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Veröffentlicht am 13.10.2019

Melmoth

Melmoth
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„Melmoth“ von Sarah Perry ist von dem erfolgreichen Schauerroman „Melmoth der Wanderer" von Charles Maturin inspiriert. Dieser erschien im Jahr 1820 und stellt einen Mann in den Mittelpunkt, der für 150 ...

„Melmoth“ von Sarah Perry ist von dem erfolgreichen Schauerroman „Melmoth der Wanderer" von Charles Maturin inspiriert. Dieser erschien im Jahr 1820 und stellt einen Mann in den Mittelpunkt, der für 150 Jahre seine Seele dem Teufel verkauft und dann auf der Suche nach jemanden ist, der seinen Platz einnimmt. Bei Sarah Perry ist Melmoth eine Frau, ein mystisches Wesen, das einer unglaublich düsteren und quälenden Dunkelheit verhaftet ist. Denn Melmoth ist Zeugin einiger historischer, wahrlich teuflischer Gräueltaten der Menschheit.

Im Mittelpunkt des Geschehens im Winter des Jahres 2016/2017 steht die in Prag asketisch lebende und als Übersetzerin arbeitende Engländerin Helen Franklin: „Klein, unscheinbar, umweht von einer Traurigkeit, deren Ursache niemand errät; still erfüllt sie ihre Selbstbestrafung, pflichtbewusst, ohne Umschweife und voller Selbsthass.“ Unter ihrem Bett liegt ein grauer Pappkarton, in dem Helens ganzes Dasein auf dreißig mal zwanzig Zentimetern verstaut ist, so tief vergraben wie unter englischer Erde, begonnen vor zweiundvierzig Jahren in Essex in einem Haus mit Rauputzfassade und zweiundzwanzig Jahre später durch einen reinen Willensakt beendet. Er stammt aus einer Zeit, in der Helen wirklich lebendig war. Alles davor ist nur Prolog, alles danach eine Randnotiz gewesen.

Trotzdem sie sich Vergnügen und Kameradschaft widersetzt, findet sie einen Freund: Dr. Karel Pražan. Durch ihn macht sie zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Mythos der Melmoth, Melmotte oder Melmotka, wie sie in Prag genannt wird, einer Frau, die dazu verdammt ist, auf nackten, blutigen Füßen die Welt zu durchstreifen, um Zeugnis abzulegen von der Gewalt und Grausamkeit der Menschheit und auf der Suche nach denjenigen, die in die Abgründe des Elends geraten sind.

„Sie ist einsam. Ihre Einsamkeit ist uferlos und wird erst enden, wenn die Welt untergeht und Melmoth Vergebung erfährt. Sie erscheint den Menschen am Tiefpunkt ihres Lebens, und nur die Erwählten spüren ihren Blick. Sie heben den Kopf, und plötzlich steht die Zeugin vor ihnen. Angeblich streckt sie dann die Arme aus und sagt: Nimm meine Hand! Ich war so einsam!“

Melmoth scheint Menschen zu mögen, die etwas zu verbergen haben. Wie Helen.

Nach dem Verschwinden von Karel hinterlässt er ihr nicht nur seine Besessenheit von Melmoth, sondern auch ein Manuskript, das eine Sammlung primärer historischer Quellen enthält, die auf besondere Art Melmoth darstellen. Jene vielfältige Texte bieten ein klares und sorgfältiges, gleichwohl erschreckend erschütterndes Zeugnis: Da ist der tschechoslowakische Junge, der aus Unverständnis und Langeweile versagt und Schuld auf sich lädt, als er seine Nachbarn, eine jüdische Familie, denunziert. Wir erfahren von einem Bettler, dessen Arbeit als türkischer Beamter den Völkermord an den Armeniern 1915 begünstigt und einem Engländer, der sich im 17. Jahrhundert an der Verfolgung der Katholiken beteiligt. Und wir lernen eine junge Frau kennen, deren Körper durch eine Säureattentat ihres eifersüchtigen Freundes verbrannt wurde und sich nichts sehnlicher wünscht, als von ihrem qualvollen Leiden erlöst zu werden.

Sarah Perrys Prosa ist üppig, malerisch und anspruchsvoll. Mit Scharfsinn und durchaus unheimlich anmutenden Bildern wie schwarzen Dohlen gelingt ihr die Verdichtung der detaillierten Ereignisse und die atmosphärische Einbindung des Lesers, der zudem immer wieder direkt angesprochen wird.

Die Autorin formuliert ethische und philosophische Fragen, beispielsweise nach dem Unterschied zwischen dem, was gut, richtig oder gesetzmäßig ist. Lassen wir uns nicht zu sehr von Äußerlichkeiten ablenken, weil wir das Innere nicht kennen? Was sind unsere Pflichten in der Gemeinschaft? Reicht es aus, zu wissen und Zeugnis abzulegen, oder sind wir miteinander verbunden und involviert, so dass dies aktive Reaktionen hervorrufen muss? Sollten wir dem Wunsch nach Verdrängung, auch in Momenten der Schuld nachgeben oder Verantwortung übernehmen und uns das Gefühl von Anstand und Hoffnung auch im tiefsten Dunkel erhalten? Sarah Perry hat eine Antwort hierfür:

"Wir sind ganz allein, deswegen müssen wir tun, was Melmoth tun würde: Wir müssen hinsehen und bezeugen, was nicht in Vergessenheit geraten darf."

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Veröffentlicht am 12.09.2019

Dunkelsommer

Dunkelsommer
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„Es war das Licht, die Art, wie es stach und brannte und an ihm zerrte. Es legte sich über die Wälder und Seen wie eine Aufforderung weiterzuatmen, wie ein Versprechen auf ein neues Leben. Das Licht füllte ...

„Es war das Licht, die Art, wie es stach und brannte und an ihm zerrte. Es legte sich über die Wälder und Seen wie eine Aufforderung weiterzuatmen, wie ein Versprechen auf ein neues Leben. Das Licht füllte seine Adern mit Unruhe und raubte ihm den Schlaf.“ (Seite 9)

In einem abgelegenen Teil Nordschwedens verschwand vor drei Jahren Lina, die Tochter des Lehrers Lelle. Mit diesem Verlust kann sich Lelle im Gegensatz zu seiner Frau Anette nicht abfinden. Inzwischen ist seine Ehe zerbrochen. Lelle hadert mit Schuldgefühle, zieht sich von den Menschen zurück und fährt, statt soziale Kontakte zu pflegen, einsam jeden Sommer im Licht der nicht untergehenden Mitternachtssonne jene Straße - Silvervägen - entlang, wo er Lina an einer Haltestelle der einzigen Buslinie absetzte und sie zuletzt sah.

Meja, siebzehn und damit so alt wie Lina damals, ist ebenfalls allein. Nach langen Jahren des Umherziehens kommt sie mit ihrer Mutter Silje, die sich bei ihrer Internetbekanntschaft Torbjörn ein sorgenfreies Heim erhofft, nach Glimmersträsk in Norrland. Das junge Mädchen wünscht sich einen Neuanfang, endlich ein eigenes Zimmer und einen Ort, an dem sie Zuhause sein kann, ohne sich um ihre Mutter kümmern und vor anderen verstecken zu müssen.

Doch die Träume erfüllen sich nicht vollständig, die Sicherheit erweist sich als trügerisch. Silje kann nicht aus ihrer Haut. Erst die Begegnung mit Carl-Johan und seiner autark lebenden Familie auf einem Hof mitten im Wald gibt Meja Mut, mit Optimismus vorauszuschauen, all die Sorgen hinter sich zu lassen.

Als ein weiteres Mädchen verschwindet, reißen alte Wunden auf, und diese bringen neue Unruhe in das Leben von Lelle und Meja, die sich im Herbst bei Schulbeginn als Lehrer und Schülerin begegnen.


Mit ihrem Debüt „Dunkelsommer“ ist Stina Jackson ein psychologischer Spannungsroman gelungen, der zwar Verbrechen beinhaltet, allerdings keine traditionelle Aufklärung, und der durch seine düstere bedrückende Atmosphäre besticht. Er zieht seine Kraft aus den friedvollen einprägsamen Naturbeschreibungen und lebt von einer ruhigen poetischen Bildsprache. Diese erzeugt eine schwermütige Stimmung, die glaubwürdig zur Thematik passt und zu keinem Zeitpunkt enttäuscht.

„Dunkelsommer“ präsentiert ein in seiner Dramatik unangenehmes und berührendes Geschehen, schaut in die Abgründe des Bösen, offenbart das Gute und ist ein Wechselbad der Gefühle, angefüllt mit Ängsten, Trauer, Hoffnung und gleichzeitig hypnotischer Dunkelheit im Lichte des Mittsommers, die besonders im letzten Teil an Bedrohlichkeit zunimmt und durchaus Gänsehautmomente verursacht.

Nicht nur äußerlich sind die Einwohner der wenigen Orte hier im nördlichen Lappland isoliert. Die Silvervägen erstreckt sich über viele Kilometer durch meist menschenleere Gebiete, vorbei an beeindruckenden Landschaften, Flüssen und Seen. Stina Jackson lässt verschiedene Lebensmodelle aufeinandertreffen, bei ihr existieren Menschen am Rand der Gesellschaft, auch jene, die nicht dazugehören (wollen). Die einen haben die Familie verloren, die anderen stellen die Familie bis zur Besessenheit in den Vordergrund, und dann gibt es noch diejenigen mit Familie, aber ohne haltende Bindung.

Daneben wird die innere Vereinsamung greifbar. So bewältigt die Autorin mühelos die Aufgabe, die Empfindungen ihrer Protagonisten mit Tiefe darzustellen und den Leser emotional durch kleine subtile Mittel und Gesten zu erreichen. Denn „Dunkelsommer“ profitiert hauptsächlich von seinen komplexen Charakteren, vor allem Lelle und Meja, aus deren wechselnder Perspektive die Geschichte erzählt wird. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein und haben doch einiges gemeinsam.

Allein die Suche nach Lina ist das, was Lelle noch interessiert, getrieben von einer verzweifelten Hoffnung, wenigsten eine Spur von ihr zu finden, um abschließen zu können. Das Einzige, was er dabei entdeckt, ist seine Einsamkeit und die Erkenntnis, wie viel es davon überall gibt. Und Lelle ist wütend. Wütend über die Unbeholfenheit der Menschen, über ihre verängstigten und unsicheren Blicke. Wütend darüber, dass sie nichts wissen, dass sie ihm nicht helfen können und alle ihre Leben fortsetzen.

Auch Meja ist einsam und führt einen scheinbar aussichtslosen Kampf gegen ihre psychisch instabile Mutter, die Tabletten und Alkohol braucht, um den Tag zu überstehen, nur die eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt ihres Daseins stellt und wenig Gedanken an die Tochter verschwendet, zugleich jedoch alles an Verantwortung auf Meja überträgt.

Als Meja Carl-Johan kennenlernt, sich verliebt und zu ihm zieht, nimmt seine Familie sie auf, so dass das junge Mädchen zum ersten Mal etwas wie Zugehörigkeit empfindet. Sie akzeptiert, dass sich die Familie von den Gesellschaft fernhält, ja diese und moderne Technik ablehnt, sich selbst versorgt und damit beschäftigt ist, sich auf eine mögliche Katastrophe vorzubereiten. Meja verzichtet auf ihr Mobiltelefon und verspürt endlich die Kraft, anders zu werden als ihre Mutter. Sie will sie selbst werden. Aber es ist fraglich, ob sie den richtigen Weg eingeschlagen hat, dies wirklich zu erreichen.

Zwei Menschen, die auf der Suche sind, die hoffen und bangen, die jeder ein Ziel haben. „Dunkelsommer“ sieht unter die Oberfläche und beeindruckt mit einem Blick in das Innere…

Veröffentlicht am 15.07.2019

Salz im Wind

Salz im Wind
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Anna scheint ein Glückskind zu sein. Sie lebt in Glückstadt, der Kleinstadt an der Elbe, und schätzt deren Vertrautheit und Beschaulichkeit sowie die Verlässlichkeit der Bewohner. Außerdem steht ihre Hochzeit ...

Anna scheint ein Glückskind zu sein. Sie lebt in Glückstadt, der Kleinstadt an der Elbe, und schätzt deren Vertrautheit und Beschaulichkeit sowie die Verlässlichkeit der Bewohner. Außerdem steht ihre Hochzeit mit ihrem Traummann Oliver, der wie sie in der Firma ihres Vaters – Storm Energie – arbeitet, unmittelbar bevor. Und obwohl sie inzwischen nicht mehr klein, blond und zart wie eine Fee ist, sondern eher Maße im handfesten Format aufzuweisen hat, möchte sie es sich nicht nehmen lassen, in einem wunderschönen Kleid vor den Traualtar zu treten. Dafür verzichtet sie gern auf ihre geliebten Pralinen. Sie versucht es zumindest.

Es könnte also nicht besser laufen. Doch weit gefehlt, ganz so einfach ist es nicht. Denn nach Begegnungen mit Erik, ihrem ehemaligen Babysitterkind, und Robert, dem Aufsichtsrat von Storm Energie, kommen Zweifel an der Richtigkeit ihrer Entscheidung auf. Und das betrifft nicht nur die geplante Hochzeit.

Ist es wirklich so, dass Anna keinen anderen Mann als Olli finden wird, der sie mit ihren paar Pfunden zu viel liebt und mit ihr sein Leben teilen will, wie ihr Vater behauptet?

Johanna Benden hat eine leichte und zugleich spritzige Erzählmelodie, mit der sie in „Salz im Wind. Nach der Ebbe kommt die Flut“ den richtigen Ton trifft und vergnügliche Lesestunden bereitet. Ihr gelingt es auf wunderbare Weise, den Leser in das Geschehen einzubinden, damit dieser es mit viel Freude begleitet. Dabei offenbart die Autorin ein großes Talent, ihre Figuren mit ihren Vorzügen und Schwächen zu charakterisieren, ohne diese vorzuführen. Sie bilden das Gerüst der Geschichte, werden einem schnell vertraut und dürfen aber wie Annas Vater auch ordentlich kantig und bestimmend sein.

Besonders Anna ist unbefangen, ehrlich und ein Schatz, der (noch) im Verborgenen blüht und von ihrem Weg abgewichen ist, das allerdings gar nicht sieht. Genauso wenig bemerkt sie, dass sie in ihrer Tätigkeit als Controllerin in der Firma von ihrem Vater – bewusst oder unbewusst – klein gehalten wird. Ihre Schwäche für Pralinen ist zu gut nachzuvollziehen. Anna kann prima zuhören und sich hervorragend auf andere Menschen einlassen, spürt, wie es ihnen geht. sie ist ein kreativer Mensch, hat jedoch leider ihre Kunstfertigkeit beiseite gelegt und sich mit ihrer Gegenwart arrangiert.

Erst Erik und Robert locken sie aus ihrem Schneckenhaus, in dem sie es sich mit Olli gemütlich machen wollte, hervor. Beide Männer zeigen nämlich ebenfalls großes Interesse an ihr.

Erik, auf den Anna als Kind aufgepasst hat, würde immer noch als ihr Ritter Kunibert für sie in die Bresche springen. Er offenbart eine unkomplizierte, herzliche und zugewandte Art, die nicht nur Annas Herz höher schlagen lässt.

Nicht minder liebenswürdig und aufrichtig ist Robert, der gleichermaßen mit Wertschätzung und Zuneigung gegenüber Anna aufwartet. Er ist der Meinung, dass Anna jemanden verdient, der sie respektiert, bestärkt und unterstützt, um ihre Träume zu verwirklichen.

Und so kommt, was kommen muss: High Noon in Glückstadt. Welcher der drei Männer wird den „Kampf“ gewinnen? Das wird hier natürlich nicht verraten...

Veröffentlicht am 16.06.2019

Hufspur in den Dünen

Hufspur in den Dünen
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Rechtsanwältin Julie Sommer hat hoch im Norden gerade erfolgreich die Übernahme eines Familienunternehmens vermittelt. Noch am Abend befindet sie sich auf der Heimreise nach München. Doch die Straße ist ...

Rechtsanwältin Julie Sommer hat hoch im Norden gerade erfolgreich die Übernahme eines Familienunternehmens vermittelt. Noch am Abend befindet sie sich auf der Heimreise nach München. Doch die Straße ist für den mondänen McLaren ihres Chefs, mit dem sie unterwegs ist, nicht gemacht. Ein Schlagloch, und die Achse ist gebrochen. Sie hat insoweit Glück. Der alte Björn „sammelt“ sie auf und bringt sie zum Schröder-Hof. Schnell merkt Julie, dass es sich bei dem Hof genau um jenes Objekt handelt, für das in ihrer Kanzlei im Namen einer Hotelkette Kaufverhandlungen führt, die bislang erfolglos geblieben sind. Bietet sich hier eine Chance für Julie? Wenn sie es schafft, den Eigentümer, David Schröder, zu überzeugen, einem Verkauf zuzustimmen, rückt möglicherweise die lang ersehnte Teilhaberschaft in der Kanzlei, die einst ihr Vater mitgründete, in greifbare Nähe.

Während Julie auf die Reparatur des Wagens warten muss, beginnt sie, an Hintergrundwissen zu gelangen. Das ist noch das Einfachste. Denn mit einer unwahrscheinlichen Leichtigkeit schleichen sich nicht nur die menschlichen, sondern auch die tierischen Bewohner des Hofes in ihr Herz, allen voran David. Und plötzlich ist sich Julie hinsichtlich ihrer Lebensplanung nicht mehr sicher, entfernt sich von den so nah geglaubten Zielen. Will sie wirklich alles aufgeben für einen Mann und einen Hof, der wirtschaftlich vor dem Aus steht und keine Zukunft zu haben scheint?

Julia K. Rodeit hat eine einnehmende und erfrischende Art zu schreiben, und ihr gelingt es in "Hufspur in den Dünen" mühelos, mit ihrem ansprechenden Gesamtkonzept, das auch anschauliche Bilder einschließt, einen wunderbaren Rahmen für ihre romantische Liebesromanze zu erstellen. Sie kombiniert die scheinbare Idylle eines Reiterhofes mit handfesten Problemen, ohne jedoch strapazierend dramatisch zu sein. So wird eine durchaus mögliche Realität mit etwas schriftstellerischer Fiktion verknüpft, wobei es einerlei ist, ob sich einiges im Fortgang der Handlung erahnen lässt. Die Autorin ist trotzdem in der Lage, ihre Leser in das lebhafte Geschehen einzubinden, sie mitempfinden und hoffen zu lassen.

Zu Gute kommt ihr hierbei auch der Charme der gewählten Kulisse: ein Hof in der Nähe der Ostsee, also weites Land, Meer, Strand und Dünen. Julia K. Rodeit fängt das Flair im Norden wunderbar ein. Dazu Pferde und andere Tiere. Das geht an vielen nicht spurlos vorbei, und nicht nur Pferdefreunde dürften sich wohlfühlen.

Besonders stimmig wird die Handlung durch die Mischung an auftretenden authentischen und liebenswerten Charakteren, sowohl bei den Menschen als auch bei den Tieren. Nicht nur kauzige Typen wie Björn oder sein Bruder Ole, sondern auch Davids Mutter Helga, seine Schwester Patricia, Pony Peppi, Stute, Nelly, Hund Kebab und Katze Lucky, machen die Geschichte rund. Vor allem die sechsjährige Emily, Davids Nichte und der Wildfang des Hofes, begeistert mit ihrer natürlichen Art, mit Pferden umzugehen. Sie ist bereits jetzt eine kleine Pferdeflüsterin und stiehlt ihrem Onkel das eine oder andere Mal die Show.

David gehört zu den bodenständigen Menschen, die vor Schmutz und Arbeit nicht zurückschrecken. Der Hof mit allem Drum und Dran bedeutet ihm viel, und er bemüht sich darum, ihn für sich und seine Familie zu erhalten. Als er Julie näher kennenlernt, stellt er fest, dass sie eine Frau ist, die mehr in sich trägt, als der erste Blick offenbart.

Julie ist gut in dem, was sie tut. Sie beweist, dass – entgegen in einigen Köpfen vorherrschenden Meinung – Rechtsanwälte auch Menschen sind und nicht nur mit rücksichtslosen Mitteln, sondern ebenso mit großem Einfühlungsvermögen agieren. Julie hat sich ihren bisherigen Erfolg mühsam und hart erkämpft, zwar ihre Karriere im Blick, indes mehr aus dem Grund, ihren Vater stolz zu machen: Sie möchte wieder Partnerin in der vom Vater gegründete Kanzlei werden und dafür sorgen, dass der Name „Sommer“ zurückkehrt.

Allerdings hinterlässt die Zeit auf dem Schröder-Hof bei Julie ihre Spuren. Da sind die neuen ungewohnten Gefühle. Solche von Unabhängigkeit und Freiheit. Und auch natürlich die aufkommenden für David. Aber wird das reichen?

Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Doch nicht nur.

„Hufspur in den Dünen“ eine Geschichte, die das Herz wärmt und einem wahrlich Glücksmomente verschafft.

Veröffentlicht am 10.06.2019

Mission Schulstart

Mission Schulstart
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Mats ist aufgeregt, in drei Tagen startet ein neues Abenteuer, und zwar auf dem Planeten Schule. Das kann er gar nicht mehr erwarten und ist schon ungeduldig. Warum nur schleicht die Zeit so langsam dahin?

Da ...

Mats ist aufgeregt, in drei Tagen startet ein neues Abenteuer, und zwar auf dem Planeten Schule. Das kann er gar nicht mehr erwarten und ist schon ungeduldig. Warum nur schleicht die Zeit so langsam dahin?

Da trifft ein silberner Brief ein: Käpt'n Kosmo hat ihm geschrieben und ihn auffordert, bis zum Schulstart fünf Aufgaben zu lösen. Als Belohnung winkt eine raketenstarke Schultüte. Mats ist Feuer und Flamme und beginnt sofort mit der Erfüllung seiner ersten Mission. Sich alleine anziehen ist überhaupt kein Problem, und in seinem Raumanzug und den Gummistiefeln fühlt sich Weltraumabenteurer Mats sehr wohl.

Die Erforschung des Schulweges meistert er mit unterstützender Hilfe von Freundin Luisa ebenfalls. Etwas anderes ist es, als Käpt'n Kosmo ihn bittet, Kontakt zu (Außerirdischen) fremden Kindern aufzunehmen. Bei Aufgabe vier zeigt sich, was für ein gewitzter Junge Mats ist: Ein Astronaut muss sich selbstständig versorgen können. Und auch die letzte Herausforderung, Adresse und Telefonnummer des Heimatplaneten zu beherrschen, bewältigt er spielend.

Und plötzlich ist von Langeweile keine Rede mehr, während Mats beweist, dass er sich auf jeden Fall zu helfen weiß und nach Lösungen sucht, die Erwachsenen so nicht einfallen, während er seine Missionen erfüllt. Und dann ist der große Schulstarttag endlich da...


„Mission Schulstart“ ist eine von Katja Reider originell und mit viel Witz erzählte Geschichte, die dank ihres blitzgescheiten Helden Mats nicht nur Kindern vor dem Beginn des Abenteuers Schule viel Spaß machen dürfte. Sie bringt auf äußerst unterhaltsame und verspielte Weise, dabei jedoch auch einfühlsam und ohne erhobenen Zeigefinger nahe, auf welche wesentlichen Dinge es vor Anbruch dieses neuen Lebensabschnittes ankommt. Im Kleid eines gigantischen Weltraumabenteuers ist das Buch sowohl für Jungen und Mädchen geeignet, denn die liebevolle und heitere Umsetzung ermöglicht es, dass Kinder Freude daran haben können, wie Mats zu demonstrieren, dass sie für das Neue gerüstet sind.

Den galaktischen Glanz bekommt das Buch allerdings auch durch die großartigen Illustrationen von Nikolai Renger, die nicht nur einen zeitgemäßen Flow haben, sondern absolut passend zum Inhalt und mit vielen feinen und üppigen Details gezeichnet sind.

So wird „Mission Schulstart“ zum kurzweiligem und vergnüglichem Begleiter, mit dem sich die letzten Tage vor der Einschulung für die zukünftigen Schulhelden und ihre Eltern gut über die Runden bringen lassen.