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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.04.2020

Eine Neuentdeckung

Muldental
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MEINUNG:

Daniela Krien war mit von ihrem Roman Die Liebe im Ernstfall bereits ein Begriff. Allerdings habe ich das Buch nicht gelesen. Ich muss vorneweg sagen, dass weder ein großer Fan von Erzählungen ...

MEINUNG:

Daniela Krien war mit von ihrem Roman Die Liebe im Ernstfall bereits ein Begriff. Allerdings habe ich das Buch nicht gelesen. Ich muss vorneweg sagen, dass weder ein großer Fan von Erzählungen (zu kurz) und Geschichten nach der Wende bin (häufig einfach zu persönlich, weil mit der eigenen Familiengeschichte zu eng verknüpft). Trotzdem wollte ich die Autorin unbedingt entdecken.

Ich nehme an, dass der Name der Erzählungen an den Muldentalkreis im Norden von Sachsen angelehnt ist, wozu auch Leipzig gehört, wo die Autorin lebt. Sie ist selbst in den 19070er Jahren in der DDR geboren und weiß also wovon sie schreibt.

Die Wende und damit einhergehende Zusammenbruch der DDR war für viele ein sehr einschneidendes Erlebnis in der eigenen Biografie und zwar in beiderlei Hinsicht (positiv und negativ). Auch wenn einige, so wie ich auch, noch zu jung waren, um dieses Ereignis selbst mitzubekommen, spürte man aber doch die Auswirkungen in der eigenen Familie. Wie ich schon sagte, lese ich hier nur sehr wenig und ausgewählte Literatur, weil das Thema an sich schon immer sehr präsent im privaten Familienumfeld ist.

Daniela Krien hat hier zehn Erzählungen verfasst, die mich trotz ihrer Kürze mit voller Wucht mitgenommen haben. Der Erzählstil ist sehr nüchtern und unaufgeregt und dennoch gibt es eine unterschwellige Spannung. Mich erinnert der Schreib- und Erzählstil ein wenig an Ferdinand von Schirach. Viele Geschichten haben mich auch wirklich mitgenommen, weil sie keinen guten Ausgang hatten. Die Wende und die damit einhergehenden Ungewissheiten um die eigene Existenz prägen viele der Protagonisten und sie sind gezwungen andere Wege zu gehen.

FAZIT:

Muldental hat mich absolut begeistert, vor allem der Schreib- und Erzählstil der Autorin. Ich werde auf jeden Fall auch noch Die Liebe im Ernstfall lesen und freue auf weitere Bücher der Autorin!.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.12.2019

Noch besser als Band 1

Zimmer 19
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INHALT:
Auf der Eröffnungsveranstaltung der Berlinale wird zum Entsetzen aller ein Snuff-Film gezeigt. Das Opfer: die Tochter des Bürgermeisters Otto Keller.
Tom Babylon vom LKA und die Psychologin Sita ...

INHALT:
Auf der Eröffnungsveranstaltung der Berlinale wird zum Entsetzen aller ein Snuff-Film gezeigt. Das Opfer: die Tochter des Bürgermeisters Otto Keller.
Tom Babylon vom LKA und die Psychologin Sita Johanns ermitteln unter Hochdruck. Doch eine Gruppe von Prominenten um Keller mauert. Was hat der Bürgermeister zu verbergen? Und wer ist die Zeugin, die aussieht wie Tom Babylons vor Jahren verschwundene Schwester? Die Ereignisse überschlagen sich, als ein weiterer Mord passiert. Plötzlich stellt Sita Johanns fest, es gibt eine Verbindung zwischen ihr und den Opfern: Ein furchtbares Ereignis in ihrer Jugend - und die Zahl Neunzehn.

MEINUNG:
Schlüssel 17 hat mich richtig begeistert und ich mehr als ungeduldig den zweiten Teil um den Berliner Ermittler Tom Babylon erwartet. Vor allem, weil immer noch nicht klar ist, was nun eigentlich mit seiner Schwester Viola passiert ist.

Der „Tatort“ ist diesmal die Berlinale. Hier wird statt des erwarteten Films ein sogenannter Snuff-Film gezeigt, d.h. ein Film, in dem eine Person vor laufender Kamera umgebracht wird. Dabei handelt es sich um die Tochter des Bürgermeisters und dementsprechend schlägt der Film, den nun so viel Leute gesehen haben, riesige Wellen und ruft Tom Babylon und die Psychologin Site Johans, die wir auch schon aus Band 1 kannten, auf den Plan.

Wie üblich bei Marc Raabe sind die ganzen Geschehnisse sehr komplex und es gibt eine Menge Personen, die man erst einmal auseinanderhalten muss. Zwischen den Kapiteln in der Gegenwart gibt es immer mal wieder Rückblicke in die Vergangenheit. Diesmal bekommen wir Einblick in die von Sita. Zunächst empfand ich das fast ein wenig als störend, weil ich hier noch keinen Zusammenhang sehen konnte, aber natürlich schreibt der Autor solche Teile nicht ohne Grund so ausführlich. Gerade deswegen war ich schon nach wenigen Kapiteln wieder absolut begeistert von der Geschichte. Man sollte hier definitiv auch in der Reihenfolge der Bücher bleiben, weil sich die Rahmenhandlung, nämlich das Verschwinden von Toms Tochter Viola vor 20 Jahren, immer noch über dem Fall schwebt.

Tom ist diesmal etwas weniger besessen Viola zu doch noch zu finden, aber es natürlich schwebt sie immer in seinen Gedanken und erführt auch imaginäre Gespräche mit ihm. Es ergeben sich auch immer so ein paar kleine Hinweise, aber wirklich näher kommt man Viola auch nicht bis auf den Schluss, der mit einem riesigen Cliffhanger endet und jetzt heißt es leider wieder warten!

FAZIT:
Die Reihe um Tom Babylon ist für mich momentan einer der besten Thriller Reihen auf dem deutschen Buchmarkt. Zimmer 19 fand ich noch ein bisschen besser als Schlüssel 17. Der Thriller ist komplex und sehr spannend. Ich konnte ihn kaum aus Hand legen.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.11.2019

Großartig!

Laufen (DAISY Edition)
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INHALT:
Eine Ich-Erzählerin wird nach einem erschütternden Verlust aus der Bahn geworfen und beginnt mit dem Laufen. Erst schafft sie nur kleine Strecken, doch nach und nach werden Laufen und Leben wieder ...

INHALT:
Eine Ich-Erzählerin wird nach einem erschütternden Verlust aus der Bahn geworfen und beginnt mit dem Laufen. Erst schafft sie nur kleine Strecken, doch nach und nach werden Laufen und Leben wieder selbstverständlicher. Konsequent im inneren Monolog geschrieben, zeigt dieser eindringliche Roman, was es heißt, an Leib und Seele zu gesunden. Isabel Bogdan, deren Roman »Der Pfau« ein großer Bestseller wurde, betritt mit diesem Buch neues Parkett.
Eine Frau läuft. Schnell wird klar, dass es nicht nur um ein gesünderes oder gar leichteres Leben geht. Durch ihre Augen und ihre mäandernden Gedanken erfährt der Leser nach und nach, warum das Laufen ein existenzielles Bedürfnis für sie ist. Wie wird man mit einem Verlust fertig? Welche Rolle spielen Freunde und Familie? Welche Rolle spielt die Zeit? Und der Beruf? Schritt für Schritt erobert sich die Erzählerin die Souveränität über ihr Leben zurück.
MEINUNG:
Die Autorin Isabel Bogdan war mir zunächst nur als Übersetzerin bekannt. Dann habe ich von ihr Der Pfau gelesen (für mich immer noch eines das schönste Buchcover, die ich je gesehen habe) und war zunächst angetan, aber noch nicht restlos überzeugt von der Autorin.

Die Ich-Erzählerin hat vor ungefähr einem Jahr ihren Lebensgefährten verloren und befindet sich immer noch in der Phase mit dem Verlust fertig zu werden. Neben der Trauer spielen natürlich auch Schuldgefühle eine große Rolle, denn er litt unter Depressionen und sie hängt immer wieder den Gedanken nach bestimmte früher hätte erkennen zu müssen. Diesen Gedanken hängt sie beim Laufen nach, mit dem zu Anfang des Romans beginnt. Das Laufen stellt hier den Rahmen der Geschichte her und steht analog auch für die Entwicklung, die sie in der Zeit macht. Mit dem Fortschritt des Laufens kämpft sie sich Stück für Stück wieder zurück ins Leben, welches für sie auch lebenswert und vor allem freier von Schuldgefühlen ist.

Die Ich-Perspektive sind wir als Leser ganz nah an ihren Gedanken, die sich natürlich um das Hier und Jetzt und damit dem DANACH spielen, aber um das DAVOR. Wir erfahren, wie die beiden sich kennen gelernt haben, wir ihr Leben zusammen war, was sie aneinander geliebt und gehasst haben. Wir erfahren, dass sie keine Kinder hatten und wir dabei lässt die Protagonistin uns immer an ihren Gefühlen teilhaben. Natürlich reflektiert sie auch immer bei gewissen und betrachtet einige Dinge nun aus einer anderen Perspektive. Es ist für sie nicht immer ganz einfach, wenn dabei auch Gefühle der Erleichterung oder gar Freude aufkommen, denn jemand der trauert, dem stehen solche Gefühle nicht zu oder könnten als Verrat gewertet werden. Ich fand diese sehr ehrliche Darstellung des Trauerprozesses sehr intensiv, aber sehr ehrlich und authentisch. Man merkt, dass Trauer immer wieder in Schleifen verläuft und es Tage gibt, die sie wieder weit zurückwerfen. Auch für ihr Umfeld ist es nicht einfach, sie dort aufzufangen. Von manch einem bekommt sie mehr Rückhalt und darf ganz sie selbst sein und von anderer Seite gibt es Unverständnis und auch Berührungsängste. Auch das sind meiner Meinung nach zwei völlig authentische Muster.

FAZIT:
Mit Laufen hat mich Isabel Bogdan restlos überzeugt. Die Trauerarbeit einer Frau, die ihren Lebensgefährten verloren hat, verpackt mit dem Thema des Laufens war für mich großartig und vor allem sehr einfühlsam umgesetzt. Besonders gefiel mir, dass sie auch Gedanken und Gefühle angesprochen hat, die man glaubt in so einer Phase nicht haben zu dürfen. Selten so eine Geschichte in der Art gelesen, die so sehr mein Herz berührt hat und die auch wichtig ist, weil hier auch Tabu-Themen angesprochen werden über die viel mehr gesprochen werden müsste.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Super klasse

Sterbekammer
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INHALT:
In einer abgelegenen Deichmühle wird die Leiche eines alten Mannes gefunden, der als starrköpfiger Eigenbrötler bekannt war. Als Polizistin Frida Paulsen in der Mühle auf eine verdeckte Bodenklappe ...

INHALT:
In einer abgelegenen Deichmühle wird die Leiche eines alten Mannes gefunden, der als starrköpfiger Eigenbrötler bekannt war. Als Polizistin Frida Paulsen in der Mühle auf eine verdeckte Bodenklappe stößt, ist sie zutiefst erschüttert, denn die Tür führt zu einer Kammer, die wie ein Gefängnis anmutet. Ihr Kollege Bjarne Haverkorn erinnert sich an eine junge Frau, die vor Jahren spurlos in der Marsch verschwand. Alles deutet darauf hin, dass die Entführte in der Kammer gefangen gehalten wurde ...

MEINUNG:
Sterbekammer ist nach Totenweg und Bluthaus der dritte Elbmarsch-Krimi von Romy Fölck mit den beiden Ermittlern Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn. Schon die beiden ersten Bücher konnten mich sehr begeistern und man merkte schon von Band 1 auf Band 2, dass die Autorin immer nochmal eine Schippe rauflegen kann.
Auch in diesem Band geht es wieder mal um Altfall (Cold Case). Vor 10 Jahren ist eine junge Frau verschwunden, die man nie wiedergefunden hat. Als in einer abgelegenen Mühle die Leiche es alten Mann findet, stößt man auf einen verborgene Kammer im Boden und findet Spuren von der Vermissten und damit beginnt die Suche nach der Frau, die man eigentlich schon für tot gehalten hatte. Zusammen mit Frida rollte Bjarne Haverkorn diesen Fall wieder auf, in dem er vor Jahren ermittelt hatte.

Neben dem Fall gibt es auch immer wieder Einblicke in das Privatleben der beiden Ermittler, welches sich von Band zu Band fortsetzt. Haverkorn hat sich aus dem letzten Band von einer schweren Rauchvergiftung endlich erholt. Frida plagen sorgen um den elterlichen Hof, auf dem sie nun wieder wohnt. Ich mag die Liebe zu der Elbmarsch, die die Autorin immer wieder durch Frida sprechen lässt. Sehr bildhaft beschreibt sie die Landschaft und die Liebe zu der Weite gepaart mit Entschleunigung und Liebe zu Tier und zur Landwirtschaft. Eigentlich eine regionale Krimireihe, die völlig ohne Klamauk und Überspitzungen auskommt, wie es andere Bücher dieses Genres manchmal tun.

Der Fall geht einem schon an die Nieren, wenn sich vorstellt, was die junge Frau 10 Jahre fernab von Zivilisation und Familie ertragen musste. Es gibt wieder einem Tagebuch ähnliche Einträge dazu von ihr aus der Ich-Perspektive, die ihr ganzes Martyrium nochmal mehr untermalen. Geschickt streut Romy Fölck wieder diverse falsche Fährten ein und spannende Wendungen ein und lässt uns wieder einmal auf den Abgrund der menschlichen Seele schauen. Für mich schon fast eher ein Thriller als ein Krimi und ebenso wie schon Bluthaus auch mit einer Portion Düsternis.

FAZIT:
Mit Sterbekammer hat Romy Fölck bewiesen, dass man auch nach zwei Bänden immer noch besser werden kann. Ich bin wirklich begeistert von der Entwicklung der Autorin. Sterbekammer war durchweg spannend, rasant und die Charaktere bleiben sich trotz allem treu. Ich hoffe, wir müssen auf den nächsten Band nicht solange warten.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 29.10.2019

Sooo schön!

All in - Zwei Versprechen
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INHALT:

Vom ersten Moment an wusste Theo, dass Kacey die Eine für ihn war. Doch sie gehörte zu dem einen Menschen, für den er alles tun, alles aufgeben würde. Theo war für Kacey bestimmt, doch sie nicht ...

INHALT:

Vom ersten Moment an wusste Theo, dass Kacey die Eine für ihn war. Doch sie gehörte zu dem einen Menschen, für den er alles tun, alles aufgeben würde. Theo war für Kacey bestimmt, doch sie nicht für ihn. Als ihrer beider Leben entzweigerissen wird und Kacey den Halt zu verlieren droht, ist er es, der sie vor dem Schlimmsten bewahrt. Vereint in ihrem Schmerz entwickelt sich eine tiefe Verbundenheit zwischen ihnen, die beiden den Mut gibt, wieder an ihre Träume zu glauben. Doch als klar wird, dass ihre Gefühle weit über Freundschaft hinausgehen, stehen sie vor der größten Herausforderung: ihre Versprechen einzulösen und der Liebe eine Chance zu geben.

MEINUNG:

All In - Tausend Augenblicke war der erste Band der Dilogie und lässt einen mit zerschmettertem Herzen zurück nach Jonahs Tod. Die entstandene Lücke ist für Jonahs Familie und vor allem für Kacey sehr schwer. Kacey flüchtet nach Las Vegas und fällt wieder zurück in ihre Alkoholabhängigkeit. Theo, Jonahs Bruder, versucht trotzdem mit seinem Leben weiter zu machen, auch wenn es schwer für ihn ist. Noch schwerer ist es für ihn, dass Kacey nicht mehr da ist und beide können sich nicht gegenseitig Halt geben.


Theo erhält einen Hilferuf von einem Bekannten von Kacey und macht sich auf den Weg zu ihr. Theo war für mich immer Bruder, den ich trotz allem lieber mochte. Ich mag diese rauhe Schale und den weichen Kern. Theo ist ein Mensch, der nie im Mittelpunkt stehen möchte und der all seine eigenen Bedürfnisse hintenanstellt für die Menschen, die er liebt. Außerdem ist er Tattowierer. Selten habe ich ein Buch gelesen, welches die Liebe und Leidenschaft zu Tattoos so gut beschreibt, wie dieses. Diese Körperkunst, die auch ich sehr schätze ist immer wieder Teil der Geschichte. Sicherlich findet sich hier nicht jeder wieder, aber für mich war diese Liebe zu Tattoos total schön beschrieben und auch glaubwürdig.

Auch wenn Jonah immer noch über allem schwebt, merkt man, dass da zwischen den beiden mehr ist und Theo ist auch einfach nicht ganz so weich und lieb wie Jonah. Ich fand die Anbahnung zwischen Kacey und Theo total aufregend und leidenschaftlich. Es war auch so schön zu sehen, dass zumindest sie beiden keinerlei moralische Bedenken hatten. Ihr Umfeld hat da schon ganz anders reagiert.


FAZIT:

Für mich war dies der bessere Band. Das konnte er natürlich nur sein, weil es die Geschichte aus dem ersten Band gab. Es war so schön zu lesen, dass es hier für beide noch ein Happy End gibt, auch es einige Hürden gab.