wenig zu klug zu ihrem eigenen Besten und fühlt sich magisch angezogen von Monsieur René Descartes, einem der wichtigsten Philosophen seiner Zeit … wer mehr zu seinem Leben wissen möchte sei gewarnt, aus Angst vor Spoilern hierzu nicht zu früh das Internet zu bemühen …
Eigentlich hätte die Geschichte ihrer beider Leben mehr als spannend sein müssen, sie gibt genügend Stoff dazu her. Aber die Autorin verliert beim Erzählen manchmal den roten Faden und kleinere Anekdoten – die Nachbarsmagd Betje und ihre Eltern – der Bruder und sein Verbleib - verschwinden einfach sang- und klanglos in der Tiefe des Buchs. Dennoch hat sie es geschafft mich zwischendurch auch wieder mal zu faszinieren, wie es oft nur Romane tun, die auf wahren Tatsachen beruhen. Es hat mir Spaß gemacht, das Internet zu konsultieren und noch mehr über Monsieur Descartes zu erfahren. Descartes. Französischer Philosoph aus dem siebzehnten Jahrhundert, Einwohner Hollands, berühmt geworden für sein Diktum, Cogito ergo sum: Ich denke, also bin ich.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Trau dich ...

Ans Meer
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„Niemand weiß, wie spät es ist“ war das erste Buch des Autors René Freund, das ich verschlungen und geliebt habe. Da war es für mich klar, dass auch „Ans Meer“ auf meine Wunschliste wandern würde. Diesmal ...

„Niemand weiß, wie spät es ist“ war das erste Buch des Autors René Freund, das ich verschlungen und geliebt habe. Da war es für mich klar, dass auch „Ans Meer“ auf meine Wunschliste wandern würde. Diesmal habe ich mir die Hörbuch Version gegönnt. Es geht hierbei um Anton, der seine Tage bis jetzt immer nach dem gleichen Schema verbracht hat und natürlich es geht auch um Doris, die Frau, in die er sich hoffnungslos verliebt hat. Beiden ist jeweils ein Handlungsstrang gewidmet, der von Kapitel zu Kapitel einmal aus Antons und einmal aus Doris‘ Sicht erzählt wird. Die Liebe hat Antons Leben durcheinander gewirbelt und nun will er auf seine alten Tage das mit dem „mutig sein“ doch mal ausprobieren. Doch was bedeutet Mut eigentlich? Mut bedeutet seine Komfortzone zu verlassen auch wenn man ängstlich ist. Mutig sein heißt die Angst zu spüren und trotzdem zu handeln. Und genau das tut er während Doris ihn bewusst und unbewusst seelisch und moralisch unterstützt.
Die Geschichte hat mir gut gefallen, eine „feel good“ Story, die zwischendurch mal richtig gut tut. Ganz kommt sie meiner Meinung nach aber an das Vorgängerbuch nicht ran. Sie war mir fast ein wenig zu rosarot und perfekt. Ach ja, erinnert hat sie mich auch ein wenig an Harold Fry, der sich auf seiner außergewöhnlichen Pilgerreise vom Stress des Alltags befreite, ganz tief in sich ging und versuchte sich selbst zu finden. Eben ein wenig was fürs Herz, das einem das ein oder andere Lächeln aufs Gesicht zaubert beim lesen bzw. hören.