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Veröffentlicht am 30.11.2020

Auftakt mit Schwächen

Falkenmädchen (Divinitas 1)
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Miranda ist anders als ihre elf Geschwister. Während sie alle ein recht normales, wenn auch nicht gerade wohlhabendes, Leben führen, kann Miranda nur davon träumen, normal zu sein oder Freunde an ihrer ...

Miranda ist anders als ihre elf Geschwister. Während sie alle ein recht normales, wenn auch nicht gerade wohlhabendes, Leben führen, kann Miranda nur davon träumen, normal zu sein oder Freunde an ihrer Seite zu haben. Jeden Tag verwandelt sie sich in einen Falken und kann ihrer Tiergestalt nur entfliehen, sobald der Mond am Himmel steht. Dieser uralte Fluch lastet seit Generationen auf ihrer Familie und niemand hat Einfluss darauf, welches Kind mit den göttlichen Genen geboren wird.
Als Miranda unfreiwillig dem Prinzen in die Hände fällt, scheint ihr Schicksal besiegelt zu sein. Sie kann sich nicht allein befreien und auf Hilfe von außen braucht sie nicht zu hoffen, denn sie hat niemanden, der noch hinter ihr stehen würde, nachdem sie ihren einzigen Verbündeten verloren hat. Doch dann entwickelt sich alles ganz anders, als sie es jemals für möglich gehalten hätte.

Die Welt, in die man eintaucht, hat ein mittelalterlich anmutendes Setting. Es gibt keine großen, technischen Errungenschaften, Wege werden zu Pferde zurück gelegt, die Wäsche im Fluss gewaschen. Hinzu kommt dann jedoch die magische Komponente, die auf zwei verschiedene Arten einzieht. Zum einen gibt es da die Elfen, die unterschiedliche Fähigkeiten besitzen und dann noch die verfluchten Menschen, die ihre Gestalt wandeln können bzw. müssen.
Die Geschichte wird aus zwei Ich-Perspektiven erzählt, so dass man die beiden Protagonisten Aeric und Miranda sehr intensiv begleiten kann und detaillierte Einblicke in ihre Gedankenwelt und ihre Gefühlslage bekommt. Den überwiegenden Teil der Handlung ist man mit der Protagonistin unterwegs, deren Leben sich im Verlauf des Buches stark verändert. Als verfluchte Bauerntochter fristet sie ein ziemliches trostloses Dasein. Am Tage ist sie ein Falke, in der Nacht muss sie sich von ihrer mürrischen Mutter schikanieren lassen. Nach ihrer Ankunft am Königshof, an dem sie sich alles andere als passend aufgehoben fühlt, beginnt sich für sie viel zu verändern. Es ist jedoch keinesfalls so, dass ihr fortan alles in den Schoß fällt, die Widrigkeiten, die es zu bestehen gilt, sind nur immer wieder andere. Es ist schon eine Entwicklung in ihrer Figur zu spüren, die durch verschiedene Dinge beeinflusst wird. Und auch wenn sie ein gewisses Maß an Stärke und Selbstbewusstsein dazu gewinnt, so ist es doch so, dass sie bis zum Schluss manchmal etwas blass bleibt und sich im Hintergrund hält. Es ist schwer das näher zu beschreiben, ohne zu spoilern. Auf der einen Seite entscheidet sie nach ihrem Herzen und nach dem, was sie für angemessen hält, auf der anderen Seite konnte ich einen Teil ihrer Entscheidungen aber eben auch nicht so richtig nachvollziehen und sie muss von anderen darauf gestoßen werden, was doch eigentlich so offensichtlich ist und was ihr eigentlich ja auch nicht entgangen ist, womit sie sich aber vielleicht trotzdem nicht genug beschäftigt hat. Sie war für mich keine unsympathische Figur, aber sie hat mich auch nicht so mitgerissen, wie manch andere Charaktere es schon geschafft haben.
Aeric hat als Prinz, und im Verlauf dann König, einige Pflichten zu erfüllen, denen er sich nur schwer entziehen kann. Als die Unstimmigkeiten mit den Elfen größer werden, muss er seinen Schwur erfüllen und in den Kampf ziehen, auch wenn er nicht unbedingt selbst der ist, der den Ausgang des Kampfes auf die Weise herbeisehnt, wie er ihn anstreben soll. Auf ihm lastet ein ziemlicher Druck und für die, die er liebt, ist er bereit einiges zu tun, auch wenn das düstere Konsequenzen mit sich bringt. Auch wenn er selbst manchmal nicht ganz verstanden hat, was mit ihm los war, so war es doch für mich als Leserin häufig ziemlich offensichtlich. Was irgendwie auch schade war.
Es passiert schon einiges im Buch, aber es ist eben nicht so, dass es immer die großen Überraschungen oder Wendungen waren. Die Verstrickungen nehmen zu, die Intrigen und Geheimnisse ebenfalls und doch gab es irgendwie wenige Augenblicke, in denen ich dachte „damit habe ich nicht gerechnet“ oder „das bringt neue Fahrt in die Handlung“. Dabei haben die Welt und die Figuren durchaus Potenzial. Die Zeitsprünge im Buch haben die Geschehnisse zwar in gewisser Weise voran gebracht, haben für mich die Spannung jedoch auch nicht unbedingt immer verstärkt. Am Ende des Bandes ist es dann auch ziemlich offensichtlich, in welche Richtung es sich in der Fortsetzung entwickeln wird, was die Vorfreude ein wenig schmälert – ich hoffe daher „Wolfsprinz“ wird noch einiges mehr zu bieten haben.

Dieses Buch lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Auf der einen Seite mochte ich die Idee hinter den Gestaltenwandlern und auch den Zwist zwischen den Menschen und den Elfen, der in der Handlung dann mehr und mehr Raum einnimmt, auf der anderen Seite waren mir einige Passagen einfach zu langatmig und handlungsarm. Die beiden Protagonisten waren nicht uninteressant und auch die Figurenmischung um die beiden herum sorgt für Streitpotenzial, Verbündete und Hoffnungsträger. Man lernt nicht so sehr viele von den anderen Charakteren intensiver kennen, es beschränkt sich eher auf den engsten Kreis rund um Aeric und Miranda. Der Beginn der Geschichte war noch geprägt von schönen, gefühlvolleren Momenten, die im Verlauf dann abgenommen haben. Dann gibt es zwar auch unterschiedliche Emotionen, diese sind aber eher negativer Natur und nicht mehr so voller Zuneigung und Zuversicht.

Am Ende des eBooks gab es eine Bonusgeschichte, die die Vorgeschichte und damit die Entstehung der Götterkinder behandelt. Da es in groben Zügen Teil der Hauptgeschichte war, war das vom Verlauf zwar nicht sehr überraschend, insgesamt aber trotzdem schön zu lesen.
Fazit

Die Welt an sich und auch die Grundidee fand ich interessant und es gibt unterschiedliche Konflikte, die thematisiert werden, in der Umsetzung gab es für mich allerdings Schwächen. Einiges empfand ich als recht langatmig, wenig überraschend und handlungsarm. Die Figuren entwickeln sich zwar und werden vor unterschiedliche Probleme gestellt, einige der Dinge, die sie versuchen herauszufinden und zu beheben, sind aber eben auch ziemlich offensichtlich. Es gab einige schöne Entwicklungen und auch das Setting an sich mochte ich gern, es wäre aus meiner Sicht aber einfach mehr drin gewesen.

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Veröffentlicht am 16.11.2020

locker-leichter Provinzkrimi mit Witz und Charme

Hummelstich - Casanova muss sterben
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Achtung: zweiter Band! Die Geschichte wird nicht direkt fortgesetzt, aber man kennt natürlich schon einige der Figuren, die sich in der Zwischenzeit teilweise auch weiterentwickelt haben. Es ist nicht ...

Achtung: zweiter Band! Die Geschichte wird nicht direkt fortgesetzt, aber man kennt natürlich schon einige der Figuren, die sich in der Zwischenzeit teilweise auch weiterentwickelt haben. Es ist nicht so, dass man Band zwei nicht versteht, wenn man das erste Buch nicht kennt, für die Zusammenhänge in der Handlung ist es aber sicher schöner, mit „Ein Mord kommt selten allein“ zu beginnen

Ein Jahr ist vergangen seitdem im beschaulichen Hummstelstich gewaltsame Morde die Dorfgemeinschaft erschütterten. Der damals sehr unerfahrene Polizist Sven Grüneis bekam bei seinen Ermittlungen Hilfe von Bea von Maarstein und gemeinsam gelang es ihnen, die Verbrechen restlos aufzuklären. Nun gibt es einen weiteren Toten, der ihnen Rätsel aufgibt. Ist Harald Stenz wirklich eines natürlichen Todes gestorben? Hat er sich vielleicht übernommen mit seinen zahlreichen Frauengeschichten und seinem schwachen Herzen damit zu viel zugemutet? Oder steckt vielleicht doch mehr dahinter und es hat jemand nachgeholfen?
Ein neuer Fall für Bea und Sven, die wieder als Team agieren.

Band eins der Reihe hatte ich als Hörbuch gehört und ich mochte die ausdrucksstarke Erzählweise von Gabriele Blum richtig gern. Die humorvollen Passagen wurden sehr lebendig vorgetragen und haben dadurch besser auf mich gewirkt, als jetzt, wo ich das Buch gelesen habe. Katharina Schendel schreibt wieder mit einer angenehmen Lockerheit, die der durchaus ernsten Thematik trotzdem Leichtigkeit verpasst. Mit Witz und Charme erzählt sie, wie Bea und Sven sich erneut auf Spurensuche begeben und was ihnen dabei alles passiert. Viele unterschiedliche Dorfbewohner, aber auch Tiere spielen dabei eine Rolle und zwischendurch entsteht ziemliches Chaos. Die Geschichte hat sich flüssig lesen lassen, trotzdem musste ich für mich persönlich feststellen, dass mir die Hörbuchvariante einfach besser gefallen hat. Da ist die Handlung besser und intensiver bei mir angekommen und auch die humorvollen Szenen konnten ihre Wirkung voll entfalten. Beim selbst Lesen habe ich die witzigen Vergleiche, die verbrecherisch agierenden Tiere und die manchmal etwas verschrobenen Dorfbewohner zwar auch erlebt, aber es war eben einfach anders. Ich denke auch nicht, dass das Buch schwächer war, als Band eins, aber es ist bei mir eben einfach nicht so angekommen. Beim nächsten Mal gibt es dann vielleicht doch einfach wieder ein Hörbuch, bei dem schon allein durch die Betonung und die Vortragsweise die Inhalte der Geschichte mehr so auf mich wirken, wie es gewünscht ist.

In Hummelstich ist vieles so, wie man es sich in einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft vorstellt, aber es gibt eben auch Menschen, die aus der Reihe fallen, die Intrigen planen, die Verschwörungen anzetteln und illegale Aktionen planen. Auch am noch so idyllischsten Örtchen machen die Bösewichte eben nicht Halt. Sven Grüneis hat sich weiterentwickelt und ist längst nicht mehr so naiv und unbedarft, wie noch im ersten Fall, in dem er gemeinsam mit Bea von Maarstein ermittelt hat. Er hinterfragt mehr, zweifelt, ist skeptisch und hat trotzdem einen Großteil seiner angenehmen Art behalten. Ohne Bea wäre er in einigen Momenten aber wohl trotzdem noch aufgeschmissen, denn so überladen mit Verbrechen ist Hummelstich nun auch nicht, dass er in dem Jahr alles lernen könnte, was man anderswo erleben würde. Im Laufe der Ermittlungen sind die beiden auf verschiedene Hinweise gestoßen, die auf unterschiedliche Personen hingedeutet haben. Und auch wenn am Ende nicht immer alles mit dem Fall zu tun hatte, so wurden dabei doch einige Geheimnisse und Verstrickungen aufgedeckt. Es war wieder schön die beiden zu begleiten und dabei auch einige der anderen Dorfbewohner wieder zu sehen bzw. neu kennen zu lernen. Die Figuren ergeben eine sehr bunte und lebendige Mischung, die immer mal wieder für eine Überraschung gut ist. Eine besondere Note verleihen die tierischen Aktionen der Geschichte. Auf unterschiedliche Weise spielen die Haus- und Hoftiere der Bewohner eine Rolle, zu viel möchte ich dazu aber nicht verraten. Auch der Ara Dr. Jekyll bekommt wieder seine Auftritte, auch wenn er insgesamt etwas weniger intensiv vertreten war, als in Band eins. Bei ihm hat mir ganz besonders die tolle Stimmlage gefehlt, die seine Äußerungen im Hörbuch toll unterstützt hat.

Gut gefallen haben mir die Verknüpfungen von Kapitelnummerierung, Kapitelnamen und Inhalt der Handlung. Die Kapitel sind ja fortlaufend nummeriert und in jedem Kapitel ist diese Zahl dann auf ganz unterschiedliche Weise mit eingebunden. Das hat mir schon im ersten Band gut gefallen. Am Ende des eBooks befindet sich auch noch mal eine Übersicht an Wörtern, die einem vielleicht nicht so geläufig sind bzw. die im „Hummelstichler-Dorfslang“ im Buch vorkommen und was sie bedeuten. Die allermeisten haben sich aber aus dem Zusammenhang in der Handlung auch erschlossen und viele der Bezeichnungen kannte ich persönlich auch.
Fazit

Ein unterhaltsamer Provinzkrimi, in dem trotz Todesfall die Leichtigkeit in der Geschichte nie verloren geht. Mit viel Witz und Charme lässt die Autorin ihre Figuren agieren und auf die Suche nach der Wahrheit gehen. Mir hat die Hörbuchvariante besser gefallen, weil es bei mir einfach intensiver angekommen ist und es noch abwechslungsreicher und lebendiger war, die Charaktere und Tiere zu begleiten, aber auch gelesen hat die Geschichte durchaus Spaß gemacht, auch wenn vielleicht nicht jede humorvolle Passage die volle Wirkung bei mir erzielt hat. Insgesamt sind ernstere, blutigere Krimis und Thriller aber vielleicht auch mehr meins, als die lockere Variante.

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Veröffentlicht am 05.09.2020

erst etwas langatmig, dann immer bedrückender, spannender und interessanter

So weit die Störche ziehen (Die Gutsherrin-Saga 1)
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Doras Familie besitzt einen gut gehenden Gutshof in Ostpreußen, der es der jungen Protagonistin ermöglicht von einer wunderschönen Zukunft zu träumen. Doch dann kommt der Krieg und das sorglose, unbeschwerte ...

Doras Familie besitzt einen gut gehenden Gutshof in Ostpreußen, der es der jungen Protagonistin ermöglicht von einer wunderschönen Zukunft zu träumen. Doch dann kommt der Krieg und das sorglose, unbeschwerte Leben nimmt ein jähes Ende. Auch wenn Dora zunächst noch nicht so viel von den Auswirkungen mitbekommt und an ein rasches Ende der Auseinandersetzungen glaubt, muss sie diesen Glauben irgendwann begraben und der Realität ins Auge blicken. Inmitten all dieser Veränderungen spielen auch die Herzensangelegenheiten von Dora eine große Rolle und auch in der Beziehung kommt vieles anders, als sie es sich ausgemalt hatte.

Ich bin nicht so häufig im historischen Kontext unterwegs, doch dieses Buch hat mit dem Klappentext mein Interesse geweckt. Die Liebesgeschichte gepaart mit den schrecklichen Erlebnissen des Krieges hat mich neugierig gemacht und ich war gespannt, wie das umgesetzt wird. Das Buch ist nicht komplett biografisch, es sind jedoch Berichte von Zeitzeugen und auch geschichtlich belegte Fakten mit eingearbeitet worden, so dass man sich gut vorstellen kann, dass vieles von dem, was beschrieben wird, so oder so ähnlich auch passiert sein könnte.

Zu Beginn des Werkes war es mir leider zu langatmig und stellenweise fast schon etwas zäh. Man lernt Dora und ihre Familie kennen und kann sich ein ganz gutes Bild davon machen, wie die Protagonistin aufgewachsen ist, was sie beschäftigt und bewegt. Als der Krieg ausbricht, ist es für die Twardys in Ostpreußen alles recht weit weg und auch wenn man sich Gedanken macht, geht das Leben doch recht normal weiter – zumindest zunächst. Auch als die ersten Familienmitglieder eingezogen werden und an die Front müssen, war es gefühlt noch ziemlich ruhig bei Dora. Ihr Leben geht weiter, sie träumt nach wie vor von ihrer schönen Zukunft, sie lernt Menschen kennen, geht tanzen und nutzt die Chancen, die ihr Königsberg bieten, auch wenn sie nicht freiwillig dorthin gegangen ist. In dieser Phase entwickelt Dora sich zwar und legt schon einen kleinen Teil der Naivität und Kindlichkeit ab, da sie fort für die Familie ihres Onkels Verantwortung übernehmen muss, aber was um sie herum passiert und wie schrecklich die Lage eigentlich ist, davon erfährt man nicht viel. Auch wenn Dora einiges erlebt und man auch mitbekommt, was all die neuen Erfahrungen mit ihrem Herz machen, konnte mich das alles noch nicht so richtig packen. Es plätschert eher dahin, so empfand ich es beim Lesen zumindest. Auch wenn mir bewusst ist, dass nicht alle Regionen und alle Menschen gleich von den Auswirkungen des Krieges betroffen waren und für einige das Leben vielleicht wirklich einfach weiter ging und man sich nicht zu viele Gedanken gemacht hat. Dennoch passierte mir einfach irgendwie zu wenig.
Erst als der Krieg dann mehr Auswirkungen auf alle hat und es auch um die Existenz des Hofes geht, konnte mich das Buch mehr mitnehmen. Die Protagonistin muss schneller Verantwortung übernehmen, als sie gedacht hätte und steht vor Problemen, die sich allein nicht lösen lassen. Es kommt eine entbehrungsreiche Zeit auf die Familie zu und es wird immer schlimmer und schlimmer. Mitzuerleben, wie die Familie Stück für Stück verliert, was sie besitzen und was ihre Existenz sichert, war bedrückend und bewegend. Gleichzeitig wachsen einige der Charaktere auch über sich hinaus und entwickeln eine Stärke, die sie vorher wohl selbst nicht in sich vermutet haben. Doras Gefühle in Bezug auf die Männerwelt spielen weiterhin eine Rolle, doch immer wieder werden diese Emotionen auch in den Hintergrund gedrängt, da andere Sachen Priorität haben. Doch man verliert nie ganz den Bezug dazu, so dass sich dieses Thema durch das komplette Buch zieht, wenn sich auch der Schwerpunkt etwas verändert und auch die Gedanken der Protagonistin dazu.

Autorin Theresia Graw gibt Einblicke in die Zeit zwischen 1939 und 1945 in der Region Ostpreußen, so dass man sich schon vorstellen kann, wie es zu der Zeit dort gewesen sein könnte und wie sich die Lage mit Voranschreiten des Krieges verändert hat. Ich konnte den Geschehnissen durchweg gut folgen und auch wenn es mir zu Beginn zu ruhig war, wurden auch dort die Ereignisse nachvollziehbar geschildert und man kann Dora dabei begleiten, was sie erlebt und wie sie sich entwickelt. Die Entwicklungssprünge, die die Protagonistin dann im Verlauf des Buches macht, waren auf jeden Fall beeindruckend. Sie wird mutig und sehr entschlossen, sie kämpft verbissen für ihre Familie und später auch ums Überleben im Allgemeinen. Die Schrecken des Krieges werden dabei dann auch nicht mehr verschwiegen, aber auch nicht bis ins kleinste Detail ausgeschmückt. Das Grauen ist aber auf unterschiedliche Weise präsent. Durch den personalen Erzähler wird in den Szenen teilweise auch eine gewisse Distanz gewahrt, auch wenn trotzdem deutlich wird, dass es die Charaktere mitnimmt, was sie dort erleben und sehen.
Fazit

Die Phase der Figureneinführung und der ersten Entwicklungen rund um Dora war mir persönlich einfach zu langatmig und ereignisarm. Auch wenn es nicht unwichtig ist, die Charaktere, besonders die Protagonistin, kennen zu lernen, hätte dieser Abschnitt für mich kürzer sein dürfen. Als dann der Krieg immer mehr ins Geschehen eingreift, konnte mich auch die Handlung mehr packen. Es wird bedrückender, die Schrecken der Zeit nehmen mehr Raum ein und viele andere Dinge rücken in den Hintergrund. Es muss eine furchtbare Zeit gewesen sein und man kann nur froh sein, es nicht selbst durchmachen zu müssen. Diese Passagen im Buch empfand ich als spannend und erschütternd gleichermaßen, dort konnte mich die Geschichte auf jeden Fall mitnehmen und erreichen.

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Veröffentlicht am 31.05.2020

teils vorhersehbar, teils überraschend

Promised
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Hollis lebt mit ihrer Familie am Hof von König Jameson und genießt die Vorzüge, die dieses privilegierte Leben mit sich bringt. Auch vorher hat sie mit ihren Eltern nicht schlecht gelebt, denn sie sind ...

Hollis lebt mit ihrer Familie am Hof von König Jameson und genießt die Vorzüge, die dieses privilegierte Leben mit sich bringt. Auch vorher hat sie mit ihren Eltern nicht schlecht gelebt, denn sie sind eine wohlhabende, angesehene Familie mit eigenem Besitz. Doch in der Gunst des Königs zu stehen, schadet natürlich nie. Und die Aufmerksamkeit, die der König ihr schenkt, rückt Hollis immer mehr in den Mittelpunkt des Hoftratsches und bringt sie dem Thron der Königin Stück für Stück näher. Doch diese Position bringt nicht nur schöne Momente mit sich.

Wer sich nicht zu früh was vorwegnehmen lassen möchte, sollte vielleicht den Klappentext lieber nicht lesen und sich auch das Cover nicht so genau ansehen! Es ist echt schade, weil eine Entwicklung im Buch offen gelegt wird, die sich zwar recht früh andeutet, die man aber eben ganz zu Beginn noch nicht kennt. Dadurch ist der Start ins Buch zwar nicht direkt uninteressant, aber man ahnt eben schon, dass es sich vermutlich nicht so entwickeln wird, wie es sich zunächst scheint.

Der Schreibstil von Kiera Cass ist flüssig und lässt sich leicht lesen. Ich war schnell in die Geschichte eingetaucht und konnte der Handlung gut folgen. Man erfährt viel von dem Leben am Hof, Veranstaltungen, Hierarchien, angemessenem Verhalten und all diesen Dingen, die für Hollis im Umgang mit dem König und den anderen Höflingen wichtig sind. Es waren interessante Einblicke in das Leben unter König Jameson. Auch der Vergleich mit den anderen Reichen hat mir gut gefallen. Nach und nach lernt man neben Hollis, die die Geschichte aus der Ich-Perspektive schildert, noch weiter Figuren kennen, die für die Handlung von Bedeutung sind. Einige von ihnen sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen, wer genau das war, möchte ich aus Spoilergründen hier aber nicht verraten. Die Protagonistin begleitet man während der gesamten Geschichte sehr intensiv und bekommt Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt, die immer wieder ein wenig durcheinander gerät. Auf sie kommen einige Herausforderungen zu und gesellschaftliche Erwartungen, die sie versucht zufriedenstellend zu erfüllen. Die meiste Zeit an ihrer Seite ist dabei Delia Grace.
Allerdings hat mich besonders im ersten Abschnitt des Buches die Nutzung des Namens „Delia Grace“ genervt. In jedem zweiten bis vierten Satz steht der Name, vollständig ausgeschrieben. Als Freundin und Zofe ist sie ohne Frage wichtig für Hollis und die Entwicklungen, aber man hätte sie ja auch einfach öfter als Freundin, Zofe oder Ähnliches bezeichnen können. Im Verlauf des Buches wurde das besser, auch weil Delia Grace nicht mehr dauerhaft präsent ist, auch wenn sie durchweg eine wichtige Position einnimmt. Auch das Verhalten von Hollis Freundin hat mich an der einen oder anderen Stelle ein wenig unzufrieden gestimmt. Aber auch die Protagonistin selbst mochte ich nicht in jedem Detail. An sich ist sie eine interessante Person, die in die wohlhabende Gesellschaft hineingeboren wurde, die Gepflogenheiten kennt und trotzdem nicht jeden Aspekt daran mag. Ihre Herangehensweise an einige Sachen ist jedoch etwas speziell und ich habe mich manchmal schon gefragt, wieso sie reagiert, wie sie es tut. Allerdings spielen natürlich auch die Erwartungen der anderen eine Rolle und die Dinge, die ihr in Aussicht gestellt werden, wenn sie sich auf eine bestimmte Weise verhält. Schön fand ich aber, dass auch immer wieder ihr wahrer Charakter durchkommt und sie sich nicht auf jede erdenkliche Art und Weise verbiegen lässt. Manchmal ist sie einfach nur Hollis. Und auch wenn sie ein Stück weit eine Maske trägt, so kann man größtenteils, aus dem Kontext heraus, schon verstehen, wieso sie so handelt. Einige Passagen fand ich dennoch seltsam.
Besonders gern mochte ich die Abschnitte, in denen Hollis nicht unter Zwang und Druck steht, frei handelt und entscheidet und irgendwann auch die Konsequenzen annimmt, die ihr Verhalten eben mit sich bringen könnte.

Ein Teil der Handlung war abzusehen und hat sich immer wieder angedeutet, es gab jedoch auch eine enorme Wendung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe. Dadurch dreht sich die Entwicklung in der Geschichte komplett. Es kam ohne große Ankündigung und plötzlich steht die Welt Kopf, auf eine ganz andere Weise, als sonst. Und dass ich dort so überrascht und teilweise auch geschockt wurde, mochte ich. Ob ich die Wendung an sich so richtig mag, da bin ich aber echt immer noch unschlüssig. Es war ziemlich extrem und heftig und damit irgendwie gut und unerwartet, vielleicht aber auch einfach etwas zu derb. Ich bin auf jeden Fall nun gespannt, wie es weiter gehen wird. Die Karten wurden jetzt noch mal ganz neu gemischt und es gibt verschiedene Wege, auf denen es nun weitergehen könnte.

Das Setting ganz allgemein erinnert schon ein wenig an Selection, aber es gibt kein Auswahlverfahren oder diese Dinge, wie man es aus der anderen Reihe der Autorin kennt.
Fazit

Ein Auftakt, der mich mit gemischten Gefühlen zurück lässt. Auf der einen Seite hat mir der Einblick in das Hofleben und die Verhältnisse in den unterschiedlichen Reichen gut gefallen. Es gibt viele Charaktere, von denen einige richtige fies und andere total interessant oder liebenswert sind. Hollis hat Ecken und Kanten und auch wenn ich nicht jede ihrer Eigenarten und Verhaltensweisen mag, so war sie auf jeden Fall eine Protagonistin mit der es nicht so schnell langweilig wird. Die Wendung im letzten Abschnitt des Buches dreht die gesamte Handlung und öffnet für die Fortsetzung verschiedene Wege. An sich mag ich das, aber die Wendung an sich war schon sehr krass… und ich kann mich einfach nicht entscheiden, ob ich das in der Form gut und angebracht fand.

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Veröffentlicht am 09.02.2020

etwas zäh, aber auch interessant

Die Prinzessinnen von New York - Gossip
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Band 3: meine Rezension kann kleine Spoiler auf die ersten beiden Bücher enthalten!

Diana Holland ist eine junge, aber starke Dame, die sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Als Opfer der überzogenen ...

Band 3: meine Rezension kann kleine Spoiler auf die ersten beiden Bücher enthalten!

Diana Holland ist eine junge, aber starke Dame, die sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Als Opfer der überzogenen Ansprüche und Intrigen der Gesellschaft ihrer Zeit kann sie nicht einfach mit all dem an die Öffentlichkeit gehen, um zu bekommen, was sie sich wünscht und was vor kurzem noch greifbar nah war. Denn ihre Gegner sind mächtig und haben eine wichtige Stellung in der High Society. Und wer würde ihr schon glauben, nachdem sie mit dem Geständnis ihren Ruf ruiniert hätte? Allerdings ist aufgeben auch keine Option und so tauchen wir immer tiefer in den Sumpf aus Liebe, Intrigen, Lügen, Geheimnissen und neuen Gefahren für die Stellung in der Gesellschaft ein.

Im Verlauf der Handlung sind zwar kleine Rückblenden und Zusammenfassungen eingebaut, ich halte Vorwissen aber doch für wichtig und empfehlenswert, damit man die Entwicklungen der Charaktere richtig nachvollziehen kann und auch die Verknüpfung der einzelnen Ereignisse deutlicher werden.

Die meisten der Figuren kennt man bereits aus den ersten beiden Bänden recht gut. Der eine oder andere rückt hier nun mehr in den Vordergrund, andere treten etwas in den Hintergrund, es dreht sich aber nach wie vor um den gleichen Personenkreis in der High Society New Yorks von 1900. In den ersten Büchern ist schon einiges passiert, es wurden Intrigen gesponnen, Gegnerinnen ausgestochen, Deals geschlossen, persönliche Ziele erreicht und Rückschläge eingesteckt. Ganz nach dem Motto geht es auch im dritten Band weiter, denn längst nicht alle haben bekommen, was sie sich wünschen und erhoffen.

Durch den personalen Erzähler kann man die unterschiedlichen Handlungsstränge parallel zueinander verfolgen und an verschiedenen Stellen erleben, was mit den Figuren gerade passiert. Das hat mir gut gefallen, da doch viele verschiedene Dinge passieren und man sonst viel verpassen würde. Von einigen Intrigen und Deals weiß man dadurch zwar, bevor die Figuren es erfahren bzw. bevor sie sich mit den Folgen herumschlagen müssen, das hat in dem Fall für mich die Spannung aber meistens nicht genommen. Teilweise agieren die Charaktere auf mehrere Weisen gegeneinander, ohne dass der Gegenüber davon weiß, so dass man vorher nie sagen kann, welcher Plan dann am Ende gelingen wird.
Die Lage im Jahr 1900 ist natürlich eine andere als zur heutigen Zeit. Die Frauen brauchten eine gute Partie, um in der Gesellschaft einen Namen zu haben und mitmischen zu können. Intrigante Züge allein bringen einen da nicht voran, sie können aber helfen, um den Richtigen zu erpressen, um an sein Ziel zu kommen. Inzwischen sind auch einige Absichten der Charaktere deutlicher zu Tage getreten und auch wenn ich nach wie vor nicht alle richtig einschätzen kann, sind einige nun doch etwas greifbarer und lebendiger geworden. Trotzdem verstecken sich die Figuren auch weiterhin hinter ihren sozialen Stellungen, den Erwartungen und Anforderungen an sie, so dass es bei manchen weiterhin schwer bleibt, sich ein gutes Bild von ihnen zu machen. Nicht alle Charaktere sind sympathisch, besonders Penelope, die ein unerschöpfliches Maß an negativer Energie und neuen Intrigen zu haben scheint, ist einfach ein Biest. Sie sorgt immer wieder für Unruhe und verbaut mehreren Leuten ihren eigentlich erhofften Weg. Sie ist authentisch und man kann sich vorstellen, dass es das wirklich gegeben hat. Manchmal hätte ich aber gern ein bisschen weniger von ihr gehabt.

Der Schreibstil ist angenehm und größtenteils flüssig. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt mit den Charakteren um 1900unterwegs zu sein. Dementsprechend sind einige Ausdrücke etwas ungewöhnlich, aber passend ausgewählt. Der Wechsel zwischen den Höflichkeitsformen und „Du“ hat mich hingegen ab und an etwas irritiert, da es teilweise einen munteren Wechsel gibt. Ab und an wird es vielleicht als Scherz bzw. Überspitzung der Situation eingebaut oder wenn die Charaktere nicht unter sich sind, die Wechsel gibt es jedoch auch, wenn sich an den äußeren Umständen nichts ändert, was ich dann nicht mehr ganz nachvollziehen konnte.
Zu Beginn jedes Kapitels gibt es wieder einen Ausschnitt aus einem Zeitungsartikel, einer Gesellschaftskolumne oder persönliche Nachrichten der Charaktere untereinander. So weiß man immer in etwa worauf sich die nächsten Passagen beziehen. Mir gefiel das wieder ganz gut, wie auch in den anderen Bänden.
Zwischendurch erschien mir die Handlung ein wenig auf der Stelle zu treten, manche Passagen waren mir etwas zu ausgedehnt und langatmig. Es ist so viel Potenzial da, so viel Streitmöglichkeiten, Versöhnungsangebote, aufgewühlte Gefühle und falsche Fährten und doch kam man im Mittelteil des Buches irgendwie kaum voran. Einige der dort geschilderten Entwicklungen waren sicher wichtig für den weiteren Verlauf der Reihe und für das Verständnis der Entwicklung der Figuren, für meinen Geschmack hätte einiges jedoch einfach etwas flotter passieren können. Auch kamen nicht alle Entwicklungen unerwartet, was aber nicht an den Perspektivwechseln, sondern an der Vorhersehbarkeit lag.
Zum Ende der Geschichte wurde es dann jedoch noch mal spannender, so dass ich schon neugierig bin, wie es nun im vierten Band weitergeht und was da noch so zu Tage kommt. Die Hoffnung auf einen nicht so vorwegnehmenden Prolog habe ich inzwischen aufgegeben, nachdem es ihn auch im dritten Buch gab. Es war hier zwar nicht ganz so durchschaubar, wie in den ersten beiden Büchern, ich finde es aber einfach schade da schon wichtige Dinge vorweg genommen zu bekommen, bevor man richtig in die Geschichte einsteigt.
Fazit

Ein interessanter, stellenweise aber auch etwas langatmiger dritter Band, der mich trotzdem neugierig auf den Abschluss der Reihe macht. Die Kombination aus unterschiedlichen Gefühlen, Intrigen, geheimen Absprachen und der abwechslungsreichen Charaktermischung sorgt für Unterhaltung und man kann verschiedene Stränge während des Buches verfolgen. Nicht für jeden läuft es optimal, viele der Entwicklungen bedingen einander, ohne dass die Figuren selbst unbedingt immer davon wissen. Mal sehen was uns im vierten Teil dann noch präsentiert und offenbart wird.

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