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Veröffentlicht am 24.11.2019

9 Fremde und 10 Tage

Neun Fremde
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Manchmal kommt man durchs Fernsehen auf den (literarischen) Geschmack. Durch die erfolgreiche Serie "Big little lies" mit Nicole Kidman ist die australische Schriftstellerin Liane Moriarty weltweit berühmt ...

Manchmal kommt man durchs Fernsehen auf den (literarischen) Geschmack. Durch die erfolgreiche Serie "Big little lies" mit Nicole Kidman ist die australische Schriftstellerin Liane Moriarty weltweit berühmt geworden. Nun legt sie ihr neues Buch "Neun Fremde" vor, das in einem abgelegenen Wellness-Resort spielt, wo fünf Frauen und vier Männer aufeinander treffen, die sich noch nie zuvor begegnet sind. Sie alle sind in einer Krise und wollen ihr altes Leben hinter sich lassen. Bald schon brechen alte Wunden auf und lang gehütete Geheimnisse kommen ans Licht. Denn nichts ist so, wie es scheint in Tranquillum House …


Das Cover spielt mit den gängigen Erwartungen an ein Wellness-Resort, in dem man den Alltag abstreifen und das Leben genießen will. Im Zentrum steht ein großzügiger Swimmingpool, der von einem undurchdringbaren Wald von der restlichen Welt abgeschottet worden ist. Exakt neun Liegen sind hier nebeneinander aufgereiht worden, genau abgezählt für die zahlenden Gäste, die im Tranquillum House untergebracht worden sind. Von Privatsphäre kann keine Rede sein, hier rückt man sich zwangsläufig auf die Pelle. Der Titel ist in weißen Lettern in das kühle türkisfarbene Wasser des Pools geschrieben, er bleibt im Gedächtnis haften.

Die Handlung spielt auf verschiedenen zeitlichen Ebenen. Liane Moriarty gestaltet ihr Buch wie einen Film und gewährt ihren Lesern eine kurze Rückblende in die Vergangenheit, bevor sie wieder in die aktuelle Gegenwart zurückkehrt. Die letzten Kapitel sind eine Art Epilog, die einen Ausblick auf das weitere Schicksal der Protagonisten erlauben.

Das Geschehen wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Zunächst steht die Schriftstellerin Frances im Mittelpunkt, eine desillusionierte Frau mittleren Alters, welche ihren Lebensunterhalt mit trivialen Liebesromane verdient und im Wellness-Resort auf die weiteren Gäste trifft. Danach wechselt der Fokus auf einen anderen Charakter. Durch diese ständigen Sprünge lernt man die einzelnen Gäste näher kennen und taucht in ihre individuelle Geschichte ein. Jeder Einzelne ist in einer tiefen (beruflichen oder privaten) Lebenskrise, leidet unter Burn-Out, Midlife-Crisis, Schuldgefühlen, Komplexen wegen seiner äußeren Erscheinung usw. und hat sein Päckchen zu tragen; bald brechen alte Wunden auf und dunkle Geheimnisse gelangen ans Tageslicht, die sie lieber vor den anderen verborgen hätten.

"Neun Fremde" ist ein Phänomen, das sich von der Masse der Bücher durch einen ungewöhnlichen Plot abhebt. Es ist ein kleines Abenteuer, sich auf diesen Roman einzulassen, weil man keine blasse Ahnung hat, wohin die sprachgewaltige Autorin ihre komplexe, tiefgründige und unterhaltsame Geschichte steuert, die sich schwer in Worten zusammenfassen lässt. Auf jeden Fall entfaltet ihre Story eine Art Sogwirkung, die alle Leser nicht mehr loslassen wird. Eins ist sicher: langweilig wird es garantiert nicht

Veröffentlicht am 15.10.2019

Schwestern

Die Sterne über Venedig
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„Ich verliebte mich in Venedig, als ich das erste Mal ankam.“

(Peggy Guggenheim)

Wer möchte der amerikanischen Kunstmäzenin nicht zustimmen? Spätestens nach der Lektüre des neuen Romans "Die Sterne ...

„Ich verliebte mich in Venedig, als ich das erste Mal ankam.“

(Peggy Guggenheim)

Wer möchte der amerikanischen Kunstmäzenin nicht zustimmen? Spätestens nach der Lektüre des neuen Romans "Die Sterne über Venedig" von Anja Saskia Beyer wird jede Leserin von einer Reise in die malerische Lagunenstadt träumen, um auf den Spuren der fiktiven Protagonistinnen zu wandeln. Die Bestseller-Autorin erzählt eine berührende Geschichte, die den den Zauber Venedigs, die Kraft einer großen Liebe und die Macht der Vergebung spiegelt.


Seit Monaten hat die alleinerziehende Nicola kaum Kontakt zu ihrer Schwester Caterina, dabei waren die beiden vorher unzertrennlich. Caterina entzieht sich immer wieder ihren Annäherungsversuchen. Auch als die Großmutter der Schwestern in Venedig erkrankt und sie zusammen mit Nicolas Tochter in die Lagunenstadt reisen, bleibt Caterina abweisend.

Dann beginnt ihre Nonna zu erzählen – von der deutschen Besatzung Venedigs im Krieg, von den mutigen Frauen, die unbewaffnet Widerstand leisteten und durch kluge Taten viel bewegen konnten. Und von der Liebe in schweren Zeiten. Eine Reise in die Vergangenheit beginnt, die mehr mit der Gegenwart zu tun hat, als die Schwestern ahnen …

Das zurückhaltend gestaltete Cover regt jeden Betrachter zum Nachdenken an. Auf einem massiven Holztisch sieht man linker Hand eine Platte mit selbstgebackenen Keksen, die mit einer italienischen Kaffeespezialität genossen werden wollen. Rechter Hand erkennt man vergilbte Fotos, die von einer längst vergessenen Epoche künden.

Anja Saskia Beyer erzählt von zwei Schwestern, nämlich Nicola und Caterina beziehungsweise Alessia und Miranda, die sich aus unterschiedlichen Gründen fremd geworden sind und wenig beziehungsweise gar keinen Kontakt mehr haben. Das Geschehen wird aus mehreren Erzählperspektiven vermittelt und spielt auf zwei zeitlichen Ebenen. Der erste Handlungsstrang ist in der Gegenwart angesiedelt und schildert den Besuch von Nicola und Caterina in Venedig, während der zweite Handlungsstrang 1942 einsetzt und von der Judenverfolgung und dem Widerstand in der besetzten Lagunenstadt erzählt. Auf diese Weise kann sich der Leser einen guten Eindruck von den zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den starken Protagonistinnen verschaffen, die für heftige Unstimmigkeiten in der italienischen Familie sorg(t)en.

Der Bestseller-Autorin ist ein berührender Familien-Roman gelungen, der historische Fakten mit einer fesselnden Handlung verbindet. Beim Lesen springt das Kopfkino sofort an. Längst vergangene Geschichte wird lebendig, man fühlt und leidet mit den starken Heldinnen in einer unmenschlichen Zeit. ABer auch Caterina und Nicola wachsen jedem Leser ans Herz, man ahnt früh den Grund für ihren Streit und wünscht sich eine Versöhnung der zwei Schwestern.

Für mich ist dieser Roman ein klares Lese-Highlight im Monat Oktober. Anja Saskia setzt allen mutigen Widerstandskämpferinnen im besetzten Italien ein literarisches Denkmal. Ihr Buch garantiert angenehme, intelligente Unterhaltung und vermittelt eine klare Botschaft: Man muss vergeben, verzeihen und vergessen können!

Veröffentlicht am 27.09.2019

Winterliebe

Bratapfel am Meer (Neuauflage)
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Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.
(Cicely Saunders)

»Bring meine Kette zurück zu meiner großen Liebe, nach Juist!« Nur wenige Stunden vor ihrem Tod hat Caros ...

Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.
(Cicely Saunders)

»Bring meine Kette zurück zu meiner großen Liebe, nach Juist!« Nur wenige Stunden vor ihrem Tod hat Caros Patientin ihr dieses Versprechen abgenommen. Nun steht Caro auf dem Klinikflur, der ihr alltäglicher Arbeitsplatz ist, und hält Elfriedes kunstvoll gearbeitete Perlenkette in den Händen. Sie spürt, dass dieses Schmuckstück ein ganz besonderes Geheimnis birgt, und beschließt, zum Jahreswechsel auf die kleine Nordseeinsel Juist zu fahren. So kann sie Elfriedes Wunsch erfüllen und sich, bei eisigem Wind und rauer Brandung vor den Fenstern, mit heißem Apfelpunsch die kleine Auszeit nehmen, nach der sie sich schon lange sehnt.

Wenn man diesen romantischen Winterroman in die Hand nimmt, verliebt man sich sofort in das in warmen Farben gehaltene Cover. Man träumt sich in eine gemütlich eingerichtete Küche, steht an einem mit Mehl bestäubten Arbeitstisch aus massivem Holz und nimmt die blankpolierten Apfel aus iher Schale. Der vielversprechende Titel "Bratapfel am Meer" ist die Versuchung selbst. Ganz ehrlich: Wer kann Anne Barns widerstehen? Ich ganz bestimmt nicht!

Dieses Mal starten wir mit der Protagonistin Caro und ihrem Bobtail Einstein in den wohlverdienten Erholungsurlaub auf Juist. Hinter ihr liegen harte Zeiten; die Trennung von ihrem Mann Jörn zerrt an ihren Nerven, und ihr Beruf als Intensivkrankenschwester in einem Krankenhaus verlangt ihr alles ab. Es ist also höchste Zeit, sich eine kleine Auszeit zu gönnen, um sich den Kopf am Meer ordentlich durchpusten zu lassen. Man merkt, dass Anne Barns sich auf der ruhigen ostfriesischen Insel im niedersächsischen Wattenmeer auskennt und viel recherchiert hat. Bisher haben wir glückliche Sommermonate auf Juist verbracht, nun erleben wir ein romantisches Winterzauberland, das wir uns dank der wunderschönen Landschaftsbeschreibungen genau vorstellen können. Man feiert ein Wiedersehen mit liebgewonnenen Figuren aus dem Bestseller "Apfelkuchen am Meer", die ihren zahlenden Gast Caro wie ein Familienmitglied in ihrer Mitte willkommen heißen und in die harmonische Gemeinschaft integrieren. Außerdem darf man sich über köstliche Rezepte freuen, die perfekt auf die kalte Jahrezeit abgestimmt sind und das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.

Leider weist dieser romantische Wohlfühl-Roman gegenüber seinen perfekten Vorgängern einige leichte Schwächen auf, so dass ich ausnahmsweise nicht die Höchstpunktzahl vergeben kann. Für meinen persönlichen Geschmack sind einzelne Handlungsstränge etwas vernachlässigt worden. Die romantische Liebesgeschichte von Caro und Max, die schwere Traumata mit sich tragen, entwickelt sich viel zu schnell, und die angekündigte Suche nach dem Geheimnis der alten Dame bleibt fast völlig auf der Strecke. Hier ist noch Luft nach oben!

Dennoch möchte ich das neue Werk von Anne Barns nicht schlecht reden. Es ist ein sehr persönliches Buch, das von Verlust und Loslassen erzählt und viele schmerzhafte Erfahrungen spiegelt, und ich möchte es jedem Leser ans Herz legen. Nicht nur zur Winterzeit!

Veröffentlicht am 13.08.2019

Ein saustarkes Team...

Mord auf Portugiesisch
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Portugal garantiert einen erholsamen Strandurlaub an traumhaften Buchten - und spannende Lektüre, wenn man sich auf den neuen Krimi "Mord auf Portugiesisch" von Heidi van Elderen einlässt, der in einem ...

Portugal garantiert einen erholsamen Strandurlaub an traumhaften Buchten - und spannende Lektüre, wenn man sich auf den neuen Krimi "Mord auf Portugiesisch" von Heidi van Elderen einlässt, der in einem kleinen Dorf in Portugal spielt.

Wie jedes Jahr an Weihnachten soll Fernando, ältester Sohn der Familie und Dorfpolizist, ein Schwein schlachten. Doch diesmal bringt er es nicht fertig, denn die liebenswerte Raquel ist ihm viel zu sehr ans Herz gewachsen. Und so befördert er sie kurzerhand zum ersten Polizeischwein Portugals – zum Entsetzen des ganzen Reviers. Aber dann stürzt eine Frau beim Angeln von den Klippen. Ein Unfall oder doch ein Mord? Fernando will den Fall unbedingt lösen und Raquels Fähigkeiten unter Beweis stellen – denn nur mit einem Ermittlungserfolg darf das Schwein im Polizeidienst bleiben. Sonst droht doch die Schlachtbank ...

Das Cover ist ein richtiger Hingucker. An dieser malerischen Küste kann man bei strahlend blauem Himmel an einen herrlichen Urlaub denken und ins Träumen geraten. Oder seine grauen Zellen arbeiten lassen und einen schwierigen Fall lösen... mit tierischer Hilfe, wie man an dem niedlichen Schwein sieht, das allen Betrachtern deutlich vor Augen führt, das es sich um einen ganz besonderen Krimi handelt.

Der Plot ist originell, und das Setting in dem unbedeutenden Dorf jenseits des Massentourismus könnte nicht besser gewählt sein. Man taucht ein in einen Mikrokosmos mit glaubwürdigen, interessanten Chrakteren, allen voran der 38jährige Inspektor Fernando Valente, der sich selbst nicht allzu ernst nimmt und sein Herz für die Schweinedame Raquel entdeckt, welche keine besondere Eignung für ihr zukünftiges Aufgabengebiet vorweisen kann, aber dennoch nicht von seiner Seite weicht. Besonders in men Herz geschlossen habe ich die pfiffige, resolute Großmutter Mafalda, die es faustdick hinter den Ohren und ihre Lieben fest im Griff hat.

Nach einem eher schleppenden Beginn nimmt der Krimi Fahrt auf, man lässt sich in die Irre führen, staunt über unerwartete Wendungen und erfährt ganz nebei viel Wissenswertes über die Korkproduktion in Portugal. Heidi van Elderen ist ein humorvoller, kurzweiliger, launiger, sauspannender Krimi mit einem offenen Ende gelungen, der auf größeres Blutvergießen verzichtet und sich wohltuend von allen anderen Büchern aus dem Markt abhebt. Auf die weitere Entwicklung des tierisch starken Teams Fernando und Raquel bin ich gespannt!

Veröffentlicht am 13.08.2019

Was sich liebt, das neckt sich

Ein Kater für zwei Herzen
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Katzen sind geheimnisvoll. In ihnen geht mehr vor, als wir gewahr werden. (Sir Walter Scott)

Hin und wieder werde ich schwach. Nämlich, wenn wieder ein neuer Katzen-Roman auf dem Buchmarkt erschienen ...

Katzen sind geheimnisvoll. In ihnen geht mehr vor, als wir gewahr werden. (Sir Walter Scott)

Hin und wieder werde ich schwach. Nämlich, wenn wieder ein neuer Katzen-Roman auf dem Buchmarkt erschienen ist. Diesmal ist es der Roman "Ein Kater für zwei Herzen" von Liane Mars, der mein Herz zum Schmelzen gebracht hat.

Lina und ihr Nachbar Lukas könnten unterschiedlicher nicht sein. Der zugeknöpfte Ingenieur liebt Recht und Ordnung, während die schusslige Lina das Chaos nur so anzieht. Am liebsten würden sie sich aus dem Weg gehen, doch es gibt ein Problem: Beide sind davon überzeugt, rechtmäßige Besitzer von Kater Karlo zu sein, der zwischen ihren Grundstücken hin und her stromert. Ein geteiltes Sorgerecht kommt auf keinen Fall infrage! Ein wilder Kampf um das Haustier entbrennt - bis Lina und Lukas erkennen, dass sie womöglich mehr gemeinsam haben als nur ihre Tierliebe …

Normalerweise bin ich von den Covern der Bücher aus dem MIRA Taschenbuchverlag begeistert. Leider kann mich diese Arbeit nicht restlos überzeugen. Das Cover ist eine gewagte Kombination von Foto und Skizze. Im Mittelpunkt steht eine rotgetigerte Katze, die den Betrachter aus ihren unergründlichen Augen mustert. Im Hintergrund lässt sich ein gemütliches Landhaus ausmachen, das von einem verwilderten Garten umgeben ist. Es ist hübsch, gewiss - trotzdem fehlt mir der gewisse Kick.

Dafür hat mich der ansprechende, mitten aus dem Leben gegriffene Plot vollauf entschädigt. Das (vorhersehbare) Geschehen wird aus drei Perspektiven vermittelt. Zu Wort kommen der streunende Kater, der auf zwei verschiedene Namen hört (oder eben nicht hört) und zwischen seinen zwei Dosenöffnern hin und her stromert, sowie die chaotische Postbotin Lina und der korrekte Bauunternehmer Lukas, die sich als rechtmäßige Besitzer betrachten, zu erlaubten und nicht-erlaubten Maßnahmen greifen und sich einen erbitterten Kampf um das Recht am Tier liefern.

Es ist meine erste literarische Begegnung mit der Schriftstellerin LIane Mars, und ich werde mir diesen Namen merken. Sie hat ein gutes Händchen für Situationskomik, und die witzigen, spritzigen Dialoge der sympathischen Protagonisten, die sich im Laufe der Zeit zusammenraufen und weitere Gemeinsamkeiten entdecken, haben mir sehr gefallen. Gute Laune und unbeschwertes Lesevergnügen ist garantiert. Deshalb gibt es von mir eine klare Empfehlung - nicht nur für alle Freunde der Samtpfoten.