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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.10.2019

Nette Lektüre für zwischendurch

Tod am Aphroditefelsen
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Die junge, hübsche und erfolgreiche Elitestudentin Sofia Perikles lebte mehrere Jahre in London. Ohne Geldsorgen natürlich, denn der Herr Papa ist Botschafter. Für Sofia sind Luxus, Shopping, Feten und ...



Die junge, hübsche und erfolgreiche Elitestudentin Sofia Perikles lebte mehrere Jahre in London. Ohne Geldsorgen natürlich, denn der Herr Papa ist Botschafter. Für Sofia sind Luxus, Shopping, Feten und ihr Freund Carl am wichtigsten. Doch nun kehrt sie in ihre Heimat Zypern zurück, wo sie dank ihres Studiums, ihres sehr guten Abschlusses und natürlich der guten familiären Beziehungen eine steile Karriere im Innenministerium anstrebt. Doch kaum in Zypern angekommen, entwickelt sich alles ganz anders. Die Kommunisten haben die Macht übernommen und Sofia wird, wohl gerade wegen ihrer familiären Beziehungen, in ein verschlafenes Bergdorf im griechisch-türkischen Grenzgebiet versetzt. Dort soll sie als Dorfpolizistin unter einem ständig betrunkenen und äußerst mürrischen Chef arbeiten.
Sofia, die zu Beginn als eher unsympathische, oberflächliche Zicke und verwöhntes Gör dargestellt wird, arrangiert sich mit ihrer Situation erstaunlich schnell, als ein Mord geschieht. Ihr detektivischer Spürsinn und ihr Gerechtigkeitssinn erwacht und sie macht sich auf di Suche nach dem Täter. Dabei erhält sie Unterstützung durch die teils urigen bis schrulligen Dorfbewohner. Aber auch ihren Chef kann Sofia allmählich aus seiner Lethargie reißen. Nebenher muss sich Sofia mit ihrem etwas chaotischen Gefühlsleben herumschlagen, denn der Freund in London ist weit weg und immer sehr beschäftigt, der attraktive Bruder des Kneipenwirts ist dagegen sehr präsent.
Der Krimi ist witzig und spannend, allerdings werden auch einige Klischees, jedoch immer mit einem Augenzwinkern, bedient. Eine nette und unterhaltsame Lektüre für zwischendurch mit einem noch unverbrauchten und interessanten Schauplatz, aber kein Pageturner für wahre Krimi- oder Thrillerfans.

Veröffentlicht am 21.10.2019

Nicht ganz überzeugend

Hotel Cartagena
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,,Hotel Cartagena" ist der nunmehr 9. Band um die coole und unkonventionelle Staatsanwältin Chastity Riley. Ohne Kenntnis wenigstens einiger Vorgängerbände wird man sich mit den Figuren und ihren etwas ...



,,Hotel Cartagena" ist der nunmehr 9. Band um die coole und unkonventionelle Staatsanwältin Chastity Riley. Ohne Kenntnis wenigstens einiger Vorgängerbände wird man sich mit den Figuren und ihren etwas komplizierten Beziehungen untereinander aber wohl etwas schwer tun.
Die Geburtstagsfeier eines Kollegen in einer schnieken Hotelbar mit Blick auf den Hamburger Hafen sollte etwas ganz Besonderes werden. Doch dann stürmen zwölf schwerbewaffnete Männer die Bar und nehmen die Angestellten und alle Gäste der Bar als Geiseln. Merkwürdigerweise verzichten die Geiselnehmer allerdings auf Forderungen. Erst allmählich wird klar, dass es ihnen vor allem um eine der Geiseln, Konrad Hoogsmart, geht. Und offenbar plant der Anführer der Geiselnehmer mit ihm eine ganz persönliche Abrechnung.
Im zweiten, parallel erzählten Handlungsstrang, der in den Achtzigern in St. Pauli beginnt, erfährt man die Vorgeschichte. Ein junger Mann, der das Abenteuer und die Freiheit sucht, nimmt ein Schiff nach Kolumbien und macht im titelgebenden ,,Cartagena" Geschäfte mit den falschen Leuten. Die Drogengeschäfte bringen ihm zwar zunächst Arbeit, Geld und sogar privates Glück ein, jedoch bleibt er immer abhängig von seinen Auftraggebern. Und diese Abhängigkeit wird ihm letztendlich zum Verhängnis.
Geschickt werden die beiden Handlungsebenen miteinander verwoben, sodass man die Motive des Geiselnehmers allmählich nachvollziehen kann. Diese Hintergrundgeschichte berührt einen als Leser und man ist sogar versucht, sich mit den Tätern zu identifizieren.
Allerdings sind die Passagen, in denen es um Chastitiy Riley geht, teilweise schwer nachvollziehbar. Nachdem sie sich gleich zu Beginn der Party am Daumen verletzt, geht es ihr im Laufe des Abends immer schlechter, teilweise scheint sie sogar zu phantasieren, was die Lektüre stellenweise etwas anstrengend gestaltet.
Simone Buchholz Stil in all seiner Knappheit und Unangepasstheit ist gewöhnungsbedürftig, gefällt mir persönlich aber ausnehmend gut. Die gewagten sprachlichen Bilder und extrem verknappte Dialoge heben sich von der Durchschnittskrimi-Sprache wohltuend ab.
Allerdings konnte mich dieser 9. Band inhaltlich nicht so recht überzeugen. Vielleicht gibt es für Chastity ja einen Neubeginn nach der Auszeit in Glasgow?

Veröffentlicht am 10.10.2019

Schräg und böse

Schräge Vögel singen nicht
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Der miesepetrige Trond Bast macht beim Angeln einen Riesenfang. Allerdings erwischt er keinen kapitalen Hecht, sondern nur ein menschliches Ohr. Das wiederum gehört zur Leiche eines polnischen Bauarbeiters, ...

Der miesepetrige Trond Bast macht beim Angeln einen Riesenfang. Allerdings erwischt er keinen kapitalen Hecht, sondern nur ein menschliches Ohr. Das wiederum gehört zur Leiche eines polnischen Bauarbeiters, der offenbar einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel. Da die Leiche ausgerechnet vor der Insel Baerum aus dem Wasser gefischt wurde, wird Leo Vangens Interesse an dem Fall geweckt. Immerhin wohnt er auf der Insel, in der Villa seiner Eltern. Leo Vangen hat es trotz Bestnoten nicht weiter als bis zum Rechtsreferendar gebracht. Dennoch ist er weder verbittert noch unzufrieden, sondern lebt gemächlich in den Tag.
Dass die ermittelnde Kommissarin Mariken Varden heißt, lässt Leon Vangen nun allerdings zur Tat schreiten. Immerhin ist Mariken seine Jugendliebe, und er hofft, durch eigene Recherchen auch wieder an Mariken heranzukommen. Bei seinen Ermittlungen stößt Leo auf den Immobilienhai Terje Klavenes, der als Emporkömmling und aalglattes Ekelpaket dargestellt wird. Doch Klavenes macht sich natürlich nicht selbst die Hände schmutzig, sondern beauftragt Männer fürs Grobe. Doch diese sind irgendwann nicht mehr mit ihrem Auftraggeber zufrieden.
Der Titel ,,Schräge Vögel singen nicht“ verspricht nicht zu viel. Sowohl die Charaktere als auch die Handlung sind schräg, skurril und mit so mancher bitterbösen Wendung und schwarzem Humor gezeichnet. Das wird sicher nicht jedem Leser gefallen, da manches überzogen oder zu detailliert abstoßend beschrieben wird. Andererseits stellt der Roman eine willkommene Abwechslung zu den häufig tristen und melancholischen Skandinavienkrimis dar. Und Leo Vangen mit seiner sympathischen Art und seiner locker-leichten Lebensweise wächst einem zunehmend ans Herz.
Am Ende ist es wieder Trond Bast, nun dynamisch und frohgemut, der beim Angeln erneut einen ,,Riesenfang“ macht.

Veröffentlicht am 19.09.2019

Sturni auf Abwegen

Pariser Enthüllungen - Kommissar Sturnis zweiter Fall
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Kommissar Antoine Sturni, Elsässer durch und durch, wird nach Paris versetzt. Glücklicherweise nur für drei Monate, da für ihn der Nabel der Welt in Straßburg liegt und Sturni seine neue Freundin Margaux ...



Kommissar Antoine Sturni, Elsässer durch und durch, wird nach Paris versetzt. Glücklicherweise nur für drei Monate, da für ihn der Nabel der Welt in Straßburg liegt und Sturni seine neue Freundin Margaux und seinen Sohn Christian zurücklassen muss. Sturnis Chef entsendet ihn an eine Spezialeinheit, die korrupte Machenschaften in der französischen Atomindustrie aufdecken soll. Nun hat aber Antoine Sturni von dieser Materie so gar keine Ahnung und er wundert sich, warum ausgerechnet er zu dieser ,,Spezialeinheit" geschickt wird. Bald stellt sich heraus, dass die meisten Mitglieder dieser Einheit praktisch nichts tun und stattdessen ihre befristete Zeit in der Hauptstadt genießen. Gerade, als Antoine Stunri beginnt, sich in Paris wohlzufühlen und mit seiner Mitbewohnerin die Geheimtipps der Metropole erkundet, wird aus dem Canal Saint-Martin ein Toter gefischt. Sturnis Ermittler-Instinkt erwacht. Als er dann auch noch herausfindet, dass der Name des Toten in seinen bisher lustlos durchgeblätterten Atomindustrie-Akten steht, macht er sich auf eigene Faust an die Ermittlungen. Damit begibt er nicht nur sich selbst in Gefahr.
,,Pariser Enthüllungen" ist der zweite Fall für den etwas behäbigen, gemütlichen und sympathischen Elsässer. Allerdings dauert es recht lange, bis die eigentliche Krimihandlung einsetzt, da man zunächst sehr ausführlich an Sturnis ersten Paris-Erlebnissen teil hat. Auch sind manche Szenen für meinen Geschmack zu slapstick-mäßig, z.B. als Sturnis Mutter zu Besuch kommt, um den Eiffelturm zu besichtigen. Für Sturni ist der Fall, der sich zu einer atomaren Katastrophe für Frankreich und ganz Europa ausweiten könnte, eigentlich ein paar Nummern zu groß. Allerdings ist er auch eher der Anti-Held, der mehr zufällig als gezielt so manche Gefahr umschifft, bis er endlich wieder in sein geliebtes Straßburg zurückkehren kann.
Ein unterhaltsamer Krimi, dem ein bisschen mehr Spannung aber durchaus gut tun würde.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Zu viele Wendungen

Verratenes Land
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Greg Iles Südstaaten-Roman beginnt stark, schon der erste Abschnitt verspricht Spannung und extreme Emotionen: ,,Ich hatte nie vor, meinen Bruder zu töten. Ich hatte nie die Absicht, meinen Vater zu hassen. ...

Greg Iles Südstaaten-Roman beginnt stark, schon der erste Abschnitt verspricht Spannung und extreme Emotionen: ,,Ich hatte nie vor, meinen Bruder zu töten. Ich hatte nie die Absicht, meinen Vater zu hassen. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich meinen eigenen Sohn beerdigen würde.“ Doch der Leser erfährt erst nach und nach, was es mit diesen Ereignissen, die Marshall McEwan hier zu Beginn andeutet, auf sich hat.
McEwan, hochkarätiger Journalist und Pulitzer-Preisträger, kehrt nach fast dreißig Jahren nach Bienville, Mississippi zurück, um seine Mutter bei der Pflege des schwerkranken Vater zu unterstützen. Zumindest redet er sich selbst dies ein, denn auch Jet, seine große erste Liebe aus Jugendtagen, hat ihn nie losgelassen. Mit ihr hat er seit einigen Wochen eine Affäre. Prekär dabei ist, dass Jet mit Marshalls Kindheitsfreund Paul Matheson verheiratet ist. Und Paul ist der Sohn des mächtigen Max Matheson, Mitglied des Bienville Poker Clubs, einem Zusammenschluss von sehr reichen, einflussreichen und skrupellosen Männern, der die Geschicke der Stadt seit Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten lenkt.
Als McEwans väterlicher Freund Buck Ferris tot aus dem Mississippi gezogen wird, ist schnell klar, dass er nicht einfach ertrunken ist. Offenbar wurde er erschlagen. als er archäologische Grabungen auf dem Gelände angestellt hat, auf dem bald eine chinesische Papierfabrik gebaut werden soll. Dieses Bauprojekt soll Bienvilles Zukunft sichern, Arbeitsplätze und sehr viel Geld für die Stadt und natürlich auch für den Poker Club bringen. Als Marshall erkennt, dass sowohl die Polizei als auch die Gerichtmedizin die Ermittlungen nur schlampig durchführen, um Buck Ferris Tod möglichst schnell unter den Teppich kehren zu können und das Bauvorhaben nicht zu gefährden, ermittelt er auf eigene Faust. Im Zentrum seines Interesses steht dabei der mächtige Poker Club und Marshall bringt sich dabei in große Gefahr.
,,Verratenes Land“ ist durchaus spannend, allerdings in meinen Augen kein Thriller, sondern eher ein Roman über Schuld, Gewissen, Macht und Moral und dadurch auf jeden Fall lesenswert. Marshall McEwans Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend, an seinen verstorbenen Bruder, die stummen Schuldzuweisungen und das schwierige Verhältnis zu seinem Vater haben mich mehr berührt als die actionreichen Passagen.
McEwan manövriert sich durch seine Nachforschungen, aber auch durch seine persönlichen Verstrickungen in gefährliche Situationen, doch immer wieder wendet sich das Blatt. Diese Überraschungsmomente tragen den Leser eine ganze Weile durch den fast 900 Seiten starken Roman. Doch irgendwann langweilen diese Wendungen, da sie nicht mehr überraschend und nicht mehr allzu realistisch wirken und die Handlung für meinen Geschmack damit unnötig verkomplizieren und in die Länge ziehen.
Hier wäre weniger mehr gewesen.