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Veröffentlicht am 25.11.2019

Keine Verschnaufpause

Tod und kein Erbarmen
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Kommissar Erik Donner ist nach den Ereignissen aus dem letzten Buch gerade emotional am Tiefpunkt. In einem kleinen Ort im Erzgebirge igelt er sich ein und hofft seinen Kummer mit Alkohol zu betäuben. ...

Kommissar Erik Donner ist nach den Ereignissen aus dem letzten Buch gerade emotional am Tiefpunkt. In einem kleinen Ort im Erzgebirge igelt er sich ein und hofft seinen Kummer mit Alkohol zu betäuben. Ziemlich aufgebracht und ablehnend reagiert er, als eine junge Frau ihn, in einem zehn Jahre zurückliegenden Vermisstenfall, um Hilfe bittet. Am nächsten Morgen ist die junge Frau tot und Erik Donner plötzlich unter Mordverdacht.

Eigentlich hätte man erwartet, dass der Autor seinem Helden nach den traumatischen Erfahrungen erstmal eine kleine Verschnaufpause gönnt, aber weit gefehlt. Statt den Kommissar ausgiebig in seine Trauer versinken zu lassen, schafft er eine Situation, in der er unfreiwillig zum Ermitteln gezwungen wird. Eine Situation, in der es nicht nur um den Beweis der eigenen Unschuld, sondern auch ums nackte Überleben geht. Wenn man es recht bedenkt, genau das, was Erik Donner brauchte um nicht komplett den Verstand zu verlieren. Der Autor weiß letztlich eben am Besten, was seine Hauptfigur braucht.

Dieser Erik Donner ist etwas anders als seine Vorgänger. Schon mit dem Cover des Buches beschreitet der Autor neue Wege. Der Wiedererkennungswert der Serie wird dadurch zwar gemildert, mich stört es aber nicht. Ich finde das Cover sehr stimmig und passend zum Inhalt. Auch vom Stil her ist dieser Donner etwas anders. Während ich die anderen Bücher immer als sehr amerikanisch empfunden habe, ist dieses eher an einen klassischen Krimi angelehnt. Die Story könnte gut als Tatort durchgehen, wobei den traditionellen Zuschauern die Figuren eher etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen dürften. Besonders der schrullige Kommissar Vogel, der mich immer etwas an Inspector Columbo erinnert, bringt das gewisse Etwas in die Story. Genau das ist es auch , womit sich das Buch für mich abhebt von dem, was man derzeit an Krimi und Thrillern in den Regalen der Buchläden findet.

Der aktuelle Erik Donner ist ein Muss für Fans, ein echter Elias Haller, wenn auch mit einigen neuen Ansätzen. Diese neuen Ansätze werden auch zum Schluss nochmal ziemlich deutlich, den der Autor stellt für das nächste Buch eine Entwicklung in Aussicht, die mich persönlich sehr freut und mit Sicherheit für einiges an Zündstoff sorgt. Nach einer Verschnaufspause für Erik Donner sieht es aber ganz und gar nicht aus. Ich kann es kaum erwarten.

Ganz wichtig finde ich hier noch zu sagen, dass man das Buch nicht ohne Vorkenntnisse lesen sollte. Besonders die Ereignisse aus Band sechs sind wichtig, um die Figur Erik Donner und seinen derzeitigen Gemütszustand zu erfassen. Zwar gibt es kurze Hinweise auf die Vorgeschichte, aber es erfolgt kein erklärender Rückblick.

Veröffentlicht am 17.11.2019

So schön

Eine Kiste voller Weihnachten
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Weihnachtsgeschichten gibt es viele. Diese hier spielt im Dezember 1890 in Dreseden. Der Unternehmer Vincent Storch entdeckt bei seinem allabendlichen Rundgang in der Firma, dass wohl eine Lieferung vergessen ...

Weihnachtsgeschichten gibt es viele. Diese hier spielt im Dezember 1890 in Dreseden. Der Unternehmer Vincent Storch entdeckt bei seinem allabendlichen Rundgang in der Firma, dass wohl eine Lieferung vergessen worden ist, eine Kiste voller Dresdner Pappen, Papierfiguren für Weihnachten. Da der Heiligabend kurz bevor steht, entschließt er sich die Lieferung selbst, trotz angekündigtem Schneefall, auszuliefern. Bei der Abfahrt bemerkt er nicht, dass er einen blinden Passagier auf dem Fuhrwerk hat.

Die Geschichte nimmt ihren Lauf und der Leser begleitet die Figuren auf ihrer Fahrt durch die verschneite Landschaft. Die Figuren sind liebevoll gestaltet, die Geschichte kurzweilig erzählt. Der Autor legt viel Wert darauf, dass der nostalgische Charakter im Vordergrund steht. Man könnte meinen, die Geschichte stammt direkt aus der Zeit. Dazu tragen natürlich auch die wundervollen Illustrationen bei, die im Buch zu finden sind. Auf den Bildern kann man schön Details der Geschichte nachspüren.

Generell ist das Büchlein sehr liebevoll gestaltet, Leinenbindung, Lesebändchen, Goldprägung. Das Format ist sehr handlich.

Eine Schöne Geschichte zum vorlesen, selber lesen und natürlich verschenken! Eine winterliche Reise, die den Grundgedanken des Weihnachtsfestes aufgreift, Nächstenliebe, Zusammensein, Besinnlichkeit, Familie!

Veröffentlicht am 11.11.2019

Im Kopf des Mörders

Schonungslos offen
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Ich habe von der Autorin bisher nur ihren Märchenroman "Zauberschön" gelesen und war nun gespannt auf ihre andere, ihre dunkle Seite und dunkel wird es tatsächlich in ihrem aktuellen Krimi.

Das das Schreiben ...

Ich habe von der Autorin bisher nur ihren Märchenroman "Zauberschön" gelesen und war nun gespannt auf ihre andere, ihre dunkle Seite und dunkel wird es tatsächlich in ihrem aktuellen Krimi.

Das das Schreiben langweiliger Berichte ebenfalls zum Alltag einer Kriminalkommissarin gehört, lernt der Leser bereits auf den ersten Seiten. Die Langeweile währt allerdings nicht lange, denn schon gibt es einen Mordfall. Ein junger Mann wird erdrosselt auf einem Grillplatz entdeckt. Vom Täter fehlt jede Spur, die Familie zeigt sich wenig kooperativ und entscheidende Hinweise gibt es keine. Die Suche nach dem Täter verläuft äusserst zäh, als eine junge Frau verschwindet und kurz darauf die Leiche einer weiteren gefunden wird.

Die Autorin schickt ihre Ermittlerin auf eine nervenaufreibende Tätersuche, sie lässt ihren psychopathischen Täter tief in das Privatleben der Kommissarin eingreifen. Gerade bei der Beschreibung des Mörders und seiner Handlungen, wurde mir wieder einmal bewusst, wie dunkel und extrem gerade weibliche Autoren oft ihre Täterfiguren anlegen, es geht hierbei nicht um das reine Blutvergießen, sondern eher um Manipulation, Psychospielchen, Kontrolle und Sadismus. Der Kontrast dazu dann die sympatischen Ermittlerfiguren, mit ihrem speziellen Umgang miteinander. Da stimmt die Balance einfach.

Selbst wenn die Ermittlungen auf der Stelle treten schafft es die Autorin die Spannung aufrecht zu erhalten. Wenn man einmal in der Geschichte drin ist, kann man das Buch kaum zur Seite legen. Die Story ist nachvollziehbar, die Ermittlungsarbeit gut dargestellt. Der Gemütszustand und die Intension des Täters ist gut ausgearbeitet. Das Buch ist definitiv ein Krimi der etwas härteren Gangart, das sollte man sich vor der Lektüre bewusst machen.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Bewegte Leben

Hamburgs starke Frauen
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Heutzutage ist es ja sehr hipp, seine Autobiografie zu schreiben. Dabei ist es anscheinend egal, ob man ein 17jähriger Youttuber ist, ein Z Promi mit diversen Auftritten in Casting/Kuppel/Dschungel -Shows, ...

Heutzutage ist es ja sehr hipp, seine Autobiografie zu schreiben. Dabei ist es anscheinend egal, ob man ein 17jähriger Youttuber ist, ein Z Promi mit diversen Auftritten in Casting/Kuppel/Dschungel -Shows, oder tatsächlich eine gestandene Persönlichkeit mit Geschichte. In früheren Generationen war dieses Phänomen gänzlich unbekannt, möchte man heute etwas über Personen vergangener Jahrhunderte erfahren, ist man angewiesen auf Briefe, persönliche Tagebucheinträge oder Dokumente, sofern diese die oft turbulenten Zeiten überdauert haben. Dann braucht es noch jemanden, der sich die Mühe macht, all diese Informationen zusammenzutragen.

Für dieses Buch hat sich die Autorin auf Spurensuche in Hamburgs Geschichte begeben. Entstanden ist das Porträt von 30 starken Frauen 1645 bis heute. Frauen, die oft ihrer Zeit weit voraus waren. Frauen, deren Namen man oft gar nicht kennt, die einem aber auf wenigen Seiten ins Bewusstsein gebracht werden. Frauen, die einen großen Einfluss auf Kunst, Kultur, Politik, Wirtschaft, Sport und Gesellschaft nicht nur in Hamburg hatten und noch immer haben. Frauen mit einem bewegten Leben, mit Schicksalsschlägen.
Die Bandbreite ist groß und bietet Einblick in die verschiedensten Lebensmodelle und Lebensläufe.

Der Stil der Autorin ist hierbei kurz und prägnant, aber trotzdem persönlich und emotional. Sie versteht es gut wichtige Daten, prägende Lebensereignisse und den Charakter der einzelnen Frauen auf kleinstem Raum zusammenzufassen. Die einzelnen Abschnitte machen Lust auf mehr und durch die detaillierten Quellenangaben am Ende des Abschnitts ermöglichen dem Leser weiterführende Lektüre.

Das Buch verstehe ich ein wenig als Geschichtsunterricht für Hamburger und Hamburgbesucher, es eignet sich durch die kurzen Kapitel gut zum Schmökern nach Bedarf. Ich nenne solche Bücher gern liebevoll - Wartezimmerbuch - weil man es gut in der Handtasche bei sich tragen kann um bei Bedarf kurze Wartezeiten zu überbrücken. Eine starke Idee, die sich gut zum nachahmen eignen würde.

Veröffentlicht am 25.10.2019

Wie ein Märchen sein soll

Zauberschön
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Das Büchlein enthält, was man bei einer Seitenzahl von 180 gar nicht denkt, nur eine einzige Geschichte, allerdings sind dieser Geschichte ganz wunderbare Bilder beigestellt. Mit der Illustratorin Silvia ...

Das Büchlein enthält, was man bei einer Seitenzahl von 180 gar nicht denkt, nur eine einzige Geschichte, allerdings sind dieser Geschichte ganz wunderbare Bilder beigestellt. Mit der Illustratorin Silvia Paparella hat die Autorin einen Glücksgriff getan. Sie schafft es die märchenhafte Geschichte in kindlich naive, detailreiche, bezaubernde Bilder zu fassen, die einen ganz besonderen Stil haben. Generell ist das Buch mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet, ganz im Stil der alten Märchenbücher, wie ich sie von meiner Mutter kenne. Die Sorgfalt mit der das Buch gestaltet wurde ist im Zeitalter von E-Book und Hörbuch durchaus eine Erwähnung wert.

Die Geschichte ist auch vom Inhalt her sehr an klassische Märchen angelegt. Das Königreich Florapis steht vor dem Ruin und einzig die kluge Tochter des Imkers vermag das Land zu retten und bekommt dabei unerwartete Hilfe. Als erwachsener Leser weiß man natürlich, dass am Ende alles gut wird, aus Kindersicht ist der Weg dorthin aber spannend und voller Widrigkeiten.

Natürlich lese ich als Erwachsener das Buch unter einer ganz anderen Prämisse. Ich besitze leider nicht mehr diese kindliche Leichtigkeit und das Buch erschließt sich mir daher auf ganz andere Weise, trotzdem hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen und amüsiert. Als kleinen Kritikpunkt muss ich im Bezug auf das Vorlesen anmerken, dass die einzelnen Kapitel teils etwas lang sind, man muss so, zum abendlichen Vorlesen, eine eigene Aufteilung vornehmen. Aber das sollte den Vergnügen der Geschichte keinen Abbruch tun.

Es war sehr schön für mich wieder einmal in die Welt von Drachen, Prinzen, Gut und Böse einzutauchen und zwar in Form dieses sehr klassischen Marchenromans und nicht in dieser modernen Form, wie sie derzeit bei Erwachsenen einen großen Hype erlebt. Mein Dank an die Autorin für diese zauberschöne Erfahrung!