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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2020

Melancholisch, leise und intensiv

Die Hüterin der verlorenen Dinge
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Nicole C. Vosseler gehört zu meinen Lieblingsautorinnen und ich genieße es immer sehr, in ihren farbenprächtigen Romanen mit den blumigen Beschreibungen zu versinken und alles um mich herum zu vergessen. ...

Nicole C. Vosseler gehört zu meinen Lieblingsautorinnen und ich genieße es immer sehr, in ihren farbenprächtigen Romanen mit den blumigen Beschreibungen zu versinken und alles um mich herum zu vergessen. Doch mit diesem Buch zeigt sie uns eine ganz andere Facette von ihrem Erzähltalent. Yvis Geschichte ist so ganz anders erzählt: leise und zurückhaltend. Die Stimmung ist sehr melancholisch, was meiner Meinung nach gut zur Situation, sprich zur Protagonistin passt. Yvi ist eine in sich gekehrte junge Frau, die – als ihre Mutter ohne Vorwarnung verschwand – ihren Halt und damit sich selbst verloren hatte. Ich kann es mir kaum vorstellen, wie es ist, als Kind plötzlich ohne Mutter da zu sein. Vor allem die Ungewissheit macht dem Mädchen sehr zu schaffen und lässt sie in ihre eigene kleine Welt der verlorenen Dinge flüchten. Das Buch ist eine Reise, Yvis Reise auf der Suche nach der Mutter – auf der Suche nach Halt – auf der Suche nach sich selbst. Es war für mich ein schwieriges Buch zu lesen, denn die bedrückende Stimmung hat mir als Leser auch einiges abverlangt. Und dennoch schwang so viel Poesie zwischen den Zeilen, dass ich immer unbedingt weiterlesen musste.

Es ist ein Buch mit leisen und dennoch sehr intensiven Tönen, die auch nach dem Umblättern der letzten Seite noch lange nachhallen. Und auch wenn es für mich kein typischer „Vosseler“ ist, hat die Autorin mich erreicht und ich freue mich schon auf ihr nächstes Buch.

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Veröffentlicht am 11.11.2019

Der zehnte Gast - ein Pageturner

Der zehnte Gast
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Zum Inhalt
Zehn Gäste reisen teilweise als Paar, manche auch als Alleinreisende aus unterschiedlichen Gründen zu einem abgelegenen Hotel in den Wäldern von Catskill Mountains, um dort das Wochenende zu ...

Zum Inhalt
Zehn Gäste reisen teilweise als Paar, manche auch als Alleinreisende aus unterschiedlichen Gründen zu einem abgelegenen Hotel in den Wäldern von Catskill Mountains, um dort das Wochenende zu verbringen. Es ist ein kleines, aber sehr feines Haus und zieht vor allem Menschen an, die dem Alltag für ein paar Tage entfliehen möchten. Es gibt kein Handyempfang und kein Internet – also der richtige Ort zum Abschalten oder um ein romantisches Wochenende zu verbringen. Die Gäste fühlen sich auch sichtlich wohl in der behaglichen Atmosphäre, für die der Hotelier und sein Sohn sorgen. Die Stimmung ändert sich jedoch als der angekündigte Schneesturm heftiger aufzieht als gedacht und das Hotel von der Außenwelt nicht mehr erreichbar ist. Dennoch versuchen alle das Beste aus der Situation zu machen – bis ein mysteriöser Todesfall die Stimmung endgültig kippen lässt. War es ein Unfall oder weilt ein Mörder unter den Eingeschlossenen?

Meine Gedanken zum Buch
Shari Lapena hat schon ab der ersten Seite eine dichte Atmosphäre geschaffen, die in manchen Momenten an die unvergessenen Werke von Agatha Christie erinnern und dennoch nicht kopiert wirken. Bereits bei den Anreise-Szenen erfährt man einiges über die Figuren – über ihre Erwartungen, Sorgen und gar Ängsten. Obwohl ich als Leser der außenstehende Beobachter war, fühlte ich mich mittendrin im Geschehen und konnte dennoch alles und vor allem jeden im Blick behalten. Aus der Inhaltsangabe wusste ich, dass bald jemand sterben würde. Dieses Wissen hat die Spannung, die sich im Hotel allmählich aufbaute, noch weiter angestachelt und ich konnte das Buch vor lauter Anspannung kaum aus der Hand legen.

Auch wenn dann die Auflösung für meinen Geschmack etwas „aus dem Nichts“ kam, empfinde ich den Plot insgesamt als in sich logisch und schlüssig. Besonders gefällt mir, dass der aufmerksame Leser tatsächlich den einen oder anderen Hinweis auf den Täter oder die Täterin bemerken könnte. Ich habe wohl zu atemlos gelesen, da ich lange Zeit auf dem Holzweg war. Aber das hat meinen Spaß am Buch nicht geschmälert – im Gegenteil. Die Autorin liefert so viel Stoff zum Grübeln und Spekulieren, so dass man immer unbedingt weiterlesen muss und als Leser in interessante Gedankenflechte hineingerät. Zeitweise war ich fast soweit, jeder Figur eine Greueltat zuzutrauen.

Meiner Meinung nach ist der Autorin ein sehr interessantes und spannendes Bild der Abgründe der menschlichen Psyche gelungen und sie zeigt auf, dass in jedem kriminelle Energie stecken kann. Shari Lapena erzählt die Geschichte auf eine sehr ruhige Weise und gänzlich ohne Effekthascherei. Dennoch wird der Spannungsbogen bis zum Zerreissen angespannt und wurde für mich zum „Pageturner“. Da ich die Autorin noch nicht kannte, möchte ich mir unbedingt ihr Vorgänger-Buch näher anschauen. „Der zehnte Gast“ kann ich jedenfalls schon allen Krimilesern sehr empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 05.09.2019

Düster und melancholisch

Das Labyrinth des Fauns
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Zum Inhalt
Das junge Mädchen Ofelia, ihre liebevolle Mutter, ihr böser Stiefvater, ein geheimnisvoller Wald und natürlich der Faun selber spielen in Cornelia Funkes „Labyrinth des Fauns“ die Hauptrollen. ...

Zum Inhalt
Das junge Mädchen Ofelia, ihre liebevolle Mutter, ihr böser Stiefvater, ein geheimnisvoller Wald und natürlich der Faun selber spielen in Cornelia Funkes „Labyrinth des Fauns“ die Hauptrollen. Der Faschist Vidal heiratet aus reinem Eigennutz Ofelias verwitwete Mutter und führt die beiden zu seiner Mühle, wo er mit seiner Truppe stationiert ist. Als Ofelia vor dem grausamen Stiefvater in den Wald flüchtet, öffnet sich ihr ein Reich voller magischer Wesen. Doch auch in dieser Welt gibt es Wunderbares und Grausames und der Weg, der zur Antwort führt, ob das Mädchen eine lang gesuchte Prinzessin ist, ist alles andere als leicht.

Mein Leseeindruck
Wie kann man ein Buch beschreiben, das einen fasziniert und einem gleichzeitig nachhängt? Ich will es versuchen…

Cornelia Funke, Märchen, Labyrinth, Faun…. Das waren magische Wörter, die mich wie das Licht die Motten anzogen. Und es hat auch nur ein paar wenige Zeilen gebraucht, bis ich in Cornelia Funkes neu geschaffene Literaturwelt eingetaucht war. Ihre Art zu erzählen und zu beschreiben ist für mich unnachahmlich und ich finde immer wieder wunderschöne Sätze, die mich tief drinnen berühren. Durch diese funkelnden Formulierungen, wie ich sie gerne nennen möchte, hatte ich erst gar nicht bemerkt, wie sich immer mehr ein grauer, düsterer Nebelschleier über die Protagonistin Ofelia, ihre Mutter, den geheimnisvollen Wald, ja gar über das ganze Buch legte.

Erst bei der ersten Gewaltszene, die mich in ihrer Brutalität kalt erwischte und erschütterte, habe ich die düstere Grundstimmung der Geschichte richtig wahrgenommen. Von da an konnte ich das Buch nur noch schwer als Jugendbuch einordnen. Empfehlen würde ich das Buch lieber erst ab 16 Jahren, da doch einige brutale Szenen sehr realistisch dargestellt sind. Zu meinem Bedauern gab es einige solcher für mich unfassbar grausamen Beschreibungen, die im krassen Gegensatz zu den bereits erwähnten funkelnde Formulierungen standen. Ich habe es zwar so verstanden, dass es möglicherweise die Absicht der Autorin war, diese Gegensätze hervorzuheben. Für meinen Geschmack hätte es jedoch viel subtiler sein dürfen.

Den Aufbau der Geschichte finde ich wiederum genial. Es werden Geschichten in der Geschichte erzählt, die Realität und die Phantasiewelt miteinander verschmelzen lassen. Die Figuren finden alle ihren zugewiesenen Platz und der Verlauf der Dinge ist in sich schlüssig. Der Schluss ist traurig und hoffnungsvoll zugleich. Dennoch lässt mich die letzte umgeblätterte Seite mit einem Schweregefühl auf der Brust zurück und ich muss gestehen, dass die Melancholie in dieser Geschichte überwiegt – eine berührende Melancholie, die mich zum Nachdenken anregt und ins Grübeln bringt.

Für mich ist „Das Labyrinth des Fauns“ ein sehr spezielles Leseerlebnis, dass sich nicht einfach in „gefällt mir“ und „gefällt mir nicht“ einordnen lässt. Obwohl der unvergleichliche Schreibstil und einige wunderschöne und lichtbringende Metaphern mich am Buch dran bleiben liessen, war es für mich alles in allem doch einen Hauch zu grau und zu düster. Die Melancholie, die ich nach dem Zuklappen des Buches empfand, hallte jedenfalls noch einige Zeit nach. Eines muss man jedoch der Autorin auf jeden Fall lassen: es ist ihr gelungen, mich tief innen zu berühren.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Die Distel von Glasgow - bescheiden, zart und stachelig

Hurentochter - Die Distel von Glasgow
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Das schöne Cover und mein Faible für historische Romane liessen mich nicht an diesem Buch vorbei gehen. Und ich war neugierig, wie die Autorin die Distel, die schottische Nationalblume, in die Geschichte ...

Das schöne Cover und mein Faible für historische Romane liessen mich nicht an diesem Buch vorbei gehen. Und ich war neugierig, wie die Autorin die Distel, die schottische Nationalblume, in die Geschichte eingeflechtet hatte.

Emilys Mutter kam bereits schwanger auf geheimnisvolle Weise ins Frauenhaus von Glasgow und niemand wusste, wo sie herkam. Auch wenn Emily im Bordell aufwuchs, erlebte sie eine wohlbehütete Kindheit. Ihr Leben und ihre Träume geraten jedoch in Gefahr, als Margery, die Bordellmutter, verstirbt. Emilys Welt gerät aus den Fugen und sie muss sich auf die Suche nach ihren eigenen Wurzeln machen. Der Vergleich mit der Distel gefällt mir hier sehr gut: Emily erscheint als zartes Wesen, doch wenn es drauf ankommt, kann sie auch stachelig und robust sein - eben wie eine Distel.

Ich war sehr schnell drin in der Geschichte und der angenehme Erzählstil der Autorin liessen die Zeilen nur so vorbei fliegen. Man spürt die jugendliche und moderne frische Art der Autorin, die nicht immer so richtig zum viktorianischen Schottland zu passen scheint. Gleichzeitig hatte für mich gerade diese Mischung aus historisch und modern einen gewissen Reiz und die lebendige Erzählweise passt gut zur Protagonistin,

Für meinen Geschmack waren doch recht viele Ereignisse und Wendungen in den Plot verpackt - manchmal ein bisschen zu viel des Guten. Dennoch habe ich das Buch sehr gerne gelesen und es als eher leichte Lektüre für vergnügliche Stunden empfunden. Und ich freue mich auf ein Wiedersehen mit Emily und Co. in den beiden weiteren Bänden dieser Trilogie. Auch wenn die Teile aufeinander aufgebaut sind, könne man diese einzeln als abgeschlossene Romane lesen, was ich hier vom ersten Band absolut bestätigen kann.

Ich vergebe sehr gute 4 Sterne. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir von Tabea Koenig noch einiges lesen werden.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Spannende Lektüre für junge und junggebliebene Leser

Das Geheimnis der roten Schatulle
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Nachdem mir bereits Emma Carroll's Buch "Nacht über Frost Hollow Hall" so gut gefallen hatte, freute ich mich sehr auf diese als Abenteuerroman angekündigte Geschichte rund um die Brüder Montgolfier und ...

Nachdem mir bereits Emma Carroll's Buch "Nacht über Frost Hollow Hall" so gut gefallen hatte, freute ich mich sehr auf diese als Abenteuerroman angekündigte Geschichte rund um die Brüder Montgolfier und die erste Ballonfahrt in der Weltgeschichte. Und wie in der Kurzbeschreibung versprochen, beginnt das Buch schon sehr spannend und als Leser begleiten wir die zwölfjährige Elster, die sich alleine als Diebin durchs Leben schlägt, bei einem Einbruch in eine Villa, in der sie im Auftrag einer geheimnisvollen Dame eine rote Schatulle stehlen soll. Dieser Einbruch läuft jedoch nicht ganz nach Plan und soll somit Elsters Leben komplett auf den Kopf stellen. Mehr will ich an dieser Stelle auf keinen Fall verraten. Auch wenn man ahnt, dass die Villa den Brüdern Montgolfier gehört und die Erfindung des Heissluftballons kurz bevorsteht, erlebt man als Leser zusammen mit Elster, die dann Elsa genannt wird, und ihrem Hahn Coco (den sie aus der Kampfhahnszene gerettet hatte) so manche Überraschung und mal mehr oder weniger unerwartete Wendungen.

An den Zauber von "Nacht über Frost Hollow Hall" kommt die Autorin meiner Meinung mit diesem Buch nicht ganz heran. Dennoch ist ihr wieder eine spannende Lektüre für junge und junggebliebene Leser gelungen. Die Sprache ist rund, flüssig und altersgerecht. Mir haben vor allem die liebevoll beschriebenen Figuren gefallen - die menschlichen wie auch die tierischen, die keine unbedeutende Rolle in der Geschichte spielen.

Ich finde es wichtig zu betonen, dass es sich um einen Roman handelt, da sich die Autorin historisch gesehen, doch einige Freiheiten heraus genommen hat. Trotzdem hat sie mich auf das Thema neugierig gemacht und es hat mir Spass gemacht nachzulesen, wie das mit dem ersten Flug eines Heissluftballons tatsächlich war und war doch überrascht welche Details aus Elsters Geschichte sich tatsächlich zugetragen hatte.

Für mich ist dieses Buch eine spannende Lektüre, um spielerisch auf die Geschichte rund um den Heissluftballon heranzuführen. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und freue mich auf weitere Werke der Autorin.