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Veröffentlicht am 05.09.2020

erst etwas langatmig, dann immer bedrückender, spannender und interessanter

So weit die Störche ziehen (Die Gutsherrin-Saga 1)
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Doras Familie besitzt einen gut gehenden Gutshof in Ostpreußen, der es der jungen Protagonistin ermöglicht von einer wunderschönen Zukunft zu träumen. Doch dann kommt der Krieg und das sorglose, unbeschwerte ...

Doras Familie besitzt einen gut gehenden Gutshof in Ostpreußen, der es der jungen Protagonistin ermöglicht von einer wunderschönen Zukunft zu träumen. Doch dann kommt der Krieg und das sorglose, unbeschwerte Leben nimmt ein jähes Ende. Auch wenn Dora zunächst noch nicht so viel von den Auswirkungen mitbekommt und an ein rasches Ende der Auseinandersetzungen glaubt, muss sie diesen Glauben irgendwann begraben und der Realität ins Auge blicken. Inmitten all dieser Veränderungen spielen auch die Herzensangelegenheiten von Dora eine große Rolle und auch in der Beziehung kommt vieles anders, als sie es sich ausgemalt hatte.

Ich bin nicht so häufig im historischen Kontext unterwegs, doch dieses Buch hat mit dem Klappentext mein Interesse geweckt. Die Liebesgeschichte gepaart mit den schrecklichen Erlebnissen des Krieges hat mich neugierig gemacht und ich war gespannt, wie das umgesetzt wird. Das Buch ist nicht komplett biografisch, es sind jedoch Berichte von Zeitzeugen und auch geschichtlich belegte Fakten mit eingearbeitet worden, so dass man sich gut vorstellen kann, dass vieles von dem, was beschrieben wird, so oder so ähnlich auch passiert sein könnte.

Zu Beginn des Werkes war es mir leider zu langatmig und stellenweise fast schon etwas zäh. Man lernt Dora und ihre Familie kennen und kann sich ein ganz gutes Bild davon machen, wie die Protagonistin aufgewachsen ist, was sie beschäftigt und bewegt. Als der Krieg ausbricht, ist es für die Twardys in Ostpreußen alles recht weit weg und auch wenn man sich Gedanken macht, geht das Leben doch recht normal weiter – zumindest zunächst. Auch als die ersten Familienmitglieder eingezogen werden und an die Front müssen, war es gefühlt noch ziemlich ruhig bei Dora. Ihr Leben geht weiter, sie träumt nach wie vor von ihrer schönen Zukunft, sie lernt Menschen kennen, geht tanzen und nutzt die Chancen, die ihr Königsberg bieten, auch wenn sie nicht freiwillig dorthin gegangen ist. In dieser Phase entwickelt Dora sich zwar und legt schon einen kleinen Teil der Naivität und Kindlichkeit ab, da sie fort für die Familie ihres Onkels Verantwortung übernehmen muss, aber was um sie herum passiert und wie schrecklich die Lage eigentlich ist, davon erfährt man nicht viel. Auch wenn Dora einiges erlebt und man auch mitbekommt, was all die neuen Erfahrungen mit ihrem Herz machen, konnte mich das alles noch nicht so richtig packen. Es plätschert eher dahin, so empfand ich es beim Lesen zumindest. Auch wenn mir bewusst ist, dass nicht alle Regionen und alle Menschen gleich von den Auswirkungen des Krieges betroffen waren und für einige das Leben vielleicht wirklich einfach weiter ging und man sich nicht zu viele Gedanken gemacht hat. Dennoch passierte mir einfach irgendwie zu wenig.
Erst als der Krieg dann mehr Auswirkungen auf alle hat und es auch um die Existenz des Hofes geht, konnte mich das Buch mehr mitnehmen. Die Protagonistin muss schneller Verantwortung übernehmen, als sie gedacht hätte und steht vor Problemen, die sich allein nicht lösen lassen. Es kommt eine entbehrungsreiche Zeit auf die Familie zu und es wird immer schlimmer und schlimmer. Mitzuerleben, wie die Familie Stück für Stück verliert, was sie besitzen und was ihre Existenz sichert, war bedrückend und bewegend. Gleichzeitig wachsen einige der Charaktere auch über sich hinaus und entwickeln eine Stärke, die sie vorher wohl selbst nicht in sich vermutet haben. Doras Gefühle in Bezug auf die Männerwelt spielen weiterhin eine Rolle, doch immer wieder werden diese Emotionen auch in den Hintergrund gedrängt, da andere Sachen Priorität haben. Doch man verliert nie ganz den Bezug dazu, so dass sich dieses Thema durch das komplette Buch zieht, wenn sich auch der Schwerpunkt etwas verändert und auch die Gedanken der Protagonistin dazu.

Autorin Theresia Graw gibt Einblicke in die Zeit zwischen 1939 und 1945 in der Region Ostpreußen, so dass man sich schon vorstellen kann, wie es zu der Zeit dort gewesen sein könnte und wie sich die Lage mit Voranschreiten des Krieges verändert hat. Ich konnte den Geschehnissen durchweg gut folgen und auch wenn es mir zu Beginn zu ruhig war, wurden auch dort die Ereignisse nachvollziehbar geschildert und man kann Dora dabei begleiten, was sie erlebt und wie sie sich entwickelt. Die Entwicklungssprünge, die die Protagonistin dann im Verlauf des Buches macht, waren auf jeden Fall beeindruckend. Sie wird mutig und sehr entschlossen, sie kämpft verbissen für ihre Familie und später auch ums Überleben im Allgemeinen. Die Schrecken des Krieges werden dabei dann auch nicht mehr verschwiegen, aber auch nicht bis ins kleinste Detail ausgeschmückt. Das Grauen ist aber auf unterschiedliche Weise präsent. Durch den personalen Erzähler wird in den Szenen teilweise auch eine gewisse Distanz gewahrt, auch wenn trotzdem deutlich wird, dass es die Charaktere mitnimmt, was sie dort erleben und sehen.
Fazit

Die Phase der Figureneinführung und der ersten Entwicklungen rund um Dora war mir persönlich einfach zu langatmig und ereignisarm. Auch wenn es nicht unwichtig ist, die Charaktere, besonders die Protagonistin, kennen zu lernen, hätte dieser Abschnitt für mich kürzer sein dürfen. Als dann der Krieg immer mehr ins Geschehen eingreift, konnte mich auch die Handlung mehr packen. Es wird bedrückender, die Schrecken der Zeit nehmen mehr Raum ein und viele andere Dinge rücken in den Hintergrund. Es muss eine furchtbare Zeit gewesen sein und man kann nur froh sein, es nicht selbst durchmachen zu müssen. Diese Passagen im Buch empfand ich als spannend und erschütternd gleichermaßen, dort konnte mich die Geschichte auf jeden Fall mitnehmen und erreichen.

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Veröffentlicht am 31.05.2020

teils vorhersehbar, teils überraschend

Promised
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Hollis lebt mit ihrer Familie am Hof von König Jameson und genießt die Vorzüge, die dieses privilegierte Leben mit sich bringt. Auch vorher hat sie mit ihren Eltern nicht schlecht gelebt, denn sie sind ...

Hollis lebt mit ihrer Familie am Hof von König Jameson und genießt die Vorzüge, die dieses privilegierte Leben mit sich bringt. Auch vorher hat sie mit ihren Eltern nicht schlecht gelebt, denn sie sind eine wohlhabende, angesehene Familie mit eigenem Besitz. Doch in der Gunst des Königs zu stehen, schadet natürlich nie. Und die Aufmerksamkeit, die der König ihr schenkt, rückt Hollis immer mehr in den Mittelpunkt des Hoftratsches und bringt sie dem Thron der Königin Stück für Stück näher. Doch diese Position bringt nicht nur schöne Momente mit sich.

Wer sich nicht zu früh was vorwegnehmen lassen möchte, sollte vielleicht den Klappentext lieber nicht lesen und sich auch das Cover nicht so genau ansehen! Es ist echt schade, weil eine Entwicklung im Buch offen gelegt wird, die sich zwar recht früh andeutet, die man aber eben ganz zu Beginn noch nicht kennt. Dadurch ist der Start ins Buch zwar nicht direkt uninteressant, aber man ahnt eben schon, dass es sich vermutlich nicht so entwickeln wird, wie es sich zunächst scheint.

Der Schreibstil von Kiera Cass ist flüssig und lässt sich leicht lesen. Ich war schnell in die Geschichte eingetaucht und konnte der Handlung gut folgen. Man erfährt viel von dem Leben am Hof, Veranstaltungen, Hierarchien, angemessenem Verhalten und all diesen Dingen, die für Hollis im Umgang mit dem König und den anderen Höflingen wichtig sind. Es waren interessante Einblicke in das Leben unter König Jameson. Auch der Vergleich mit den anderen Reichen hat mir gut gefallen. Nach und nach lernt man neben Hollis, die die Geschichte aus der Ich-Perspektive schildert, noch weiter Figuren kennen, die für die Handlung von Bedeutung sind. Einige von ihnen sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen, wer genau das war, möchte ich aus Spoilergründen hier aber nicht verraten. Die Protagonistin begleitet man während der gesamten Geschichte sehr intensiv und bekommt Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt, die immer wieder ein wenig durcheinander gerät. Auf sie kommen einige Herausforderungen zu und gesellschaftliche Erwartungen, die sie versucht zufriedenstellend zu erfüllen. Die meiste Zeit an ihrer Seite ist dabei Delia Grace.
Allerdings hat mich besonders im ersten Abschnitt des Buches die Nutzung des Namens „Delia Grace“ genervt. In jedem zweiten bis vierten Satz steht der Name, vollständig ausgeschrieben. Als Freundin und Zofe ist sie ohne Frage wichtig für Hollis und die Entwicklungen, aber man hätte sie ja auch einfach öfter als Freundin, Zofe oder Ähnliches bezeichnen können. Im Verlauf des Buches wurde das besser, auch weil Delia Grace nicht mehr dauerhaft präsent ist, auch wenn sie durchweg eine wichtige Position einnimmt. Auch das Verhalten von Hollis Freundin hat mich an der einen oder anderen Stelle ein wenig unzufrieden gestimmt. Aber auch die Protagonistin selbst mochte ich nicht in jedem Detail. An sich ist sie eine interessante Person, die in die wohlhabende Gesellschaft hineingeboren wurde, die Gepflogenheiten kennt und trotzdem nicht jeden Aspekt daran mag. Ihre Herangehensweise an einige Sachen ist jedoch etwas speziell und ich habe mich manchmal schon gefragt, wieso sie reagiert, wie sie es tut. Allerdings spielen natürlich auch die Erwartungen der anderen eine Rolle und die Dinge, die ihr in Aussicht gestellt werden, wenn sie sich auf eine bestimmte Weise verhält. Schön fand ich aber, dass auch immer wieder ihr wahrer Charakter durchkommt und sie sich nicht auf jede erdenkliche Art und Weise verbiegen lässt. Manchmal ist sie einfach nur Hollis. Und auch wenn sie ein Stück weit eine Maske trägt, so kann man größtenteils, aus dem Kontext heraus, schon verstehen, wieso sie so handelt. Einige Passagen fand ich dennoch seltsam.
Besonders gern mochte ich die Abschnitte, in denen Hollis nicht unter Zwang und Druck steht, frei handelt und entscheidet und irgendwann auch die Konsequenzen annimmt, die ihr Verhalten eben mit sich bringen könnte.

Ein Teil der Handlung war abzusehen und hat sich immer wieder angedeutet, es gab jedoch auch eine enorme Wendung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe. Dadurch dreht sich die Entwicklung in der Geschichte komplett. Es kam ohne große Ankündigung und plötzlich steht die Welt Kopf, auf eine ganz andere Weise, als sonst. Und dass ich dort so überrascht und teilweise auch geschockt wurde, mochte ich. Ob ich die Wendung an sich so richtig mag, da bin ich aber echt immer noch unschlüssig. Es war ziemlich extrem und heftig und damit irgendwie gut und unerwartet, vielleicht aber auch einfach etwas zu derb. Ich bin auf jeden Fall nun gespannt, wie es weiter gehen wird. Die Karten wurden jetzt noch mal ganz neu gemischt und es gibt verschiedene Wege, auf denen es nun weitergehen könnte.

Das Setting ganz allgemein erinnert schon ein wenig an Selection, aber es gibt kein Auswahlverfahren oder diese Dinge, wie man es aus der anderen Reihe der Autorin kennt.
Fazit

Ein Auftakt, der mich mit gemischten Gefühlen zurück lässt. Auf der einen Seite hat mir der Einblick in das Hofleben und die Verhältnisse in den unterschiedlichen Reichen gut gefallen. Es gibt viele Charaktere, von denen einige richtige fies und andere total interessant oder liebenswert sind. Hollis hat Ecken und Kanten und auch wenn ich nicht jede ihrer Eigenarten und Verhaltensweisen mag, so war sie auf jeden Fall eine Protagonistin mit der es nicht so schnell langweilig wird. Die Wendung im letzten Abschnitt des Buches dreht die gesamte Handlung und öffnet für die Fortsetzung verschiedene Wege. An sich mag ich das, aber die Wendung an sich war schon sehr krass… und ich kann mich einfach nicht entscheiden, ob ich das in der Form gut und angebracht fand.

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Veröffentlicht am 09.02.2020

etwas zäh, aber auch interessant

Die Prinzessinnen von New York - Gossip
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Band 3: meine Rezension kann kleine Spoiler auf die ersten beiden Bücher enthalten!

Diana Holland ist eine junge, aber starke Dame, die sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Als Opfer der überzogenen ...

Band 3: meine Rezension kann kleine Spoiler auf die ersten beiden Bücher enthalten!

Diana Holland ist eine junge, aber starke Dame, die sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Als Opfer der überzogenen Ansprüche und Intrigen der Gesellschaft ihrer Zeit kann sie nicht einfach mit all dem an die Öffentlichkeit gehen, um zu bekommen, was sie sich wünscht und was vor kurzem noch greifbar nah war. Denn ihre Gegner sind mächtig und haben eine wichtige Stellung in der High Society. Und wer würde ihr schon glauben, nachdem sie mit dem Geständnis ihren Ruf ruiniert hätte? Allerdings ist aufgeben auch keine Option und so tauchen wir immer tiefer in den Sumpf aus Liebe, Intrigen, Lügen, Geheimnissen und neuen Gefahren für die Stellung in der Gesellschaft ein.

Im Verlauf der Handlung sind zwar kleine Rückblenden und Zusammenfassungen eingebaut, ich halte Vorwissen aber doch für wichtig und empfehlenswert, damit man die Entwicklungen der Charaktere richtig nachvollziehen kann und auch die Verknüpfung der einzelnen Ereignisse deutlicher werden.

Die meisten der Figuren kennt man bereits aus den ersten beiden Bänden recht gut. Der eine oder andere rückt hier nun mehr in den Vordergrund, andere treten etwas in den Hintergrund, es dreht sich aber nach wie vor um den gleichen Personenkreis in der High Society New Yorks von 1900. In den ersten Büchern ist schon einiges passiert, es wurden Intrigen gesponnen, Gegnerinnen ausgestochen, Deals geschlossen, persönliche Ziele erreicht und Rückschläge eingesteckt. Ganz nach dem Motto geht es auch im dritten Band weiter, denn längst nicht alle haben bekommen, was sie sich wünschen und erhoffen.

Durch den personalen Erzähler kann man die unterschiedlichen Handlungsstränge parallel zueinander verfolgen und an verschiedenen Stellen erleben, was mit den Figuren gerade passiert. Das hat mir gut gefallen, da doch viele verschiedene Dinge passieren und man sonst viel verpassen würde. Von einigen Intrigen und Deals weiß man dadurch zwar, bevor die Figuren es erfahren bzw. bevor sie sich mit den Folgen herumschlagen müssen, das hat in dem Fall für mich die Spannung aber meistens nicht genommen. Teilweise agieren die Charaktere auf mehrere Weisen gegeneinander, ohne dass der Gegenüber davon weiß, so dass man vorher nie sagen kann, welcher Plan dann am Ende gelingen wird.
Die Lage im Jahr 1900 ist natürlich eine andere als zur heutigen Zeit. Die Frauen brauchten eine gute Partie, um in der Gesellschaft einen Namen zu haben und mitmischen zu können. Intrigante Züge allein bringen einen da nicht voran, sie können aber helfen, um den Richtigen zu erpressen, um an sein Ziel zu kommen. Inzwischen sind auch einige Absichten der Charaktere deutlicher zu Tage getreten und auch wenn ich nach wie vor nicht alle richtig einschätzen kann, sind einige nun doch etwas greifbarer und lebendiger geworden. Trotzdem verstecken sich die Figuren auch weiterhin hinter ihren sozialen Stellungen, den Erwartungen und Anforderungen an sie, so dass es bei manchen weiterhin schwer bleibt, sich ein gutes Bild von ihnen zu machen. Nicht alle Charaktere sind sympathisch, besonders Penelope, die ein unerschöpfliches Maß an negativer Energie und neuen Intrigen zu haben scheint, ist einfach ein Biest. Sie sorgt immer wieder für Unruhe und verbaut mehreren Leuten ihren eigentlich erhofften Weg. Sie ist authentisch und man kann sich vorstellen, dass es das wirklich gegeben hat. Manchmal hätte ich aber gern ein bisschen weniger von ihr gehabt.

Der Schreibstil ist angenehm und größtenteils flüssig. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt mit den Charakteren um 1900unterwegs zu sein. Dementsprechend sind einige Ausdrücke etwas ungewöhnlich, aber passend ausgewählt. Der Wechsel zwischen den Höflichkeitsformen und „Du“ hat mich hingegen ab und an etwas irritiert, da es teilweise einen munteren Wechsel gibt. Ab und an wird es vielleicht als Scherz bzw. Überspitzung der Situation eingebaut oder wenn die Charaktere nicht unter sich sind, die Wechsel gibt es jedoch auch, wenn sich an den äußeren Umständen nichts ändert, was ich dann nicht mehr ganz nachvollziehen konnte.
Zu Beginn jedes Kapitels gibt es wieder einen Ausschnitt aus einem Zeitungsartikel, einer Gesellschaftskolumne oder persönliche Nachrichten der Charaktere untereinander. So weiß man immer in etwa worauf sich die nächsten Passagen beziehen. Mir gefiel das wieder ganz gut, wie auch in den anderen Bänden.
Zwischendurch erschien mir die Handlung ein wenig auf der Stelle zu treten, manche Passagen waren mir etwas zu ausgedehnt und langatmig. Es ist so viel Potenzial da, so viel Streitmöglichkeiten, Versöhnungsangebote, aufgewühlte Gefühle und falsche Fährten und doch kam man im Mittelteil des Buches irgendwie kaum voran. Einige der dort geschilderten Entwicklungen waren sicher wichtig für den weiteren Verlauf der Reihe und für das Verständnis der Entwicklung der Figuren, für meinen Geschmack hätte einiges jedoch einfach etwas flotter passieren können. Auch kamen nicht alle Entwicklungen unerwartet, was aber nicht an den Perspektivwechseln, sondern an der Vorhersehbarkeit lag.
Zum Ende der Geschichte wurde es dann jedoch noch mal spannender, so dass ich schon neugierig bin, wie es nun im vierten Band weitergeht und was da noch so zu Tage kommt. Die Hoffnung auf einen nicht so vorwegnehmenden Prolog habe ich inzwischen aufgegeben, nachdem es ihn auch im dritten Buch gab. Es war hier zwar nicht ganz so durchschaubar, wie in den ersten beiden Büchern, ich finde es aber einfach schade da schon wichtige Dinge vorweg genommen zu bekommen, bevor man richtig in die Geschichte einsteigt.
Fazit

Ein interessanter, stellenweise aber auch etwas langatmiger dritter Band, der mich trotzdem neugierig auf den Abschluss der Reihe macht. Die Kombination aus unterschiedlichen Gefühlen, Intrigen, geheimen Absprachen und der abwechslungsreichen Charaktermischung sorgt für Unterhaltung und man kann verschiedene Stränge während des Buches verfolgen. Nicht für jeden läuft es optimal, viele der Entwicklungen bedingen einander, ohne dass die Figuren selbst unbedingt immer davon wissen. Mal sehen was uns im vierten Teil dann noch präsentiert und offenbart wird.

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Veröffentlicht am 15.11.2019

abwechslungsreiche, erotische Kurzgeschichten

Mach mich scharf! Erotische Geschichten
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In diesem Buch gibt es 10 ganz verschiedene Geschichten rund um kleine, erotische Abenteuer. Jede Kurzgeschichte kann unabhängig von der jeweils nächsten gelesen werden, da sie unterschiedliche Personen ...

In diesem Buch gibt es 10 ganz verschiedene Geschichten rund um kleine, erotische Abenteuer. Jede Kurzgeschichte kann unabhängig von der jeweils nächsten gelesen werden, da sie unterschiedliche Personen behandeln und nicht aufeinander aufbauen. Ort, Zeit und Charaktere sind ganz verschieden angelegt, ebenso wie die Dinge, die beschrieben werden. Neben realistischen Versionen gibt es auch ein paar Fantasy-Elemente in drei der Geschichten, so dass insgesamt eine abwechslungsreiche Mischung entsteht, bei der vermutlich für jeden etwas dabei sein sollte.

Mir hat der Schreibstil von Lucy Palmer gut gefallen. Die Geschichten lassen sich flüssig lesen und auch die erotischen Ausdrücke empfand ich als sehr angenehm. Es ist nicht zu derb oder vulgär, sondern recht ansprechend gestaltet und dabei klingt trotzdem nicht alles langweilig gleich.
Durch den Wechsel in den Erzählerperspektiven, Orten und Personen ist jede Story sehr individuell und lässt einen in eine neue, kleine Welt eintauchen. Mal berichtet eine Frau aus der Ich-Perspektive, dann ein Mann oder es gibt einen übergeordneten Erzähler. So verändert sich jeweils der Blickwinkel und auch die Intensität mit der man in die jeweiligen Protagonisten eintauchen kann. Häufig bleiben die Charaktere eher etwas blass, aber in den kurzen, erotischen Abenteuern geht es auch nicht unbedingt darum, die Personen gut kennen zu lernen, sondern einfach zu lesen, was sie erlebt haben, was sie erregt und in ihre Träume begleitet. So unterschiedlich, wie die Personen selbst, sind auch ihre Wünsche, Vorstellungen und Fantasien. Es geht in den Geschichten nicht nur um den Sex an sich, sondern auch viel um Gedanken, Erregung und verschiedene Möglichkeiten mit der Lust des Gegenüber oder auch der eigenen zu spielen. Das passte sehr gut zum Buchtitel und beleuchtet Seiten, die in anderer erotischer Lektüre eher nebenbei oder recht kurz abgehandelt werden. Aufgrund der kürze der jeweiligen Geschichte geht die Handlung an sich aber natürlich auch nicht so extrem in die Tiefe. Nicht alles von der Handlung hat mich komplett angesprochen, aber die Geschmäcker sind ja auch verschieden und ich denke, am Ende wird jeder was finden, was ihm gut gefällt, selbst wenn auch Passagen dabei sind, die man vielleicht nicht so ansprechend findet. Die Mischung insgesamt hat mir auf jeden Fall ganz gut gefallen.
In manchen Kurzgeschichten begleitet man normale Menschen, es gibt in anderen aber auch Vampire, Gestaltenwandler und Dämonen. Da dies bereits im Klappentext stand, war ich nicht überrascht und mir haben die Fantasyelemente nichts ausgemacht. Andere Leser mögen in erotischer Lektüre vielleicht lieber reale Situationen. Eine der Kurzgeschichten war leider gar nicht meins, das liegt aber nicht unbedingt daran, dass es dort nichtmenschliche Beteiligung gab, sondern vielmehr am Aufbau und Ausbau der Geschichte an sich. Ich konnte mich da irgendwie nicht so einfinden und mochte auch den Aspekt der zunächst unfreiwilligen Vereinigung nicht besonders.
Fazit

Eine bunte Mischung an erotischen Kurzgeschichten, die mich zwar nicht alle komplett angesprochen haben, insgesamt aber eine abwechslungsreiche, gut lesbare Mischung ergeben. Ich denke, es sind für unterschiedliche Geschmäcker Geschichten dabei und den Schreibstil an sich empfand ich als angenehm und schön gestaltet, nur in die eine Story konnte ich mich irgendwie nicht einfinden. Nicht ganz so prickelnd und mitreißend, wie das andere Buch der Autorin, das ich gelesen habe, aber vermutlich dennoch nicht das letzte.

Veröffentlicht am 09.10.2019

nicht so emotional und bewegend, wie Band 1

Cinder & Ella
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Achtung die Rezension enthält inhaltliche Spoiler in Bezug auf den ersten Band!

Der Weg von Cinder und Ella war bereits im Auftakt sehr holprig, steinig und alles andere als einfach. Als sie nun ihr persönliches ...

Achtung die Rezension enthält inhaltliche Spoiler in Bezug auf den ersten Band!

Der Weg von Cinder und Ella war bereits im Auftakt sehr holprig, steinig und alles andere als einfach. Als sie nun ihr persönliches kleines Happy End erreicht haben und sie darauf hoffen, ein wenig zur Ruhe kommen zu können, stellen sich bald die nächsten Sorgen und Probleme ein. Mit einem Schlag ist Ella berühmt, alle zerren an ihr, wollen etwas von ihr und das, obwohl sie sich selbst doch eigentlich erst noch ein wenig sortieren müsste. Ob die junge Liebe das überstehen kann?

Nachdem mir der erste Band wirklich super gut gefallen hat, war ich wirklich gespannt, ob Band zwei da mithalten kann. Ich habe auch überlegt, ob ich überhaupt weiter lesen möchte, da der erste Teil auch gut für sich allein hätte stehen können. Und nach dem Lesen bin ich nun noch zwiegespaltener… denn die Fortsetzung konnte nicht mithalten und vielleicht würde man die Geschichte in besserer Erinnerung behalten, wenn man nach dem ersten Band einfach aufhört? Aber das muss am Ende jeder für sich entscheiden. Das Buch war nicht schlecht, aber es war einfach nicht so bewegend und berührend, nicht so intensiv.

Aber nun meine Meinung noch mal etwas detaillierter:
Der Schreibstil der Autorin hat mir wieder gut gefallen. Es liest sich locker und leicht und selbst wenn ich nicht alle Punkte der Handlung nachvollziehbar und gut fand, so wurde ich vom Lesefluss doch nie rausgerissen. Da ich das erste Buch erst vor kurzem gelesen habe, hatte ich auch keine Probleme Anschluss zu finden und konnte gleich wieder gut in das Geschehen eintauchen.
Ella hat seit ihrem Unfall viel durchgemacht und sich endlich wieder ein bisschen aufgerappelt. Nun stehen neue Sorgen und Probleme ins Haus. Probleme, über die sie sich vorher, ohne berühmten Freund, keine Gedanken machen musste. Da wundert es nicht wirklich, dass sie bei manchen Dingen vielleicht zu unbedacht rangeht. Sie ist quasi über Nacht mit Brian zusammen berühmt geworden, daran muss man sich erst mal gewöhnen. Es wird ein ziemlicher Trubel um sich gemacht, sie wird gehypt und überschüttet mit so einigen Sachen. Obwohl ich manches davon schon extrem fand, könnte ich mir sogar vorstellen, dass es in Amerika gar nicht so unrealistisch ist.
Insgesamt entwickelt Ella sich im Laufe der Geschichte aber schon weiter. Es gibt einige ziemlich belastende Dinge in ihrem Leben, die sie auch nicht so leicht gelöst bekommt. Das ist nachvollziehbar und auch realistisch, dass es nicht von heute auf morgen geht. Teilweise haben mir diese Sorgen fast ein wenig zu viel Platz eingenommen, nicht weil ich es nicht nachvollziehen konnte, sondern einfach, weil damit so wenig Raum für all das andere war, was ich mir erhofft hatte. Fakt ist: Ella entwickelt sich, durch verschiedene Erlebnisse und Einflüsse, durch Streitgespräche und Versöhnungen, durch Zuspruch, Ausprobieren und Erfahrungen, die sie macht. Ich fand ihre Entwicklung schön zu verfolgen, auch wenn ich nicht mit allen Punkten hundertprozentig glücklich war und mir einiges doch fast etwas zu lange dauerte.
Brian ist nach wie vor ein toller Charakter. Trotz seiner Berühmtheit ist er in manchen Punkten noch sehr begeisterungsfähig und fast wie ein kleiner Junge. Das macht ihn nur noch sympathischer. Genauso wie sein gesamter Umgang mit all den schwierigen Situationen. Er war für mich ein starker Charakter im Buch.
Auch sehr ins Herz geschlossen habe ich Scott. :) Er ist so eine gute Seele. Vivian und ihre Väter kamen mir leider viel zu kurz.

Manchmal hätte ich in der Handlung ein wenig weniger Drama bevorzugt. Die Beziehung von Cinder und Ella kam mir persönlich in vielen Passagen dann doch zu kurz. So viele Schwierigkeiten, wie da bearbeitet werden müssen, bleibt einfach gar keine Zeit mehr für so richtig intensive Zweisamkeit, Gefühlsduselei und Romantik. Was aber nicht heißt, dass es nicht emotional wird. Die Emotionen kochen immer wieder hoch, auf die verschiedensten Weisen. Mal sind es sehr positive Gefühle, die viel mit Zuneigung, Freundschaft und Liebe zu tun haben, mal spielen eher Wut, Enttäuschung und Frustration eine Rolle. Es ist ein ziemliches auf und ab, wobei man in einigen Abschnitten das Gefühl hat, der Abwärtstrend überwiegt. Irgendwie schade, auch wenn einiges davon schon nachvollziehbar war. Ich hatte einfach auf ein bisschen mehr von der Gefühlsbasis gehofft, die es im ersten Buch gab, das habe ich doch irgendwie vermisst.
Es gibt im Buch ein paar Dauerthemen, die sich durch die Handlung ziehen. Andere Aspekte werden aufgeworfen, manchmal ziemlich hochgeputscht, dann aber gefühlt gar nicht richtig zu Ende gebracht. Eines der Streitthemen war für mich am Ende dann doch zu schnell und zu friedlich wieder gelöst. Ich hatte da zwar auf Versöhnung gehofft, aber eben anders. Ich möchte hier nicht spoilern, deswegen ist es teilweise schwierig so richtig zu erläutern, was ich meine und was mich gestört hat.
Aber trotz all der Kritik möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass es auch wirklich schöne Passagen und berührende Momente, ehrliche Gespräche, Veränderungen bei den Nebencharakteren und neue Chancen für verschiedene Figuren gab.

Fazit

Auch wenn mich die Fortsetzung eher enttäuscht hat, war die Geschichte nicht direkt schlecht. Es war nur einfach nicht das, was ich erwartet und erhofft habe. Ich hätte gern mehr von den Gefühlen aus dem ersten Band gehabt, wieder diese Intensität und Hingabe. Das hat mir doch ziemlich gefehlt. Einige Handlungselemente waren für mich etwas zu viel oder nicht ganz nachvollziehbar, bzw. zu langatmig, andere Passagen waren aber wirklich schön und haben die Entwicklung der Figuren gut gezeigt. Ich bin wirklich zwiegespalten, was ich anderen nun raten würde: Band eins in guter Erinnerung behalten oder Band zwei lesen, um selbst zu erfahren, wie es mit Cinder und Ella weiter geht. Ihre Geschichte weiter zu verfolgen, fand ich schon schön, auch wenn es bei Weitem nicht an Band eins heranreicht.

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